Anders als du denkst von Todesengel1618 (Tora Igarashi x OC.) ================================================================================ Kapitel 2: Die Schattenseite einer reichen Familie -------------------------------------------------- Mayus Sicht: Kaputt von diesem mühseligen Tag ließ ich mich auf den schwarzen Ledersitz des Limousine Wagens fallen. Die Umhängetasche neben mich legend. Der Chauffeur fragte so wie immer nach meinem Wohlbefinden, bevor dieser dann vom Gelände der Schule losfuhr. Erleichtert seufzte ich. »Wenigstens bin ich Tora ab hier dann los! Er macht mir schon in der Miyabigaoka das Leben schwer! Und weis zu viel von meiner Vergangenheit! Was ist aber, wenn er meine Adresse auch noch herausfindet…? Dann habe ich wirklich ein Problem! Zuzutrauen wäre es diesem perversen Schulsprecher…« Den Tag Revue passieren lassend versteifte sich mein Körper. Dabei die Hand zur Faust geballt. Abgesehen davon mich in den Pausen, von anderen abgeschirmt versteht sich, zu belästigen hatte Tora es sich auch zur Aufgabe gemacht mir in einer AG aufzulauern. In dem Schach-Club, Tischtennis und Zoologie-Club hatte ich mich in der ersten Woche eingetragen. Allesamt recht interessant. Wobei ich bei der Tätigkeit Schach erst mal warm werden müsste. Hatte ich so meine Probleme damit. Jedenfalls, was Tora betraf, hatte er sich die Ehre gegeben mir in dem Tischtennis-Club einen "Besuch" abzustatten. Was er damit bezweckt hatte war mir schleierhaft. Doch was schlechtes würde es sicherlich bedeuten, wenn es Tora persönlich war, der sich was in den Kopf gesetzt hatte. Wie ich mir vorstellen konnte würde es nur eine Frage der Zeit sein, bis der Schulsprecher auch in den anderen AGs auftauchen würde. Doch hatte ich zumindest bei dem Zoologie-Club eine kleine Hoffnung, dass er mich dort niemals belästigen würde. Sich eher daran langweilen würde mit Tieren Zeit zu verbringen. Hoffte ich jedenfalls. Wenn ich an das vergangene an gestern zurückdachte, wo ich dann diese Seite von ihm kennenlernte. Im Grunde genommen war es mir unerklärlich, dass ich Mitleid für diesen Kerl empfunden hatte. Sein Charakter war geradezu abstoßend gewesen und ebenso boshaft. Dass er keine Frau fürs Leben fand war ganz und allein sein Verdienst! Seine Lebensweise an dieses Thema mit Frauen heranzugehen beschwor das ja geradezu herauf! Mit keiner hier in der Miyabigaoka meinte er es ernst, nur den Spaß und Vorteil für ihn sehend. Ich wollte gar nicht erst wissen das wievielte ich gewesen wäre, hätte ich das alles schweigend so hingenommen, ohne ihm zu verdeutlichen wie falsch seine Handlung doch war. Wie sich das für die Mädchen anfühlte ging ihm aus seiner Sicht ja nichts an! Eher vielmehr noch genoss dieser Sadist es wie seine weiblichen Opfer darunter litten! Und doch durch seine hohe Position, dazu noch, dass man auf Unglauben anhand seines Schauspiels stoßen würde, nicht zu vergessen seine Machtausübung, falls man sich ihm widersetzte, trauten diese sich nicht etwas gegen ihn zu unternehmen. In diesem Schulsystem stimmte so einiges nicht! Diese Ohrfeige zuletzt bereute ich auch heute nicht. So dreist Behauptungen anzustellen musste ich einfach damit beantworten. Ich war mir allerdings sicher, dass das mal ein Nachspiel haben würde. … Mir fiel gerade erst auf, dass ich dauernd über ihn nachdachte. »Weshalb handeln sich meine Gedanken ausschließlich um diesen Igarashi?! Dabei kann es mir gar nicht egaler sein was mit ihm ist! Verdammt!