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-Eine andere Welt-

--Kushkepet--
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Die Story, die Sakito geschrieben hat in diesem Kapitel gibt es hier in Animexx auch zu lesen unter genau diesem Titel :D Komplett anzeigen

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Prolog

Mein Name ist heute Lima. Noch vor ein paar Tagen hatte ich einen anderen Namen, einen festen Beruf in einer guten Firma mit Aussicht auf Beförderung und angesehener Stellung in der allgemeinen japanischen Gesellschaft. Im Grunde der Traum eines yeden Japaners meinen Alters, doch ich habe alles aufgegeben. Ich bin eines Abends nachhause gefahren, habe mir ein wenig Haarfarbe gekauft und meine schwarzen Haare in einen braun-rötlichen Schopf verwandelt. Außerdem habe ich meine Kleidung genommen, in Säcken verpackt und an die Wohlfahrt gespendet, behalten habe ich nur ein paar Stücke, die durch gefallen in meinen Schrank gefunden hatten, nicht weil mein Yob sie vorschrieb oder sie einfach praktisch waren. Ein Kündigungsschreiben mitsamt allen Schlüsseln habe ich meinem Vermieter in den Briefkasten geworfen. Darin habe ich auch erklärt, das ich die Wohnung möbeliert zurück gelassen habe. Das Kündigungsschreiben an meine Firma war zu diesem Zeitpunkt bereits in Obhut des Postamtes. Einzig mit einem schwarzen Rucksack bewaffnet, indem sich nur das nötigste befand, machte ich mich auf den Weg. Was war das nötigste? In diesem Moment waren es meine wenigen Kleidungsstücke, mein Portmonee mit Bargeld und Ausweispapieren, verschiedene Hygieneartikel, Proviant und ein Zettel, auf dem ich die Reisedaten notiert hatte. Zudem mein Tagebuch. Ich habe nie Tagebuch geschrieben, aber plötzlich überkam es mich und ich habe mir ein leeres Notizbuch und eine Packung Kugelschreiber gekauft. Nun sollte meiner Reise nichts mehr im Wege stehen, dachte ich.
 

Das war vor ein paar Tagen. Heute, als Lima, habe ich endlich den Eingang erreicht. Es war nicht einfach, aber ich habe es mir nie leicht vorgestellt. Meine Reise führte mich vom Süden Japans quer durchs Land nach Tokio. Ich bin früher schon oft in Tokio gewesen, es ist eine Metropole, voller Energie und neuer Errungenschaften. Doch daran bin ich heute garnicht interessiert.

Ein Kollege hatte mir davon erzählt. Es gäbe eine Stadt in Tokio, mitten im Herzen der Metropole. Dort wäre alles irgendwie anders, die Menschen dort seien verdreht. Nicht aus irgendeinem übernatürlichen Zauber heraus, nein, es handle sich schlicht und ergreifend um die Mentalität. Er erklärte mir, es sei wie eine Art Unterwelt mitten in Tokio, in der nichts mehr wichtig sei, was der Autonormaljapaner als wichtig erachten würde. Die Menschen dort würden nach ihren eigenen Gesetzten leben, Händler verkaufen düsteres Zeug und generell sei nicht viel über diesen Ort bekannt. Der Weg hinein sei nicht das schwierige, allerdings sei dieser Ort so voller Gänge und Gassen, das man sich leicht verlaufen könnte. Markiert würde der Eingang dorthin mit einem großen shintoistischen Torii. Man müsse verrückt sein, dieses zu durchgehen. Aber wenn man dies Tat, erreichte man einen Ort, der sich Kushkepet nannte.
 

Ich war fasziniert von seiner Erzählung. Was er mit solcher Abscheu wiedergab, erweckte in mir eine nie gekannte Sehnsucht. Aber wonach? Nach diesem Ort sicher nicht. Eher machte sich in mir das Gefühl breit, mein Leben gelebt zu haben, ohne yemals wirklich etwas getan zu haben, was mir Spaß macht. Etwas, das ich aus freien Stücken wollte. Nicht wegen Eltern, Familie, Umfeld oder Lehrern. Nein, etwas, das Lima selbst so wollte. Ich wollte mich selbst finden, an diesem Ort, ein Abenteuer erleben und vielleicht lernen, zu leben. Also bin ich an yenem Abend losgezogen, um Haarfarbe zu kaufen.

Nun stehe ich vor dem beschriebenen Torii. Es ist alt und riesig, das Holz zeigt schon Risse und die leuchtend rote Lackierung blättert allmählich ab. Die Einwohner von Kushkepet legen wohl nicht viel wert auf ein ordentliches Eingangstor, aber nach der Erzählung meines Kollegen kam hier sowieso selten Besuch vorbei. Über mir schimmert in goldenen Katakana geschrieben das Wort „Auge“. Ich frage mich, ob dies etwas zu bedeuten habe? Kushkepet beobachtet seine Einwohner womöglich. Wie ein Tier, welches menschlichen Parasiten Einlass gewährt, die Vorstellung sagt mir sehr zu. Ich atme noch einmal tief durch, dann nehme ich die ersten Stufen. Hinter dem Torii führt eine blutrote Steintreppe nach unten, links und rechts stehen kleine, flackernde Laternen, die wohl immer brennen. Ansonsten ist es dunkel, ich kann nicht viel erkennen. War es eine gute Entscheidung gewesen, alles aufzugeben, nur um dieses geheimnisvolle Kushkepet zu erkunden? Keine Zeit für Zweifel, ermahne ich mich selbst und steige weiter die Treppe herunter, bis mir ein öliger Geruch entgegenschlägt und meine Silhouette in der Dunkelheit der Stadt verschwindet. In diesem Moment hat Kushkepet, ohne das ich es selbst Bewusst bemerke, mich voll und ganz verschlungen.

Wenn du diese Seite ließt, lieber Leser, habe ich dieses Buch wirklich veröffentlicht und du hast es sogar über meinen aberwitzigen Prolog hinweg geschafft. Man sagte mir, schreiben sei eine Art der Therapie und genau diese probiere ich gerade aus. Zudem möchte ich etwas materielles aus Kushkepet mitbringen, kein Souvenir wie man es in üblichen Urlauben tut, eher eine Art Tagebuch, in welchem ich meine Eindrücke und Erfahrungen niederschreibe und somit immer wieder gedanklich die ersten Treppenstufen nach Kushkepet betreten kann. Noch weiß ich nicht, wie weit es mich in seinen Bann zieht, oder ob ich es eines Tages bereuen werde, alles aufgegeben zu haben was ich hatte. Vorerst will ich mich aber erstmal auf das Abenteuer einlassen und das Innere dieser seltsamen Stadt erkunden.
 

Nach einer Weile erreiche ich das Ende der Treppe und sehe mich um. Dunkle Gassen überall, nur schwache Straßenbeleuchtung aus dreckigen Neonröhren. Es ist kalt, die Häuser stehen so eng beeinander, das weder die Wärme noch die hellen Strahlen der Sonne herfinden. Die Häuser sehen verlassen aus, Fenster sind eingeschlagen und vernagelt, Türen hängen nur noch halb in ihren Angeln. Ein kalter Schauer läuft mir über den Rücken, ein angenehmes Gefühl. Noch sehe ich keine Menschenseele, dieser Teil der Stadt scheint verlassen.

Mit langsamen Schritten gehe ich weiter, Ratten laufen mir über die Füße. Mein altes Ich hätte sich nun wahrscheinlich geekelt, aber ich versuche den Ekel zu unterdrücken und gehe weiter. Schließlich sehe ich eine flackernde Leuchtreklame am Ende einer Gasse und bewege mich wie automatisch dort hin. In dieser dunklen Gegend wird wohl yeder Mensch zu einer Motte, der nach dem Licht greift. Wie lange bin ich schon hier? Zwei Stunden? Zwei Minuten? Mir wird schlagartig Bewusst, das ich yedes Zeitgefühl verloren habe. Keine Zeit darüber nachzudenken, ich will nun sehen, was mich dahinten erwartet! Meine Schritte werden schneller und schneller, schließlich laufe ich. Noch immer verständnislos, was mich an dieser Leuchtreklame so fesselt, komme ich auch schon an. Wieder in Katakana steht dort „Reisebüro“. Warum braucht man hier ein Reisebüro? Wahrscheinlich eine Tarnidentität für irgendwelche illegalen Geschäfte. Unwillkürlich überkommt mich die Frage, warum alle Worte in Kushkepet in Katakana verfasst werden? Eine Eigenheit?

Ohne groß weitere Zeit oder Gedanken zu verschwenden, betrete ich das Reisebüro und bin kurz über mich selbst überrascht. Mein altes Ich hätte sich das niemals so einfach getraut, aber Lima war anders. Als wäre ich ein komplett neuer Mensch geworden!

Das Reisebüro ist heller beleuchtet als die Straßen, von der Decke hängen traditionell chinesische Lampen und gefaltete Origami-Kraniche. Der ölige Geruch der Straße ist verschwunden und durch einen Duft nach Kokosmilch und Honig ersetzt. Vor mir stehen zwei Schreibtische, hinter yedem eine Person in einem militärisch angehauchten Anzug. Bei nähere Betrachtung fällt mir auf, wie ähnlich sich die beiden sehen. Zwillinge vielleicht? Rechts schaut auf, es ist ein yunger Mann, vielleicht 25 Yahre alt.

„Willkommen im Reisebüro. Ich bin 9-4, englische Ausprache bitte. Nine to four. Das ist meine Schwester 94, englische Aussprache bitte. Ninety-four. Wir sind Zwillinge. Wie können wir dir helfen?“

Ich schiele kurz zu 94 und bemerke ihre Brille, an der diese Lesebrillenschnüre befestigt sind, wie alte Leute sie oft tragen. Sie tippt auf einer viel zu alten Schreibmaschine herum.

„Mein Name ist Lima. Ich bin neu hier in Kushkepet. Ich..“

Plötzlich stocke ich. Ya, was will ich eigentlich hier? Soll ich diesem 9-4 wirklich sagen, ich bin auf einem Selbstfindungstrip? Aber wie könnte ich es sonst formulieren. Bevor ich etwas weiteres sagen kann sieht 94 von der Schreibmaschine auf.

„Du willst also Kushkepet erkunden? Hast du überhaupt die Eier dazu? Die andere Welt ist ein gefährliches Pflaster.“

„Das ist mir wohl bewusst, 94, aber ich habe mich dazu entschlossen, mein altes Leben aufzugeben und herzukommen und nun stehe ich hier, vor euch. In eurem sogenannten Reisebüro, was eher einen zwielichtigen Eindruck in mir hinterlässt.“

Ich bin erstaunt über meine eigene Ehrlichkeit. Lima ist wirklich so komplett anders als mein altes Ich. Keine unnötig Entschuldigung oder Verbeugung mehr! Wieder ergreift 9-4 das Wort.

„Weißt du, Lima, wir sind ein Reisebüro. Wir kümmern uns um die Besucher der anderen Welt Kushkepet. Du kennst doch sicher Alice im Wunderland? Du bist Alice, wir vermitteln dir dein persönliches, weißes Kaninchen. Natürlich nur wenn du das willst. Oder willst du eine Ware kaufen, die es anderswo eher nicht zu kaufen gibt? Dann bist du hier genau richtig. Wir bringen dich an yeden Ort in Kushkepet, du musst uns nur mitteilen, was du willst!“

„Ich will alles von Kushkepet sehen. Ich will diese Welt erkunden. Und die Wahrheit erfahren. Alles in mich aufnehmen! Mir ein neues Leben aufbauen, eine neue Identität.“

„94, ich glaube, der Kerl will was von der Welt sehen.“

„Ich merk schon!“

94 zieht eine Schublade auf und kramt darin herum, streicht ihre kurzen, schwarzen Haare zurück. Dann zieht sie einige Unterlagen heraus und wirft diese achtlos hinter sich, nachdem sie einige Zeilen der Blätter nachgelesen hat. Unwillkürlich fällt mir auf, das ich ihre Beine unter dem Tisch garnicht sehe, die von 9-4 allerdings schon. Ob sie keine hat? Bevor ich weiter darüber nachdenken kann, beginnt die Dame allerdings wieder zu sprechen.

„Ich denke nicht das du den Yakuza sehr angetan bist, dafür siehst du zu rechtschaffend aus. Ich hab hier zwei Kerle, die sich für dich in Frage kommen würden. Haben beide eine Reise quer durch Kushkepet vor und würden gegen einen angemessen Obulus eine Begleitung mitnehmen. Hast du etwas gegen Schwule?“

Von der Frage überrumpelt, muss ich erstmal kurz blinzeln.

„Ich.. Ich habe nicht gegen Schwule, aber warum-"

„Gut, redest du viel?“

„Bitte was?“

„Ob du dich gern unterhälst will ich wissen.“

„Ich unterhalte mich schon gerne, wieso möchtest du-“

„Sehr geil. Ich glaub das klappt!“

Nachdem 94 mich ständig unterbrochen hat, wendet sie sich nun ihrem Bruder zu.

„9-4, Sakito oder?“

„Sakito ist eine wundervolle Wahl!“

Sie dreht sich wieder zu mir und hält mir einen Zettel hin.

„Das ist deine Reisebegleitung. Sakito heißt der Schönling. Bisschen freckt im Hirn, aber an sich ein ganz lieber Kerl.“

„Entschuldigung, aber was bedeutet freckt?“

Sie sieht mich durch ihre Brille mit großen Augen an.

„Kaputt, totalschaden sozusagen. Beschwer dich nich im nachhinein, ich habs dir gesagt.“

Ich nicke und sehe mir seine Daten an. Sakito ist 23, männlich, hat knallrote Haare und wohl ein paar Tattoos zuviel. Auf dem Bild lächelt er. Dort steht, er bewege sich quer durch Kushkepet auf der Suche nach Kundschaft. Welchen Beruf er ausübt steht allerdings nicht da. Die Zwillinge unterhalten sich indess weiter.

„9-4, gehst du ihn holen?“

„Ich war doch eben schon, du könntest dich auch mal auf den Weg machen 94.“

„Aber dann muss ich meine Schuhe anziehen.“

„Dann tu das mal. Yeder Mensch in Kushkepet behält seine Schuhe an, außer du.“

„Ich bin eben was besonderes.“

Sie streckt ihre Beine aus und erst yetzt erkenne ich, das sie die ganze Zeit auf diesen gesessen hat. Eine wirklich unbequeme Haltung, aber sie steht einfach auf als sei nichts gewesen und sieht sich nach ihren Schuhen um, die sie dann langsam anzieht. Stiefel mit einer mindestens 20cm dicken Sohle, wodurch sie plötzlich auf Augenhöhe zu mir steht. Dann nimmt sie eine Militärmütze und einen Spazierstock und geht zur Tür.

„Wenn du bei meinem Bruder bezahlt hast, machen wir uns auf den Weg. Ist nicht weit.“

Sie verlässt den Raum und ich gehe zu 9-4, ziehe meine Geldbörse heraus.

„Das macht dann 1,300 Yen.“

„Das ist ya nichts!“

„In Kushkepet ist eben alles banale günstig. Her mit dem Geld. Bitte. Wir müssen alle unsere Brötchen verdienen ok?“

Ich gebe 9-4 das Geld und noch eine kleine Summe Trinkgeld, welches in das Sparschwein zwischen den Schreibtischen wandert, dann bedanke ich mich und verlasse den Raum. 94 steht schon draußen an der Straße und geht mit mir ein kleines Stück. Wir sprechen kein Wort, sie geht in einem Abstand zu mir. Schließlich bleibt sie vor einem dunklen und verlassenen Gebäude stehen und klopft mit ihrem Stock gegen die Tür. Diese öffnet sich und der yunge Mann von dem Bild sieht uns an.

„Ich hab einen Yob für dich Saki. Der Herr möchte durch die andere Welt gebracht werden, bisschen was sehen und so. Ich denk der passt zu deiner Reiseroute.“

Sakito mustert mich und nickt dann.

„Habt ihr schon einen Preis ausgehandelt?“

„Er bezahlt dir täglich 500 Yen plus Spesen.“

Das höre ich zwar zum ersten mal, aber trotz meiner neuen Identität denke ich, ich sollte mir hier noch keine Feinde machen. Besonders nicht, wenn dieser Sakito mich auf meiner Reise begleiten soll. Dieser nickt und bittet uns herein, doch 94 lehnt ab.

„Es gibt noch viel zutun im Büro. Außerdem haben wir heute Abend noch einen Termin, mein Bruder und ich. Das Leben ist anstrengend, du weißt schon. Ich lasse mich die Tage mal blicken. Bis dahin!“

Sie winkt kurz, verbeugt sich und geht, ohne ein weiteres Wort zu sagen. Schon nach ein paar Metern ist sie nicht mehr zu erkennen, ihre schwarze Uniform tarnt sich perfekt in dieser Dunkelheit, trotz der pinken Akzente.

„Komm rein, Großer.“

Sakito tritt einen schritt zur Seite und ich gehe in das verlassene Haus. Von Innen ist es nicht viel schöner als von Außen. Es riecht modrig, alles ist klamm.

„Magst du einen Tee?“

Der Mann geht an mir vorbei die Treppe hoch, ich folge ihm und nicke. Während ich so hinter ihm herlaufe, fällt mir auf wie dünn Sakito eigentlich ist. In einer normalen Umgebung hätten die Leute sich sicher Sorgen gemacht und ihn vielleicht sogar in eine Klinik gesteckt. Aber Sakito ist nicht nur dünn, mit seinem 1,60m ist er auch nicht besonders groß. Seine roten Haare leuchten feurig und stehen strubbelig ab. Ich erkenne seine vollkommen tätowierten Arme. Seine Hose ist schwarz und eng, sein Shirt ebenfalls schwarz, yedoch an die 3 Nummern zu groß und weiß bedruckt mit dem Bandlogo einer Visual Kei Band und deren Tourdaten auf dem Rücken. Auffällig sind sein übermäßiger Ohrschmuck, generell trägt er viele Lederbänder um die dünnen Handgelenke und eine Kette, an der ein großer Scarabeus hängt. Seine schwarzen Springerstiefel erzeugen ein lautes Geräusch auf der alten Treppe.

Oben angekommen sieht es wesentlich wohnlicher aus. Der Flur ist beleuchtet mit Kerzen, die auf dem Fußboden stehen, es ist wärmer und aus einem Zimmer kommt Licht. Dieses betreten wir. Ein kleiner Ofen in der Ecke, indem ein Feuer brennt, darauf steht ein Kessel mit Wasser, welches in den nächsten Minuten zu kochen beginnen sollte. Auf dem Boden liegt ein Futon mit einer Decke und einem weich aussehenden Kopfkissen. Überall liegen Aschenbecher, voll mit Zigaretten und leere Schachteln. Auf einem Stuhl stappeln sich getragene Klamotten, daneben steht ein selbst konstruierter Wäscheständer, auf dem gewaschene Kleidungsstücke trocknen. Sakito geht zu einem Schrank, nimmt einen weiteren Futon heraus und wirft ihn auf den Boden, dazu eine Decke und ein Kissen.

„Das ist dein Bett für heute, wir brechen morgen auf. Ich bin Saki, aber du weißt nun schon alles über mich, die Zwillinge sollten dir meinen Zettel gegeben haben.“

Ich nicke, stelle meinen Rucksack ab und setze mich auf den Futon. Erst bemerke ich meine Müdigkeit. Sakito, oder Saki, steht zum Herd und giest das heiße Wasser in zwei Tassen, die irgendwie selbstgetöpfert aussehen und legt yeweils ein dünnes Stäbchen rein.

„Das sind Teestäbe, die lösen sich auf.“

Ich nehme meine Tasse entgegen, bedanke mich und beobachte den Stab. Ich habe sowas noch nie gesehen, aber Sakito behält recht, der Stab löst sich wirklich langsam im warmen Wasser auf.

„Hast du Hunger? Ich hab noch Hühnchen oder Tintenfisch. Instand Ramen versteht sich. Welches willst du?“

Er hält mir die Plastikbehälter hin und ich zeige auf Tintenfisch. Sofort nickt der kleinere Mann und bereitet die Nudeln zu. Ich frage mich, ob er wirklich schon 23 ist. Er sieht soviel yünger aus. Aber offenbar kennt er sich hier aus, heißt das nicht, das er schon ewig hier leben muss? Vielleicht schon immer? Außerdem sprechen seine Piercings und Tattoos Bände, die sind hier in Japan eher eine Seltenheit.

Saki hält mir meine Portion hin und ich nehme diese dankend an, beginne zu essen.

„Nun, Mister, du weißt nun alles über mich, aber ich nichts über dich. Also los, erzähl mal was von dir.“

Während wir essen, erzähle ich Sakito also meine Geschichte. Unverblümt und ehrlich. Ich spüre, das er mir aufmerksam zuhört und dabei alles in sich aufnimmt. Aus einem mir unbekannten Grund habe ich das Gefühl, Sakito könne sich das alles merken und würde mir auch in 10 Yahren yedes Wort noch genauso wiedergeben können.

Nachdem wir gegessen haben, zeigt Sakito mir das Bad, direkt nebenan. Es ist klein und schmutzig, aber es gibt fließendes Wasser, wenn auch kaltes. Dennoch bin ich zufrieden, Kushkepet ist kein Ort für den großen Luxus. Ich wasche mich also gründlich und gehe danach zurück zu Saki, welcher gerade das Zimmer aufräumt. Auch wenn er ein eher unordentlicher Genosse ist, er würde niemals ein Zimmer unordentlich hinterlassen, wenn es nicht mehr seiner Obhut unterstand, erklärt er sofort. Das bringt mich zum Lächeln. Ich lege mich auf meinen Futon und ruhe mich ein wenig aus.

„Wenn du Fragen haben solltest Lima, frag ruhig. Ich halte dich nicht für dumm. Das erste mal in Kushkepet ist eine neue Welt, besonders für einen wie dich.“

„Eine Frage hätte ich allerdings schon an dich, Saki. Auf deinem Zettel stand alles, was über dich interessant sein könnte, außer dein Beruf. Warum?“

Kurz dachte Sakito über die Frage nach, bevor er mir sehr überlegt antwortete.

„Weißt du, es gibt Berufe, die sind angesehn, gut und wichtig hier in Kushkepet. Dann gibt es aber auch Berufe, die selbst hier einen weniger guten Ruf haben, aber dennoch erfüllt werden müssen. Gut und Böse gibt es überall. Ich übe mehrere Berufe aus. Aber fürs erste kann ich dir sagen, hauptberuflich bin ich Tätowierer.“

Er lächelt mich an und dreht sich dann weg, um weiter aufzuräumen. Tätowierer, ya das passt zu ihm.

„Ruh dich gut aus Lima, morgen wird anstrengend.“

Ich nicke ihm zu und ziehe mein Tagebuch aus meinem Rucksack.

„Ich schreibe nur noch ein paar Zeilen, dann lege ich mich hin.“

„Tagebuch?“

„Reisetagebuch würde ich sagen. Ein Selbstgespräch der Seele auf einem Blatt Papier.“

Sakito nickt, bevor er sich seine Sachen zusammen sucht, im Bad verschwindet und mich mit meinen Gedanken erstmal allein lässt.

Ein neuer Tag in Kushkepet und mein erster Morgen hier. Ich spüre eine kühle, frische Brise und öffne die Augen. Sakito steht vor dem geöffneten Fenster, nur in Boxershorts und raucht. Er sieht in die Ferne, von draußen zieht gute Luft in den Raum. Ich setzte mich langsam auf und strecke mich. Ich habe lange nicht mehr so gut geschlafen, obwohl ich kurz vorm einschlafen noch winzige Krallen gehört habe, die über den Boden gehuscht sind. Mäuse denke ich.

„Morgen Lima. Hoffe ich habe dich nicht geweckt?“

Ich schüttle den Kopf und Sakito nickt, nimmt noch einen Zug. Ich erkenne ein großes Tattoo eines Löwenkopfes auf seinem Unterarm. Langsam richte ich mich auf und suche meine Kleidung zusammen, die ich gestern achtlos abgeworfen hatte, bevor ich in meinem Schlafsachen geschlüpft bin.

