Das Spiel von _Delacroix_ ================================================================================ Das Spiel --------- Der kalte Herbstwind blies ihm ins Gesicht, fuhr ihm durch die Haare, seine Kleidung und machte es ihm schwer, den Besen auf Kurs zu halten. Das Holz knackte, aber er hörte es nicht. Irgendwo unter ihm jubelte die Menge. Stimmen vermischten sich mit dem Jaulen des Windes, wurden zu einem allgegenwärtigen Murmeln, bedeutungslos und doch so nah, dass er sich wünschte, danach greifen zu können. Ein Windstoß erfasste seinen Besen, drängte ihn unbarmherzig nach links und er ließ ihn gewähren. Die Böe schien endlos zu sein, doch als der Wind endlich nachließ und er die Kontrolle zurückgewann, hatte sich die Situation auf dem Platz bereits komplett geändert. Instinktiv drückte er sich stärker gegen das kalte Holz, beschleunigte seinen treuen Freund und hielt erneut auf seine Mitspieler zu. Seine Augen tränten, machten die Unterscheidung der anderen Spieler fast unmöglich. Sie alle waren nicht viel mehr als bunte Flecken, die schnell immer größer wurden.   „James!“ Ein Schrei von rechts. Dann ein roter Punkt, der auf ihn zuraste. Er löste die Hände vom Holz. Ein Zittern ging durch seinen Körper. Seine Finger krallten sich in das rote Leder. Er schwankte, doch irgendwie schaffte er es, sich mit den Beinen am Besen festzuklammern.   „Vorwärts“, befahl er dem Besen und spürte, wie ein zweiter Ruck durch seinen Körper ging. Der Ball an seiner Hüfte machte einen kleinen Sprung und kurz fürchtete er, er könnte ihn verlieren. Doch das runde Leder blieb. Trügerisch schmiegte es sich gegen seine Rippen, bot dem Wind neue Angriffsfläche und verlangsamte ihn merklich.   Wenn das jetzt bloß kein Nachteil war.   Da, plötzlich ein Körper, der sich neben ihn schob. Ein heftiger Schubser von der Seite. Sein Besen drehte sich um die eigene Achse und er musste gegen seinen Willen mit. Oben wurde zu unten und unten wurde zu oben. Das unaufhörliche Raunen wurde lauter. Dann ein Ruck und die Welt hörte auf sich zu drehen. Sein Besen zischte erneut vorwärts. Merlin sei dank in die richtige Richtung. Das Ziel kam näher.   Er wusste, er konnte es schaffen. Er würde es schaffen. Sein Ziel war schon zum greifen nahe.   Nur noch ein Stück, ein kleines Stück, doch dann – Die Vibration ging ihm durch alle Knochen, warnte ihn vor dem, was jetzt kommen würde, was kommen musste, aber … Der Knall war unwirklich, fast wie aus einem Traum und trotzdem so real und erlösend, dass er ihn schon fast willkommen hieß. Für einen Augenblick schien die Welt stillzustehen. Einfach alles um ihn herum war mit einem mal grau und leer. Da waren nur er, die Wolken und sein Besen, der nach wie vor gegen den Wind ankämpfte.   Und dann, so schnell wie sie gekommen war, war die Stille auch schon wieder vorbei. Der Wind pfiff ihm um die Ohren, das Publikum brüllte und irgendwo verkündete eine Trillerpfeife, was er noch nicht so ganz begriffen hatte.   Der Quod war explodiert. Er war raus und das Spiel für ihn entschieden. Zehn Minuten und fünfunddreißig Sekunden nachdem er auf den Besen gestiegen war. Es war vorbei. Das Probespiel und mit ihm sein Traum vom Posten in der Quodpotmannschaft. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)