Mit Liebe Gekocht von tobiiieee (One-Shot-Sammlung) ================================================================================ Kapitel 20: Zwei kurze Erzählungen, die irgendwie zusammengehören, aber nicht zusammenhängend erzählt werden ------------------------------------------------------------------------------------------------------------ „Cheru?“, rief Sephiroth aus der Küche, als er diese startklar gemacht hatte. „Hm?“, kam es aus dem Wohnzimmer. „Komm mal her.“ „Komm du her, wenn was ist“, erwiderte Genesis trocken. Sephiroth musste unwillkürlich kurz auflachen; dass Genesis nicht auf ihn hören würde, hatte er schon geahnt. Also verließ er die Küche und ging zu seinem Mann, der lesend auf dem Sofa im Wohnzimmer saß. Dieser sah nicht einmal auf, als er sagte: „Ich lasse mich nirgendwo hin ordern, das weißt du.“ „Stimmt“, räumte Sephiroth ein. „Ich hatte vor, dich heute in unsere Küche einzuführen.“ Genesis sah ihn wie vor Schock versteinert durch seine Lesebrille an. „Ich koche nicht“, sagte er am Ende. „Heute schon“, meinte Sephiroth souverän. „Es sei denn, du hast keinen Hunger.“ Genesis sah ihn immer noch schockiert an. Schon sein ganzes Leben lang war er bekocht worden – von seinen Eltern, von den Shin-Ra-Kantinenköchen, von Sterne- und Chefköchen, zuletzt von Sephiroth – und die Vorstellung, sich nun selbst versorgen zu müssen, war ihm zuwider. „Komm schon“, bat Sephiroth. „Nur heute. Das macht Spaß, vertrau mir.“ Immer noch die pure Skepsis und blanken Horror im Blick, legte Genesis die Brille ab und das Buch beiseite, stand auf und kam mit seinem Mann in die Küche. Es war einer der gemütlicheren Abende, den Sephiroth mit Genesis verbrachte. Das Licht der Schirmlampe auf Genesis‘ Nachttisch, der ansonsten mit Notizblöcken, Stiften und Büchern übersät war, warf sanfte Schatten gegen die Wände ihres Schlafzimmers. Draußen war es dunkel; Banora ruhte. Sephiroth beobachtete seinen Gatten liebevoll beim Lesen; auch beim Wählen der Farbe für die Lesebrille hatte er Stil bewiesen – das recht breite Gestell war tiefgrün. Die blauen Augen hinter den schmalen Gläsern huschten hin und her, vertieft in eine Geschichte über Verrat, Sex, Meuchelmord, Macht* – nur das Wort „Shin-Ra“ fehlte. Der seit Neuestem wieder muskulöse nackte Brustkorb, der unter der Decke hervor lugte, hob und senkte sich regelmäßig. Die helle Haut am Hals wirkte in diesem dunkelgelben Licht besonders einladend. Dieser Gedanke versetzte Sephiroth innerlich ein paar Stunden zurück; Genesis war dabei gewesen, über das Gemüse zu wachen und darin zu rühren, als Sephiroth der unbändige Drang überkam, die Kupferhaare beiseite zu schieben und den freigelegten Nacken zu küssen – woraufhin Genesis meinte, er müsse sich konzentrieren und habe keine Zeit für so etwas. Sephiroth grinste. „Sag mal“ – Er wartete, bis Genesis‘ Augen zum Stillstand kamen – „wann hast du eigentlich vor, auch mal allein nur für mich zu kochen?“ „Das einzige, was ich dir jemals vorsetzen werde, ist ein Dummapfel“, erwiderte Genesis, ohne ihn anzusehen. „Ich werde diesen Tag sehnsüchtig erwarten“, meinte Sephiroth, weiterhin grinsend. „Du könntest ja gleich zu den Apfelbäumen runtergehen und einen ganz frischen pflücken.“ Jetzt sah Genesis ihn tatsächlich an. „Rein theoretisch könnte ich jetzt auch in die Küche gehen, in den Obstkorb greifen, einen Dummapfel herausnehmen, wieder herkommen und ihn dir anbieten – könnte, aber ich bin jetzt mit diesem Buch beschäftigt.“ „Buch vor Ehe?“, fragte Sephiroth schelmisch. „Jederzeit.“ „Heißt das, irgendwelche Heterosexszenen zu lesen erfüllt dich mehr, als mit deinem schwulen Ehemann zu schlafen?“ Wieder sahen sich die beiden Männer an, Genesis diesmal milde überrascht. „Das hab ich nicht gesagt.“ „Warum legst du dann das Buch nicht weg?“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)