„Du bist wohl nicht gesprächig am Morgen Großer.“

„Ich muss erstmal richtig wach werden, Sakito“

„Saki.“

Ich registriere seine Berichtigung und denke kurz darüber nach, warum er mich Großer nennt. Angeblich besteht kein großer Altersunterschied zwischen uns. Aber stimmt, ich bin schon ein gutes Stück größer als er. Kurz gehe ich ins Bad, um mich umzuziehen und ein wenig frisch zu machen.

Als ich zurück komme, rollt Sakito gerade die Futons zusammen. Ich gehe ihm zur Hand und wir räumen das Zimmer auf.

„Wenn wir hier fertig sind, gehen wir einkaufen ok? Dann kann die Reise los gehen. Wir werden viel laufen. Schlafen in Motels wie diesem.“

„Wir befinden uns in einem Motel?“

Diese Tatsache schockt mich nun doch. Ich dachte, dies hier sei ein verlassenes Haus! Das fließende Wasser und der Storm gestern waren schon verdächtig, das gebe ich zu. Aber diese Verwahrlosung! Sakito nickt als sei es das normalste von der Welt.

„Klar ist es das. Glaubst du ich penne einfach in fremder Leute Eigentum? Ne du, das hier ist ein Motel. In Kushkepet sehen die alle so aus. Du weißt doch, das hier ist die andere Welt. Wenn du zurück willst in die normale Welt, alles klar. Dann geh, du weißt wo die Tür ist. Ich bin dir nicht böse oder so!“

„Nein nein! Das meinte ich nicht. Ich bin es eben nur noch nicht gewöhnt hier zu sein.“

„Merkt man.“

Sakito packt seine Sachen zusammen und ich tue es ihm gleich. Als wir das Zimmer verlassen, legt Sakito ein Stück altes Brot auf den Boden.

„Was tust du da?“

„Die Mäuse füttern.“

Ich sehe ihn schräg an. Also doch Mäuse. Aber warum lässt er ihnen auch noch was zu futtern da? Ist das hier normal? Plötzlich stört mich, wie unwissend ich noch bin.

„Lima, die Mäuse leben hier weil sie überleben wollen. Sie sind klein und müssen sich immer nach Nahrung umsehen. Es sind auch nur Lebewesen, wie du und ich. Nur versteht sie eben keiner, auch hier in Kushkepet nicht. Unten stehen überall Mausefallen. Aber ich... ich fühle mich ihnen verbunden, deswegen füttere ich sie. Ich habe einiges mit ihnen gemeinsam.“

Er sieht ein wenig traurig aus.

„Du bist also eine Maus Saki?“

„Ich wäre gern ein Löwe wie der auf meinem Unteram. So stark und heldenhaft. Aber ich bin klein und schmächtig, ohne festen Wohnsitz oder irgendwie eine Berechtigung, auf diesem Planeten zu exestieren. Kushkepet erlaubt Menschen wie mir hier zu sein und zu Leben. Deswegen liebe ich diesen Ort!“

Nun fühle ich mich ein wenig schlecht. Ohne festen Wohnsitz? Sakito ist also immer unterwegs, ungebunden. Eigentlich ein Traum, doch er scheint auch nicht viele Freunde zu haben. Oder Weggefährten. Warum sonst sollte er sich mit einem wie mir abgeben und meinen Reiseführer spielen? Spaß macht das sicherlich nicht. Ich denke eher, der kleine Mann ist verdammt einsam.

Wir verlassen das Motel und gehen raus auf die Straße. Es ist viel heller als gestern, wahrscheinlich weil gerade erst die Sonne aufgegangen ist. Die Rechnung hat Sakito wohl schon im vorraus bezahlt. Er hat nicht viel Gepäck. Einen schwarzen Rucksack, der voll mit Sicherheitsnadeln, Patches von verschiedenen Visual Kei Bands und Nieten ist und seinen Koffer. Der Koffer ist schwarz, in Leder gebunden und rollt. Sakito zieht ihn wie selbstverständlich neben sich her. Er erklärt mir den Weg zum nächsten Laden und wir gehen los.

Ye weiter wir in Kushkepet reinkommen, desto öliger riecht es. Laut meines Begleiters gewöhne man sich an den Geruch innerhalb weniger Tage. Ich zweifle noch, sage aber nichts dazu. Die Straßen sind weiterhin menschenleer, doch ich erkenne immer wieder Leben in den Häusern, die ich vorher für verlassen gehalten habe. Es ist nur so, das sich dieses erst im zweiten Stockwerk abspielt. An einigen Fenstern hängt ein wenig Wäsche oder man hört Stimmen. Irgendwo in der Ferne bellt ein Hund. Ich beginne unwillkürlich zu lächeln.

„Was hast du Großer? Was macht dich gerade so glücklich?“

„Ich spüre immer mehr, das Kushkepet lebt. Ich weiß nicht, es ist wie eine Energie, die ich mein ganzes Leben lang gesucht habe! Es ist wie... ya wie ein Antrieb. Oder eine Anziehungskraft!“

„Du spürst Kushkepet. Hier finden die Leute was sie suchen, auch du.“

Mein Begleiter lacht leise und geht weiter, zielgerichtet und schnell. Ich folge ihm, langsam empfinde ich das Knistern des Rollkoffers auf der zerschlagenen Straße als angenehm. Motivation steigt in mir auf. Ich habe die richtige Entscheidung getroffen! Aprupt bleibt Sakito stehen und teilt mir mit, wir hätten unser Ziel erreicht.

„Wir sind da.“

„Dieses Hause sieht nicht anders aus als die anderen.“

„In Kushkepet versteckt sich die Wahrheit hinter Türen.“

„Philosophisch.“

Wir betreten den Laden. Sakito behält natürlich recht, es ist eine Art Supermarkt und sieht aus als sei er aus einer urbanen Legende. Überall morsche Holzregale, voll mit allem was das Herz begehrt. Nichts wird beleuchtet, durch Werbung angepriesen oder ist hübsch verpackt. Wenn überhaupt eine Tüte drum ist, kann man schon froh sein. Ein dürrer, großer Mann grinst uns an. Er hat schlechte Zähne, lange schwarze Dreadlocks und überall Goldschmuck. Seine Kleidung erinnert eher an den arabischen Raum und sein kompletter Körper ist mit schwarzen Symbolen übersäht. Er zieht den Namen meines Begleiters unnötig in die Länge, ein starker Akzent klingt aus yedem Wort.

„Sakito! Mein alter Freund! Es ist ewig her das ich dich hier begrüßen durfte! Und du hast Frischfleisch mitgebracht, wie ich sehe!“

Der Mann starrt mich an und grinst mir entgegen. In mir steigt Ekel auf, wenn ich seine Zähne sehe.

„Lass ihn in Ruhe Sehett! Lima, das ist Sehett. Ein Händler hier in Kushkepet, der sich gern die Zeit vertreibt, indem er anderen Menschen Märchen erzählt oder mit seinem Voodoo den Leuten den Kopf verdreht!“

„Sakito! Nun sei doch nicht so unfreundlich, ich dachte wir sind Freunde!“

Anstatt zu antworten reicht Saki ihm eine Liste und bedeutet dem Mann, er solle sich beeilen. Sehett verschwindet hinter einem Perlenvorhang und grinst. Der kleine Mann vor mir reibt sich die Schläfen.

„Der Kerl treibt mich in den Wahnsinn! So ungepflegt und widerwärtig sind selbst hier wenige!“

„Dann bin ich ya beruhigt...“

Sehett kehrt mit einer Tüte zurück, gefüllt mit allerhand Nahrungsmittel und ein paar Flaschen. Erst yetzt bemerke ich, das er humpelt.

„Zigaretten waren aus.“

„Verarsch mich nicht Sehett, Zigaretten sind nie aus!“

„Bist du den überhaupt schon alt genug dafür? Hast du das Geld dazu?“

„Sehett!“

Sakito klingt mit seiner eher ruhigen Stimme und seinem kindlichen Aussehen nicht besonders bedrohlich und Sehett grinst ihn an. Ich würde nur zu gern einschreiten, doch ich kann nicht abschätzen, was Sakito dann von mir halten würde. Bevor ich überhaupt zu Wort komme, wischt Saki diesem Händler das Grinsen aus dem Gesicht, indem er einen Satz sagt, den ich noch nicht verstehe.

„Mir ist scheiß egal was du in deinen Hinterzimmern treibst, aber den Sel-Clan würde es sicher brennend interessieren. Ich denke, Shogun Sel würde mir ein ordentliches Sümmchen zahlen, wenn ich ein wenig rede.“

Sofort verändert sich Sehetts Gesichtsausdruck und er nimmt widerwillig eine Stange Zigaretten unter der Theke hervor. Sakito grinst das typische Grinsen eines Sieger und legt Bargeld auf den Tisch, bevor er sich die Sachen schnappt und verschwindet.

Draußen verteilt er den Proviant auf unsere Taschen und wir ziehen weiter. Mich beschäftigt noch immer dieser Satz, den Sakito zu Sehett gesagt hat, aber ich weiß nicht ob es klug wäre, nachzuhaken. Schließlich spricht der Kleinere mich selbst darauf an, ohne das ich etwas gesagt habe.

„Du machst so ein Gesicht. Du willst wissen was dadrin passiert ist oder?“

„Ich wusste nicht, ob es klug ist zu fragen... um ehrlich zu sein.“

„Wer nicht fragt wird nicht klüger. Wir sind Freunde, mich kannst du alles Fragen. Ob ich es beantworten kann ist die andere Sache. Aber ich kann dir sagen, das Sel-Clan eine Yakuzafamilie ist. Shogun ist ihr Anführer. Sie beherrschen viele Gebiete hier in Kushkepet.“

„Und du bist also auf Augenhöhe mit deren Oberhaupt?“

„Sozusagen. Er schätzt meine Künste!“

Sakito grinst verschwörerisch und zeigt auf seinen Arm, ich verstehe sofort. Natürlich sind auch hier die Yakuza leicht an ihren Tattoos zu erkennen. Ob Saki auch einer von ihnen ist? Auch wenn ich spüre, das er meine Frage in meinem Gesicht abliest, bleiben wir beide stumm. Manche Dinge sollten wohl besser ungesagt bleiben.

Nach einem Fußmarsch gehen wir schließlich durch ein weiteres Torii, wie dieses am Eingang der Stadt. Dahinter verbirgt sich plötzlich wesentlich mehr Leben und die Straßen sind voller. Wo sind wir hier? Mich trifft die Erkenntnis, als Sakito feierlich verkündet:

„Willkommen im Inneren von Kushkepet, der eigentlichen Stadt!“

Die Veränderung ist sofort deutlich spürbar. Das innere der Stadt ist viel belebter, man trifft Personen auf der Straße an, auch wenn diese nicht gerade den besten Eindruck hinterlassen. Zwielichtige Gestalten treffen auf offensichtliche Yakuza, die an Visual Keis vorbeilaufen, welche offenbar noch nicht ihre Vollyährigkeit erreicht haben. Es ist ein bunter Mix aus Menschen, die in der disziplinierten Gesellschaft Japans nichts zu suchen haben, ganz wie ein Sammelbecken des Abschaums. Die Bewohner Kushkepets passen sich ihren Häusern an, ganz so scheint es mir zumindest. Ich weiß, ich sollte nun geschockt oder angeekelt sein, aber das bin ich nicht. Viel mehr faszinieren mich diese Millionen an Facetten, diese Vielfalt der Persönlichkeiten. Yeder hat hier seine eigene Geschichte, sein eigenes Leben, keiner ist wie der andere. Und mitten unter ihnen stehen wir, Sakito und ich. Während meine Reisebegleitung komplett in dieses Bild passt und im Grunde nur durch seinen Koffer auffällt, fühle ich mich wie ein bunter Hund. Wieder wird mir Bewusst, wie wenig ich eigentlich weiß, über diesen Ort.

Sakito sieht zu mir hinauf und lächelt.

„Gefällt es dir hier?“

„Ich bin ein wenig überwältigt muss ich gestehen.“

„Das ist gut. Ein gutes Zeichen für unsere Reise.“

„All diese Menschen. All diese Geschichten, die sich durch ihre Leben ziehen!“

„Wir sind hier eben ein Knotenpunkt des Untergrundes. Tokio zeigt sich hier von seiner besten Seite. Der ehrlichen meine ich. Aber yetzt ist erstmal genug poetisches Geschwätz, wir müssen weiter. Ich hab einen Kunden zu betreuen.“

Natürlich fackelt Saki nicht lange und setzt sich sofort in Bewegung, ich folge ihm schweigend. Die Häuser hier sind zwar genauso verwahrlost wie im Randgebiet der Stadt, allerdings viel offensichtlicher bewohnt. Auch in den unteren Etagen herrscht Leben, man sieht viel Leuchtreklame, schäbig blinkend und defekt. Ab und zu stehen auch einfache Holzstände am Straßenrand und bieten alle möglichen Nahrungsmittel an. Der ölige Stadtgeruch mischt sich mit verschiedenen Gerüchen der Essensstände. Ich habe den Geruch schon eine längere Zeit nicht mehr Bewusst war genommen, Sakito hatte Recht! Sofort nehme ich einen tiefen Atemzug und schließe kurz die Augen. Willkommen in deiner neuen Heimat, Lima!

Sakito führt mich zu einer rostigen, schwarzen Tür. Darüber prankt eine wundervolle Leuchtreklame in Katakanas, welche besagt, dass sich hinter dieser Tür wohl ein Boxring befindet. Hier ist also der erste Yob. Ich werde ein wenig nervös und weiß nicht mal so Recht, wieso. Immerhin ist es Sakitos Yob, nicht meiner.

„Das hier ist ein Boxring, wie du siehst. Mein Kunde hier ist ein alter Bekannter, Boxer. Ich hab sein Tattoo schon vor einer Weile angefangen und soll das Motiv heute beenden. So ein total langweiliges Boxertattoo, einen Tiger auf seiner Schulter. Steht für Stärke und sowas. Er ist in Ordnung, aber halte dich bitte im Hintergrund. Die anderen Boxer, du verstehst.“

Ich nicke und Sakito stößt die knarrende Tür auf. Drinnen riecht es nach altem Leder und Schweiß, das Licht fällt schwach durch die schmutzigen Fenster. Natürlich ist der Boxring genauso heruntergekommen wie ganz Kushkepet, selbstverständlich. Mittlerweile sollte mich das nicht mehr wundern. Ein paar tätowierte Kerle trainieren im Ring oder an verschiedenen Sportgeräten, einer davon legt gerade seine Handschuhe ab und kommt grinsend auf uns zu. Er ist gut gebräunt, mindestens 2 Meter groß und voller Muskeln. Den bekommt wohl so schneller keiner klein! Seine Zähne sind aus gold und die Haare nach hinten geflochten, sie glänzen schwarz. Das verschwitzte, weiße Shirt ausziehend, geht er in Sakitos Richtung.

„Kleiner, ich habe schon auf dich gewartet. Freut mich wirklich dich zu sehen! Oh, du hast wohl eine neue Begleitung? Kame mein Name, freut mich. Kommt, lasst uns nach hinten gehen.“

Der Boxer hat eine wirklich freundliche Art, die in krassem Kontrast zu seinem Aussehen steht. Er führt uns in ein Hinterzimmer und bietet und Kaffee und Tee an. Sakito nimmt zu meiner Überraschung Kaffee, das passt nicht zu ihm. Aber andererseits passt es wiederrum perfekt, Sakito ist ein paradoxer Mensch. Ich entscheide mich für den Tee und nehme auf einem Stuhl platz.

Während Kame sich kurz abduschen geht, beginnt Sakito mit der Vorbereitung. In dem Rollkoffer bewahrt er seine Tattoomaschine und die Farben auf. Er baut diese sorgfältig auf, wählt die Farben aus die er braucht und zieht sich Handschuhe an. Ich bin ein wenig gefesselt davon, mit welcher Präzesion und Sorgfalt Sakito das tut, als gäbe es nichts wichtigeres auf der Welt. Daher zucke ich auch kurz zusammen, als er mich plötzlich anspricht.

„Du musst da nicht zusehen.“

„Bitte was?“

„Du musst nicht dabei zusehen, wenn ich ihn tätowiere.“

„Und wenn ich das möchte?“

„Bist herzlich eingeladen. Ich meine nur, es gibt viele Menschen die das nicht sehen können.“

„Kann ich mir vorstellen, aber ich bin neugierig.“

„Oh, das hab ich schon gemerkt. Sonst wärst du wohl kaum hier oder?“

Saki lächelt mich liebevoll an und ich sehe herunter in meine Teetasse, in der sich der Teestab langsam auflöst. Irgendwie macht es mich verlegen, wie gut Sakito schon yetzt über mich Bescheid weiß.

Kurze Zeit später taucht Kame wieder auf, seine Haare sind noch nass und der Raum wird augenblicklich von einem maskulinen Geruch erfüllt. Aus dem Augenwinkel kann ich erkennen, das Saki die Augen schließt und den Geruch kurz einsaugt, bevor er sich wieder sammelt und Kame bittet, sich zu setzten. Von der Seite erkenne ich bereits den Tiger, von dem Sakito gesprochen hat. Schon yetzt eine Pracht bin ich gespannt, was mein Begleiter daraus zaubern wird. Dieser lächelt leicht und macht sich an die Arbeit.

„Fangen wir an.“
 

Nach einer Weile, in der ich gebannt zugesehen habe, rücke ich mit meinem Stuhl ein wenig näher zu Sakito und sehe nun ungeniert zu. Kame scheint das nicht im geringsten zu stören. Auch verzieht er nicht einmal das Gesicht, er ist wohl total schmerzresistent. Schlauer Gedanke, er ist schließlich ein Boxer.

„Das ist wirklich fantastisch.“

„Was denn? Das ist doch nur ein Tiger“

„Aber wie detailliert und genau du diesen arbeitest, das ist einfach der Wahnsinn Saki. Ich habe noch nie eine so schöne Zeichnung eines Tigers gesehen“

Sakito grinst nur über das Kompliment und konzentriert sich weiter, während Kame sich nun in das Gespräch einmischt.

„Sakito ist einer der Besten hier. Seine Preise sind zwar entsprechend, aber es lohnt sich. Deine Mama ist bestimmt stolz auf dich, Kleiner!“

„Sei still!“

Sofort ermahnt mein Begleiter den Boxer zur Ruhe. Ich sehe zwischen den Beiden hin und her und dann wieder auf den Tiger. Langsam wird das Kunstwerk immer erkennbarer, Sakito hat wirklich ein ruhiges Händchen. Mir kommt eine Frage in den Sinn, die ich ihm gerne Stellen würde, aber ich bin mir unsicher, ob ich nun mit ihm reden kann, erkundige ich mich erst danach.

„Darf ich mit dir reden während du arbeitest?“

„Während ich tätowiere ya klar. Was liegt dir auf dem Herzen, Großer?“

„Was war dein erster Eindruck von Kushkepet? Als du das zweite Torii das erste mal passiert hast, was hast du dabei gefühlt?“

„Keine Ahnung, ich kann mich nicht daran erinnern.“

„Nicht? Wie bist du eigentlich hergekommen?“

„Durch meine Mutter.“

Ich stocke. Ich kann mir, auch wenn mir Kushkepet noch so sehr gefällt, nicht vorstellen, meine Kinder mit herzubringen. Dabei fällt mir auf, das ich auf den Straßen bisher auch keine Kinder gesehen habe. Diese eben beobachteten Visual Keis sind selbst schon zu alt um als Kinder zu gelten. Aber was wollen Kinder auch im Untergrund? Ich bin ein wenig verwirrt, doch Saki ist zu fixiert, als das er das bemerken würde. Kame beginnt leise zu lachen.

„Sakito, du musst die Geschichte auch richtig erzählen, sonst versteht man dich doch nicht! Auch ich hab damals echte Probleme gehabt, das zu kapieren, Kleiner. Das musst du noch üben!“

„Bleib ruhig Kame, du wackelst!“

Sakito setzt ab und atmet kurz durch, bevor er wieder ansetzt und weiter macht, als sei nichts gewesen. Schließlich spricht er wieder zu mir.

„Lima, meine Mutter kam irgendwann in den frühen 80ern hier her. So alt bin ich ya offenbar noch nicht.“

„Heißt das etwa?“

„Genau, ich wurde hier geboren.“

Diese Information lässt mich stocken. Hier geboren? Klar, nur weil man hier her kam, wurde man noch lange nicht unfruchtbar, aber ein Kind hier zur Welt bringen? Gibt es hier überhaupt Krankenhäuser? Ich beginne unwillkürlich zu grübeln. Kushkepet ist kein Ort für Familie. Unter welchen Umständen es wohl dazu kam? Kannte er seinen Vater? Und war er überhaupt schonmal außerhalb? Bevor ich noch in meinen Fragen ertrinken kann, hacke ich lieber nochmal nach.

„Du wurdest hier geboren? In dieser Stadt?“

„Yap. Meine Mutter arbeitet hier und wurde schwanger. Soll passieren, hab ich gehört.“

„Und dein Vater?“

Kurz bekomme ich Angst, ich hätte etwas falsches gesagt, denn Sakito antwortet nicht mehr. Doch dann beginnt er wieder zu sprechen und mir wird klar, dass er sich gerade auf seine Arbeit konzentriert hatte.

„Was soll mit dem sein?“

„Na ya... Kümmert der sich um euch?“

„Er kommt mich manchmal besuchen. Meine Eltern sind nicht verheiratet oder sowas. Dad lebt außerhalb Kushkepets, in Tokio. Oder zumindest war das so, als ich ihn das letzte mal gesehen habe. Wir sehen uns nicht oft, Dad ist viel unterwegs. Geschäftsmann, verheiratet, 2 Kinder. Die wissen natürlich nichts von seiner Liebschaft in Kushkepet und dem daraus resultierenden Sohn. Aber dennoch hat mein Vater dafür gesorgt, das es uns gut geht. Hat mich in Tokio auf eine Schule geschickt und so. Zahlt Geld. Kommt ab und an vorbei und bringt was Nettes mit. Keine Ahnung, der Mann hat‘s auch nicht leicht. Aber er kümmert sich, so gut er kann und das rechne ich ihm hoch an. Bin froh das er mein Dad ist.“

„Und dein Vater findet das ok, das du trotz seiner Investition hier bist? Ich meine, wenn er dich auf eine Schule geschickt hat, wollte er sicher das aus dir etwas wird?“

„An meinem Abschluss hat Dad mir die Wahl gelassen. Entweder, ich bleibe in Tokio und werde ein anständiger Bürger, oder ich gehe zurück zu meiner Mutter und führe hier ein mehr oder weniger anständiges Leben. Hab mich natürlich für Mum entschieden, außerdem liebe ich Kushkepet. Hier kann Ich einfach Ich sein, ohne Widerrede, verstehst du?“

„Besser als du denkst...“

Ich schweige und denke wieder darüber nach, versuche die Geschichte zu verarbeiten. Irgendwie kann ich mir das immernoch nicht vorstellen, das es hier Kinder gibt. Oder schwangere Frauen! Seine Vergangenheit stimmt mich ein wenig traurig. Aber er hat Recht, sein Vater gibt dennoch sein bestes. Was seine Mutter wohl beruflich hier zu suchen hat? Aber ich will nicht noch mehr in alten Wunden herumstochern und lasse das Thema, beobachte lieber weiter seine Arbeit und trinke dabei meinen Tee.

Nach einer Weile wird Sakito fertig und lehnt sich zurück.

„Das hätten wir!“

„Sieht klasse aus.“

„Danke, Lima. Ist nicht meine beste Arbeit, aber ich denke, Kame reicht es oder?“

Kame steht langsam auf und besieht sich im Spiegel.

„Wunderbar. Es ist genau das, was ich mir vorgestellt habe. Danke Sakito, ich schulde dir was!“

„Zunächst mal schuldest du mir Geld.“

Kame lacht wieder leise und zieht eine Geldkasette zu sich heran, öffnet diese und gibt Sakito seinen Lohn plus ordentliches Trinkgeld. Dann verabschiedet er sich von uns und geht wieder zum Boxring, brüllt dort sofort ein paar Kerle an, um sie zum trainieren zu motivieren. Saki packt währenddessen mit ebenso sorgfältiger Präzesion seine Maschine wieder ein, macht alles sauber und verschließt den Koffer ordentlich. Dann machen wir uns auf den Weg nach draußen.

Obwohl wir höchstens ein paar Stunden in dem Gebäude waren, ist es draußen schon stockdunkel. Ich wundere mich und sehe auf die Uhr, meine Begleitung lächelt nur.

