Verrat von Hinarika ================================================================================ Kapitel 5: enigmatisch ---------------------- Am nächsten Morgen Auf dem Fensterrahmen sitzend, nippt sie nachdenklich an einer Tasse Tee und starrt auf das Bett, das ihr keinerlei Antworten liefert. Sie ist alleine darin aufgewacht, aber das beantwortet ihre Frage nicht, ob sie auch die Nacht allein darin verbracht hat. Was sie mit Gewissheit weiß ist, dass sie ein zweites Mal in Sasukes Armen eingeschlafen ist, nachdem ihre Trauer und ihr Widerstand gegen seinen Halt den Rest ihrer Kraftreserven aufgezerrt haben. Verloren in ihre Gedanken und das erdrückende Gefühlswirrwarr, das sie ausfüllt, überhört sie das Klopfen an der Tür beinahe. Sie ignoriert es, ebenso wie die Wiederholung der Geste. Nach dem zweiten vergeblichen Versuch eine Einladung zu erhalten, verfolgt sie, wie die Türklinke nach unten gedrückt wird, bevor eine vertraute Gestalt den Raum betritt. Ihre Blicke treffen sich und sie zieht skeptisch eine Augenbraue in die Höhe. Abgesehen von der Nacht in der er hier war, um ihr Fieber zu behandeln, hat niemand außer Sasuke den Raum betreten, seit sie hier ist. Der Junge, der ihr jeden Tag ihr Essen bringt, hat nie einen Fuß über die Schwelle gesetzt. „Du bist der Medic-nin, dem ich es zu verdanken habe, dass ich diesem Debakel noch weiter aus erster Reihe beiwohnen darf.“ Sie setzt ihre Tasse ab und erhebt sich steif, um dem Shinobi auf Augenhöhe zu begegnen. „Erwarte keinen Dank für etwas, worum ich nicht gebeten habe.“ „Gomenasai. Ich habe geklopft-“ Seine scheinbar ehrliche Verlegenheit lässt sie schmunzeln. „Das habe ich gehört.“ Sie zuckt reuelos mit den Schultern. „Aber es ist schließlich nicht so, als würde meine Meinung hier irgendetwas zählen.“ Sie verfolgt misstrauisch, wie auf ihre Worte hin ein Lächeln Yamamotos Lippen verzieht, während er sie offen mustert. „Ich sehe, warum er dich mag.“ Es gibt nur einen er auf den sich diese Aussage beziehen kann, so absurd sie auch sein mag. „Behält er dich, weil ihn deine Wahnvorstellungen erheitern?“ Yamamotos Lachen halt durch den Raum. „Ich bezweifle, dass er mein vorlautes Wesen erheiternd findet.“ Aber statt auf seine Belustigung, konzentriert sie sich auf die Andeutung, die hinter Worten steckt. „Also schuldet er dir was.“ Angesichts seiner Berufsbezeichnung ist es nicht schwer, sich auszumalen, aus welchem Grund der Uchiha dem Medic-nin einen Gefallen schulden könnte. „Du hast sein Leben gerettet.“ Schlagartig ernüchtert, erkennt sie das vorsichtige Misstrauen, das jetzt in den braunen Augen liegt, als er mit den Schultern zuckt. „Ich habe ihn das eine oder andere Mal zusammengeflickt. Nichts, was außerhalb meiner Jobbeschreibung liegt.“ Ihr Schweigen verrät, dass sie bei weitem nicht glaubt, dass dies alles ist und sein Themenwechssel ist zu erwarten. „Lässt du mich deine Nähte sehen oder zwingst du mich, mit leeren Händen zu unserem charmanten Freund zurückzukehren?“ Ausnahmsweise kommt sie der Anfrage bereitwillig nach. Sie dreht sich zur Seite und hebt den Saum ihres Shirts an. Mit einer angemessen stoischen Miene, verringert Yamamoto den Abstand zwischen ihnen und mustert den verbliebenen roten Saum auf ihrer hellen Haut. „Wann hast du sie entfernt?“ „Vor einer Stunde.