Verrat von Hinarika ================================================================================ Kapitel 1: toxisch ------------------ Es ist eine toxische Mischung, die sie antreibt. Trauer, Wut, Verzweiflung. Und Hass. Das giftigste Gefühl überhaupt trübt ihren Blick, wie sie es noch nie zuvor in ihrem Leben erfahren hat. Sie spürt nichts anderes mehr. Ihre neuen Gegner haben schnell dazu aufgeschlossen, dass sie sie in blindem Zorn angegriffen hat und selbst wenn es drei wären und nicht zehn, hätte sie in ihrem Zustand keine Chance mehr. Es ist allein hassbedingtes Adrenalin, das es ihr erlaubt zwei ihrer Gegner niederzustrecken, bevor der Dritte ihr die Waffe aus der Hand schlägt und seine eigene Klinge an ihre Kehle legt. „Dafür wirst du bezahlen.“ Es kostet sie alles, überhaupt noch stehen zu bleiben, aber sie streckt ihr Kinn dennoch stolz nach vorne, der drohenden Klinge entgegen. „Deine Männer haben meinen Teamkameraden ermordet. Sie haben bekommen, was sie verdient haben!“ Mörderischer Zorn blitzt in seinen Augen auf und er hebt seine Klinge, um sie zu töten. „Dann bekommst du jetzt auch, was du verdienst!“ Ihr Blick verschwimmt und sie fragt sich relativ gleichgültig, ob er sie töten wird, bevor ihr Bewusstsein sie verlässt. Doch in derselben Sekunde schließt sich eine Hand um den Arm, der die Klinge führt, die ihr Leben bedroht. „Was soll das hier werden?“ Der Shinobi, der sich ihr Ableben zweifellos in bunten Farben ausgemalt hat, dreht sich aufgebracht zu seinem dunkelhaarigen Kameraden um, der ihn wirkungsvoll von der Erfüllung seiner Fantasien abhält. „Sie hat fünfzehn meiner Männer getötet!” „Ja, und du wirst ihnen gleich nachfolgen, du Schwachmat! Weißt du nicht, wer sie ist?!“ Zornige Augen richten sich zurück auf sie. „Es ist mir scheißegal, wer sie ist!“ Aber sein Kamerad lässt ihn nicht los. „Es sollte dir aber nicht egal sein! Das ist Sakura Haruno!“ Sie sieht noch wie ihr Gegner auffallend schnell erblasst, aber dann trübt ihr eigenes Blut, das über ihre Stirn rinnt, ihren Blick. „Scheiße! Woher sollte ich das wissen?“ „Ihre Haare haben dir keinen Hinweis gegeben?“ So faszinierend sie dieses Gespräch auch findet und so sehr es ihr widerstrebt, sich ihnen auszuliefern, sie kann nicht mehr. Ihr Bewusstsein schwindet und am Ende ist sie doch dankbar dafür, denn es nimmt den Schmerz mit sich. Ihr Köper sackt haltlos zu Boden und beendet die Diskussion der beiden Männer. „Was machen wir jetzt mit ihr?“ „Wir nehmen sie mit. Zünde alles andere an und bete, dass uns das Konoha ein wenig länger vom Leib hält.“ . . . Sie erwacht mit unerträglichen Schmerzen, die keinen Zweifel daran lassen, dass sie noch am Leben ist. Aber es ist die Erinnerung an ihren Teamkameraden, die ihr heiße Tränen in die Augen treibt. Sie blinzelt sie fort und fokussiert sich stattdessen auf ihre Umgebung. Sie haben ihr etwas über den Kopf gezogen und ihre Arme gefesselt. Irgendeine ihrer unfreiwilligen Bekanntschaften hat sie über seine Schulter geworfen und das verstärkt den drückenden Schmerz in ihrem Bauch nur noch. Mit einer dunklen Vermutung schließt sie die Augen und konzentriert ihr Chakra auf ihren eigenen Körper und findet schnell, was sie sucht: Zu ihren zahlreichen äußeren Verletzungen, hat sie auch Innere davongetragen. Ein Riss an ihrer Milz füllt ihren Bauchraum mit Blut und verringert ihre Überlebenschancen mit jeder Minute, die ohne Behandlung erfolgt und sie hat selbst nicht mehr die Kraft zu versuchen sich zu heilen. Der Mann, der sie trägt, bleibt abrupt stehen und seine plötzliche Anspannung ist in seiner Körpersprache klar spürbar. Doch ein Ton von einer neuen Stimme und sie spürt dieselbe Anspannung in dreifachem Ausmaß. „Ich hatte eigentlich erwartet, dass du mit mehr lebendigen Männern zurückkommen würdest. Was ist passiert?