„In Kushkepet wird es ab 12 Uhr dunkel, Mittagsdunkelheit nennt man das hier. Liegt an der Art, wie die Häuser gebaut wurden und generell, im Grunde ist der Tag hier nur vier Stunden hell. Von morgens acht an.“

„Dieser Ort beeindruckt mich immer mehr.“

Der Rotschopf neben mir streckt sich ordentlich und lässt ein paar Gelenke knacken.

„Ich hab Hunger, wollen wir uns ne Bleibe für die Nacht suchen und dann was futtern? Ich denke, heute gönnen wir uns mal ein Hotel, findest du nicht?“

Ich habe keine Ahnung, stimme aber dennoch zu. Hotel klingt fabelhaft. Also geht der Fußmarsch weiter, vorbei an grellen Beleuchtungen, ominösen Stromkabeln und trügerischen Geschäften. Mir fallen unmittelbar die heruntergekommenen Geishas auf, die auf einmal die Straßen bevölkern. Ich sehe mir diese Damen genauer an und bin ein wenig schockiert, das selbst die Liebesdienerinen heruntergekommen sind.

„Druck, Lima?“

„Was?“

„Ich hab dich gefragt, ob du eine Dame in Anspruch nehmen willst. Kein Problem, ich warte draußen.“

„Ich bin bereits davon ausgegangen, das du mir nicht dabei zusiehst!“

„Soll Leute geben die das mögen. Also willst du?“

„Was? Nein! Um Himmels willen!“

Langsam spüre ich, wie mein altes Ich durchdringt. Aber in diesem Moment ist es mir egal, ich habe nie die Dienste einer Prostituierten beansprucht und werde das wohl auch niemals tun! Zumindest hoffe ich das gerade.

„Reg dich nicht so laut auf bitte, das sind auch nur Menschen.“

„Ich weiß. Entschuldige. Es ist nur... „

„Die Hemmschwelle, schon ok. Ich versteh das.“

„Das auch. Aber ich habe eben noch nie mit einer.. professionellen Dame geschlafen und ehrlich gesagt hoffe ich auch, das niemals nötig zu haben.“

„Stell dich nicht über sie, du bist auch nur ein Mann, so wie ich. Menschen haben Bedürfnisse. Solange du keine von denen schwängerst oder dir was einfängst, ist nichts dabei, glaub mir das ruhig.“

„Nutzt du ihre Dienste etwa?“

Das hat nun wesentlich geschockter geklungen als es sollte. Wir betreten ein Hotel, zumindest behauptet das die Leuchtreklame und Sakito hält mir die Tür auf, während er meine Frage beantwortet.

„Ich brauche das nicht.“

„Wer von uns beiden stellt sich nun über den anderen?“

„Nein Lima, ich meinte... Wie soll ichs ausdrücken? Ich mag keine Geishas.“

„Das ändert nichts an deiner Aussage.“

Wir stehen in einem Lokal, verschiedene Holztische und Stühle stehen herum, die nicht zusammenpassen. An einer langen Holztheke sitzen viele dunkle Gestalten, die nicht weiter erkennbar sind. Mir fällt auf, dass hier in Kushkepet viel Holz verwendet wird! Wir setzten uns an einen Tisch und warten auf eine Bedienung, während wir weiter sprechen.

„Hat man das dir im Reisebüro etwa nicht gesagt?“

„Was denn?“

„Das ich nicht auf Frauen stehe? Ich mag Männer Lima. Ich bin schwul.“

Schockmoment. Krampfhaft denke ich darüber nach, ob ich das hätte wissen müssen. Hatte er mir das gesagt? Oder haben die komischen Zwillinge vielleicht? Scheiße, damit habe ich nun wirklich nicht gerechnet! Bevor ich in die Verlegenheit komme zu antworten, kommt die Bedienung und wir bestellen unser Essen. Ganz ohne Karte, man sagt einfach was man möchte und die zaubern in der Küche dann was, erklärt Sakito. Ob man am Ende allerdings etwas anständiges bekommt, ist die andere Frage. Die Bedienung verzieht sich wieder und Sakito grinst mich schelmisch an.

„Yetzt denkst du darüber nach, ob du dich schonmal vor mir ausgezogen hast oder so und dann ist dir das peinlich. Mach dir keine Gedanken Großer, du bist absolut nicht mein Typ.“

„Was? Nein! Darum gings mir gerade nicht, es ist nur.. überraschend. Ich habe noch nie mit einem schwulen Mann gesprochen um ehrlich zu sein...“

„Oh mit Sicherheit hast du das, nur geben sie das in Tokio nicht zu!“

Das stimmt allerdings. In Tokio redet man nicht über solche Dinge. Herrgott und ich verhalte mich gerade genauso! Ich atme tief durch und beruhige mich erstmal.

„Versteh mich nicht falsch Sakito. Ich habe nichts dagegen. Es war nur ein kurzer Schock. Du kannst lieben wen du willst. Ich war nur ein wenig überrascht. Und ich mache mir keine Sorgen, das du auf mich stehst. Ich weiß, das dem nicht so ist.“

„Mein Name ist Saki. Und ich bin ganz froh das du so locker bist. Ehrlich. Aber wie gesagt, wenn du mal Bedürfnisse hast, es ist nichts dabei ok? Ich befriedige meine schließlich auch ab und an und dann wirst du deryenige sein, der draußen wartet. Das macht man so, aus Höflichkeit.“

„Darf ich Fragen, was denn dein Typ Mann ist? Wo du mich schon so vehement abgelehnt hast.“

Ich versuche das Gespräch ein wenig aufzulockern und lächle ihn an. Sakito ist ein toller Kerl, ich sollte nicht über ihn urteilen, weil er Männer mag. Er wird leicht rot und sieht auf den Tisch.

„Wenn du es genau wissen willst, ich mag Männer mit Muskeln und so. Richtig starke Kerle eben“

„So wie Kame zum Beispiel?“

„Ohhh ya....“

„Hattest du mal was mit ihm?"

„Großer Gott nein. Kame kam hierher und war meine Reisebegleitung, so wie du. Hab ihn rumgeführt und wir hatten echt ne gute Zeit. Aber er mag keine Männer. Hat es mit mir ausprobiert, fands scheiße. Ich übrigens auch, er ist miserabel im Bett.“

Ich halte mir die Hand vor den Mund und weiß nicht mal genau wieso. Mich beschämt dieses Thema, irgendwie bin ich nicht bereit für irgendwelche Bettgeschichten von Saki. Dieser redet aber unbeeindruckt weiter.

„Ist aber nochmal gut gegangen. Wir sind danach normal umgegangen, er hat sich seinen Traum erfüllt und den Boxring eröffnet und seitdem können wir Kumpels sein.“

Ich nicke und das Essen wird serviert. Zu meiner Verwunderung riecht es wirklich gut. Sakito nickt mir zu.

„Guten Apettit“

„Ebenso!“

Wir beginnen zu essen, schweigend. Im Hintergrund fängt eine Visual Kei Band an zu spielen. Der Sänger greift sich das Mikrofon und die Show beginnt.

„Guten Abend, meine Damen und Herren, werte Zuschauer! Ich bin Debito und das ist meine Band ShitOnMyShoes! Empfehlt uns weiter!“

Während die Musik spielt, wippt Saki mit. Ihm scheint diese Band wirklich zu gefallen und auch ich kann nicht meckern. Auch wenn diese Yungs einen sehr speziellen Bandnamen haben und ich mich schon die ganze Zeit frage, ob das dahinten wirklich ein Mann ist... Ihre Musik ist klasse. Früher hätte ich nicht im Traum daran gedacht, auf Visual Kei zu stehen, aber gerade sagte mir das ganze mehr als nur ein bisschen zu. Schließlich meldet Saki sich zu Wort.

„Ich mag die voll. Hab auch ne CD von denen, wenn du mal hören willst. Und einer der Patches auf meinem Rucksack ist von ihnen.“

„Klingt wirklich gut. Können wir uns gern anhören.“

Sakito grinst mich breit an.

„Dann weiß ich was wir gleich machen. Zimmer beziehen, einmal heiß duschen, Musik hören und dann ab ins Bett. Siehst du, das ist der Vorteil an Hotels. Die haben warmes Wasser und Strom. Und sind beheizt! Fast wie in Tokio.“

„In Tokio würde man das hier als schäbig bezeichnen!“

„Stimmt, aber in Kushkepet ist das purer Luxus!“

Ich lächle. Meine erste Nacht in einem Luxushotel. Ich bin wirklich gespannt darauf.

Nun sind schon 3 Tage vergangen, seitdem ich Sakito begegnet bin und meine Einträge beginnen, unregelmäßiger zu werden. Ich bin ein wenig von mir selbst enttäuscht, habe aber nichts anderes erwartet. Manchmal verfällt man eben in seine eigenen Muster zurück und da ich nie Tagebuch geschrieben habe, werde ich wohl auch niemals mit Disziplin dahinter stehen.

Nachdem ich mit meiner Begleitung in einem Hotel übernachtet habe, sind wir weiter ins Innere der Stadt gezogen und haben uns die Straßen angesehen. Ich fühle mich immer mehr, als sei ich am richtigen Ort angekommen, Saki gefällt meine Entwicklung sehr. In den letzten Tagen habe ich verschiedene Kunden kennen gelernt und mir ihre Tattoos angesehen. Ich finde es mittlerweile Recht entspannend, Saki bei der Arbeit über die Schulter zu sehen und die Motive sind wirklich gelungen. Mich beschleicht der leise Gedanke, ob ich nicht auch mal ein Tattoo haben möchte, aber ich wüsste nicht welches oder wohin. Für mich muss ein Tattoo eine tiefere Bedeutung haben, daher schiebe ich den Gedanken erstmal beiseite. Stattdessen folge ich Sakito weiter, der wieder schnurstracks zu einem neuen Auftrag läuft. Ich habe herausgefunden, das seine Kunden ihn per Handy kontaktieren, oder die Termine schon lange vorher geplant werden. Manchmal schaue er wohl auch spontan vorbei, erzählte er mir gestern. Langsam wird es kälter, der Winter rückt näher und ich ziehe meine Yacke ein wenig mehr zu.

„Ist dir kalt Großer?“

„Es zieht ziemlich hier. Hast du etwa kein Kälteempfinden?“

„Doch klar, aber ich bin da abgehärtet. Kushkepet härter ab Lima. Egal worum es geht! Aber ich bin froh, das du noch da bist.“

„Was hast du den erwartet? Das ich nach zwei Tagen umkehre und wieder in die heile Welt zurückkehre?“

„So ungefähr, ya. Ich bin ein bisschen begeistert, das es dir hier zu gefallen scheint. Wahrscheinlich bist du im Grunde ein guter Mensch, der einfach nur in der falschen Welt gelebt hat und sich nun durchfragen muss, wie ein kleines Kind.“

Ich nicke nur und folge ihm weiter. Die Straßen der Stadt sehen wirklich so ziemlich gleich aus. Dunkle Gassen, Essensstände, verkommene Geishas ab einer gewissen Uhrzeit, Leuchtreklame, heruntergekommene Gebäude. Untergrund eben. Im Moment ist es noch hell, Sakito hat mich heute sehr früh geweckt, da er früh zu einem Kunden müsse, wie er sagte. Ich habe seit heute Morgen das Gefühl, die Laune des Kleinen sei heute besonders schlecht. Zwar war er bisher nicht zickig oder sonst irgendwie aufmüpfig geworden, aber meine innere Stimme sagte mir, das etwas nicht stimmt.

„Wir sind gleich da, der erste Yob dauert nicht lange.“

„Was wirst du den heute für ein Motiv stechen?“

„Garkeins.“

Ich sehe ihn verwirrt an, doch Sakito geht einfach weiter. Schließlich seufzt er.

„Der Kerl bekommt ein Piercing. Also zumindest denke ich das. Hat sich etwas unklar ausgedrückt, als ich mit ihm telefoniert hab.“

„Verstehe.“

Es kommt mir komisch vor, wie ungenau Sakito Bescheid weiß, aber ich sage nichts dazu, sondern folge ihm, bis wir an einem entsprechenden Haus ankommen und eintretten. Sofort schlägt mir der Geruch von abgestandenen Zigaretten entgegen. Im schummerigen Licht sitzen ein paar Männer und handeln gerade irgendwelche Preise aus. Einer erhebt sich und kommt auf uns zu, stellt sich nicht vor, begrüßt mich nicht. Er nimmt einfach Sakito an der Schulter und geht mit uns in den Nebenraum, in welchem er endlich beginnt zu sprechen.

„Ich wusste garnicht, das du eine Begleitung hast Sakito.“

„Stört dich das etwa?“

Der Mann sieht mich abschätzig an. Er ist groß, gut gebräunt und hat einen Bierbauch. Zudem trägt er einen gelben, abgetragenen Anzug und eine Zigarette hängt in seinem Mundwinkel. Auf mich macht er einen eher ungepflegten Eindruck.

„Mein Name ist Lima.“

„Freut mich, Lima. Nun, Sakito hier hat einen Yob zu erledigen, würdest du also bitte den Raum verlassen?“

Ich sehe verwirrt zu dem Mann, dann zu Saki. Dieser seufzt.

„Geh schon Lima. Kunde ist König und so weiter.“

Der Mann grinst mich an und seine dreckigen Zähne werden sichtbar. Da ich keine Lust auf Streit habe, verlasse ich den Raum. Die Männer am Tisch sehen sich nicht nach mir um, sondern handeln weiter, diskutieren über Dinge die ich nicht verstehe. Ich erkenne Sehett zwischen ihnen, der mir kurz zuwinkt und dann wieder in die Verhandlung einsteigt.

Ich lehne mich gegen die Wand und denke darüber nach, warum ich rausgeschickt wurde. Ob es dem Mann unangenehm war, beim piercen gesehen zu werden? Oder war die Stelle vielleicht ein wenig anzüglich? Ich kann mir sowieso nicht erklären, wieso ein solcher Mann ein Piercing haben möchte, also verlaufen auch meine Gedanken ins nichts. Unweigerlich denke ich an das Abendessen. Vielleicht würde sich Sakis Stimmung ein wenig bessern, wenn wir heute in einem Hotel zu Abend essen? Mein kleiner Begleiter isst gerne, auch wenn man es ihm nicht ansieht.

„Ich hole nur schnell mein Geld, dann kannst du gehen!“

Die Stimme des Kunden reißt mich aus meinen Gedanken und ich sehe zu Tür. Er kommt gerade aus dem Nebenraum, ohne ein sichtbares Piercing und geht an mir vorbei. Ich gehe sofort zu Sakito, der gerade seine Handschuhe auszieht. Auf dem Tisch steht ein Kästchen, voll mit irgendwelchen sterilen Piercings. Meine Reisebegleitung sieht unzufrieden aus.

„Hast du ihm doch nichts gestochen?“

„Doch klar, wie kommts du drauf?“

„Weil man nichts sieht.“

„Du kannst ihn ya fragen, ob er dir seinen Schwanz zeigt, dann hast du was zu sehen!“

Auf diese patzige Antwort war ich nicht vorbereitet und schweige sofort. Ein Intimpiercing? Ya, das passt zu dem Kerl. Ein kalter Schauer läuft mir über den Rücken, bevor der Kunde wieder den Raum betritt, Sakito achtlos das Geld auf den Tisch wirft und ohne ein weiteres Wort wieder geht. Unfreundlicher Arsch. Saki packt alles sorgfältig weg und schultert seinen Rucksack.

„Lass uns schnell von hier verschwinden!“

Er rennt schon fast nach draußen, ich folge ihm ohne auf die anderen Männer zu achten. Auf der Straße nimmt Sakito sich erstmal eine Zigarette und raucht, ich stelle mich zu ihm und warte ab. In dieser Laune wollte ich nicht der Dumme sein und irgendetwas falsches sagen. Eine ganze Weile schweigen wir, doch dann meldet sich Saki zu Wort.

„Tut mir Leid das ich dich dadrin so angefahren habe, passiert nicht wieder. Ich nehme keine Yobs mehr von dem Kerl an.“

„So schlimm dadrin? Obwohl es nur ein Piercing war?“

Ein langsames Nicken, ein Zug an der Zigarette, bevor er weiter spricht.

„Er wollte das ich ihm einen Blowjob gebe, aber ich mache das nicht mehr. Ya, ich gebe es zu und ich weiß das du das eklig findest, aber ich gebe manchmal mit Kerlen für Geld ins Bett ok? Wenn man so aussieht wie ich, ist das leicht verdientes Geld. Nun urteilst du innerlich über mich, ich weiß das. Tut mir Leid Lima, aber das ist nunmal die wahre Seite an Kushkepet. Ich hatte damals kein Geld und heute... Ich suche mir meine Kunden genau aus und er gehört sicherlich nicht mehr zu diesem Kreis. Er ist eklig und wer weiß was der rumschleppt an Krankheiten. Geht garnicht!“

Er schüttelt sich und raucht weiter, ohne mich anzusehen. Und natürlich hat er Recht. Als er mir die Wahrheit über sich sagte, empfand ich Ekel. Wirklichen Ekel davor, das der kleine Saki mal mit einem Kerl wie diesem geschlafen haben sollte. Und das er daran auch noch Geld verdient hat. Ich atme tief durch, bevor ich ihn wieder ansehe, aber er starrt nur nach unten und raucht. Als die Zigarette zuende ist, nimmt er sich einfach die nächste und macht weiter. Schließlich bin ich deryenige, der wieder spricht.

„Es belastet dich sicher sehr. Deswegen warst du auch so sauer wegen der Geishas nicht wahr?“

„Schön war es nicht..“

Ohne ein weiteres Wort, nehme ich Saki in den Arm. Ich spüre zuerst ein Zucken, doch dann lässt er sich gegen mich fallen.

„Weißt du, Sakito, ich hab dich gern. Du lebst ein Leben, von dem ich immer geträumt habe. Vollkommene Freiheit. Und ich bin froh dich zu kennen ok? Es gibt eigentlich kaum etwas, womit du mich wirklich vertreiben kannst.“

„Mein Name ist Saki!“

Er sagt es fast wieder patzig und ich muss lächeln. Dann richtet er sich wieder auf und flüstert ein leises „Danke“, bevor er wieder seine Sachen nimmt und einfach weiter geht, als sei nichts passiert.

„Du zerstörst auch yede Romantik oder?“

„Ich hasse Romantik!“

Ich muss unweigerlich lachen und folge ihm wieder. Hoffentlich wird der nächste Kunde nicht so ein harter Brocken. Wieder muss ich meine Yacke etwas zuziehen. Verdammt, bald wird es anfangen zu schneien, wenn die Temperatuten weiter fielen.

„Hast du gleich noch einen Kunden oder haben wir etwas Zeit?“

„Viel Zeit Lima, wieso was ist denn?“

Mit einem entschuldigenden Blick sehe ich ihn an.

„Ich brauche etwas zum anziehen, einen Schal oder sowas.“

Sakito sieht mich fast schon geschockt an, dann schüttelt er den Kopf und biegt sofort in eine andere Straße ab.

„Du bist eine verdammte Mimose Lima.“

„Ich danke dir.“

Wir gehen weiter, bis Sakito auf eine Reklame zeigt und ich sofort verstehe. Ein Klamottenladen.

Im Innern ist es nicht viel anders wie in den anderen Läden, überall liegen Klamotten herum, ungefaltet und hauptsächlich schwarz. Zudem findet man an yeder Ecke Schmuck und Tücher, viele Spiegel stehen irgendwo im Raum verteilt. Ich muss erstmal schlucken, bevor ich alles erfassen kann.

„Willkommen auf deiner ersten Shoppingtour Großer.“

Saki lächelt mich wieder an und ich lächle zurück. Gut das ich mit meiner Verzweiflung ein wenig die schlechte Laune vertreiben kann! Sofort wühle ich mich durch die verschiedenen Tische und finde schließlich einen schwarz melierten Schal, den ich sofort anziehe. Er ist gemütlich und ich will schon zur Theke gehen, hinter der eine dicke Frau Zeitung liest, als Saki hinter mir in die Höhe springt und mir einen schwarzen Hut mit breiter Krempe aufsetzt. Ich sehe ihn verwirrt an, doch er deutet zu einem Spiegel.

„Sieh dir das an Lima, der würde dir super stehen!“

Zunächst skeptisch gehe ich zum Spiegel und betrachte mich. Saki hat Recht, auch wenn ich noch nie einen solchen Hut getragen habe, gefällt er mir wirklich. Ich richte vorsichtig den Hut und drehe mich um, um ihn von allen Seiten zu begutachten.

„Und? Kaufst du ihn?“

Sakito starrt mich an und ich nicke.

„Ya, ich denke schon.“

„Super!“

Der kleinere grinst wieder breit und begleitet mich zur Kasse, wo ich alles bezahle und dann mit Hut und Schal nach draußen gehe. Ich spüre ein motivierendes Gefühl. Endlich beginne ich auch, meinen eigenen Kleidungsstil zu entwickeln. Auch Saki sieht besser gelaunt aus.

„Also auf zu deinem nächsten Yob?“

„Diesmal wieder ein Piercing, aber ich denke, du darfst drin bleiben. Es ist ein cooler Typ, der wird dich mögen! Aber ein bisschen behindert, sag also nichts falsches ok?“

„Alles klar.“

Die Umschreibung, ein bisschen behindert, war zwar ein wenig befremdlich, aber dennoch vertraue ich Sakito mittlerweile so sehr, das ich mir den Kerl in ungefähr vorstellen kann, den wir gleich besuchen werden. Es ist ein gutes Gefühl und meine neuen Accesoires halten mich ein wenig warm. Wir brauchen nicht lange, da betreten wir auch schon ein kleines Motel.

„Wir bleiben über Nacht hier. Mein Kunde ist auch da, also können wir das gleich erledigen.“

Ich lasse Sakito vor, der geht hoch in die erste Etage, klopft an der ersten Tür, bezahlt unser Zimmer, bevor wir weiter gehen und unsere Sachen in einem der Zimmer abstellen. Saki nimmt das Werkzeug für Piercings aus deinem Rucksack und steht auf.

„Du kommst mit oder?“

Ich nicke nur und Sakito bedeutet mir, ihm zu folgen. Wir gehen wieder in die untere Etage, die unbewohnt zu sein scheint, wie üblich. Allerdings geht Sakito ziemlich direkt zu einer verschlossenen Tür und klopft. Bevor ich fragen kann, wird geöffnet und ein yunger Mann sitzt vor uns. Er scheint im gleichen Alter wie Sakito zu sein, seine Haare sind hellblau gefärbt und er ist bunt geschminkt. Sein Gesicht wird schon von vielen Piercings geziert, ich frage mich unweigerlich, wo wohl das nächste hinkommen soll? Dann fällt mir das rechte Auge auf, welches einen komplett schwarzen Augapfel hat und ich zucke kurz. Das war selbst für Kushkepet nicht normal! Der yunge Mann lächelt und bittet uns herein, fährt mit seinem Rollstuhl zur Seite.

„Saki! Ich hab schon auf dich gewartet!“

„Tut mit Leid Tomoe, ich hatte ein paar Kunden mehr als erwartet und Lima hier ist neu und alles, du kennst das ya!“

Die beiden umarmen sich, scheinen sich wohl schon sehr lange zu kennen. Dann sieht Tomoe zu mir und hält mir die Hand hin.

„Tomoe.“

„Lima.“

Ich schüttle seine Hand und lächle ihn an, er lächelt zurück. Dann nehme ich auf einem Stuhl platz, während Sakito alles vorbereitet und Tomoe ihm in kurzen Sätzen erklärt, was er diesmal möchte. Mir fallen seine vielen Tattoos sofort auf. Ich bleibe wie immer im Hintergrund und beobachte, wie Saki alles desinfiziert und Tomoe einen Ring durch die Nase sticht. Tomoe zuckt nichtmal dabei, er ist wohl schon daran gewöhnt. Als Saki seinen Yob beendet hat, rollt Tomoe wieder nach hinten und nimmt sich einen Teddy vom Schrank, den er sich auf den Schoß setzt.

„Danke Saki-kun.“

Saki nickt nur und macht sauber. Plötzlich kommt mir eine Idee und ohne weitere Gedanken daran zu verschwenden, spreche ich es aus,

„Saki, würdest du mir auch was stechen?“

„Dir?“

Ich nicke und sehe ihn an, er scheint verwundert zu sein. Klar bei so einem Normalo wie mir.