“ Der Medic-nin studiert die verbleibende Wunde einen Moment, bevor er ihre Arbeit mit einem knappen Nicken als fehlerfrei anerkennt. Ein humorloses Lachen verlässt seine Lippen. „Er wird mich umbringen.“ Sie hat ihre Nähte nicht entfernt, um ihm eins auszuwischen. Sie hat lediglich reagiert, als sie vorhin festgestellt hat, dass es Zeit ist sie zu entfernen. „Du musst es ihm nicht sagen.“ „Ich fürchte schon.“ Die Aussage bringt sie erneut zurück zu der Verbindung, die der Medic-nin mit ihrem ehemaligen Teamkameraden zu haben scheint. „Du hast ihm also das Leben gerettet. Was hat er getan, um deine Loyalität zu verdienen?“ „Er hat meins gerettet.“ Die knappe Antwort drängt ihr nur ein Dutzend weiterer Fragen auf, aber sie ahnt auch, dass es vergeblich sein wird sie zu stellen. Die nächsten Worte des Medic-nin bringen ihre Gedanken wirkungsvoll von weiteren Nachforschungen ab. „Der Verlust deines Verlobten tut mir sehr leid.“ Ihr Kopf ruckt zurück zu Yamamoto und sie ist so überrascht, dass sie viel zu spät daran denkt ihre Emotionen zu kaschieren. „Woher-“ „Ich habe den Ring gesehen, als ich dich operiert habe.“ Ihre Hand wandert unbewusst zu der Stelle, wo der Ring versteckt unter ihrer Kleidung über ihrem Schlüsselbein ruht. „Es ist in unserem Beruf üblich, ihn an einer Kette um den Hals statt am Finger zu tragen.“ Sie bleibt erneut stumm, aber er scheint keine Antwort zu erwarten. Sein Blick wandert an ihr vorbei und aus dem Fenster und für einen Moment scheint er sich in seinen Gedanken zu verlieren. „Ich weiß, es bedeutet dir vermutlich nicht viel, aber ich kann deinen Schmerz nachempfinden. Ich habe meine Verlobte unter ähnlichen Umständen verloren.“ Abgesehen davon, von ihrem ehemaligen Teamkameraden gefangen gehalten zu werden, ist Mitgefühl für einen Oto-nin zu empfinden so ziemlich das letzte, was sie je erwartet hätte. Doch seine Offenbarung schafft eine Verbindung zwischen ihnen, der sie sich trotz all ihrem Misstrauen nicht vollständig entziehen kann. Deshalb spart sie sich auch die Beileidsbekundung, die ohnehin nie dazu beiträgt, dass ein Verlust dieser Art weniger schmerzt. „Wurden die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen?“ „Nicht von mir.“ Dieses Mal liegt die Antwort in dem, was er nicht sagt und sie nickt knapp. „Daher also die Loyalität.“ • Nach Yamamotos Verschwinden dauert es nicht lange, bis die Zimmertür wieder aufgeht. Sie sitzt auf dem Fensterbrett und starrt auf das Dorf herab, dass ihr ein zweites Mal ihre Liebe gestohlen hat. „Du hast also deine eigenen Nähte entfernt.“ Missmutig und nicht in der Stimmung einen weiteren Streit zu provozieren, dreht sie den Kopf und begegnet Sasukes Aufmerksamkeit mit eigensinnigem Schweigen. Er macht einen Schritt auf sie zu und um nicht zu ihm aufsehen zu müssen, erhebt sie sich in einer fließenden Bewegung. „Lass es mich sehen.“ Obwohl sie dieses Mal ernsthaft mit ihrem Trotz ringt, funkelt er trotzdem in ihren Augen. „Wirst du mich wieder dazu zwingen, wenn ich deinem Befehl nicht folge?“ Während sie um ihre Beherrschung ringt, liegt in seinen Augen eine dunkle Warnung. „Vielleicht.