Drawback 2 von ManaRu ================================================================================ Kapitel 14: Flashback 3 ----------------------- Grummelnd lief er durch die Stadt, war mit schnellen Schritten unterwegs. Die Sonne ging langsam unter. Bestimmt machten sich seine Eltern schon Sorgen um ihn. Er hatte freitags immer lange Unterricht, doch dieses Mal hatte er mit einem Freund noch so lange gequatscht, dass er die letzte Bahn verpasst hatte und laufen musste. Wahrscheinlich flippte seine Mutter schon hysterisch zu Hause aus und lief auf und ab. Es lagen nur noch zwei Straßen zwischen ihm und seinem leckeren Abendessen. Zwar hatte seine Mutter immer gesagt, er solle nicht mit Fremden reden, doch als ein unscheinbarer Wagen neben ihm stehen blieb und er angesprochen wurde, hielt auch er kurz an und musterte den Mann. „Kennst du dich hier aus, Kleiner? Wir wollen nur nach dem Weg fragen.“ Versicherte ihm der Mann und so trat er näher an das Fahrzeug ran und ließ sich etwas auf einer Karte zeigen. „Da müssen wir hin. Erkennst du unseren jetzigen Standort auf der Karte?“ Er sah sich die Karte genauer an, ehe die hintere Wagentüre aufging und jemand ausstieg. Kurz sah er zu diesem Mann auf und wich etwas zurück. „Keine Angst, Kleiner. Wir sitzen schon so lange im Auto, da freut sich mein Kollege über jeden Schritt, den er machen kann.“ Kurz zögerte er, kam dann aber wieder zu ihm und suchte die Karte ab. Die Karten in den Schulen sahen alle anders aus, aber war es im Grunde nicht dennoch das Gleiche? Trotzdem blickte er bei dem Wirrwarr von Linien, Buchstaben und Zahlen nicht durch. „Tut mir leid…“ Murmelte er, da er den Männern wohl nicht helfen könnte. „Macht nichts.“ Lächelte ihn der Mann an und steckte die Karte weg. „Danke, dass du es versucht hast.“ Als er gehen wollte, hielt ihn dessen Kollege auf einmal am Arm fest und noch bevor er realisiert hatte, was los war, wurde er schon in den Wagen geworfen und das Auto fuhr los. Er schrie so laut er konnte, schlug um sich und wollte aussteigen, doch nichts brachte etwas. Die Tür war verriegelt, man konnte ihn außerhalb des Fahrzeuges eh nicht hören und es brachte nicht viel, einen erwachsenen Mann zu schlagen, wenn man selber gerade mal 11 war. Das einzige, was das zur Folge hatte war, dass man ihm einen Ellbogen ins Gesicht schlug und ihn ausknockte. Als eiskaltes Wasser auf seinen Körper prasselte, wurde er wieder wach, japste nach Luft und merkte, dass er am Boden lag. Ohne Anziehsachen! Sofort schlang er seine Arme um sich, zog die Beine an und versuchte, sich so klein wie möglich zu machen. Das Wasser war zwar kalt, aber trotzdem wusste er nicht, ob er wegen der Kälte, oder der Angst zitterte. „Was für ein niedlicher Junge.“ Drang eine tiefe Männerstimme in seinen Gehörgang, während er jemand anderen lachen hörte. „Andere werden auch nie hier ankommen. Nur niedlich, klein und jung.“ Er sah zu den beiden Männern auf, die ihn unter die Dusche gelegt und das Wasser angestellt hatten. „Steh auf und mach dich sauber.“ Hastig stand er auf, hatte Angst vor dem, was passieren würde, sollte er nicht auf sie hören, doch er drehte sich um, damit er ihre Blicke nicht sehen konnte. Wo war er? Was wollten sie von ihm? Er biss sich auf die Unterlippe, ehe er am Arm gepackt und aus dem Raum gezogen wurde. Man warf ihm ein Handtuch entgegen und so trocknete er sich ab und durfte danach neue Sachen anziehen. Wenigstens waren die Klamotten in seiner Größe! „Ist er fertig?“ Erschrocken zuckte er bei der Stimme zusammen und sah sich um. Ein jung aussehender Mann kam zu ihnen. Er hatte eine dunkle, elegante Jeans an, schwarze edle Schuhe und ein weißes Hemd, das er in die Hose gestopft hatte. Der Kerl musterte ihn von oben bis unten und kam näher zu ihm, packte ihn am Kinn und hob seinen Kopf hoch. Ihre Blicke trafen sich und er sah den Mann grinsen. „Planänderung.