The Deficiency von Fandalite ================================================================================ Kapitel 1: Chapter 5 -------------------- Ax´ Gedankenstimme klang ernst und tonlos. "Mir ist vollkommen egal was er ist. Viel wichtiger: Was verdammt noch mal macht dieser Kerl hier?" Kräftig holte ich aus und trat so fest ich konnte gegen einen Heuballen. Nicht wirklich befriedigend, aber auf jeden Fall ein Ventil. "Dieses verfluchte Ding hat unseren Plan vermasselt und wo zum Teufel stecken Lou und Issrin? Sie sollten schon längst hier sein aber sind jetzt über eine Viertelstunde zu spät, schon wieder! Seit Tagen kommen die zwei ständig zu spät zu den Treffen und sind nie da, wenn man sie braucht. Tobias!" "Sub-Visser?" Harkte ich nach und guckte jetzt nicht mehr nur wütend, sondern auch noch verwirrt zum Dachbalken hoch. "Ich hab immer geglaubt, sie fliegen für Visser Drei und das Klingenschiff?" "Ja, wenn sie ü b e r h a u p t noch kommt" "Hey immer mit der Ruhe Xena. Dein Plan ist ziemlich in die Hose gegangen, ja aber sieh es ein: Er war s c h l e c h t und das einzig Coole daran waren von Anfang an sowieso nur die Geparden, na ja, das heißt, wenn an einer absolut dämlichen mies geplanten Ruckzuck-Selbstmordaktion überhaupt irgendwas cool sein kann, also schieb´ den Mist nicht auf Issrin, okay? Ich meine ich will ja nicht ablenken, aber mal ehrlich Leute: Dieses Ding hat blaues Fell, vier Beine, zwei Arme und keinen Mund… Sicher bin ich nicht der Einzige, der die Ähnlichkeiten bemerkt hat, deshalb meine Frage an Ax: Was weißt du über diese Garatrons?" "Wow, Marco. Der erste kluge Kommentar des Tages! Hat´s wenigstens wehgetan?" Ätzte ich. Konnte gleichzeitig aber auch nicht abstreiten, dass er leider recht hatte. "Körperliche Ähnlichkeiten haben nicht immer etwas mit naher Verwandtschaft zu tun, Marco. Es gibt zum Beispiel Beutelmäuse, die normalen Spitzmäusen sehr ähnlich sehen, aber im Gegensatz zur normalen Spitzmaus Beuteltiere sind. So ähnlich könnte es auch mit Andaliten und Garatrons sein. Rein theoretisch müssten sie nicht mal vom selben Planeten stammen." Bot Cassie hilfsbereit an. Cassie. Sie konnte schlechte Simmung nicht ausstehen und war die geborene Friedensstifterin. Einer von vielen Gründen, warum sie schon in der Grundschule meine beste Freundin geworden war. Genau deshalb liebte ich sie: Weil sie es meistens irgendwie schaffte, einem den Tag zu retten, ganz egal wie schlimm es war. Wie gesagt meistens, aber nicht diesmal. "Sorry, Cassie aber ich hab grade Ax gefragt, also?" Ax sagte immer noch nichts, nur sein Körper versteifte sich bei der Frage. Gut hörbar für alle stieß er Luft aus und seine Schwanzspitze zuckte. Eindeutig ein Zeichen, dass er die Frage nicht mochte. Mich interessierte das aber nicht im Geringsten. "Was ist l o s Ax?!?" Zischte ich ungeduldig. "Okay du weißt also n i c h t s. Warum sagst du das nicht gleich?" Wieder etwas ruhiger aber noch weit weg von entspannt ging ich vor einem Käfig voller Baby-Eichhörnchen auf und ab. "Das heißt also w i r wissen auch rein gar nichts über diese Dinger und das ist schlecht für uns. Wenn wir nämlich nicht wissen, wo ihre Schwachstellen sind und wie wir sie fangen können, können wir sie auch nicht töten." Eine zweite Gedankenstimme unterbrach plötzlich wie aus dem Nichts unsere Diskussion und kurz darauf schwebte auch schon eine Wildgans zum Scheunenfenster herein. Eine Kanadagans um genau zu sein. Extrem ausdauernde Flieger und einer von Lous ersten Morphs. "Hey, Lou, Issrin! Schön, dass ihr auch noch kommt. Ihr habt den ganzen Spaß verpasst, also ihr wisst schon das Gemetzel, ein Tänzchen mit den Hork-Bajirs, den Kampf, das Blut und das alles." Mit schiefgeneigtem Kopf sah Issrin zu Marco hinüber, während sie sich zurückmorphte und lange Mädchenbeine sich aus dem kleinen Vogelkörper herausschälten. Rotbraune lockige Haare. Ein anthrazitgraues Morphingdress mit hübschen schwarzen Seitenstreifen das unter den ganzen braunen Federn zum Vorschein kam. Eigentlich war es ja ein zweiteiliger ultrasporlicher Laufanzug mit langen Ärmeln und Hosenbeinen, der aus hoch funktionalem, schnell trocknendem Elastik-Material bestand und zusammen mit Issrins Anzug die dasselbe Modell in Schwarzgrau für ihren Menschenmorph hatte, hatte es mich ein kleines Vermögen gekostet sie zu besorgen, aber erstens hätte ich es echt nicht länger mit meinem Gewissen vereinbaren können, Lou noch einen weiteren Tag in Jakes ausgebeulten uralt Jungenleggings herumlaufen zu lassen, zweitens war es meine Wiedergutmachung für Issrin gewesen, weil ich am Anfang ziemlich gemein zu ihr war und drittens war es, auch wenn ich mehr als die Hälfte meines monatlichen Taschengeldes dafür verbraten hatte, ein absolutes Sonderangebot. Nimm zwei zum Preis von einem. So betrachtet wäre es also eher mehr Geldverschwendung gewesen etwas anderes in einer wesentlich schlechteren Qualität zu kaufen. Leider verstand das niemand von meinen Freunden, aber mit Mode und günstigen Gelegenheiten kannte ich mich aus. Mittlerweile auch mit Kämpfen . Kurz: Wenn Marco der Stratege war und Jake der Anführer, dann war ich ein Experte, wenn es darum ging den Yirks kräftig in den Hintern zu treten und eine Schwachstelle zu finden, wo es ihnen am meistn wehtat. Leider ging es hier aber nicht nur darum einfach fest genug zuzuschlagen, Marco hatte null Durchblick und Jake war nicht da. Er besuchte zusammen mit seinem Dad irgendeinen Verwandten in einer anderen Stadt, mit dem ich nicht das geringste zu tun hatte und würde noch für mindestens zwei Tage weg sein. Viel zu lange um die Hände einfach in den Schoss zu legen und gar nichts zu tun. Frustriert atmete ich tief durch. "Ja, du fliegst jetzt für einen Sub-Visser. Hat das vielleicht auch etwas mit diesem Inspektor zu tun?> "Sub-Visser Neunzehn. Vermutlich.> "Moment mal Izzy, hast von diesem Inspektor-Kerl vielleicht sogar etwas gewusst und uns nichts gesagt?" "Nein Marco. Diese Informationen übersteigen Ravan Acht-Acht-Eins' Aufgabenbereich, aber es erklärt meine zeitweilige Versetzung. wahrscheinlich unterstützt Sub-Visser Neunzehn Visser Drei während der Inspektion in verschiedenen Bereichen.> "Gut, dann weißt du vielleicht irgendetwas über eine Rasse namens Garatrons?" Fragte Cassie und wischte sich die Hände an ihrer Hose ab. An einer absolut schrecklichen uralten Jeans die irgendwann mal blau gewesen sein musste und ihr mindestens eine Nummer zu groß war. "Garatrons?" Verwirrt runzelte Issrin Lous Stirn. "Was für eine Art von Spezies ist das?" "Oh, sieht nur aus wie ein Andalit ohne Skorpionschwanz oder Zusatzaugen. Wahnsinnig schnell, Comicfigur-Style... Glaub mir, du würdest dich erinnern, wenn du mal einen gesehen hättest." Ax´ Gedankenstimme triefte quasi vor Verachtung. "Mann was soll das Ax? D u hast auch nichts über diese Dinger gewusst und keiner von uns hackt deswegen auf dir rum, also immer die Hufe stillhalten!" Schnauzte Marco ihn sofort an, doch ich hatte keine Zeit für sowas, weil mein Verstand auf Hochtouren lief. Ich grübelte über das nach, was Tobias und Issrin vorhin gesagt hatten, alles davon machte nämlich irgendwo Sinn, aber was bedeutete das für uns? Wie konnten wir diese Situation zu unserem eigenen Vorteil nutzen? Wo war der wunde Punkt, auf den ich zielen musste? Mit einer neuen superschnellen Wirtsspezies und was sie für uns bedeutete konnten wir uns auch noch auseinandersetzen, wenn Jake in den nächsten Tagen zurückkam aber der Rest? Moment mal, der R e s t! Was wäre wenn... Plötzlich sah ich es direkt vor mir. Sofort blieb ich stehen und grinste über das ganze Gesicht. "Oh das ist so dermaßen perfekt. Eine zweite günstige Gelegenheit einfach so!" Marco verdrehte die Augen, Ax zuckte mit den Ohren. Tobias hörte auf sich die Federn zu putzen und sah mit seinen laser scharfen Raubvogelaugen auf mich herunter. Lou/Issrin warteten anscheinend ab, was gleich kommen würde aber es war vollkommen offensichtlich, dass keiner von ihnen ´ die geringste Vorstellung hatte, was mir gerade g Geniales durch den Kopf ging. Cassie sah von den Milchpipetten hoch, die sie gerade für die Baby-Eichhörnchen vorbereitete. "Eine Gelegenheit wofür, Rachel?" "Um den Visser schlecht dastehen zu lassen natürlich. Blamieren wir ihn vor diesem Inspektor! Zeigen wir diesem Typen was für einen lausigen Job Visser Drei hier abliefert, damit er ihn verliert!" "Okay," Wie ein artiger Schuljunge, der er zumindest in der Schule nie war, hob Marco die Hand. "Und was passiert, wenn der Visser tatsächlich weg ist, vorausgesetzt natürlich wir haben irgendwie soetwas wie einen Erfolg. Ich meine was, wenn der Rat der Dreizehn die Stelle mit dann jemandem besetzt der wirklich was von seiner Arbeit versteht und noch viel gefährlicher ist?" Meinte auch Tobias. "Vielleicht." Nachdenklich wiegte Cassie den Kopf hin und her. "Weißt du vielleicht wer Visser Dreis Nachfolger sein könnte Ax?" "Okay", Cassie überging einfach Ax´ Gestichel und wandte sich stattdessen an Issrin. "Hast du vielleicht eine genauere Idee?" " Mit großer Wahrscheinlichkeit Sub-Visser Neunzehn. Er ist der höchste Sub-Visser der Dritten Reihe, und Visser Dreis rechte Hand. Einen Visser der einem anderen Ratsmitglied untersteht mit der Erdinvasion zu beauftragen und erst alle von Visser Dreis Untergebenen von diesem Standort abzuziehen, nur um ihn einsetzen zu können, wäre... u m s t ä n d l i c h und vorallem höchst ungewöhnlich. Unsere militärischen Strukturen sind bei weitem