„Was schwebt dir den so vor?“

„Keine Ahnung, irgendwas. Vielleicht in die Lippe? Ein Stecker?“

„Der ist cool!“

Tomoe kommentiert mein Vorhaben und ich sehe Saki weiterhin an, der immernoch skeptisch ist, doch irgendwann einfach lächelt.

„Warum nicht, wohin willst du es haben?“

Er malt mit einem Stift einen Punkt auf meine Unterlippe, mittig, dann bereitet er alles vor und zeigt mir einen Stecker. Mein Herz raßt wie das eines Kindes. Mein erstes Piercing! Ob ich mir danach noch weitere stechen lasse? Mal sehen ob mir dieses überhaupt gefällt! Übermannt von meiner heutigen Styling-Motivation lasse ich Sakito die Stelle desinfizieren. Er nimmt die lange Nadel zur Hand, die ich eben schon bei Tomoe gesehen habe und mir wird ganz anders. Ich zucke zusammen, doch Saki gibt mir sanft eine Ohrfeige.

„Hey! Reiß dich zusammen, das tut nicht weh!“

„Es ist eben ungewohnt für mich.“

Mein Begleiter sticht zu und ich entlarve seine Lüge. Es tut verdammt weh, ich verkrampfe meine Hände, reiße mich aber ansonsten zusammen. Schließlich dreht Sakito etwas ein und legt die Nadel weg.

„Fertig!“

Er legt den Kopf schief und sieht mich an.

„Das steht dir. Nein echt, du fängst an mir zu gefallen! Dreh dich mal zu Tomoe.“

Ich sehe in Tomoes Richtung, dieser zeigt mit dem Daumen nach oben. Schließlich stehe ich auf und gehe zu einem Spiegel. Das Piercing ist verdammt ungewohnt, aber es gefällt mir sehr gut.

„Du bist kein guter Einfluss für mich Sakito. Ich merke es.“

„Ich heiße Saki, verdammt!“

Tomoe kichert und auch ich lächle. Dann nehme ich wieder auf meinem Stuhl platz und spiele an meinem Piercing herum, auch wenn Saki mich ständig dazu anhält, das zu lassen. Er räumt alles auf, wärmt wie selbstverständlich etwas zu Essen aus und setzt sich schließlich ebenfalls hin, redet mit Tomoe.

Während sie darüber sprechen, das Tomoe wegen seiner Behinderung keine Reisebegleitung gefunden hat, sehe ich den Bären an, welcher mich penetrant von Tomoes Schoß aus anstarrt. Ein Teddybär? Wie alt war Tomoe überhaupt? Irgendwie machen mich diese toten Bärenaugen nervös, wie sie immernoch auf mich starren, als sei ich ein Aussetziger. Dämlicher Bär! Schließlich steht Saki auf.

„Es ist spät, wir müssen langsam mal ins Bett. Sollen wir dir noch irgendwie helfen?“

„Ich komm klar. Wollt ihr heute nicht lieber hier bleiben?“

Tomoe sieht uns an und mir wird schlagartig klar, das ihn dasselbe Schicksal ereilt hat wie Sakito. Er ist einsam. Mit dem Unterschied, das er nicht als erfolgreicher Tätowierer durch Kushkepet wandert, sondern im Rollstuhl sein Leben bezwingen muss. Sowieso ist es bestimmt nicht einfach mit Behinderung, ob nun Kushkepet oder nicht. Immerhin muss er wohl immer in den unteren Etagen schlafen und hat auch sonst sicher großer Probleme, wenn ein Hindernis vor ihm steht. Und das er keine Reisebegleitung gefunden hat, tut mir ein wenig leid. Ob ich ihn angenommen hätte? Sicherlich, so voller Tatendrang hätte ich wohl yeden angenommen! Ich nicke und Sakito lächelt mich an.

„Super Großer! Dann hole ich schnell unsere Sachen!“

Saki sprintet nach oben wie ein Kind, dem man erlaubt hat bei einem Freund zu übernachten. Ich sehe Tomoe an, dieser lächelt.

„Darf ich fragen, warum du ein schwarzes Auge hast?“

„Das ist kein echtes Auge.“

Er nimmt das Glasauge aus der Augenhöhle und zeigt mir den schwarzen Ball. Ich betrachte ihn und nicke. Ein Glasauge also. Meine Güte, dieser Kerl war noch viel ärmer dran, als ich anfangs dachte. Tomoe legte das Glasauge in ein Wasserglas und sah mich wieder an, die Augenhöhle geschlossen. Dennoch konnte man deutlich erkennen, das sie leer war.

„Da Saki-kun schlafen will, könntest du die Futons ausbreiten?“

Ich nicke und gehe zum Schrank, ziehe Futons und Decken heraus und lege diese aus, bestücke yedes Bett mit einem Kissen. Nun kommt auch Sakito zurück und lächelt, als er sieht wie ich seinem Freund helfe.

Nachdem Tomoe im Bad war, geht Saki. Ich sehe, wie der yunge Mann die Bremsen des Rollstuhls betätigt und sich aus diesem herausschwingt und geübt auf dem Futon platz nimmt. Dann nimmt er seine offenbar unbeweglichen Beine und legt diese unter die Bettdecke. Schließlich kuschelt er sich ein und flüstert.

„Gute Nacht Lima, Gute Nacht Button!“

„Gute Nacht Tomoe!“

Kurz habe ich mich gefragt, wer Button ist, dann fielen mir die starren Augen wieder ein. Der Kerl liebt seinen Teddy eben.

Nachdem auch ich mich im Bad fertig gemacht habe und die anderen beiden sich eingekuschelt haben, nehme ich mein Tagebuch zur Hand und schreibe wieder ein wenig weiter. Kushkepet hat wirklich immer wieder neue Dinge zu bieten.

Nach der erholsamen Nacht begleitet uns Tomoe noch ein wenig, bevor er eine andere Richtung einschlagen muss und in einer Gasse verschwindet. Ich sehe ihm hinterher. Irgendetwas an ihm bewundere ich yetzt schon. Und ich bin gespannt, ob wir diesen kleinen Kerl irgendwann wieder sehen werden.

„Heute gehts zu einem besonderen Kunden.“

„Inwiefern besonders?“

„Verbindungen zum organisierten Verbrechen, wenn dir was weiter hilft?“

„Ein Yakuza?“

Mein Herz setzt einen Moment aus. Die Yakuza sind gefährlich! Egal ob wir in Kushkepet sind oder nicht! Damit ist nicht zu spaßen! Doch Sakito winkt nur unbeeindruckt ab.

„Ya ya. Yakuza. Shogun sein Name, den hab ich in deiner Gegenwart schon öfter fallen gelassen.“

„Was willst du den von ihm?“

„Hab ich doch gesagt, er ist mein Kunde. Außerdem passt er auf mich auf.“

Ich nicke und folge ihm schweigend. Aufpassen? Bisher hatte ich nicht den Eindruck, das man auf Saki aufpassen müsste, aber wer weiß. Wir gehen weiter durch die engen Gassen und gelangen schließlich an ein großes Haus, welches moderner aussieht als die anderen. Auch die Straße hat weniger Schlaglöcher, man könnte diesen Ort fast mit einer normalen Straße in Tokyo verwechseln! Aber nur fast, der ölige Gestank und die Dunkelheit sind weiterhin ständige Begleiter von uns.

Sakito geht zur Tür und klopft, sofort öffnet ein dunkel gekleiderter Mann die Tür. Er sieht zuerst Sakito, dann mich an und bittet uns herein.

„Shogun erwartet dich schon Sakito.“

Mein Begleiter nickt und geht die Treppe nach oben. Das Haus ist riesig, komplett neu renoviert und modern eingerichtet. Dunkles Holz an den Wänden, rote Teppiche. Dieser Kunde scheint zu den Reichen Kushkepets zu gehören. Bisher war mir nicht mal bewusst, das es hier soetwas wie eine Oberschicht gibt, aber es ist offensichtlich, dieses Haus ist ganz anders als die anderen. Die Türen, an denen wir vorbeigehen, sind alle geschlossen. In der oberen Etage geht Saki zielsicher durch die Gänge, bis er schließlich zu einem Raum kommt und klopft. Wir werden herein gebeten und der kleinere von uns öffnet die Tür.

Dort sitzt er. Shogun Sel, offenbar Yakuza. Seine Arme sind voll von Tattoos, die sogar bis zu seinem Hals gehen. Er trägt einen schwarzen Anzug, seine Haare sind blond gefärbt und im Gesicht erkennt man die Löcher von Piercings. Unweigerlich fasse ich an mein eigenes. Mein eigenes Piercing. Daran werde ich mich erst noch gewöhnen müssen.

„Sakito. Ich habe bereits auf dich gewartet!“

„Schön dich zu sehen, Shogun. Wie gehts es dir?“

„Man beschwert sich nicht.“

Neben dem Shogun sitzt eine offensichtlich yüngere Frau auf dem Sofa, mit einem viel zu kurzen Kleid. Welchem Beruf diese Dame nachgeht ist kaum zu übersehen. Er gibt ihr einen kurzen Wink und sie steht auf und stöckelt wortlos an uns vorbei.

„Meine Zwillinge haben mir bereits gesagt, das du wieder in Begleitung reist. Willkommen in meinem Anwesen Lima, ich bin Shogun Sel. Fühl dich wie zuhause!“

Ich verbeuge mich höflich.

„Danke sehr.“

Seine Zwillinge? Etwa die beiden aus dem Reisebüro? Das sollen seine Kinder sein? Schwer vorstellbar, aber wen könnte er sonst meinen?

„Bitte Lima, nimm Platz. Sakito, ich möchte das du den Rücken heute beendest.“

„Lass mal sehen, dann sag ich dir ob ichs heute schaffe.“

Ziemlich lapidar, wie Sakito mit dem Yakuza redet. Ich setzte mich auf ein anderes Sofa und beobachte, wie Shogun sein Jacket und Hemd ablegt und Sakito den Rücken zeigt. Eine riesige Gottheit ziert diesen. Ich bin begeistert, wie immer wenn ich die Arbeit meines Begleiters sehe.

„Ich denke, wenn du die Zähne zusammenbeißt wird es machbar sein. Ich werde da heute über viel Knochen stechen müssen.“

„Sakito, ich bin kein Mann der wegen Schmerzen zurückschreckt.“

„Welchen Fuß hatten sie dir nochmal abgehackt? Den Rechten?“

„Links“

Sakito kichert und baut seine Maschine auf, zieht die Handschuhe an. Der linke Fuß ist also unecht? Bei genauerem hinsehen fällt es mir auf, tatsächlich. Eine Prothese. Eben wirklich ein Yakuza. Ich verhalte mich lieber ruhig und beobachte Sakito bei seiner Arbeit. Shogun und er unterhalten sich zunächst über das Geschäft. Natürlich verrät der Yakuza nichts genaues, aber allein an den wenigen Details, die er Preis gibt, kann man ablesen wie sehr seine Geschäfte stinken. Aber Sakito redet nur munter weiter mit ihm, erzählt ihm von Tomoe und von meinem Piercing und dem Hut, den ich aufhabe. Im Grunde erzählt er ihm die ganze Reise, ab dem Moment ab dem wir uns begegnet sind. Doch das Detail mit diesem schmierigen Drecksack, der Saki zu einem Intimpiercing genötigt hatte, verschweigt er. Ich gehe davon aus, dass er dies absichtlich tut und hacke nicht weiter nach. Allerdings tut Shogun das schon selbst.

„Und gestern?“

„Was soll gestern gewesen sein? Da hab ich Tomoe getroffen..“

„Das meine ich nicht. Ich weiß, wer gestern dein Kunde war Saki. Ich habe meine Kontakte.“

„Und? Nur ein gewöhnlicher Kunde.“

„Wenn er dir etwas angetan hat oder dich berührt hat, wo du es nicht wolltest...“

Er schweigt, aber yede Erklärung wäre ohnehin unnötig. Am Tonfall erkennt man schon worauf er hinaus will. Shogun würde diesen Kerl töten, wenn er sich noch einmal an Sakito vergreift.

„Es ist nichts passiert Shogun, mach dir nicht ins Hemd.“

„Das hoffe ich für ihn.“

„Ich kann gut auf mich selbst aufpassen!“

„Du weißt, das ich deiner Mutter versprochen habe ein Auge auf dich zu werfen?“

Sakito rollt nur mit den Augen und arbeitet weiter, lässt die Frage unbeantwortet. Schließlich ergreift Shogun wieder das Wort.

„Deine Mutter hat mir übrigens eine Nachricht zukommen lassen. Du sollst dich bitte mal bei ihr melden. Sie hätte schon länger nichts mehr von dir gehört.“

„Ich war eben unterwegs.“

„Sie macht sich nur Sorgen um dich.“

„Ich bin kein Kind mehr Shogun. Du lässt deine Kinder auch das Reisebüro leiten. Und der Yob ist gefährlicher als das was ich hier tue.“

„Glaubst du ernsthaft, es würde yemand wagen sich an meinen Zwillingen zu vergreifen? Ich dachte, mein Ruf eilt mir mittlerweile vorraus!“

„Oh ya, du gnadenloser Yakuza, du!“

Die beiden lachen und ich bin erstaunt, woher dieses gute Verhältnis wohl kommen mag. Sakito scheint sich einiges erlauben zu dürfen. Ob Shogun ihn auch finanziell unterstützt?

Die Tür wird geöffnet und eine Frau betritt den Raum, ungefähr Shoguns Alter.

„Shogun, ich wusste nicht, das du Besuch hast. Hallo Sakito.“

Ihre Stimme ist nicht kühl, wirkt aber enttäuscht.

„Hallo Madame.“

„Sakito macht nur das Motiv auf meinem Rücken fertig. Kein Grund zur Besorgnis.“

„Und bleibt er über Nacht?“

„Davon gehe ich aus.“

Beide sehen Sakito an und der sieht zu mir. Ich nicke nur leicht und er nimmt das Angebot an.

„Wir würden sehr gern über Nacht hier bleiben, wenn wir dürfen Madame!“

„Natürlich dürft ihr das. Du kannst nichts dafür, dass deine Mutter es verbockt hat.“

Sakito wendet den Blick ab, offenbar sauer. Seine Mutter scheint für ihn wirklich ein schwieriges Thema zu sein. Shogun mischt sich ein.

„Madame, im Grunde hat seine Mutter es nicht verbockt. Du weißt das sie nur ihrem Yob nachgegangen ist.“

„So wie diese Dame, die eben an mir vorbei kam? Hat die ihren Yob auch gut gemacht? Yetzt, wo deine alte Dame nicht mehr so hübsch ist, musst du dir immer yüngere Hasen suchen!“

Shogun seufzt.

„Du weißt das ich dich liebe.“

„Das diskutieren wir nicht vor den Gästen aus.“

Sie dreht sich um und verlässt ruhig den Raum, schließt die Tür bedacht ruhig. Ich komme nicht umhin und frage nach.

„Wer war das?“

„Meine Frau. Sie kann Sakitos Mutter nicht leiden, aus Gründen.“

„Weil du deine Frau ständig betrügst Shogun, das kannst du nicht schön reden.“

Sakito ergänzt diese Tatsache völlig trocken. Shogun muss lächeln.

„Es ist nicht so, als ob sie keine Liebhaber hätte. Wenn man solange verheiratet ist, gestattet man sich irgendwann, das Ehebett zu verlassen.“

„Können wir das Thema wechseln? Nichts für Ungut Shogun, aber du bist wie ein Vater für mich. Das möchte ich nun echt nicht wissen!“

„Bei deiner Vergangeheit solltest du bei sowas doch abgehärtet sein oder nicht?“

„Ok gut, dann erzähle ich dir yetzt in aller Ausführlichkeit, wie es dein geliebter Sohnemann im Bett mag.“

Shogun seufzt nur und dreht ihm wieder den Rücken zu, bedeutet ihm einfach weiter zu machen. Genau das tut Sakito und eine Weile hört man nichts, außer das Geräusch seiner Maschine.

Ich denke über die Tatsache nach, dass es auch in Kushkepet soetwas wie Reichtum zu geben scheint. Ob man den Reichtum hier nur durch kriminelle Geschäfte erreichen kann? Es muss gefährlich sein, so luxuriös zu wohnen, da ist ein krimineller Ruf sicher hilfreich, um nicht ausgeraubt zu werden. Ein wenig freue ich mich, in dem Yakuzahaus zu übernachten. Es sieht gemütlich aus und sicher bekommen wir später noch etwas zu essen. Praktisch, so langsam meldet sich mein Magen. Irgendwann bricht Shogun dann doch wieder das Schweigen.

„Ich bin übrigens froh zu sehen, das du den Scarabeus trägst, den ich dir geschenkt habe.“

„Warum auch nicht? Der ist toll. Danke nochmal dafür!“

„Er hat mich auch ein kleines Vermögen gekostet.“

„Yetzt komme ich mir wie eine deiner Damen vor...“

Sie lachen wieder und auch ich muss lächeln. Die beiden sind wirklich vertraut miteinander. So vertraut, das ich mittlerweile all meine Scheu verloren habe, was den Yakuza vor mir betrifft. Es sieht zwar total böse aus, aber in seinem Innern ist er ein ganz normaler Mann.
 

Am Abend sitzen Saki und Ich auf unserem großen Doppelbett und essen. Es gibt traditionelle japanische Küche. Wir müssen in unserem Zimmer essen, da die Madame nicht mit Sakito an einem Tisch sitzen möchte. Ich fühle mich wie ein ungezogenes Kind. Saki hat darauf bestanden, sich mit mir ein Zimmer zu teilen.

„Ich will dich nicht alleine hier lassen. Ich bin in Sicherheit, aber was mach ich wenn du angegriffen wirst? Dann sind wir am Arsch, verstehst du? Du bist gerade meine Geldanlage!“

„Hey! Ich dachte, ich sei dir mittlerweile wichtiger als bloß dein Gönner zu sein!“

„Ach Großer, du warst von Anfang an wichtiger als ein Geldgeber. Ich mochte dich schon immer.“

Ich sehe Sakito schief an, doch der isst einfach fröhlich weiter. So ein komischer Kerl. Sagt einfach solche Sachen und kann dann einfach so tun, als sei nichts gewesen! Schließlich sind wir fertig, stellen unsere Teller nach draußen, damit ein Dienstmädchen diese abholen kann. Dienstmädchen! Shogun ist wirklich verdammt reich.

Nachdem Ich geduscht habe und nun in mein Tagebuch eintrage, duscht Sakito. Ich kann sein Duschgel riechen, es riecht unverschämt gut. Ich sollte ihn mal fragen, welches er benutzt. Eigentlich will ich mein Buch nun schließen und für heute ein wenig schlafen. Ich habe einen netten, aber gruseligen Yakuza und dessen eifersüchtige Frau kennen gelernt, das sollte reichen für einen Tag! Allerdings höre ich eben genau diese beiden bei ihrem Liebesspiel, direkt nebenan. Gut zu wissen, die Wände in Kushkepet sind genauso dünnes Papier wie in ganz Japan.

Sakito kommt aus dem Bad, nur in Boxershorts und trocknet seine Haare, die plötzlich wesentlich kräftiger rot strahlen.

„Hast du dir gerade die Haare gefärbt?“

„Glaubst du denn, meine Haare werden von allein so rot?“

Ich lächle.

„Bei mir kommt schon wieder der dunkle Ansatz durch. Ich sollte auch nochmal ran.“

„Können wir ya morgen machen, yetzt bin ich erstmal müde!“

Er streift sich sein Bandshirt über und krabbelt zu mir ins Bett. Dann schließt er einfach die Augen.

„Bei dem Krach kannst du schlafen?“

Er öffnet seine dunklen Augen wieder, gähnt und greift in die Nachttischschublade.

„Hier, Oropax. Das sollte dir helfen. Und wehe du kuschelst dich heute Nacht an mich! Ich stell dir das in Rechnung!“

Wir lachen beide leise und ich stecke mir die Oropax ein. Dann verstaue ich mein Tagebuch sorgfältig und lege mich schlafen. Gute Nacht Kleiner, gute Nacht Kushkepet!

Zunächst erschrecke ich, als ich am nächsten Morgen aufwache. Sakito liegt nicht neben mir! Allerdings vergeht dieser Schock sehr schnell, denn er sitzt vor dem Bett auf dem Boden, raucht und sieht fern. Gestern war mir der Fernseher garnicht so bewusst aufgefallen, auch wenn er direkt vor unserem Bett steht.

„Morgen Saki.“

„Morgen Großer.“

Sakito wendet den Blick nicht vom Fernseher ab, als sei es das Highlight der letzten Monate. Für ihn ist es das wahrscheinlich auch.

„Was siehst du dir da an?“

Ich setzte mich auf und strecke mich erstmal. Wir sollten öfter bei Shogun übernachten, dieses Bett ist einfach wundervoll!

„Keine Ahnung, irgendeine Krimiserie. Ich glaube, sie finden den Mörder gleich! Es ist so großartig, einen Fernseher zu haben! Hätte ich einen festen Wohnsitz und das Geld dazu würde ich mir auch einen holen! Aber leider sind die Dinger hier in Kushkepet Mangelware..“

Während seinem kleinen Vortrag über Kushkepets TV-Verhalten starrt er unentwegt auf den Bildschirm. Ich tue es ihm gleich für eine ganze Weile. In Tokio war fernsehen für mich eine ganz normale Sache, hier ist das Luxus. Ich verzichte wirklich auf sehr viel, aber irgendwie vermisse ich es auch nicht. Wenn ich mit Sakito das Innere Kushkepets erkunde, vergesse ich alles was in Tokio mal wichtig war.

Es klopft an der Tür und ein yunges Dienstmädchen bringt uns Frühstück. Nun schafft Sakito endlich, seinen starrenden Blick zu lösen und klettert zu mir aufs Bett, damit wir gemeinsam essen können.

„Frühstück ans Bett, Shogun weiß sowas von wie man seine Gäste verwöhnt! Lass es dir schmecken Lima!“

Sofort greift mein Begleiter ungerührt zu und isst. Ich nicke und nehme ebenfalls etwas, allerdings langsamer als er.

„So, wie wir hier sitzen, zusammen im Bett frühstücken und dabei fernsehen könnten wir glatt ein altes Ehepaar sein.“

„Meinst du? Aber ich dachte, du stehst nicht auf Männer? Schatz, du verheimlichst mir etwas oder?“

Ich muss lachen, Saki grinst mich an, typisch für ihn!

„Nein nein, alles gut mein Hase. Du bist wie immer bestens über mich informiert!“

Wir lachen und essen dann schweigend weiter. Der Kleine scheint wieder gefesselt vom Fernseher zu sein. Ich lasse ihm seinen Spaß, die Momente in Kushkepet in denen ich mich wie der Ältere von uns fühle sind selten. Daher koste ich sie immer vollkommen aus.
 

Nachdem ich auf dem Bad war und mich fertig gemacht habe, geht Sakito und duscht erstmal hörbar. Er bleibt schon eine ganze Weile dadrin, genießt er etwa das warme Wasser? Ich habe es wirklich genossen! Aber hatte er nicht gestern auch schon geduscht? Seltsam.

Während ich mich wundere öffnet sich schließlich die Tür und ich staune ein wenig. Nicht nur, das Sakito wieder verdammt gut riecht, er trägt auch mehr Schmuck als sonst, seine Haare sind wild gestylt und sein Gesicht ist geschminkt.

„Hola die Waldfee Saki! Was ist den mit dir los?“

„Erinnerst du dich an unser Gespräch wegen Druck und Geishas? Dieses Männergespräch, du weißt was ich meine! Ich mache heute Gebrauch davon und treffe mich mit einem Mann. Und ich kann dir sagen, der ist scharf!“

Er grinst mich dreckig an und ich nicke. Sakito geht also aus. Ich bin gespannt, wie ich den heutigen Tag vorbei bekomme, immerhin sind wir noch immer im Haus eines Yakuzas.

„Wie lange bleibst du den weg?“

„Nicht allzu lange, ein paar Stunden höchstens.“

„Und du triffst dich mit einer männlichen Geisha? Oder bist du etwa die Geisha in diesem Verhältnis?“

Ich hacke ungeniert nach. Mittlerweile weiß ich, Saki wäre in diesem Moment kein bisschen anders. Wahrscheinlich noch direkter.

