Unspoken words von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 1: A familiar place --------------------------- Ein schwerer Seufzer entwich Yuu’s Lippen als er auf dem Betonboden lag, nur bedeckt mit einer bloßen Decke, während er die unbekannte Decke über ihm anstarrte.   Nachdem sie Ferid befreien konnten und Ky Luc mit der Königin vor ein paar Tagen entkommen war, waren sie für eine kleine Weile in Ferid’s Villa geblieben um zu entscheiden, was sie als nächstes tun sollten, da sie auch Krul’s Hilfe für ihren Plan die Menschen, die vor acht Jahren dem Virus zum Opfer gefallen sind, wiederzubeleben, brauchten und laut Guren’s Informationen hatte Ky Luc die Königin in eine Vampirstadt nahe Tokio mitgenommen.   Da sie nicht so viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen wollten, beschlossen sie sich in Gruppen aufzuteilen und getrennt dorthin zu gehen.   Ferid und Crowley waren die ersten um die Umgebung vorher zu untersuchen, gefolgt von Guren und seinem Team am nächsten Tag und Yuu und die anderen hatte sich am Tag danach auf den Weg gemacht.   Nach zwei Tagen hatten sie Nagoya erreicht, wo sie beschlossen eine Pause einzulegen und die Nacht in einem der verlassenen Gebäude zu verbringen.   Jeder war ziemlich erschöpft, da sie den ganzen Tag über gelaufen waren und wegen ein paar Begegnungen, die sie mit niedrig rangingen Vampiren und apokalyptischen Reitern hatten, deshalb konnten alle ziemlich schnell einschlafen…außer Yuu.   Seltsamerweise fühlte er sich nicht müde, oder zumindest nicht so sehr wie er es sein sollte und so brauchte er eine ganze Weile, bis er überhaupt einschlafen konnte.   Aber unglücklicherweise nicht für sehr lang, da er schon nach wenigen Stunden wieder aufwachte und nun vor demselben Problem wie zuvor stand.   Mit seinem Blick auf die Decke fixiert, streifte er mit den Gedanken zu Guren ab, hoffend, dass er und sein Team im Moment sicher waren und fragte sich, ob sie bereits an ihrem Ziel angekommen waren. Aber auch, ob Ferid und Crowley okay waren…   Als ein weiterer schwerer Seufzer seinen Lippen entwich, setzte sich Yuu auf und sah sich im Raum um, da er sich etwas von seinen Gedanken ablenken wollte.   Obwohl alles pechschwarz um ihn herum war, war er trotzdem in der Lage ein paar Dinge zu erkennen. Es war nicht viel, nur ein paar Umrisse von Dingen, die hier und da standen und die bloßen Schatten seiner Freunde, die ebenfalls mit Decken nah beieinander lagen, aber dennoch…sollte er nicht in der Lage sein sogar das zu erkennen.   Ob es an seinen schärferen Sinnen lag, die er nun besaß, weil er sich seit dem Vorfall am Flughafen jeden Tag in einen Dämon verwandelt hatte, wegen seinem Training um den Seraph in ihm zu kontrollieren, oder an etwas anderem, konnte er nicht sagen.   Aber es gab auch nicht viel Zeit um darüber nachzudenken, da Yuu plötzlich bemerkte, dass jemand zu fehlen schien, als er die schlafenden Silhouetten von seinen Freunden betrachtete und er musste nicht einmal genauer hinschauen um zu wissen, wer es war, der sich offensichtlich hinausgeschlichen hatte, sobald alle von ihnen, einschließlich Yuu, eingeschlafen waren.     Typisch Mika…verschwindet einfach so auf eigene Faust, ohne jemanden Bescheid zu sagen.     Dachte er, gefolgt von einem kleinen Seufzen.   Da er wusste, dass er so bald nicht in der Lage sein würde einzuschlafen, und da er sowieso etwas frische Luft schnappen wollte, stand Yuu auf und ging auf die bereits beschädigte Vordertür zu, bevor er sie so leise wie möglich öffnete um die anderen nicht aufzuwecken und nach draußen trat.   Nachdem er die Tür wieder hinter sich geschlossen hatte, holte er tief Luft und atmete die kalte Nachtluft ein, während er vor dem Gebäude stand.   