Stille ist alles, was ich bin von SilverSerenity ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Stille ist alles was ich bin Die hellen vibrierenden Töne der Violine vermischten sich mit den klaren Tönen des Flügels. Jedes Mal, wenn Michiru mit Haruka spielte, tauchten sie zusammen in einen Strudel aus Licht und Farbe ein, der die Welt um sie herum auflöste. Berauscht von dem vertrauten Gefühl hob und senkte sich der Bogen zitternd über die weißen Seiten. Plötzlich mischte sich tiefe Dunkelheit in die hellen Klänge der Violine und des Klaviers. When you're alone, silence is all you see. When you're alone, silence is all you'll be Give me your hand and come to me. Erschrocken öffnete Michiru ihre Augen. Sie entdeckte Setsuna, die einen Wäschekorb in ihre Hüften gestemmt hatte. Unbemerkt, wie es ihrer Natur entsprach, ging sie durch das Wohnzimmer und hatte dabei unbewusst in die Melodie eingestimmt. Michiru unterbrach ihr Spiel und stand regungslos neben Haruka. Irritiert schaute Haruka zu Michiru. „Habe ich etwas falsch gemacht?“ Energisch schüttelte Michiru ihren Kopf und legte ihre Geige zu Seite. Setsuna bemerkte nicht, dass die Musik verstummt war. Versunken sang sie weiter. When you are here, music is all around. When you are near, music is all around. Open your eyes, don't make a sound. Setsuna bemerkte nicht, wie ihr Michiru folgte. Erst als sie den Wäschekorb abstellte und sich dem Ständer zudrehen wollte, bemerkte sie ihre beste Freundin. Setsuna zuckte zusammen. „Michiru, du hast mich zu Tode erschreckt!“ „Setsuna, sing für uns!“, forderte Michiru plötzlich und griff nach Setsunas Händen. „Was?“ „Bitte Setsuna, sing für uns!“, flehte Michiru. „Aber ich kann nicht singen!“, beteuerte Setsuna verwirrt und ihre Stimme ließ keinen Zweifel an ihrer Überzeugung. „Ich habe dich grade singen hören!“ Nachdenklich legte Setsuna ihren Kopf schief und verzog ihren Mund. „Manchmal singe ich für mich. Ich habe nicht bemerkt, dass ich laut gesungen habe.“, erklärte sie. In ihren Augen glänzte das Bild einer Erinnerung. „Du singst wundervoll! Ich flehe dich an! Nur einmal! Ich wünsche es mir zum Geburtstag.“ Setsuna hinterfragte nicht, dass Michirus Geburtstag erst in einem Monat war. Das ungewohnte Flehen reichte ihr, um den Ernst hinter Michirus Bitte zu erkennen. Setsuna stimmte zu. Als die Klänge des Klaviers und der Violine erneut den Raum erfüllten, schloss Setsuna ihre Augen. Bisher hatte sie immer für sich gesungen. Sie brauchte die Sicherheit der Dunkelheit. Konzentriert ließ Michiru den Bogen über die Seiten schweben. Ihre Augen ruhten auf Setsunas Silhouette. Diese begann leise zu singen. When you're alone, silence is all you'll know. When you're alone, silence is all you'll know. Let in the noise and let it grow. Die Schwere in Setsunas Stimme drang tief in Michirus Herz. Sie verließ mit ihr den Raum. Er löste sich auf und wich dichtem Nebel. Mit jeder Silbe wurde Setsunas Gesang lauter. Sie selbst war jene Lautstärke, die gegen die Stille in ihrem Herzen ansang. Der Nebel der Zeitzonen, der nach Setsuna krallte, wurde von ihrer Stimme im Zaun gehalten. Michirus Herz zog sich schmerzend zusammen. When you're alone, silence is all you see. When you're alone, silence is all you'll be Give me your hand and come to me. Setsunas angestrengten Gesichtszüge brachen auf. Ihre Hand hob sich und reckte sich dem Nebel entgegen. Endlich