„Werd nicht frech Großer!“

Er lacht wieder ausgelassen, scheint heute wirklich in perfekter Stimmung zu sein.

„Ich kenne den Herrn schon ein wenig länger, er wohnt hier in der Gegend und immer wenn ich bei Shogun bin, statte ich ihm einen Besuch ab. Dann gibts das übliche, ein bisschen Gerede über alles mögliche, bevor das ganze dann in den erotischen Teil übergeht. Woooow du glaubst mir nicht wie gut der Kerl ist! Wirklich! Er hat mich mal gefragt ob ich bei ihm einziehen will und sozusagen sein Betthäschen werde und ganz ehrlich? Es gab nur zwei Dinge die mich davon abgehalten haben!“

„Deinen Freiheitswillen und dein Stolz?“

„Blödsinn! Also gut, das mit der Freiheit stimmt schon, das hätte genervt. Aber nein, eigentlich meinte ich damit, dass der Kerl ein Harem aus Männern und Frauen hat und ich bin nicht gern einer von vielen. Außerdem hätte Shogun ihn zu hundert abgeknallt wenn ich mich darauf eingelassen hätte. Oder ihn ausgeweidet. Irgendwie sowas unschönes. Wollte ich nicht riskieren!“

Ich bin wieder ein wenig begeistert, wie selbstverständlich Sakito das alles erzählt, unterbreche ihn aber nicht. Stattdessen akzeptiere ich und nehme die Information in mir auf, das habe ich in Kushkepet mittlerweile perfektioniert.

„Verstehe. Na dann, wünsche ich dir viel Spaß bei deinem Romeo. Wie heißt er denn?“

„Kihki.“

„Kiki ist ein Frauenname.“

„Er heißt nicht Kiki sondern Kihki. Langes i! Und verabschiede dich von Geschlechterrollen mein Süßer, die gibts hier nicht.“

Bevor ich noch etwas erwidern kann, verabschiedet Sakito sich auch schon und schwebt schon fast aus dem Raum.
 

Nachdem ich mich zurecht gemacht habe, verlasse ich ebenfalls den Raum und gehe ein wenig im Haus umher. Ich sehe mir die Gemälde und Fotos an den Wänden an und entdecke eines der Zwillinge aus dem Reisebüro. Diese seltsamen Gestalten sind also wirklich Shoguns Kinder. Ob er auch noch andere hat? Auf den Fotos sind yedenfalls keine zu sehen.

„Sie sind hübsch nicht wahr?“

Kurz zucke ich zusammen, als die Stimme des Hausherren hinter mir erklingt.

„Ich habe die beiden bereits im Reisebüro kennen gelernt.“

„Ya, darauf sind sie sehr stolz. Das Büro meine ich, sie haben da Spaß. Yogi wird es wohl eines Tages aufgeben müssen, da er meinen Platz in dieser Familie einnimmt, aber ich bin zuversichtlich, das Hana das auch alleine schafft.“

Kurz bin ich versucht zu fragen, wer Yogi und Hana sind, doch dann wird mir schlagartig Bewusst, dass die beiden mir nicht ihre richtigen Namen veraten haben. Warum auch, das habe ich ya auch nicht getan. Außerdem, Shogun ist nicht der Typ Vater, der seine Kinder einfach nach Zahlen benennt. Er ist offenbar stolz auf seine Kinder. Ein wenig verschwindet die rätselhafte Fassade der beiden und sie bekommen menschlichere Züge.

Nicht sicher wie ich weiter mit Shogun verfahren soll, frage ich ihn einfach nach Möglichkeiten des Zeitvertreibs hier in Kushkepet.

„Zeitvertreib? Nun ya, es gibt hier nicht allzu viele Möglichkeiten um diese Uhrzeit. Viele Bars und Clubs eröffnen erst Nachts, aber wenn du eine Dame möchtest kann ich dir gern eine besorgen. Ich denke nicht, das ein Schießstand für dich das richtige wäre. Du könntest ein wenig in die Läden shoppen gehen, aber Saki wäre wahrscheinlich bockig, dass du ihn nicht mitgenommen hast. Wir haben hier noch ein Onsen um die Ecke, es ist nicht geschlechtergetrennt, aber zur Zeit ist da sicher nichts los. Du kannst aber auch bleiben und dich um Haus umsehen, alle offenen Türen sind Zimmer, die du gern betreten darfst. Die verschlossenen sollen auch verschlossen bleiben.“

Ich nicke und lausche aufmerksam.

„Onsen klingt gut, ich war schon lange nicht mehr dort.“

„Es ist ganz einfach zu finden. Geh einfach die Straße entlang und an der zweiten Gasse links solltest du abbiegen. Dort siehst du dann schon das Schild. Ich wünsche dir viel Spaß dort.“

Mit diesen Worten klopft er mir freundschaftlich auf die Schulter und lächelt mich an. Er scheint mich irgendwie zu mögen. Ob das an meinem Begleiter liegt?
 

Langsam lege ich meine Klamotten ab und sperre sie in ein Schließfach. Ein wenig stört mich die geringe Größe, so muss ich meinen Hut einknicken. Ich mache mir Gedanken um die Krempe, dieses schöne Teil soll bloß keine Spuren von schlechter Pflege aufweisen! Ich schließe vorsichtig ab und gehe nur im Handtuch bekleidet nach draußen. Das Onsenbecken liegt im Freien, nur ein kleines Haus mit den Umkleiden und einer Dame an der Rezeption sind überdacht. Ganz das traditionelle Onsen eben, nichts weißt darauf hin das wir mitten in Kushkepet sind. Außer der Geruch natürlich.

Draußen schlägt mir die Kälte entgegen und ich gehe schnellen Schrittes auf das Becken zu, lasse mein Handtuch fallen und steige hinein. Sofort werde ich von angenehm heißem Nass umgeben und seufze erstmal wohlig auf. Onsen habe ich schon immer gern besucht. Ich schließe meine Augen und entspanne mich. Alles fällt von mir ab, ich bin schwerelos und ungebunden. Frei wie Sakito, sorglos und glücklich.

Plötzlich spüre ich Bewegung im Wasser und öffne die Augen. Neben mir ist eine yunge Dame, ich sehe noch wie ihre wohlgeformten Brüste im Wasser verschwinden. Sie lächelt mich an und streicht ihre braunen Haare nach hinten, ich frage mich unweigerlich ob sie gefärbt sind.

„Yoko.“

„Lima.“

„Schön dich kennen zu lernen, ich habe dich hier noch nie gesehen. Bist du neu hier?“

„Kann man so sagen, ich kam erst vor ein paar Tagen nach Kushkepet, ich bin aus Tokio.“

„Alles hinter sich gelassen und auf ins große Abenteuer?“

„Sozusagen ya.“

Wir lächeln uns an. Yoko ist eine schöne Frau, ungefähr in meinem Alter. Ich frage mich, was sie hier wohl treibt. Nicht in diesem Onsen, in Kushkepet allgemein.

„Oh ya, so kam ich damals auch her. Bin mit 18 von Zuhause ausgerissen und dann umher geirrt. Hab Sakito getroffen und der hat mich dann ins Reisebüro geschickt, da hab ich dann ne Begleitung bekommen. Hast du eine Begleitung? Mit Sicherheit, sonst wärst du nicht soweit gekommen!“

Ich nicke langsam und lächle.

„Sakito ist meine Begleitung.“

„Der Sakito? Der Tätowierer mit den knallroten Haaren?“

„Genau der.“

„Wow das heißt er ist hier? Sehr cool, er muss mich unbedingt besuchen kommen, ist der bei Shogun?“

„Nun, wir sind dort untergekommen, aber im Moment besucht Saki einen gewissen Kihki.“

Diesmal nickt sie und scheint alles zu verstehen.

„Klar besucht er den. Kihki kommt oft hierher, daher kenne ich ihn. Er sieht ganz schön wild aus, aber sexy. Für meinen Geschmack hält er zuviel auf sich, aber Saki mag diesen Typ Mann eben. Mochte er schon immer, seit ich ihn kenne.“

„Bist du oft in diesem Onsen Yoko?“

„Ich wohne hier und kümmere mich um das Wesentliche, halte alles in Ordnung und sowas. Das ist mein Yob, yeder muss sich sein Geld verdienen nicht?“

„Das stimmt schon, nur ich bin immernoch ohne Arbeit. Aber meine Ersparnisse erlauben mir das wahrscheinlich auch noch eine ganze Weile. Ich weiß auch noch garnicht, ob ich bleiben werde...“

„Gefällt es dir nicht hier?“

„Doch klar, aber ich habe bisher keine Ambitionen Fuß zu fassen. Ich möchte lieber noch ein wenig umherreisen und vielleicht eines Tages mit einer guten Begründung sesshaft werden.“

„Wenn du Frau und Kinder hast zum Beispiel?“

Ich nicke langsam und denke darüber nach.

„So ungefähr. Ich weiß noch nicht ob ich überhaupt heiraten möchte, kann man das hier überhaupt?“

„Klar, hier gibts sogar einen Schrein in der Gegend, wo man Hochzeiten abhalten kann. Kushkepet ist zwar eine Unterwelt Lima, aber wir leben noch nicht hinter dem Mond!“

Yoko lacht und wirft wieder ihre Haare nach hinten. Ich beobachte sie ganz genau dabei, sie hat eine faszinierende Ausstrahlung. Langsam lässt sie sich ein wenig tiefer ins Wasser gleiten.

„Wenn du mal genug von den Reisen mit Saki-kun hast, ruf mich an. Ich könnte mir durchaus vorstellen, dich zu heiraten und deine Kinder zu bekommen! Du bist ein hübscher Mann Lima!“

Kurz bin ich schockiert, doch ihr Lachen verrät mir, dass sie scherzt. Ich lache ein wenig mit und nicke ihr dann zustimmend zu.

„Alles klar werde ich dann tun. Nur muss ich mich leider für heute verabschieden. Ich bin schon zulange im Wasser.“

„Wir sehen uns sicher eines Tages wieder, bis dann Lima.“

Die Dame winkt mir zu, beobachtet wie ich aus dem Wasser steige und mustert meinen Körper. Eigentlich bin ich nicht gehemmt, einer Dame meinen Körper zu zeigen, dennoch schlinge ich schnell das Handtuch um mich, verabschiede mich nochmals höflich und gehe dann zurück in die Umkleide. Dort setzte ich mich erstmal kurz auf die kleine Bank im Innern und atme tief durch. Verdammt, diese Yoko hat mich wirklich geschafft! Wäre ich noch ein wenig länger in ihrer Nähe geblieben hätte sich bestimmt etwas geregt, so kenne ich mich garnicht! Ob Sakitos morgendliche Geschichten dazu beigetragen haben? Oder bin ich mittlerweile wirklich so verzweifelt, das ich nichtmal eine nackte Frau ansehen kann, ohne schamlose Gedanken zu haben? Mein altes Ich aus Tokio kommt langsam wieder hoch, es war einfach zuviel für den Moment. Eigentlich möchte ich mir darüber nicht so sehr den Kopf zerbrechen, aber dieser Gedanke springt ständig in mein Sichtfeld, auch als ich das Onsen schon längst verlassen und mich zurück zu Shoguns Villa begeben habe.
 

Am Abend bin ich wieder im Zimmer und warte auf Sakito. Da es bereits spät wird, denke ich nicht das wir heute noch aufbrechen, also packe ich auch noch nicht. Stattdessen habe ich meine Gedanken geordnet, mir allein Abhilfe verschafft und sehe nun selbst ein wenig fern. Shogun und Konsorten scheinen ausgeflogen zu sein, ich bin niemandem begegnet, außer dem Dienstmädchen, welches mir die Tür geöffnet hat. Ob er gerade ein krummes Ding dreht? Eigentlich möchte ich mich damit nicht befassen, aber im Moment ist mir yede Ablenkung von Yoko ganz Recht.

Gerade als ich vollkommen vertieft in die Sendung bin betritt Saki den Raum. Er sieht ein wenig zerstört aus, wie erwartet und an seinem Hals prankt ein Fleck. Natürlich versucht meine Begleitung nichtmal, diesen zu verstecken, warum auch?

„Hallöchen Lima, ich hoffe du hattest einen wundervollen Tag so wie ich!“

Er wirft sich neben mich aufs Bett und sieht glücklich aus.

„Hatte ich tatsächlich, ich war im Onsen und habe Yoko kennen gelernt, ihr kennt euch wohl.“

„Natürlich kenne ich Onsen-Yoko. Sie ist super. Ärgert gern die Leute.“

„Habe ich gemerkt.“

„Hat sie dich etwa aus dem Konzept gebracht? Das macht sie besonders gerne, lässt ihre Reize spielen.“

Ich sage nichts dazu, sondern versuche von diesem Thema loszukommen. Sakito versteht sofort und geht auch nicht mehr darauf ein. Wir kennen uns mittlerweile gut genug für sowas.

„Und wie liefs bei dir? Hatte der Besuch bei Kiki sein gewünschtes Ergebnis erzielt?“

„Auf yedenfall! Kihki ist wunderbar, er war wunderbar und wird immer ganz fantastisch bleiben! Ich wünschte ich könnte euch einander vorstellen, aber wir müssen Morgen weiter. Leider. Du würdest ihn sicher mögen.“

„Vielleicht ein anderes mal. Wo müssen wir den Morgen hin? Hast du wieder einen Yob?“

„Ya, aber der ist nicht in der Gegend. Wir werden wohl ne Weile laufen müssen. Eigentlich dachte ich auch, ich könnte Kihki‘s Tattoo ein wenig aufbessern, aber er sagte mir das er morgen nicht da ist und heute hatte ich dazu keine Nerven. Wenn ich nicht zu hundert bei der Sache bin muss ich es bleiben lassen. Fehler erlauben kann ich mir nicht.“

„Ich verstehe. Aber wenn du ihn ya bald wieder wegen einem Tattoo besuchen musst, lerne ich deinen Loverboy ya so oder so kennen.“

„Hey! Er ist nicht mein Loverboy, eher der gute Kumpel mit den gewissen Vorzügen! Außerdem werde ich bei unserem nächsten Treffen mit ihm wohl keine Bettwäsche zerwühlen, du bist schließlich da und ich mag Zuschauer nicht. Nicht das ich dann nicht könnte, aber ohne ist mir halt lieber.“

„Großer Gott Sakito! Dir dabei zuzusehen ist wirklich das allerletzte was ich will!“

Ich schlage meine Hände vor dem Gesicht zusammen. Nein, das brauche ich nun wirklich nicht! Dabei würde ich mich nur pervers fühlen und in peinliche Situationen kommen! Niemals!

„Du kannst ya auch das Onsen besuchen während ich da bin. Wäre doch ein Kompromis?“

„Ich würde überall hingehen, wenn ich dadurch nicht zusehen müsste.“

Meine Erwiderung kommt trockener als erwartet. Saki sieht mich an.

„Weißt du, so eklig bin ich nicht. Ich weiß ich bin ein bisschen zu dünn und total wild in meinem Kleidungsstil, aber ich bin ein guter Kerl!“

Er hat wirklich ein bisschen dünn gesagt. Das war die Untertreibung des Tages, Saki ist eindeutig mager. Viel zu mager!

„Ach Kleiner, es geht dabei nicht um dich. Mir wäre das nur unangenehm dir dabei... du weißt schon. Ich hab dich doch lieb Saki, aber eben auf eine andere Art und Weise.“

Nun starrt mich mein Begleiter an wie den Fernseher am Morgen.

„Das ist süß von dir.“

Er lehnt sich an mich und ich lege einen Arm um seine Schulter.

„Ich hatte lange nicht mehr einen so guten Kunden. Auf eine gute Reise!“

„Auf eine gute und hoffentlich noch sehr lange Reise!“

Wir klatschen ein und lassen den Abend dann noch gemütlich ausklingen mit fernsehen, Geschichten des Tages und einem guten Abendessen.

Diese Unregelmäßigkeit, mit der ich in dieses Tagebuch schreibe, geht mir auf die Nerven. Es ist nun schon wieder eine Woche vergangen, Saki und ich sind wieder in den ärmeren Vierteln Kushkepets unterwegs. Mittlerweile hat sich eine gewisse Routine eingestellt zwischen uns. Saki geht seinem Yob nach, ich darf zusehen, Übernachtungen in Motels und so weiter. Ein wenig betrübt es mich, dass ich nun soetwas wie einen Alltag habe, auch wenn dieser mir wesentlich mehr zusagt als der meines alten Lebens.

Es ist kälter geworden, wesentlich kälter. Sogar Saki zittert schon, wenn wir rausgehen und dabei bin ich der kälteempfindliche von uns. Auch hustet er öfters, ich glaube er wird langsam krank.

„Wenn du über die Feiertage mal nachhause willst, ist das kein Problem Lima. Ich bringe dich dann zum Ausgang, ich muss da sowieso vorbei.“

Er reißt mich unvermittelt aus meinen Gedanken.

„Wovon redest du?“

„Na, es ist Winter. Bald kommt Weihnachten, dann Neuyahr. Wir haben hier genauso Feiertage wie draußen.“

„Ich habe in der anderen Welt niemand, mit dem ich diese Zeit verbringen möchte. Aber wenn du alleine sein willst, können wir uns gern später wieder treffen.“

„Ne, eigentlich nicht. Außerdem bin ich nicht alleine, ich gehe nachhause. Zu meiner Mama. Kannst gerne mitkommen, wenn du willst.“

Mein Begleiter hustet wieder und ich sehe ihn besorgt an. Zu seiner Mutter? Ich bin ein wenig gespannt, es wird sicher interessant, sie mal kennen zu lernen. Oder generell mal zu sehen, wie Saki eigentlich aufgewachsen ist.

„Kommt es mir nur so vor oder werden wir langsamer?“

Sakito schüttelt auf meine Frage nur den Kopf. Ich seufze. Der Kleine ist blass und zittert. Natürlich ist er krank geworden!

Ohne eine weitere Diskussion nehme ich ihm den Koffer ab und ziehe ihn selbst, kurz bin geschockt, wie schwer dieser eigentlich ist. Saki sieht mich nur kurz an, dann bedankt er sich leise und wir gehen weiter. An der Umgebung erkennt man eindeutig, dass wir wieder im Randgebiet angekommen sind, dem ärmsten Teil Kushkepets.

„Müssen wir noch weit laufen?“

„Nein, ich denke wir nehmen uns gleich ein Motel. Ich bin ein wenig müde.“

„Du bist völlig erschöpft Saki. Sei wenigstens ehrlich.“

„Wenn man es sich selbst eingesteht, ist es auch wahr. Ansonsten ist es nur eine Halbwahrheit!“

„Nenn es, wie du willst. Wir sollten dich zu einem Arzt bringen.“

„Blödsinn! Ich brauche keinen Arzt!“

Sofort geht mein Begleiter wieder schnell, als wöllte er mir beweisen, wie gut es ihm doch geht. Geht es natürlich nicht. Ich schüttle nur den Kopf und folge ihm bis zum nächsten Motel, wo wir heute übernachten werden.

In unserem Zimmer angekommen stelle ich erstmal den Koffer ab, nehme die Futons und bereite Sakis Bett vor.

„Leg dich hin. Du bist ya total am Ende, ich mach dir was zu essen.“

Der Kleine nickt nur und kuschelt sich in sein Bett. Ich koche uns Ramen auf und stelle ihm etwas hin, dann mache ich Tee. Zum Glück bin ich mittlerweile mit den Angewohnheiten hier vertraut und kann mich gut zurecht finden. Als ich auch den Tee aufgekocht habe, setzte ich mich auf meinen Futon und esse. Saki hat sich aufgesetzt und isst auch, allerdings viel langsamer als sonst. Mir wird plötzlich bewusst, das er den ganzen Tag noch nicht eine Zigarette geraucht hat. Ob es ihm wirklich schon so schlecht geht? Ich beuge mich nach vorne und lege die Hand auf seine Stirn.

„Du hast Fieber.“

„Ich weiß.“

„Ich werde einen Arzt rufen.“

„Nein!“

Sofort wird Saki bockig. Was ist den nur sein Problem damit?

„Das wird dir aber helfen.“

Der kleinere schüttelt wehement den Kopf.

„Mir gehts gut.“

„Aha. Ich verstehe schon.“

Ich stehe auf, stelle meinen leeren Becher Instantramen auf den Tisch und will aus dem Zimmer gehen.

„Wo willst du hin Großer?“

„Ich werde unten bei den Besitzern des Motels mal nachfragen, wie man hier einen Arzt ruft. Das hat keinen Zweck mit dir!“

Leider hat Sakito bei solchen Dingen immernoch die Kontrolle, ich habe keine Ahnung, wie man hier an einen Arzt kommt. Genervt stöhnt Sakito schließlich auf.

„Bleib hier. Ich geb dir seine Nummer. In Kushkepet muss man Ärzte persönlich anrufen. Komm her, ich bin ya schon still.“

Er kramt in seinem Rucksack herum und nimmt sein Handy heraus. Ein altes Wegwerfhandy, welches nichts kann außer telefonieren, aber in Kushkepet sind Smartphones und Internet Luxus. Wie Fernseher eben auch.

„Hier, ruf Sono an. Er ist Arzt und arbeitet hier in der Gegend, ich denke, der hat Zeit.“

Ich nicke und nehme das alte Handy entgegen. Dann rufe ich diesen Sono an und bestelle ihn her.
 

Eine Stunde später betritt ein groß gewachsener Mann den Raum. Er sieht total unscheinbar aus, würde auch in der anderen Welt nicht auffallen. Sono trägt einen großen Artzkoffer bei sich und rückt seine Brille zurecht.

„Sono mein Name, Guten Tag Lima. Hallo Sakito, was ist den los bei dir?“

„Nichts ist los bei mir, Lima ist nur übervorsichtig!“

Sono kann uns nicht mal anständig begrüßen, da beschwert Saki sich schon wieder. Ich schüttle nur lächelnd den Kopf. Dem ist doch nicht mehr zu helfen!

Der Arzt setzt sich zu Sakito und beginnt, ihn zu untersuchen. Das ganz läuft ganz schön professionell ab, ich sitze nur ruhig daneben und warte ab. Schließlich nickt Sono.

„Lima hatte schon recht, mich zu rufen. Sakito, du hast eine ausgewachsene Grippe eingefangen. Bettruhe, viel trinken und schlafen ok? Ich gebe dir nur eine Spritze und dann solltest du erstmal schlafen. Ab morgen nimmst du dann diese Medizin, dreimal am Tag ok?“

Er stellt eine Packung Medikamente auf den Boden und kramt in seiner Tasche herum, um die Spritze aufzuziehen.

„Muss das mit der Spritze sein?“

„Das muss sein Saki.“

„Ich will aber nicht!“

Sono lässt sich nicht beeindrucken, sondern bereitet ruhig die Spritze vor. Dann sieht er Saki an.

„Die weiche oder die harte Tour? Gib mir deinen Arm Saki.“

Sofort zieht Saki seinen Arm weg wie ein trotziges Kind. Der Arzt schüttelt nur den Kopf und sieht dann zu mir.

„Lima, könnten sie mir bitte mal helfen und Sakito festhalten?“

Ich stehe auf und nehme Saki bei den Schultern, dieser sieht mich an.

„Seit wann bist du so ein Verräter Lima?“

„Und seit wann hast du Angst vor Nadeln, Saki?“

„Ich habe keine Angst! Ich mag nur keine Spritzen, wenn die irgendeinen Mist in dich hineinpumpen!“

„Das tut man beim tätowieren auch Saki. Nun halt still, es ist zu deinem besten!“

„Boah Lima, du klingst wie meine Mutter!“

Sono nimmt Sakis Arm und gibt ihm die Spritze. Erst yetzt sehe ich, dass er mehr als eine dort liegen hat.

„So, die Spritze wäre dann schonmal erledigt. Aber da du ya niemals zu mir kommst Sakito, werde ich wohl schonmal ein paar Impfunden auffrischen. Keine Sorge, deine Mutter hat sie bereits im vorraus bezahlt. Für den Fall, das ich dich nochmals zu fassen bekomme.“
 

Nach dieser Prozedur ist Sakito erstmal bockig, hat sich in seine Decke eingerollt und uns den Rücken zugedreht. Sono packt seine Tasche zusammen und nimmt eine Schachtel Zigaretten heraus, um damit auf den Balkon zu gehen. Dieses Motel hat tatsächlich diesen Luxus, zumindest an unserem Zimmer.