“ „Sasuke-sama-“ Sie hat genug gehört. Sie zieht mit einer Bewegung das Messer aus dem Gürtel des Mannes, der sie trägt, stößt ihr Knie gegen seinen Brustkorb und während er unter dem Schlag einknickt, entkommt sie seinem Halt, durchtrennt die Fesseln an ihren Händen und reißt sich den Stoff vom Kopf. Die schummrige Beleuchtung macht es ihren Augen leicht, sich anzupassen, aber der dunkle Blick, der ihrem begegnet, ist der zweite emotionale Schlag in den Magen an diesem Tag. „Sasuke.“ Wenn man jemals Emotionen in seinen Gesichtszügen erkennen würde, dann wäre es in diesem Moment wahrscheinlich Überraschung. „Sakura.“ So wenig er sie auch erwartet hat, ihre Fassungslosigkeit ihm nach all den Jahren ausgerechnet hier gegenüberzustehen ist größer. Doch dann folgt die Erkenntnis, dass er für den Tod ihres Teamkameraden verantwortlich ist und das verstärkt den Schmerz in ihrem Inneren in einem Ausmaß, das sie nicht für möglich gehalten hat. Während sie darum ringt unter der Last ihrer Verletzung aufrecht stehen zu bleiben, wandert Sasukes Blick zu dem Mann, der sich unter ihrem Schlag längst wieder aufgerichtet hat. „Was hat das zu bedeuten?“ Das Unbehagen, dass die Miene des Oto-nin zeichnet, kommt kaum von ihrem schwach ausgeführten Schlag. „Es war ein Versehen-“ Seine diplomatische Wortwahl lässt die letzte Sicherung in ihrem Kopf durchbrennen und wenn sie noch genügend Energie hätte auch nur einen Schritt nach vorne zu machen, würde sie die Waffe in ihrer Hand nur zu gerne benutzen. „Ein Versehen?! Der Mord an meinem Teamkameraden war also ein Versehen?!“ Sie würde das Zucken, das den Körper ihres Entführers sichtbar bewegt, gerne sich zuschreiben, aber es liegt wohl eher an dem dunklen Rot, das die Augen des letzten Uchiha markant verfärbt, als er zurück zu ihr sieht. „Was?“ Das einzelne Wort bricht als drohendes Zischen über seine Lippen, aber so sehr ihr Verstand auch darum ringt, zu den Offenbarungen dieses Tages aufzuschließen, ist sie sich einer Sache dennoch sicher: Sie fürchtet ihn nicht, auch wenn sie das vielleicht sollte. Denn die Erkenntnis, dass sie ihn nach all den Jahren nicht mehr kennt, schreit ihr förmlich ins Gesicht. Sie streckt ihr Kinn stur nach vorne und hält seinen Blick furchtlos. Sie hat keine Chance ihn oder seinen Anhänger anzugreifen, aber sie will zumindest, dass er die Verachtung in ihrem Blick sieht. „Deine dreckigen Lakaien haben meinen Teamkameraden ermordet!“ Etwas verfärbt seinen Blick erneut, aber dieses Mal hat es nichts mit seinem Bluterbe zu tun. „Naruto?“ Die Frage hängt für einen Moment zwischen ihnen, während sie versucht aus seiner Reaktion schlau zu werden. Schließlich zwingt sie eine Antwort über ihre Lippen und sie hasst den schwachen Unterton in ihrer Stimme, die in diesem Moment nicht mehr als ein Flüstern ist. „Nein.“ Er sieht sie noch einen Moment an, bevor eine mörderische Warnung in seinen Augen aufblitzt, als er sich erneut dem Oto-nin zuwendet, der sie hereingebracht hat und alleine mit ihnen in der großen Halle zu sein scheint. „Habe ich mich nicht klar ausgedrückt?“ Der Mann senkt demütig den Kopf. „Doch, Sasuke-sama.“ „Wer?!“ Der Mann zuckt erneut, bleibt aber stumm. „Ich will wissen, wer sich über meinen Befehl hinweggesetzt und diesen Angriff befohlen hat!“ Als der Shinobi weiterhin stumm bleibt, wandern seine blutroten Augen zurück zu ihr. „Sakura?“ Aber die schöne Medic-nin verschränkt lediglich die Arme vor dem Oberkörper und presst ihre Lippen aufeinander, um stumm klar zu machen, dass sie ihm rein gar nichts verraten wird. Sein Bluterbe erlischt und die pechschwarzen Augen ihres ehemaligen Teamkameraden mustern sie berechnend, während er einen Schritt auf sie zumacht. „Willst du nicht, dass der Mord deines Kameraden gerächt wird?