Weil er nicht wusste, wo Mika hingegangen sein könnte und wo er als erstes nach ihm suchen sollte, beschloss Yuu einen kleinen Spaziergang durch die Stadt zu machen und vielleicht irgendwelche Hinweise über seinen Aufenthaltsort auf seinem Weg zu finden.    Das Geräusch von Fußschritten ohne eine einzige Lichtquelle…beschädigte und verlassene Gebäude…Verkehrsschilder und Straßenlampen, die die Natur sich langsam wieder zurückholte…Autos, die schon seit langer Zeit nicht mehr funktionierten…und ein klarer Nachthimmel mit Sternen und dem Mond übersät waren alles, das Yuu umgab, als er ziellos durch die leeren Straßen wandelte.   Und aus irgendeinem Grund konnte Yuu sich nicht helfen, als das Gefühl zu haben, dass er schon mal dort gewesen war, da ihm einige Dinge seltsam vertraut vorkamen und als er der Straße etwas weiter folgte, wurde es ihm immer und immer klarer, wo genau er war.   Yuu setzte seinen Weg fort, seiner Erinnerung vertrauend, bis er plötzlich vor einem Supermarkt stand, den er nur allzu gut kannte.   Der Ort, an dem er und Mika sich zum zweiten Mal wiedergetroffen hatten…der Ort, an dem Mika zum allerersten Mal sein Blut getrunken und sich in einen vollständigen Vampir verwandelt hatte…   Eine seltsame Art von Nostalgie verspürend bei der Rückkehr an diesen Ort, betrat Yuu das Gebäude durch seine weitgeöffneten und zersprungenen Glastüren.   Das Innere sah noch immer ziemlich gleich aus. Viele Regale, die entweder standen, oder umgefallen waren, gefüllt mit Lebensmitteln, die auch teilweise auf dem Boden verteilt waren.   Als er durch die Gänge wanderte um zu schauen, ob einige von den Lebensmitteln noch essbar waren und als Vorräte für ihren noch immer langen Wag nach Tokio zu gebrauchen waren, bemerkte Yuu plötzlich, dass er dort nicht alleine war.   Eine Person stand vor den Regalen, während sie eine Konservendose in der Hand hielt und offensichtlich in Gedanken versunken war, als sie sie anschaute.   „Also hierhin bist du verschwunden, Mika.“, sagte Yuu mit einem kleinen Lachen, als er auf seinen Freund zuging, den er die ganze Zeit über gesucht hatte.   „Yuu-Chan.“, entgegnete Mika leicht überrascht, als er von seiner Stimme so unerwartet aus seinen Gedanken gerissen wurde und richtete seinen Blick auf ihn, „Was machst du denn hier? Solltest nicht schon längst schlafen?“   „Tja.“, antwortete er und kratzte sich dabei mit einem unbesorgten Lächeln am Kopf, „Konnte irgendwie nicht. Ich schätze…es schwirrt mir gerade einfach zu viel im Kopf rum. Du weißt schon, wegen dem Plan und allem…“   „…“   „Und da du auf einmal plötzlich weg warst, da…hab ich mich gewundert, ob was passiert ist.“   Als er für einen kurzen Moment in seine zärtlichen, aber mit Sorge erfüllten smaragdgrünen Augen schaute, wand Mika den Blick von ihm ab.   „…Tut mir Leid.“, entschuldigte er sich mit schulderfülltem Gesichtsausdruck, „Ihr habt alle geschlafen und…ich wollte…einfach nur ein bisschen frische Luft schnappen, da ich sowieso nicht zu schlafen brauche und…hab i-irgendwie die Zeit dabei vergessen.“   „ ‘Die Zeit vergessen’, was?“, wiederholte Yuu ausrucklos, nachdem er seine stotternde Stimme beim letzten Teil gehört hatte und beäugte skeptisch die Konservendose die Mika noch immer in der Hand hielt.   „…Was?“, fragte Mika, als er seinen Blick bemerkte.   „Nichts. Es ist nur schön zu sehen, dass du scheinbar anfängst die anderen etwas mehr zu mögen.“   „Was?! Als ob ich je-“, versuchte er zu protestieren, aber verstummte, als Yuu auf die Dose in seiner Hand zeigte.   „Vampire essen keine menschliche Nahrung, oder?“   Bei dieser Bemerkung wurde Mika rot, da er sich von ihm ertappt fühlte, bevor er schnell die Dose wieder zurück ins Regal stellte.   „Q-quatsch! I-Ich war nur neugierig, ob es noch haltbar ist, das ist alles! Zieh jetzt keine falschen Schlüsse!