nicht so chaotisch wie die Andaliten denken" Issrin warf Ax einen vielsagenden Blick zu. "Okay und was weißt du noch über diesen Sub-Visser? Hast du ihn vielleicht einmal gesehen? Was für einen Wirt hat er?" "Nicht persönlich, aber wie Visser Drei ist er dafür bekannt seine Untergebenen zu töten. Sein Wirtskörper ist männlich und menschlich. Ein Freiwilliger...Zumindest sagt man das." "Und was passiert mit Dieser Drei wenn er diese Inspektion nicht besteht? Wird er degradiert oder...?" "Visser Drei würde mit grosser Wahrscheinlichkeit eliminiert werden. Keine Chance auf Rehabilitation. " "Gut!" Zufrieden rieb ich mir die Hände. "Das heißt also freie Bahn für die Schmutzkampagne. Wir schlagen hart und fest zu, üben ständigen Druck aus. Lassen es aussehen, als wären mindestens fünfhundert Andaliten auf diesem Planeten. Wir kümmern uns um jeden Controller in hohen Positionen von dem wir wissen und wir machen es in der Öffentlichkeit. Wir sorgen dafür, dass dieser Inspektor sieht was hier abgeht und weil wir nicht wissen wie lange er hier ist, sage ich wir starten wir gleich heute!" "Okay und i c h sage wir warten." Gab Marco plötzlich zurück. "Ich meine Jake ist in zwei oder drei Tagen wieder da. Sicher mag ich die Idee Visser Drei vor diesem Inspektor fertigzumachen, aber diese Mission ist viel zu riskant ohne Jake." "Ja." Auch Issrin nickte. "Sub-Visser Neunzehn gilt als hochintelligent und gefährlich. Visser Drei ist vorhersehbar, sein Nachfolger möglicherweise nicht.Vorschnelles Handeln wäre nicht ratsam." "Ach kommt schon Leute, argumentierte ich und warf die Hände in die Luft. "Was bitte ist so schlimm daran? Wir schlagen zu und verschwinden, kurz darauf schlagen wir wieder zu. Der bisher einzige Andaliten-Controller verschwindet von der Bildfläche und wir kriegen einen anderen wesentlich harmloseren Visser in einem Menschenkörper dafür!" "Ja genau und dafür ziehen wir das alles jetzt total in der Öffentlichkeit durch." Marco schüttelte den Kopf. "Es erstaunt mich grade echt wiedermal, warum du das Risiko bei dem Ganzen nicht sehen kannst. Die Möglichkeit, dass einer von uns zurückbleibt? Dass wir uns vielleicht sogar mitten in der Brotabteilung von irgendeinem dämlichen S u p e r m a r k t zurückmorphen müssen während der nette Controller-Feinkostverkäufer von nebenan lustig dabei zusieht und nur darauf wartet uns alle noch warm und backfrisch zu Visser Drei zu schleppen?!" Fügte Tobias hinzu. Seine Gedankenstimme hörte sich brüchig an, gezwungen. Reflexartig warf ich ihm einen scharfen Blick zu, einfach, weil es mir nach wie vor immer einen Stich gab, wenn er so redete. Er tat es zwar nicht oft, aber... Tobias war eben ziemlich lange in seinem Rotschwanzbussardmorph gefangen gewesen, gleich von Beginn an. Noch vor Kurzem hatte er sich wegen einer Mission freiwillig von den Yirks kidnappen lassen. Foltern ebenfalls. Er hatte wesentlich mehr für das diesen bescheuerten Krieg geopfert als jeder andere von uns und es tat mir immer noch weh zu sehen, welchen Schaden er bei dem ganzen davongetragen hatte besonders, weil ich starke Gefühle für Tobias hatte. Die Art von Gefühlen, denen man absolut hilflos ausgeliefert ist. Die Art, die unvermeidlich erscheint. Fast als wären sie immer da gewesen, sogar schon noch bevor man die Person überhaupt kennengelernt hat, für die man diese Gefühle empfindet. "Ich bin einer Meinung mit Marco und Tobias." Sagte Cassie plötzlich während sie den Käfig der kleinen Eichhörnchen öffnete. "Wir brauchen einfach jemanden der alles koordiniert und uns sagt was wir tun sollen. Wer mehr über Visser Dreis potenziellen Nachfolger und den Inspektor herausfinden soll und wer Kontakt zum YPM, dem CYM oder den Djees aufnimmt zum Beispiel, oder auch nur, wer wann und wo zuschlagen soll. Jake könnte das alles besser als irgendeiner von uns." "Aber Jake ist nicht hier und das ist eine einmalige Gelegenheit, ein absolutes S c h n ä p c h e n! Sieht denn das niemand ausser mir? Der Visser tot und dazu noch irgendeine Lusche als Nachfolger, Süße, so was kommt niewieder!" Am liebsten hätte ich Cassie gepackt und geschüttelt. "Ja kann sein, aber du siehst auch, was passiert." Antwortete sie ruhig, ohne sich nach mir umzudrehen. "Wir verschwenden unsere Zeit und diskutieren. Ohne einen Anführer können wir absolut gar nichts tun." "Okay, so denke ich auch!" Antwortete ich schnell. "Also warum noch länger warten und Zeit verschwenden? Wenn wir uns zumindest einig sind, dass wir einen Anführer brauchen, lasst uns einfach einen bestimmen. Nur bis Jake wieder da ist natürlich. Ax?" Sagte Tobias langsam sowie mein Blick zu ihm rüberschwenkte. "Gut, Lou, Issrin?" "Lou spricht gerade und ich... ich weiß nicht Rachel. Ich denke wir sollten es so machen, wie Cassie sagt. Warten bis Jake wieder da ist und so viele Informationen zusammentragen wie wir können. Issrin sagt, wir sollten Jakes Position vorübergehend ersetzen, aber auf jeden Fall mehr über Sub-Visser Neunzehn herausfinden bevor wir handeln. Sie meint ihn zu unterschätzen nur, weil er einen Menschen als Wirtskorper hat, wäre ein Fehler." "Ja und unsere liebe Rachel hier will natürlich das Sagen haben. Das ist es doch, um was es hier wirklich geht, oder? " Marco. Er grinste mich an. Absolut scheinheilig. Am liebsten hätte ich ihm irgendwas Gemeines an den Kopf geworfen, doch ich hielt mich zurück. Wenn ich wollte, dass die Anderen auf mich hörten, musste ich mich beherrschen. "Nein, das war nicht, was ich gesagt habe. Mir ist vollkommen egal wer das Sagen hat. Cassie kann das genauso gut machen, wenn sie will." "Nein danke." Vorsichtig schob Cassie die Pipette in das kleine Maul. Das Baby-Eichhörnchen in ihrer Hand würde sofort vollkommen ruhig und begann gierig zu trinken. "Ich meine Gehirnoperationen? Okay. Geheime Rettungsaktionen im Yirkpool? Ja, wenn es unbedingt sein muss. Aber nicht so was hier. Keine ununterbrochenen Stakkato-Angriffe auf irgendwelche Controller." "Okay.Tobias, was ist mit dir?" "Na schön." In Gedanken zählte ich den Countdown runter. "Dann bleiben eigentlich nur noch Issrin und Lou übrig. Issrin weiß das Meiste über die Yirks. Lou ist von uns allen die Älteste und hat zumindest ein paar ganz brauchbare Morphs." Und sie ist ein absoluter Feigling. "I-ich..." Wie auf ein Sichwort wurden Lous Augen groß wie Suppenteller, ihr Gesicht blass und sie senkte den Kopf. Für einen Moment schien sie fast hinter ihren rotbraunen Locken zu verschwinden. "Also ich weiß nicht, Rachel. Sicher bin ich die Älteste hier aber das ist auch schon alles. Ich glaube nicht das ich das könnte und Issrin... Sie würde sofort die Informationsbeschaffung, die Planung und die Koordination übernehmen, aber nicht als alleiniger Anführer, sondern nur als gleichberechtigtes Mitglied des Teams. Sie… Sie sagt, sie hat lange genug andere fremdgesteuert und deswegen von allen hier am wenigsten das Recht Menschen zu sagen was sie tun sollen." "Na gut, frõhlich klatschte ich in die Hände und überging Ax´ Kommentar. "Planung ist immerhin etwas, aber das ändert immer och nichts daran, dass wir einen Anführer brauchen. Also bitte Marco? Einfach damit wir es hinter uns bringen?" "Hm, tut mir echt leid Rachel, aber so sehr es mich auch schmerzt, hier vor euch allen zuzugeben, das mir jemand überlegen ist, muss ich trotzallem im Bezug auf die Intelligenz eingestehen, dass Ax unser Mann ist." Marco seufzte und sein Tonfall war eindeutig spöttisch, während Ax sich schon in Position warf als ginge es um ein Fotoshooting. "A b e r und das ist jetzt bestimmt nicht beleidigend gemeint: Dieser Job beinhaltet sehr viel...Na ja, K o n t a k t mit Menschen, mit unserer G e s e l l s c h a f t versteht ihr und lasst uns den Tatsachen einfach mal ins Auge sehen Ax! Du akzeptierst Erdenstunden nach wie vor nicht als Jedermanns Stunden, obwohl du hier rumhängst. Du gehst ständig auf einen deiner Teamkollegen los und das Schlimmste, das absolut Schlimmste von Allem: Deine Lieblingsfernsehserien sind "Diese B o t s c h a f t e n ". Oh-oh, gar nicht gut." Ax hatte absolut keinen sinn für Humor. Er wirkte sogar ziemlich verletzt. Irgendwie war es trotzdem lustig zu sehen, wie er vergleichbar mit einem prallgefüllten Luftballon, den jemand mit der Nadel angepiekst hatte, in sich zusammensank. Bedauerlicherweise hatte ich nicht vor Ax zuzuhören. "Okay Marco und wer bleibt dann übrig, etwa d u?!" "Wahrscheinlich." Süffisant grinsend lehnte sich Marco gegen einen Heuballen und das war er, der Moment wo mir der Kragen platzte. "Nein, äußerst u n w a h r s c h e i n l i c h ! Von uns allen bin ich es die es hart und schnell angeht. Kein Zögern, kein Nachgeben." "Ja, das tust du!" Wie von der Tarantel gestochen sprang Marco plötzlich auf. Jede Spur von Lässigkeit war dabei aus seinem Gesicht verschwunden. "Und du bist dabei absolut rücksichtslos!" "Ja, vielleicht, aber i c h tue zumindest etwas, während du nur hier rum sitzt und jeden einzelnen Schritt zu Tode planst! Gott, du hast einen ausgewachsenen Ödipus-Komplex Marco!" Ich redete so laut, dass ich fast schrie. Marco blieb davon aber völlig unbeeindruckt. "Kann sein. Trotzdem, gibt es immer noch sowas wie Methode in meinem Wahnsinn, was man in deinem Fall leider nicht behaupten kann!" "Erkäre ich dir später" Meinte Cassie zu Ax. Zu mir sagte sie: "Schau mal Rachel, wenn wir schon einen Anführer brauchen so lange Jake nicht da ist, müssen wir ihn demokratisch wählen. Wir sind ein Team, richtig?" Tobias spreizte kurz die Flügel. "Oh