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"Arbeit ist das halbe Leben"- hätte ich doch die andere Hälfte gewählt...

One-Shots zu den unterschiedlichen Berufe-Generatoren
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Ron Weasley als Kartenleger im TV

Wieso hatte er sich nur auf den Blödsinn eingelassen...

Diese Frage stellte sich Ron Weasley immer wieder, während er angestrengt auf die Karten seines alten Pilze-Quartetts starrte, welche er soeben in einer völlig willkürlichen Reihenfolge vor sich auf dem Tisch ausgebreitet hatte.

Es war Rons erster Auftritt als hellsichtiges Medium bei einem dieser vielen drittklassigen Astrologie-Sender, die ihr Geld hauptsächlich mit der Leichtgläubigkeit mancher Menschen verdienten. Und würde er nicht gerade dringend, und damit meine ich wirklich dringend, Geld brauchen, hätte er nie in dieses ominöse Jobangebot eingewilligt.

Er saß in einem stickigen, kleinen Fernseh-Studio irgendwo am Stadtrand. Vor ihm stand ein gelangweilter Kameramann, dessen Hauptbeschäftigung darin bestand, nicht auf der Stelle einzuschlafen. Im hinteren Bereich des Studios war eine Papierwand aufgebaut, die in verschiedenen Violett- und Blautönen angestrahlt wurde. Ron saß direkt vor der Papierwand auf einem wackeligen, unbequemen Holzhocker an einem alten Plastik-Gartentisch, auf dem eine bordeauxfarbene Samtdecke augebreitet war, die hie und da ein paar Zigaretten-Brandlöcher aufwies. Auf dem Tisch befanden sich neben seinen eben blindlings hin geklatschten Pilz-Quartett-Karten noch ein paar lustlos hingeworfene bunt-bemalte, magische Kieselsteine und eine kitschige Kristallkugel, die sich bei genauerer Betrachtung als riesiger Flummi entpuppte.

„Nun?“, krächzte die Anruferin auf der Studioleitung ungeduldige in sein Ohr.

Sie wollte von Ron einen Karma-Rundumblick. Ron hatte nicht die leiseste Ahnung, was ein Karma-Rundumblick war und so wie er den Laden hier einschätzte, hätte es ihm von seinen neuen Kollegen bestimmt auch keiner erklären können. Aber Ron wusste, dass er bald mal etwas sagen musste, um die Anruferin bei Laune zu halten.

Der Kameramann fokussierte ihn unangenehm, sodass Rons puterroter Kopf nun fast den kompletten Bildschirm der Zuschauer einnahm. Ron wurde in diesem schäbigen kleinen Studio immer heißer, während er fieberhaft nach Worten suchte.

„Wenn du keine Ahnung hast, fang einfach an irgendwas zu labern, die Anrufer suchen sich dann schon selbst eine für sie richtige Interpretation.“ Diese weisen Worte hatte der Chef des Senders Ron, kurz vor seinem ersten Auftritt mit auf den Weg gegeben.

„Äh...“ setzte Ron an und ließ seinen Blick noch einmal verzweifelt über das vor ihm ausgebreitete Kartendeck mit den verschiedenen Pilzarten schweifen.

„Ja?“, fragte die Anruferin fordernd.

„Äh... also...“, Rons Blick blieb plötzlich an einer Karte hängen, auf der ein leuchtend roter Fliegenpilz abgebildet war. Nicht zum Verzehr geeignet!, stand darunter.

Ron stotterte: „Äh...nun...sie sollten... nicht alles essen...“

„Ich soll also besser auf meine Ernährung achten?“ krakeelte die Anruferin.

„Ja...auch und ähm, also auch nicht essen, obwohl es... äh vielleicht auf den ersten Blick... schön anzusehen ist...“ stammelte Ron weiter.

„Also sie meinen, ich sollte mich nicht von der äußeren Erscheinung täuschen lassen? Also sie meinen auch, bei Personen und so? So vom ersten Eindruck her?“, ereiferte sich die Anruferin sofort.

„Ja...Ja, genau!“, sagte Ron hastig. „Denn sonst kann man sich vergiften...“, murmelte er und legte langsam eine weitere Karte des Pilze-Quartetts auf dem Tisch vor ihm ab. Die Karte zeigte einen Steinpilz.

