A Host´s Life von Fandalite (Animorphs) ================================================================================ Tortured Host ------------- Ein Schnappschuss aus Lou/Issrins Leben , lange vor den Animorphs (Part 2-). Fehler sind nicht immer schlecht. Gerade durch sie kann mit ein bisschen Glück etwas wirklich Großes entstehen. Eis am Stiel wurde beispielsweise nur durch einen Fehler entdeckt, genauso wie der Teebeutel oder auch der Herzschrittmacher. Manchmal machen uns gerade die Fehler in unserem Leben einiges klar... ----- Das Büro war klein. Nur wenige Quadratmeter groß und ein Container. Nur einer von vielen hier unten im Yirkpool-Komplex. Ich hatte sie schon einpaar mal gesehen wenn Issrin von einem weiter in der Stadt entfernten Zugang aus den Yirkpool aufsuchte und die "Yirkbahn" benutzte um Zeit zu sparen. Das war eine Art Röhrensystem das auf für mich vollkommen unverständliche , fast schon magische Weise, zirka sechs Meter in der Luft zu schweben schien und aus einem durchsichtigen Material, vielleicht auch aus einer Art Kraftfeld bestand. Man betrat diese Röhren durch einen Fallschacht und Innerhalb glitten eine Menge Plattformen mit atemberaubender Geschwindigkeit dahin, auch wenn es keinen Ruck beim Anfahren gab sobald man sich in einen der vielen Stühle auf der Plattform setzte, keinen Fahrtwind. Es hieß natürlich auch nicht wirklich "Yirk-Bahn" aber ich nannte es so, weil ich keinen anderen Namen dafür hatte. Normalerweise fand ich es zumindest interessant damit zu fahren. Aber dass Issrin heute nach ihrem Besuch am Pool nicht wieder nach oben gegangen, sondern zusammen mit zwei anderen Yirks hier her in die "Containerstadt" gekommen war und jetzt alle drei schweigend den älteren Mann vor ihnen anstarrten, der an einem metallenen Schreibtisch saß und ohne eine Miene zu verziehen, Daten in einen Holo-Bildschirm eingab , machte mich nervös. Issrin selbst war auch nervös . Ich konnte es fühlen denn in diesen "Büros" arbeiteten meistens hochrangige Yirks. An einem ihrer "guten" Tage hatte Issrin mir das einmal erklärt, deshalb war es auch nicht schwer für mich zu begreifen , Dass es sicher kein gutes Zeichen war, hier zu sein. Wie hatte Issrin diesen Mann noch gleich genannt Sub-Visser? und war da nicht auch noch eine längere Zahl dabei gewesen ? Ja!, Aber leider konnte ich mich nicht daran erinnern, genauso wenig wie an die Namen der anderen beiden Yirks Alles was ich sah, war ein unscheinbarer älterer Fremder mit schon ein bisschen dünnen graubraunen Haaren ,und dunklen Augen. Er trug eine schwarze Hose, ein elegantes Hemd und eine Krawatte wie man es vielleicht als Bankangestellter oder Versicherungsberater anhatte. Die anderen beiden neben mir waren ein schlaksiger Junge mit hellblonden Haaren. Er war allerhöchstens vierzehn . Die andere Person war wesentlich älter. Vielleicht Mitte dreißig und eine kleine mollige Frau mit rotbraunen schulterlangen Locken. Sie hatte weiche, freundliche Gesichtszüge und jede Menge Sommersprossen auf ihrer hellen Haut. Nein, keine normale Person, nicht nur e i n e sondern zwei. Ein Controller! Ein Sklave der Yirks und gefangen in ihrem eigenen Körper. Genauso wie ich. Nach fast drei Wochen hatte ich das bereits realisiert, aber es war nach wie vor schwer für mich, keine Menschen in meinen Leidensgenossen zu sehen und dabei war es auch ganz egal wie oft ich es mir vorsagte. Yirk, Yirk, Yirk! I s s r i n ! Erschrocken fuhr ich mental zusammen, als sie ihre Aufmerksamkeit kurz von dem anderen Yirk weg und stattdessen auf mich richtete . Ihre mentale Stimme klang gereizt, sie fühlte sich gestresst an drohend. Gleichzeitig hielt sie