ja wunderbar!" Marco schnaubte verächtlich. "Und wen haben wir da? Hm, lasst mal sehen: Da wären erst mal Rachels beste Freundin und ihr kleiner Vogelfreund, dann noch Lou, die wahrscheinlich wie immer mal wieder den Mund nicht aufkriegt, um was gegen Rachel zu sagen. Ax, der nicht mitwählt und Issrin, die sowieso ein gleichberechtigtes Mitglied ist, ganz egal was die Gruppe entscheidet. Ach wisst ihr was Leute? Vergesst es doch einfach, ich bin raus, also..." Mit einem genervten Augenrollen drehte Marco sich von den anderen weg und machte stattdessen eine absolut lächerliche Verbeugung in meine Richtung. "Meine Gratulation an eure hochwohlgeborene Durchgeknalltheit. Sieht leider so aus als wäre dein Wunsch uns ab jetzt Befehl... Zumindest so lang bis Jake wieder da ist, also versuch´ bitte wenigstens uns nicht alle umzubringen bevor es so weit ist, okay?" Kapitel 2: Chapter 6 -------------------- "Mist!" Frustriert drehte ich mich auf den Rücken und verschränkte die Arme während ich wütend an die Decke starrte, als wäre sie mein Feind. Ich versuchte endlich einzuschlafen, eine halbe Ewigkeit schon, aber Schlaf war etwas, das in meinem Fall einfach nicht passieren würde. Nicht an diesem Abend, nicht heute. Meine Gedanken rasten. Wirbelten wie wild durcheinander, während ich einfach nur dalag und über die verrücktesten Dinge nachgrübelte. Nicht über die erste Attacke auf einen lokalen von Yirks kontrollierten Fernsehsender die wir geplant hatten, sondern darüber, wie ich in einer Englischstunde vor ungefähr einem Monat was über eine von diesen alten griechischen Tragödien gelernt hatte. Genauer gesagt über Ödipus Rex. Das ist eine Oper in zwei Akten. Der Text geht irgendwie zurück auf eine Tragödie, die Ödipus Tyrannos heißt, die ein Mister Sofa-Irgendwas geschrieben hat. Keine Ahnung, wie er wirklich heißt und warum man sich so einen unaussprechbaren Namen überhaupt merken soll, jedenfalls hatte ich in der Stunde zum ersten Mal das Wort "Hybris" gehört und dieses Hybris ist wie eine Krankheit. Extremer Hochmut. Vollkommen übertriebenes Selbstvertrauen. Der Glaube daran, dass du alles tun kannst, was du willst und besser als irgendwer sonst. Weil du eben mehr weißt als alle anderen. Weil du besonders bist. Eben d u. Soweit so gut, das Problem mit diesem "Hybris"-Ding ist nur, es geht meistens nicht wirklich gut für den aus, der es hat. Zum Beispiel kann es so enden, dass man irgendwann völlig entsetzt feststellt, das etwas, irgendwas das man in dem Glauben das einzig Richtige zu tun, getan hat, in Wirklichkeit so vollkommen falsch war, dass man sich am liebsten seine eigenen Augen ausreißen würde, wortwörtlich. Über diese ganzen alten Helden und Könige zu lesen hatte mir irgendwo Angst gemacht, mich aber auch beruhigt. Kurz hatte ich mich gefühlt als wäre ich selbst etwas Besonderes und würde zu einem ganz speziellen Menschenschlag gehören, der schon eine sehr, sehr lange Zeit existiert, aber eben besonders ist. Leute wie ich, die wissen, dass sie großartige Dinge tun können und sie einfach tun. Und dann bestraft werden dafür, d a s s sie tun, was sie tun. "Mann..." Mit einem Ruck setzte ich mich auf und stopfte mir demonstrativ ein Kissen zwischen Wand und Rücken. Wenn ich schon nicht schlafen konnte, würde ich nicht einfach nur hier liegen bleiben und an die Decke starren. Vielleicht sollte ich einfach ein Buch lesen um runterzukommen. Ein bisschen Musik hören, um mich abzulenken oder... "Argh, Rachel warum denkst du überhaupt über sowas nach?" W a r u m ? Warum hockte ich im Dunkeln und führte Selbstgespräche wie eine Geistesgestörte? Vielleicht, weil ich plötzlich die Anführerin unserer kleinen Soldatentruppe war? Ja, genau d e s h a l b! Jake hatte mir oft genug gesagt, dass ein Anführer genauso Angst haben und zweifeln darf, wie der Rest seiner Crew. Im Gegensatz zu ihnen darf er es aber nicht zeigen. Unter keinen Umständen ganz egal wie hässlich es wird und genau das ist auch der Deal an dem Ganzen: Die Leute wollen einen Anführer der Größe und Kraft ausstrahlt. Jemand, der nicht sofort in die Knie geht und an diesen ganzen typisch menschlichen Schwächen zerbricht, sondern einen, der selbstbewusst ist. Einen tapferen Helden. Einen lebenden G o t t . Menschen wollen einen Anführer, der so handelt, wie sie selbst gerne handeln würden. Noch ein paar so schlaue Worte von Jake. Ich verstand, auch was er damit meinte, vollkommen und absolut. Das Problem war nur, auch wenn es keiner von den Anderen glauben würde, am allerwenigsten Marco, ich w a r durcheinander und ich m a c h t e mir Sorgen denn der Anführer zu sein bedeutet auch, sich um andere Menschen zu kümmern und schwierige Entscheidungen für sie zu treffen. Die Heldin zu sein, als die ich geboren worden war – die Kriegerin zu sein, die ich in mir entdeckt hatte, seit wir alle mittendrin steckten in diesem verdammten Krieg- dabei ging es dann wieder hauptsächlich um mich. Ich war kein Genie, aber schlau genug, um mir das selbst klarzumachen. Und nur deswegen machte ich mir auch in Wirklichkeit Sorgen. Plötzlich und aus heiterem Himmel hatte ich wirklich Angst, dass ich mich falsch entscheiden würde, wenn es darauf ankam. Dass es sogar einen meiner Freunde treffen und das Resultat von dem Ganzen so schrecklich sein könnte, dass ich mir am liebsten die eigenen Augen ausreißen würde, nur um nicht länger hinsehen zu müssen was ich getan habe, ganz genauso wie der arme alte Grieche in dieser Geschichte. V e r d a m m t ! Diese Gedanken störten mich. Sie machten mich w ü t e n d. Ich konnte es mir einfach nicht leisten, mir Sorgen zu machen und auf gar keinen Fall durfte ich es zeigen. Nicht jetzt, nicht vor den Anderen. Ich war die Heldin, die Kriegerprinzessin! Eine von denen die diese ganz großen Taten vollbringen oder? Natürlich, aber die Sache ist nur, damit man diese Taten überhaupt vollbringen k a n n , also Kriege gewinnen und Städte bauen und sowas alles, braucht man eine Menge Größe und Kraft. Selbstbewusstsein. Man muss arrogant sein um zu gewinnen, manchmal ein bisschen mehr, manchmal ein bisschen weniger. Stolz und Selbstvertrauen und Arroganz sind genauso wichtig wie Mut, wenn es darum geht ein Held zu sein, zumindest ich sah es so. Denn mal ehrlich, wenn wir, wir Helden, Krieger und Könige der Vergangenheit nicht die nötige Drecksarbeit und diese ganzen verrückten mutigen Dinge gemacht hätten, wer dann? "Niemand. Niemand hätte irgendetwas getan." Meine Stimme war nur ein leises Flüstern in der Stille meines Zimmers. Mondlicht schimmerte silbern durch die Vorhänge. Das einzig Helle in dem ganzen Dunkel und mir wurde schlagartig klar, dass es dieses Hybris auch eine Falle war. Du bist, wer du bist. Charakter ist gleich Handlung. Handlung ist gleich Schicksal, allgegenwärtig. Unvermeidbar. T o c k, T o c k, T o c k! Hastig schwang ich die Beine aus dem Bett und ging zum Fenster hinüber. "Hi Tobias" Sagte ich und öffnete es, um ihn reinzulassen, doch es war nicht nur mein Freund der herein geflattert kam und sich auf meinem Schreibtisch hockte, sondern auch riesiger Uhu. Circa fünfzig Zentimeter lang vom Kopf bis zum Schwanz mit einer Flügelspannweite von geschätzten neunzig bis hundertfünfzig Zentimetern. Dazu noch diese typischen Federohren und große gelb orangene Augen über einem fies gekrümmten schwarzen Schnabel. "M a r c o ?!" "H e y!" Schnell schnappte ich mir meinen roséfarbenen Morgenmantel der über der Sessellehne hing und warf ihn mir über, denn wenn Tobias mich mit zerzausten Haaren und in meinem Oversize-Snoopy-Schlafshirt sah, dass ich über meinen schwarzen Leotard gezogen hatte, war das eine Sache, aber ganz bestimmt halt das nicht für e i h n! "Verdammt, was soll das? Warum kommst du so spät und wieso hast du M a r c o mitgebracht?!" Ein bisschen verschämt plusterte Tobias sich auf. Lizzie. Ein Controller und einer unserer nächsten Kontakte zum CYM, Naleks Fraktion Zum ersten Mal hatten wir sie getroffen, bevor Lou und Issrin zu uns gekommen waren kurz nach Cassies Solo-Yirkpool-Aktion. Zum letzten Mal vor der Sache mit Taylor. Meistens wenn sie auftauchte, bedeutete es nichts Gutes und allein schon ihren Namen zu hören machte mich nervös, ganz besonders jetzt. "Okay, was will sie und warum kommt sie damit ausgerechnet zu d i r?" Sogar in meinen eigenen Ohren klang meine Stimme übertrieben gelangweilt, aber die beiden schienen es trotzdem zu schlucken. "Also, sie hat deine Adresse herausgekramt und ist zu dir gekommen, ich versteh´schon aber w a r u m und ich möchte es bitte wissen, noch bevor du uns die Pasta beschreibst!" "J a, deswegen haben w i r uns das ja auch so ausgemacht" Genervt rollte ich mit den Augen. "Komm einfach mal auf den Punkt, gibts zur Abwechslung mal irgendwelche guten Nachrichten? Ist der Visser vielleicht gestorben? D a s wäre nämlich der einzige Grund für mich unsere Mission für heute abzusagen, ich hoffe das hast du ihr auch genau so gesagt!