“ Sie starren einander für einen unangenehm langen Moment an, bevor Sakura sie beide überrascht, indem sie ihr Oberteil so weit anhebt, dass auch er den roten Striemen sehen kann, der alles ist, was von ihrer Verletzung nach außen hin noch übrig ist. Doch er erwidert den Gefallen, als er seine Hand hebt und mit seinen Fingern kaum merklich über die gerötete Haut fährt. Das Keuchen, das über ihre Lippen bricht, erfolgt so abrupt, dass sie keine Chance hat es zu kaschieren. Ihre Blicke begegnen einander erneut, aber da er den Kopf gesenkt hat, um ihre Wunde zu inspizieren, sind sie einander noch näher als zuvor. Seine Finger ruhen immer noch auf ihrer Haut und als sie spürt, wie eine verräterische Gänsehaut anfängt ihren Körper zu überziehen, dreht sie ruckartig den Kopf zur Seite und senkt ihr Oberteil ab, um seiner Berührung zu entfliehen. Ihr Herz rast und in ihrem Kopf dreht sich alles. Aber während sie genau weiß, was das pochende Organ in ihrem Brustkorb aus dem Takt gebracht hat, hat sie Schwierigkeiten ihre Gedanken darauf zu fokussieren, was sie am meisten aufregt. Alles, was sie wollte war einer weiteren Auseinandersetzung zu entgehen. Sie hat nicht erwartet, dass er sie berühren würde. Es wäre gelogen zu behaupten, sie hätte nicht erwartet, dass seine Berührung etwas in ihr auslösen würde, aber das Ausmaß ihrer eigenen Reaktion zwingt ihr eine Erkenntnis auf, die sie gleichzeitig ängstigt und anwidert. Seine Stimme bricht die Stille zwischen ihnen, aber sie wagt es nicht den Kopf zu heben, um ihn anzusehen. „Yamamoto ist ein hervorragender Medic-nin.“ „Darum geht es hier nicht.“ Ihre Stimme ist das einzige, was sie nicht verrät, aber gleichzeitig jagt ein Zittern durch ihren Körper. Panik gewinnt die Oberhand in ihrem Gefühlschaos und verbreitet ein klaustrophobisches Gefühl in ihrem Körper, das ihre Augen schließlich doch zu seinen treibt. „Ich will hier raus.“ „Das hast du mehr als deutlich gemacht.“ Ihre Emotionen setzen ihren ganzen Körper innerlich in Brand und seine Gleichgültigkeit lässt keine Sekunde lang nach. Die Ungerechtigkeit ihrer Situation lässt sie beinahe schreien. „Es ist auch immer noch so. Aber im Moment meine ich, dass ich aus diesem verfluchten Zimmer raus will!“ Er mustert sie und sie zweifelt nicht, dass sich ein wilder Ausdruck in ihre Augen gemischt hat, der den Tumult in ihrem Inneren verrät. Doch sie hat weder sein Nicken noch seine Antwort erwartet. „Lass uns gehen.“ Er steht schon am Türrahmen und sie verweilt immer noch an Ort und Stelle. Erst als er sich zu ihr umdreht und abschätzend eine Augenbraue in die Höhe zieht, begreift sie, dass es ihm tatsächlich ernst zu sein scheint und sie durchquert den Raum in Sekunden. Die Hand bereits auf der Türklinke, findet sein Blick ihren. „Wenn du irgendetwas versuchst-“ „Werde ich nicht.“ Das Zucken der Muskeln um seine Mundwinkel könnte beinahe ein Schmunzeln sein. „Du bist immer noch eine miserable Lügnerin.“ Aber er öffnet die Tür dennoch. Trotz ihrer halbherzigen Zusicherung folgt sie ihm ohne den Ansatz eines Fluchtversuches durch die Gänge des Gebäudes. Sie ist nicht größenwahnsinnig genug sich einzureden, dass sie weiter als zehn Meter kommen würde, bevor er sie einholen würde. Aber sie prägt sich jeden Schritt, den sie machen, ebenso genau ein wie die Anzahl und die Position der Wachposten, die sie passieren. Bis Sasuke zwei hölzerne Flügeltüren aufstößt und sie einen Raum betreten, der sie für einen Moment jeglichen Fluchtplan vergessen lässt. „Das sollte dich eine Weile beschäftigen.“ Sie richtet ihren Blick von den deckenhohen Regalen, die bis auf den letzten Zentimeter mit Büchern gefüllt sind, widerwillig auf ihren Teamkameraden. „Du lässt mich hier?