Das Schwert der Göttinnen von Kittykate ================================================================================ Kapitel 1: Alnayru ------------------ ...Kling... ...Kling... ...Kling... Ein immer wieder kehrender hoher Laut erschallte in dem geräumigen Raum. Hin und wieder vermischt mit dem Knacken und Knistern des heißen Feuers, welches durch Holzkohle am Brennen blieb. Unaufhaltsam fraßen sich die Flammen durch die aufgeschüttete Kohle. Das Feuer brannte lichterloh und dennoch nur in der dafür vorgesehenen Feuerstelle. Die Hitze trieb ihm die Schweißperlen auf die Stirn. Aufmerksam beobachtete er wie das kupferglühende Metall, von den Flammen umzingelt, sich immer heller färbte und beinahe so aussah, als würde es selbst jeden Moment in Flammen aufgehen. Er wartete den richtigen Zeitpunkt ab, ehe er das Metall mit Hilfe einer Zange wieder aus dem Feuer zog, sich dann zum Amboss drehte und mit ein paar kräftigen Hammerhieben das glühende Metall in die richtige Form klopfte. Diese Arbeit war schweißtreibend, kräftezehrend aber sie machte ihm auch großen Spaß. Beinahe fühlte er sich für diese Arbeit berufen. „Das sieht doch schon sehr gut aus, Link.“ Boron trat neben ihn. Sein Lehrmeister wischte sich das schwarze schüttere Haar, das von ein paar grauen Strähnen durchzogen war, aus der nassen Stirn. Dann inspizierte der ältere Mann das immer noch glimmende Metall und lächelte schließlich seinen Schützling stolz an. Er zog seine dicken feuerfesten Handschuhe aus und ging zu einer kleinen Türe hindurch. Link folgte seinem Meister und betrat kurz nach ihm die kleine Pferdebox, in der ein wunderschöner weißer Wallach stand. Boron griff nach dem Pferdebein und hob es an. Link kniete sich daneben, säuberte den Huf und hielt das neu geschmiedete Hufeisen an. Ein Strahlen erschien in seinen blauen Augen. Es passte und er wurde schneller fertig, als bisher. Boron nickte. Ein väterlicher Ausdruck um die Augen verlieh den sonst so strengen Gesichtszügen einen weicheren Ton. „Deine Lehre ist bald zu Ende. Du hast großartige Fortschritte gemacht. Ich bin sehr stolz auf dich, Link!“ „Danke.“ „Nichts zu danken, Junge. Das hast du dir alles redlich verdient.“ Gemeinsam beschlugen sie den Huf des stolzen Tieres und beendeten ihre Arbeit für heute. Während Link seine schwere Schürze und das Werkzeug aufräumte, löschte der Schmied die Feuerstelle. „Bringst du den Wallach der Familie Emden zurück?“ Link blickte irritiert auf. Ein Schmunzeln trat auf die Lippen des Älteren. „Ich hab noch etwas zu erledigen. Außerdem freut sich Sukki bestimmt ihr Pferd bald wieder zu haben.“ Ein Grund den Link nachvollziehen konnte. Er selbst war auch immer sehr unruhig, wenn Eponas Hufe neu beschlagen werden musste. Wieder nickte er, betrat die Box und streichelte dem schönen Pferd die Nüstern. „Das hast du heute sehr gut gemacht, Großer“, flüsterte Link. Ein leises Schnauben erklang. Der junge Mann strich sich eine blonde Haarsträhne aus dem Gesicht und öffnete das große Scheunentor zum Weg hinaus. Dann führte er das Pferd am Zügel hinter sich her. Er schloss das Scheunentor wieder und blickte hinauf in den blauen Himmel. Die Sonne stand bereits sehr tief. Bald würde sie hinter dem Horizont verschwinden. Um den Wallach noch rechtzeitig seiner Besitzerin zurück zu bringen, musste er sich ein wenig beeilen. Sein Weg führte durch das Dorf Equipagus. Einst siedelten sich hier Hylianer an, bauten die Gutshöfe und widmeten sich der Pferdezucht. Seit vielen Jahren züchteten die Bewohner kräftige Pferde heran und betrieben einen regen Handel mit dem Königshaus. Viele der kräftigen und anmutigen Pferde dienten den Soldaten als Reittiere. Vor vier Jahren erstattete der König Hyrules persönlich diesem Dorf einen Besuch ab. Zu seinen Ehren errichtete ein sich auf der Durchreise befindender Steinhauer ein Denkmal. Vier Jahre war es her und Link erinnerte sich noch heute wie aufgeregt er damals war. Immerhin hoffte er, das der König in Begleitung anreiste. Sehnsüchtig wünschte er sich sie wiederzusehen. Er blieb stehen, schloss die Augen und rief sich das lange blonde Haar in Erinnerung. Das zarte und ansehnliche Gesicht erschien vor seinem geistigen Auge, das weiche Lächeln, welches sein Herz erwärmte, und die atemberaubenden blauen Augen. Sie sah ihn an, mit kindlicher Naivität und dennoch mit einer Weisheit in ihrem Blick, die nur wenige im hohen Alter erreichen würde. Link... ihre zarte, glockenhelle Stimme hallte in seinen Erinnerungen wieder. „Link!“ Erschrocken riss er die Augen auf, aber nur langsam kehrte er auch geistig aus seiner Gedankenwelt zurück. „Link?