Wenn Ostern sein Frühling findet von SainzDeRouse (Die Hüter des Lichts) ================================================================================ Kapitel 13: ------------ Kapitel 13 – Untröstlich     Hase wusste nicht wie lange sie bereits im grünen Tunnel saßen. Sophie war so hysterisch gewesen das es nicht möglich war mit ihr in den Bau zu gehen. Sie hatte sich einfach wie eine Ertrinkende an ihn geklammert und alle Flüssigkeit aus sich heraus geweint. Immer wieder hatte sie geklagt warum ihr so etwas angetan wurde, doch hatte niemand eine Antwort darauf. Aber nun hatte sie sich beruhigt. Nicht weil sie sich mit ihrem Lebenswandel arrangiert hatte, sondern weil sie erschöpft war. Und Hase war froh um diesen Umstand. Er konnte nicht ihre Tränen sehen, nicht ihre Schreie hören, ihren zittrigen Körper spüren. Jede Sekunde hatte er mit ihr mitgelitten und er musste sich anstrengen das seine feuchten Augen nicht noch feuchter wurden. Nun saßen sie noch immer hier, in dem dämmrigen Tunnel, wo nur abzweigende Tunnel die Sonne hinein schienen ließen. Sie führten nicht wirklich irgendwo hin, doch hatte Hase seine Tunnel so konstruiert um nicht durchs Dunkel laufen zu müssen. Nun saß er am Ende des Tunnels, unter dem Eingang, der sich in der Nähe von Sophies Wohnung befand und lehnte gegen die Wand. Während Sophie auf seinem Schoß saß, ihren Kopf auf seine Brust gelegt und ihre Hände in sein Fell gekrallt hatte. Sie war verstummt, aber noch immer erzitterte ihr Körper ab und zu unter ihren Schluchzern und stille Tränen rannen ihre Wangen hinunter. Hase hatte sein Kinn auf ihren Kopf gestützt und hielt sie fest. Unaufhörlich strichen seine Pfoten über ihren Rücken. Er war nicht mehr ganz so knochig wie am Anfang, aber dennoch befürchtete er das sie dennoch wieder radikal abnahm, jetzt wo es ihr noch schlechter ging.   „Hey kleiner Fratz, wollen wir nicht in den Bau gehen? Hier wird es langsam ungemütlich. Dann zünde ich den Busch an und wir könnten die Chickenwings über dem Feuer rösten“, flüsterte er ihr ins Ohr, streichelte ihren Schopf und hoffte das er sie dazu bewegen könnte wieder mit in den Bau zu kommen. Innerlich befürchtete er das sie ihn bitten könnte sie wieder in die Oberwelt zu lassen. Wieder zu diesem Hasenköttel zurückzukehren oder gar wieder etwas dummes tun in ihrer Verletzlichkeit. Wenn sie erst Mal im Bau sein würde, wäre das erste das er tun würde alle Tore zu verschließen und zu versuchen sie wieder aufzubauen, wieder die alte Sophie zum Vorschein bringen.   „Ok“, schluchzte Sophie, machte aber keine Anstalten aufzustehen. Sie sah ihm tief in die Augen und kam seinem Gesicht immer näher. Bis sie nach links auswich und ihn fest umarmte. „Danke, für alles was du für mich tust“, flüsterte sie mit trockener Stimme.   Hases Herzschlag beruhigte sich wieder, für einen Moment hatte er geglaubt ihre Lippen gleich auf seinen zu spüren. Vielleicht war es verrückt jedes Mal einen Kuss zu befürchten, oder eher zu hoffen? Aber er war diese Art von Kontakt mit Frauen nicht gewöhnt und Sophie kannte er bereits seit Jahren, schon lange hatte sie einen Besonderen Ort in seinem Herzen. Schwerfällig erhob sich Sophie, nahm aber sogleich wieder die Pfote von Hase während sie dem immergrünen Tunnel entlang gingen. Hase ließ es geschehen, es gefiel ihm.   „Ich weiß das es dir jetzt unverständlich ist wenn ich es sage, aber nimm es dir nicht so schwer zu Herzen. Sei froh das es vorbei ist und sieh in die Zukunft. Es wird bessere Zeiten geben.“   „Das kann ich mir nicht vorstellen. Aber sei mir nicht böse, woher willst du wissen wie es ist sein Kind zu verlieren und von dem liebsten Menschen auf der Welt dem man jahrelang vertraut hat und mit dem man ein Leben aufbauen wollte, so verarscht zu werden.“   „Du hast recht, diese Situation kenne ich nicht. Aber eine schlimmere“, sagte Hase plötzlich düster.   „Was kann schlimmer sein?“, fragte Sophie mit leiser Neugier.   „Tja, ich weiß nicht ob es dir aufgefallen ist, aber ich bin kein gewöhnlicher Hase. Ich bin ein Pooka.“   „Pooka? Was...?“   „So nennt sich meine Art.“   „Und was hat das damit zu tun das du schlimmeres erlebt hast?“, fragte Sophie etwas säuerlich.   „Ich bin der letzte meiner Art!“   „Was? Oh mein Gott, es … es tut mir leid“, rief Sophie aus und klammerte sich an seinen Arm.   „Schon gut, das konntest du nicht wissen. Es liegt schon so lange zurück.“   „Wie kam es dazu? Ich meine, was war dafür verantwortlich?