“ Er nickt in die Richtung eines Mannes, der neben der Tür in ihrem Rücken steht und dessen Anwesenheit sie bisher kaum bemerkt hat. „Kai wird aufpassen, dass du dich benimmst, während ich weg bin.“ Den Blick auf sie gerichtet, wendet er seine nächste Anweisung an seinen Untergebenen. „Lass sie nicht aus den Augen. Sollte sie Anzeichen machen, Fingerzeichen für das Jutsu des vertrauten Geistes zu schließen oder eine ähnliche Dummheit anzustreben, hast du die Erlaubnis sie auf jede erdenkliche Art davon abzuhalten.“ Seine Worte lassen sie hart die Zähne aufeinanderbeißen und sie dreht sich um, um ihrem ehemaligen Teamkameraden nicht die Genugtuung zu geben zu sehen, dass er sie schon wieder getroffen hat. Sie entfernt sich mit schnellen Schritten von den beiden Männern und hört so keines der Worte, die Sasuke in gesenkter Stimme unvermindert drohend an seinen Untergebenen richtet. „Wenn ihr etwas geschieht, während ich weg bin, werde ich dich persönlich dafür verantwortlich machen.“ „Hai, Sasuke-sama!“ • Vertieft in ein Medizinwerk, das fast fünfmal so alt ist wie sie selbst, nimmt sie das Knarren der Holztür unterbewusst zwar wahr, misst ihm jedoch zunächst keinerlei Bedeutung bei. Bis eine bekannte Stimme jeden Muskel in ihrem Körper streckt. „Sakura.“ Sie erhebt sich betont ruhig und wendet sich der anderen Kunoichi zu, deren Namen sie in den letzten Jahren mehr als einmal in Spionageberichten in Verbindung mit dem ihres ehemaligen Teamkameraden gelesen hat. „Karin.“ Der Blick der rothaarigen Kunoichi wandert abschätzend über sie. „Die Gerüchte sind also wahr.“ Ein herablassendes Lächeln verzieht ihre Lippen, als sie ihren Blick zurück zu Sakuras Augen hebt. „Sasuke hat sich ein neues Haustier angeschafft.“ Ihre Kiefer krachen ein zweites Mal so hart aufeinander, dass ein beißender Schmerz direkt in ihre Schläfen schießt. Sie hebt die Arme zur Seite und macht provozierend einen Schritt nach vorne. „Warum kommst du nicht hier rüber und sagst mir das noch einmal ins Gesicht?“ Auch in Karins Augen flackernd warnend ihr Temperament auf. „Du hast Glück, dass er angeordnet hat, dass dir niemand eines deiner kostbaren Haare krümmen darf.“ Die Aussage entlockt Sakura ein verächtliches Schnauben. „Wer ist hier der Hund, der seinen Meister fürchtet?“ Ihre Worte treiben Karin zwei Schritte nach vorne, bevor sich die Tür hinter ihr erneut öffnet und Sasuke offenbart. Seine gleichmäßigen Schritte tragen ihn in den Raum hinein und genau zwischen die beiden Frauen, aber sein Befehl gilt nur einer von ihnen. „Verschwinde, Karin.“ Obwohl ihre Augen Sakuras Blick noch einen Moment lang trotzig halten, fügt sie sich dem Befehl mit einem knappen Nicken und ohne Widerspruch. „Braves Hündchen.“ Sakuras Provokation lässt die andere Medic-nin noch einmal herumfahren, aber der Blick in Sasukes Augen veranlasst sie dazu wortlos den Raum verlassen. Die Tür fällt hinter ihr ins Schloss und Sasukes volle Aufmerksamkeit fokussiert sich auf Sakura. „Musst du dich mit jedem anlegen?“ Ihr Blick wandert von ihm zu der Tür und sie kräuselt angewidert die Oberlippe. „Sie hat mich als dein Haustier bezeichnet!“ Sie sieht zurück zu ihm und als seine Reaktion einmal mehr ausbleibt, fügt sie an: „Vielleicht solltest du ihr sagen, dass wir nicht miteinander schlafen.“. Seine Augenbraue wandert kaum merklich nach oben. „Wieso sollte ich das tun?