« Verärgert kaute ich auf meiner Lippe. Die Zeit verging, indem ich aus dem Fenster schaute, bis schlussendlich vor meinem Zuhause geparkt wurde und ich ausstieg. Nun vor diesem monströsen Gebäude stehend erschauderte es mich bei dem Gedanken mich darauf mental "vorzubereiten" was mich dann erwarten würde. Tief durchatmend betätigte ich mit elektronischem Sicherheitshandabdruck die Tür und ging rein, bevor ich diese hinter mir schloss. Eine Person ließ mich aufschrecken. Brauchte somit eine Minute, um mein Herz zu beruhigen. Vor mir stand der Butler James. „Herzlich willkommen zurück, gnädiges Fräulein. War Ihr Tag und die Rückfahrt denn zu Ihrer Zufriedenheit verlaufen?” „Ja, war es… Danke, dass du fragst.” Diese geschwollen unterwürfige Art mich zu empfangen, genauso auch mir zu dienen, war mir nicht besonders geheuer. Besser gesagt, ich hasste es! Zudem eines der Gründe, bevor ich nach der Schule meinen Eltern begegnete, war immer diese störende Begegnung meines Butlers. Er war mehr als nett, rücksichtsvoll und zuvorkommend. Doch jedes Mal, wenn ich das Gebäude betrat, erschreckte er mich. Erstens da ich in Gedanken war, und zweitens tauchte dieser wirklich wie ein Geist auf, ohne dass man es bemerken würde. „Das freut mich. Nun, ich gebe dem Herrn und der Herrin des Hauses Bescheid, dass Sie angetroffen sind.” Somit drehte sich James um und ging in eines der vielen sehr großen Räume. Ich folgte ihm schwermütig. Wie der Schulsprecher der Miyabigaoka damals schon gesagt hatte, war ich die Tochter eines Mode Konzerns. Mein Vater, Taiki Akimichi, machte seine Arbeit und Geschäfte als angesehener Maßschneider. Während Manami Akimichi, meine Mutter, als Model ihm in der Familie behilflich war. Doch nicht nur für ihn, sondern sie war auch in ganz Japan bekannt. Die Familie Akimichi war daher stark im Mittelpunkt. Viele andere Firmen suchten uns auf, um Aufträge für sich zu sichern. Wieder bogen der Butler und ich ab, seit ein paar Minuten ging das so. So riesig war dieses Grundstück. Da meine Orientierung nicht gerade die beste war, so war ich doch froh darüber, dass James mich führte. Allmählich erkannte ich, dass uns der Weg direkt in Vaters Arbeitszimmer führte. Vor diesem standen wir nun. Der hochgewachsene Mann machte den Finger krumm und klopfte an die Tür, bevor er nach ein paar Sekunden die Türschnalle runter drückte. Die Tür nun auf betraten wir das Zimmer. Der Raum war enorm groß und hatte viele kostspielige Gegenstände. Als Deko an manchen Ecken Zimmerpflanzen, an der Decke ein Kronleuchter und zwei begehbare Kleiderschränke. Ein Podest sowie ein Model Steg. Auch für das Foto Shooting hatten all die Geräte Platz. An einer anderen Stelle des Zimmers stand passend dazu ein riesiger Tisch, darauf unter anderem die Nähmaschine, welche mein Vater so gut wie immer im Betrieb hatte. Ich sah auch ein aufgeklapptes Skizzenbuch, seine neueste Idee sichtbar zu erkennen. Daneben ein Kleiderständer, wo Jacke und Hut hingen. Der Fotograf knipste einige Fotos, meine Mutter dabei mit dem geschneiderten roten Abendkleid meines Vaters hin und her schwenkend. Eine aus Diamanten besetzte Kette funkelte bei jeder Bewegung. Stolz und graziös