Oktoberfest von Maggie_S ================================================================================ Kapitel 1: ----------- „Gute Neuigkeiten, Jungs!“ April kam freudestrahlend in die Küche, in der Saber, Colt und Fireball nach dem Mittagessen noch zusammen saßen. „Daddy hat gerade über Hypercom durchgegeben dass wir ein paar Tage frei haben und zum Oktoberfest gehen dürfen!“ Begeistert klatschte sie in die Hände. Auf Fireballs Gesicht zeigte sich ein freudiges Lächeln, sie hatten sich wahrlich ein paar freie Tage verdient. „Super“, freute er sich. Colt stieß ein fröhliches „Yiehaw“ aus und warf seinen Hut in die Luft. „Das sind wirklich mal gute Nachrichten.“ Saber seufzte. „Freut mich für euch“, begann er und bemerkte, wie die anderen ihn fragend ansahen. „Ich muss morgen zum Kavallerie Oberkommando, die Abschlussprüfungen der Kadetten finden statt und ich bin als Prüfer eingeteilt.“ „Nur morgen? Wir sind ja noch ein paar Tage länger hier“, versuchte April ihn aufzumuntern. „Die Prüfungen dauern drei Tage.“ April, Colt und Fireball warfen sich betretene Blicke zu. „Tja, so ist das, wenn man ein wichtiger Mann ist, edler Schwertschwinger“, fand Colt als erstes seine Sprache wieder und klopfte seinem Boss freundschaftlich auf die Schulter. Der blonde Schotte seufzte erneut. Schön dass sich wenigstens seine Freunde amüsieren konnten. Auch Aprils Miene hellte sich plötzlich wieder auf. „Ich brauche ein Dirndl, ich kann doch nicht ohne zum Oktoberfest gehen. Kommt jemand mit shoppen?“, grinste sie in die Runde, gespannt darauf welche Ausreden ihre Jungs diesmal parat hatten. „Klar!“, kam es nach einer kurzen Pause von Fireball. Saber, Colt und sogar April sahen ihn überrascht an. Normalerweise musste sie immer all ihre Überredungskünste anwenden, um ihn dazu zu bekommen, sie zum Shoppen zu begleiten. „Was ist denn in dich gefahren, Matchbox?“, fragte Colt erstaunt. Wortlos grinsend zwinkerte Fireball ihm zu, dann erhob er sich vom Esstisch und räumte sein gebrauchtes Geschirr vom Mittagessen in die Spülmaschine. Die Aussicht, April in einem Dirndl sehen zu dürfen, reizte ihn, dafür würde er sich sogar freiwillig mit ihr durch die Shopping-Hölle quälen. „Gehen wir?“, fragte er nachdem er die Spülmaschine wieder geschlossen hatte. „Gerne!“, strahlte sie ihn an. Es dauerte nicht lang, da hatten sie ein Fachgeschäft für Dirndl in der Innenstadt von Yuma-City gefunden. „Oh, sind die toll, sieh mal!“, staunte April und drückte sich die Nase am Schaufenster platt. „Da kann man sich ja gar nicht entscheiden! Schau mal, die haben auch Lederhosen,“, sagte sie grinsend und deutete auf eine männliche Schaufensterpuppe in traditioneller Tracht. Fireball überhörte geflissentlich den Wink mit dem Zaunpfahl. „Wie wär's wenn du erstmal eins anprobierst?“, versuchte er abzulenken. April nickte hastig und zog ihn am Arm mit in das Geschäft. Eine nette ältere Dame in einem farbenfrohen Dirndl kam auf sie zu. „Guten Tag, wie kann ich ihnen helfen?“ „Hallo, ich suche ein schönes Dirndl für das Oktoberfest“, strahlte April und ließ Fireballs Arm wieder los. „Na, da werden Sie hier bestimmt fündig“, lächelte die Verkäuferin gutmütig und musterte ihre Kundin mit geübtem Blick. „Sie haben die perfekte Figur für ein Dirndl.“ April kicherte und errötete leicht. Zielstrebig ging die Verkäuferin auf einen Kleiderständer zu und zog ein hellblaues, mit kleinen Blümchen besticktes Dirndl mit dunkelblauer Schürze und weißer, kurzärmliger Bluse hervor. „Wie wäre es mit diesem hier? Es wird hinten geschnürt und passt sehr gut zu Ihren blauen Augen“, fragte sie. April nickte begeistert. „Das ist hübsch!