“ „Damit sie sich ihre Eifersucht für die Frauen aufsparen kann, bei denen sie einen Grund dazu hat.“ Statt auf ihren Kommentar einzugehen, wirft er einen Blick auf die Bücher, die sich hinter ihr stapeln. „Willst du die alle mitnehmen?“ Immer noch genervt, verschränkt sie trotzig die Arme. „Solange du nicht willst, dass ich anfange deine Räumlichkeiten umzudekorieren.“ „Du kannst morgen wieder herkommen, wenn du willst.“ Das Angebot überrascht sie und Skepsis kräuselt ihre Stirn, obwohl sie die Emotion zu kaschieren versucht. „Ist das deine Vorstellung von einem Friedensangebot?“ Er ergreift einen Teil der Bücher, die sie aus den Regalen gezogen hat, sieht aber über seine Schulter zurück zu ihr, bevor er die Tür anstrebt. „Ich verstehe nichts von Frieden.“ „Da sind wir ausnahmsweise einer Meinung.“ Aber dennoch hat er es geschafft Oto in den letzten Jahren vor aller Augen zu verbergen. Doch auf den Gedanken folgt die Erinnerung daran, was sie seine Herrschaft gekostet hat und jeglicher Ansatz einer positiven Emotion verschwindet augenblicklich. . . . Am Morgen desselben Tages Sie schlafen gerade genug, um während ihrer Suche nicht zusammenzubrechen. Aber ein paar Stunden jede Nacht reichen nicht, um ihren Augen ausreichend Erholung zu gönnen. Jedes Blinzeln schmerzt und sie weiß, wenn sie nicht aufhört ihr Bluterbe überzustrapazieren, gefährdet sie auf Dauer ihr Augenlicht. Hinata sammelt das kühle Flusswasser in ihren Handflächen und führt es an ihre gereizten Augen, um das Brennen wenigstens für ein paar Sekunden zu lindern. Eine Hand auf ihrer Schulter veranlasst sie das kühle Nass fallen zu lassen und sie dreht sich seufzend zu Naruto um. Er mustert ihre Augenpartie besorgt. „Deine Augen-“ Sie nimmt einen tiefen Atemzug und zwingt sich auszusprechen, was sie schon seit Tagen weiß. „Es wäre besser, wenn mich ein anderer Hyuuga ersetzen würde-“ Doch er unterbricht sie augenblicklich. „Nein.“ „Naruto-“ Seine Finger fahren vorsichtig über die gereizte Haut unterhalb ihrer Schläfen und sie unterbricht sich, bevor die Geste sie ins Stottern bringt. „Schone deine Augen, aber bleib.“ Sie schluckt und schließt ihre Augen, um seinem Blick zu entfliehen und sich darauf zu konzentrieren, den nächsten Satz möglichst flüssig über ihre Lippen zu kriegen. „Ich bin dir so keine große Hilfe, Naruto.“ Eine Hand noch an ihrer Wange, lehnt er sich nach vorne und seine Stirn sachte gegen ihre. Die Geste stürzt ihr Herz bereits ins Chaos, aber es sind seine Worte, die ihr jegliche andere Option unmöglich machen. „Verlass mich du nicht auch noch.“ . . . In den frühen Morgenstunden in Oto „Wieso sagst du ihr nicht, warum du das hier tust?“ Die Tatsache, dass eine Antwort einmal mehr ausbleibt, hält Yamamoto nicht davon ab weiterzumachen. „Sie würde es verstehen.“ Er weiß, dass Sasuke sich nur zu einer Antwort herablässt, weil er nicht dafür bekannt ist von sich aus nachzugeben. „Das hier hat nichts mit ihr zu tun.“ Von seiner Seite aus ist ihr Gespräch damit beendet und der Uchiha wendet seine volle Aufmerksamkeit wieder dem Schloss der versteckten Tür zu, die sie vor einer Stunde nach wochenlanger Suche endlich entdeckt haben. Yamamoto verschränkt in seinem Rücken die Arme. „Du weißt, ich widerspreche dir nur ausgesprochen ungern, aber das Schiff ist davongesegelt, als sie hergebracht wurde und du dich entschieden hast sie hierzubehalten.