Your Name von TheOnlyOne ================================================================================ Kapitel 9: Kapitel 9 -------------------- Kapitel 9   Noch einmal betrachte ich mich im Spiegel. Eigentlich ist meine Frisur die selbe, doch die Dame im Friseursalon hat die offenen Haarströhnen mit dem Lockenstab bearbeitet. Schwarze Wellen fließen von meinem Kopf herab als wäre es flüssige Seide. Mit kleinen Haarnadeln hatte die Frau es sogar geschafft, meine oberen Haare zu seiner Blume zusammenzustecken. Staunend betrachte ich das Gesamtkunswerk. Den perfekt verblendeten Lidschatten, den Hauchdünnen Eyeliner oder die sanften Pfirsichtöne auf meinen Wangen. Alle Achtung! Meine Augen finden noch einmal die Uhr auf meinem Nachtschränkchen. Kurz vor zwölf. Ich habe also nur noch eine halbe Stunde Zeit bis Taki mich abholt, damit wir zu Saya können. Mit Grauen betrachte ich die prall gefüllten Wäschekörbe in dem kleinen Flur. Ob Schleifchen für die Autos, Utensilien für die späteren Hochzeitsspiele, Hochzeitszeitungen und den ganzen Kleinkram die die Braut den ganzen Tag über benötigt, alles findet sich in den zahlreichen Wäschekörben wieder.Warum nur hatte sich Saya für eine europäische Trauung entschieden? Das alles ist doch nur eine Schikane für jeden Trauzeugen. Ein Glück hat Taki das Auto  seines Vaters für heute bekommen, sonst hätten wir alles mit den öffentlichen Verkehrsmitteln transportieren müssen. Mit einem tiefen Seufzter sinke ich zurück aufs Bett. Ich greife nach meinem Glas Wasser und genehmige mir einen großzügigen Schluck. Abwesend schwenke ich das Wasser im Glas hin und her während ich ich das rosane Ballkleid auf dem Kleiderbügel betrachte. Es ist wohl einer der heißesten Tage dieses Jahres und ausgerechnet heute ist Sayas Hochzeit. Wenn ich jetzt schon ins Schwitzen komme, wie wird es dann wohl Saya mit ihrem alles andere als dezentem Kleid ergehen. Amüsiert über den Gedanken schmunzle ich.   . .   Wieder schaue ich auf die Uhr. 12:18 Uhr. Ich habe also noch knapp 10 Minuten. Wenn diese vedammte Ampel mehr wie drei Autos durchlassen würde, wäre ich schon längst da. Ich schalte den Motor aus und krame mein Telefon aus der Hosentasche. Ein verzweifelter Emoji ziert nun mein Foto dass ich Mitsuha gerade vom Stau zusende.   Mitsuha ♥        12:19   Das sieht aber sehr erfolgsversprechend aus ;-) Keine Panik, wir haben Zeit genug ♥   Ich muss lächeln. Ich lege mein Handy beiseite und motiviere die Ampel endlich grün zu werden. Als hätte ich telepathische Fähigkeiten, springt die Ampel auf Grün. Erleichtert atme ich auf, als ich Mitsuhas Viertel erreiche. Schon jetzt nehme ich mir vor, nie wieder das Auto in Tokio zu benutzen. Glücklicherweise bekomme ich schnell einen Parkplatz vor Mistuhas Haus. Noch einmal wage ich einen Blick auf die Uhr. 12:38 Uhr. Zwei zu spät aber es hätte definitiv schlimmer ausgehen können. Hastig steure ich ihre Wohnung an. Kaum steckt ihr Wohnungsschlüssel im Schloss, reißt sie mir schon die Tür auf. Erschrocken stehe ich wie eine Salzsäule da und während ich mir Mitsuha näher betrachte, stockt mir der Atem. Sie sieht wunderschön aus. Ihre langen Haare fallen an ihr hinab wie ein Wasserfall. Oh Man ich steh auf lange Haare. Selbst das Kleid, obwohl sie es zunächst überhaupt nicht mochte, aber Saya hat darauf bestanden, sieht toll an ihr aus. „Hallo Liebling.