“ „Die Umkleiden befinden sich hinten im Geschäft“, sagte die Verkäuferin und deutete in die Richtung. April und Fireball setzten sich in Bewegung, die nette ältere Dame hinterher. April huschte mit dem Dirndl hinter den Vorhang. Die Verkäuferin verschwand ebenfalls kurz mit den Worten „Entschuldigung, bin sofort wieder da.“ Fireball wartete etwas unschlüssig vor der Kabine, er fühlte sich gerade ein wenig wie bestellt und nicht abgeholt. Genau das mochte er nicht an den Shopping-Touren mit April. Aber schließlich war er diesmal freiwillig mitgekommen, also beschwerte er sich nicht. Er seufzte leise und verschränkte die Arme vor der Brust, als die Verkäuferin auch schon wieder auftauchte und ihm einen BH mit passendem String vor die Nase hielt. „Braucht Ihre Freundin vielleicht noch einen hübschen Push-Up? Dieser hier zaubert ein wundervolles Dekolleté und ist mit Strass-Steinen verziert.“ „Ähmm“, machte Fireball verlegen und wurde beim Anblick der Dessous unweigerlich etwas rot im Gesicht. „Sie ist nicht..., ich meine, wir sind nicht zusammen“, stammelte er. „Oh, ich dachte...“, begann die Verkäuferin und warf ihm einen entschuldigenden Blick zu. „Strass-Steine klingt gut, ich probiere den mal!“, kam es aus der Kabine. April streckte einen Arm durch den Vorhang und nahm die Wäsche an. „Den brauche ich eine Körbchen-Nummer größer“, sagte sie nach einer kurzen Pause. Fireball zuckte kurz zusammen und wurde noch röter im Gesicht. „Oh man“, murmelte er kaum hörbar. Wie er es hasste, wenn sie Unterwäsche kaufen ging und ihn mitschleppte. Jedesmal hatte er sie dann in der knappen Wäsche vor seinem inneren Auge (gucken durfte er natürlich nicht, aber in dieser Angelegenheit hatte er eine äußerst blühende Phantasie) und konnte tagelang an nichts anderes mehr denken. Die Verkäuferin schmunzelte bei dem Anblick. Es war spannend die Reaktionen des jungen Mannes vor ihr zu beobachten. Das war ein Aspekt ihrer Arbeit, den sie sehr mochte, die männlichen Begleiter ihrer Kundinnen zu beobachten. Aber die meisten Männer waren nicht ganz so verlegen. „Kommt sofort! Vorne am Eingang steht für unsere Kunden eine Kaffeemaschine, da dürfen Sie sich gerne bedienen“, sagte sie an Fireball gewandt. Dieser nickte dankbar und huschte davon. Sie reichte April den gleichen BH eine Nummer größer durch den Vorhang. „Ihr Begleiter wurde gerade ziemlich rot im Gesicht“, schmunzelte sie. „Ja, das kann ich mir denken“, grinste April. „Er wird immer verlegen wenn ich ihn durch einen Dessous-Laden schleife.“ Nach einer kurzen Pause fügte sie noch hinzu: „Vielleicht können Sie ihn ja dazu bringen, mal eine Lederhose anzuprobieren! Das würde ich zu gerne mal sehen.“ Wieder lächelte die Verkäuferin. Die beiden waren schon ein seltsames Nicht-Paar. „Ich werde mein Bestes geben“, zwinkerte sie. April schob den Vorhang beiseite und trat fertig umgezogen aus der Kabine. „Wow, das passt wie angegossen“, sagte die Verkäuferin. April strahlte und drehte sich einmal im Kreis. „Ja, oder? Fireball, was meinst du dazu?“, fragte sie und schaute den Angesprochenen an, der sich gerade mit einem Becher Kaffee in der Hand wieder dazugesellte. Im ersten Moment stockte ihm tatsächlich der Atem. Das helle Blau des Dirndls ließ ihre Augen strahlen und gab einen wunderbaren Kontrast zu ihrem blonden Haar. Das Kleid endete kurz über ihren Knien sodass er noch genug von ihren schlanken Beinen sehen konnte. Sein Blick glitt weiter aufwärts über ihre schmale Taille und blieb, ohne dass er sich dagegen wehren konnte, an ihrem tiefen Ausschnitt hängen. In Gedanken verlieh er dem Erfinder des Push-Up-BHs einen Nobelpreis. Diese Shopping-Tour hatte sich auf alle Fälle schon mal gelohnt. Beinahe wie hypnotisiert beobachtete er ein paar Sekunden lang, wie sich ihr Dekolleté mit jedem Atemzug hob und senkte, dann schaffte er es irgendwie, seinen Blick davon loszueisen. „Ja, das steht dir wirklich gut!