“ Vor ihm stand ein Mädchen, nur einen halben Kopf kleiner als er. Die braunen Haare zu zwei Zöpfen geflochten, die ihr knapp über die Schulter reichten. Ihre schlanke Figur umspielte ein einfaches Kleid in schlichtem blau. Große braune Augen blickten ihn besorgt an. „Link, alles in Ordnung?“ Seine blauen Augen betrachteten sie erst gedankenverloren, doch dann lächelte er. „Ja, Sukki. Ich wollte dir dein Pferd bringen.“ Sie sah ihn immer noch achtsam an, ihre Stirn von einer Falte durchzogen. Unter ihrem Blick begann er sich langsam unwohl zu fühlen. „Es ist wirklich alles in Ordnung“, bekräftigte er ihr nochmals und die Sorgenfalte verschwand wieder. Erleichterung breitete sich in dem Gesicht seines Gegenüber aus und zufrieden nickte sie. Nun sah sie an ihm vorbei, entdeckte den weißen Wallach und lächelte. „Vielen Dank, Link.“ Sie trat an dem jungen Mann vorbei und streichelte über die Nüstern des stattlichen Tieres. Einen kurzen Moment herrschte Stille zwischen ihnen, die aber keineswegs unangenehm war, dann suchte sie wieder seine Augen. „Du erzählst es mir doch, wenn du soweit bist...“, sie stockte, zögerte und fügte dann doch hinzu: „... oder?“ Lange konnte er diesem Blick nicht standhalten. Das was er alles erlebte, welches Schicksal ihn schon in jungen Jahren ereilte, seine Pflicht, die ihm auferlegt wurde, und die Erlebnisse aus dem alternativen Zeitpfad, hatten ihn für den Rest seines Lebens geprägt. Sukki spürte das etwas schwerwiegendes in seiner Vergangenheit vorgefallen war. Aber ob er ihr jemals etwas erzählen würde? Selbst seiner einzigen Freundin vertraute er sich nie an. Er wollte sie nicht belasten, denn das Schicksal hatte auch ihr schwer zugesetzt. Sie sollte sich nicht noch mehr sorgen. „Link?“ Er sah Sukki an. Die Tochter des Bürgermeisters war eine seiner ersten Bekanntschaften in dieser fremden Gegend. Nachdem er Termina verlassen hatte, ritt er lange auf Epona durch das Land. Er war in vielen Gegenden, aber der Grund seiner Reise war nicht auffindbar. Als er durch Alnayru reiste, hörte er einen Hilferuf. Alarmiert trieb er Epona an, hielt aber sein Schwert griffbereit. Durch seine Vergangenheit rechnete er schon mit einer Begegnung neuer Feinde, als er durch Büsche preschte und Epona vor einem großen See schlagartig zum Stehen kam. Das Wasser des Sees wirkte unruhig, aber er konnte nichts erkennen. Doch dann tauchte Sukki wild strampelnd auf, einen kläglichen Hilferuf verlautend, ehe sie wieder abtauchte. Ohne zu zögern sprang er von seiner Stute, löste den Gürtel, zog sich die Tunika über den Kopf und schlüpfte aus seinen Stiefeln. Dann sprang er ins Wasser und rettete sie vor dem Ertrinken. „Link!“ Nun sah Sukki ihn doch ein wenig verärgert an. „Was ist nur los mit dir?“ Er lächelte und legte sich dabei verlegen die Hand an Hinterkopf. „Mir geht es gut, ehrlich.“ Mit seinen blauen Augen betrachtete er das Mädchen in seinem Alter. Langsam brach die Dunkelheit über das Land herein, verdrängte den Tag, und Link deutete ihr mit einem Kopfnicken an: „Ich bring dich nach Hause.“ Scheinbar stimmten sie die Worte wieder versöhnlich und gemeinsam führten sie den Wallach durch das Dorf. „Weißt du schon, was du an deinem Ehrentag machen möchtest?“ Überrascht zog er seine Augenbrauen hoch. Erst hier feierte er sein Wiegenfest. War wirklich schon wieder ein ganzes Jahr vergangen? Wiegenfest... In den Kokiriwäldern gab es keine Feiern. Im alternativen Zeitpfad hatte er sieben Jahre verschlafen. Er wusste ja nicht einmal seinen richtigen Geburtstag. Der alte Dekubaum erzählte ihm, das er als Säugling in die Wälder gebracht wurde, aber es gab nicht einen einzigen Hinweis über seine Abstammung. Sein Wiegenfest, den Tag suchte seine Gastfamilie für ihn aus, feierte er nun zum dritten Mal. „Arbeiten“, antwortete er, aber Sukki ließ diese Antwort nicht zu. „Du wirst morgen siebzehn Jahre alt.“ „Vermutlich“, antwortete er wieder. „Es ist ein besonderes Jahr. Ein Siebzehnjähriger ist erwachsen“, ignorierte sie seinen Einwand. „Erwachsen ist man nicht durch das Alter, sondern durch Reife“, widerlegte er. Sukki blickte ihn entschlossen an. „Wenn du dir nichts einfallen lässt, dann kümmere ich mich darum.“ Das schien Link nun doch zu überzeugen. „Schon gut. Ich werde feiern, aber nur mit meiner Gastfamilie und dir... im kleinen Kreis. Sonst niemand.“ Dies war zwar nicht die erhoffte Aussage, aber besser als überhaupt keine Feier. Somit gab sich das Mädchen zufrieden, lächelte ihn an und wenige Schritte später näherten sie sich dem Haus von Sukkis Familie. „Gute Nacht, Link.“ Sukki lächelte ihn mit strahlenden Augen an. „Gute Nacht, Sukki“, nickte Link zu, erwiderte das Lächeln und kehrte allein zur Hufschmiede zurück. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)