meinen Körper ganz still. Sie wagte kaum zu atmen als der fremde Controller endlich von seiner Arbeit aufsah. "Ich denke, ihr wisst warum ich euch heute hier herbeordert habe, mitten durch das gesamte Poolgelände . Oder genauer: Warum ich mich hier her bemüht habe, in das unkomfortable kleine Büro eures Nessirks anstatt ihm meine Nachricht an euch zukommen zu lassen oder sie einfach ins Poolinterface unter euren Dienstnummern einzuspeisen? - Yaplin Neun-Acht-Fünf?" "Nein Sub-Visser. Möglicherweise waren unsere Leistungen...ungenügend." Die rothaarige Frau sprach klar und deutlich während sie stramm stand aber trotzdem hörte ich ihre Angst. "Ungenügend? Nun nicht direkt. Carlan hat gute Arbeit geleistet , d u hast gute Arbeit geleistet. Jeweils ein Körper von Carlans und alle deiner Wirtsfamilie wurde uns bereits zur Verfügung gestellt. Du hast sogar einige andere Menschen zu unserer Organisation gebracht und zwei davon haben die Absicht demnächst Vollmitglieder zu werden. Ausserdem habt ihr euch bisher gut an diese menschlichen Körper angepasst und erregt keinen Verdacht. Aber ihr seid dennoch nebeneinander eingegliedert worden, als ihr in die Einheit meines vierten Nessirks versetzt wurdet. Als Initianten ersten und dritten Grades wisst ihr was das bedeutet,nicht wahr, Issrin Neun-Acht-Fünf vom Ya-Terash-Pool ?" Die Stimme des "Sub-Vissers" klang trügerisch freundlich. Viel zu freundlich, lauernd. Issrin erstarrrte. Ich fühlte wie meine Knie weich wurden. In meinem Hals bildete sich ein schmerzhafter Kloß , aber mein Gesicht blieb vollkommen unbewegt wie eine Maske. Meine Stimme zitterte nicht . "Natürlich, mein Sub-Visser. Es bedeutet Verantwortung für das eigene Handeln. Verantwortung für das Handeln der Anderen. Kein Initiant hat für seine eigenen Fehler Strafen zu erwarten. Aber dafür werden wir diszipliniert werden, wenn der Initiant neben uns einen Fehltritt riskiert und umgekehrt. Leichte bis mittlere Fehltritte werden mit Zusatzdienst bestraft. Schwere haben Schmerzen zur Folge oder den Tod." "Ganz genau, Issrin Neun-Acht-Fünf," Der ältere Controller beugte sich blitzschnell über den Tisch und ließ seine Handflächen gleichzeitig so energisch auf die Tischplatte knallen dass alle drei Yirks dahinter zeitgleich zusammenfuhren. "Und deshalb frage ich mich warum du so leichtfertig eine Bestrafung für deine Kameraden riskierst, wo sie doch bisher wirklich ausgezeichnet gearbeitet und dich somit vor schwerwiegenden Folgen bewahrt haben. Laut deiner Akte bist du zuverlässig und präzise. Du arbeitest schnell. Auch dein Observator , sagt das und hat mir gegenüber sogar Partei für dich ergriffen als ich ihn zur Rede stellte warum du dich seit wir dir einen Körper zur Verfügung gestellt haben, noch nicht einmal ansatzweise darum bemüht hast, Wirte für unsere Sache zu gewinnen. Was ist mit den sozialen Interaktionen dieses Körpers vor seiner Besetzung ? mit seiner Familie?" Soziale Interaktionen, F a m i l i e ... Es dauerte einge ganze Weile bevor ich überhaupt verstand worauf dieser Yirk hinauswollte aber dann plötzlich, von einem Moment zum nächsten war mir alles klar! Natürlich , Issrin hatte bisher niemanden rekrutiert oder für den Freundschaftsklub angeworben. Sie ließ meine Familie in Ruhe während diese anderen beiden hier den Yirks anscheinend eine Menge Frischfleisch geliefert hatten. Ohne es zu wollen stellte ich mir vor, wie Issrin meine Mama und Emily unter einem Vorwand zum Freundschaftsklub locken würde , wie man sie packen und zum Pool schleifen würde wie sie es mit mir gemacht hatten. Nein,nein, NEIN ! Panik kam in mir hoch . Zeitgleich hatte sich Issrins Kontrolle über