“, lächelte er und zwang sich, ihr in die Augen zu sehen. Die Verkäuferin nickte zustimmend. „Kann ihnen jemand mit den Schnüren hinten helfen? Fest zuziehen muss man die bei ihrer Figur ja nicht, aber die müssen verknotet werden“ April warf Fireball einen fragenden Blick zu. „Natürlich, Knoten kann ich“, erwiderte er lächelnd. Die Shopping-Tour entwickelte sich immer mehr nach seinem Geschmack. „Na dann versuchen Sie doch gleich mal Ihr Glück“, schmunzelte die Verkäuferin. Fireball nickte und reichte ihr seinen Becher Kaffee. Eine leichte Nervösität kroch doch in ihm auf und sein Herz begann schneller zu schlagen als er dicht hinter April trat. Sorgfältig strich er ihr Haar nach vorn und hatte direkt den Duft ihres Shampoos in der Nase, den er so gern mochte. Unter der fachkundigen Anleitung der älteren Dame verknotete er fest die Schnüre. „Geht es so oder ist das zu stramm?“, fragte er zwischendurch. „Nein, so ist gut“, antwortete April. Als er fertig war und die Schnüre hielten, begann die Verkäuferin an der Schleife der Schürze zu zupfen. April hatte sie mittig gebunden, aber die Verkäuferin erklärte: „Bei der Schleife der Schürze gibt es eine Besonderheit. Ledige Frauen tragen die Schleife auf der rechten Seite, Liierte links. Das ist ein alter Brauch und die Männer achten darauf.“ „So?“, fragte April. „Das ist ja eine lustige Tradition, das werde ich morgen berücksichtigen“, sagte sie und band die Schleife der Schürze auf der rechten Seite. „Nun sieht alles perfekt aus“, schmunzelte die ältere Dame. April strahlte und betrachtete sich im Spiegel. „Ja, das ist wie für mich gemacht.“ Fireball nickte zustimmend. „Erstaunlich was für ein gutes Augenmaß sie haben. Direkt auf Anhieb finden Sie das passende Dirndl für mich“, sagte April. Wieder schmunzelte die Verkäuferin. „Schätzchen, ich verkaufe seit über 30 Jahren Dirndl, da habe ich etwas Übung. Ich hätte übrigens auch eine passende Lederhose für Sie“, zwinkerte sie in Fireballs Richtung. Der Angesprochene wich erschrocken einen halben Schritt zurück und ließ beinahe seinen Kaffeebecher fallen. „Was? Nein, ich brauche keine Lederhose, wir sind nur wegen einem Dirndl für April hier“, stammelte er. Die Verkäuferin lachte. „Sie gehen doch zusammen zum Oktoberfest, oder?“ April und Fireball nickten. „Na dann müssen Sie auf jeden Fall eine Lederhose tragen. Dann kommt Ihre hübsche Begleitung viel besser zur Geltung.“ April kicherte verlegen. „Ähh, ich, also ich weiß nicht...“, machte Fireball und hob abwehrend die Hände. Obwohl er sonst nicht auf den Mund gefallen ist, fiel ihm gerade nichts Passendes ein. „Oh bitte, Fire, sei kein Spielverderber. Wenigstens einmal anprobieren“, säuselte April, legte ihre Hand auf seinen Arm und setzte ihren Welpenblick auf. „Uhm, also...“, Fireball wusste gerade nicht, wo er hingucken sollte, sein Blick pendelte immer wieder zwischen ihren funkelnden Augen und ihrem Dekolleté hin und her. Sie schaffte es auch immer wieder, dass er wie Wachs in ihren Händen wurde. Hilflos stimmte er schließlich zu. „Meinetwegen“, seufzte er ergeben. April lachte erfreut auf. Frustriert und in Selbstmitleid versinkend lag Colt am nächsten Mittag in seinem Bett. Seit dem frühen Morgen plagten ihn Kopf- und Halsschmerzen, seine Nase lief unablässig und immer wieder schüttelten ihn Hustenanfälle. „Das Leben ist hart aber ungerecht“, seufzte er, der Spaß auf dem Oktoberfest würde heute wohl ohne ihn stattfinden müssen. Plötzlich hörte er Geräusche im Flur vor seinem Zimmer. 