Sono fragt mich, ob ich ebenfalls mit nach draußen komme. Da Saki sowieso bockig auf mich ist, willige ich ein und wir gehen nach draußen. Es ist dunkel, stockfinster. Dabei ist erst Nachmittag, aber ich habe mich bereits daran gewöhnt. Kushkepet ist eben so.

„Und sie begleiten Sakito nun? Ich bin froh, dass sie mich gerufen haben. Ich bin sein behandelnder Arzt, bekomme ihn aber kaum zu Gesicht. Da bekommt man schon eine gute medizinische Versorgung bezahlt und nimmt sie nicht an. Typisch.“

„Sie kennen Sakito besser, habe ich Recht?“

„Ich behandle ihn im wahrsten Sinne des Wortes, seitdem er geboren wurde. Ich behandelte schon seine Mutter, als diese noch mit ihm schwanger war. Sakitos Vater und Shogun Sel kümmern sich um das Finanzielle. Seine Mutter kommt regelmäßig zu mir, aber Saki versucht das auf biegen und brechen zu vermeiden. Er hasst Ärzte.“

„Das habe ich bemerkt. Aber ich konnte ihn nicht einfach so liegen lassen. Danke für die Behandlung.“

„Kein Problem. Das ist mein Yob. Er hat schon wieder stark abgenommen, isst er regelmäßig?“

„Seitdem ich bei ihm bin ya. Vorher weiß ich nicht genau.“

Sono nickt und zieht wieder an seiner Zigarette.

„Darf ich sie etwas fragen, Sono?“

„Selbstverständlich.“

„Wieso sind sie Arzt, hier in Kushkepet? Sie sehen nicht aus wie yemand, der hier hergehört.“

„Ich habe in der richtigen Welt keine Lizens mehr. Ich habe Medizin studiert und hatte yahrelang eine kleine Praxis in Kobe. Dann habe ich einen Fehler gemacht und alles war vorbei. Ohne Lizens blieb mir nur noch die Arbeit im Untergrund. Ich wollte unbedingt weiter als Arzt arbeiten. Zunächst war ich in Tokio und habe dort den Yakuza geholfen, bis Shogun Sel mich schließlich hergeholt hat. In Kushkepet gibt es nicht viele Ärzte, aber die meisten stehen ihren Schmerz auch lieber aus. Ärzte sind teuer. Ich glaube, es gibt nur einen Arzt hier in Kushkepet der gut zutun hat. Und der arbeitet im westlichen Randgebiet.“

Sono lacht bitter, ich verstehe nicht ganz, also erklärt er mir die Situation.

„Das westliche Randgebiet ist eine Art Bordellviertel. Da kann man alles haben, was man möchte. Und der Arzt, der dort arbeitet, macht auch Abtreibungen.“

„Ich verstehe.“

Dies ist ein Thema, worüber ich nicht nachdenken möchte, aber Sono lässt es auch sofort wieder fallen. Stattdessen greift er etwas anderes auf.

„Wissen sie, Lima, ich bin ein wenig enttäuscht von Sakito. Er wollte auch Arzt werden, ich habe ihn sogar schonmal mit in eine OP genommen. Aber er hat sich wieder fallen gelassen, hat sich selbst verkauft, da es einfacher war. Saki braucht einfach einen Ansporn im Leben. Zum Glück hat er als Tattookünstler etwas gefunden, was ihm Spaß macht. Wäre er heute noch in fremden Betten unterwegs... Es ist unglaublich enttäuschend, wenn der Schüler so abrutscht!“

„Er wollte Arzt werden? Das kann ich mir garnicht vorstellen.“

„Damals sah er auch noch nicht so aus wie heute.“

Ich nicke und sehe durch das Fenster nach Innen. Sakito scheint tief und fest zu schlafen. Gut so, dann gehts es ihm bestimmt morgen besser.

Sono drückt seine Zigarette aus, wir gehen wieder rein und er verabschiedet sich von mir. Ich setzte mich zu Sakito und sehe ihn an. Dieser öffnet die Augen, hat also doch nicht geschlafen.

„Ist er weg?“

„Ya, er ist gerade gegangen. Wir hatten ein interessantes Gespräch da draußen. Du wolltest also Arzt werden?“

„Ach, ich wollte eigentlich voll viel werden. Der soll sich darauf mal nichts einbilden.“

„Wäre doch sicher auch ein interessanter Beruf geworden oder nicht?“

„Nein, ich denke nicht. Ich bin zufrieden mit dem, wie es ist. Ich brauch was kreatives im Leben. Was bildhaftes. Wollte auch mal Autor werden und yetzt? Nichts ist yetzt. Ich bin glücklicher so wie es ist.“

„Autor? Hast du auch mal was geschrieben?“

Saki nickt und zieht etwas aus seinem Rucksack, ein Buch.

„Hier schreibe ich manchmal rein, wenn ich Bock dazu habe. Aber du wirst das komisch finden, ich weiß das.“

„Lass es mich trotzdem lesen. Bitte Saki.“

„Das ist total seltsam was da teilweise drin steht..“

Ich sehe ihn an und er übergibt mir schließlich das Buch.

„Solange du mir versprichst, das du mich danach nicht seltsam findest oder so.“

Er starrt mich ängstlich an, ich seufze nur und schlage das Buch auf. Anfangs blättere ich ein wenig durch, bis ich zu der Geschichte „Seth et Holth - Besessenheit 1997“ komme. Diese lese ich konzentriert durch.
 

Ich bin fertig und schlage das Buch zu.

„Du hattest Recht, das war wirklich seltsam.“

„Ich habs dir ya gesagt! Aber dieser Film exestiert wirklich! Und der ist echt gut!“

„Und deswegen hast du dich in diese Geschichte geschrieben? Um einem guten Film Aufmerksamkeit zu geben schreibst du, als seist du davon besessen?“

„Ich bin davon besessen.“

Ich sehe ihn skeptisch an und er setzt sich auf, schlägt die Decke zurück. Dann zieht er seine Hose aus, den Boxershort schiebt er zur Seite und zeigt mir die Innenseite seines Oberschenkels.

„Siehst du!“

Dort prangt das Gemälde der großen Gottheit Athums, welches er in seiner Geschichte beschrieben hatte. Ich bin ein wenig entsetzt.

„Das ist wirklich seltsam Sakito.“

„Aber der Film ist wirklich genial! Und nenn mich nicht Sakito! Ich heiße Saki!“

Ich nicke und denke kurz darüber nach. Saki ist besessen, nicht nur von diesem Film. In seinem Kopf sind feste Gedanken eingraviert, welche er niemals durchbricht. Gefangen in seiner eigenen Besessenheit, das ist schon krank. Aber gleichzeitig lässt es ihn ein Stück menschlicher wirken, sympatischer auf mich. Ich mag ihn, genauso besessen und verrückt wie er eben ist.

„Und dieser Takanori in der Geschichte, gibts den auch?“

„Ya und nein. Er ist eine Mischung aus zwei Menschen weißt du. Zum einen ist es Tomoe, weil Tomoe mein bester Freund ist, den ich über alles liebe und niemals niemals niemals verlieren will und zum zweiten hatte ich in Mamas Bauch mal einen Zwilling, aber den habe ich gefressen und deswegen exestiere nur ich, aber meine Mutter hat mir mal gesagt, sie hätte meinen Bruder Takanori genannt. Deswegen, verstehst du?“

„Du machst dir bei deinen Geschichten also wirklich viele Gedanken? Das finde ich bewundernswert. Ich könnte soetwas nicht.“

„Du schreibst doch dein Tagebuch, Großer!“

„Das ist aber keine poetische Meisterleistung. Da schreibe ich ya nur den Mist rein, der mir durch den Kopf geht, damit ich dieses Gefühl von Kushkepet niemals verliere, wenn ich wieder gehe, falls ich das eines Tages tun werde. Keine Ahnung.“

„Ich finde schon, das du darin gut schreibst.“

Ich sehe Sakito ernst an.

„Du liest mein Tagebuch? Ist das dein ernst?“

Sofort werde ich böse. Das ist etwas privates! Dieser kleine Drecksack!

„Erstens lag es offen herum und ich habs nicht angefasst, nur auf eben diese Seite geguckt, die gerade offen war. Zweitens, habe ich dir auch gerade die Innenseite meines Oberschenkels gezeigt, wir haben keine Geheimnisse mehr voreinander!“

Er grinst und ich sehe ihn immernoch böse an.

„Wenn du dich noch einmal wagst, in meinem Tagebuch zu lesen, werde ich dich eigenhändig zum Fenster rauswerfen!“

Saki lacht und hustet dann wieder.

„Schon ok Großer, hab verstanden. Mach ich nie wieder."

Ich nicke und stehe dann auf, um mir noch einen neuen Tee zu machen.

„Du solltest schlafen Saki. Wir wollen morgen doch weiter, um noch pünktlich bei dir zuhause anzukommen, oder nicht?“

Er nickt und rollt sich wieder ein.

„Gute Nacht Großer!“

Mit diesen Worten schläft er auch wieder schnell ein. Ich bewundere ihn dafür, ich liege immer noch eine Weile wach. Während ich nun mit meinem Tee im Zimmer sitze und Tagebuch schreibe, denke ich schließlich über Sakitos Geschichte nach. Sie ist so seltsam, aber irgendwie passt sie perfekt zu ihm. Er ist eben anders als andere Menschen. Er ist so, wie ich gern wäre. Ich muss wohl noch lange an mir arbeiten, um mein altes Ich komplett abzulegen. Ob das überhaupt möglich ist? Noch zweifle ich daran...

Es sind schon wieder einige Tage vergangen. Sakito und ich haben viel länger für den Weg gebraucht, als meine Reisebegleitung ursprünglich eingeplant hatte. Wir kommen erst kurz nach Neuyahr an.

Das Haus, indem Sakito wohl aufgewachsen ist, ist total alt und vernachlässigt, wie alles hier. Wir befinden uns im westlichen Randgebiet. Kein Wunder, wenn man bedenkt, welcher Arbeit Sakis Mutter nachgeht.

„Lass dich von der Fassade nicht täuschen, die Wohnung ist echt gemütlich. Aber ich denke nicht, das Mum schon zuhause ist. Ist noch zu früh.“

Ich nicke nur und folge Saki. Im Innern des Hauses ist es warm, der Flur ist schwach beleuchtet. Wir steigen eine steile Treppe nach oben und bleiben schließlich vor einer Tür stehen, auf der eine 13 steht. Wohl die Wohnungsnummer. Im Gegensatz zu den Motels sieht hier alles wesentlich bewohnter aus. Man spürt, das hier feste Wohnsitze vorherrschen und keine flüchtigen Gäste wie in Motels. Sakito schließt die Tür mit seinem Schlüssel auf und öffnet schwungvoll die Tür.

„Willkommen in der Wohnung Hashimoto.“

„Hashimoto?“

„So heißt meine Mutter mit Nachnamen.“

Sakito stellt seinen Koffer und den Rucksack ab und wirft sich erschöpft auf das rote Sofa. Ich sehe mich im Raum um. Die Tapete ist alt und vergilbt, auf dem Wohnzimmertisch steht ein leerer Aschenbecher. Die Möbel sind rot und alt. Der Teppisch ist schon komplett flach getretten. Hinten in der Ecke ist eine kleine Küche mit Herd und einem winzigen Kühlschrank, daneben ein Schrank. Keine Spüle, dafür eine Tür zu einem kleinen Bad, die offen steht. Das Bad passt sich optisch der Wohnung an. Es ist alt, aber nicht schmutzig. Neben dem Bad gibt es noch eine verschlossene Tür. Auf der anderen Seite des Raumes gibt es ebenfalls noch zwei verschlossene Türen. Was sich wohl dahinter verbirgt?

„Hier wohnt also Familie Hashimoto?“

„Hashimoto und Kobayashi.“

Ich sehe Sakito verwirrt an.

„Und wer ist Kobayashi?“

„Das bin ich.“

Ich bin verwirrt. Zum einen denke ich daran, das ich mich nie für seinen Nachnamen interessiert habe, zum anderen wundert es mich, das er nicht denselben Nachnamen wie seine Mutter trägt. Dann erinnere ich mich aber daran, er erwähnte einmal, er sei von seinem Vater auf eine Schule in Tokio geschickt worden.

„Du hast den Nachnamen deines Vaters angenommen?“

„Das war damals einfacher so. Außerdem war es einfacher, wenn zu meinen Elternabenden ein Geschäftsmann erscheint und keine Prostituierte.“

„Ich verstehe...“

Langsam werde ich auch lockerer, stelle meinen Rucksack ab, ziehe meine Schuhe aus und hänge meinen Mantel auf. Erst yetzt sehe ich, das Sakito nichts davon getan hat.

„Auch wenn du hier zuhause bist, legst du wohl keinen großen Wert auf manieren.“

„Ich bin krank lass mich in Ruhe!“

Sofort bockt Saki wieder. Ich seufze, gehe zu ihm und ziehe ihm einfach seine Schuhe aus. Der kleinere lässt sich einfach unbeeindruckt von mir umsorgen. Dann nehme ich ihm noch seinen Mantel ab und hänge ihn zu meinem.

„Wenn du so erschöpft bist, warum legst du dich dann nicht ins Bett? Ich gehe mal davon aus, du hast hier eines.“

Er zuckt nur mit den Schultern und bleibt unbeeindruckt liegen. Ich setzte mich ihm gegenüber in einen Sessel. Ich beobachtete, wie meine Reisebegleitung langsam in den Schlaf abdriftet und fühle mich unwohl.Was soll ich hier den tun, außer rumzusitzten und zu warten? Und wer weiß schon, wie lange? Es ist gerade mal 15 Uhr.

Plötzlich knackt das Türschloss und die Haustür wird aufgeschlossen. Allerdings steht dort nicht, wie erwartet, eine Frau entsprechenden Alters, sondern ein kleines Mädchen. Ich würde sie nicht älter als 8 Yahre schätzen. Zuerst starrt sie mich mit großen Augen an, dann sieht sie meine Begleitung auf der Couch und rennt auf ihn zu. Sakito setzt sich langsam auf und fängt das Kind auf, welches ihm in die Arme springt.

„Hallo Aiko-chan. Nicht so wild, ich bin krank.“

Sakito lächelt schwach und hustet ein wenig. Das kleine Mädchen umarmt ihn sehr fest und er fängt leise an zu lachen.

„Hast du mich so sehr vermisst?“

„Ganz ganz doll vermisst!“

Ich räuspere mich und Sakito setzt das Kind auf seinen Schoß.

„Aiko, darf ich dir Lima vorstellen.“

„Ist Lima dein neuer Freund?“

„Nein, Lima ist meine Reisebegleitung. Lima, das ist Aiko. Meine kleine Schwester.“

„Du hast nie erwähnt, das du eine Schwester hast.“

Ich sage es trocken, lächle das Kind dennoch an. Das ist mal eine Überraschung. Eine kleine Schwester! Aiko beäugt mich kritisch und kuschelt sich dann an ihren großen Bruder.

„Sie ist im Grunde auch nur meine Halbschwester.“

„Was auch sonst.“

„Sei nicht so sarkastisch Lima.“

Ich seufze und nicke. Saki hat Recht, ich sollte nicht so unhöflich sein.

„Du erzählst mir wirklich wenig über dich.“

„Ich weiß nichtmal wie du heißt, Lima.“

Dazu fällt mir nichts ein. Natürlich hatte der kleinere Recht damit. Warum wurmte es mich also so sehr, das er mich nicht aufgeklärt hatte über seine kleine Schwester? Pardoun, Halbschwester.

„Ich glaube, ich bin einfach müde Saki.“

„Seit ihr weit gereist Saki-kun?“

Das kleine Mädchen sieht ihren großen Bruder mit riesigen Augen an. Dieser lächelt.

„Ganz ganz weit. Ich erzähl dir das alles heute Abend, wenn Mum da ist.“

„Mum kommt heute Abend später...“

„Sie muss viel arbeiten.“

Aiko nickt nur traurig und rutscht dann von Sakitos Schoß.

„Ich weiß. Sie tut das alles nur für unser bestes. Und die Feiertage! Wir haben noch nicht gefeiert, haben extra gewartet Saki-kun!“

„Es tut mir leid das wir so spät sind Aiko...“

Sie lächelt ihn an.

„Das ist doch ok. Hauptsache, ihr seit yetzt da! Wenn Mama wieder da ist, will ich alles wissen ok? Alles!“

Saki nickt nur und seine kleine Schwester geht in ihr Zimmer, um Hausaufgaben zu machen. Sie ist wirklich ein niedlicher Schatz!

„Aiko ist wirklich süß. Ist sie das Kind deiner Mutter und eines.... Kunden?“

„Genau. Deswegen weiß auch keiner so genau, wer ihr Vater ist. Wir haben einfach behauptet, mein Dad wäre auch ihr Dad. Er ist ok damit. Sie ist noch zu yung um zu verstehen.“

Ich nicke verstehend und sehe dann zu Sakito, der immernoch blass aussieht.

„Willst du nicht doch lieber ein wenig schlafen? Du siehst wirklich fertig aus.“

„Wenn das ok für dich ist? Da wir nur zwei Betten haben.. weiß ich ehrlich gesagt noch nicht, wie wir das heute Nacht regeln. Eigentlich teile ich mir mit Aiko ein Bett, sie wohnt ya yetzt in meinem Zimmer. Aber da ich krank bin, will ich keinen anstecken. Also fällt auch Mums Bett als Option für mich raus. Ansonsten kann man diese Couch noch ausziehen zu einer Bettcouch, aber die ist für dich reserviert.“

„Mach dir darüber mal keine Gedanken. Zur Not teile ich mir mit dir die Bettcouch.“

„Aber ich bin krank und schwul, das ist keine gute Idee. Diese Bettcouch ist sehr eng. Das wäre sehr kuschelig.“

Ich sehe Sakito unbeeindruckt an.

„Glaubst du etwa, ich habe Berührungsängste mit dir? Bei Shogun haben wir auch schon in einem Bett geschlafen.“

„Bei Shogun war da sehr viel Platz, hier nicht.“

Ich sehe Sakito an. Er neigt dazu, weinerlich zu werden, wenn er krank ist. Das habe ich die letzten Tage schon gemerkt. Ohne ein weiteres Wort stehe ich auf, gehe zu ihm, ziehe seinen Kopf zu mir und küsse ihn auf den Mund.

Anfangs ist es ein ungewohntes Gefühl. Allerdings fühlt es sich nicht schwer anders als bei einer Frau an. Nur das Sakitos Lippen nach Asche schmecken. Er raucht wirklich zuviel! Ich lasse von ihm ab und er sieht mich mit großen Augen an.

„Das war der erste und einzige Kuss, den du yemals von mir bekommst Kleiner. Nun steh auf, damit wir diese dumme Bettcouch ausziehen können und du dich hinlegen kannst. Später, wenn deine Mutter hier ist, haben wir schließlich einiges zu erzählen.“

„Yetzt bist du krank.“

„Kein Problem. Ich stecke sowas besser weg als du.“

„Du machst mich fertig Lima!"

„Danke gleichfalls.“

Ich muss lachen. Ich habe ernsthaft Sakito geküsst. Einfach so, zum Spaß. Gott ich hoffe, ich muss niemals wieder einen Mann küssen!

Sakitos Mutter kommt erst gegen 21 Uhr nachhause. Ich sitze derweilen in meinem Sessel und beobachte meine Reisebegleitung. Saki schläft, wir haben noch die Bettcouch ausgezogen und ihm Bettzeug besorgt. Dann habe ich Sakito geholfen, sich auszuziehen und er hat sich hingelegt.

Die yunge Frau, augenscheinlich Sakitos Mutter, schließt die Wohnungstür auf und sieht mich an, lächelt. Ihr Kimono ist abgetragen und hat yeglichen Glanz verloren. Ihre Haare sind unordentlich in einem Dutt zusammengebunden, die Schminke ganz verlaufen.

„Sie müssen Lima sein, Saki hat mir viel über sie erzählt.“

Sie streift ihre alten Getas ab und kommt auf mich zu, begrüßt mich anständig.

„Mein Name ist Michiko. Freut mich, sie als Gast begrüßen zu dürfen.“

Ich stelle mich nochmals anständig vor und wir werden uns einig, dass es ab sofort bei einem Du bleiben sollte. Michiko ist wesentlich yünger, als ich dachte. Sie muss schon sehr früh Mutter geworden sein. Als sie dann zur kleinen Kochnische geht, folge ich ihr und helfe ihr ein wenig bei der Zubereitung des Abendessens. Sie hat extra gute Zutaten eingekauft, wie sie mir erklärt. Ich frage, ob ich ihr ungenierte Fragen stellen dürfe, wie ich es auch bei ihrem Sohn tue. Sie stimmt zu und lächelt mich an, während wir Gemüse schneiden.

„Wie alt bist du eigentlich? Du siehst viel yünger aus, als ich mir das ganze vorgestellt habe.“

„Ich bin 38. Ya, ich habe Saki mit 15 bekommen.“

„Das ist ziemlich früh, war das keine Belastung?“

„Doch natürlich. Aber ich bin froh, das sein Vater sich so gut um uns gekümmert hat. Ich wollte nie das er hier aufwächst. Ich wollte, das er in Tokio bei seinem Vater bleibt! Wir haben ihn doch extra auf ein Internat geschickt, damit er was anständiges lernt! Aber ich glaube, da ich ihn allein großgezogen habe und yahrelang seine einzige Bezugsperson war, kam er zurück. Dann wollte er Arzt werden, ich habe ihn mit Sono mitgeschickt. Ich dachte, dann macht er wenigstens hier einen anständigen Beruf und kommt nicht in die Fänge von Shogun. Aber das hat er auch wieder aufgegeben. Stattdessen verkaufte er seinen Körper. Keine Ahnung, woher dieser plötzliche Sinneswandel kam. Aber es machte mich krank, ihn so zu sehen. Nun sticht er Menschen irgendwelche Bilder in die Haut. Es ist nicht das beste, aber ich würde sagen, es gibt schlimmeres.“

„Er macht seinen Yob wirklich gut. Und ich dachte, sie haben ein gutes Verhältnis zum Shogun.“

„Das haben wir, seitdem Aiko exestiert. Sie ist Shoguns Tochter.“

Irgendwie überrascht mich das überhaupt nicht. Eher im Gegenteil, es hätte mich überrascht, wäre es anders gewesen. Ich schätze Michikos Offenheit sehr. Gleichzeitig frage ich mich, warum Sakito dahingehend gelogen hat.

„Geht Aiko hier zur Schule?“

„Nein, in Tokio. Aber in kein Internat, sie kommt yeden Abend nachhause und yeden Morgen bringe ich sie zum Ausgang. Aiko gefällt es draußen. Ich hoffe, das wenigstens sie sich für das gute Leben entscheidet.“

„Das Leben da draußen ist nicht immer gut.“

„Das weiß ich Lima, aber es ist besser für ein yunges Mädchen als hier. Es war nie mein Traumberuf, Geisha zu werden. Es macht dich krank, all diese Männer. Irgendwann ist man nur noch ein psychologischer Krüppel, eine Hülle. Hätte ich meine beiden nicht, ich wäre wahrscheinlich schon längst tot. Ich hätte aufgegeben. Die beiden sind für mich ein Grund, zu leben!“

Ich nicke verständnisvoll und atme durch. Diese Offenheit liegt wohl in der Familie. Damit werde ich wohl nun ein paar Tage konfrontiert werden.

„Hatten sie yemals ein Problem damit, das Sakito keine Frauen mag?“

„Ehrlich gesagt, ich war erleichtert als er mir erzählte, das er schwul ist. Da bringt er wenigstens keine Enkel mit nachhause, verstehst du? Er soll lieben, wen er will. Solange er irgendwen liebt.“

„Sie sind eine wunderbare Mutter.“

Michiko lächelt nur über meine Aussage und bereitet weiter das Essen vor. Ich gehe ihr, sogut ich kann, zur Hand.

Irgendwann richtet Sakito sich dann langsam auf, streckt sich. Er trägt nur noch einen Boxershort, den Rest hat er zum schlafen ausgezogen. Ich sehe auf seinen mageren Körper und mir wird ein wenig übel. Wie kann man nur so abgemagert sein?