>" "Ach ja?" Inzwischen hatte ich mir die Bürste von der Kommode geschnappt und angefangen mir die Haare zu kämmen. Erstens, weil ich aussah, als wäre ich durch einen Orkan gelaufen, zweitens, weil mich das entspannte und drittens, weil Marcos dämliche Sprüche mich wahnsinnig machten, wenn ich ihm mit mehr als einem halben Ohr zuhörte. Keine Ahnung wie Jake das packte, ohne ihm mehrmals am Tag den Hals umzudrehen! "Und die wäre?" Fffft! Fffft! Fffft! Ha! Kein einziger Knoten. Die neue Spülung zahlte sich wirklich aus! "Aha und was ist dann die S c h l e c h t e Nachricht? Ein Schild in Josephs Garten mit der Aufschrift "Hirnis müssen draußen bleiben?" Fffft! Fffft! Fffft! Marco lachte, doch es war ein komisches Lachen, sogar für ihn, weil es fast schon deprimiert klang. Viel zu ernst. Fast t r a u r i g und dann sage er es. Sagte es, während er mit seinen Uhuaugen meinen Bürstenstrichen folgte "U n d?!" Kapitel 3: Chapter 7 -------------------- "Hey ist euch eigentlich klar, dass ich bevor ich mit euch Leutchen rumgehangen hab, eigentlich gar nicht mal gewusst habe, dass es Sonnenaufgänge überhaupt gibt? Ich meine sicher hab ich gewusst, wie das ist, wenn die Sonne u n t e r g e h t und immer immer wenn ich wieder aufgewacht bin, war dieses helle runde Ding dann einfach da oben am Himmel, aber dieser Sonnenaufgangsteil, das war irgendwie...-" "Ja du bist ein Freak und hast noch nie einen Sonnenaufgang gesehen, ich glaube wir haben´s alle kapiert!" "Hey, ist schon gut, Miss Terminator ohne jeden Sinn für Humor, ich bin ja schon ruhig." Eileen/Fenya die links von ihm saßen grinsten nur und zuckten die Schultern, woraufhin Marco übertrieben in meine Richtung gähnte. Gleichzeitig streckte er sich demostrativ auf Josephs Couch. Inzwischen waren neben den drei Yirks und ihren Wirten nämlich auch alle anderen von uns da, bis auf Ax, der sich nach wie vor weigerte, Josephs Haus zu betreten und deshalb als Kornweihe in der näheren Umgebung patroulierte. Lou/Issrin die als einzige von uns im Pyjama und mit angezogenen Beinen dahockten und sich an einen Polster kuschelten. Ein viel zu weiter Frotee-Pyjama bestehend aus dunkelblau-weiß geringeltem Oberteil und langer blauer Hose. Eine v i e l zu lange blaue Hose. Tobias der in seinem Bussardkörper zwischen 60er Jahre-Tapete, dunklen Eichenholzmöbeln und dicken bordeauxfarbenen Vorängen in Damast-Optik in dem altmodisch eingerichteten Wohnzimmer wirklich extrem fehl am Platz wirkte. Cassie die müde in die Runde blinzelte und an ihrem Kakao nippte. Tidwell/Illim die sich gerade den zweiten Kaffee genehmigten, während Joseph immer noch in der Küche hantierte. Ich hatte mir ein Stück von dem englischen Kuchen genommen, den unser Gastgeber schnell auf den Tisch gestellt hatte, bevor er wieder verschwunden war. Lou/Issrin die sich endlich dazu entschieden hatten, das Sofakissen loszulassen, nahmen sich auch ein winziges Stückchen davon auf den Teller. Sie war näher zu Marco rübergerutscht und ihre Körperhaltung hatte sich verändert, wirkte insgesamt gerader und aufrechter. Wahrscheinlich war sie gerade Issrin. "Bist du sicher, dass du das essen willst?" Meinte Marco sofort wie auf ein Sichwort. "Ich meine e c h t jetzt? Deine Leute wollten Schokolade zur Droge erklären lassen und ihr flippt aus, wenn ihr zuviel Müsli nascht... Obwohl euer Pseudopatenonkel hat uns nicht nur zum Spaß auf eine Tasse Kakao und Süßigkeiten eingeladen, also…" "Ja, leider nicht. Es geht um Tom und wir brauchen euch. Schade dass Jake nicht dabei ist. Ich hätte ihn gerne hier." Joseph kam plötzlich wieder aus der Küche. Er lächelte unsicher in Richtung Fenya/ Eileen, bevor er auch noch einen Teller Kekse und eine Flasche Ahornsirup auf den Tisch stellte. Kekse, die verdächtig nach Ingwer-Zimt-Mischung rochen und wie Haferecken aussahen. "Ich hoffe du erwartest jetzt nicht, dass Fenya d a s da mit seiner Meinung als yirkanischer Sanitäter kommentiert, das tut er nämlich jetzt schon ziemlich laut in meinem Kopf." "Ja, ich kann mir denken, was er davon hält, aber in diesem Fall ist es wirklich nicht schlecht. Man wird zwar ein bisschen... Na ja, g e l õ s t e r, aber das werden Menschen von alkoholischen Getränken auch. Ich habe damit experimentiert und die Kekse sind selbstgemacht. Frische Zutaten haben eine ganz andere Auswirkung auf uns, als industriell gefertigte...-" "Mir ist das ziemlich egal, Nalek!" Schmollend und mit verschränkten Armen rückte die junge Frau mit den hellbraunen Locken extra weit vom Tisch weg . "Drogen sind trotzdem D r o g e n und die sind nicht gesund. Da bin ich mit Fenya einer Meinung." Issrin reagierte nicht darauf. Weder auf Marcos Kommentar, noch auf Eileens Streiterei mit Nalek. Sie nahm sich aber zusätzlich zu dem Mini-Kuchen zwei Ecken und legte Marco eine davon auf den Teller, bevor sie nach dem Ahornsirup griff. "Die Menge macht das Gift." war alles was sie nach einer Weile sagte und ich musste unwillkürlich grinsen, denn auch wenn ich mit Lous Art definitiv ein Problem hatte, mochte ich Issrins trockenen Humor. Ein letztes Mal versuchte ich mich noch zu entspannen und ließ mich in den weichen schon etwas durchgesessenen Polstersessel sinken, einfach um noch schnell den Kopf freizukriegen, bevor Joseph die Bombe platzen ließ, doch es gelang mir absolut nicht. Mein Körper war einfach viel zu angespannt. Jeder Muskel bereit und durchflutet von Adrenalin. Ich hatte dieses Kribbeln im Bauch wie immer kurz vor einem Kampf. Entnervt grub ich meine Nägel in die flauschigen, abgeriebenen Armlehnen und gab es entgültig auf. "Okay, ich weiß schon dass es um Tom geht und ich hätte Jake auch gern dabei aber er ist eben nicht in der Stadt, wir anderen sind aber trotzdem hergekommen also raus mit der Sprache, was ist los?" "Gut," Joseph/Nalek seufzten und setzten sich mit einem Wasserglas auf den letzen freien Platz neben Eileen/Fenya. "Na ja, die Lage ist etwas kompliziert. Weder wir noch das YPM haben wirklich höherranige Yirks unter unseren Mitgliedern, daher haben wir auch keinen wirklichen Einblick in die Angelegenheiten der Visser und sub-Visser, aber wir wissen immerhin soviel, dass Nemesh vor fünfundsechzig Stunden zum letzten Mal den Pool aufgesucht hat, bevor er abgeholt wurde." "Ja, ich rollte die Augen. "Zwei Typen in in einem Landrover haben ihn um cirka sieben Uhr zu irgendeinem Sharing-Ding abgeholt. Meine Tante hat es mir gesagt, wie ich gestern abend noch mal schnell rüber bin. Wahrscheinlich...-" "Nein, du verstehst nicht, Rachel," Nalek unterbrach mich mitten im Satz, was wirklich sehr untypisch für ihn war. "Fünfundsechzig Stunden sind exakt der Punkt wo... Entschuldige, ich denke Joseph hat Recht. Ich übergebe hier besser an Fenlin, er hat Tom zum letzten Mal gesehen und das ist nicht mein Fachgebiet." Hilfesuchend blickte er zu Eileen, direkt neben ihm. Sie nickte nur und sah kurz darauf ernst in die Runde. "Danke. Fenya spricht gerade und was Nalek damit meint, ist der Wendepunkt, bis zu dem Kandronamangel ohne körperliche Symptome stattfindet. Eigentlich ist es Standard, dass man versucht es bis maximal zur fünfundsechzigsten Stunde zu schaffen, zum Pool zu kommen, weil ab der siebenundsechzigsten auch Schwächegefühle und Halluzinationen auftreten können." "So ähnlich wie niedriger Blutzucker?" Schlug Cassie vor Für alles was mit Biologie oder Medizin zu tun hatte, war sie eben immer zu haben. "Einbisschen so, ja, zumindest was die Konzentrationsfähigkeit betrifft. Den Trieb zum Pool zu gehen würde ich eher mit extremen Durstgefühl ohne die Möglichkeit zu trinken vergleichen, damit sich Menschen was darunter vorstellen können." "Oder mit einer extrem vollen Blase in einem sechzig Stockwerke hohen Gebäude festzusetzen wo alle Toiletten bis auf eine im sechzigsten kaputt sind. Das kann i c h mir sehr gut vorstellen, weil... Keine Ahnung, Wasser gibt es eigentlich überall, funktionierende Toiletten nicht." Witzelte Marco. "Ja, nur mit dem Zusatz dass vor dieser Toilette viele Menschen stehen und alle Aufzüge defekt sind.Man selbst befindet sich natürlich im Erdgeschoß des beschriebenen Gebäudes. Kurz bevor Nalek uns gefunden hat, hatte ich neunundsechzig Stunden bereits überschritten. Die erste Phase der Fuge tritt erst nach über siebzig Stunden ein, aber es war...-" "Ziemlich unangenehm?" Bot Fenya an. "Ja." Issrin verzog keine Miene, während sie sprach , trotzdem sagte im ersten Moment niemand von uns was. Immerhin wussten wir inzwischen alle, dass sie auf dem Weg zu uns fast gestorben war und einiges durchgemacht hatte. Tobias war der Erste der die Sprache wiederfand. "Nein, hatte er nicht." Fenya seuftzte und obwohl er Toms Yirk sicher mindestens genauso wenig mochte wie jeder von uns hier, merkte ich auch wie schwer es ihm fiel, weiterzusprechen. "Und es war auch kein Sharing-Ding, Rachel. Soweit wir wissen, hat Nemesh geplant, Visser Drei zu stürzen, ist aber selber verraten worden, bevor er seine Pläne umsetzen konnte und er... Er ist auf Sub-Visser Neunzehns Schiff gebracht und dort zum Tod verurteilt worden. Inzwischen ist es zehn Stunden her, dass sie ihn abgeholt haben." "Ganz genau, Tobias. Nemesh ist seit drei Stunden tot." "WAS?!" Eigentlich wollte ich mich ja zurückhalten, aber es gelang mir nicht mehr. Tom... Er war mein ältester Cousin. Jakes großer B r u d e r! Er war schon ein Controller gewesen, seit wir von den Yirks wussten. Wahrscheinlich schon länger bevor wir überhaupt davon wussten. Wir hatten auch schon einmal versucht ihn zu befreien, ganz am anfang, aber wir hatten versagt. Wirklich s c h r e c k l i c h versagt... Ich konnte nicht im Geringsten verstehen, wie hier alle so ruhig bleiben konnten. "Meinst du damit Tom ist f r e i und da oben irgendwo eingesperrt auf dem Schiff von diesem Spinner?! Okay, jetzt ist es offiziell! Die Mission Inspektor ist abgesagt. Ich sage wir gehen stattdesen da rauf, greifen uns diesen Yirk und...