“   „Nein, Sophie. Heute nicht. Meine Lebensgeschichte erzähle ich dir ein anderes Mal“, wimmelte Hase sie bestimmt ab.   Es war nicht das Problem ihr von seinem Los zu erzählen, doch wollte er sich jetzt um sie kümmern. Viele viele Jahrhunderte war es nun her, doch schmerzte es noch immer, wenn er sich den Erinnerungen hingab und er wollte nicht das beide untröstlich herum saßen. Die nächsten Wochen musste er sie erst wieder aufrichten und irgendwann, würde sie für seine Geschichte bereit sein.   Ob sie vielleicht auch eines Tages für ihn bereit sein würde?   Wohl kaum. Welches Mädchen würde sich mit einen uralten, haarigen Monster mit Krallen aus dem Weltraum verbinden?   Im Bau angekommen entzündete er den Busch wie angekündigt, so das dieser lichterloh brannte und erschuf einige Kissen um sie davor zu legen. Aus der Wärmebox holte der die Chickenwings raus die noch vom vorigen Tag übrig geblieben waren. Alle zwei Tage hatte Jamie durch Jack eine Kiste geschickt mit allem möglichen Fast Food, da Hase Sophie nur sein Hasenfutter anbieten konnte.   Sogleich setzte Hase sich davor, spießte ein Chickenwing auf und hielt es übers Feuer um es wieder knusprig warm zu machen. Sophie indes lief in die Höhlenausbuchtung, die ihr als Schlafzimmer diente und zog die Rankenvorhänge zu. Hase glaubte das sie sich in ihr Bett verkriechen wollte, doch es dauerte nicht lange bis sie wieder hervor kam. Gehüllt in ihren grünen Kaftan. Sie setzte sich zu ihm und lehnte sich an ihn, was ihn gleich ein Kribbeln einbrachte. Es war schön für ihn das sie seine Hilfe und Gesellschaft nun ungefragt annahm und nicht jeden aus ihrem Leben verbannte, wie noch vor einer Woche.   „Hier, der ist fertig, aber Vorsicht, der ist sehr heiß“, sagte Hase und hielt ihr den Stock mit dem aufgespießten Chickenwing hin.   „Danke, ich habe kein Hunger“, sagte sie nur, rollte sich zusammen und legte ihren Kopf auf seinen Schoß.   „Bitte, wenigstens ein paar“, versuchte es Hase und ihm zu liebe nahm Sophie ihn den Ast ab und knabberte etwas daran.   Erleichtert darüber nahm Hase sich vor, noch an dieser Nacht mit Jack zu sprechen. Jamie würde weiterhin etwas zu Essen schicken müssen, doch das war nicht alles. Er konnte von Jamie nicht auf ewig verlangen alle paar Tage Unmengen von Essen für Sophie zu kaufen, er würde einige Felder anlegen, damit sie Brot backen, richtiges Essen kochen und auch Obst essen konnte. Doch dafür würde er die Höhle umgestalten müssen, damit auch sie hier leben konnte. Er musste sie vergrößern, Zimmer erschaffen, eine richtige Küche, und wohl auch eine Art Wohnzimmer. Doch dafür musste sie aus der Höhle draußen sein. Sobald sie sich in einigen Tagen etwas gefasst hatte, würde er sie auf das zukünftige Leben bei ihm vorbereiten müssen. Ihr die Felder zeigen, dafür Sorgen das auch sie sich darum kümmerte, alles über Anbau lernte.   „Hase? Bin ich so schrecklich das man mich durch eine andere ersetzen muss?“, fragte Sophie in die Stille hinein und Tränen bildeten sich wieder in ihren Augen. „Nein, Sophie, niemals. Mach dich nicht fertig, du bist nicht schuld daran.“ „Vielleicht ja doch...“, schluchzte sie. „Nein, bist du nicht. Er weiß doch gar nicht was er an dir hat.“ „Würdest du mich betrügen?“, fragte Sophie und hatte sich aufgerichtet um ihn in die Augen sehen zu können. „Niemals“, hauchte Hase, sein Herz begann zu rasen. „Warum nur verläuft mein Leben so scheiße?“ „Du bist noch jung, es wird auch wieder schönere Zeiten geben. Irgendwann wirst du jemanden finden, der dich liebt und dich auf Händen trägt.“   Den ganzen Abend hörte Hase sich die Geschichten von Sophie an. Wie schön doch alles mit Brad gewesen war, wie sehr sie vor ein paar Wochen noch glaubte das sie es schaffen könnten. Sogar von Hochzeit hatte dieser Nichtsnutz gesprochen. Aber offensichtlich änderte sich seine Meinung täglich. Hase glaubte nicht daran das Brad von Grund auf schlecht war und es darauf abgesehen hatte, Sophie Schmerzen zuzufügen, auch wenn die hassenswerten Gefühle in ihm es versuchten. Doch dieser Mensch hatte ein Problem, ein großes Problem mit sich selbst und durch die Erzählungen wurde ihm klar das Brads Kindheit in keinster Weise normal verlaufen war und das dieser nicht wissen konnte wie eine Beziehung verlaufen sollte. Doch das minderte nicht seinen Hass, er verstand es nur bis zu einem gewissen Grad.   Vielleicht sollte er diesem sensiblen Weichei einen Besuch abstatten. Das würde allerdings verschieben müssen, jetzt wollte er für Sophie da sein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)