„Hallo Mum...“

Er gähnt, während er das sagt. Meine Reisebegleitung hat wohl sehr tief geschlafen.

„Ich sehe, du hast wieder irgendwelche neuen Tattoos bekommen, seitdem ich dich das letzte mal gesehen habe. Und du hast wieder abgenommen, hast du etwa nicht ordentlich gegessen? Du weißt doch, das ich mir Sorgen um dich mache!“

Sie geht zu ihrem kleinen Sohn und nimmt ihn in den Arm, drückt ihn fest an sich, wuschelt ihm durch die Haare.

„Ich bin so froh, das es dir gut geht. Ich hatte wirklich Angst um dich. Vor ein paar Wochen hatte Shogun angerufen und mir gesagt, das du kurz bei ihm warst. Hast du dich wieder mit Kihki getroffen? Ach Saki-kun! Sieh doch nur, deine Haare! Die Farbe ist ganz rausgewaschen und dein dunkler Ansatz kommt durch! Morgen früh färben wir das nach.“

Sie gibt ihm einen Kuss auf die Stirn und wendet sich dann wieder dem Essen zu. Sakito sieht mich an und zuckt mit den Schultern. Seine Augen strahlen, auch wenn er generell immernoch sehr krank und müde aussieht. Das ist das erste mal, das ich in seinem Gesicht wirklich eine Art Frieden sehe. Er ist zufrieden und glücklich, hier zu sein. Bei seiner Familie. Auch wenn diese etwas unkonventionell und komisch ist. Mir gefällt es ebenfalls hier. Man wird mit einer warmen Gastfreundlichkeit empfangen, die es in Tokio selten gibt.

„Mum, mir gehts super. Ich bin gerade nur ein bisschen krank.“

„Du würdest nicht so schnell krank werden, wenn du etwas auf den Rippen hättest!“

Er rollt mit den Augen, rutscht zu seinem Rucksack und zieht sich etwas an. Dann zündet er sich eine Zigarette an, kommt zu uns und lässt seine Mutter daran ziehen. Mir bietet er ebenfalls an, aber ich lehne ab. Er zuckt mit den Schultern und raucht weiter, lehnt sich gegen den Schrank.

„Ist es ok, wenn Tomoe morgen vorbei kommt?“

„Wann morgen?“

„Keine Ahnung.“

Sie schüttelt den Kopf, gibt aber dann ihr Einverständnis und scheucht Sakito herum, er solle doch den Wohnzimmertisch ausziehen und den Tisch decken. Ich helfe meiner kränkelnden Reisebegleitung und wir verwandeln den kleinen Wohnzimmertisch in einen Esstisch für 4 Personen. Dabei raucht Sakito eine weitere Zigarette. Ich habe das leise Gefühl, er versucht gerade seine versäumten Zigaretten der letzten Tage nachzuholen.

Irgendwann kommt dann auch Aiko dazu, die sich sofort neben Sakito setzt. Ich sitze ihm gegenüber, Michiko bringt das Essen auf den Tisch und zündet eine Kerze an. Ich beginne zu lächeln und wir essen.

Michiko hat wirklich wundervoll gekocht. Wer an ihrem Tisch nicht satt wird, ist selbst schuld. Sogar einen Nachtisch hat sie vorbereitet. Plötzlich fühle ich mich schlecht. Diese Frau hat unglaublich viel Geld ausgegeben, für ein Festmahl. Sie ist so arm, das sie sich keinerlei Luxus leisten kann, aber hauptsache, sie tischt uns gute Speisen auf, wenn ihr Sohn und ein Gast vorbei kommen. In diesem Moment beschließe ich, das ich morgen dringend einkaufen gehen sollte. Ich sollte mich anständig dafür bedanken. Zwar hatte ich bereits eine Kleinigkeit mit Sakito besorgt, aber das genügt mir noch lange nicht.

Michiko hebt ihr Weinglas.

„Lasst uns Anstoßen. Auf Weihnachten, Silvester, unsere Familie und natürlich auf dich, Geburtstagskind!“

Sie prostet Saki zu und dieser lächelt. Sofort sehe ich ihn an.

„Du hast Geburtstag??“

„Ich hatte, Großer“

„Hat er das etwa nicht gesagt? Mein kleiner Sakito ist ein Silvesterkind!“

„Ich finde meinen Geburtstag eben nicht so wichtig!“

Ohne darüber nachzudenken lehne ich mich über den Tisch und gebe ihm einen Klaps auf den Hinterkopf. Daraufhin lacht meine Begleitung, seine kleine Schwester ebenfalls.

„Kein Grund, Gewalt anzuwenden!“

„Bei dir muss man eben manchmal auf den Hinterkopf schlagen, damit alles wieder zurecht gerückt wird! Du hattest Geburtstag und sagst mir nichts! Dir ist doch echt nicht mehr zu helfen!"

Saki lacht wieder und ich schüttle meinen Kopf. Toll. Nun muss ich morgen auch noch ein Geschenk für ihn besorgen! Große Klasse. Schließlich beginnt Michiko mit der Bescherrung. Aiko bekommt Spielsachen, sowohl von ihrer Mutter, ihrem Vater, als auch von Sakito. Von welchem Vater dieses Geschenk nun kam, bleibt unbeantwortet. Das kleine Mädchen freut sich riesig und beginnt direkt, damit zu spielen.

„Nun zu dir Sakito. Das hier ist von mir und das von deinem Vater. Er kam extra aus Tokio her, um es dir zu geben. Du solltest bei Zeiten mal nach draußen und dich ordentlich bei ihm bedanken!“

Saki nickt und nimmt schweigend die Geschenke entgegen. Ich wundere mich kurz, dass er das Sakito nicht berichtigt hat. Michiko hat ihrem Sohne eine Farbpalette gekauft mit verschiedenen Tattoofarben. Sein Vater hat ihm eine komplett neue Maschine besorgt. Meine Reisebegleitung ist begeistert und fällt seiner Mutter in die Arme. Seine Dankbarkeit ist unübersehbar als breites Grinsen in seinem Gesicht abgebildet.

Als wir Sakis Mutter einen neuen Kimono mit passenden Getas und einer Haarspange überreichen, freut sie sich ebenso wie ihr Sohn. Allerdings ist sie nicht ansatzweise so aufgedreht wie dieser.

Eigentlich gehe ich davon aus, das die Bescherrung damit beendet ist und will kurz aufstehen, aber die Wohnungsbesitzerin hält mich auf und drückt mir eine eingepackte Weinflasche in die Hand. Ich sollte schließlich auch ein Geschenk bekommen. Voller Dankbarkeit verbeuge ich mich vor Michiko und verspreche, die Flasche morgen zu öffnen, damit wir sie zusammen trinken können, wenn Tomoe da ist.

Anschließend reden wir noch ein wenig, Sakito und seine Mutter rauchen und Aiko spielt mit ihren Spielsachen. Als es dann endlich Zeit wird, bringt Michiko ihre Tochter ins Bett und zieht sich selbst müde in ihr Schlafzimmer zurück. Ich bleibe mit Sakito noch ein wenig wach und sitze am Fenster, sehe mir die Sterne an. Im Hintergrund höre ich, wie der Kleinere seinen Koffer umbaut und die neue Maschine einsetzt. Außerdem spielt noch immer leise Musik aus einem Radio. Ich erinnere mich an dieses Lied, in Tokio habe ich es oft gehört. Dort habe ich noch regelmäßig Serien im Fernsehen verfolgt und es war der Titelsong meiner Lieblingsserie. Langsam wippe ich zu den ruhigen Klängen mit, bis Sakito mich aus meinen Gedanken reißt.

„Ich würde die Maschine zu gern ausprobieren."

„Auf deinem linken Arm ist noch ein bisschen Platz.“

„Haha.“

Saki sieht mich an und ich lache leise. Dann zeige ich auf die Tür, die mir den ganzen Tag verschlossen blieb.

„Was ist eigentlich dadrin?“

„Eine Abstellkammer.“

„Manche Geheimnisse sind wohl nicht so spannend, wie man erwartet.“

Wir lachen wieder leise und ich sehe mir die Maschine an.

„Also gut. Ich melde mich freiwillig.“

„DU? Du willst ein Tattoo???“

Der Tätowierer sieht mich ungläubig an und ich grinse.

„Was dagegen?“

Ich nehme einen Schluck von meinem Bier, welches ich mir eben aus dem Kühlschrank genommen habe und sehe Sakito provozierend an.

„Bist du betrunken Lima?“

„Ich hab dich heute auch geküsst, schlimmer kanns wohl nicht mehr werden!“

„Ey!“

Er schlägt mir auf die Schulter und ich lache wieder.

„Ernsthaft Lima, du willst echt ein Tattoo von mir?“

„Habe ich doch gerade gesagt.“

„Was willst du den haben, und wohin?“

Ich sehe, wie Saki langsam alles vorbereitet, offenbar noch immer unsicher ob ich nicht doch einen Rückzieher mache. Ich sehe meine Bierflasche an und muss über mich selbst grinsen.

„Einen Kirin. Auf den Knöchel.“

„Nur Outlines oder ein echtes Bild?“

„Na hör mal! Da bin ich mal betrunken und mutig genug, dann will ich auch ein echtes Bild! Mit Farben und allem drum und dran!“

Meine Reisebegleitung gibt sich geschlagen und winkt mich zu sich rüber.

„Komm her, leg dich auf die Couch. Ich zeichne das erst mit einem Stift vor und dann machen wir das ok? Keinen Rückzieher mehr Lima. Das hast du dir nun selbst zuzuschreiben!“

Ich gehorche und lege mich aufs Sofa, mache meinen Knöchel frei. Einerseits frage ich mich, ob ich das ganze bereuen werde, aber andererseits meldet sich plötzlich eine völlig neue Stimme in meinem Kopf, die einfach nur lauthals schreit „Ach scheiß doch drauf!“

Ich spüre, wie Sakito beginnt zu zeichnen und sich vollkommen auf das Motiv konzentriert. Er braucht nichtmal eine Vorlage, er zeichnet es einfach. Nachdem er die Outlines aufgezeichnet hat, sehe ich mir seinen Entwurf an und befinde diesen sofort als gut. Er bereitet alles vor und beginnt. Ich höre das surren der Nadel und werde plötzlich nervös. Augen zu und durch!

Am nächsten Morgen werde ich auf der Bettcouch wach und spüre ein ungewohntes Gefühl an meinem Knöchel. Stimmt, der Kirin. Augenblicklich bereue ich meinen Leichtsinn. Was, wenn ich später nach Tokio zurück kehren möchte? Nun bin ich gebranntmarkt! Als ich aber vorsichtig die Decke von meinem Knöchel ziehe und den Kirin nochmals genauer betrachte, muss ich lächeln. Er ist wirklich schön geworden! Zumindest der Teil, den Saki noch geschafft hat. Als der Morgen dämmerte, wurde er zu müde und wir haben aufgehört. In mir löste es eine große Erleichterung aus, den auch ich konnte langsam nicht mehr. Heute Abend werden wir das Motiv wohl beenden. Da muss ich nun wohl durch.

Langsam richte ich mich auf. Die Bettcouch ist so eng, das Sakito direkt neben mir liegt. Allerdings schläft er noch immer tief und fest. Ich stehe leise auf, versuche ihn nicht zu wecken. Die Türen der beiden Schlafzimmer sind offen. Scheinbar sind Michiko und Aiko schon gegangen. Kein Wunder, es ist auch schon fast Mittag. Ich schleiche mich ins Bad, wasche mich und mache mich fertig. Dann nehme ich meinen Rucksack und gehe nach draußen.

Eine kalte Brise weht mir entgegen. Bald wird es wieder dunkel werden, ich sollte mich ein wenig beeilen und einen Laden finden, wo ich anständig einkaufen kann. An den Straßen stehen schon ein paar frierende Geishas herum. Nach einigen Schritten erkenne ich Michiko an der Straßenecke stehen. Sie lächelt mich an.

„Lima, was machst du den schon hier? Dem Chaos zu urteilen habt ihr gestern noch ein wenig gefeiert.“

„Ya irgendwie war ich ein wenig betrunken und habe mich von Saki tätowieren lassen.“

Sie lacht laut und ehrlich und sieht mich dann an.

„Ich hoffe, du bereust das nicht. Er macht das wirklich gut!“

„Nein nein, es ist schön geworden. Ich war einfach ein wenig unbedacht, aber das geht in Ordnung. Ein Kirin auf dem Bein ist auch nichts schlimmes, denke ich.“

„Du musst es mir unbedingt zeigen, wenn es fertig ist. Als Saki noch geübt hat, hat er oft mein Bein benutzt. Das linke ist voll von kleinen Motiven, die er mir gestochen hat.“

Ich muss lächeln bei der Vorstellung, wie ein wesentlich yüngerer Sakito seine Mutter das Bein volltätowiert. Mit allen möglichen Dingen, die ihm einfallen.

Ich frage Michiko noch nach einem guten Laden, dann mache ich mich wieder auf den Weg. Ich hoffe, etwas gutes für Sakito zu finden. Was ich Michiko kaufen werde, weiß ich schon. Nach einigen Minuten erreiche ich auch schon das von Sakis Mutter empfohlene Geschäft und trete ein.

Vollbepackt mit Tüten komme ich wieder raus. Ich habe sehr viele Gewürze, Kochzutaten und Haushaltswaren für Michiko gekauft und sogar noch eine kleine süße Stoffkatze für Aiko gefunden. Für meine Reisebegleitung habe ich Zigaretten gekauft, gleich eine ganze Stange. Außerdem ein paar warme Klamotten, die kann er gebrauchen. Natürlich im Visual Kei Stil, was anderes zieht er ya nicht an. Lieber friert der sich den Arsch ab, als etwas anzuziehen was ihm nicht passt. Unvernunft ist wohl sein zweiter Vorname.

Ganz in Gedanken versunken gehe ich die Straße entlang und renne fast in einen anderen Mann. Ich entschuldige mich und sehe ihn an. Der Mann scheint ein wenig älter als Sakito zu sein, allerdings ist er gut gebaut und hat ein feines Gesicht. Seine dunkelblauen Haare sind geglättet und in einem Seitenscheitel nach links verteilt. Sie erinnern mich unweigerlich an den Nachthimmel. Er lächelt mich an und seine weißen Zähne blitzten mir entgegen. Kurz zucke ich zusammen, als mir auffällt, das er nur einen Arm hat. Der rechte Ärmel seiner Yacke hängt locker nach unten, es ist nicht erkennbar, ob er den Arm nur versteckt, er nur einen halben Arm hat oder dieser ihm gänzlich fehlt. Seine ruhige Stimme fesselt mich sofort.

„Entschuldigen sie, ich habe nicht aufgepasst. Dihn mein Name. Sie scheinen neu hier zu sein? Ich habe sie hier noch nie gesehen.“

„Mein Name ist Lima, sehr erfreut. Ich bin nur auf der Durchreise.“

„Lima ist ein sehr schöner Name. Reisen sie in Begleitung oder allein? Wohnen sie in einem der hiesigen Motels? Wenn sie einen Platz zum Schlafen benötigen, ich besitze ein großes Haus gleich um die Ecke und würde sie sehr gern einladen."

„Ich kam bei Bekannten unter, trotzdessen vielen Dank.“

Seine Hand streicht über meinen Arm und mir wird unwohl. Ich fühle mich seltsam und kann meine Augen nicht mehr von seiner Hand nehmen. Seine Fingernägel sind sehr lang und spitz geschliffen, außerdem dunkel lackiert. Alles an ihm erinnert mich an die finsterste Nacht, die ich ye erlebt habe! Wie alt er wohl ist?

Plötzlich werde ich unsanft zur Seite gerissen und erwache aus meiner Trance. Ich hatte garnicht gemerkt, wie sehr Dihns spezielles Aussehen mich gefesselt hatte.

„Lass Lima in Ruhe!“

Saki, der plötzlich ohne mein Wissen aufgetaucht war und mich weggezogen hatte, sieht Dihn finster an. Dieser grinst.

„Ich wusste nicht, das Lima deine Reisebegleitung ist Sakito. Nun gut, dann scheint er ya bestens versorgt zu sein. Pass gut auf ihn auf. Solche hübschen Männer kommen schnell mal abhanden!“

Er lacht, winkt mit seiner verbliebenen Hand und verabschiedet sich.

„Auf Bald, Lima! Ich hoffe, wir sehen uns wieder! Und passen sie auf, Sakito ist gefährlich! Er hat mir den rechten Arm abgerissen!“

Zum Beweis hebt er den Armstummel an und der Ärmel rutscht zurück. Man kann eine unschöne Narbe erkennen, dort wo eigentlich der Ellenbogen sitzen sollte. Sein kompletter Unterarm fehlt. Dihn grinst, winkt mit dem Stummel, dann dreht er sich weg und verschwindet hinter der nächsten Straßenecke.

Ich bleibe kurz wie versteinert stehen, dann sehe ich zu Saki.

„Wer war das und was ist passiert?“

„Halt dich von dem Wichser fern. Dihn verdient nur schmutziges Geld. Er ist ein Arschloch. Selbst Shogun hält seine Geschäfte für unangemessen und der nimmt Auftragsmorde an!“

Ich bin ein wenig geschockt. Diese Anziehungskraft war nicht normal. Da muss es irgendeinen Trick geben. Sakitos Hass auf diesen Mann ist förmlich greifbar.

„Hast du ihm wirklich den Arm abgerissen?“

„Blödsinn, den hat er wahrscheinlich bei einem seiner Geschäfte verloren.“

Ich nicke nur langsam, atme durch.

„Was machst du überhaupt hier?“

„Ich hab dich gesucht. Bin wach geworden, weils plötzlich so kalt wurde und dann hab ich gesehen, du bist nicht mehr im Bett. Dachte, nachher verläufst du dich noch oder so. Mum hat mir dann gesagt, wo du hin bist.“

„Tut mir leid Schatz, das nächste mal sag ich dir bescheid.“

Saki muss lachen, auch wenn er es nicht will. Er scheint immernoch gereizt wegen Dihn, aber mein Kommentar lockert die Stimmung auf.

„Lass uns nachhause gehen Lima. Ich muss mich noch duschen und meine Haare färben und so. Dann sollte es auch schon Zeit sein, Aiko abzuholen und Tomoe auf dem Weg einzusammeln.“

Ich nicke und wir machen uns auf den Heimweg. Dort angekommen räume ich alles ein, während Sakito duscht. Seine neuen Sachen habe ich ihm auf die Couch gelegt. Irgendwann höre ich dann das klacken der Tür und sehe zu Sakito. Zuerst fällt mir seine Haarfarbe auf, die nun wieder feuerrot ist. Dann fällt mir auf, das er keine Klamotten trägt und ich starre geschockt auf seine Körpermitte. Er zuckt nur mit den Schultern.

„Was ist?“

„Du bist komplett nackt. Das ist neu. Normalerweise haben wir doch soetwas wie ein Schamgefühl.“

„Ich hab irgendwie vergessen, das ich Sachen mit ins Bad nehmen muss, wenn du da bist. Normalerweise wäre ich yetzt allein weißt du? Und dann dachte ich: Ach scheiß drauf. Der Kerl hat mich gestern geküsst und so. Geht schon klar. Außerdem, wir sind beide Kerle Lima. Du siehst nicht viel anders aus als ich.“

„Ich bin nicht so dünn wie du und auch.... besser bestückt.“

Sakito greift einfach nach dem Apfel, den ich gerade in die Obstschale auf dem Tisch gelegt hatte und wirft ihn nach mir. Ich weiche aus und lache sehr laut.

„Du verdammter Arsch! Du bist ya auch viel größer als ich in generell.“

„Trotzdessen!“

Ich muss immernoch lachen. Saki ist wirklich leicht zu ärgern.

„Hör auf mit dem Blödsinn oder ich will einen Beweis sehen Großer!“

„Ne du, also bei aller liebe Sakito, aber meinen Schwanz bekommst du nicht auch noch! Ich hab dir schon meine Lippen geopfert, das reicht doch fürs erste! Wir sind schließlich noch nicht verheiratet.“

Ein weiterer Apfel kommt geflogen, diesmal trifft er mich sogar. Ich muss mich erstmal hinsetzten vor Lachen. Ich hatte schon lange nicht mehr solchen Spaß. Ich glaube, ich werde den Kleinen wirklich vermissen, wenn er mal weg ist.

Irgendwann beruhige ich mich dann. Saki hat mittlerweile wieder Unterwäsche angezogen, sein Kopf ist ganz rot. Offenbar ist er beschämt.

„Oh nein, so habe ich das doch nicht gemeint. Du siehst ganz toll aus Saki.“

„Das macht es irgendwie noch schlimmer. Scheiß drauf. Bisher war keiner meiner Kerle unzufrieden mit mir.“

„Das ist die Hauptsache. Ziehst du dich nun an und wir können los? Du wolltest doch Aiko und Tomoe abholen. Ich hab dir da was hingelegt.“

„Was ist das?“

Er betrachtet die Klamotten kritisch, dreht sie in alle Richtungen.

„Das ist Kleidung Saki. Happy Birthday.“

Meine Reisebegleitung sieht mich an, dann lächelt er breit und bedankt sich. Sofort beginnt er, die Sachen anzuziehen.

„Ich hatte keine Ahnung, welche Größe du hast, deswegen habe ich immer das kleinste genommen, was da war Kleiner.“

„Kein Problem, mach ich auch immer so.“

Kurze Zeit später trägt Sakito auch schon das Outfit. Eine enge Hose, die passt perfekt, einen schwarz roten Pulli, der ist ihm viel zu groß und ein schwarzes Halstuch. Er sieht wirklich gut aus. Schnell rennt er ins Schlafzimmer seiner Mutter und betrachtet sich im Spiegel.

„Das sieht sehr toll aus, danke Lima! Wirklich Danke!“

Er verbeugt sich und ich nicke nur, schultere meinen Rucksack.

„Zieh deine Yacke an. Aiko wartet sicher schon auf uns.“

Sakito nickt und zieht sich ebenfalls an.