'Das sind bestimmt April und Fireball, die jetzt zum Oktoberfest gehen', seufzte er erneut und beschloss, mal nachzusehen. Er war doch ein bißchen neugierig darauf, wie April in einem Dirndl aussehen würde. Leise schlich er aus seinem Zimmer und traf auf Fireball, der vor Aprils angelehnter Zimmertür wartete. Colt bekam vor Lachen einen Hustenanfall, als er seinen Kumpel in einem karrierten Hemd und kurzer Lederhose mit Hosenträger erblickte. „Hahaha, Matchbox, was hat unsere liebe April dir denn aufgeschwatzt?“ „Das ist eine traditionelle Lederhose“, belehrte Fireball ihn grinsend. „Ich dachte ihr wolltet nur ein Dirndl für April kaufen? Stattdessen wirfst du dich in so ein lächerliches Outfit.“ „Alle Männer tragen so etwas auf dem Oktoberfest.“ Fireball verschränkte die Arme vor der Brust. „Außerdem, warte ab bis du April gesehen hast, das ist jede dämliche Bemerkung von dir wert“, zwinkerte er Colt leise zu. Der Scharfschütze warf seinem besten Freund einen belustigten Blick zu. „Na da bin ich aber mal gespannt...“ „Fire, auf welcher Seite muss ich nochmal die Schleife binden?“, kam es aus Aprils Zimmer. „Links!“, antwortete er rasch. „Bist du sicher? Hat die Verkäuferin nicht...“ „Links, ganz sicher!“, unterbrach er sie. Colt hob fragend eine Augenbraue. „Wieso ist das wichtig?“ „Da gibt es diesen Brauch. Ledige Frauen binden die Schleife rechts, Vergebene auf der linken Seite. Ist wohl uralte Tradition.“ „Aber dann muss sie doch die Schleife rechts...“ „Psst“, fiel ihm der Rennfahrer ihm ins Wort. „Ich möchte einen entspannten Tag genießen und nicht ständig irgendwelche aufdringlichen Verehrer von ihr fernhalten müssen.“ „Verstehe, du möchtest deine Konkurrenten direkt abwimmeln?“, grinste Colt. Fireball schüttelte den Kopf. „Ich sagte ja, warte ab bis du sie gesehen hast. Dann weißt du was ich meine.“ Kurz darauf trat April aus ihrem Zimmer und Colt stieß einen bewundernden Pfiff aus. „Holla, jetzt verstehe ich, was du meinst, April hat zwei wirklich gute Argumente“, flüsterte Colt seinem Hombre zu. „Jetzt weiß ich auch wo du deine Augen hattest als du die Lederhose gekauft hast“, grinste er. Fireball wurde leicht rot im Gesicht und trat ihm unauffällig gegen das Schienbein. „Versuch du ihr mal eine Bitte abzuschlagen wenn sie so vor dir steht“, raunte er Colt zu. Dieser grinste nur wissend. „April, du siehst spitze aus!“, sagte Colt und schob seinen Hut anerkennend hoch. „Danke Colt!“, lächelte sie fröhlich. „Bist du sicher dass du alleine klar kommst?“, fragte sie mitfühlend, Colt sah wirklich nicht gesund aus. „Klar kommt er klar, er ist nur ein bißchen erkältet und nicht todkrank“, antwortete Fireball schnell, ehe Colt etwas sagen konnte und ihnen vielleicht den Spaß auf dem Oktoberfest vermiesen könnte weil April so gutherzig ist und den Cowboy lieber nicht alleine lassen möchte. Colt grinste als er Fireballs eindringlichen Blick auffing. „Natürlich, Prinzessin. Ich werfe gleich eine Tablette gegen die Kopfschmerzen ein und dann haue ich mich wieder auf's Ohr. Möchte doch morgen wieder fit sein und mitgehen können, möcht' ich doch.“ April zögerte noch einen kurzen Moment, deswegen nahm Fireball sie schnell am Arm und sagte zum Cowboy: „Dann erhol' dich gut!“ „Mach ich. Ich wünsche euch zwei Hübschen viel Spaß! Und übertreibt es nicht!“, zwinkerte er. „Danke, gute Besserung!