O(h) und A(h) Romanze von Saph_ira ================================================================================ Kapitel 28: Folge 28 (Liebesqual) --------------------------------- Einen Ausritt am frühen Morgen zu unternehmen und dabei den Sonnenaufgang zu beobachten, war immer eine schöne Sache. Man fühlte sich dabei immer frei und vergaß für einen Augenblick die Sorgen. Oscar führte bereits ihren gesattelten Schimmel aus dem Stall, aber von André war noch immer weit und breit nichts zu sehen. Wo war er nur? Zuerst lud er sie zum Ausritt ein, aber selber kam er nicht. Sehr eigenartig. „André, wo bist du?“, rief sie nach ihm, aber auch da bekam sie keine Antwort. Sie lief weiter, suchte die Umgebung mir ihren Augen ab und schaute auch auf den spitzen Turm des Anwesens hoch. Sofort blieb sie stehen und runzelte verwundert die Stirn. Jemand schien sich dort oben aufzuhalten und das machte sie stutzig. „André!“, rief sie noch einmal und wieder bekam sie keine Antwort. Jedoch ging derjenige auf dem Turm in die Hocke oder setzte sich auf den Boden, sodass sie ihn nicht mehr sehen konnte. Dies bescherte ihr ein mulmiges Gefühl. War das André? Wenn ja, warum reagierte er dann nicht auf ihre Rufe und versteckte sich stattdessen? Das musste sie unbedingt herausfinden! Vielleicht ging es ihm nicht gut? Seit der Verletzung an seinem Auge, war sie ein wenig umsichtiger zu ihm geworden. Oscar ließ, ohne lange zu überlegen, ihr Pferd im Hof stehen und eilte in den Turm. Schnell stieg sie die Wendeltreppe nach oben und als sie dort ankam, bestätigte sich ihr Verdacht... Es war André! Er kauerte auf dem Steinboden, die Knie an sich gezogen und hatte seinen Kopf in den Händen vergraben. Was er unter seiner Nase murmelte, verstand Oscar nicht, aber sie bekam einen schmerzlichen Stich in ihrem Brustkorb. Es sah danach aus, als würde es ihm nicht gut gehen. Hatte es etwas mit seinem Auge zu tun? Langsamen Schrittes ging sie zu ihm, beugte sich etwas vor und legte ihm sachte eine Hand auf den Oberarm. „André, geht es dir nicht gut?“ Erschrocken fuhr er mit seinem Kopf nach oben. „Oscar, du?“ Natürlich war das Oscar, er hatte sie schon alleine an ihrer Stimme erkannt. Nun aber sah er in ihr verschwommenes Gesicht. Er konnte es nicht mehr erkennen... „Ich komme gleich runter und dann machen wir einen Ausritt...“, sprach er gleich entschuldigend, um seine Pein vor ihr zu verbergen. Oscar jedoch merkte an seinem Gesichtsausdruck, dass er etwas vor ihr verheimlichte. Sein Blick schien sie nicht richtig anzusehen, sondern ging an ihr in die Ferne vorbei. Das gefiel ihr ganz und gar nicht. Was hatte er? „Du hast mir meine Frage noch nicht beantwortet“, sagte sie betonend und als André dann Anstalten machte aufzustehen, verstärkte sie den Druck ihrer Hand auf seinem Oberarm. „Bleib sitzen. Wenn es dir nicht gut geht, dann verschieben wir den Ausritt auf später“, beendete sie und überraschte André, indem sie selbst neben ihm Platz nahm. Er wusste gar nicht, was er machen oder sagen sollte, denn Oscar saß direkt neben ihm und wartete auf eine Antwort, die er ihr nicht geben konnte. Oder besser gesagt, nicht geben wollte. Denn er wollte nicht, dass sie über seine schwindende Sehkraft erfuhr... „Was ist los mit dir?