When Hate turns into Love von Vaidurya ================================================================================ Kapitel 3: Rettung in der Nacht ------------------------------- Unsanft wurde ich vom Pferd gehoben. Die Lichter aus der Ferne stellten sich als Lagerfeuer heraus, welche die Wege zwischen den vielen Zelten erleuchteten. Beruna war ein riesiges Lager am Ufer eines grossen Flusses. Trotz der späten Stunde herrschte immer noch reges Treiben. Wir ritten an Schmieden vorbei, die auf rotglühende Schwerter einhämmerten und sie dann mit einem lauten zischen in Kessel mit kaltem Wasser tauchten. Um die vielen Feuer standen Männer welche miteinander lachten, tranken und die Gemeinschaft genossen. In der Ferne konnte ich Wachposten entdecken und zu meiner Linken entdeckte ich eine Art Stall und einen Junge, nicht viel älter als ich, welcher die Tränke füllte und den Pferden Heu gab. Wir hatten vor einem grossen Zelt in der Mitte des Lagers angehalten. Das Zelt unterschied sich nicht nur durch seine Grösse, sondern auch durch die beiden Wachposten welche rechts und links des Eingangs postiert waren. Der Zelteingang wurde zur Seite geschoben und ein Mann mit dunklen Locken und einem Bart trat heraus. Er trug ebenfalls eine Rüstung und der Reiter, der mich hergebracht hatte, senkte seinen Kopf. „Ich hoffe sie haben einen guten Grund mich um diese späte Stunde zu stören, Morrell.“ Er sprach mit demselben Akzent wie die anderen Soldaten, aber in seiner Stimme schwang eine Kälte mit die mich erschaudern liess. Morrell hob seinen Kopf. „Wir haben sie an der Mündung in den Grossen Fluss südlich des Laternendickichts gefunden,“ meinte er hastig, „Wir dachten sie sei eine von seinen Anhängern, doch unterdessen glaube ich, dass es sich um ein verirrtes Mädchen ist. Doch ich wollte, dass sie selbst, General Glozelle, sich versichern können.“ General Glozelle musterte mich eindringlich. Ich versuchte vergeblich seinem Blick standzuhalten, was mir misslang und ich betrachtete stadtessen meine Schuhe. „Sag mir Mädchen, was hattest du im Laternendickicht zu suchen?“ Er war einen Schritt nähergetreten und ich hob meinen Kopf. „Wo?“, fragte ich verwirrt. Seine Augen verengten sich und er kam mir jetzt ganz nahe. „Ich habe keine Lust auf irgendwelche Spielchen eines kleinen Mädchens. Ich frage dich noch einmal, was hattest du in dem Laternendickicht zu suchen?“, stiess er zwischen zusammengepressten Zähnen hervor. Ich musste ihm antworten. Aber was? Dass ich durch ein magisches Portal dorthin gelangt war und ich keine Ahnung hatte wo ich war? Sie würden mich für verrückt erklären und wegsperren und ich würde für immer in diesem Land gefangen sein. Nein, ich wollte zurück, um jeden Preis. „Ich hatte mich verlaufen. Ich wollte im Wald Beeren sammeln und plötzlich wusste ich nicht mehr wo ich war. Als es dunkel wurde, sah ich auf einmal dieses Licht zwischen den Bäumen und dann hörte ich das Plätschern des Baches. Ich dachte ich könnte ihm vielleicht folgen und fände so wieder nach Hause“, erzählte ich mit zitternder Stimme. Um meine Geschichte noch glaubwürdiger erscheinen zu lassen, drückte ich zwei grosse Tränen hervor. Das Gesicht des Generals entfernte sich und er lächelte plötzlich. Aber es war kein freundliches Lächeln, eher ein fieses Grinsen. „Sperrt sie ein. Die Königin wird sich über eine neue Zofe sicherlich freuen.“ Er gab mit der Hand einen Wink und sofort wurde ich von zwei Soldaten gepackt und fortgeschleift. Ich schrie und wehrte mich aber es half nichts. Die beiden Männer waren zu stark. Ich wurde zu einem Zelt im hinteren Teil des Lagers gebracht. In dem Zelt roch es muffig und es war dunkel. Ich hörte das Klimpern von Schlüsseln und dann wurde ich in einen engen Raum gestossen. Hinter mir schlug die Tür zu und ich hörte das Klicken des Schlosses als es sich schloss. Langsam gewöhnten sich meine Augen an die Dunkelheit und ich stellte fest, dass mein Gefängnis eine grosse Kiste von vielleicht vier Quadratmetern war. Ich rüttelte vergeblich an Gitterstäben aber sie gaben nicht nach. Auch hämmerte ich gegen die Wände, welche aus Holz bestanden, aber am Ende schmerzten nur meine Knöchel. Ich liess mich an der Wand heruntergleiten und vergrub meinen Kopf zwischen meinen Armen. Denk nach Grace, denk nach. Wie kommst du am schnellsten aus dieser Kiste wieder heraus? Doch so sehr ich mich auch bemühte, mir wollte nichts Gescheites einfallen. Meine einzige Hoffnung war es, dass ich mich am nächsten Morgen, wenn sie mich abholten, irgendwie befreien konnte und fliehen. Eine kleine Stimme in meinem Kopf fragte spöttisch: Und dann? Was machst du dann? Du kennst dich nicht aus, kannst nicht Feind von Freund unterscheiden und weisst nicht wohin du gehen sollst. Aber ich verbannte die Stimme und langsam merkte ich wie die Müdigkeit in mir