“, rief April ihm noch zu, Fireball hatte sie einfach am Arm Richtung Ausgang mitgezogen. „Hey, da seid ihr ja schon wieder“, begrüßte Colt die beiden Oktoberfest-Gänger spät am Abend. Er saß gerade in der Küche und hatte die nächste Tablette gegen Kopfschmerzen genommen als seine beiden Freunde vom Oktoberfest zurückkehrten. Sichtlich erschöpft grinsten Fireball und April ihn an. „Ja, reichte so langsam. Unsere Füße sind platt und der Bauch ist voll“, sagte Fireball. „Ja, und ich muss mal ganz dringend eben wohin“, sagte April, drückte Fireball ein Stofftier und ein Lebkuchenherz in die Hand und huschte schnell in Richtung Bad. „Und, wie war es?“, fragte Colt neugierig. Der Rennfahrer grinste. „Super, einfach klasse! Wir waren im Riesenrad, im Autoscooter, haben haufenweise gegessen und im großen Zelt getanzt“, zählte er auf. „Und du hast ihr ein süßes Stofftier geschossen und ein Lebkuchenherz gekauft“, grinste Colt vielsagend. Fireball grinste zurück. „Natürlich, gehört doch dazu.“ „Und wie viel Mass habt ihr getrunken?“ „Ein oder zwei, oder so...“ Colt schüttelte lächelnd den Kopf. „Wohl eher oder so. Wie kam denn deine Lederhose an? Gehst du morgen lieber wieder in normalen Klamotten hin?“, fragte er neugierig. Fireball schaute ihn beinahe entsetzt an. „Bist du verrückt?! Ich ziehe nie wieder was anderes an!“ Colt warf ihm einen entgeisterten Blick zu. „Die Frauen da stehen total auf Lederhosen!“, grinste Fireball. Der Scharfschütze zog fragend seine Augenbrauen zusammen während sein Kumpel eine handvoll Zettel aus seiner Hosentasche zog. „Sind das alles Telefonnummern?!“ Fireball grinste wortlos. „Wie viele sind das?“, fragte Colt. Der Rennfahrer zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung, hab nicht gezählt. Und ich hab es nicht mal darauf angelegt. Die Frauen kamen einfach so auf mich zu, sobald April mal nicht in meiner Nähe war. Die sind da echt verrückt nach Japanern in Lederhosen.“ Colt starrte sprachlos auf den Zettelhaufen, der nun auf dem Küchentisch lag. Die Welt war so ungerecht, bestimmt hätte er mehr Nummern ergattert wenn er nur nicht krank gewesen wäre! „Fireball, hilfst du mir bitte mit den Schnüren?“, kam es von April, es klang als wäre sie bereits in ihrem Zimmer. „Klar Süße!“, antwortete er, zwinkerte Colt zu und verließ mit dem Stofftier und dem Lebkuchenherz in der Hand die Küche. 'Und der Spaß ist noch nicht vorbei', dachte er selig grinsend. Immer noch grinsend schwang er die nur angelehnte Tür von Aprils Zimmer auf und schloss die Tür hinter sich. April wandte ihm lächelnd den Blick zu als sie ihn eintreten hörte. „Hier, dein Stofftier und das Herz“, sagte er und reichte April die Sachen. „Danke“, strahlte sie ihn an und legte das Lebkuchenherz auf den Schreibtisch. „Und du gehörst hierhin“, murmelte sie leise. Beinahe sehnsüchtig beobachtete Fireball, wie sie den Stoffhasen liebevoll auf das Kissen in ihrem Bett setzte. „Der Hase hat's gut“, seufzte er. Nur zu gerne würde er heute nacht mit dem Stofftier tauschen wollen. April schaute ihn fragend an. „Hast du etwas gesagt?“ Er schüttelte hastig mit dem Kopf. „Nein nein, soll ich dir jetzt den Knoten lösen?“ „Ja, danke!“, strahlte sie wieder, stellte sich mit dem Rücken dicht vor Fireball und strich ihr Haar über die Schulter nach vorn. „Ich weiß übrigens, dass du mich vorhin mit der Schleife absichtlich angeflunkert hast“, sagte sie während Fireball noch etwas näher an sie trat und begann, den Knoten der Schnüre zu lösen. Ertappt hielt er kurz inne. „Woher?“ „Ich habe Colt und dich reden hören, die Tür stand schließlich offen.“ „Und warum hast du die Schleife dann nicht trotzdem rechts gebunden?“ „Ich wollte wie du einen entspannten Tag genießen und meine Ruhe haben. Aber der Brauch ist schon irgendwie unfair, warum gibt es dieses offensichtliche Merkmal nicht auch bei den Männern?