mich durch ihre eigene Anspannung ein wenig gelockert. Muskeln in meinem Gesicht zuckten kaum merklich, meine Hände bebten. Gewaltsam drängte Issrin mich zurück und verstärkte die Kontrolle. Fingernägel gruben sich schmerzhaft ins weiche Fleisch meiner zu Fäusten zusammengeballten Hände. "Dieser Wirtskörper ist äusserst minderbemittelt was soziale Interaktion betrifft, Sub-Visser und die Familie des Objektes zu verschonen ist eine Vereinbarung die ich mit dem Wirtsverstand getroffen habe, um ihn gefügiger zu machen. " "Eine Vereinbarung?" Der Sub-Visser lachte , doch es war kein freundliches Lachen. "Wir treffen Vereinbarungen mit Wirten nur solange sie uns von Nutzen sind . Abgesehen davon sieht das Infestationsprotokoll vor, möglichst schnell alle Objekte im nähreren Umkreis des eigenen Wirtes dem Imperium zu zuführen. Die Objekte die du bisher verschont hast , sind ein Sicherheitsrisiko." "Mit Respekt , mein Sub-Visser, das sind sie nicht. Der Erzeuger meines Objektes ist eine weibliche Adulte mit einem sehr niedrigen sozialen Status. Die Schwester ist präadoleszent. Sie...sie sind keine Gefahr für uns. Wertlos." "Aha, ich verstehe . Das heißt also du würdest dich widersetzen wenn ich dir befehlen würde mir diese Körper zu bringen? Du würdest dich mir widersetzen, deinem Sub-Visser und einem direkten Befehl?" "Nein, mein Sub-Visser. Ich wäre nützlicher mit einem kooperativen, passiven Wirt. Aber wenn... wenn es verlangt wird,, werde ich...Ich werde sie bringen." "Noch heute?" "Ja, mein Sub-Visser ." Wieder liefen Zuckungen durch meinen Körper als ich mich mit aller Kraft Issrins Fremdsteuerung widersetzte. Vor Anstrengung mich unter Kontrolle zu halten lief ihr der Schweiß über das Gesicht. Die anderen beiden Yirks starrten sie an, schockiert und kreidebleich. Sie sahen es ebenfalls, nur der Sub-Visser schien nichts zu bemerken denn sein Blick ruhte unverändert auf Issrin und die eiskalte Stimme blieb ruhig. "Hm, natürlich würdest du das, aber ich denke das wird nicht nötig sein. Halte dich an deine "Vereinbarung" vorerst... Was war doch gleich dein letztes Aufgabengebiet? vor Nan, Z-Raum-Kartographie?" "Engramm-Archivierung im passiven Dienst an Bord eines sekundären Poolschiffes ,mein Sub-Visser" "Oh, natürlich, nun dann betrachte die vergangenen drei Wochen als Akklimatisierungsphase in deinem neuen aktiven Leben. Ich werde auch deine Kameraden weder für deine Untätigkeit bestrafen lassen, noch für deine momentane Verfassung, wenn du dich ab jetzt mehr um deine Aufgabe bemühst. Dieser Planet quillt doch gerade zu über vor Menschen und sie sind auch derart soziale Wesen . Eine Andeutung hier,ein Versprechen da. Es ist ganz leicht...Nochmal drei Wochen , dann will ich Ergebnisse sehen, Ich denke wir verstehen uns." "Ja, mein Sub-Visser." "Gut, dann befolgt eure Befehle weiterhin und hört auf meine Zeit zu verschwenden damit ich endlich diesen Ort verlassen kann. Allesamt wegtreten , dakash!" Entspannt ließ der Mann sich auf seinen Sessel zurücksinken und würdigte uns jetzt keines Blickes mehr. Dafür wurde Issrin aber fast von Blicken seziert während sie zwischen den Beiden anderen immer noch zittrig das Büro verließ Sympathisieren mit Wirten? I s s r i n ?! Ich meine sie war nicht so grausam wie viele andere aber ein Sympathisant? Nicht in diesem Universum! S i e .... Natürlich brauchte ich gar nicht erst nachfragen wen Issrin damit meinte. "Macht sie dir immer noch Probleme, Issrin?" Der Junge. Seine Stimme schwankte zwischen Mitgefühl und Ärger während wir nebeneinander an Reihen anderer Container vorbei zurück zur "Yirkbahn" gingen ... Oder nein , sie hätte mitfühlend