When Hate turns into Love von Vaidurya ================================================================================ Kapitel 8: Wiedersehen und Gespräche ------------------------------------ Ich rannte. Rannte zurück in die Höhle und direkt in mein Zimmer. Dort setzte ich mich auf mein Bett und versuchte meine Atmung zu regulieren. Ich konnte mir meine Reaktion selber nicht erklären, aber beim Anblick der sich nähernden Pevensies, war mein einziger Gedanken gewesen weit weg zu laufen. Das hatte ich getan. Jetzt versuchte ich mich selber zu beruhigen und langsam verflog die Panik. Ich stand auf und atmete tief ein und aus. Also, sagte ich zu mir selbst, du gehst jetzt da raus und trittst ihnen entgegen. Sie werden dir nichts tun und du bist nicht mehr die die du noch vor einigen Tagen gewesen warst. Ich wollte schon mein Zimmer verlassen, als ich bemerkte, dass ich immer noch mein Nachthemd trug. Ich zog es aus und entschied mich für ein himmelblaues Kleid, welches meine Taille betonte und bis auf den Boden fiel. Der Saum der Ärmel war mit feiner goldener Spitze verziert und um die Taille band ich mir ein ebenfalls goldenes Band, dass ich auf dem Rücken zu einer Schleife band. Ich flocht mir zwei kleine Zöpfe und befestigte sie mit einer Haarnadel am Hinterkopf. Leider gab es hier keine Spiegel aber ich dachte, dass ich bereit war. Als ich in die grosse Höhle trat, gingen alle schon wieder ihrer Arbeit nach. Von Kaspian und den Pevensies keine Spur. „Grace, du liebe Zeit, da bist du ja“, rief ein atemloser Trüffeljäger. Er lief so schnell es ihm seine kleinen Beine gestatteten auf mich zu. „Der Prinz hat nach dir gesucht, er will dir jemanden vorstellen.“ Die Augen des Dachses glänzten und ich konnte mir vorstellen wie aufgeregt er war. „Vielen Dank. Wo ist er?“, fragte ich. Der Dachs zeigte mit seiner Pfote in Richtung Aslans Höhle. Ich nickte ihm zu und lief dann schnell auf den Tunnel zu. Mit jedem Schritt den ich tat, wurde mir unwohler zu Mute und am liebsten wäre ich wieder umgedreht. Aber so zwang ich mich weiter und trat schliesslich aus dem Tunnel. Sie hatten mir alle den Rücken zugewandt. Ich stellte fest, dass auch sie ihre Schuluniformen abgelegt hatte und stattdessen narnianische Gewänder trugen. Lucy stand ganz vorne, eine Hand auf den Steinernen Tisch gelegt. Ihre Schwester stand dicht hinter ihr und berührte ihre Schulter. Ich sah Kaspian wie er und Peter nur wenige Meter von den Mädchen standen. Der Pevensie blickte gedankenverloren in das Steinerne Antlitz Aslans. Edmund stand abseits und hatte seine Hände hinter dem Rücken verschränkt. Alle wirkten sie so anders als ich sie in Erinnerung hatte. Sie waren älter, reifer. Narnia hatte sie wieder zu denen gemacht, welche sie waren bevor sie zurückgekehrt waren. Ich atmete ein letztes Mal tief durch, dann erhob ich meine Stimme. „Kaspian“, sagte ich mit einer Klarheit, die mich selber überraschte. Der Angesprochene wandte sich zu mir um und seine Mundwinkel schossen nach oben. Ich bemerkte die verwunderten Blicke der Pevensies. Er lief zu mir und wollte etwas sagen, als ihm jemand zuvorkam. „Ripley?!“ Alle Augen blickten Edmund an. Ich erstarrte. Meine Selbstsicherheit die ich durch die Ereignisse der letzten Tage aufgebaut hatte stürzte beim Klang dieser Stimme zusammen. Ich war wieder das Mädchen ohne Freunde, welches am Bahnhof über den Koffer fiel und sich am liebsten wünschte nie mehr an diesen schrecklichen Ort zurückzukehren. Nie mehr ihn zu sehen, seine Stimme zu hören, seine Erniedrigungen über mich ergehen lassen. Trotz der Überraschung war da immer noch dieser leichte Spott zu hören. Ich riss mich zusammen und drehte mich zu ihm und zwang mich in seine Augen zu sehen. „Hallo Edmund“, begrüsste ich ihn. Kaspian sah verwirrt zwischen uns hin und her und auch die anderen Pevensies schienen einen Moment lang nicht zu verstehen, was da vor sich ging. „Ihr kennt euch?