“ Er zuckte verlegen mit den Schultern und ahnte, dass sie auf seine Sammlung mit den Telefonnummern hinaus wollte. „Du hast es also mitbekommen?“, fragte er und lächelte entschuldigend. „Natürlich, ich bin doch nicht blind“, schnaubte sie nun leicht beleidigt. „Aber ich kann die Frauen verstehen“, setzte sie in einem veränderten Tonfall hinzu. „Du siehst wirklich gut aus in Lederhosen“, murmelte sie mit nun leicht geröteten Wangen. „Danke“, antwortete er perplex, ihr sanfter Tonfall machte ihn stutzig. Fireballs Herz begann auf einmal wie wild zu klopfen und seine Kehle wurde plötzlich ganz trocken. Er schluckte und atmete einmal tief durch. „Hast du eigentlich alles angezogen, was du dazu gekauft hast?“, fragte er leise nach einem kurzen Schweigen. Die Worte verließen schneller seinen Mund als er darüber nachdenken konnte. Okay, jetzt sprach eindeutig der Alkohol aus ihm. Seine Finger zitterten mittlerweile leicht und erschwerten so das Entknoten der Schnüre. April schaute ihn fragend über ihre Schulter an. „Du meinst ob ich auch die passende Unterwäsche darunter trage?“, murmelte sie verlegen. „Hmm“, machte er zögerlich, zurücknehmen konnte er seine Frage ja nun nicht mehr. Aprils Wangen färbten sich tiefrot als sie kaum merklich nickte. „Natürlich“, hauchte sie. Wieder musste er tief Luft holen, er hatte gerade nur allzu deutlich den Anblick des knappen Strings vor seinem inneren Auge. April musste seinen Atem auf ihrer Haut gespürt haben, denn Fireball konnte sehen, wie sich ihre feinen Nackenhärchen aufstellten. Unwillkürlich lief auch ihm ein heißer Schauer über den Rücken und er musste plötzlich dem Drang widerstehen, ihre zarte Haut küssen zu wollen. Endlich hatte er es geschafft, die Schnüre zu lösen. „So, fertig“, sagte er leise. „Danke“, antwortete sie ebenso leise und drehte sich wieder zu ihm um. Verlegen senkte er den Blick, er traute sich gerade nicht, ihr in die Augen zu sehen und um ja nicht wieder ihren Ausschnitt anzustarren, richtete er seinen Blick auf den Fußboden. Sein Herz raste immer noch und er spürte, dass seine Wangen glühten. „Tja, dann werde ich mich auch mal wieder umziehen. Die Hose wird langsam eng...“ April, die ebenfalls den Blick auf den Boden gerichtet hatte, hob nun den Kopf und sah ihn mit geröteten Wangen halb verlegen, halb fragend an. Fireball bemerkte ihren Blick und erst da fiel ihm auf, dass man seine Worte durchaus zweideutig verstehen konnte. „Ähmm, ich... ich meine, weil ich so viel gegessen hab. Die ganzen Pommes und Brezeln und gebrannten Mandeln, und... und das Bier... und nicht weil...“, stammelte er. „Oh man“, seufzte er ergeben, mittlerweile tiefrot im Gesicht. Da half nur noch die Flucht. „Ich geh' jetzt lieber. Bis morgen!“, sagte er hastig und verließ rasch ihr Zimmer. „Ja, bis morgen“, murmelte sie noch als er den Raum schon längst verlassen hatte. Nachdem sich Fireball eine geschlagene Stunde in seinem Bett immer wieder von der einen Seite auf die andere gewälzt hatte und doch keinen Schlaf finden konnte, beschloss er aufzustehen. Seine Gedanken kreisten unentwegt um April. Dieser seltsame Tonfall, indem sie gesagt hatte, er würde gut aussehen in den Lederhosen. War das Flirterei? Und wie ihre Augen ihn angefunkelt haben, den ganzen Tag schon. Ihre übermütige Umarmung, als er ihr den Stoffhasen geschossen hatte. In der Geisterbahn hatte sie sich die ganze Zeit ängstlich an seinen Arm geklammert, und im Riesenrad freudig ihre Hand auf sein Bein gelegt, als sie von ganz oben in der Ferne Ramrod entdeckt hatte. Hin und wieder hatte sie im Getümmel auf dem Oktoberfest sogar nach seiner Hand