“ Sagte dieser nur und ließ von ihm ab. „Wenn die anderen Kinder fertig sind, werft sie in den LKW und fahrt los. Das Geld ist bereits da.“ Gerade, als er wieder von den Männern gepackt wurde, ging der Kerl mit dem weißen Hemd dazwischen. „Nicht der!“ Fuhr er sie wütend an. „Den nehme ich mit.“ Er scheuchte seine Männer raus, damit sie ihrer Arbeit nachgehen konnten, ehe er ihn am Handgelenk mit sich zog. Der Mann sagte kein Wort, zog ihn einfach mit sich. Raus aus dem Keller, mit dem Fahrstuhl hoch in eine große Wohnung. Noch immer hielt er ihn fest und zerrte ihn hinter sich her. In einem großen Wohnzimmer warf er ihn auf die Couch, zog sich die Schuhe aus und lief auf ihn zu, zog ihn am Kragen wieder zu sich hoch. „Wie heißt du?“ Fragte er, doch gerade, als er den Mund öffnete, schlug er ihn mit der flachen Hand ins Gesicht, wodurch er zurücktaumelte und wieder auf der Couch landete. „Du solltest deinen Namen schnell vergessen. Morgen früh wird man deine Schultasche in einem See finden, doch niemals deine Leiche. Ab sofort existierst du nicht mehr, Kleiner.“ Er schluckte und sah zu dem Mann auf, biss sich auf die Lippe und fing an zu weinen. Wieder schlug er ihn und zog ihn zu sich. „Ich will dich auch nicht heulen sehen, kapiert!?“ Keifte er ihn an, schlug ihn wieder und ließ ihn liegen, um danach den Raum zu verlassen. Schluchzend wischte er sich mit dem Ärmel über das Gesicht. Warum tat man ihm das an? Was hatte er nur falsch gemacht? Er war doch immer lieb zu seinen Eltern und hatte nie etwas Böses getan! Der Mann war eine gewisse Zeit weg, was ihn dazu brachte, sich etwas zu beruhigen. Doch kaum kam der Kerl wieder zu ihm ins Wohnzimmer, sah er ihn panisch an. Sofort stellte er fest, dass sich der Andere umgezogen hatte. Er hatte keine Jeans mehr an, aber auch keine andere Hose angezogen und statt des Hemdes trug er nur noch ein Muskelshirt. Er schluckte trocken, wich von ihm zurück, doch dessen Hände packten ihn, warfen ihn mit dem Gesicht zuerst auf die Couch. Er spürte nur noch, wie der Mann ihm die Hose runterzog, danach durchfuhr ein stechender Schmerz seinen gesamten Körper, ehe er ohnmächtig zusammensackte. Knapp drei Jahre trieb der Mann dieses Spiel mit ihm. Mal alleine, mal nahm er Kollegen oder Kolleginnen mit. Wurde er gerade nicht gebraucht, sperrte er ihn in einen kleinen Raum ein, wo kein Licht hineinfiel. Zitternd saß er in diesem Raum, als er zwei Stimmen vernahm. Es war wieder soweit. Eng zog er seine Beine an sich ran, schlang die Arme um diese und versteckte sein Gesicht. Er wollte es nicht mehr. Anfangs hatte er gehofft, sich daran zu gewöhnen, doch das würde wohl nie passieren. Als die Türe aufging, drang helles Licht in den kleinen Raum, aus den er gezogen wurde. „Kümmer dich um meinen Kollegen. Und wehe ich höre nichts Gutes!“ Drohte man ihm und warf ihn direkt in die Arme seines Gastes. „Tse tse… Hikari Kanegawa...“ Begann der Mann, in dessen Armen er hing und festgehalten wurde. „Seit wann verheimlichst du dein Spielzeug vor mir?“ Der Mann grinste, doch der Angesprochene verabschiedete sich nur von ihm und ließ die Beiden zurück. Ohne Vorwarnung schlug er ihm ins Gesicht, zerrte an seinen Armen und zog ihn zur Couch. „Mein guter Freund hat mir von dir erzählt. Das du nach all der Zeit noch immer wie eine Jungfrau bist. Darauf stehe ich. Und da sich jemand um dich kümmern muss, während er weg ist, bietet sich da doch eine ausgezeichnete Möglichkeit.