Die Wächterin von G´Hanir von Jinee94 ================================================================================ Kapitel 6: ❊ Kapitel Sechs: Zurück in den Traum ❊ ------------------------------------------------- Anders als Thorne schlief ich nach unserem Gespräch nicht ein. Wie könnte ich auch? Das, was er gesagt hatte, hatte mich innerlich aufgewühlt, denn tief im Inneren hatte ich auch so gedacht. Ich hatte es mir nur nicht eingestehen wollen. Bereits vor wenigen Tagen im Traum, als ich Corvass immer wieder zu überreden versucht habe, mit mir den Traum zu verlassen. Ich seufzte und rieb mir mit dem Handrücken über die Augen. Verdammt! Ich sollte nach diesem ereignisreichen Tag müde sein, doch sobald ich meine Augen schloss, kreisten Tausende Gedanken und Szenarios in meinem Kopf herum. Ich wandte meinen Kopf und sah zu Thorne rüber, der tief und fest schlief. Seine Brust hob und senkte sich mit seinen gleichmäßigen Atemzügen. Ich beneidete ihn dafür, dass er so ruhig schlafen konnte. Wieso mussten es Männer immer einfach haben, was das anging? Es war, als würden sie nie von Gedanken geplagt werden, sobald sie im Bett lagen. Als könnten sie ihren Kopf einfach ausschalten. Ich fasste den Beschluss, in die Traumwelt überzugehen. Die ganze Grübelei brachte nicht viel, wenn ich keine Antwort darauf erhielt! Ich musste mit Corvass sprechen... Ich musste ihn sehen. Somit atmete ich noch einmal tief durch, ehe ich die Augen schloss und meinen Geist darauf konzentrierte, sich von meinem Körper zu lösen. Dadurch, dass dieser noch nicht lange in meinem Körper verweilte, ging es einfacher als gedacht und ich lief erneut in den Traum über. Mein Traumkörper manifestierte sich, und als ich das saftige grüne Gras auf meiner Haut spürte musste ich lächeln. „Bäumchen?" vernahm ich sogleich die vertraute Stimme hinter mir. Ich wandte mich um und betrachtete den hochgewachsenen Druiden, der mir gegenüberstand. „Hallo Bär." antwortete ich und lächelte zaghaft „Du warst schneller hier als gedacht." Er zuckte lächelnd mit den Achseln. „Ich habe dich gespürt." „Hmm." „Was ist los, dass du schon wieder hier bist? Sehnsucht nach dem Traum?" „Wieso bist du nicht mit mir gekommen?" fragte ich geradewegs heraus. Corvass stöhnte auf. „Jinee. Das Gespräch haben wir schon so oft geführt." „Ich weiß. Und es tut mir auch leid, dass ich schon wieder damit anfange. Aber ich verstehe es nicht." Ich setzte eine bedrückte Miene auf. „Du wusstest, dass Azeroth sich verändert hat und das ich mich nie ohne Hilfe ganz zurechtfinden würde. Verdammt, ich bin auf dem Weg in irgendeine Tundra, von der ich noch nie gehört habe!" Er schmunzelte „Klingt für mich nach einem Abenteuer" Ich zuckte mit den Achseln. „Das einzige Abenteuer ist bisher Thorne." Erneut lachte mein Gegenüber auf „Das glaube ich. Aber das kommt schon noch. Bisher wart ihr immer nur in friedlichen Zonen unterwegs." Das stimmte allerdings. Schließlich trat Corvass näher zu mir und nahm mich in den Arm, während ich die Augen schloss. Ich sog seinen Duft ein und legte ebenfalls die Arme um ihn „Du weißt, ich wäre gerne mitgekommen. Ich würde Lügen, wenn ich etwas anderes behaupten würde. Aber wir alle haben es uns am Anfang zu leicht vorgestellt. Wir dachten, du würdest