-" "D a f ü r haben wir euch nicht aus euren Betten geholt." Tidwell/Illim meldeten sich zum ersten Mal zu Wort in der Runde. "Ich weiß zwar, das hier muss alles sehr schwer für dich sein, Rachel. Tom ist immerhin dein Cousin und er war auch mein Schüler. Es ist i m m e r kompliziert, sobald persönliche Gefühle involviert sind, aber wir müssen trotzden einen kühlen Kopf bewahren, wenn wir ihm wirklich helfen wollen." "Okay und was wollt ihr dann tun? Hier sitzen und Däumchen drehen?" "Nein." Fenya schüttelte Eileens Kopf. "Ich war an Bord von Sub-Visser Neunzehns Schiff und habe Tom untersucht. Es geht ihm den Umständen entsprechend gut, daher habe ich leider allerhöchstens zwei Tage aushandeln können. Das bedeutet fünfundvierzig Stunden ab jetzt, bis er wieder infiziert wird. Leider wird dieser Yirk keiner von unseren Leuten sein. Das wollen wir ändern." "Kurze Pause Leute!" Marco sprang von der Couch auf und verschluckte sich dabei fast an seiner Hafer-Ecke. "Hab ich das richtig verstanden, ihr Typen vom YPM wollt ein Team-Up mit Tom und einem eurer eigenen Leute machen? Warum, ihr habt doch schon Issrin. Ich meine, sicher ist es cool, dass ihr Tom da rausholen wollt, nichts gegen euch, aber welchen S i n n hat das sonst noch?" "Ganz einfach." Nalek lächelte wieder, nippte an dem Wasserglas und wartete, bis Marco sich wieder setzte. "Weil es besser ist, mehrere Kommunikationswege zu haben anstatt nur einem einzigen. Toms neuer Yirk könnte uns Informationen beschaffen, die uns ansonsten vielleicht fehlen würden." "Ja" Schalteten sich auch Mister Tidwell/Illim ein. "Abgesehen davon habt ihr die Bewegung gerettet in dem ihr Aftran befreit habt, jetzt haben wir die selbe Chance etwas ganz Ähnliches für euch zu tun und wollen sie nutzen." "Okay," Langsam kam ich wieder runter und konnte halbwegs klar denken. "Und was genau ist jetzt der P l a n? Wo kommen wir ins Spiel?" "Oh, wir haben schon darauf gewartet, dass du das fragen wirst." Tidwell/Illims Blick schwenkte weg von Marco und hin zu mir. "Tatsache ist nämlich, dass wir durch einen glücklichen Zufall wirklich einen Weg gefunden haben, euch in dem von Fenya vorgegebenen Zeitfenster auf dieses Schiff zu schleusen. Was euch weniger gefallen wird, ist erstens dass die Aktion I n s p e k t o r wie du es so treffend genannt hast Rachel, unbedingt beibehalten werden muss, um den Visser zu beschäftigen, da er ansonsten Toms Infestation vorverlegen könnte um mehr über Nemeshs Pläne herauszufinden. Zweitens ist niemand innerhalb der Bewegung zum aktiven Dienst auf Sub-Visser Neunzehns Schiff zugelassen, ausser Issrin und ein relativ junges Mitglied unseres Widerstandes. Er hat das Wissen die notwendigen Änderungen am Poolcomputer vorzunehmen der die Infestationen koordiniert und wäre auch bereit, Issrin dieses Wissen zu übermitteln...Das heißt, unter gewissen Bedingungen." Illim- Ich war mir ziemlich sicher, dass er es im Moment war- blickte erwartungsvoll in die Runde. Erstsaunlicherweise war es diesesmal Cassie die als erstes sprach: "Moment! Das heißt, wir können maximal zwei von uns zusammen mit Issrin auf dieses Schiff schicken. Und Lou...Sie hat noch fast keine starken Morphs aber einen Ersatz für sie gibt es auch nicht, weil niemand ihren Tarnmorph übernehmen kann und jeder den Wirt von Ravan Acht-Acht-Eins erwarten wird, wenn sie an Bord gehen." "Ja" Schaltete sich Marco ein. "Ausserdem kann Lou nicht einmal morphen, weil sie Issrins Aufgaben übernehmen muss solange die drei auf diesem Schiff sind, alles andere wäre verdächtig. Ich meine dort kann sicher nicht einfach irgendjemand mal schnell lustig an Bord gehen und dann einen auf David Copperfield machen." "Korrekt." Issrin die bislang noch nicht viel gesagt hatte, nickte. "Jeder Neuankömmling wird protokolliert und die Arbeitsabläufe werden genau überwacht." "Was meinst du, Mann?" Marco zog die Stirn in Falten. "Sowas wie einen Hork-Bajir oder einen A n d a l i t e n? Hey, alles schön und gut, aber ich glaub nicht das Ax das machen würde. Wirt für Issrin werden nur um einen kleinen primitiven Menschen zu retten? Nee auf gar keinen Fall. Nicht in einer Million Jahre. Cassie k ö n n t e es und würde es wahrscheinlich auch machen, aber sie hat ihren Solo-Fight am Yirk-Pool schon hinter sich wenn ihr mich fragt. Noch eine Runde wäre da echt nicht fair " "Okay," Sagte ich schnell und sah zwischen Marco und Issrin hin und her. "Dann mach i c h es eben. Ich übernehme einfach einen von den Hork-Bajirs aus dem Tal und spiele den Wirt.Was ist schon dabei? Lou macht das jeden Tag und ich vertraue Issrin." Ja, natürlich v e r t r a u t e ich ihr, aber trotzdem konnte ich nicht verhindern, dass mir bei dem Gedanken sie in meinem Kopf zu haben, leicht übel wurde. "D u Rachel? Fragte Marco und sah mich dabei an, als sei das ein Scherz. So, wie ein Starfotograf ein zu dickes Model ansehen würde. "Also sei mir nicht böse, aber gut geplante, vorsichtige l e i s e Aktionen sind nicht unbedingt dein Ding, du kümmerst dich besser weiter um den Inspektor." "Ach ja?" Schoss ich gereizt zurock. "Und wer macht es dann? D u? Ich meine okay, du verstehst dich inzwischen so richtig toll mit Issrin, aber das wars dann auch schon. Das erste Mal wo du sie in deinem Kopf gehabt hast, war das der absolute Horror für dich und das hängt dir immer noch nach, oder lieg ich da irgendwie falsch?" "Nein, stimmt absolut und vollkommen. Leider." Zu meiner Verwunderung zuckte Marco nur die Schultern wie ein flügellahmer Vogel und sah Issrin traurig lächelnd an. "Ich glaub nicht das ich das könnte. Ehrlich gesagt hab ich jetzt immer noch einen ziemliche Panik vor dieser jemand-sitzt-in-meinem-Kopf-und-steuert-meinen-Körper-Nummer... Tut mir echt leid Leute, nicht persönlich gemeint, aber es ist nicht nur das. Ich glaube, wir haben da jemanden, der noch viel besser geeigent ist als ich.Nicht nur von den Morphs her, sondern auch einfach allein schon wegen der G r ö ß e , ich meine er könnte sich viel leichter vestecken als jeder von uns wenn es drauf ankommt auch ohne Morph einfach, weil er so k l e i n ist." "W e n bitte meinst du Marco?" Eine dunkle Ahnung kam in mir hoch. Obwohl ich bereits wusste worauf das hinauslaufen sollte, schnürte mir alleine der G e d a n k e daran die Kehle zu N e i n! Nicht e r... Nicht schon wieder e r! B i t t e ... Alles in mir wehrte sich gegen das Offenstichtiliche und allen anderen, besonders Issrin ging es auch nicht viel besser damit. Ich merkte es daran, wie sie ihn ansah. Trotzdem kam sie mir zuvor und sprach seinen Namen aus, lange bevor ich überhaupt dazu fähig war, ihn zu d e n k e n: "Tobias." Kapitel 4: Chapter 8 -------------------- T o b i a s ------------ "Tobias?" Cassie sah erst zu mir her, dann wieder in die Runde und schüttelte halb verwirrt, halb schockiert den Kopf. "Aber wie soll ein Y i r k... Ich meine, er ist ein Nothlit und..-" "Nicht geeignet um als Wirt zu dienen. Zumindest in diesem Körper, ich weiß." Issrin sah mich immer noch mit diesem merkwürdigen Blick an als sie das sagte, genauso wie die anderen zwei Yirks im Raum. Prüfend. Skeptisch. N a c h d e n k l i c h ... Dabei zuzusehen, wie ein paar Aliens darüber nachdenken, wie einer von ihnen am besten in meinen Kopf passen könnte war, vorsichtig ausgedrückt, nicht gerade angenehm. S e h r vorsichtig ausgedrückt. In Wahrheit machte mir das, was Marco gerade vorgeschlagen hatte, auch wenn ich Issrin als eine von uns und als Freundin sah, wirklich richtig Angst. Wieder einmal, selten aber doch, war ich unglaublich froh darüber ein Rotschwanzbussard zu sein. Wir haben nämlich keine Mimik. Man sieht uns die Panik nicht an. Hätte aber irgendwer von den Anderen genauer hingeguckt, hätte er trotz den laschen Menschenaugen auch bemerkt, dass meine Federn etwas aufgeplustert waren und dass ich leicht zitterte. "In Ordnung." Fenya sah als Erster weg und riss mich aus meiner Starre. "An Marcos Vorschlag ist was Wahres dran, aber bis jetzt hat noch niemand von uns Tobias gefragt, was er davon hält und bevor wir einen richtigen Plan haben, brauchen wir erst einmal die Zustimmung von jedem, der an diesem Plan beteiligt ist. Immerhin ist Tobias dein Freund und du hättest die volle Kontrolle über seinen Körper. Das hat etwas mit sehr viel Vertrauen zu tun und mit Verantwortung, nicht wahr Issrin?" "Ja, denn - und das wissen wir schon seit Peter Parker, aus großer Macht folgt große Verantwortung." M a r c o . Sofort verlagerten sich die restlichen Blicke weg von mir und auf ihn. Illim zog vielsagend Mister Tidwells Augenbrauen hoch. Fenya verbiss sich ein Grinsen, schüttelte dann aber auch ein wenig ärgerlich den Kopf. Rachel tat noch etwas mehr. Sie sprang auf und boxte ihm mit der Faust gegen die Schulter, wieder und wieder und wieder. "KANNST DU NICHT EINMAL DIE KLAPPE HALTEN, DU DÄMLICHER BLÖDER IDIOT,?! DU SCHWACHMAT! DU...