„Heute Abend machen wir dann dein Tattoo fertig Lima.“

„Ich kanns kaum erwarten.“


Nachwort zu diesem Kapitel:
Eine kleine Anmerkung:
Ya, das war schon hart Sakito-lastig, aber man weiß halt kaum etwas über ihn und er ist mein kleiner Favorit, ich gebe es zu!
Das hier wird nun nicht in einer Boys Love Story mutieren oder ähnliches. Nur ist das eben Sakito, es gehört zu ihm und ich hatte ein wenig sadistischen Spaß daran, Lima damit aus dem Konzept zu bringen :3 Und Sakito ist eben etwas besonderes! Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (27)

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Von: Futuhiro
2018-01-28T20:19:46+00:00 28.01.2018 21:19
"Seit wann hast du Angst vor Nadeln?" ... zu einem Tätowierer! Ich habe Tränen gelacht. XD
Der Arzt ist aber schon ganz schön böse, in so ein kaputtgeschlagenes Immunsystem auch noch Impfungen rein zu jagen. Damit wird es dem armen Saki sicher nicht besser gehen. :(

Die Stelle mit dem "Dieser kleine Drecksack!" fand ich auch zum Brüllen komisch. Ich liebe es. :D

btw. dieser Film "Seth et Holth", von dem ich jetzt inzwischen schon mehrfach gehört habe, klingt echt wahnsinnig interessant. Den würde ich auch gern mal gucken. Wo kriegt man den her? In welcher Sprache ist der zu haben?
Antwort von:  PInku
28.01.2018 21:22
Hast du die Shortstory nun vor oder nach diesem Kapitel gelesen? XD

Ich fands toll, Saki mal krank darzustellen. Benimmt sich wie ein Kleinkind und Lima ist mal der erwachsene von den beiden xDD

Also zu kaufen erstmal garnicht, der wurde in den 90ern gedreht und ist daher nur per VHS auf japanisch zu erhalten. Aber man kann den kompletten Film in Youtube ansehen, wenn du willst suche ich mal den link raus :3
Antwort von:  PInku
28.01.2018 21:23
Ach und auf youtube hat der untertitel
Antwort von: Futuhiro
28.01.2018 21:24
Seth et Holth hab ich vorher gelesen. Von daher hatte ich gleich eine gute Vorstellung davon, was Saki da in seinem Buch wohl geschrieben haben mag. XD

Naja, aber sein wir ehrlich, wer ist nicht so, wenn er krank ist und gegen seinen Willen bemuttert wird? XD

Uh, da schau ich auf you.tube mal. Danke für den Hinweis. ^^
Antwort von:  PInku
28.01.2018 21:26
Verstehe xD
Ich glaube, da konntest du dann auch verstehen, warum lima das... eher seltsam fand.
(und wnen du mal Athum als Bild gesehen hast, weißt du warum Lima dieses tattoo auch so schlimm fand xD)

Eben :D Und genau das hat mir an diesem kapitel solchen Spaß gemacht :D

Gerne :D Dauert auch nur 40 min rund der film. Musst dich dann unbedingt mal melden, wenn du den gesehen hast :D
Antwort von: Futuhiro
28.01.2018 21:27
Werd ich tun. ^u^

Was hat Saki eigentlich damit gemeint, er hätte seinen Bruder im Bauch seiner Mutter "gefressen"?
Antwort von:  PInku
28.01.2018 21:31
Ich bin SEHR gespannt :D

Das passiert manchmal, am Anfang zwei Kinder im Mutterleib sind, die sich vor der weiteren Entwicklung aber wieder "verbinden". Man sagt dann, das man seinen Zwilling geschluckt hat, Saki formuliert das nur heftiger.
Hier ist es halt interessant zu wissen, das in meinem OC Universum Sakito einen lebenden Zwilling hat, Takanori, der das komplette gegenteil von ihm darstellt. Das ist so ne art hinweis darauf xD
Antwort von: Futuhiro
28.01.2018 21:34
Verbinden??? O_o
Sowas geht? Ich kann mir bestenfalls vorstellen, daß eins von beiden abgeht und man es verliert.
Antwort von:  PInku
28.01.2018 21:35
Das passiert noch im Zellstatus, heißt, das sind nur zwei klumpige Haufen Zellen, wie wir alle mal waren. Da ist noch nichts menschliches dran. Wenn das Kind schon weiter Entwickelt ist, verliert man es das sitmmt.
Antwort von: Futuhiro
28.01.2018 21:37
Na, aber kann man denn in diesem Stadium überhaupt schon feststellen, wieviele solcher angehenden Kids da drin sind?
Antwort von:  PInku
28.01.2018 21:38
Yaein. Eine normale Schwangere weiß das indem moment nicht, es gibt aber anzeichen im späteren kind, das es so war. Man vermutet das zum beispiel, wenn sich organe doppeln.
Antwort von: Futuhiro
28.01.2018 21:40
Okay, dieses medizinische Phänomen klingt interessant. Sollte ich mich mal mit beschäftigen. ^^
Antwort von:  PInku
28.01.2018 21:41
Ich kann dir nun auch nicht mehr sagen, woher ich das genau weiß, aber ich beschäftige mich allgemein sehr viel mit medizin und besonders mit den abnormen xD ICh habe auch gedoppelte Organe, deswegen hat mich das ein wenig gefesselt
Antwort von: Futuhiro
28.01.2018 21:42
Du hast sowas!? Wie muss man sich sowas vorstellen? Sind da Organe wirklich 2x vorhanden? Oder sind die anders gewachsen als normal? Oder wie macht sich sowas bemerkbar?
Antwort von:  PInku
28.01.2018 21:43
Ich schreib dir dazu gleich ne private Nachricht, das ist hierfür ein wenig zuviel xD
Antwort von: Futuhiro
28.01.2018 21:44
Nja, da hast du auch wieder Recht. Sorry. ^^°
Von: Futuhiro
2017-12-14T21:01:24+00:00 14.12.2017 22:01
Bitte was!? XD
Die Jungs sind echt triebgesteuert, ey. Und Yoko genauso. Man merkt, daß das eine sehr ungezwungene Kultur ist, die da gelebt wird.

Ich hätte ja den Schießstand bevorzugt, wenn ich Lima gewesen wäre. :D

... und auch hier nochmal sorry, daß ich so lange zum Lesen gebraucht habe.
Antwort von:  PInku
15.12.2017 22:57
Sind die auch xD Aber das ist eine echt lockere gesellschaft hier... In yeglicher Hinsicht xD
Wobei ich glaube, bei Lima liegt das an der langen Auszeit, bei allen anderen... nya xD

Ich die Shoppingmeile, ich mein in Kushkepet sind die Klamotten ya sicherlich auch anders als draußen... aber Onsen wäre auch sehr gut für mich :D
Schießstand würde ich auch super gerne mal hin, aber ich kann laute Geräusche nicht aussehen, daher bräuchte ich ruhige Schusswaffen... xD

Kein Problem, freut mich ya das du das überhaupt tust... xD
Antwort von: Futuhiro
15.12.2017 22:59
Auf dem Schießstand kriegt man ja Gehörschutz. ^^
Antwort von:  PInku
15.12.2017 23:00
Ich weiß, aber mir fällt das dennoch schwer. Sogar mir Oropax im Feuerwerk bin ich total unruhig o.o Keine Ahnung, das ist so ein Tick.
Von: Futuhiro
2017-10-31T17:30:45+00:00 31.10.2017 18:30
> Ich bin in Sicherheit, aber was mach ich wenn du angegriffen wirst? Dann sind wir am Arsch, verstehst du? Du bist gerade meine Geldanlage!“

--> Hmmmmm ... diese Aussage klingt wesentlich tiefgründiger und bedeutungsschwerer als sie hier dargestellt wird. Ich wette von dieser Front kommt nochmal was.

Das Kapitel war toll. Es verwirrt mich zwar etwas, daß Sakito mit einem Yakuza-Boss dermaßen dicke ist, aber zumindest erahnt man schonmal sehr gut, was in der Oberschicht so vor sich geht (und daß es eine gibt!)
Der letzte Satz mit dem "das stell ich dir in Rechnung" war übrigens auch einen Lacher wert. :D
Antwort von:  PInku
31.10.2017 18:38
Ich hab das Gefühl, du machst dir mehr Gedanken als ich es tue xD

Freut mich :D
Ya, der ist mit meinem Lieblingsyakuza sehr dicke, aber ich denke der wird auch nicht das letzte mal vorgekommen sein. Ich muss gleich noch den Chara reinstellen... hab ich voll vergessen xD
Kennst du das nicht, küssen kostet halt extra xDDDDD
Von: Futuhiro
2017-10-05T16:31:16+00:00 05.10.2017 18:31
Gott, Sakito tut mir gerade voll leid. X_x
Wo der bierbäuchige Kerl mit seinem Piercing Lima rausgeschickt hat, hatte ich echt Angst, daß er Sakito was antun und sich an ihm vergreifen will. Man hatte schon, lange bevor es überhaupt zur Sprache kam, den Eindruck, daß der auf irgendwas aus ist. Wahrscheinlich, weil er Sakito an der Schulter geschnappt und durch die Gegend geschoben hat, nehme ich an. Ich bin gerade echt froh, daß Sakito da unbeschadet rauskam. An Limas Stelle hätte ich die zwei niemals allein gelassen. O_o

Mir fällt erst jetzt so richtig auf, daß du in der Gegenwart schreibst (Also "Ich gehe da-und-da-hin." statt in der Vergangenheit "Ich ging da-und-da-hin."). Hab direkt nochmal in ältere Kapitel gucken müssen, ob das schon die ganze Zeit so war. Echt gut, daß du das so fließend und natürlich schreiben kannst, daß es nicht stört. Normalerweise irritiert mich in Gegenwart erzählter Text immer tierisch. Aber hier klingt es vom Ausdruck her wirklich super.
Antwort von:  PInku
05.10.2017 19:26
Das tat mir weh zu schreiben. Lima war wahrscheinlich erstmal geschockt, wie dieser namenlose Mann auf sie zukam. Er ist übrigens absichtlich namenlos geblieben, dieser Kerl ist einer von vielen, denen Sakito begegnet ist. Ich habe ihn eingebracht um Lima zu zeigen, was dahinter steht und das Sakito kein unschuldiger kleiner Kerl ist. Aber ich bin auch froh, das der kleine es nicht mehr nötig hat...

Ha wirklich? Mir fällt das extrem schwer, da ich immer in der vergangenheit schreibe! Aber ich dachte, Lima sagte am Anfang der geschichte, er will irgendwann dieses buch aufschlagen, darin lesen und sich so fühlen, als würde das alles nochmal passieren. Deswegen schreibt Lima bewusst in der Gegenwart und ich halte das dann natürlich ein. Ich mache mir wesentlich mehr gedanken um die story als man denkt. :3
Antwort von: Futuhiro
05.10.2017 19:30
Ja, nee, für unschuldig hätte ich Sakito auch nicht gehalten. Aber durchaus für ein Opfer eines Gewaltverbrechens. Also unfreiwillig, ohne daß er Geld dafür kriegt, geschweige denn einverstanden ist.

Das du dir viele Gedanken um die Story machst, merkt man durchaus. O_~
Antwort von:  PInku
05.10.2017 19:32
Ich drücks mal so aus: Egal wie illegal und uneinvernehmlich es anfangs war, wenn er davon leben kann ist er wahrscheinlich damit einverstanden. Sein Stolz ist ziemlich gering

das freut mich :3
Antwort von:  PInku
05.10.2017 19:35
btw was hälst du eigentlich von tomoe, sakis komischem freund?
Antwort von: Futuhiro
05.10.2017 19:57
Mich würde mal die Gesetzeslage in Kushkepet interessieren, zu diesem Thema. ^^° (Ich geh wohl mal davon aus, daß das offiziell rechtsfreier Raum ist. Die Tokyoter Polizei wird da ja sicher nicht reingehen und für Ordnung sorgen. Also haben die sicherlich ihre eigenen Gesetze.

Nja, Tomoe ist schon süß, aber erinnert mich zu sehr an Meto von Mejibray. Und da ich von Meto nicht so der große Fan bin ... ^^°
Aber ich bin sicher, daß er als Charakter noch interessant werden kann oder noch wird. Hat vielleicht noch Einfluss auf die Handlung, wenn er mit Saki so dicke ist. Wohlmöglich treffen sie ihn mal wieder.
Antwort von:  PInku
05.10.2017 20:08
Kushkepets Gesetze sind ziemlich simpel: Friss oder Stirb. Da es, wie du richtig gesagt hast ein rechtsfreier raum ist, kümmert man sich da anders drum. Aber dazu mehr in einem anderen Kapitel... Man hat auch dort Mittel und Wege

Ya, das ist richtig. Tomoe wird nicht groß sein in der Story, aber er ist eine Omage an meine Freundin, die wirklich an einer behinderung leidet, ähnlich wie er und ein großer Metofan ist. Ich dachte, es wäre ganz cool das so einzubringen. Und ich benutzte ihn halt, um zu erklären, wie man da mit behinderten umgeht.
Antwort von: Futuhiro
05.10.2017 20:19
Klar, wenn du so einen Charakter mit einbringst, für ne Freundin die Fan davon ist, ist das doch absolut in Ordnung. Dazu sind Geschichten ja da, um anderen eine Freude zu machen. Und es muss auch nicht jeder jeden Chara mögen. Ich halt mich vorläufig mehr an meinen Sakito, und dann bin ich auch glücklich. ^u^

Geht man da mit Behinderten gesondert um? Bisher klang Kushkepet für mich so, als hätte dort jeder seine Daseinsberechtigung und jeder wäre willkommen. Da bin ich mal gespannt, was sie mit dem Kerlchen machen werden.
Antwort von:  PInku
05.10.2017 20:21
Ya das stimmt :3 Aber wie gesagt, mit Tomoe habe ich nciht wirklich viel vor, noch nicht xD Saki ist ya mein herzblatt >_>

Das schon, aber mich hat interessiert, wie das mit Hilfe ist. Er braucht offensichtlich hilfe, kann keine stufen gehen usw. Alleine kommt er ya nichtmal die treppe nach draußen wieder hoch. Und dann sollte man bedenken, das es kerle wie diesen dicken bierbauch-schmuddel gibt. Der würde so einen kleinen auch nciht in ruhe lassen, denke ich. Daher habe ich das eingebracht.
Antwort von: Futuhiro
05.10.2017 20:27
Aber es gibt dort ja nicht NUR so Typen wie den Bierbäuchigen. Ich denke doch, die Leute haben nicht gleich ihre ganze Hilfsbereitschaft und Menschlichkeit vergessen, nur weil sie dort leben. Gibt sicher auch genug vernünftige Leute da, wie man an Sakito sieht. (Obwohl die Zwillinge im Reisebüro ihn ja auch als "total kaputt im Kopf" beschrieben haben. Sicher weiß man von Sakito auch noch nicht alles, der hat bestimmt noch Geheimnisse.)
Antwort von:  PInku
05.10.2017 20:30
Das stimmt, deswegen ist er dabei :D
Ach ya, ich mochte die Zwillinge, einfach weil die den mit abstand komischsten ersten eindruck für diese stadt geben konnten!
Aber ya, sakito ist ein stilles wasser, ein tiefes stilles wasser. Ich denke, du bist gespannt darauf :D

Gibt es generell noch etwas, das dich besonders interessiert? Aus eigener Neugier heraus
Antwort von: Futuhiro
05.10.2017 20:42
Hmmmm ... mich würde gerade ganz brennend interessieren, ob wirklich ganz Kushkepet so runtergekommen ist, oder ob es auch dort eine luxuriöse High Society gibt, die in sauberen, neuen Häusern wohnen und viel Geld haben und u.U. vielleicht die politischen Strippen ziehen. Wenn es so eine reiche Oberschicht gibt, dann könnte Lima ja als nächstes mal mit denen in Kontakt kommen. :)
Antwort von:  PInku
05.10.2017 20:44
Ach krass, ya zu dem thema ist etwas geplant, allerdings wird das wieder ein wenig anders werden, wie alles in Kushkepet. Ich war mir noch nicht sicher, in welchem Kapitel ich das einbringe, aber ich denke, die reise könnte sicher dahingehend weiter gehen :D Das passt von deren route her ganz gut rein.
Antwort von: Futuhiro
05.10.2017 20:49
Ansonsten würde mich auch die Speisekarte in Kushkepet mal interessieren. Man ist ja im Bilde, was Japaner so auf den Tisch kriegen. Sushi, Reis, Fisch und typischen Süßkram. Welche Lebensmittel kursieren dort? Die sind ja wohlmöglich nicht an die nationalen Handelsketten wie Discounter und Kaufhäuser angeschlossen. Da gibt´s bestimmt keine Konbinis (was bei uns Lidl oder Aldi wäre XD) Wo kriegen die überhaupt ihr Essen her? Und was essen die? Entspricht das den hygienischen Standards? Vermisst Lima sein ordentliches Essen, was er von früher gewohnt ist?
Antwort von:  PInku
05.10.2017 20:53
Verstehe, das bekomme ich unter :D Aber interessant ist es schon ;D
Ich erinnere mich, das es Lima im Hotel egschmeckt hat, aber das hotel hatte ya auch einen anderen standtart als sonst wo
Antwort von: Futuhiro
05.10.2017 20:56
Ja, aber was genau Lima da gegessen hat, hat man auch nicht erfahren. :D
Antwort von:  PInku
05.10.2017 20:58
Stimmt das hat er nicht erwähnt, er war von der Musik abgelenkt xD
Aber mich persönlich freut es auch, wenn ich wieder ein wenig über sakitos umstände schreiben kann, wie seine familiären verhältnisse und die zeit ausßerhalb. Oder seine Kindheit in kushkepet
Antwort von: Futuhiro
05.10.2017 21:01
Nja, man sollte Charaktere aber auch nicht komplett enträtseln. Ein paar Geheimnisse sollten sie noch behalten dürfen, sonst werden sie uninteressant. ^^
Antwort von:  PInku
05.10.2017 21:04
Das ist allerdings wahr, aber da brauchst du dir keine Gedanken zu machen, Sakito ist so einer, der hat noch enthüllungen auf der letzten seite und dennoch weiß man nicht mal die hälfte von ihm. Und auch wenn ich selbst weiß, was passieren wird, wird es eine frage geben, die ich bewusst offen lassen werde und nur auf nachfrage am ende der story lösen werde. Einfach weil ich denke, das es so besser passt
Von: Futuhiro
2017-10-05T16:06:05+00:00 05.10.2017 18:06
Ich feiere gerade. XD
„Darf ich Fragen, was denn dein Typ Mann ist? Wo du mich schon so vehement abgelehnt hast.“
Den fand ich echt super, da musste ich herzlich lachen. Auch wie Sakito dann weitererzählt. ^^°

Uuuuund ich spüre den massiven Einfluss von ohayou_fo. Debito und Shit on my Shoes war doch von ihr, oder? :D

Ich fand das Kapitel überhaupt nicht Sakito-lastig. Im Gegenteil war ich sehr begierig drauf, mehr über ihn zu erfahren. Im Gegensatz zu Lima (im Moment) ist er ja auch ein verdammt interessantes Kerlchen.
Mir kommt Kushkepet nur immer noch ziemlich Ghetto-mäßig vor. Mir gefällt zwar die Lebensphilosophie dort, aber die dreckige, zerstörte Kulisse würde mich davon abhalten, dort wohnen zu wollen. Oder die Schere zwischen Arm und Reich ist nur extrem groß und an die reicheren Leute sind die beiden noch nicht rangekommen. Kann ja noch werden.
Antwort von:  PInku
05.10.2017 19:23
ya, das fand ich auch süß :D Lima ist eben neugierig :D

massiv würde ich das nicht nennen, aber das ist richtig. Die Charaktere basieren zum Teil auf realen Personen (was nichts mit den Bildern in den beschreibungen zutun hat). Ich versuche, in die Geschichte Realität einfließen zu lassen, indem ich eben ihre band verwendet habe. Es sind viele Menschen verarbeitet, die ich kenne oder von deren Existenz ich weiß, daher :3

Ich habe es so geplant, Lima auch "langweilig" zu lassen. Er soll nicht im Vordergrund stehen, sondern ein Erzähler sein, den man auf seiner Reise begleitet. Irgendwann entwickelt er sich zwar, aber das soll nicht die Geschichte beeinflussen. Man soll merken, das Lima nur Tagebuch schreibt, und selten beschreibt man sich in seinem Tagebuch selbst oder stellt sich interessant dar. Dafür ist Sakiro zuständig.
Wenn man die Umstände betrachtet, ist es klar das Sakito eigentlich ziemlich arm ist. Ich meine., Lima zahlt im Grunde ziemlich viele Spesen und all das.
Antwort von: Futuhiro
05.10.2017 19:27
Naja, bisher scheint es Sakito ja nicht an zahlender Kundschaft für sein mobiles Tattoo-Studio zu mangeln. Er scheint ja durchaus laufende Einnahmen zu haben. O_o
Antwort von:  PInku
05.10.2017 19:31
Das stimmt (und ich liebe die bezeichnung mobiles tattoostudio), aber allein die tatsache, das er offenbar keinen festen wohnsitz hat und generell sein besitz sich auf den Koffer und den Rucksack beschränkt, sagt einiges aus, denke ich.
Wobei Saki sich wahrscheintlich auch nichts daraus macht, also aus geld (er möchte das man ihn saki nennt xD)
Antwort von: Futuhiro
05.10.2017 19:33
Ah, hat er wirklich keinen festen Wohnsitz? Ich hatte das bisher für eine blauäugige Mutmaßung von Lima gehalten. ^^ (Muss ich nochmal nachlesen, wie es genau geschrieben war.)
Antwort von:  PInku
05.10.2017 19:34
sie haben nie offen darüber gesprochen, aber nein, er hat tatsäclich keinen festen Wohnsitz. Zumindest keinen, der ihm gehört. Aber hier würde ich spoilern und ich weiß noch nicht, wann ich das nächste mal ein kapitel hochlade, indem das angesprochen wird
Von: Futuhiro
2017-10-05T15:43:52+00:00 05.10.2017 17:43
Wuhuuu~ Endlich komm ich zum Weiterlesen. ^u^

Also Sakito ist mir auch weiterhin sehr sympathisch. Nur die Stadt ist (bisher) etwas runtergekommener als ich dachte. Erinnert bisher eher an ein Ghetto. Wobei ich sagen muss, daß der Lebensmittelladen so war, wie ich mir Läden wünschen würde, ohne Tonnen von Verpackung und Reklameschildern. (Naja, nur der Ladenbesitzer könnte vielleicht etwas anders sein. XD )

Ich frage mich noch, ob "Shogun" in diesem Fall ein Name oder ein Titel ist. Der Shogun ist ja eigentlich der (militärische) Herrscher Japans. Im Gegensatz zum Tenno (Kaiser), der nur repräsentative Funktionen, aber keine Macht hat. Hier in dem Satz "Shogun ist ihr Anführer" klingt es eher wie ein Name, so wie "Jens ist ihr Anführer".
Antwort von:  PInku
05.10.2017 19:18
Ya, Kushkepet hat halt auch seine Fehler. Es soll wirklich grenzwertig sein, in vielen Fällen. Und Lima hat ya noch nicht ansatzweise alles erkundet (Fragen wie; Gibt es hier überhaupt Krankenhäuser? Auch wenn ich mir nicht sicher bin in welchem Kapitel das vorkam)
Und ich würde Sehett auch nicht trauen xD Immerhin verweigert er Sakito seine Kippen

Das ist wahr, aber Shogun ist indem FAll ein Name, den ich gewählt habe, weil er diese Bedeutung hat. Aber der gemeinte Mann heißt so mit Vornamen.
Von: Futuhiro
2017-09-15T12:44:28+00:00 15.09.2017 14:44
Ich find´s immer noch cool. Kushkepet ist etwa so, wie ich erwartet hatte. Bissl runtergekommen, dunkel und spartanisch. Hat echt was von Untergrund. :) Bis jetzt hätte ich es nicht bereut, wenn ich mitgegangen wären. :D

Sakito ist mir immer noch sehr sympathisch. Auf den werde ich weiter ein Auge haben. Gefällt mir, daß er schon so früh in der Story auftaucht und ne größere Rolle zu spielen scheint.

(PS: Ich muss jetzt erstmal vom PC weg. Also keine Angst, weil ich an der Stelle vorläufig abbreche. Das fehlende Kapitel les ich auf jeden Fall noch. ^_^)
Antwort von:  PInku
05.10.2017 19:13
Yap, genau diese Stimmung wollte ich erzeugen :D

Ohh Sakito ist mein Liebling. Eigentlich ist er ein OC aus einem RPG von mir, das vor einiger Zeit aufgegeben wurde, aber ich konnte meinen kleinen Sakito als Figur nicht einfach versauern lassen, deswegen habe ich ihn mit nach Kushkepet genommen :3 In der Ursprungsidee war Lima auf sich gestellt.
Antwort von: Futuhiro
05.10.2017 19:18
Ich liebe das, wenn man seine alten, geliebten OC´s wiederverwendet, weil man sie nicht aufgeben will und weiter mit ihnen arbeiten will. Mache ich auch mitunter. ^u^
Antwort von:  PInku
05.10.2017 19:27
Sakito ist halt wirklich ein guter Charakter, wenn ich nie fallen lassen könnte! Und ich denke, er passt so perfekt in die welt, das konnte ich nicht einfach stehen lassen xD
Von: Futuhiro
2017-09-15T12:25:59+00:00 15.09.2017 14:25
Woah! ÖoÖ

Also der Auftakt ist schonmal extrem vielversprechend. Die Erzählungen um Kushkepet und die Situation von Lima sind so mitreißend umrissen, daß man akut den Drang verspürt: "Das will ich auch! Ich komm mit!" Find ich genial.
(Okay, ich würde vermutlich nicht gleich meine Hütte und meinen Job kündigen, ich würde es erstmal mit dem Zeitfenster meines Jahresurlaubs versuchen, aber insgesamt würde mich nichts davon abhalten, mitzugehen.)

btw. finde ich die Chara-Beschreibungen von Lima und Sakito sehr goldig. Vermutlich weil da Fotos von echten Menschen hinterlegt sind, und keine Anime-Figuren. Die sprechen mich immer mehr an. ^^
Antwort von:  PInku
05.10.2017 19:07
Yetzt komme ich auch mal dazu, dir zu antworten xD

Danke, ich hoffe das es auch so spannend bleibt, da ich selbst keine Ahnung habe, wie es weiter gehen wird xD
Aber ich würde Kushkepet auch gern erkunden, nur eben nicht so vollkommen wie Lima, da hast du schon recht. Aber er sucht eben das große Abenteuer... oder so xD



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