“   „Aw, komm schon, Mika. Sei nicht schüchtern.“, sagte Yuu mit einem Grinsen, während er ihn mit dem Ellbogen anstupste, „Du kannst es ruhig zugeben. Ich verrats‘ auch niemanden~“   „H-halt endlich die Klappe!“, entgegnete Mika und schlug seine Hand weg, „Und wander‘ nicht einfach so ganz allein umher! Das ist viel zu gefährlich! Was, wenn Vampire dich angegriffen hätten?!“, schimpfte er, nachdem er seinen Blick wieder auf ihn gerichtet hatte.   „Dann hätte ich sie fertig gemacht.“, konterte Yuu und verdrehte dabei die Augen, „Mika, mach dir nicht so’n Kopf. Ich bin schließlich stark. Ich kann ziemlich gut auf mich selbst aufpassen.“   „Und was, wenn du nicht stark genug gewesen wärst? Wenn einer der Hochrangigen aufgetaucht wäre, dann hättest du definitiv keine Chance gegen ihn gehabt.“   „Vielleicht. Aber bis dahin, hätten wir schon so einen Krawall veranstaltet, dass die anderen den Kampf bemerkt hätten. Und außerdem.“, eines seiner sorgenfreien Lächeln erschien auf dem Gesicht, bevor er hinzufügte, „Bin ich mir sicher, dass ein gewisser Jemand, der mir immer den Rücken freihält, wann immer ich ihn dafür brauche, fast augenblicklich an meiner Seite gewesen wäre und mich beschützt hätte.“   „…“   Als er spürte wie sein Gesicht ganz leicht wärmer wurde wegen dem, was er gerade gesagt hatte, sah Mika erneut von ihm weg.   „Ich hatte sowieso nicht vorgehabt mich so weit weg von unserer montanen Basis zu entfernen.“, fuhr Yuu fort, während er eine Chipstüte aus dem Regal vor ihm nahm und nach dessen Haltbarkeitsdatum suchte, „Und aus irgendeinem Grund…hat mich mein Weg hierher geführt. Aber man, dieser Ort ist immer noch eine Ruine, selbst nach all der Zeit.“, bemerkte er und sah sich um, „Immer noch im selben schlechten Zustand. Nichts hat sich verändert, seit wir das letzte Mal hier waren, was?“   „Ja, der Ort nicht. Andere Dinge allerdings…“   Als er den Ton von Mika’s Stimme hörte, sah Yuu zu ihm hinüber und sah seinen traurigen Gesichtsausdruck und Blick in seinen Augen.   Er brauchte nichts weiter zu sagen damit Yuu verstand, an was er in diesem Moment dachte. Ausgerechnet an diesem Ort zu sein brachte sicherlich Erinnerungen zurück.   Erinnerungen von vor vier Monaten. Als sie sich wiedergetroffen hatten…als Mika kurz vorm Sterben war…Yuu ihm sein Blut gegeben hatte um ihn zu retten…und als Preis dafür ihn in einen vollständigen Vampir verwandelte.   Für Yuu war es eine gute Erinnerung, da es den Tag markierte, an dem sie endlich wieder zusammen sein konnten, die Seite des anderen nie mehr verlassen würden und so war es wahrscheinlich auch für Mika, aber…es war auch der Tag, an dem er wahrscheinlich eine der schwersten Entscheidungen in seinem Leben getroffen hatte.   Seine Menschlichkeit loszulassen und Menschenblut zu trinken…   Es ging damals nicht anders, beide wussten das. Sonst wäre Mika gestorben, oder hätte erneut die Kontrolle über sich selbst verloren und hätte es sich gewaltsam genommen, was viel schlimmer für ihn gewesen wäre, als einfach Yuu’s Willen zu akzeptieren. Und er hatte auch seitdem nie darüber ein Wort verloren, aber trotzdem…   Obwohl Mika versuchte es so gut es ging zu verstecken, konnte Yuu sehen, wie sehr es ihn störte…wie sehr es ihn schmerzte.   Ein Vampir zu sein…auf Blut angewiesen zu sein…dieselben roten Augen zu haben…nie zu altern…einfach…kein Mensch mehr zu sein.   Yuu hatte es versucht. Er hatte es so sehr versucht ihm diese Last abzunehmen, ihm zu sagen, dass es nicht wichtig war, zu was er nun geworden war, dass er noch immer Mika wäre und nichts das je ändern könnte, zu versuchen ihm die gleiche Wärme und Liebe zu geben, die er von ihm damals bekommen hatte als sie noch Kinder waren…aber das reichte offenbar nicht.   