nur nach Moonglade fliegen und den Stab holen. Keiner von uns hätte wissen können, dass er gestohlen wurde." Ich schwieg, denn ich wusste, er hatte recht. Augenblicklich kam ich mir mit meiner Aktion völlig kindisch vor. „Aber selbst jetzt geht es nicht. Ich kann dir nicht helfen. Nicht mehr, Jinee... die Verderbnis gewinnt immer mehr an Kraft." Ich erblasste und löste mich aus der Umarmung. „Aber wir hatten sie doch unter Kontrolle!" Corvass Gesicht nahm einen traurigen Ausdruck an. „Sie hat sich nach deinem verschwinden stark ausgebreitet. Beinahe als hätte sie darauf gewartet." Mir wurde schlecht und ich spürte, wie sich mein innerstes zusammenzog. „Was ist, wenn ich es nicht rechtzeitig schaffe?" flüsterte ich leise, während ich mich auf das Gras sinken ließ. Nur Sekunden später spürte ich die Hand des Druiden auf meinem Kopf. „Höre ich da etwa Selbstzweifel?" Ich zuckte nur mit den Schultern. „Vielleicht." War das etwa verwerflich? Schließlich lag das Schicksal des Traumes, eventuell auch von Azeroth in meinen Händen. Die Last auf meinen Schultern drohte mich beinahe zu erdrücken. Corvass lächelte und reichte mir die Hand. „Komm Bäumchen, gehen wir ein Stück." Ich zögerte, doch ich ergriff die Hand und er zog mich wieder auf die Beine. „Wohin gehen wir?" fragte ich etwas verunsichert. „Ich möchte dir jemanden vorstellen." Gemeinsam verließen wir diesen Teil des Smaragdgrünen Traums und gingen in den Alptraum über. Einen Ort an dem es nach tot und verderben nur so stank. Ich rümpfte die Nase, wie immer, wenn ich diesen Ort betrat. Doch ich spürte etwas in diesem Teil des Alptraums, der mir neu war. Er pulsierte förmlich vor Macht. So sehr, dass sich mir die Nackenhaare aufstellten. Wie war das nur möglich? Vor allem in so kurzer Zeit. Gleich darauf bekam ich die Antwort auf meine Frage. Es war, als hätte Corvass meine Gedanken gelesen. „Xavius gewinnt immer mehr Anhänger. Auch er wird von Stunde zu Stunde stärker. Man sagte mir, dass er schon längst kein Satyr mehr ist, sondern irgendeine abscheuliche Kreatur." Ich schnaubte. „Dann passt sein Aussehen ja zu seinem Charakter." Corvass lachte und bemerkte schnell, dass ich plötzlich stehen geblieben war. Mein Blick lag auf einem kleinen Wesen. Ein Feendrache. Oder besser gesagt: ein ehemaliger Feendrache. Doch nichts zeugte mehr von der verspielten Natur dieses unschuldigen Wesens. Der grüne Körper war nun von einem Kraftvollen rot und auch die Augen leuchteten in dieser unheilvollen Farbe. Mein Herz zog sich zusammen und ein Kloß bildete sich in meinem Hals, bei dem Gedanken, dass das dort Faerie sein könnte. Sicher, das kleine Kerlchen war noch nicht lange bei mir, dennoch habe ich ihn durch seine Art sichtlich lieb gewonnen. Als das Wesen mich erblickte, bemerkte ich, wie sich der Ausdruck in seinen Augen augenblicklich veränderte und der Hass die Oberhand gewann. Sofort stürzte es in meine Richtung, bereit mich zu töten. Doch so weit kam das kleine geflügelte Wesen nicht, denn Corvass trat vor mich und schlug mit seiner Pranke zu, ehe er dem Wesen die Kehle durchbiss. Ich schluckte und dachte einen Moment darüber nach, das Wesen wieder zum Leben zu erwecken, doch ich entschied mich dagegen. Das Wesen wäre dennoch verdorben und würde