posierte sie strahlend, sowie ausdrucksstark vor der Kamera. Ihr langes Haar bis zur Brust gehend erkannte man, dass ich ihre Haarfarbe geerbt hatte. Die Augenfarbe jedoch nicht, die meiner Mutter schimmerten in einer ähnlichen Farbe wie das Haar. Grau, mit einem Stich von Schwarz. „Genau so, Manami! Diese Ausstrahlung passt perfekt! Ich möchte mehr von diesem Blick!” rief der Fotograf begeistert. Mein Kopf bewegte sich zu meinem Vater, der mit funkelnden Augen, welche Violett waren, im Hintergrund stand und das Schauspiel beobachtete. Sein kurzes Haar hatte eine bräunliche Farbe. In seinen Händen ein Skizzenblock mit einem Stift zwischen den Fingern, das geradezu eifrig auf dem Papier glitt. Als sie Schritte hörten drehten alle drei ihre Köpfe zu uns Neuankömmlingen. „Oh. Wenn das nicht Mayu Akimichi ist!” kam es lächelnd von dem Mann mit dem Fotoapparat. „Mayu, Liebes! Wie schön, dass du zuhause bist!” hörte ich die liebevolle Stimme meiner Mutter. Mein Vater trat zu mir und umarmte mich kurz. „Willkommen zuhause, Mayu.” Dann sahen wir uns einige Sekunden an. „Guten Tag Vater, guten Tag Mutter.” grüßte ich beide höflich. Ich lächelte aufgesetzt. Diese Begrüßung war das erste was beide mir eintrichterten seit ich hier nun auch lebte. „Dann machen wir Feierabend, meine Gnädigste! Ich lasse euch nun mit eurer Tochter alleine.” Überrascht kam von meiner Mutter: „Wie?? Ist das denn in Ordnung?” „Ja, ist es. Das wichtigste haben wir im Kasten! Wir können ruhig morgen weiter machen!” Er ging hinaus und winkte zum Abschied. Danach waren wir nur noch zu viert im Raum. „Wie ging es dir in der Schule?” „So weit gut. Nichts woran man sich sorgen müsste…” antwortete ich meinem Vater. Ich verschwieg lieber was für Differenzen ich mit Tora hatte. Die beiden würden es mir sowieso nicht glauben. Allein dass der Sohn des Igarashi Multikonzerns in der Miyabigaoka mit involviert war reichte schon aus, um meine Eltern hellauf zu begeistern. „Nun. Da du jetzt wieder hier bist können wir den Unterricht fortsetzen.” „Oh, warte einen Augenblick, Liebling! Ich ziehe mich nur schnell um!” Schon war sie hinter der Umkleide Trennwand verschwunden. Als meine Mutter von dieser wieder hervor kam stand sie, nun sagen wir mal, in alltagstauglicheren Klamotten. Zumindest aus der Perspektive eines Models. Ein langer Rock der Farbe Dunkelblau bewegte sich im Schritt. An der Seite befand sich ein tiefer Schnitt, der somit viel Einblick auf ihr Bein ermöglichte. In der gleichen Farbe war das Top, welches schulterlos und am Hals befestigt bis zur Hüfte ging. Beides in einer so guten Qualität, dass man schon allein vom Hinsehen keinen Zweifel bekam, dass diese aus Marken Designs entworfen wurden. Zum Schluss noch hängende Ohrringe, die all das andere an ihr in nichts nachstanden. Das aller wichtigste Motto ihrer Mode war jedoch: Als Frau all ihre Reize darzubieten. Der Rock, welcher bis zu den Knöcheln ging, betonte ihre Hüften sowie auch ihre Beine. Das Oberteil zeigte viel Haut und besonders formte dieser ihre Weiblichkeit. Selbst mit ganz normalen Klamotten wie ich sie mal früher hatte - die übrigens gleich entsorgt wurden, so schockiert waren meine Eltern - waren ihre Brüste nicht zu verfehlen. Mir persönlich wäre das zu gewagt… Und obwohl meine Mutter ohne Zweifel hübsch war fand ich hatte sie es doch