Und das Schlimmste…es gab niemanden, den Yuu dafür verantwortlich machen konnte. Anschreien konnte. Zusammenschlagen konnte, dafür, dass er Mika traurig machte. Niemanden. Nur…   „…Tut mir Leid.“, entschuldigte er sich und legte die Chipstüte wieder zurück ins Regal, ohne ihn dabei anzusehen, „Wenn ich nicht gewesen wäre…Wenn ich damals nicht weggerannt wäre und versucht hätte dich mit mir mitzunehmen, dann…“   „Nicht.“, sagte Mika mit sanften Ton, als er seinen schmerzerfüllten Gesichtsausdruck bemerkte, „Es gab nichts, das du hättest tun können. Wenn du geblieben wärst…hätten sie dich vielleicht auch verwandelt, oder…dich vielleicht sogar getötet. Es war besser so. Und ich hab dir nie dafür die Schuld gegeben.“   „…Ich wünschte, du würdest es.“, sagte Yuu leise.   „Huh?“   „Ich wünschte du würdest es!“, wiederholte er etwas lauter, während er mit der Faust gegen das Regal schlug und sich zu ihm umdrehte, „Ich hab dich damals zum Sterben zurückgelassen, nur um meinen eigenen miserablen Arsch zu retten. Es ist meine Schuld, dass du verwandelt wurdest und…darunter leidest. Ich bin dafür verantwortlich! Und du…obwohl du immer so verdammt traurig und verletzt aussiehst…gibst mir für nichts die Schuld.“   „Weil es nicht deine Schuld ist, Yuu-Chan.“   „Natürlich ist es das!“, bestand Yuu darauf und erhob dabei seine Stimme, „Sei mir…doch wenigstens böse, oder schimpf mich aus, oder so etwas. Sag…nur nicht, dass ich für nichts die Schuld trage. Das ist…nicht fair.“, flüsterte er und ließ frustriert den Kopf hängen.   „…“   Als er seine traurige und verzweifelte Stimme hörte, fehlten Mika die Worte.   Er hatte Yuu nie für irgendetwas, das damals passiert war, die Schuld gegeben, kein einziges Mal. Wenn überhaupt…gab sich Mika selbst die Schuld daran. Er war derjenige gewesen, der die Karte von Ferid gestohlen und die Idee hatte von Sanguinem zu fliehen.   …Er war derjenige gewesen, der so dumm war auf diese simple Falle hereinzufallen.   In einen Vampir verwandelt zu werden war nur die Strafe für seine Naivität, mehr nicht. Yuu hatte nichts falsch gemacht, nicht im Geringsten.   Deshalb konnte Mika absolut nicht verstehen, warum er die ganze Zeit die Schuld bei sich selbst suchte.   „Yuu-Chan, hör mal, ich-“   „Schlag mich.“, unterbrach Yuu ihn mit leiser Stimme.   „W-was?“, fragte Mika verwirrt.   „Schlag mich.“, sagte er erneut etwas lauter und hob den Kopf um ihn wieder anzusehen, „Du bist traurig und frustriert, oder? Darüber, dass so dazu gezwungen bist so zu leben? Ich hasse es dich so zu sehen. Ich hasse es mehr als alles andere. Und ich bin wütend auf mich selbst, dass ich das nicht ändern kann. Dafür…dass ich der Grund dafür bin.“   „Ich hab doch schon gesagt, dass du-“   „Wenn du mir also dafür überhaupt nicht die Schuld geben willst.“, unterbrach Yuu ihn ein weiteres Mal, „Dann schlag mich wenigstens so fest du kannst und lass deine Frustration an mir aus. Tu mir den Gefallen, Mika.“   „…“   „Schlag mich.“, wiederholte Yuu ein drittes Mal und klang dabei noch verzweifelter als zuvor.   Als er diese unerschütterliche Entschlossenheit in seinen smaragdgrünen Augen sah, die in diesem Moment zur gleichen Zeit auch Traurigkeit enthielten, konnte Mika nicht anders als ihn für einen kurzen Augenblick erstaunt anzusehen, bevor er sich wieder fing und einen Schritt auf ihn zuging.   Yuu kniff die Augen zusammen, da er erwartete jede Sekunde von ihm geschlagen zu werden, vielleicht sogar direkt in die nächste Wand zu fliegen, aufgrund seiner Stärke, aber stattdessen…spürte er nur wie zwei Hände je eine seiner Schultern packte und nur kurz darauf…ein paar weicher, aber kalter Lippen, die auf seinen lagen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)