“, begegnet sie mir mit butterweicher Stimme. Noch immer halten meine Finge den Schlüssel in der Hand, mit der Absicht die Tür aufzusperren. Erst als Mitsuhas Blick sich auf seltsame Weise verändert bemerke ich, dass ich sie immer noch stumm anstarre. Sofort bringe ich mich wieder in Form  bevor ich ihr die Aufmerksamkeit schenke die ihr zusteht. „Hallo.“, entgegne ich ihr, bevor ich meine Arme um sie lege und sie küsse. Mitsuha schenkt mir ein scheues Lächeln während sie nochmal das Revers meines Sackos zurechtrückt. „Können wir los?“, frage ich. Mitsuha nickt mir zu und wir fangen an, alles in das Auto meines Vaters zu räumen.   . .   Vor Sayas und Teshis Wohnung kann ich schon die feierlichen Blumengirlanden erkennen. „Und die Zwei haben das jetzt wirklich traditionell westlich gemacht?“, unterbricht Taki meine Grübeleien. Ich nicke. „Ja, soweit ich weiß hat Saya Teshi sogar auf die Couch seines Kumpels verbannt. Denn die Braut vor der Hochzeit zu sehen würde ja Unglück bringen.“  „Verrückt.“, gibt Taki schmunzelnd zurück. Atemlos klopfen wir an Sayas Tür. Einen kleinen Augenblick später steht auch schon Sayas Mutter an der Tür. „Ach hallo Mitsuha.“ „Guten Tag Frau Natori.“, gebe ich scheu lächelnd zurück. Überraschender Weise nimmt mich Sayas Mutter in ihre Arme und drückt mich fest an sich. Zaghaft erwidere ich ihre Umarmung. Was ist denn jetzt los? „Liebes, verzeih. Es ist nur, ich habe dich schon so lange nicht mehr gesehen und du siehst so wunderschön aus.“ Sayas Mutter scheint aufgeregt. Kein Wunder. Ihre jüngste Tochter verlässt sozusagen das Nest. „Schon gut. Es freut mich dass es Ihnen gefällt. Saya hat es ausgesucht.“ Und als hätte man vom Teufel gesprochen, höre ich Sayas Stimme vom anderen Ende des Flurs. „Mitsuhaaaaa!“ Au weia! Ich kenne den Tonfall. Irgendetwas passt Saya ganz und gar nicht. Taki schenke ich ein entschuldigendes Lächeln, bevor ich ihn mit Frau Natori alleine lasse. Als ich das Wohnzimmer betrete muss ich mir heftig auf die Zunge beißen um nicht gleich loszulachen. Da sitzt Saya nun, versteckt in einem Berg aus Tüll und Spitze. „Was hast du denn gemacht?“, frage ich leise, um mein Lachen zu unterdücken. Der wütende Wattebausch hüpft zu meiner Belustigung auf dem Sofa auf und ab. Okay, Saya dreht definitiv gerade durch. „Mitsuha, Gott sei Dank du bist endlich da. Ich wollte eben meine Schuhe anziehen, aber du siehst es ja selbst. Ich komme nicht dran. Und zu allem Überfluss ist mein Schleier jetzt noch verrutscht. Bitte sag mir dass du das wieder hinkriegst.“ Saya sieht mich mit großen Augen an, fast als würde ein kleines Kind seine Mutter anbetteln. Ich gönne mir einen tiefen Atemzug um mein Zwerchfell zu beruhigen und lächle Saya sanftmütig entgegen.   . .   