geklungen, hätte ich nicht genau gewusst dass er mit "sie" mich meinte. Issrin wusste es auch aber sie war wütend . Fühlte sich beschämt und bloßgestellt, durch mich. "Wovon sprichst du, Carlan Neun-Acht-Neun?" "Von deinem Wirtskörper natürlich. Ich meine du wirst doch nicht denken, wir hätten es nicht genauso gesehen wie Sub-Visser Zweihundertdreiundfünfzig. Sie hat dich zittern lassen wie einen Wahnsinnigen, der Schweiß ist dir übers Gesicht gelaufen." "Ja," mischte sich jetzt auch die Frau- der Yirk Yaplin ein, "Deine Hände haben auch gezittert. Zum Schluss hat sie dich sogar ein paar mal unterbrochen." "...Sie hat sich direkt vor unserem Sub-Visser widersetzt." "...Als er kurz davor war uns für deine Fehler zur Rechenschaft zu ziehen. Dein Observator hat sich für dich eingesetzt aber er ist nicht unserer und wird dich nicht ewig retten können. Dann werden wir für deine Fehler büßen" "Ja, Yaplin hat Recht. So etwas darf nie wieder passieren." "Nein, das wird es auch nicht " Issrin atmete tief durch und beschleunigte ihre Schritte doch die anderen Beiden blieben ihr auf den Fersen wie Bluthunde. "Gut und was wirst du dagegen unternehmen?" "Unternehmen?" "Ja. Du wirst sie doch nicht damit davon kommen lassen , nicht wahr?. Ich meine natürlich ist es deine Privatangelegenheit wie du deinen Wirt behandelst aber so ein Verhalten... Ich verstehe dass du etwas anderes gewohnt bist wenn man miteinbezieht woher du stammst aber dass du uns alle in Gefahr bringst, ist absolut nicht tragbar." "Ich bringe niemanden in Gefahr. " "Nicht? Und wie oft hast du ihren primitiven Verstand diszipliniert seit du diesen Körper übernommen hast? Laut den Erinnerungen meines Wirts lobt sie dich in höchsten Tönen sobald sie mit den anderen im Käfig sitzt. Sie sagt du bist zumindestens fair und nicht unnötig "grausam"...M i t f ü h l e n d " " Ich habe sie nur einmal diszipliniert. Mehr war bisher nicht notwendig, Yaplin." "Gut," Carlan seufzte frustriert und warf Yaplin einen vielsagenden Blick zu . "Dann ist es jetzt eben zum z w e i t e n Mal notwendig. Issrin, es sind doch nur W i r t e , Körper. Der Verstand der Menschen ist verwirrend , okay das gebe ich zu, aber in einer Sache unterscheiden sie sich nicht von dem dümmsten Gedd: Sie parieren nicht wenn du ihnen nicht von Anfang an mit voller Härte klar machst, wer am längeren Hebel sitzt. Diesen Wirt zum Beispiel," Nicht ohne Stolz in der Stimme tippte der Junge sich an die eigene Stirn. "Habe ich drei Tage lang fast ohne Unterbrechung diszipliniert. Eine sinnlose Rebellion hier, ein schreien und Flehen da... Ich habe ihn für jede noch so kleine unerwünschte Regung mit vollster Härte bestraft. Seither ist er still." "Ja. Meine hier hat ein ähnliches Theater aufgeführt wie deine . Zuerst war sie eine Freiwillige und ich muß zugeben, dass ich es nach Vier Generationen mit einem rebellischen Wirt sehr genossen habe. Die Kooperation, die Stille . Sie wollte alles tun was wir von ihr verlangen wenn ich dafür nur ihren imbezilen Bruder und den Rest ihrer Familie verschone. Bedauerlicherweise störte ausgerechnet dieser Bruder eines unserer Treffen . Ich brachte ihn zum Pool und überwachte auch die Infestation der übrigen Familienmitglieder nur um sicher zu gehen. Das hat meiner Wirtin derart den Boden unter den Füßen weggezogen, dass sie seither keinen weiteren Versuch unternommen hat die Kontrolle zu übernehmen. Wozu auch? Alle die sie schützen wollte gehören inzwischen uns und jeder Mensch der etwas von ihrem Zustand mitbekommt, wird das selbe Schicksal teilen. Wir machen keine Deals mit Wirten, wir beherrschen sie. Meine Wirtin weiß das inzwischen und ich auch. Also, was