Ron hörte wie die Anruferin am Telefon erschrocken einatmete, bevor sie übertrieben dramatisch fragte: „Sie wollen damit also sagen, dass der Umgang mit den falschen Personen mein Karma vergiften würde?!“

„Richtig...genau das... wollte ich damit sagen...“, antwortete Ron kleinlaut, während er sich die soeben abgelegte Steinpilz-Karte genauer ansah.

Verwechslungsgefahr mit dem ungenießbaren Gallenröhrling!, war dort zu lesen.

Ron, der immer noch keinen blassen Schimmer hatte, worauf das hier hinauslaufen sollte, quasselte einfach weiter: „Ja, und es ist wichtig, gute Menschen nicht... also nicht mit schlechten Menschen... äh zu... zu verwechseln, genau..., denn...“

Doch die Anruferin fiel ihm gleich ins Wort: „Da sagen sie was Wahres! Ich bin schon so oft auf die falschen Menschen hereingefallen; kein Wunder, dass sich meine Chakren-Energien in einem völligen Chaos befinden! Ich merke das jeden Tag, wenn ich ...“

Ron blendete das aufgeregte Gebrabbel der Anruferin fast völlig aus, als er plötzlich eine Kreuz-Sieben aus seinem Pilz-Deck zog. Wie war die denn da rein gekommen?

„Sieben...?“ murmelte Ron geistesabwesend, als die Anruferin daraufhin plötzlich ihren unablässigen Redefluss stoppte und aufgeregt fragte: „Sieben? Ich bin im Juli geboren. Hat das etwas zu bedeuten? Ist das etwa ein Zeichen, dass ich im siebten Monat des Jahres geboren wurde?!“

Ron verdrehte innerlich die Augen, als ihm klar wurde, wie wenig manche Leute doch ihren gesunden Menschenverstand benutzten. Hätte er doch einfach nur die Klappe gehalten und die Alte reden lassen. Jetzt musste er sich wieder etwas einfallen lassen.

„Äh, ja... die Karten haben mir gesagt, dass die Sieben für sie eine... äh... wichtige Zahl in ihrem Leben ist...“, brabbelte Ron vor sich hin und überlegte fieberhaft, was er noch sagen könnte.

Doch dankbarer Weise nahm ihm die Anruferin diese schwere Aufgabe gleich darauf ab, indem sie sofort ganz aufgeregt los krakeelte: „Ich habe letzten Monat einen Mann kennengelernt, der mir erzählt hat, dass er das siebte von acht Kindern ist. Ist er der Richtige? Also bedeutet das, dass er meine große Liebe sein wird? Und dabei dachte ich, er hätte gar kein Interesse an mir, denn...“.

Die Anruferin schwatzte ganz aufgeregt weiter. Sie war dabei so aus dem Häuschen, dass sie in einer Lautstärke in den Hörer brüllte, dass Ron kurz die Ohren klingelten.

„Alles ist möglich... die Karten lügen nicht...“, presste Ron mit zusammengepressten Zähnen hervor und spürte mit Erleichterung, wie das klingelnde Geräusche langsam wieder nachließ.

„Das sind ja wundervolle Nachrichten, hellsichtiges Medium Albion Valayar!“, frohlockte die Anruferin, die zum Glück nicht wusste, dass Rons Künstlername als kartenlegendes, hellsichtiges Medium, einfach nur sein Nickname bei World of Warcraft war.

„Ja, dann... wünsche ich ihnen noch alles Gute... und so...ne.“, sagte Ron und packte seine Karten wieder zusammen, sichtlich erleichtert, dass er die Anruferin zufrieden stellen konnte.

„Ja, ihnen auch alles Gute, liebes Medium und vielen, vielen Da-!!!“, kreischte die Anruferin noch fröhlich in Rons Ohr, bevor der Studioredakteur die Leitung unterbrach.

Ron holte einmal tief Luft.

„Endlich ist es vorbei...“, dachte er glücklich, als ein Klingeln im Studio bereits den nächsten Anrufer ankündigte...

Und Ron sich erneut fragte: Wieso hatte er sich nur auf den Blödsinn eingelassen...

Snape als Kundenberater im Call-Center

„Willkommen bei der Mobil.net-GmbH – mit uns sind sie immer richtig verbunden. Mein Name ist Severus Snape, was kann ich für sie tun?“, las Snape monoton die Begrüßungsformel der Telefon- und Internetgesellschaft für die er arbeitete vom Computerbildschirm vor ihm ab als er den Anruf eines Kunden entgegennahm.