nicht nötig sich so zu präsentieren… „Dann können wir ja beginnen! Mayu, setz dich bitte dorthin.” Nickend tat ich das was Vater von mir wollte. Schließlich saß ich auf dem Schreibtischsessel, an welchem für gewöhnlich er seiner Arbeit nachging. Alles weitere geschah wie sonst auch, seit ich ebenfalls ein Teil dieser Familie wurde. Benimm Stunden, man lehrte mich unnachgiebig die Tätigkeit, besser gesagt das Gespür für Schneidern und Mode. Schließlich sollte ich eines Tages in die Fußstapfen meines Vaters treten… Und in die meiner Mutter noch dazu. Sie war von dieser Idee nicht abzubringen, dass ich irgendwann genau wie sie ein Model voller Aufmerksamkeit und im Mittelpunkt stehen würde. Ein Star, dass von allen umringt wird… In ihrer Welt sie, die ein Model war, ein Model ausbildete… Genauso wie mein Vater mir das bis zum Umfallen beibringen wollte - dazu war noch zu sagen, dass ich das einzige Kind dieser Familie war - entsprach das auch nach ihren Wünschen. Sprich; Ich sollte dazu noch unerbittlich üben, bis ich wie ein professionelles Model posieren und gehen konnte. Zum Schluss musste ich mich mit den beiden begleitend auf dem Weg zum Speisesaal machen, um die Regeln am Tisch mir einzuprägen. Es war nach wie vor schwierig für mich all die Bestecke auseinander zu halten, wo ich doch nur den einfachen Standard bisher in meinem Leben kannte. Erst dann konnte ich mich meinen Hausaufgaben widmen. Freizeit für mich nutzend hatte ich so gut wie gar nicht, wenn ich das Haus betrat… Ironischerweise nur, wenn ich mich in der Miyabigaoka aufhielt. Nach dem Vorbereiten des nächsten Tages für die Schule ließ ich mich erschöpft ins Bett fallen. Körperlich sowie geistig brauchte ich nun Ruhe. Es war auch an der Zeit schlafen zu gehen. Später Abend zeigte mir der sich schwarz verfärbte Himmel. Ebenso bestätigte sich das auf meinem Wecker, dass es recht spät war. Ich ließ meine Gedanken an dem heutigen Tag schweifen und starrte rauf zur Decke. »Hach… Wenn der mühselige Tag zuhause sich doch nicht ständig wiederholen würde… Mich schaudert es immer von der Schule hierher anzukommen. Vor lauter Pflichten - was eigentlich überhaupt nicht mein eigener Wunsch ist - habe ich nicht für eine Minute Zeit für mich selbst! Genauso wie die Erwartungen meiner Eltern, dass ich dann dem gleichen nachgehen sollte. Das empfinde ich als unglaublich erdrückend diese Last zu tragen… Und dabei will ich doch einen ganz normalen Beruf, ohne Aufmerksamkeit zu erlangen, was für "nicht reiche" genau das richtige ist erlernen. Wie groß mein Wunsch doch ist Bibliothekarin zu werden. Doch meine Eltern hören mir da erst gar nicht zu…« Ich hatte vor geraumer Zeit mein Anliegen meiner Vorstellung, was die Zukunft betraf, den beiden angesprochen. Was das für eine Reaktion auslöste war mehr als strafend… {Rückblick} Einmal, was sehr selten vorkam, hatten meine Eltern den Unterricht verkürzt, sodass wir gemeinsam Abendessen konnten. Das Besteck klimperte, die beiden redeten angeregt über dieses und jenes. Ich hielt mich im Hintergrund und hörte halbherzig zu. Meistens ging es um den Tratsch von Mode, Kosmetik und wie andere Berühmtheiten sich präsentierten. Es kotzte mich inzwischen so an. Dauernd dieselbe Leier. Meistens wusste ich schon was einer der beiden antworten oder von sich geben würde. Es hing mir zum