wirst du tun um deinen Wirt zur Räson zu bringen ? " "Agitation von Emotionen ist ein gutes Mittel um sie zu brechen, Issrin. Vielleicht auch das wiederholte Aufrufen bestimmter Erinnerungsengramme" Schlug Carlan vor und klang so ungerührt als würde er gerade einen Absatz aus einem bekannten Buch zitieren. "Nein. Issrins Wirt ist bereits um einiges älter als deiner, Carlan. Ausgewachsene Menschen lassen sich in den meisten Fällen davon nicht dauerhaft beeindrucken. Am besten sie bringt uns ohne jeden weiteren Aufschub die Angehörigen dieses Objekts . Das wird zu erst zwar für eine Menge Wirbel in ihrem Kopf sorgen, aber es wird unsere Gesamtbewertung durch den Nessirk auch erheblich verbessern und danach wird ihr Wirt ein für alle Mal verstehen wo ab jetzt sein Platz ist. Keine Hoffnung, kein Widerstand ... " Die Beiden redeten unermüdlich auf sie ein . Zu meinem grenzenlosen Entsetzen fühlte ich wie Issrins innerer Widerstand gefährlich sank und ihre Wut auf mich stieg. Mein... nein im Moment, Issrins Magen- krampfte sich zusammen und es lief ihr eiskalt den Rücken hinunter- Ekel gesellte sich dazu, Verachtung für diese beiden anderen Yirks, auch wenn sie nichts davon nach außen hin zeigte. " Danke für deinen Rat, Yaplin. Aber ich denke ich werde es weiter mit Agitation versuchen. Immerhin ist dieses Objekt schwach und seine geistigen Barrieren sind labil. Bereits ein einmaliges heftiges Beeinflussen ihrer Emotionen hat beinahe zu einer Beschädigung ihrer mentalen Integrität geführt." Die Stimme meiner Yirk klang jetzt mindestens so emotionslos wie die der Anderen . Gleichzeitig "packte" sie mich. Durchbrach meinen Widerstand mühelos und widmete sich einer bestimmten Region meines Verstandes. Eine die sie bisher nur ein mal berührt hatte, ein einziges Mal... Issrins "Stimme" klang kalt aber stand in völligem Gegensatz zu ihren Emotionen. Sie hasste das was sie mir gleich antun würde....antun musste und sie fürchtete sich davor aber ich wusste sie würde es trotzdem tun. Meine Panik stieg ins unermessliche. Doch es gab nichts was ich dagegen tun könnte, keinen Ort an den ich flüchten konnte. Issrin würde mich bestrafen und ich würde es ertragen . Mir würde nichts bleiben als um Gnade zu betteln und zu hoffen dass es bald aufhörte. "Und?" Sagte Yaplin mitten in meine Verzweiflung hinein. Inzwischen standen wir auf der oberen Plattform im Fallschacht und warteten auf die "Yirkbahn". Um uns herum war es fast vollkommen still. Ein monotones statisches Summen und die Stimmen der beiden anderen Yirks waren die einzigen Geräusche. Trotzdem hörte ich sie kaum . " Bestrafst du sie jetzt?" Yaplin klang auf sadistische Weise fasziniert während sie mein - "unser" - Gesicht musterte. "Ja" Issrin seufzte . "Ich denke wenige Minute sollten bei ihrer schwachen Konstitution vollkommen ausreichend sein " "Nur wenige Minuten?! Also ich denke, mehrere Wiederholungen der Prozedur in Stundenintervallen wären das absolut Mindeste was sie für ihr unmögliches Verhalten an Bestrafung zu erwarten hat." "Ja, du hast Recht." Issrin hob meinen Arm und blickte auf die Uhr " Wahrscheinlich sollte ich genau das tun . Bedauerlicherweise bin ich aber nicht sehr bewandert mit dieser Disziplinierungstechnik. Wären sechs vier Stunden-Intervalle in den nächsten t e t a ʏ e -N a n -N o o r g e l i ab jetzt deiner Meinung nach ausreichend.?" "Ja, alle vier Stunden dürfte genügen. Ich würde mich allerdings nicht zu genau an diese Zeiten halten um sie in einem unerwarteten Augenblick zu treffen ." Carlan klang jetzt ziemlich zufrieden. Yaplin war es ganz offensichtlich nicht und ihr Gesichtsausdruck sprach Bände, aber