“ Seine Stimme hat einen einladenden Unterton, der an ihm schlichtweg unheilverkündend wirkt und sie zaubert ein herablassendes Lächeln auf ihre Lippen. „Das habe ich schon selbst erledigt.“ Dieses Mal sieht er nicht mehr von ihr zurück zu dem Shinobi. „Wir unterhalten uns später.“ „Natürlich, Sasuke-sama.“ Sie spürt den Blick des Oto-nin auf sich, obwohl sie ihren früheren Teamkameraden keinen Moment aus den Augen lässt. „Soll ich jemanden für sie rufen lassen?“ „Sie bleibt hier.“ „Hai.“ Seine herrische Ansage lässt den gärenden Zorn in ihr überschwappen. „Einen Scheißdreck werde ich!“ Der Oto-nin verschwindet so schnell aus dem Raum, wie es ihm möglich ist, ohne zu rennen. Sasuke schenkt seinem Abgang keinerlei Beachtung und macht stattdessen einen Schritt auf sie zu. Sie bleibt an Ort und Stelle stehen, während er sich ihr nähert, aber als sie nur noch ein Meter voneinander trennt, stößt sie eine zischende Warnung aus. „Wag es bloß nicht mich anzufassen!“ Dass ihr Zorn nichts weiter als ein herablassendes Lächeln bei ihm hervorbringt, schürt ihren Hass, von dem sie nie gedacht hätte, dass sie ihn je für diesen Mann empfinden könnte. Diesen Mann, den sie einmal geliebt hat. Eine Emotion, für die sie sich in diesem Moment zum ersten Mal in ihrem Leben schämt, weil es ein Verrat an einem anderen Mann ist, den sie geliebt hat und dessen Blut genauso gut direkt an den Händen des Uchiha kleben könnte. „Ich hasse dich!“ Ihre Worte sind nur ein Flüstern, aber die Emotion die dahinter steckt ist so stark, dass ihr Blick erneut darunter verschwimmt. Vielleicht liegt das aber auch an den Verletzungen, die ihr von Minute zu Minute ihre letzten Kräfte weiter entziehen. Mit diesem Gedanken krümmt sich ihr Körper hustend nach vorne und sie mustert das Blut, das von ihren Lippen auf ihre Finger tropft mit einem zynischen Schmunzeln. Seine Bewegung lässt sie aufsehen, als er den Abstand zwischen ihnen mit einem weiteren Schritt überwindet. „Du bist verletzt?“ Obwohl sie zu ihm aufsehen muss, steht verachtende Herablassung in ihrem Blick. „Was glaubst du? Dass ich tatenlos zugesehen habe, wie deine Handlanger meinen Teamkameraden abgeschlachtet haben?“ Er sieht sie weiterhin an, aber sein nächster Ausruf gilt nicht ihr. „Holt mir Yamamoto! Sofort!“ Sie hört ein dumpfes „Hai, Uchiha-sama!“ von der anderen Seite der schweren Eisentür zu ihrer rechten und der blinde Gehorsam der Männer, die er zweifellos anführt, trägt in keinster Weise dazu bei, den Zorn in ihrem Inneren zu lindern. „Ich habe ein paar gute Medic-nin-“ Ihre Verachtung zieht ihre Mundwinkel nach oben, obwohl selbst diese minimale Bewegung schmerzt. „Was, so wie Kabuto?“ Sie kann in seinem Blick nicht das Geringste lesen, aber das ist schließlich nichts Neues. „Kabuto ist tot.“ „Die erste gute Nachricht dieses Tages.“ Aber das wiegt den Rest dieses Tages nicht auf und so sehr sie sich auch bemüht, der Spott in ihrer Stimme klingt bestenfalls schwach. „Du kannst es dir dennoch sparen, einen deiner Anhänger herzurufen. Ich würde lieber sterben, als mich noch einmal von einem deiner widerlichen Lemminge anfassen zu lassen!“ Ein erneutes Husten schüttelt ihren Körper und dieses Mal rinnt das Blut über ihr Kinn ihren Hals entlang und verleiht ihren Worten einen zynischen Zug. „Und das werde ich auch.“ „Seit wann bist du so melodramatisch?“ Seit einer deiner Anhänger meinen Verlobten vor meinen Augen ermordet hat. Aber sie würde lieber den mickrigen Rest ihrer verbleibenden Energie dafür aufwenden sich die Zunge abzubeißen, als ihm dies zu offenbaren. Stattdessen verschwendet sie ihre letzten Atemzüge darauf, ihm seine Zukunft auszumalen. „Mich mitzunehmen war das Zweitdümmste, was deine Handlanger heute tun konnten. Abgesehen davon einen Konoha-nin zu töten. Die Hokage selbst wird dafür euren Kopf fordern.