Als ich endlich einen Parkplatz für gefunden habe, lasse ich mich mit einem tiefen Seufzer in den Sitz sinken. Noch einmal klappe ich die Sonnenblende runter um zu schauen, ob meine Haare noch genau so aussehen wie vor einer Stunde. Ein paar Strähnen nach rechts, ein paar andere nach vorne und fertig. Ich schnappe mein Sacko von der Rückbank und mache mich auf den Weg zur Kapelle. Von weitem erkenne ich schon Mitsuha. Sie steht immer noch da, wo ich sie eben rausgelassen habe. Auch Teshi kann ich erkennen. Wow, der hat sich ja ganz schön rausgepuzt. Als ich ankomme reicht mir Teshi seine Hand und begrüßt mich. Unglaublich, dass selbst er mal aus der Ruhe zu bringen ist. „Okay Jungs, ich würde mal sagen wir gehen rein. Sonst macht Saya mir noch vor dem Ja-Wort die Hölle heiß.“ Wir lachen. In dem Moment als das Brautauto vorfährt stehle ich mir einen letzten Kuss von Mitsuha bevor ich mit Teshi reingehe.   . .   Die letzte Minute vergeht in quälender Langsamkeit. Auch ich lasse mich nun von Sayas Aufregung anstecken. Dann ertönen die zarten Töne des Klaviers und zwangsläufig bin ich dir erste die den Raum betritt. Obwohl ich ganz genau weiß, dass die Blicke der Menschen nicht auf mich gerichtet sind, fühle ich mich fast selbst als Braut, denn Taki mustert mich mit einem derart verträumten Blick, dass mir kaum etwas anderes übrig bleibt. Mein Herz schlägt mit jedem weiteren Schritt höher und als ich ihn endlich erreiche, legt er schützend seinen Arm um meine Taille. Die Sängerin stimmt die ersten Zeilen des Liedes an und Saya betritt den Raum. Augenblicklich bin ich wieder im Hier und Jetzt. Mein Blick wandert zu Teshi. Meine Mundwinkel heben sich, als ich das zarte Glitzern um seine Augenpartie wahrnehme. Unglaublich, ich habe ihn noch nie so erlebt. Doch wenn ich Saya so ansehe, habe ich auch Mühe die Tränen zu unterdrücken. Schon als Teenager wusste ich dass die Beiden zusammengehören. Und jetzt werden sie sich tatsächlich das Ja-Wort geben. Andächtig beobachte ich die meine besten Freunde bei ihrem wohl wichtigsten Tag im Leben. Ich muss weinen, lachen und klatschen. Die Trauung ist selbst für mich ein Achterbahnfahrt, denn der Pfarrer kommt nicht daran vorbei unsere Geschichte zu erzählen. Für einen kurzen Moment sehe ich zu Taki. Seine Erinnerungen gehen wohl auch zu eben diesem Tag zurück. Schließlich war es der Tag, an dem er mir das Leben rettete. Der Tag an dem er mir gestand, dass, obwohl wir uns eigentlich nie persönlich kennenlernten, er mich liebt. Ich drücke seine Hand ein wenig fester und errege seine Aufmerksamkeit.   . .   Ein Blick reicht vollkommen um zu wissen, dass Mitsuha genau das Gleiche denkt. Der Gedanke, dass wir gemeinsam hier sind und die Hochzeit von Teshi und Saya feiern, die Mitsuhas Schicksal teilten, erfüllt mich mit unfassbarem Glück. Ich bemerke kaum, dass die Trauung sich dem Ende neigt. Erst als lauter Beifall ausbricht, kann ich mich aus der Trance befreien und richte meinen Fokus auf die Schöne Frau in meinen Armen. Zu den sanften Tönen des Klaviers verlassen wir schließlich die Kapelle um das firsch gebackene Brautpaar zu beglückwünschen. Vom Baumstamm durchsägen bis hin zum Herz dass beide mit einer stumpfen Nagelschere aus einem weißen Laken schneiden müssen ist alles dabei. Und zu guter letzt zerrt Saya Mitsuha aus meinen Armen zu den anderen Jungesellinnen damit Saya endlich ihren Brautstrauß loswird. Ich schnaube amüsiert. Ich sehe Mistuha ihre Unlust deutlich an und kann erkennen, dass sie sich nach hinten schleicht, als Saya ihr den Rücken kehrt.   „Unglaublich, dass du den Blumenstrauß gefangen hast.