Hals raus, ich war es so leid… Bis das Thema sich auf mich bezog was alles gut gelaufen war und manches verbessert gehörte. Vater und Mutter erzählten aufgeregt wie es nach ihren Vorstellungen aussah, wenn ich das Erbe antreten würde. Es war lieb gemeint, aber… „Vater, Mutter. Dürfte ich-” „Wie schön erwachsen sie dabei aussehen würde, findest du nicht, Liebling?” „Ja, und wie hinreißend Mayu herausstechen würde! Alle sich nach ihr umdrehen und bejubeln würden! Und die Herzen aller Männer erobert! Hach, noch einmal jung müsste man sein!” schwärmte Mutter in ihrer eigenen Welt. „So hört mir doch zu! Ich-” „Natürlich wird sie nur mehr beim Arbeiten sein, doch das Resultat kann sich dann sehen lassen! Aller Munde wird man nur mehr über unsere Tochter sprechen, noch mehr Ansehen steigern von der Beliebtheit, die ihr gebühren wird!” „Allerdings bräuchte sie Unterstützung. Alleine würde sie es schwer haben all dem gewachsen zu sein. Was meinst du Schatz, sollten wir allmählich anfangen für Mayu Heiratsanträge zu organisieren?” „Es reicht! Haltet endlich die Klappe!!!” schrie ich mit gesenktem Kopf und stand auf, während ich mich unüberhörbar an dem Tisch abstützte. Allgemeines Schweigen. „Aber Mayu… Was hast du, Liebes?” Nach Mutter hörte ich schon die verärgerte Stimme meines Vaters. „Wie redest du denn mit uns! So nicht, junge Dame! Das was du bei diesen…Leuten gelernt hast wirst du nicht in diesem verwahrlosten Ton deines Standes hier verlauten lassen! Was würden denn die Leute von uns denken! Werde dir endlich bewusst wessen Tochter du bist!” schimpfte er harsch in einem unnachgiebigen Ton. Ich biss die Zähne zusammen und blickte rauf zu meinem Vater, der ebenfalls aufgestanden war. Nur meine Mutter blieb sitzen und sah besorgt zu mir hinüber. „Verzeih meinen Ton, Vater. Aber jetzt hört ihr mir mal zu! Ich bemühe mich seit ich bei euch bin immer, dass ihr stolz auf mich seid! Sage nichts was euch missfällt, auch wenn ich eigentlich anderer Meinung bin! Da hätte ich doch aber zumindest gerne ein Mitspracherecht auf das was meine Zukunft betrifft, oder etwa nicht?! Ist das zu viel verlangt, dass ihr meinen eigenen Wunsch respektiert?!” Die letzten Worte schrie ich nur mehr verzweifelt. „…Komm, setz dich wieder hin, mein Kind.” Innerlich ausgelaugt befolgte ich den nun sanfteren Worten meines Vaters. Er tat es mir gleich. „Also gut. Was möchtest du uns nun so wichtiges mitteilen?” Leicht zitternd bewegte sich mein Mund. „Also, es ist so. Diese Erwartungen, die ihr beide in mich setzt, sind so hoch, dass ich mich kaum wohl fühle hier zu sein! Ich schätze es sehr, dass ihr euch so viele Gedanken um mich macht was aus mir später werden wird. Wirklich, es freut mich, dass ich euch nicht egal bin. Doch… Es ist nicht mein persönliches Erstreben von Mode Design und als Model um die Länder zu reisen. Ich möchte, mich von Büchern umgeben, eine Bibliothekarin werden.” Nun mein Innerstes ausgesprochen wartete ich auf die Reaktion meiner Eltern. Die Stimmung empfand ich dann als unangenehm, als ich meinen Vater verächtlich schnauben hörte. „Tse! Das soll doch wohl ein Witz sein… Meinst du das wirklich ernst?!!! Über so etwas so schlecht Witze zu reißen… Man merkt, dass dir all die Jahre in der Umgebung aus der Unterschicht nicht gutgetan haben!” „Aber es ist mein Ernst! Ich fühle