“, brach Kaspian das unangenehme Schweigen. „In der anderen Welt besuchen wir die gleiche Schule“, seufzte ich als niemand ihm antwortete. Das erste Mal meldete sich Peter zu Wort. „Grace Ripley. Natürlich, du bist Pauls Schwester. Verzeih mir, dass ich dich nicht sofort wiedererkannt hatte. Jedoch sind wir alle sehr überrascht dich hier zu treffen. Du wirst es uns später erzählen müssen, wie es sich zugetragen hatte. Ich möchte hier anmerken, wie sehr es mich freut dich hier willkommen zu heissen. Ich bin Hoch.... Ich bin Peter“, verbesserte er sich nach einem genervten Blick seines Bruders. Ich war ganz überrumpelt und wusste nicht was ich ihm antworten sollte. „Danke Peter“, antwortete ich ihm. Da kam Lucy auf mich zu und umarmte mich überschwänglich. Ich brauchte einen Moment, bis ich die Umarmung erwiderte. „Ich freue mich so dich kennenzulernen, Grace. Ich heisse Lucy“, rief sie freudig und ein Lächeln stahl sich auf meine Lippen. Das Volk musste sie verehrt haben. Kaspian wollte die Geschwister noch durch das Versteck führen und ihnen anschliessend ihre Unterkünfte zeigen. Ich verabschiedete mich um Elphas beim Kochen zu helfen. Es musste bald Mittag sein. Ich schälte Kartoffeln und zerstückelte sie um sie dann in den Gemüseeintopf zu werfen. Elphas sprach ununterbrochen von den Neuankömmlingen und ich stimmte ihr hin und wieder zu, aber eigentlich war ich ganz in meine eigenen Gedanken versunken. Kaspian kam und fragte mich, ob ich denn nicht bei ihm und den Pevensies essen wollte. Dann könnte ich auch meine Geschichte erzählen. „Kannst denn nicht du ihnen erzählen was sich zugetragen hat? Ich fühle mich nicht gut und möchte ein wenig schlafen gehen“, bat ich ihn und als er mich ansah verstand er und nickte. Er versprach später vorbeizuschauen und ging. Ich begab mich zu meiner Höhle und entschied mich, dass es wirklich keine schlechte Idee wäre ein wenig zu schlafen. Ich legte mich ins Bett ohne mir die Mühe zu machen das Gewand auszuziehen. Erst als ich in dem weichen Bett lag, merkte ich wie müde ich doch war. Als ich aufwachte hörte ich gedämpfte Stimmen neben mir. Ich schlug meine Augen auf und blickte in die Gesichter von Lucy und Kaspian. Letzterer kniete sich hin und hielt seine Hand an meine Stirn. „Geht es dir gut Grace? Ich hoffe du hast kein Fieber“, sprach er seine Besorgnis aus. Ich versicherte ihm, dass es mir gut ginge und ich einfach nicht sehr viel geschlafen hatte in der vergangenen Nacht. Er nickte, nicht ganz überzeugt und seufzte dann. „Ich muss leider gehen. Jetzt wo König Peter und seine Geschwister hier sind, müssen wir uns eine Strategie überlegen wie wir gegen Miraz vorgehen wollen. Aber Lucy möchte gerne bei dir bleiben“, schmunzelte er. Die Jüngste Pevensie bestätigte seine Worte mit einem eifrigen Kopfnicken. Kaspian erhob sich und liess uns alleine zurück. Ich wand mich aus dem Bett und stand auf. Strich den Stoff des Gewandes zurecht und schaute dann Lucy an. Ich wusste nicht recht was sie erwartete und ich überlegte fieberhaft was wir machen könnten. „Was hältst du davon, ein wenig frische Luft zu schnappen?