gegriffen, zwar unter dem Vorwand, damit sie sich nicht verlieren würden, aber trotzdem... Irgendwie hatte er das Gefühl, dass sie ihn vorhin in ihrem Zimmer nicht abgewiesen hätte, wenn er einen Annäherungsversuch unternommen hätte. Es kam ihm beinahe so vor, als hätte sie sogar darauf gewartet, dass er einen Schritt auf sie zu machte. Fireball seufzte. Und er Idiot musste peinlicherweise ungewollt zweideutig von seiner zu engen Hose anfangen. Er könnte sich gerade selbst in den Hintern treten, hoffentlich würde sie ihm das nicht übel nehmen und hoffentlich würde sich nochmal solch eine Gelegenheit ergeben, dann würde er seine Chance nutzen und ihr sagen, was er für sie empfand. Der Rennfahrer seufzte erneut und fuhr sich mit der Hand über die Augen, dann schlug er die Decke beiseite, zog sich schnell ein T-Shirt über und schlich leise zum Kommandoraum. In einer halben Stunde war Mitternacht, und vielleicht konnte er vom Fenster aus das Feuerwerk sehen, das jede Nacht um Punkt Zwölf vom Oktoberfest stattfand. Er stand einige Minuten am Fenster und beobachtete die bunten Lichter des Riesenrads und einigen anderen hohen Karussells, die sich deutlich vom dunklen Nachthimmel und den umliegenden Gebäuden absetzten. Irgendwann vernahm er leise Schritte, die sich ihm näherten. Sein Herz begann schon wieder schneller zu schlagen, und in seinem Bauch kribbelte es, als er ihre schlanke Gestalt wahrnahm, die sich dicht neben ihm an das große Panoramafenster stellte. Aus den Augenwinkeln sah er, dass sie nur ein kurzes und tief ausgeschnittenes Nachthemd trug. „Kannst du auch nicht schlafen?“, fragte sie leise. „Ja“, antwortete er einsilbig, den Blick stur geradeaus aus dem Fenster gerichtet weil er sonst fürchtete, sich nicht mehr beherrschen zu können und ihr das viel zu kurze Nachthemd vom Körper reißen zu wollen, sobald er sie direkt ansah. „Gibt es nicht gleich um Mitternacht ein großes Feuerwerk?“, fragte sie leise. „Hmmm“, brummte er zur Antwort. April drehte ihm den Kopf zu und schaute ihn etwas irritiert an. Irgendwie war die Stimmung seltsam zwischen ihnen beiden, das spürten sowohl April als auch Fireball deutlich. Schweigend standen sie ein paar weitere Minuten am Fenster, bis es Mitternacht war und das Feuerwerk begann und den Kommandoraum von Ramrod in ein zuckendes Licht- und Schattenspiel tauchte. „Ist alles in Ordnung? Du bist so still?“, fragte April irgendwann und wandte ihm wieder den Blick zu. Nun schaute er sie an und verlor sich direkt in ihren großen blauen Augen, die durch das Feuerwerk noch mehr zu funkeln schienen und ihn besorgt ansahen. „Ja, es ist nur...“, begann er, aber er fand keine Worte mehr, sein Kopf war auf einmal wie leergefegt, obwohl seine Gedanken rasten. Das hier wäre die perfekte Gelegenheit, aber wie sollte er ihr sagen, dass er sie liebte wo sie doch seine beste Freundin war und sie sich auch schon so lange kannten? Setzte er damit nicht ihre Freundschaft auf's Spiel? Und was wäre, wenn er sich nur etwas eingebildet hatte, und sie doch nicht mehr als nur einen guten Freund in ihm sah? Das wäre ziemlich blamabel für ihn, wie sollte es dann zwischen ihnen weitergehen, konnten sie dann überhaupt noch befreundet sein? Fireball rutschte das Herz immer tiefer in die Hose. Er senkte den Blick, seufzte leise und fuhr sich mit der Hand durch das strubbelige Haar. „Was ist los, Fireball?