“, fragte sie ihn mit etwas Nachdruck und er schüttelte nur seinen Kopf. „Nichts“, kam es von ihm dabei nur knapp heraus und es legte sich eine schwere Stille zwischen ihnen. Sie erwies sich sogar noch unerträglicher als Oscars Fragen über sein Befinden... André legte seinen Kopf in den Nacken und schloss die Augen. Nur für eine Minute. Vielleicht würde es seiner Sehkraft gut tun und er würde dann wieder besser sehen können. So würde Oscar seine Sorgen und sein Schmerz nicht auffallen... Zumindest hoffte André sehr darauf. Oscar fiel in der Tat nichts auf, aber das eigenartige Stechen in ihrem Brustkorb schien sich zu verstärken. Was hatte das nur zu bedeuten? Sie schaute von der Seite her zu André und merkte wie seine Haarsträhnen ihn von seinem erblindeten Augen unauffällig, mehr und mehr, zur Seite rutschten. Sie hielt kurz inne. Es sah auf eine Art irgendwie faszinierend aus, wobei darin nichts außergewöhnliches war. Jedoch wurde ihr plötzlich wärmer und ihr Herz beschleunigte seinen Schlag. Mehr und mehr entblößten ihm die Haarsträhnen seine rosige und schmale Narbe, die wie ein Mahnmal unter dem Augenlid bis zu dem Wangenknochen verlief. Oscar kribbelte es auf einmal in den Fingern, ihm die letzten Haarsträhne beiseite zu schieben und seine Wange zu berühren... André vernahm ein leises Rascheln der Stoffe sowie Oscar sich bewegte, aber rührte sich nicht und öffnete auch nicht sein Auge. Oscar war es anscheinend leid, auf eine Antwort von ihm zu warten und wollte deshalb schon gehen. Nun gut, dann sollte sie gehen und auf ihn unten warten. Er würde ihr später folgen, so wie er ihr es gesagt hatte und nachdem sich seine Sicht geklärt hatte. Es wurde plötzlich etwas kühler an seiner Wange und eine ganz leichte Berührung ließ ihn erschrocken das Auge aufschlagen. Oscars Finger entfernten sich auf der Stelle, aber ihr Gesicht dagegen nicht. Er sah direkt in ihre himmelblauen Augen, die so klar und wie zwei Saphire durch einfallendes Sonnenlicht glänzten. Sogar seine Sehkraft schien deshalb zurückgekehrt zu sein, ihm selbst ging es dadurch nicht besser. Sein Herz, ob dieser Nähe stand noch mehr in Flammen als jemals zuvor und schlug ihm bis zum Hals. Er müsste ganz sicher eingeschlafen sein! Denn Oscar würde so etwas niemals machen. Sie war in Wirklichkeit gegangen und hatte ihn hier auf dem Turm alleine gelassen. „Geht es dir besser?“, fragte sie ihn leise und er bejahte nur mit einem Nicken. „Dann ist es gut.“ Sie lächelte ihn an und André musste hart schlucken, denn Oscar hatte sich noch immer nicht von ihm entfernt. So als würde sie auf etwas warten. Aber auf was? Sie hatte doch gerade die Antwort auf ihre Frage bekommen! Oder war das nicht zufriedenstellend? Oscar wusste selbst nicht so recht, warum sie so nah vor ihm verharrte. Etwas magisches lag in dem Grün seines Auges und zog sie einfach in seinen Bann. Noch nie hatte sie dieses angenehme Gefühl gespürt und je länger sie so verweilte, umso größer und stärker wurde es. Ihre Wangen glühten, als sie ihren Blick auf seine Lippen senkte und sie dabei ein gewisses Verlangen überkam... Sekunden verwandelten sich in eine Ewigkeit, die Gefühle überschlugen sich und ein angenehmer Schauer verbreitete sich auf ihrem ganzen Körper, als ihre Gesichter sich immer näher kamen. Was war nur los mit ihr? Warum protestierte sie nicht? Es war wie ein Zauber, ein Wunder... „Was machst du mit mir, André?“, hauchte sie ganz leise und bekam nur vier Wörter von ihm zu hören: „Ich liebe dich, Oscar...“, bevor er ihre Lippen mit den seinen versiegelte und ihr einen berauschenden Kuss schenkte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)