-" "Au, hey! Kann irgendwer hier mich von dieser übergeschnappten Furie retten? Man wird ja wohl noch was aus Spiderman zitieren dürfen, ohne gleich erschlagen zu werden. A U!" "Aufhören, alle Beide!" Joseph/Nalek gingen dazwischen und bugsierten Rachel sanft wieder auf ihren Platz zurück. "Ich verstehe zwar, dass du die Stimmung etwas heben willst Marco, aber leider ist das hier ein wirklich schlechter Zeitpunkt für Witze." Sagte er, als sie endlich wieder saß und ins Leere starrte. Überdeutlich sah ich Rachels verspannte Kiefermuskeln und die vor Wut schmalen Lippen. Das verräterische G l i t z e r n in ihren Augen. Ich wusste was sie gerade durchmachte. Was i c h durchmachen würde, wenn sie an meiner Stelle wäre und ich an ihrer. Rachel war nämlich der einzige Grund, warum ich an Tobias dem Jungen überhaupt noch festhielt. Der e i n z i g e Grund, warum ich mir immer noch vorstellen konnte, irgendwann wenn dieser Krieg endlich vorbei war, wieder als er zu l e b e n . Ein Menschenkind unter Menschen zu sein. Erwachsen zu werden. ein M a n n, zusammen mit ihr. Mir war gleichzeitig aber auch klar, dass ich sofort ihren momentanen Platz einnehmen würde, wenn ich nicht auf dieses Schiff ging, denn Tom war ihr Cousin und ihre Familie bedeutete Rachel alles. Im Gegensatz zu Tobias dem Jungen hatte sie nämlich eine: Eltern die sie liebten. Zwei kleine Schwestern, für die sie vor die Wahl gestellt, sofort sterben würde. Jake der wie ein Bruder für sie war. Gleich danach kamen ihre Freunde, i c h und ich wusste, für uns alle würde eine Welt zusammenbrechen, wenn ihr dort oben irgendetwas passierte. Tobias der Rotschwanzbussard war da wesentlich entbehrlicher. Niemand bis auf die Animorphs würde einen Rotschwanzbussard vermissen, wenn er bei dieser Mission rgendwie drauf ging und Issrin war ein Yirk, der das Imperium verraten hatte, ihr ging es ähnlich. Deswegen war es eigentlich ganz egal wie viel Angst ich allein schon bei dem Gedanken hatte, als ihr Wirt auf dieses Schiff zu gehen, wo es vor feindlichen Yirks nur so wimmeln würde, denn Marco hatte wieder einmal gesehen was keiner von uns sah und zu hundert Prozent die Wahrheit gesagt. Es gab logisch betrachtet nur einen Einzigen von uns, der sich wirklich für diesen Job eignete, eben w e i l er so entbehrlich war. Eben w e i l die Yirks nicht viel mehr mit ihm anfangen könnten, als ihn zu töten, falls sie ihn schnappten: M i c h ... Issrin antwortete nicht. Nicht die kleinste Regung huschte unter ihrer Kontrolle über Lous Gesicht, während ich redete. Trotzdem sah ich für den Bruchteil einer Sekunde die Unsicherheit ihn ihren Augen aufblitzen. Wie sie endlich nickte, sogar Angst. Ich war mir zumindest ziemlich sicher, dass es Angst war. Raubvogelaugen funktionieren einfach viel zu gut, und ihnen entgeht nichts. Wir sehen jedes noch so kleine Zucken im Gras, auch wenn wir hundert Meter über dem Boden schweben. Ich konnte ohne Probleme die zitternden Schnurrhaare einer Maus von der Spitze eines Kirchturms aus sehen und natürlich auch die kleinste Gefühlsregung im Gesicht von jemanden der mir direkt gegenüber saß, ganz egal wie gut dieser Jemand seine Gefühle verstecken wollte. L e i d e r... "TOBIAS, NEIN!" Wieder sprang Rachel auf, dieses Mal ließ sie sich aber nicht von Joseph/Nalek so einfach beschwichtigen und schob wütend ihren Arm weg, bevor sie sich vor mir aufbaute. "Das wirst du n i c h t tun hörst du?! Ich erlaube das nicht und… Und abgesehen davon, als w a s willst du bitte gehen?! Wie der Schwachkopf da drüben nämlich auch gesagt hat, kann man da nicht einfach rein und rausgehen wie man will." "Ja, das habe ich mir auch grade gedacht, aber den S c h w a c h k o p f verbitte ich mir, genauso wie die fiesen Schläge vorhin. meine sicher wird meine Schulter blauer als der Popo vom guten alten Papa Schlumpf. Nicht grade attraktiv sowas!" Marco rieb sich übertrieben die Stelle wohin Rachel ihn geboxt hatte und zog dabei eine Schnute. Versuchte sich auf die Couch zu lümmeln, als wäre er vollkommen entspannt und als ginge ihn das Ganze hier gar nichts an. Wieder einmal merkte nur ich wie aufgesetzt sein Verhalten grade war, denn er und Rachel würden im selben Boot sitzen, sobald ich mit Issrin auf das Schiff ging Die Beiden hatten etwas gemeinsam, auch wenn sie es natürlich niemals freiwillig zugegeben hätten. "Ja." Tidwell/Illim nickten. "Illim spricht gerade und das wäre auch der nächste und letzte Punkt auf unserer Liste: Wie ich schon zu anfangs sagte, hat ein Mitglied unseres Widerstandes das notwendige Wissen um den Poolcomputer zu manipulieren." "Ja und du hast auch gesagt, der Typ hat irgendwelche Bedingungen und ist noch nicht lange dabei." Von einer Sekunde zur nächsten wurde Marco plötzlich wieder todernst und saß kerzengerade auf seinem Platz. "Stellt sich hier nur die Frage, woher w i r wissen sollen, dass wir diesem Typen wirklich vertrauen können und was er von uns haben will. Ich meine w e i ß der wer wir sind?" "Nun," Illims Stimme wurde merkwürdig leise und er senkte den Blick. "Ich weiß zwar nicht inwieweit du unsere Art der Zusammenarbeit verstehst, Marco aber...-" "Illim bitte Mann, nur eine Antwort! Es geht hier nicht um die Urknalltheorie, sondern nur um zwei einfache Fragen: Wie lange kennt ihr den und w e i ß dieser Computer-Fuzzi wer wir sind?!" "Zwei Monate und ja. Er weiß alles, was wir hier auch wissen, aber du verstehst nicht, weder seine Beweggründe noch unsere. Er. ..-" "Wie bitte was?! Ihr kennt den Kerl grad mal z w e i verdammte Monate und weiht ihn quasi in alles ein? Ihr...IHR SPIELT EIN VERFLUCHTES RUSSISCHES ROULETTE MIT UNSEREN LEBEN? SEID IHR ALLE VOLLKOMMEN BESCHEUERT?! WIR...-" "Marco!" Unerwarteterweise war es Issrin die ihm den Wind aus den Segeln nahm und ihre Stimme klang ungewohnt hart, während sie ihm fest in die Augen sah. "Du bist ein Mensch und weißt so gut wie nichts über unsere Lebensweise. Nicht wie wir kommunizieren oder agieren. Auch wenn deine Bedenken verständlich sind und du mir nahe stehst, bist du nicht in der Position die Entscheidungen der Bewegung in Frage zu stellen." "Nicht in der P o s i t i o n ? Izzy, dieser...-" "Nein Marco, sie hat Recht." Fenya seufzte und warf Issrin einen merkwürdig mitleidigen Blick zu, den wahrscheinlich nur sie beide richtig deuten konnten. "Wir w i s s e n, dass Udrak die Wahrheit sagt, das steht völlig ausser Frage, ansonsten wären wir dieses Risiko ihm das nötige Wissen für diese Mission bereits nach so kurzer Zeit zu vermitteln niemals eingegangen. Da er aber heute nicht hier sein kann, will ich nicht unnötig vorgreifen. Die Zeit ist ohnehin zu knapp und die meisten von euch sind im Moment noch dazu ziemlich aufgewühlt. Ich denke, es wäre deshalb besser, wenn ihr erst einmal zur Ruhe kommt und euch danach selbst ein Bild macht." "Udrak wer zur Hölle i s t U d r a k ?!" Marco war immer noch auf hundertachtzig, als Fenya ein Visitenkärtchen aus Eileens Hosentasche zog und es Issrin in die Hand drückte. Es war ein weißes stinknormales Papierkärtchen mit unscheinbarer hellblauer Schrift:"Joey´s PC-Klinik" "Hier trefft ihr ihn heute um zwei Uhr nachmittags. Bitte seid pünktlich. Aufgrund des schmalen Zeitfensters haben wir alles wirklich auf die Minute geplant und unsere Pool-Termine soweit zusammengelegt, wie wir es nur irgendwie einrichten konnten, ohne Verdacht zu erregen. Wir werden uns nicht nochmal auf diese Weise treffen können. Udrak kann euch dann auch sagen, wie ihr auf das Schiff kommt und es gibt natürlich auch noch ein paar Einzelheiten zu klären, unter anderem welchen von unseren Leuten wir für Tom auswahlen, und wie wir diesen Yirk dann auf das Schiff schmuggeln aber das hat noch etwas Zeit deswegen...Na jbesser du nimmst es, bis sich die Lage wieder etwas beruhigt hat." "Ja." Mit einem kurzen Seitenblick zu Marco und Rachel nahm Issrin das Ding aus Fenyas Hand und nickte dann Joseph/Nalek zu, der sofort aufstand. "Fenlin hat Recht. Wir haben euch alle Informationen gegeben die wir bisher haben und je länger wir diskutieren, desto schlechter stehen die Chancen auf Erfolg. Wir werden euch natürlich auch über Udrak über alles Weitere informieren und auf dem Laufenden halten, was die Bewegung schlussendlich beschließt." "Siehst du Rach, sogar e r kennt diesen Kerl! Wahrscheinlich kennen ihn auch alle von der CYM und der halbe verdammte Yirkpool nur w i r , wir armen Schweine kennen ihn nicht, warum auch? Geht hier ja nur um unsere Familien und um unsere kleinen unwichtigen Leben!" Rachel beachtete ihn gar nicht, ich aber schon. "Stimmt." Fenya zwinkerte mir zu. "Abgesehen davon sitzen wir schon viel zu lange hier und tun gar nichts. Dabei wird es wirklich langsam Zeit, dass sich irgendjemand endlich um unseren Freund den Inspektor kümmert und dem Visser etwas bietet, worüber er ein bisschen nachdenken kann. Ihr wisst ja warum." "Ja." Rachel nickte tapfer und kaute an ihrer Unterlippe bevor sie Cassie und Marco zunickte. "Ihr wisst was Sache ist: Plan wie gehabt gleich nach der Schule.Wir drei und Ax kümmern uns drum. Tobias Lou und Issrin werden nicht dabei sein. Sie gehen zu diesem Udrak weil…Weil.., weil ich i h m diesen dämlichen Plan sowieso nicht ausreden kann. Weil ich absolut n i c h t s dagegen tun kann, dass er sein L e b e n aufs Spiel setzt." Jetzt sah sie mir direkt in die Augen. Wütend. Traurig. V e r z w e i f e l t … Ihre Stimme zitterte leicht. Ich aber sagte gar nix und starrte nur grimmig zurück. Versteckte mich feige hinter meiner Bussardmiene. Wartete, bis es vorbeiging, denn in Wahrheit war ich kein Held. Ganz im Gegenteil, ich fühlte mich klein und schwach wie schon lange nicht mehr. So als hätte ich grade eine handvoll Glasscherben verschluckt "Gut." Jetzt stand Fenya ebenfalls auf, gähnte und streckte sich dabei ausgiebig. "Aber vergesst bitte nicht, dass auch ein paar von unseren Leuten dabei sein könnten wenn ihr für Chaos sorgt und die meisten der Wirte generell unschuldig sind, also, hm... Ich will es jetzt einfach mit Eileens Worten sagen: Tut uns einfach den Gefallen und haut da draußen nicht zu sehr auf die Kacke." Kapitel 5: ----------- R a c h e l ------------- Wir trafen uns in einer kleinen Gasse hinter den WKTV-Studios. Nummer Eins auf der Liste unseres