“ Sein Oberkörper wurde auf die Couch gedrückt und seine Hose bereits geöffnet. Wie immer konnte er nichts dagegen machen. Nach all den Jahren schrie er noch immer, da die Schmerzen nie geringer wurden, sondern immer gleich stark blieben. Als der Mann mit ihm fertig war, ließ er ihn einfach liegen und machte sich etwas frisch im Badezimmer. Als er das Wasser hörte, würde er auch gerne ins Badezimmer gehen und sich sauber machen. Doch er hatte das Gefühl, sich nicht bewegen zu können. Ein lauter Knall ließ ihn zusammenfahren und von der Couch aufspringen. Mühsam zog er sich wieder an, schaffte es jedoch nicht, den Raum zu verlassen, als auf einmal fünf Männer vor ihm standen und mit Waffen auf ihn zielten. Zitternd sackte er auf die Knie und duckte sich, versteckte seinen Kopf hinter den Armen und begann zu weinen. Wenn Kanegawa da wäre, würde er ihm wieder eine verpassen, weil er weinte. Er hoffte einfach, erschossen zu werden, um diesem Albtraum endlich entkommen zu können. Zwei Männer liefen weiter, entdeckten den Mann im Badezimmer und scheinbar erschossen sie ihn einfach. Bei den Schüssen zuckte er zusammen und biss sich auf die Unterlippe. Dann wird er der nächste sein. „Boss?“ Hörte er jemanden leise sagen, ehe er Schritte hörte. Schritte, die auf ihn zukamen. Er sah auf, wich vor dem Unbekannten zurück, doch die Couch hinderte ihn daran, weiter zu rutschen. Sein ganzer Körper zitterte, als der Mann vor ihm in die Hocke ging. „Du brauchst keine Angst zu haben. Wir holen dich hier raus.“ Er glaubte ihm kein Wort. Damals wollte man auch nur nach dem Weg fragen. „Wie heißt du?“ Das war eine Falle! Würde er antworten, würde man ihn schlagen. Er wollte sich auch nicht an seinen Namen erinnern, wollte ihn nicht mehr wissen, ihn nie wieder sagen, sondern einfach nur sein Leben beenden. „Erschießen sie mich einfach.“ Schluchzte er leise und biss sich auf die Unterlippe. Eine Hand legte sich auf seine Schultern und strich ganz sanft über diese. „Wir erschießen dich nicht. Wir werden dich mitnehmen.“ Sofort schüttelte er den Kopf und kniff die Augen zusammen. „Möchtest du hierbleiben?“ Fragte ihn der Mann und er sah wieder zu ihm auf. Bleiben? Auf keinen Fall! Aber musste er mit ihnen mitgehen? Scheinbar schon. „Okay, ich… ich komme… mit…“ Hauchte er leise zitternd und ließ sich hochhelfen. „Wie heißt du?“ Wurde er wieder gefragt, doch er schüttelte nur stumm den Kopf. Zu groß war die Angst, doch geschlagen zu werden. „Keine Sorge. Er wird für das bezahlen, was er getan hat.“ Hoffentlich! Er will diesen Mann tot sehen und das so schnell wie möglich! Vor dem Gebäude, dass er seit so vielen Jahren nicht verlassen hatte, stiegen sie in ein Auto und erschöpft ließ er sich nach hinten sinken. Dieser Mann wich nicht von seiner Seite, klopfte ihm nur kurz auf die Schulter und lächelte. „Sobald wir da sind, wirst du mit jemanden reden müssen, um es zu verarbeiten. Nicht mit mir, aber du musst es erzählen, sonst zerfrisst es dich von innen.“ So fühlte es sich bereits an. Er presste die Zähne aufeinander und nickte. Falls er doch noch weiterleben durfte, sollte er wirklich darüber nachdenken, es jemandem zu erzählen. Während der restlichen Fahrt blieb es still und erst, als sie irgendwo ankamen, bat man ihn, ihnen zu folgen. Man ließ ihn in Ruhe duschen, gab ihm saubere Anziehsachen und als er fertig war und es ihm besser ging, trat er langsam aus dem Raum heraus und sah sich um. Es dauerte eine kurze Zeit, bis jemand zu ihm kam. Das war der Mann von eben! „Ich bringe dich in dein Zimmer. Und morgen wirst du ein paar Leute kennen lernen, mit denen du dich bestimmt gut verstehen wirst.“ Er lief mit ihm durch mehrere Gänge und Flure, ehe sie an einem Zimmer ankamen. „Da du mir nicht sagen wolltest, wie du heißt und bei mir jeder Neuankömmling einen neuen Namen bekommt, musst du auch kein schlechtes Gewissen haben.“ Er deutete auf das Zimmer und wandte sich dann zum Gehen. „Schlaf gut und bis morgen, Ryo.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)