mich-” „Schweig, Mayu! Du solltest mich nicht noch mehr enttäuschen…” Betreten schwieg ich. Bitter lachte mein Vater auf. „Was habe ich nur falsch gemacht, dass ich mir so einen Unfug von dir anhören muss! Mir scheint, du brauchst einiges mehr an Unterricht, um erwachsen zu werden!” Schockiert von meiner Aussage hatte meine Mutter dazu auch etwas zu sagen. „Mayu, warum um alles auf der Welt ziehst du das Alltägliche aus der Unterschicht mehr vor, als den Reichtum unserer Familie??? Das ist schrecklich was du da von dir gibst… Diese verarmten Menschen haben dich beeinflusst, dich einer Gehirnwäsche unterzogen! Wie traurig was aus meiner richtigen Tochter geworden ist… Dabei ist dein Aussehen zu schön, um keine Aufmerksamkeit zu bekommen! Welche Schande!” Tränen bildeten sich in ihren traurigen Augen und hielt ihre Hände vors Gesicht, bevor der Schwall ihrer Gefühle zu hören war. Mein Vater, der neben ihr saß, streichelte beruhigend über ihren Rücken. Sagte aufmunternde Worte zu ihr. Sein Blick mehr als mitfühlend. Bis er mich strafend ansah. Ich schluckte. „Aber das seht ihr falsch!” Als ich weiter reden wollte fiel mir mein Vater mit wutverzerrtem Gesicht ins Wort. „Hast du dir eigentlich mal Gedanken gemacht wie es uns damit geht was du begehrst! Was glaubst du geben wir beide uns so viel Mühe für dich und stecken so viel in unsere Arbeit! Der Erfolg ist das wertvollste Gut, der größte Stolz unserer Familie! Ohne dies wären wir nichts in der Gesellschaft! Mit deinem Wunsch würden wir das Gespött Japans werden! Du bist nun mal das einzige Kind der Familie! Was wird aus meiner Arbeit, wenn ich es nicht mehr ausübten kann, aber du dich weigerst dich dieser Aufgabe anzunehmen?! Oder aus dem Model Geschäft deiner Mutter, wo sie dir mit so viel Stolz diese Welt zeigen möchte?! All das hätte keinen Wert mehr, wenn du es tatsächlich nicht weiterführen würdest! Sind wir dir etwa nicht wichtig genug, um uns niedergeschlagen zu sehen?!” All diese Vorwürfe zu hören verließ meinen Mut mich für das einzusetzen was ich doch aus tiefstem Herzen wollte. Sie hatten recht was sie sagten. Ich dachte zu egoistisch. Ließ das außer Acht was meine Eltern dafür gaben. Aber…sollte ich denn unglücklich werden, während die beiden zufrieden über das Ergebnis ihrer Arbeit waren??? Jetzt wurde ich als böses Mädchen abgestempelt das undankbar zu ihren Eltern war… Trotzdem machte ich noch einen Versuch. „Warum ist es euch so wichtig, dass ich diese Aufgaben erfülle, die ihr bei mir sehen wollt? Bevor ich kam war das Mädchen Fumiko doch dem verpflichtet all das gerecht zu werden. Sie ist dafür qualifiziert das Erbe anzutreten, was bei mir nicht der Fall ist!” Entsetzt starrten mich Vater und Mutter an. Ich wusste ich hatte wieder was Falsches gesagt. „Warum denkst du, dass Fumiko wichtiger ist als du?! Du bist doch unsere Tochter! Unser Fleisch und Blut, was sie nun mal nicht ist, auch wenn sie das aus der Picke von uns beiden gelernt hat! Ich kann nicht mehr!” Verzweifelt hielt meine Mutter sich in Vaters Armen fest und schluchzte an seiner Brust. Jener besah mich mit einem düsteren Blick, der mir den Rest gab überhaupt einen Ton von mir zu geben. „Sag jetzt kein Wort mehr! Damit löst du nur Unheil aus!” Und ich schwieg. Den Rest des Abendessens blieb es still zwischen uns allen. {Rückblick Ende} An