öffnete sie ihre Augen. Ihre dunkelroten Augen fixierten einen unsichtbaren Traum, der von ihrer Stimme besangen wurde. Michiru konnte hören, wie ihre Stimme versuchte das Licht anzulocken. Es mit jeder Oktave liebkoste. When you are here, music is all around. When you are near, music is all around. Open your eyes, don't make a sound. Die tieftraurige Stimme überwand die Mauern des Hauses und erfüllte die leeren Straßen. Haruka erwachte aus der Trance ihres Spiels, ohne es zu unterbrechen. Zeitgleich mit Michiru fragte sie sich, wen Sailor Pluto vor sich sah. Wem galt ihr Gesang. Die melancholische Stimme schwoll zu einem mitreisenden Strom aus unausgesprochener Sehnsucht an. Let in the shadow, let in the shadow, Let in the light of your bright shadow. Let in the shadow, let in the shadow. Let in the light of your bright shadow. Setsunas singender Mund verformte sich zu einem Lächeln. Sie hatte das vertraute Wohnzimmer längst verlassen. Vor ihren Augen Tanzte ihr geliebtes Licht. Let in the light. Let in the light. Nur für sie – Sailor Pluto - tanzten die silbernen Lichtpunkte in dem dichten Nebel der Zeit. Die warmen Lichter ließen das Lachen erklingen, das sie immer am Leben erhalten hatte in der Stille und Einsamkeit der Zeitzonen. Let in the light of your sweet shadow. Michiru spürte wie heiße Tränen über ihre Wangen auf das Holz ihrer Violine tropften. Haruka und sie kannten das Schicksal ihrer Gefährtin. Wie sie selbst, hatte ach Setsuna alleine auf ihrem Posten gewacht. Isoliert von der Welt voller Geräuschen und Emotionen. Sie und Haruka hatten das Leben aus Stille und Einsamkeit längst überwunden. Mit hoher und ruhiger Stimme sang Setsuna die letzten Strophen. Ihre Augenlider senkten sich, als das Licht erstarb und sie die Dunkelheit und Stille erneut umfing. Michiru fühlte, dass ihr Violinenspiel nicht mehr zu ihr durchdrang. When you're alone, oh, Silence is all you know. Silence is all, Silence is all around. Weder Michiru noch Haruka rührten sich, als der letzte Ton erstarb. Michiru blinzelte die Tränen fort, während ihre Augen auf Setsuna ruhten. Diese erwachte aus der Stille und strich sich verlegen eine Strähne fort. „Ich muss noch Wäsche aufhängen.“, sagte sie entschuldigend. Ohne Blickkontakt zu suchen, stieg Setsuna die Treppen mit schnellen Schritten hinauf. Michirus Körper bebte, als sie ihrer besten Freundin nach sah. Wie hatte sie all die Jahre Setsunas Aura übersehen können. „Deshalb wolltest du das sie singt?“, fragte Haruka. „Nein... ich hatte keine Ahnung. Setsuna...!“, flüsterte Michiru und begann zu weinen. Die Einsamkeit, die Setsuna zurückgelassen hatte schnürte sich um ihre Seele und drückte erbarmungslos zu. „Geh ihr nach! Ich spüre doch, dass du zu ihr willst!“ Erschrocken drehte sich Michiru zu Haruka, die sie zuversichtlich anlächelte. „Ich liebe sie auch!“ Eine Ewigkeit stand Michiru vor Setsunas Tür. Ihre Hand ruhte zitternd über der metallenen Klinke. Michirus Herz brüllte ihren Verstand an. Sie wollte in das Zimmer voller Schwärze stürmen und für Setsuna das erlösende Licht sein. Doch war sie Licht genug? Resignierend wandte sich Michiru ab. Als Michiru die Treppen hinabstieg, glitt Setsuna weinend an ihrer Zimmertür hinab. Das Licht, welches durch den Türspalt geschienen hatte, erlosch. Vertraute Stille umhüllte die Kriegerin der Zeit. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)