“ Seine Augen sind so kalt und leer wie eh und je und seine Gefühllosigkeit, während sie vor Schmerz schreien könnte, schüren den gärenden Zorn in ihr, der mit der Wand in ihrem Rücken alles ist, was sie noch aufrecht hält. „Ich weiß bereits, dass du dich zur Musterschülerin gemausert hast.“ Obwohl ihr Blick warnend verschwimmt, sieht sie in die ungefähre Richtung seiner Augen und ihre Lippen zucken in dem schwachen Abklatsch eines Lächelns. „Ich bin die Tochter, die sie nie hatte. Sie wird dein Todesurteil persönlich unterzeichnen.“ Ihr Körper verliert den aussichtslosen Kampf schließlich und sackt kraftlos in sich zusammen, aber statt sie zu Boden fallen zu lassen, fügt er ihr eine weitere Demütigung zu, indem sich seine Hände um sie schließen und sie trügerisch sanft auf den harten Stein legen. Sie versucht es, aber ihre Lider weigern sich, sich noch einmal zu öffnen, doch sie zwingt schwache Worte über ihre Lippen. „Ich habe gesagt, du sollst mich nicht anfassen.“ „Wann habe ich schon jemals getan, was du gesagt hast?“ Sie wünscht, sie hätte seiner Arroganz noch irgendetwas entgegenzusetzen. Dass sie nicht ausgerechnet hier, zu den Füßen ihres ehemaligen Teamkameraden und umgeben von ihren Feinden, sterben würde. Aber vor allem wünscht sie sich, dass sie die Uhr um ein paar Stunden zurückdrehen könnte. Zu dem heutigen Morgen, an dem sie glücklich auf dem Rückweg von Suna nach Konoha war. An der Seite des Mannes, mit dem sie sich in den letzten Wochen eine gemeinsame Zukunft erträumt hat. Sein Gesicht erscheint in ihren Gedanken, wird aber schnell von der Stimme eines anderen Mannes verdrängt. „Sakura?“ Selbst, wenn sie wollte, sie könnte ihm nicht mehr antworten. Doch die Tatsache, dass sie vor ein paar Jahren nach alles dafür gegeben hätte, ihn noch einmal ihren Namen sagen zu hören und die Umstände, die sie in der Realität noch einmal zusammengeführt haben, treiben sengende Tränen in ihren Augen. Aber wenigstens diese Schwäche bleibt vor ihm verborgen und dann kommt endlich die Bewusstlosigkeit und nimmt den Schmerz mit sich fort. „Sakura!“ Er umfasst ihre Schulter und schüttelt ihren Körper, aber der mangelnde Halt, mit dem ihr Kopf von einer Seite zur anderen fällt, verrät zweifellos, dass sie nicht mehr bei Bewusstsein ist. Die Tür in seinem Rücken wird aufgestoßen und sein talentiertester Medic-nin fällt schnell neben ihm auf die Knie und hebt seine Hände, ohne auf Anweisungen zu warten. Braune Augen weiten sich, als er findet, was er sucht und statt mit seiner Heilung fortzufahren, öffnet er die Medizintasche neben sich und zieht verschiedene Instrumente heraus, von denen der Uchiha nur ein Skalpell erkennt. „Was hat sie?“ Yamamoto sieht nur einen Moment in die Augen seines gleichaltrigen Vorgesetzten, bevor er das Oberteil der jungen Frau vor sich nach oben schiebt und die blutverschmierte Stelle desinfiziert. „Was ihr Leben bedroht, ist ein Riss in ihrer Milz. Ihr ganzer Bauchraum ist voller Blut und das lässt sich nicht mehr einfach so heilen. Ich muss ihre Milz entfernen.“ Die Aussage lässt Sasuke einen unzufriedenen Blick auf die regungslosen Gesichtszüge seiner ehemaligen Teamkameradin werfen. „Hätte sie sich nicht selbst heilen können?“ „Das kommt darauf an, wie viel Chakra sie noch zur Verfügung hatte. Ich habe gehört, sie hat verzweifelt versucht ihren Teamkameraden zu retten und davor und danach einige unserer Leute erledigt.“ Der Uchiha nickt abwesend. „Es weiß also längst jeder, dass sie hier ist.“ In der Annahme, dass auf diese Aussage keine Antwort von ihm erwartet wird, führt der Medic-nin sein Skalpell an die helle Haut der jungen Frau, aber Sasukes Hand schließt sich hart um seinen Arm und zwingen ihn in die blutroten Augen seines Anführers aufzusehen. „Wag es nicht sie sterben zu lassen!“ . . . Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)