geplanten Animorphs-Amoklaufs. Das erste Ziel auf unserem Weg um diesen Inspektor davon zu überzeugen, dass Visser Drei nicht mit uns fertig wurde. Es musste für ihn absolut klar werden, dass er unfähig war. Eine lächerliche Witzfigur und den andalitischen Banditen vollkommen ausgeliefert. Noch eine Mission, bei der wir uns in die yirkanische Politik einmischen würden... Eindeutig zu unserem eigenen Vorteil dieses Mal! Zu. Unserem. Vortel! Wütend versuchte ich jeden Zweifel abzuschütteln, genauso wie meine kreisenden Gedanken und die Angst um Tobias. Schielte zu den anderen rüber ohne, dass sie es bemerkten. Beobachtete aus den Augenwinkeln, wie sie beieinander standen, flüsterten und mir immer wieder skeptische Seitenblicke zuwarfen. Trauten sie mir etwa nicht? Dachten sie, ich hätte die falsche Entscheidung getroffen? War es vielleicht sogar wirklich die falsche Entscheidung gewesen hier anzufangen? Egal! Alles egal, ich sollte nicht mal darüber nachdenken was sie dachten, immerhin war Jake nicht hier und es war jetzt allein meine Entscheidung was wann und wo passieren würde, ganz allein meine! "Kampfmorphs," sagte ich nach einer Weile schärfer als beabsichtigt und riss Cassie damit aus ihrer Unterhaltung mit Ax. Marco, der sich bis jetzt nur lässig an die Hausmauer gelehnt hatte, richtete sich auf und sah mich an, Cool wie immer. Oder zumindest war er felsenfest davon überzeugt, dass er cool war... "Immer mit der Ruhe General Patton. Wie wär's erst mal mit Schritt Eins bevor wir überhaupt mit Irgendwas anfangen?" Schritt Eins? Verflucht, ich war auch so schon nervös genug ohne das Marco einen seiner dämlichen Kommentare drüber streute! "Wer ist hier jetzt der Anführer? Du oder ich?" Zischte ich wütend. "Du." Meinte Cassie vollkommen neutral, mit einer sehr ruhigen Stimme, die absolut keinen Zweifel an dem zuließ was sie sagte und stellte sich schon mal vorsorglich zwischen mich und Marco. "Aber uns anzuhören was er zu sagen hat, ist sicher trotzdem kein Fehler." "Okay." Schlagartig war ich von hundert auf null runter, oder zumindest auf unter fünfzig. "Dann lass mal hören du Schlaumeier, ich bin ganz Ohr." "Hm, also dann erst mal zu einer winzigen aber nicht ganz unbedeutenden Kleinigkeit die unsere mutige Anführerin in Spe hier leider vergessen hat: Infiltration, denn seien wir mal ehrlich Prinzessin Xena, niemand von uns war schon mal da drin. Deswegen lasst uns erst mal in irgendwas Kleines morphen und die Lage peilen, bevor wir irgendwas überstürzen. Wenn alles sicher ist, können wir den Laden immer noch aufmischen und...-" "Nein!" Ich fiel Marco ins Wort, noch bevor er damit fertig war meinen Plan schlechtzureden. Meine Lippen wurden zu einer ärgerlichen Linie. "So läuft das nicht, klar? Wenn wir das tun heißt das nämlich, wir müssen uns drinnen angekommen mindestens noch einmal in Menschen zurück und dann wieder neu morphen. Viel zu riskant." "Nicht wenn wir als Fliegen reingehen oder als sonst irgendetwas Kleines." Widersprach Cassie. "Wir könnten uns einen kleinen Überblick verschaffen, danach hier herzurückkommen, noch einmal neu morphen, diesmal in unsere Kampfmorphs und dann...-" "Ja sicher könnten wir das. Wir könnten auch einfach nach Hause gehen und absolut gar nichts tun, also warum verschieben wir die Mission nicht gleich auf nächste Woche, wenn Jake wieder da, Tom wieder infiziert und der Inspektor weit weg ist?!" Fuhr ich sie an. Cassie antwortete nicht. Sie starrte mich nur mit verschränkten Armen und jetzt ebenfalls fest zusammengepressten Lippen an. Meine beste Freundin war eindeutig sauer auf mich, aber im Moment war mir das ziemlich egal. Alles, absolut alles, was meine Freunde bis jetzt gesagt hatten, fühlte sich an als wären sie gegen mich und regte mich unnötig auf. "Ax, du bist doch wenigstens auf meiner Seite, oder?" "Okay, genug geredet. Absolut mehr als genug von diesem ständigen Wenn und Aber. Ich sage Kampfmorphs und wir gehen da jetzt rein und erledigen das Ganze gut und schnell. Wir sorgen für ordentlich Chaos und dass da drinnen kein Stein mehr auf dem anderen bleibt." "Aber?" Fragte Cassie. Sie sah mich immer an, abwartend. Wissend. Ich hasste das. "Ja, ja." Genervt warf ich die Arme hoch. "Aber wir halten uns auch an das, was Fenya gesagt hat und versuchen zumindest niemandem wirklich wehzutun." "Oh Mann ich wusste es. Ich hätte doch lieber Tobias´ Job machen sollen. Wie ein paar Hork-Bajirs mir Ärmchen und Beinchen ausreißen während Issrin in meinem Kopf sitzt, ist sicher angenehmer als das hier." Marco verdrehte die Augen in meine Richtung. Cassie seufzte, aber wenigstens begannen die Beiden endlich zu morphen. Wolf und Gorilla. Ich morphte ebenfalls, allerdings entschied ich mich dieses Mal nicht für meinen Elefanten, sondern für den Grizzly. Nicht nur wegen der Stärke und dem Schaden den ich in diesem Körper anrichten konnte, sondern hauptsächlich wegen der Furchtlosigkeit. Grizzlybären sind nämlich ziemlich taffe Kerle. Nichts haut sie so schnell um, oder bringt sie aus der Fassung und genauso musste ich auch sein. Genauso wollte ich sein: Groß, gefährlich und über jeden Zweifel erhaben. Ich fühlte praktisch sofort wie alle negativen Gedanken und das letzte Bisschen Angst sich in Luft auflöste, während ich wuchs. Ein Meter Achtzig, Zwei Meter. Über zwei Meter zwanzig... Muskeln legten sich über Muskeln. Dichtes zotteliges Fell wuchs auf meiner Haut, hüllte mich von Kopf bis Fuß ein wie eine Rüstung. Aus meinen zierlichen Händen wurden mächtige schwielige Pranken mit dicker Hornhaut auf den Sohlen, anstatt von Nägeln wuchsen mir diese glänzend schwarzen gebogenen Krallen, jede davon ungefähr so lang wie meine menschlichen Finger und scharf wie Rasierklingen. Mein Gesicht wölbte sich nach vorn und aus meinem kleinen Menschenmund wurde ein tödliches Maul voller spitzer Zähne. Ich war ein ausgewachsener männlicher Grizzly. Eine fleischgewordene Kampfmaschine und das mächtigste Landraubtier des Planeten Erde. Marco war ein Nichts gegen mich. Er war nur ein kleiner Spinner und praktisch immer am Zweifeln und Nörgeln. Cassie war zwar meine Freundin, aber sie war einfach zu weich für den Job, von Lou gar nicht erst zu reden und Tobias... Tobias war mir wichtig, aber er war auch absolut verrückt. Er würde mit Issrin...- Ach vergiss ihn! Vergiss sie alle, es wird klappen, dein Plan wird aufgehen und wir werden haushoch gewinnen. Nein, nicht wir. I c h würde gewinnen! Ich, weil ich entschlossener war als Jake und vor allem mutiger. Weil ich Recht hatte, und zwar mit absolut allem! Ohne noch einen weiteren Gedanken an irgendwas Nebensächliches zu verschwenden, warf ich mich mit meinen fünfhundert Kilo Lebendgewicht volle Wucht gegen die Tür. WHAM! Sie wurde praktisch aus ihren Angeln gerissen und krachte lautstark zu Boden, mehr war nicht nötig. Wir waren drin! Vor uns lag ein schmaler Flur. Überall waren helle Lichter, vorbeihuschende Schatten, Menschen. Alles nur verschwommen für meine schwachen Bärenaugen, aber wir waren hier. Grizzly, Gorilla, Andalit und Wolf. Vier große gefährliche Kreaturen und bereit zu zerstören. Zusammen sprinteten wir den Flur runter. Noch mehr verschwommene Gestalten, ein Schrei! Ein Stapel Papier wurde in Panik nach uns geworfen. Ich schlug mit meiner Pranke ein gerahmtes Bild vom der Wand und hinterließ dabei ein paar tiefe Kratzspuren im Rigips. RAAATSCH! "Was zum Teufel?...-" "Oh mein Gott!" Ich ließ mich auf alle Viere zurückfallen und rannte volle Pulle grade aus. Lasst euch eins sagen: Ein Bär in Bewegung ist vergleichbar mit einem Sattelschlepper auf der Interstate: Man sollte ihm definitiv aus dem Weg gehen. Ich streifte einen großen Xerox-Kopierer und brachte ihn krachend zu Fall. KRRRAAACH! Marco hämmerte inzwischen mit seiner riesigen Gorillafaust gegen eine metallene Seitentür und hinterließ dabei wirklich gewaltige Dellen. Ein Sicherheitsmann tauchte auf, versuchte seine Waffe auf uns zu richten als plötzlich wie aus dem Nichts... FWAPP! Ax´ tödlicher Andalitenschwanz erwischte ihn mit voller Wucht. Präzise und schnell wie eine Bullenpeitsche. Der Mann taumelte kurz und fiel dann ohnmächtig zu Boden. Ein Typ mit einem Klemmbrett. Ich erwischten ihn Kopf vorraus. BAMM! Volle Breitseite. Er rollte praktisch über meinen Rücken weg und knallte auf das Linoleum wie ein lächerlicher Pin der von einer Bowlingkugel getroffen wird. Cassie sprang lässig mit einem Satz über ihn und dann waren wir plötzlich raus aus dem Flur und in der Öffentlichkeit. Backstage. Ich konnte die Aussteifung vom Set sehen. Ohne lange zu überlegen, bäumte ich mich auf und hievte dabei mit der Schulter einen Transportwagen samt großer Fernsehkamera hoch. Der Wagen kam in Bewegung, drehte sich, trudelte und krachte schließlich gegen den hinteren Teil des Sets. Zu Beginn der Mission war ich noch ein bisschen nervös gewesen, aber inzwischen hatte ich mich warmgelaufen und war voll in Fahrt und einfach nur aufgedreht denn nichts, absolut gar nichts konnte uns stoppen! "GRRRR!" "ROOOAAARGH! "Was zum...