diesen Moment zurückdenkend ließ meinen Körper frösteln. Der Versuch meinerseits scheitere kläglich sie dazu zu bringen mich zu verstehen… Erst recht mir richtig zuzuhören. Es hatte keinen Sinn es anzusprechen. Seit diesem Gespräch hatte ich es nicht mehr versucht es noch einmal anzugehen. Noch immer blieb das in meinem Gedächtnis wie mein Wunsch auf meine Eltern eingewirkt hatte. Ich liebte es wirklich mich mit Büchern zu beschäftigen. Dort konnte ich in eine andere Welt, an der mein seelischer Schmerz mich nicht verfolgte. In diesem Hobby fühlte ich mich geborgen und blühte darin vollkommen auf, weshalb ich einen Narren an Mangas und Animes gefressen hatte. Obwohl mir natürlich bewusst war wie eigenartig das aussah, für einen solch hohen Stand wie der meine. Mich somit auf die Seite der Nerds schlug. Doch das war mir egal. Bei diesem Thema fühlte ich mich zum ersten Mal so richtig glücklich. Verbittert dachte ich nochmal an das zurück was mir im Kopf geblieben war. Wie ich damals zu ihnen schon gesagt hatte war ich dankbar dafür, dass meine richtigen Eltern sich um mich sorgten, im Gegensatz zu denen, die mich großgezogen hatten. Mich von dem Loch raus holten und mir eine Zukunft gaben. Der Entzug jahrelanger Drogen war brutal gewesen. Aber ich war mehr als froh von dieser Sucht losgekommen zu sein. Um ehrlich zu sein wüsste ich nicht wie lange ich es in diesem Zustand ausgehalten hätte… Daher konnte ich es den beiden nicht so wirklich übelnehmen, dass die Freude meines Erstrebens sich in Grenzen hielt. Durch meinen Vater und meine Mutter hatte ich zum ersten Mal einen Grund weiter zu leben. Wurde mein Wille geweckt, wo ich doch zuvor des Lebens überdrüssig war. In vielerlei Hinsicht stand ich den beiden tief in der Schuld. Und dadurch kam ja auch dieser Einfall mein Hobby zum Beruf zu machen. Es war trotz allem wirklich nicht das wahre ständig unterdrückt zu werden. Besonders wenn es auch noch die eigenen Eltern auslösten. Ob ich das Ziel Bibliothekarin jemals erreichen würde lag in den Sternen. Nahezu ungreifbar. Natürlich würde ich noch weiter alles versuchen was möglich war. Doch mein Optimismus hielt sich in Grenzen. Schwer atmete ich aus und legte mich auf dem Bauch. Die Decke auf meinem Körper, welche mir die nötige Wärme gab, bettete ich mein Kinn auf meine ineinander gefalteten Hände. Noch eine Sache machte mir Kopfschmerzen. Genau so viel was meine Eltern in mir auslösten. Und zwar der Schulsprecher… »Dieser Kerl ist mir ein Rätsel. Wie kann man bloß so…so werden?« Ich verstand es einfach nicht. So jemandem wie ihm war ich bisher noch nie begegnet. Mich nun auf dem Rücken drehend stand ich sogleich vom Bett auf. War mir erst jetzt bewusst, dass ich die Schuluniform noch immer am Körper trug. Noch kurz ein paar Schritte zum Kleiderschrank machend holte ich mir ein violettes Nachthemd heraus. Die Kleidung der Miyabigaoka ausgezogen legte ich diese auf der Lehne des Schreibtischsessels ab. Das samtige Nachthemd nun am Körper tragend tapste ich mit nackten Füßen zum Bett, bevor ich mich dort niederließ. Zuletzt knipste ich das Licht meiner Nachttischlampe aus. Zugleich seufzte ich schwer. Die Decke bis zum Kinn gezogen kuschelte ich mich entspannt hinein. Langsam wurden meine Lider schwer und schlief bald ein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)