“ Stille schiebt sich zwischen sie, während Sasuke die schwere Metalltür vor sich mustert, aber überraschenderweise lässt er sich zu einer zweiten Antwort herab. „Es war nicht wirklich eine Wahl. Sobald Konoha erfährt, dass wir immer noch hier sind, sind sie in zwei Tagen vor unseren Mauern.“ „Wenn du ihr die Wahrheit sagen würdest, würde sie dich vielleicht auch nicht bei der ersten Gelegenheit an eure gemeinsame Heimat verraten.“ Diese Analyse beschert ihm einen weiteren Blick über Sasukes Schulter. „Du solltest ihre Wunde versorgen, nicht ihr Seelenheil erkunden.“ Yamamoto ignoriert den Vorwurf mit einem Schulterzucken. „Angesichts dessen, dass sie von der besten Medic-nin unserer Zeit ausgebildet wurde, wäre sie vielleicht die beste Person für diesen Job.“ „Ist das deine Art mir zu sagen, dass du der Herausforderung nicht gewachsen bist?“ Ernst verzieht schlagartig die Züge des jungen Medic-nin. „Du weißt, ich werde alles tun, was in meiner Macht steht. Aber dazu gehört auch dir zu sagen, dass wir ihre Hilfe gebrauchen könnten, wenn du nicht zu stur wärst sie danach zu fragen.“ Dieses Mal erhält er eine Antwort, aber sie bezieht sich nicht auf seine Aussage. „Geh zurück. So wie ich den alten Bastard kenne, erwartet uns die eine oder andere tödliche Überraschung hinter dieser Tür.“ • Sie dreht den Ring an ihrem Hals abwesend zwischen ihren Fingern, während sie durch das Fenster auf die Lichter des Dorfes hinabsieht. Schlaf meidet sie in dieser Nacht und nach zwei Stunden vergeblicher Versuche, hat sie es schließlich aufgegeben und ist aus dem Bett an das Fenster geflohen. Tief in ihre Gedanken versunken, hört sie die Tür zu spät und trotz des spärlichen Mondlichts fällt Sasukes Aufmerksamkeit fast augenblicklich auf den Schmuck in ihrer Hand. „Du wolltest ihn heiraten.“ „Ja.“ Trotz der Zeit, die sie vor Jahren in einem Team miteinander verbracht haben, kennt sie nicht viele seiner Emotionen. Aber sie weiß, wie sein Zorn aussieht. Die Emotion blitzt in seinen Augen auf und verzieht seine Züge, wenn auch nur eine Sekunde lang. Dann wendet er sich von ihr ab und in seinem Profil sieht sie die blutende Wunde an seinem Nacken. Vier große Schritte tragen sie durch den Raum und zu ihm und sie streckt sich auf die Zehenspitzen, um die Wunde genauer unter die Lupe zu nehmen. Die verbrannten Ränder der Wunde lassen sie das Gesicht verziehen. „Warum hast du Yamamoto das nicht heilen lassen?“ „Weil es das nicht wert ist.“ Sie spart sich ihren Kommentar bezüglich seiner Überheblichkeit und hebt stattdessen die Hand. Es wäre besser, sie könnte die Wunde zuerst desinfizieren, aber sie weiß er wird ihr nie erlauben mehr zu tun, als sie zu heilen. Doch bevor sie ihre Hand über die Verletzung heben kann, schließen sich seine Finger um ihr Handgelenk und ziehen ihren Blick zurück zu seinem. „Vorsicht, Sakura. Du könntest noch den Eindruck erwecken, du würdest dich um einen Verräter sorgen.“ Statt seine Anspielung aufzugreifen, versucht sie ihre Hand aus seinem Griff zu ziehen. „Lass mich das heilen.“ „Warum solltest du?“ So verfänglich diese Frage ist, belässt sie es bei der einfachsten Antwort. „Ich habe einen Eid geschworen.“ Dieses Mal ist es tatsächlich ein Schmunzeln, das seine Lippen verzieht. „Ich glaube nicht, dass sich dieser Eid auch auf Verräter und Mörder erstreckt.