- Schafft diese And-... Diese Ansammlung von Tieren hier raus!" Ah. Christine Karminsky. Unsere yirkanische Lieblings-Nachrichtenmoderatorin, gekleidet in einen engen aber geschmackvollen roten Zweiteiler kombiniert mit dezentem aber sicher sündhaft teuren Goldschmuck. Wir hatten sie mitten in ihrer Sendung erwischt und sie wirkte wirklich absolut gar nicht glücklich darüber uns zu sehen. Genau das, dieser absolut unvergleichliche Gesichtsausdruck, war der letzte Kick, den ich brauchte. Cassie, natürlich. Ich beschloß es mir zu Herzen zu nehmen, spätestens nach dem ich den Laden zerlegt hatte und sprang mit einem einzigen Satz auf das Moderatorenpult vor Christine. Natürlich brach es sofort unter mir zusammen. KRRRAACK! Kreischte Marco, er klang fast schon entsetzt. Antwortete Cassie ruhig, knurrte nur und gab Christines nett-langweilig aussehendem Kumpel freundlicherweise Rückendeckung auf seinem Nachrichtenpult. KRAAACK! Ein weiteres dieser kleinen Tischchen ging zu Bruch. Ich ließ es mit einem eleganten Schubser meiner gewaltigen Tatze über den Boden schlittern und direkt in den Green Screen der Wetterkarte krachen. ZZWEEEEE...SSZZZ... Marco zerstörte einstweilen fröhlich Mikrofone und anderes teueres elektrisches Zubehör, während Ax den Kontrollraum aufsuchte, wo er ein paar Hebel betätigte und Schalter drückte, bis WKVT zumindest für heute aus dem Programm gekickt wurde. Cassies plötzlich sehr besorgte Gedankenstimme riss mich mitten aus meiner Zerstörungswut. Ich wirbelte herum so schnell es mir in meinem massigen Bärenkörper möglich war und sah auch sofort was sie gemeint hatte: Angeführt von einer Mitarbeiterin betraten zirka zwanzig nichtsahnende Leute das in Schutt und Asche gelegte Set. Erwachsene und Kinder. Die Dame, die die Führung gab, stoppte natürlich sofort, als sie uns sah. Sie schrie und fiel dann einfach um wie ein nasser Sack. Klarer Fall. In ein Fernsehstudio zu kommen und dort einen Grizzly zu sehen, der gerade die gesamte Einrichtung demoliert umgeben von anderen randalierenden wilden Tieren ist sicher nicht das, was ein normaler Mensch gerne sehen möchte. Panik ist da eine vollkommen natürliche Reaktion schätze ich mal, trotzdem standen die meisten der Besucher einfach nur mit vor Schock weit aufgerissenen Mündern da und starrten. Ich kümmerte mich nicht darum und machte einfach da weiter, wo ich aufgehört hatte. Widmete meine Aufmerksamkeit der mindestens ebenso verängstigten Crew, die sich inzwischen über das ganze Set verstreut hatte und natürlich Christine und Bobby die beide zusammengekauert und weinend hinter Bobbys vollkommen zerstörten Tischchen hockten, während Cassie sie mit gefletschten Zähnen wütend anknurrte. Ich schlug gelangweilt nach einem vorbeirollenden Servierwagen. Schleuderte das Ding sogar mit einer nur halbherzigen Bewegung quasi gegen die Wand. Gefüllte Bagels und süße Teigtäschchen flogen munter durch die Gegend. Ein heile gebliebener Schoko-Donut rollte den nach wie vor erstarrten Besuchern direkt vor die Füße. Versuchte mir ins Gewissen zu reden. Ich machte weiter, ohne sie auch nur anzusehen, warum sollte ich auch? Ich tat doch niemandem weh und hatte noch dazu absolut keine Lust aufzuhören. Der Spaß fing doch jetzt gerade erst an und die im Moment leeren Plätze für das gelegentliche Live-Publikum waren mein nächstes Ziel. Leider war alles bombenfest mit dem Boden verschraubt. Zehn ordentliche Reihen mit jeweils fünf gemütlichen Sitzen nebeneinander und in einer leichten Steigung angebracht, damit die Leute, die hintereinander saßen, mehr sehen konnten, als nur den ungewaschenen Hinterkopf ihres Vordermanns. RIIIP! Und da waren´s nur noch neunundvierzig. Ha! Bombenfest ist anscheinend nicht gleich b ä r e n f e s t ! Fröhlch packte ich den von seinen Fesseln befreiten Zuschauersessel und warf in mit voller Wucht gegen die gegenüberliegende Mauer. CRAAASH! Ein Stück Gips von der Größe eines LKW-Reifens löste sich durch die Wucht des Aufpralls und krachte in einer riesigen Staubwolke zu Boden, als plötzlich... "Oh nein!" Ene panisches Stimme aus der Menge der schockierten Zuschauer durchbrach meinen Blutrausch. "Jemand muss uns helfen, Hilfe!" Und dann noch: "Nein! Opa, Opa!" Auch wenn ich die erste Stimme nicht wirklich zuordnen konnte, war die zweite eindeutig von einem Kind. Das war jetzt Gedankensprache und kam von Ax der noch immer im Kontrollraum war, unsichtbar für die Besucher. Widerwillig wandte ich mich ab und ließ die übrigen Sitze in Ruhe. Befahl ich den anderen und nickte in Richtung von Christine Karminsky. Marco schnappte die schreiende und wie wild um sich schlagende Yirk-Moderatorin beim Kragen ihrer hübschen weißen Seidenbluse wie der Riesenaffe diese kreischende weiße Frau in dem Film "King Kong" und hielt sie mir vor die Nase. Ich sah ihr fest in die Augen, blies ihr meinen heißen Atem ins Gesicht und kam ihr mit meinem riesigen Bärenkopf so nahe, dass meine Schnauze fast ihre gepuderte Nasenspitze berührte. Ihre halblangen bügelglatten und modern durchgestuften blonden Haare hatten sich von ihrem perfekt-akkuraten Mittelscheitel verabschiedet und klebten ihr verdreckt und schweißnass an der Stirn. Das feine Make-up und der glossy Lippenstift waren verschmiert Sie sah mich an. Christines hellblaue Augen glühten vor Wut unter der Konrolle des Yirks, den Rest ihres gestohlenen Körpers hielt sie aber absolut still. "Du machst mir keine Angst, Andalit!" Zischte sie schließlich und obwohl ich sie hasste wie fast jeden anderen Yirk der mir bis jetzt über den Weg gelaufen war, musste ich zugeben, das dieses Exemplar hier zumindest mutig war. Antwortete ich trotzdem nach einer Weile. Diesmal sagte der Controller nichts. Sie wandte sich nur ab und wich vor meinen riesigen Zähnen zurück, als ich nach ihr schnappte. Ich wartete. Wartete bis die ganze Bedrohlichkeit meines Bärenmorphs in ihren kleinen yirkanischen Verstand gesickert war, bevor ich endlich fortfuhr: Ich nickte Marco zu und er ließ Karminsky einfach los. Ihre Bluse war am Kragen ein wenig zerrissen und die Jacke ihres Kostüms vollkommen zerknittert und verdreckt, aber sie richtete nur ihre Kleider und starrte uns hasserfüllt an, während wir den Rückzug antraten. Insgesamt waren wir weniger als fünf Minuten in diesem Studio gewesen. Jetzt gab es kein Studio mehr. Wir flohen, rannten was das Zeug hielt und morphten zurück, sowie wir genügend Abstand zwischen uns und die heranrasenden Polizei- und Rettungsautos gebracht hatten. Natürlich war auch die lokale Presse mit von der Partie. Jeder wollte der Erste sein. Kommentierte Ax, als wir alle noch ein bisschen ausser Atem, aber wieder in unseren richtigen Körpern und in Sicherheit waren. Das Adrenalin pulsierte nach wie vor in unseren Adern und alle waren absolut high und aufgekratzt. Jeder lachte, sogar Cassie und Marco, obwohl meine Freunde erst eigentlich total gegen den Plan gewesen waren. "Ja und ich kann immer noch nicht glauben, dass wir wirklich live auf Sendung waren! So richtig im Fernsehen!" Prustete Marco. "Ja." Auch Cassie kicherte ein bisschen, allerdings nur kurz, dann wurde sie als Erste von uns wieder ernst während sie fortfuhr: "Es wäre aber vermutlich besser gewesen, wenn wir vorher von den Besuchern gewusst hätten, ich meine... Wisst ihr, bevor wir geflohen sind, habe ich noch diesen einen Mann gesehen. Er war schon ziemlich alt und ist plötzlich hingefallen, einfach so. Was wenn er einen Herzinfarkt hatte oder irgend sowas?" Sie biss sich auf die Unterlippe, blickte uns alle der Reihe nach an und dann runter auf ihre schmutzigen nackten Zehen. Keiner sagte irgendetwas dazu, mehrere Minuten lang nicht. Ich spürte wie mir kalt wurde und sich etwas in meinem Magen zu einem ekligen eisigen Klumpen zusammenballte. Sowas wie Angst. Schuld, doch nur kurz, dann brachte etwas anderes den Klumpen wieder zum Schmelzen, von dem ich nicht einmal selbst genau wusste, was es überhaupt war. Vielleicht Wut oder so was wie Selbstschutz... Irgendwas eben. "Ja und?" Sagte ich endlich, nachdem ich mich wieder etwas gefasst hatte. Meine Stimme klang auch wütend und kalt. VIel wütender und kälter als ich eigentlich sein wollte. "Sei nicht so eine Schwarzmalerin Cassie, was wenn der Typ einfach nur irgendwie gestolpert ist? Kommt schon Leute, solche Sachen passieren eben. Niemand von uns hat dem Typen gesagt, dass er sich gleich zu Tode erschrecken soll, oder? Abgesehen davon ist er nach allem was wir wissen wahrscheinlich auch ein Controller und das da drin ist gelaufen wie geplant. Niemand wurde wirklichverletzt, ein glatter Erfolg also." Meine Freunde guckten mich nur an, keiner sagte irgendetwas oder nickte und eine merkwürdige Stille begann sich zwischen uns auszubreiten. Irgendwie bedrohlich. Erdrückend. Ein unausgesprochenes "Was-aber-wenn" war da zwischen Marco, Cassie und mir in der Luft und fraß den letzten Rest von Euphorie einfach auf wie ein hässliches gieriges Monster. Verwandelte das Hochgefühl in meinem Bauch in einen schmerzhaften Kloß, der mir die Kehle hochstieg. Für einen kurzen Moment konnte ich kaum atmen, aber ich wusste auch, dass ich absolut keine Zeit für sowas hatte. Keine Zeit um mir über irgendeinen fremden alten Mann Gedanken zu machen der aus welchem Grund auch immer gestürzt war, oder über Tobias Lou und Issrin nachzugrübeln, die demnächst diesen Udrak treffen würden. Keine Zeit für die panische Kinderstimme in meiner Erinerung die immer wieder "Opa, Opa!" gerufen hatte oder um lange Reden zu schwingen. Wir alle hatten einen Job zu erfüllen und ich war der Anführer. Wer sollte sonst einen kühlen Kopf bewahren und den Anderen sagen was zu tun war, wenn nicht ich? "Die Sache war ein Erfolg!" Wiederholte ich deshalb nochmal stur und mit deutlich mehr Nachdruck als ich endlich wieder Luft bekam. "Also Ende Gelände. Weg mit den Trauermienen und auf in den Kampf Leute. Unser nächster Halt ist der Bücherladen! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)