“, sagt Sayas ältere Schwester. Mitsuha betrachtete das gute Stück mit Argwohn. „Ja, ich hatte wohl wahnsinniges Glück.“, entgegnet Mitsuha sarkastisch. Sie hat Sayas Wurfkünste eindeutig überschätzt. Noch jetzt muss ich bei dem Gedanken Lachen. Aber schon damals war Saya im Sportunterricht eine totale Niete. „Naja einen Mann hast du ja schon mal an deiner Seite.“ Sayas Schwester deutete zu mir, doch ich lasse mir nichts anmerken und studiere gespielt die Getränkekarte.   Im Laufe des Abends beginne ich zu verstehen, warum Mitsuha den schön drapierten Haufen Grünzeug so verflucht. Sayas Schwester  ist nicht die Einzige. Fast im Minutentakt werden wir darauf angesprochen. Unvermeidlich, wohl die zweideutigen Anspielungen, dass ich Mitsuha doch einen Antrag machen solle. Unauffällig bringt Mitsuha das gute Stück schließlich zu einem der Kellner um ihn ins Wasser stellen zu lassen. Beim Zurückkommen bemerke ich ihre Erleichterung. „Das ist kein Segen, sondern ein Fluch.“, sagt sie angetrengt und lässt sich in den Stuhl fallen. Ich biete ihr meine Schulter und ziehe sie zu mir. Mein Daumen streicht über ihre Schulter. „Du wirkst müde.“, stelle ich fest. „Hmm. Es war auch ein langer Tag.“ „Willst du aufs Zimmer?“ „Guter Gott nein. Weißt du was Saya mit mir anstellen würde?“ Ich muss auflachen, denn ich kann es mir nur all zu gut vorstellen.   Nach dem Essen beginnt endlich der lebhaftere Teil der Feier. Nachdem Mitsuha mich systematisch abgefüllt hat, bin ich von der Tanzfläche nicht mehr wegzudenken. Ob es gut aussieht? Keine Ahnung. Wohl eher nicht. Aber das ist mir egal. Denn ich habe nur Augen für Mitsuha, die mit kindlicher Freude im Gesicht um mich rumtänzelt. Ihre Müdigkeit ist vollkommen verflogen. Erst als schon die ersten Schweißtropfen unsere Stirn benetzen, legen wir eine Pause ein. „Sag mal, wie machen die das?“, frage ich Mitsuha amüsiert.   . .   Ich sehe ebenfalls zur Tanzfläche, wo Saya und Teshi bereits seit Stunden pausenlos am tanzen sind. Ich lache. „Ich habe keine Ahnung.“ Ich öffne die feinen Riemchen meiner Sandalen und erlöse mich von den schmerzenden Fußsohlen. „Aber es war ein wundervoller Tag.“, bemerke ich. Taki stimmt wortlos zu. Noch eine Weile sitzten wir nur da und schauen dem Ehepaar beim Feiern zu. Langsam überkommt mich die Müdigkeit. Selbst der bestellte Espresso kann meine Zellen nicht mehr beleben. „Willst du gehen?“, fragt Taki und holt mich bereits aus meinem Halbschlaf. Ich nicke halbherzig. „Dann komm.“ Er hält mir seine ausgestreckte Hand entgegen, die ich dankbar ergreife. Saya verabschiedet sich noch einmal mit einer überschwänglichen Umarmung und zahlreichen Küssen auf meine Wange von mir. Auch Teshi schließt mich noch einmal herzlich in seine Arme. „Danke für den tollen Tag, Mitsuha.“ „Gern geschehen.“, flüstere ich ihm ins Ohr. „Taki ist wirklich ein feiner Kerl. Kein anderer hätte dich mehr verdient.“ Ich lasse von Teshi ab und sehe ihm nochmal ins Gesicht. Sein Ausdruck wirkt ernst. Ich ziehe ihn noch einmal zu mir. „Danke.“ Mit diesen Worten verabschieden wir uns schließlich.   Im Hotelzimmer angekommen, schäle ich mich halbherzig aus dem Kleid und lasse mich einfach nur noch in das kuschelige große Bett fallen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)