„Ich habe Probleme mit meinem Router.“

„Wenn sie mir bitte zuerst ihr Kundenpasswort nennen...“, schnarrte Snape.

„Es ist etwas komplizierter, daher werde ich es buchstabieren, ja?“

„Von mir aus...“, seufzte Snape bereits darauf gefasst, wieder irgendeinen dusseligen Haustiernamen+123 zu hören.

„Also hören sie“, meldete sich der Kunde wieder, „D.“

„Ja“, bestätigt Snape knapp und drückte das D auf seiner Computertastatur.

„U.“

„Ja.“

„B.“

„Ja.“

Und sofort. Snape tippte einen Buchstaben nach dem anderen, welche der Anrufer am anderen Ende der Leitung ihm diktierte. Als der Kunde den letzten Buchstaben seines Kundenpassworts genannt hatte, hob Snape den Kopf, um auf den Bildschirm vor sich zu blicken. Dort stand nun im Eingabefeld für das Kundenpasswort: DUBISTBLOED.

Snape brauchte einen kurzen Moment bis er verstand was dort wirklich stand – du bist bloed.

Snapes Augenbrauen zogen sich zusammen und eine kleine Ader an seiner Stirn begann bedrohlich zu pochen.

„Wahnsinnig witzig, ihr kleinen Mistkäfer!“, fauchte Snape und unterbrach mittels eines Tastendrucks seiner Computertastatur die Verbindung zu dem bereits in schallendes Gelächter ausgebrochenen Anrufer.

Snape war dämliche Scherzanrufe gewohnt. Während der letzten zwei Jahre, die er bereits in diesem Call-Center als Kundenberater arbeitete, hatte er fast täglich mit solchen Scherzkeksen zu tun. Allerdings war es Snape nahezu egal, ob er nun einen dieser Witzbolde oder einen Kunden mit einem tatsächlichen Problem am Telefon hatte. Beide würden ihm furchtbar auf die Nerven gehen. Jedoch konnte er die Scherzanrufer sofort wegdrücken, bei den Kunden hingegen gestaltete es sich etwas schwieriger diese schnellstmöglich wieder abzuwimmeln.

Eine Zeit lang war Snape ganz gut mit der Methode gefahren, dass die Telefonverbindung zwischen ihm und dem Kunden zufällig unterbrochen wurde. Allerdings hatte dies letztlich dazu geführt, dass der Chef des Call-Centers vor ein paar Monaten Snapes Head-Set und Anschluss hatte überprüfen lassen, weil dort die Störungsrate der Telefonverbindungen um satte 800 % höher war als bei den restlichen Mitarbeitern des Call-Centers. Dass die Überprüfung selbstverständlich ins Leere verlief, quittierte Snape nur mit einem Schulterzucken und einem daher gestammelten: „Na, sowas.“

Um jedoch nicht weiter aufzufallen, musste Snape auf Plan B zurückgreifen.

Dieser bestand schlicht und einfach darin, die Kunden so schnell wie möglich an andere Stellen abzuschieben. So stellte Snape die Kunden bereits wegen der geringsten Kleinigkeit an die Technik, die Information oder sogar die Rechtsabteilung weiter. Und für den Fall, dass Snape keine dieser Institutionen zur Verfügung stand, vertröstete er den Kunden mit einem „Oh – da muss ich schnell meinen Kollegen fragen, bitte bleiben sie kurz dran“. Natürlich musste Snape nicht wirklich einen Kollegen fragen. Niemals. Stattdessen nahm er sich sein Buch zur Hand, schrieb ein paar Nachrichten auf dem Smartphone, schaute lustige Youtube-Videos oder googlete seinen Namen. Dies tat Snape so lange, bis er sich sicher sein konnte, dass der Kunde am anderen Ende der Leitung endgültig die Geduld verloren und aufgelegt hatte.

Heute hatte Snape diesen Trick bereits dreimal anwenden müssen. Wie anstrengend dieser Beruf doch war!

Snape sah seufzend auf die Zeitanzeige im unteren Eck seines Computers – 17:32 Uhr.

Nur noch eine knappe halbe Stunde, bis er den Laden endlich verlassen konnte und erst am Montag wieder kommen musste.

In den Kopfhörern seines Head-Sets ertönte eine kurze Melodie, welche ihm den nächsten Anrufer ankündigte.