“ Zumindest nicht auf Erstere, deshalb lässt sie genau diesen Teil außer Acht. „Ich habe dich nie einen Mörder genannt.“ Sie stehen so nah beieinander, dass sie seinen Atem mit jedem Wort auf ihrer Haut spürt. „Aber genau das bin ich.“ Sie entzieht ihm ihre Hand und dieses Mal lässt er sie. „Das sind wir alle.“ Sie verweilen in Schweigen, während sie seine Verletzung heilt, aber der hohe Kragen seines Oberteils ist ihr im Weg und sie greift nach der Knopfleiste an seinem Brustkorb, ohne näher darüber nachzudenken. Sie öffnet die oberen Knöpfe seines Hemdes, um sicherzugehen, dass die Wunde nicht noch tiefer geht, aber seine Hände schließen sich hart um ihre Handgelenke und ziehen ihren Blick zurück zu seinem. „Hat man dir nicht beigebracht nichts zu beginnen, von dem du nicht vorhast es zu Ende zu bringen?“ Die Anspielung entlockt ihr lediglich ein Augenrollen. „Du magst Gefallen daran gefunden haben mich zu schikanieren, aber wir wissen beide, dass du niemals derartiges Interesse an mir hattest.“ Doch die Art, wie er sie ansieht, lässt sie zugegebenermaßen nach einigen Sekunden nervös zur Seite wippen. „Du musst es immer auf die Spitze treiben, hn?“ Er senkt seinen Kopf so schnell, dass sie keinerlei Chance hat sein Vorhaben abzuschätzen. Als seine Lippen ihre berühren, weiten sich ihre Augen im vollen Ausmaß ihrer Fassungslosigkeit und seine schwarzen Pupillen verschwimmen vor ihrem Blick, bevor sich seine Lider senken und er sie wirklich küsst. Seine Zunge schiebt sich über ihre Lippen, bevor sie begreift, wie ihr geschieht. Er küsst sie nicht nur, er ergreift Besitz von ihr. Der Tumult an Emotionen, der mit seiner Berührung einhergeht, erstreckt sich bereits über ihren ganzen Körper, während ihr Kopf noch darum ringt zu dem Geschehen aufzuschließen. Das dumpfe Hintergrundgeräusch eines Pochens reißt sie endlich aus ihrer Starre und sie stößt ihn von sich. Ihre Hand legt sich über ihre brennenden Lippen und ihr Blick findet seinen, bevor ihr Kopf die Warnung aussendet, dass ihre Augen sie an ihn verraten werden. Ein lautes Klopfen an der Tür lässt sie zusammenzucken und ihr wird klar, dass es das war, was sie wahrgenommen hat. Sasukes Befehl hallt durch den Raum, ohne dass sein Blick ihren loslässt. „Verschwinde!“ „Sasuke.“ Yamamotos Stimme dringt durch das Holz und sein Tonfall verrät ihnen beiden, dass etwas nicht stimmt. Sasukes Blick hält ihren noch eine Sekunde, bevor er sich umdreht und mit raschen Schritten die Tür anstrebt. Sobald er sie jedoch aufreißt, fällt ihm Yamamoto beinahe in die Arme. Er stützt den Oto-nin instinktiv, aber sobald er seinen Brustkorb berührt, spürt er warmes Blut über seine Finger rinnen. „Sakura!“ Seine alarmierte Stimme treibt sie sofort an seine Seite, während er mit einer geschickten Bewegung die Tür zustößt und seinen Kameraden dann vorsichtig auf den Boden absenkt. „Sie woll-ten das… Buch.“ Sakura dreht den Lichtschalter um und das künstliche Licht offenbart das blutdurchtränkte Hemd des Medic-nin ebenso wie das Buch, das er fest umklammert in einer Hand hält. Sasuke nimmt ihm das Buch aus den Händen und legt es achtlos zur Seite, aber sein Blick sucht Sakuras. „Kannst du ihn heilen?