“, fragte April nun etwas drängender, sie klang beinahe besorgt. Sie drehte sich zu ihm und legte zögerlich ihre Hand auf seine Schulter. Fireball zuckte bei dieser kleinen Berührung kaum merklich zusammen. Jede Faser seines Körpers verzehrte sich nach ihr wenn sie ihn berührte, diese Frau schaffte es wirklich, ihn in den Wahnsinn zu treiben. Er seufzte erneut. Sein Herz hämmerte mittlerweile so heftig in seiner Brust, dass er Angst hatte, sie könnte es hören. Wortlos griff er nach ihrer Hand, die auf seiner Schulter ruhte, und als er spürte, wie sie sofort ihre Finger mit seinen verschränkte, fasste er neuen Mut. Er nahm ihre Hand fester in seine, führte sie an seine Lippen und küsste sie zärtlich auf die Innenseite ihres Handgelenks. April ließ es ohne Gegenwehr geschehen. Fireball drehte sich nun ebenfalls zu ihr und sah ihr tief in die Augen. Ihre Wangen waren leicht gerötet, ihre Lippen vor Überraschung über seine Zärtlichkeit halb geöffnet und ihr Blick haftete intensiv an seinem. Der Anblick ihres Dekolletés, das sich unter ihren aufgeregten Atemzügen deutlich sichtbar hob und senkte, ließ seine Knie zu Wackelpudding werden. Langsam hob er seine andere freie Hand, legte sie auf ihre Wange und strich sanft mit seinem Daumen über ihre weichen Lippen. In diesem Moment schloss sie genießerisch die Augen. Das war das Zeichen, das er brauchte. Entschlossen trat er noch näher an sie heran, drückte unbewusst ihre Hand, die er immer noch festhielt, beugte sich leicht vor und küsste sie zärtlich auf den Mund. Ehe er den Kuss wieder lösen konnte, entzog ihm April ihre Hand, nur um rasch ihre beiden Arme um seinen Hals zu schlingen und ihren Körper dicht an seinen zu schmiegen. Fireball keuchte kurz überrascht auf, als er ihre weiche Brust an seinem Oberkörper spürte. Es fühlte sich so gut an, viel besser als in seinen unzähligen Träumen von ihr. Mutig geworden legte er seine Arme um ihre schmale Taille, drückte sie noch näher an sich, knabberte liebevoll an ihrer Lippe und bat mit seiner Zunge um Einlass. April seufzte leise und ließ ihn gewähren. Sie war ihm so nah, dass er ihren schnellen Herzschlag durch ihr Nachthemd fühlen konnte. Spätestens jetzt konnte er nicht mehr klar denken. Fireball ließ sich nur noch von seiner Leidenschaft leiten und seiner lange unterdrückten Sehnsucht nach eben dieser Frau, die er jetzt gerade endlich im Arm halten durfte. Seine rechte Hand glitt weiter hinunter, fordernd griff er ihre Pobacke und presste ihr Becken fest an sich. Seine Lippen verließen ihre, und langsam zog er eine Spur aus heißen Küssen über ihren Hals hinab über ihre zarte Haut am Dekolleté bis zu der verlockenden Stelle zwischen ihren Brüsten. Mit seiner Zungenspitze spürte er die Gäsehaut, die seine Liebkosungen auf ihrer Haut verursachten. „Oh, Fire“, keuchte April und krallte sich mit beiden Händen in seinem Haar fest. Sein Name aus ihrem Mund ließ ihm einen heißen Schauer über seinen Rücken laufen. Schwer atmend küsste er sie erneut auf die Lippen, griff nach ihrem Bein und hob es an, sodass April verstand und es um ihn schlang. Beide stöhnten gleichzeitig leise auf, als er seine Erregung an ihrer empfindlichsten Stelle rieb. Plötzlich spürte er, wie April von ihm abließ, sie ließ ihr Bein sinken und zog auch ihre Arme wieder zurück. Verwirrt und immer noch schwer atmend schaute er sie an. War er ihr zu nahe getreten? Ging es ihr zu schnell? War er zu ungestüm vorgegangen? Doch ehe sich das Gefühl der Enttäuschung in ihm breit machen konnte, lächelte sie ihn verführerisch an und griff nach seiner Hand. „Komm' mit“, hauchte sie. Fireball nickte hastig, er konnte immer noch nicht glauben, dass sich sein sehnlichster Wunsch, seine geheimsten Träume endlich erfüllen würden. Selig grinsend folgte er ihr mit schnellen Schritten in ihr Schlafzimmer und warf die Tür hinter sich ins Schloss. 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