unbeschreibliche Qualen leiden. Nun konnte es wenigstens in Frieden ruhen. „Alles in Ordnung?" fragte Corvass besorgt und ich nickte, während ich beobachtete, wie sich der kleine Körper langsam in schwarzen Rauch auflöste. So wie die meisten verdorbenen Kreaturen, sobald ihr Leben erloschen war. „Solange du es nicht bist, der sich vor meinen Augen auflöst, kann ich alles ertragen." ❊ Ich erblickte eine Gruppe von Druiden, als wir weiter ins Innere des Alptraums gelangten. „Jinee, darf ich dir Kheay vorstellen.." sagte mein Begleiter, als wir uns ihnen näherten. Die junge Elfe sah auf, als sie ihren Namen hörte und löste sich aus der Gruppe, die die Verderbnis weiter in Schach hielt. Die vielen Rauchwolken verdeutlichten, wie erfolgreich sie bisher gewesen waren. Alles an ihr zog meine Aufmerksamkeit auf sich. Ihre beinahe leuchtend wirkenden türkisen langen Haare und diese silbernen stechenden Augen. Ein heller Sichelmond prangte auf ihrer Stirn und ihre Kleidung war in den Farben rot und ocker gehalten. Azurblaue Federn ragten aus ihren Schulterstücken hervor und waren genauso auffällig wie ihre Haare. Und.... sie war barfuß. Ich runzelte die Stirn. „Haben Sie nicht Angst um Ihre Füße?" fragte ich, doch Kheay winkte lässig ab. „Die meiste Zeit bin ich eh in meiner Katzengestalt. Und bitte sieze mich nicht. Da komm ich mir so schrecklich alt vor. Ich bin Kheay." „Jinee.." erwiderte ich knapp und bemerkte erst jetzt die Waffen, die die Druidin trug. Die Fänge von Ashamane Ich riss die Augen auf und starrte die Frau verblüfft an. „Du bist im Besitz der Fänge?" Was für eine doofe Frage, wo ich die Dolche doch genau vor Augen hatte. Kheay aber grinste nur und hob die Dolche hoch. „Japp. War gar nicht so einfach sie in die Finger zu kriegen." Das glaubte ich gern. Soweit ich wusste, hatte ein anderer Druide die Dolche besessen und er war sicher nicht begeistert darüber gewesen, sie abzugeben. „Kheay hat angeboten dich zu begleiten, als ich ihr von deiner Mission erzählt habe." mischte sich nun Corvass in die Unterhaltung ein und wechselte damit abrupt das Thema. Ich zog verblüfft die Augenbrauen in die Höhe. „Wirklich?" Sie nickte. „Ich schlafe aktuell in Val'Sharah. Ich könnte in kurzer Zeit bei dir sein." „Wie das?" „Ich benutze ein Portal. Corvass sagte mir bereits, wohin ihr unterwegs seid." Es gab also doch ein Portal... Thorne konnte etwas erleben! Wie konnte man nur so geizig sein? Es war ja nicht so, dass ich auch kein Geld besaß. Ich musste lediglich Wissen, dass es diese Möglichkeit gab. Doch ich konzentrierte mich wieder ganz auf Kheay. „Wann könntest du da sein?" fragte ich neugierig. Sie überlegte. „Wenn ich mich jetzt auf den Weg mache in 3, spätestens 4 Stunden." Ich glaube, mich tritt ein Pferd. 3 Stunden?! DREI STUNDEN! Ich nickte und seufzte. „Wir werden in knapp 7 Stunden da sein." „Wieso fahrt ihr eigentlich mit dem Schiff?" fragte Kheay. „Glaub mir, dass Frage ich mich gerade auch." Corvass lachte nur und Kheay stieg kurzerhand in das Lachen mit ein. ❊ „Ich freue mich, dass du hergekommen bist." sagte Corvass, als wir zurück zu der noch unverdorbenen Lichtung gingen. Kheay war gleich nach unserem Gespräch verschwunden. Wahrscheinlich wollte sie noch einige Dinge erledigen, bevor sie zu uns