sie sagte zumindest nichts mehr als unser "Wagen" kam und wir alle schweigend auf den schlichten Sitzen Platz nahmen . Sofort setzte das Gefährt sich in Bewegung und fast gleichzeitig zog Issrin ihre Aufmerksamkeit von mir weg, ohne mich überhaupt wirklich berührt zu haben. Sofort entspannte ich mich. Zumindest ein ganz kleines Bisschen. Murmelte ich immer noch wie unter Schock und fühlte mich erschöpft. Gleichzeitig hatte ich das Gefühl jeden Moment ohnmächtig zu werden. Trauer übermannte mich, Verzweiflung . Aber trotzdem war da immer noch sowas wie Hoffnung. Issrin schien ihr Wort immerhin tatsächlich zu halten, auch dann wenn sie deshalb von anderen Mityirks bedroht wurde und sich selbst in Gefahr brachte. Sie schien ihr Wort zu halten, obwohl sie ein Yirk war und ich nichts weiter als ein Mensch. Eine minderwertige Kreatur in ihren Augen, nur ein Körper. Vielleicht lag es auch einfach daran, dass sie wusste wie sehr ihre Freiheiten eingeschränkt wären , sobald sie ständig von ihren Artgenossen umgeben wäre : Nie wieder Videospielabende mit meiner Schwester, nie wieder auf der Couch lümmeln und einfach ein Buch lesen, nie wieder Stundenlang in der Badewanne liegen . Nie wieder selbstgemachter Kuchen von meiner Mutter oder schüsselweise fettige Kartoffelchips. Denn die meisten von Issrins Leuten hielten nicht sonderlich viel von menschlichen Freizeitbeschäftigungen, beziehungsweise bedeutete "Freizeit" im Leben eines yirkanischen Soldaten entweder, genügend Zeit um sich auf eine neue Aufgabe vorzubereiten oder eine längere Erholungsphase im Pool. Wirte waren so etwas wie "Werkzeug" oder "Arbeitsmaterial" für sie und dienten nicht der Erholung . Sie wurden genutzt und dann möglichst schnell für andere freigegeben wenn sie nicht mehr benötigt wurden, Punkt. Infolgedessen hätten Issrins Vorgesetzte also bestimmt auch nicht viel übrig für Spiele deren einziger Sinn eben darin bestand, alles andere um einen herum zumindest eine Zeit lang zu vergessen oder für leere Kalorien. Issrins Emotionen schwappten auf mich über. Da war Wut , Furcht und Verwirrung, aber gleichzeitig war da auch eine winzige Emotion. Ein kaum wahrnehmbarer Hauch von etwas dass Sympathie gerade so nahe kam , wie es unter den Umständen noch irgendwie möglich war . Issrin versuchte es zu verbergen aber dennoch war es da und es galt mir, Wiederholte ich und war mindestens genauso verwirrt wie sie selbst. Ein Lächeln lag mir dabei mental auf den Lippen. Ich wollte noch etwas sagen, war kurz davor, aber ich tat es nicht. Warum sollte ich mein Gluck für diesen Tag auch überstrapazieren? Meine Familie würde sicher sein vor den Yirks und ich war nicht gefoltert worden. Den Gedanken dass Issrin von jetzt an trotzdem Wirte rekrutieren , und ich tatenlos dabei zusehen musste wie sie andere Menschen ans Messer lieferte, nur damit Mama und Emily weiterhin sicher waren, schob ich weit von mir. Meine Yirk sagte nichts mehr dazu aber das war auch gar nicht notwendig . Allein schon dass sie meinen Körper jetzt endlich entspannte und sich etwas tiefer in den spartanischen Sitz sinken ließ. war mir Antwort genug. Durch die rasende Geschwindigkeit mit der die "Reiseplattform" durch die Röhre dahin glitt, verschwammen die vielen künstlichen Lichter der Yirkpool-Anlage vor meinen Augen, während der um uns herum vorbeirauschende Komplex wirkte wie die bizarre Miniaturversion einer unterirdischen Stadt. Schnell warf Issrin einen Blick auf meine Armbanduhr. Zwei Minuten waren vergangen, seit sie es das letzte Mal getan hatte. Die endlosen Containerreihen lagen inzwischen weit hinter uns... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)