“ Seine ehemalige Teamkameradin ist längst dabei die Verletzungen des anderen Shinobi zu analysieren. Obwohl sein Brustkorb auf den ersten Blick eine einzige klaffende Wunde zu sein scheint, sind es überwiegend oberflächliche Schnittwunden, die ihm zugefügt wurden. Bedrohlich ist lediglich die tiefe Stichwunde in seinem Unterleib. Ihr Chakra aktivierend untersucht sie die Verletzung und registriert erleichtert, dass keine Organe getroffen wurden. Mit dieser Einschätzung fürchtet sie nicht länger um sein Leben, aber seine Heilung ist dennoch ein Job für mindestens zwei Personen. Ihr Chakra arbeitet bereits daran die Stichwunde Stück für Stück zu schließen, als sie den Kopf hebt, um verspätet auf Sasukes Frage zurückzukommen. „Es wäre einfacher, wenn ich Hilfe hätte.“ Sein dunkler Blick liegt immer noch auf ihr. „Du musst es alleine schaffen.“ Sie weiß, dass er Yamamoto offensichtlich vertraut, aber die Aussage lässt sie dennoch die Stirn runzeln. „Hast du außer ihm keine anderen Medic-nin?“ „Keine, denen ich vertraue.“ Sie verzieht das Gesicht, aber es ist nicht aufgrund von Selbstzweifel; sie weiß, dass sie ihn auch allein heilen kann. Es ist das Wissen, was sie diese Heilung kosten wird: ihr ganzes Chakra. Und damit eine weitere Woche, bevor sie ihren Plan umsetzen kann, endlich von hier zu verschwinden. Ihre Heilung verlangt ihre volle Aufmerksamkeit und erlaubt es ihr nicht aufzusehen, als Sasuke sich zu Yamamoto vorbeugt, der kaum noch bei Bewusstsein ist. „Wer?“ Sie kennt keinen der Namen, die Yamamoto über seine Lippen zwingt, aber selbst wenn sie mit der Rachsucht des Uchiha nicht allzu vertraut wäre, wäre es nicht schwer sich auszumalen, warum er fragt. Sie sieht aus dem Augenwinkel dunkles Rot aufblitzen, bevor Sasuke sich geschmeidig erhebt und die Tür hinter ihnen einen Spalt weit öffnet und seine Worte an die Wache richtet, die dauerhaft am Ende des Flurs positioniert zu sein scheint. „Sag Karin und den anderen sie sollen mich am Osttor treffen.“ Immer noch nicht in der Lage aufzusehen, fokussiert sie einen Teil ihrer Aufmerksamkeit dennoch auf die Geräusche um sie herum, als Sasuke die Tür schließt und sich durch den Raum bewegt. Vertraute Klänge verraten ihr, dass er seine Waffen anlegt. Die tiefste Verletzung an Yamamotos Oberkörper verblasst unter ihrer Heilung gerade zu einem gezackten roten Fleck, als Sasuke neben ihr in die Hocke sinkt und dieses Mal sucht sie von sich aus seinem Blick, obwohl sie angesichts seines offensichtlichen Vorhabens bereits einen vertrauten Ärger fühlt. „Niemand kann hier reinkommen.“ Es ist seine Art ihr zu sagen, dass sie hier drinnen sicher ist und sie spart sich die Spitze ihn darauf hinzuweisen, dass sie in Konoha wesentlich sicherer wäre. Statt ihre Antwort abzuwarten, hebt er den verletzten Yamamoto vorsichtig hoch und legt ihn auf dem kleinen Sofa in einer Ecke des Raumes ab. Sie folgt ihm, um ihre Heilung fortzusetzen, aber sein Blick fängt ihren noch einmal ein. „Wenn ich nicht zurückkomme, wird er dir helfen von hier zu verschwinden.“ Sie erfasst die Bedeutung hinter seinen Worten in Sekunden und die Wut in ihrem Inneren wird schlagartig durch eine andere Emotion verdrängt und in diesem Moment ist es ihr egal, ob er es in ihrer Stimme hören kann. „Du lässt mich besser nicht allein hier zurück!“ Seine Augen wandern über ihre Gesichtszüge, aber seine Mimik lässt sie einmal mehr im Dunklen. „Ich komme wieder.“ Das leise Versprechen lässt ihren Atem stocken, doch dann dreht er sich um und lässt sie zurück. . . . Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)