stieß. „Ich musste. Ich konnte nicht schlafen, weil mir all die Fragen im Kopf herumschwirrten." "Wann musst du zurück?" Ich zuckte lächelnd mit den Schultern. "Ich habe noch etwas Zeit." Er nickte verstehend und blieb an einem kleinen Teich stehen. Ich tat es ihm gleich und betrachtete die regungslose Oberfläche des Wassers. Die Wasseroberfläche zu betrachten hatte wirklich etwas ungeheuer Beruhigendes. Es war, als würde alle Anspannung, all die Last von meinen Schultern fallen. "Du siehst übrigens sehr schön aus." hörte ich Corvass neben mir sagen. Verwirrt über diesen plötzlichen Themenwechsel sah ich zu ihm auf. "Deine neue Kleidung. Sie steht dir!" ergänzte er und lächelte mir dabei zu. Ich spürte, wie mir die Röte ins Gesicht stieg und wandte das Gesicht ab. "Danke.." murmelte ich verlegen, während ein unbeschreibliches Kribbeln durch meinen Körper jagte. Doch ich erwiderte nichts darauf, auch wenn ich es nur zu gern getan hätte. Doch ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Was in diesem Moment richtig war... In dieser Situation.. "Weißt du schon, was du tun willst, wenn deine Aufgabe erfüllt ist?" "Nein, denn ich bezweifle, dass sie schnell erfüllt sein wird." Denn Wächterin zu sein bedeutete, die Waffe zu beschützen, bis ein neuer, geeigneterer Kandidat auserkoren wurde. "Niemand verlangt von dir, dass du dein Leben wegen eines Titels und G'Hanir hintenanstellst. Du könntest den Traum verlassen und nur für ein paar Stunden am Tag mit dem Stab zurückkehren." Ich schmunzelte. "Du stellst dir das ziemlich einfach vor." "Es ist ja auch einfach. Du musst es nur wollen." Plötzlich spürte ich zwei große Hände auf meinen Schultern ruhen, ehe diese zu meinen Oberarmen wanderten. Immer wieder ließ Corvass seine Hände so über meine Haut fahren, während er so dicht hinter mir stand, dass ich seinen Duft einatmen, seine Wärme spüren konnte. Mein Herz setzte einen Schlag lang aus und ich spürte, wie sich ein Kloß in meinem Hals bildete. "Stell dir vor: ein Haus an einem See im Wald von Val'Sharah. Wir zwei.." Plötzlich wanderten seine Hände weiter nach unten, ehe sie auf meinem Unterleib liegen blieben. "..und kleine Druidenzwerge." Ich lächelte. Es war eine schöne Vorstellung und innerlich wünschte ich, dass sie bereits Wirklichkeit wäre. "Kleine Bärchen und Bäumchen?" "Ja Bäumchen. Kleine Bärchen und Bäumchen." Ich drehte mich zu ihm herum und suchte seinen Blick. "Wünschst du dir das wirklich?" fragte ich flüsternd, während ich mich innerlich für diese Frage ohrfeigte. Doch ich empfand diese Frage als berechtigt, denn ich war bei Weitem nicht einfach. Etwas, was Corvass schon oft zu spüren bekommen hatte. Ein Lächeln zeichnete sich auf seinen Lippen ab, ehe er meine Frage beantwortete und mich küsste. ❊ Soo da sind wir wieder. Und wieder habe ich mich nicht an meine wöchentliche Frist gehalten. Ich entschuldige mich vielmals dafür, aber aktuell ist in meinem Leben so viel los, dass ich kaum Zeit zum Schreiben gefunden habe. Urlaub, ein neuer Job, der bevorstehende Umzug... Ich hoffe es wird besser, sobald ich alles hinter mich gebracht habe =) Und natürlich hoffe ich, dass euch dieses Jinee-Corvass Kapitel gefallen hat. Bis dahin! =) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)