Leichtsinn ist kein Mut von Swanlady (KagaKuro | Wichtelgeschichte) ================================================================================ ■ one ■ ------- „Guten Morgen!“, begrüßte ihn eine enthusiastische Kinderstimme, als die Tür des Busses aufglitt. Noch bevor er etwas erwidern konnte, streckte der kleine Junge ihm die Hand entgegen, in der er eine Spielfigur hielt, die schon bessere Zeiten gesehen hatte, wenn man die verblassten Farben näher betrachtete. „Schau mal, was ich habe!“ Ein wissendes, sanftes Lächeln zupfte für einen Sekundenbruchteil an Kurokos Mundwinkeln, ehe er gemächlichen Schrittes aus dem Bus stieg. „Guten Morgen, Masaru-kun“, sagte er, den Blick anschließend auf die zwei Personen richtend, die hinter Masaru standen. „Guten Morgen, Coach. Guten Morgen, Senpai. Die Figur kommt mir bekannt vor.“ Kaum ausgesprochen, durfte Kuroko beobachten, wie sich Hyuuga Junpeis Schultern anspannten. Er schob sich die Brille zurecht und räusperte sich. „Ich habe keine Verwendung mehr für das alte Ding“, erklärte er so gelassen wie möglich. Als Kuroko einen kurzen Blick mit Riko austauschte, bemerkte er, dass sie sich das Grinsen verkniff. Früher hätte Hyuuga niemals eine seiner wertvollen Kriegsherr-Figuren hergegeben, außer wenn er einen Korbwurf vermasselte, doch nun hatte er Toyotomi Hideyoshi seinem Sohn anvertraut, der, wenn man den funkelnden Augen glaubte, restlose Begeisterung für die Sammelfigur zeigte. „Steig bitte ein, Masaru-kun“, bat Kuroko und trat zur Seite, um den Jungen durchzulassen. Der Kindergartenbus hatte noch andere Kinder abzuholen, weshalb er sich nicht allzu lange mit seinen alten Schul- und Teamkameraden unterhalten konnte. „Pass gut auf ihn auf, hörst du?“, verlangte Riko streng, wie sie es jeden Morgen tat. „Das werde ich“, versprach Kuroko. „Wir sehen uns, Kuroko“, verabschiedete sich Hyuuga und Riko winkte Masaru zu, der die Treppenstufen hinauf hüpfte und nun versuchte, den Busfahrer mit seinem Spielzeug bekanntzumachen. Kuroko verbeugte sich höflich vor seinen Freunden und stieg wieder ein. Die Tür hinter ihm schloss sich mit einem zischenden Geräusch und die Abholung der jüngsten Kindergartengruppe konnte weitergehen. Eine knappe Stunde später hielt der Bus vor seinem letzten Ziel – dem Kindergarten. „Endstation“, teilte er den fünfzehn Kindern mit, die er beim Aussteigen akribisch zählte, um zu verhindern, dass eines von ihnen versehentlich im Bus blieb. Dank seiner Beobachtungsgabe hatte Kuroko zwar stets einen sehr guten Überblick über die Rasselbande, aber er war nicht erpicht darauf, mit dem Zorn einiger Eltern konfrontiert zu werden, sollte ihm ein Anfängerfehler unterlaufen. Die Hyuugas waren nicht die Einzigen, die penibel darauf achteten, dass ihr Kind die bestmögliche Aufsicht erhielt. Routiniert versammelte Kuroko die Gruppe in der Eingangshalle, nachdem sich alle beim Busfahrer für seine Arbeit bedankt hatten. Die Eltern, die ihre Kinder persönlich in den Kindergarten brachten, wünschten ihm einen guten Morgen und geduldig reihte sich Kuroko ein, um alle Kinder, die er abgeholt hatte, in das Anwesenheitsregister einzutragen. Nachdem dies erledigt war, überprüfte er, ob alle Kinder ihre Schuhe gewechselt hatten und reichte die von den Eltern eingesammelten Büchlein, die dazu dienten, Nachrichten auszutauschen oder wichtige Informationen zu notieren, an seine Kollegin weiter. Während er darauf wartete, dass sich sämtliche Kinder aufstellten, um den Tag im Kindergarten mit dem Marsch in den Grünen Saal – alle Räume hatten ihre spezifische Farbe – zu beginnen, tauchte Masaru an seiner Seite auf. „Wieso muss Hiyoshi im Schränkchen warten?“, fragte er anklagend. Kuroko konnte nicht sagen, ob ihn die tiefe Furche zwischen den Augenbrauen mehr an Hyuuga oder Riko erinnerte. „Hideyoshi“, korrigierte er mit ruhiger Stimme. Die Frage, ob Masaru sich den langen Namen nicht merken konnte, oder zu viel Zeit mit seinem Lieblingsonkel Kiyoshi verbrachte, verschob er auf später. „Er muss dort warten, weil heute Dienstag ist. Weißt du, wann ein Spielzeug von Zuhause mitgebracht werden darf?“ „Freitag“, grummelte Masaru. „Richtig. Am Freitag kannst du Toyotomi Hideyoshi deinen Freunden zeigen, aber heute wird er auf den Schrank und deine Sachen aufpassen. Einverstanden?“ Einige endlose Sekunden lang ließ sich Masaru diesen Plan durch den Kopf gehen und bekräftigte ihn schließlich mit einem zögerlichen Nicken. Er wirkte zwar nicht zufrieden, kündigte aber schon im nächsten Moment überzeugt an: „Er wird alle Einbrecher kaputtmachen!“ „Davon bin ich überzeugt“, erwiderte Kuroko ohne eine Miene zu verziehen und wies anschließend die gesamte Gruppe an, den Eingangs- und Umkleidebereich nicht länger zu blockieren. Es war an der Zeit, mit den morgendlichen Aktivitäten zu beginnen. Zu diesem Zeitpunkt ahnte er noch nicht, dass Toyotomi Hideyoshi zwar Einbrecher in die Flucht schlagen, aber nicht vor anderen Katastrophen bewahren konnte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)