„Willkommen bei der Mobil.net-GmbH – mit uns sind sie immer richtig verbunden. Mein Name ist Severus Snape, was kann ich für sie tun?“, spulte Snape die Begrüßungsformel erneut ab.

„Hallo, hier ist Lasmiranda Densivilla.“, meldete sich die Anruferin.

„Lasmiranda Densivilla...?“, wiederholte Snape innerlich. Irgend etwas an diesem Namen störte ihn. Er hatte ihn schon einmal gehört. Doch wo? Genau! Bei dieser unflätigen Zeichentrickserie mit diesen seltsamen gelben Gestalten! Lasmiranda Densivillia... das klang doch wie... Lass mich ran da, denn sie will ja!

„Ihr miesen kleinen Kotzkrücken schon wieder!“, zischte Snape erbost und unterbrach sofort die Verbindung.

Während Snape sich anschließend genervt das Head-Set vom Kopf riss, um kurz seine pochenden Schläfen zu massieren, starrte irgendwo in einer Kleinstadt in Deutschland Lasmiranda María Densivilla Hernández empört ihren Telefonhörer an und beschloss umgehend ihren Internetanbieter zu wechseln.

Nachdem Snape sich wieder beruhigt hatte, indem er an seinen nahenden Feierabend dachte, war schon der nächste Anrufer in der Leitung.

Noch bevor Snape die übliche Begrüßungsformel herunterleiern konnte, rief der Anrufer bereits übertrieben fröhlich mit krächzender Stimme: „Hier ist Albus! Severus bist du's?“

Snape verdrehte die Augen. Der hatte ihm gerade noch gefehlt. Albus rief hier so gut wie täglich an, manchmal sogar mehrmals am Tag. Aber nicht, weil Albus ständig irgendwelche Probleme mit der Internetverbindung o.ä. hatte – Snape war sich nicht einmal sicher, ob Albus überhaupt etwas mit solchen Sachen anfangen konnte, Snape bezweifelte sogar, dass zu Albus Geburt bereits das Telefon erfunden war – nein, Albus rief hier an, weil er sich langweilte.

So lies Albus sich oftmals sämtliche Angebote der Mobil.net-GmbH vorlesen, ohne nur ansatzweise in Erwägung zu ziehen jemals auf eines davon einzugehen. Er lies sich die Installation eines Internet-Routers erklären, den er gar nicht besaß oder stellte Fragen über diese flachen Kästen, welche die Kids ständig bei sich hatten.

Und aus irgendeinem unerfindlichen Grund war Snape dafür sein liebstes Opfer.

Zu Beginn hatte Snape Albus noch mit den oben angeführten Mitteln versucht loszuwerden. Jedoch war Albus der hartnäckigste Mensch, dem Snape jemals begegnet war. Denn Albus besaß etwas, das den meisten Menschen im jungen und mittleren Altern an allen Ecke und Enden fehlte – jede Menge Zeit.

Wurde die Telefonverbindung zufällig wieder unterbrochen, rief Albus erneut an. Stellte Snape Albus an andere Mitarbeiter weiter, stellten diese ihn früher oder später (meist früher) wieder an Snape zurück. Setzte er Albus zurück in die Warteschleife, weil er kurz einen Kollegen fragen musste, blieb Albus dran – immer – egal wie lange es dauerte.

Nach einer Weile resignierte Snape und sah ein, dass es leichter war sich Albus Gebrabbel einfach anzuhören und ab und zu mit einem ahja, mhmh oder tatsächlich? zu quittieren.

So blieb Snape auch heute nichts anderes übrig, als Albus unendlichen Redefluss im Ohr zu ertragen, während er geistesabwesend auf den Computermonitor starrte und hoffte, die Erde möge doch bitte schnellstmöglich von einem möglichst großen Meteor getroffen werden.

Bis ihn plötzlich das Klingeln seines Handys aus seiner geistigen Lethargie riss.

Es war Snapes Wecker, der ihm Punkt 18:00 Uhr auf dem Display seines Smartphones seinen Dienstschluss mit folgendem Text ankündigte:

凸(¬‿¬)凸 so long f***s!

Ein kleines Lächeln breitete sich auf Snapes Lippen aus. Er rief noch ein kurzes „Tschüss Albus“ in den Hörer bevor er das Head-Set vom Kopf nahm, eilig seine Sachen zusammenpackte und als erster das Büro verließ.

 



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