hochkroch. Du solltest ein wenig schlafen, sagte ich mir selber, morgen musst du ausgeruht sein. So rollte ich mich auf dem harten Boden zusammen und als ich eine einigermassen bequeme Position gefunden hatte, schloss ich meine Augen und schlief sofort ein. Ich wusste nicht wie lange ich geschlafen hatte noch was genau mich aus dem Schlaf gerissen hatte. Im Zelt war es immer noch stockdunkel, woraus ich schloss, dass die Sonne noch nicht aufgegangen war. Doch weshalb war ich aufgewacht? Dann hörte ich ein Geräusch, dass sich anhörte wie das Klappern von Hufen und Metall das auf Metall aufschlug. Dann war alles wieder still. Ich lauschte angestrengt, aber es blieb still. Ich wollte mich schon wieder hinlegen, wahrscheinlich war ich noch im Halbschlaf und hatte geträumt, als ich plötzlich wieder dieses Hufgeklapper vernahm und Stimmen. Sie kamen schnell näher und blieben vor dem Zelt stehen. „Mein Prinz, wir müssen verschwinden. Ich weiss nicht wie lange es dauert bis sich dieser Telmarer von meinem Schlag erholt hat“, flüsterte eine der beiden Stimmen. Mir fiel sofort der fehlende Akzent auf. Waren dies die Anhänger dieses Kaspians? „Aber sie halten ein Mädchen hier drin gefangen. Ich habe zwei Soldaten darüber sprechen hören. Sie haben sie südlich des Laternendickichts geschnappt. Ich bin mir sicher, dass sie aus Ihrer Welt ist.“ Zu meiner Verwunderung sprach die zweite Stimme mit demselben Akzent wie Glozelle und die Anderen. „Dann tun sie, was sie tun müssen, mein Prinz. Ich halte ihnen den Rücken frei.“ „Danke Glenstorm.“ Der Vorhang vor dem Zelt wurde beiseitegeschoben und für einen Augenblick konnte ich die Umrisse eines jungen Mannes erkennen. Dann schloss sich der Vorhang wieder und ich vernahm nur die leisen Schritte, die sich schnell meinem Käfig näherten. „Habe keine Angst. Ich will dir nichts tun. Sei leise, ich werde das Schloss deines Käfigs aufbrechen und dann müssen wir schnell weg von hier. Glenstorm wird uns dann zurück zum Versteck bringen. Dort werde ich dir alles erklären.“ Der Mann sprach schnell und leise und noch während er sprach klickte das Schloss und die Tür schwang auf. Ich spürte eine Hand die nach meiner griff und mich auf die Beine zog. Dann führte er mich nach draussen wo mir ein leiser Aufschrei entwich, der jedoch durch die Hand des Fremden erstickt wurde. „Habe keine Angst. Glenstorm tut dir nichts. Bitte, du musst mir vertrauen, wir dürfen keine Zeit mehr verlieren.“ Dann half er mir auf den Rücken des Wesens welches einen Körper halb Mensch halb Pferd hatte und schwang sich hinter mir auf den Zentauren. Glenstorm galoppierte sofort los und hätte mich der Mann hinter mir nicht festgehalten, wäre ich wohl vom Pferderücken gefallen. So hielt er mich nun an meiner Taille fest und sorgte dafür, dass ich oben blieb. Das erste Mal seit ich nach Beruna gebracht wurde, konnte ich wieder richtig durchatmen. Auch wenn mein Retter mir fremd war, fühlte ich mich seltsam geborgen in seinen Armen und ich liess meinen Kopf gegen seine Schulter fallen. Ich hörte nur noch wie er sagte: „Ruh dich aus, du bist in Sicherheit.“ Dann fielen mir erneut meine Augen zu. Als ich das nächste Mal meine Augen aufschlug, wusste ich nicht wo ich mich befand. Ich lag in einem Bett und mehrere Decken hielten mich warm. Ich sah, dass meine Schuluniform ordentlich zusammengefaltet auf einem Schemel lag. Ich selbst trug eine Art Nachthemd. Die Wände bestanden aus Stein und zwei Fackeln spendeten warmes Licht. Langsam setzte ich mich auf und sah mich nun genauer in der kleinen Höhle um. Mein Bett bestand aus vielen Decken und Fellen welche übereinandergelegt wurden und ganz bequem waren. Sonst war da nur noch ein zweiter Schemel. Gegenüber von meinem Bett entdeckte ich einen Vorhang, welcher wohl als Tür diente. In diesem Augenblick schob sich der Vorhang beiseite und ein junger Mann, von etwa zwanzig Jahren, trat herein. Seine dunklen Haare fielen ihm wild auf die Schulter. Er war vielleicht 1,70m gross. Er trug ein schlichtes Hemd und weite Hosen welche in hohen Stiefeln steckten. An seinem Gurt war ein Dolch befestigt. Alles in allem war er sehr gut aussehend. Doch er wirkte müde und dunkle Ringe zierten sein Gesicht. Als er mich erblickte hellte sich sein Gesicht ein wenig auf und er schenkte mir ein kleines Lächeln. Ich errötete leicht, was man zum Glück im Licht der Fackeln nicht erkennen konnte. Der Fremde nahm sich der zweite Schemel und liess sich neben meinem Bett nieder. „Du bist wach“, stellte er fest. Ich musterte ihn vorsichtig und wusste nicht genau was ich darauf antworten sollte. „Oh natürlich. Wie unhöflich von mir. Ich habe mich noch gar nicht vorgestellt. Mein Name ist Kaspian X“, sagte er verlegen und ich musste lächeln. „Freut mich. Ich heisse Grace Ripley.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)