“, schlug ich vor und sie war einverstanden. Also machten wir uns auf den Weg nach draussen. Es war später Nachmittag und angenehm warm. Wir gingen bis zum Pavillon und setzten uns dann auf einer der noch intakten Mauern. Lange schwiegen wir beide, bis das Mädchen die Stille durchbrach. „Weisst du, früher, da war Narnia ganz anders“, erzählte Lucy und ich blickte sie fragend an. „Wie denn?“ Die Jüngere überlegte kurz bevor sie sprach. „Es war lebendig. Ist dir aufgefallen wie still es in den Wäldern ist?“ Ich nickte. „Früher haben sie getanzt. Oh welch anmutige Tänzer die Bäume Narnias waren. Nicht von der Anmut der Faune und Dryaden, nein. Aber doch anmutig.“ Sie klang verträumt, als wäre sie nicht hier, sondern zwischen den tanzenden Bäumen. „Sie haben mit mir gesprochen musst du wissen. Sie erzählten mir Geschichten aus alten Zeiten. Bäume werden alt und in Narnia sind sie noch viel älter.“ Ich blickte rüber zu dem Wald. Stellte mir das Geflüster der Birken, Buchen, Weiden und Ahorn vor. Es musste wundervoll gewesen sein. Ich hörte ein leises Aufschluchzen neben mir. „Oh zu welch schrecklichem Ort Narnia nur geworden ist“, schniefte das blonde Mädchen und es brach mir das Herz. Ich wollte sie trösten, aber mir fielen keine passenden Worte ein. Also nahm ich sie einfach in den Arm. Dann sagte ich zu meiner eigenen Überraschung: „Hab vertrauen Lucy, Aslan hat uns nicht im Stich gelassen.“ Die Worte sollten nicht nur die weinende Königin trösten, sondern auch mir in Erinnerung rufen, dass über uns gewacht wurde. Mir kamen die Worte Narnus in den Sinn. Er hatte über Lucys festen Glauben und ihr Vertrauen in den Löwen gesprochen. Lucy blickte auf und sah mir tief in die Augen. „Ich habe ihn gesehen. Er hat uns den Weg über den Fluss gezeigt und uns geleitet. Aber ausser mir sah ihn niemand“, sagte sie verzweifelt. „Ich habe ihn gesehen, Lucy. Er hat zu mir gesprochen, in der vergangenen Nacht.“ Lucy riss ihre blauen Augen vor Aufregung auf und Trauer und Zweifel schienen auf der Stelle verschwunden zu sein. „Was hat er gesagt. Oh liebe Grace, was hat er denn zu dir gesprochen?“, wollte sie aufgeregt wissen. Ich schwieg, denn ich wusste nicht ob ich ihr trauen sollte und ob sie es verstand. Aber es ging doch um ihren Bruder. Ich erzählte ihr wie er mir im Traum erschien und er mich aufforderte den zu lieben, dessen Herz schwarz war. „Edmund. Er hat von meinem Bruder Edmund gesprochen, habe ich recht?“ Ich war überrascht und bejahte. Sie blickte in die Ferne. „Ja, mein Bruder hat sich verändert. Du musst wissen, dass er eine schreckliche Tat begangen hatte er...“ „Verrat. Er hat Verrat an seiner eigenen Familie und Aslan begannen.“ „Bitte, verurteile ihn nicht deswegen. Wir alle taten dies und es hatte schreckliche Folgen. Die Kluft die dadurch zwischen ihm und uns entstand vermochte nicht mehr geschlossen werden. Es gelang uns Brücken zu bauen in den Jahren die folgten, aber nicht die Kluft zu schliessen. Als wir aus Narnia zurückkamen, zerbrach etwas in ihm und die Brücken schienen einzustürzen. Seit jeher entfernt er sich mit jedem Tag von uns.“ Erneut liefen Tränen über Lucys Wangen und auch ich spürte einen Kloss in meinem Hals und das Bild verschwamm vor meinen Augen. Wie schrecklich musste es sein mit diesen Schuldgefühlen zu leben. Wieder lagen Lucy und ich uns in den Armen. „Du kannst es schaffen. Daran glaube ich ganz fest und Aslan irrt sich nicht. Ausserdem weiss ich wie tapfer du bist. Prinz Kaspian hat uns alles erzählt. Du bist stark, Grace. Zweifle nicht an deinen Fähigkeiten“, flüsterte mir Lucy zu und ich dankte ihr dafür. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)