Spiel ohne Limit von Lady_of_D ================================================================================ Kapitel 51: ------------ Rin Der Name klingelte ihr in den Ohren. Ich muss mich verhört haben...nein, Moment, er sieht mich an. Oh Gott, das kann nicht sein ernst sein. In ihrer Brust zog sich alles zusammen. "Wa-?!", machte zu allem Übel auch noch ihr Sitznachbar, dass ihr die Galle hochkommen wollte, "wie krass ist das denn?! Dass ich das noch Mal erleben darf: dass sich Kaiba freiwillig auf ein Vierer-Duell einlässt...also quasi freiwillig. Aber, Mann ey, mit dir!" Ungeduldig sahen die Leute aus allen Richtungen zu Rin - allen voran Seto Kaiba, dessen Blicke eindringlicher wurden. Er machte den Eindruck als wartete er auf etwas - als wartete er auf sie. Du träumst, Rin. Eindeutig. Das kann nur einer deiner bescheuerten Träume sein. Wenn du jetzt einfach mitspielst, wachst du gleich wieder in deinem Federbettchen auf- Das harte Holz unter ihrem Gesäß schien sie regelrecht weiter in den Stuhl hineinziehen zu wollen. Das hier war eindeutig kein Federbett, schon gar nicht die Matratze von Zuhause, nach der sie sich seit Tagen sehnte. "I-ich", starrte nun Rin auf Jonouchi, weil ihr nichts Besseres einfiel, um diesen eiskalten Augen zu entkommen, "ich habe meine DuelDisc nicht dabei. Ich meine, wie hätt' ich...wozu-" Sie konnte nicht einmal blinzeln, so sehr war die Verwandlung in eine Eissäule bereits fortgeschritten. "Echt?", verdutzt sah Jonouchi sie an, blinzelte mehrmals als blinzelte er für sie mit, "na dann", er streifte sich seine eigene vom Handgelenk, "dann leih' ich dir meine. Diesen Anblick kann ich mir doch nicht entgehen lassen", er zwinkerte ihr zu, "das Baby hier ist nicht mehr die Jüngste. Also sicher nicht der Luxus, den du gewohnt bist - aber sie hat mir immer Glück gebracht und in echt brenzligen Lagen den Arsch gerettet. Pass' gut auf sie auf, okay? Und gib' sie mir nach dem Duell einfach wieder." Er nickte aufmunternd, obwohl sie sich dadurch keinen Deut besser fühlte. Mit diesem Angebot war es unmöglich, sich aus dieser Situation noch irgendwie heraus zu winden - obwohl sie tief in ihrem Innersten wusste, dass dieser Zug ab dem Moment abgefahren war als Seto Kaiba ihren Namen genannt hatte. Wie im Zeitraffer nahm sie die DuelDisc entgegen. Sie konnte einfach nicht glauben, was da gerade passierte. So war das nicht geplant gewesen! Wo war das ruhige Ende einer Woche, die verdiente Verschnaufpause? Wie dämlich konnte ich sein, zu glauben, dass dieser Tag normal würde Zigfrieds höhnende Stimme riss sie aus ihrer Lethargie: "Hat deine Spielerin etwa weiche Knie bekommen? Die Kleine scheint mir etwas überfordert." Kleine?! Wie zu einem Startsignal erhob sich die junge Frau. Rins Kopf drehte sich zu ihrem Firmenboss, der seinen Blick von ihr abwandte. Stattdessen richtete er eine ordentliche Portion Überlegenheit an seine Gegenüber und konterte: "Wieder einmal überschätzt du deine eigenen Kompetenzen, Zigfried. Hat dir Yamamori nicht bereits bewiesen, dass sie deine Feenstaub-Prinzessinnen problemlos schlagen kann? Es ist doch eindeutig, dass du gegen die Macht der Kaiba Corporation nichts entgegen zu setzen hast. Aber", schloss er lächelnd die Augen, "wem erzähle ich das." "Diesmal", knurrte Zigfried, "wird nach ganz neuen Regeln gespielt. Danach wird sich zeigen, wer zuletzt lacht. Glaub' mir, Seto...Kaiba." Doch Kaiba winkte dessen Drohung lediglich ab und schaltete einfach seine DuelDisc ein, dass sich Rin ganz automatisch in Bewegung setzte. Sie streifte sich das geborgte Modell um den rechten Arm. Die junge Frau hatte bereits vergessen, wie schwer die DuelDisc's der ersten Generation gewesen waren. In wenigen Minuten würde ihr Arm in eine Art Not-Schockstarre veharren, die sie tagelang zu spüren bekäme. Wieso Jonouchi an diesem Klotz hing, konnte sie wirklich nicht begreifen, aber um darüber ernsthaft nachzudenken blieb keine Zeit. Sie musste sich auf das vor ihr Liegende konzentrieren. Auf Seto Kaiba, der nur noch auf sie zu warten schien; auf Zigfried von Schroeder, der sie von oben herab betrachtete, mit einem schmalzigen Grinsen, dass sie ihren Blick sofort zu dessen Mitverschwörer lenkte, dessen Augen auf seinen ehemaligen Boss gerichtet waren. Hiro Hachurui. In Gedanken rief sie sich seine Strategien ins Gedächtnis. Ein längst vergessenes Bild tauchte vor ihrem geistigen Auge auf. Wenn er sich noch wie damals duelliert- Rin zog das Band aus ihrem Kragen heraus. Nur die Ruhe, Rin. Du packst das...irgendwie Beide Hände umfassten ihre lange Mähne zu einem hohen Zopf. Provisorisch wickelte sie das Band zu einer Schleife, dass ein Hauch von Mädchen ihre strengen Gesichtszüge umspielte. Mehr aber auch nicht. Rin hatte ihren Duell-Modus wiedergefunden, dass lediglich ihre Aufmachung an die vergangene Naivität und Unschuld zurück erinnerte. Nicht einmal das Kleid kam gegen die geballte Macht des Ehrgeizes heran, die sich nur noch auf's Siegen konzentrierte. Es war die Zeit gekommen, diese falsche Rin, das hilflose Mädchen von Nebenan, von ihrem Thron zu stürzen. Dies war eindeutig der richtige Zeitpunkt dafür. Giftig funkelten ihre Seelenspiegel zu dem gegnerischen Team, das gegensätzlicher nicht hätte sein können. Hachuruis Karten waren ein extremer Kontrast zu Schroeders Feen-Kombo. Ihre Strategien konträrer als die zwischen Katsuya Jonouchi und ihrem Firmenchef. Da hab ich ja mehr Gemeinsamkeiten mit Kaiba- Wie vom Blitz getroffen riss sie die Augen auf. Der Blick ging durch ihre Gegner hindurch. Leere umhüllte sie für wenige Sekunden. "Rin", hörte sie die eisige Stimme Seto Kaibas sagen, "hast du dein Deck dabei?" Seine Stimme drang durch ihre Ohren wie ein Echo. Langsam drehte sie ihren Kopf in seine Richtung. Jeder ihrer weiteren Schritte war ein krampfhafter Zwang, die Selbstbeherrschung zu erhalten. Auf keinen Fall durfte sie jetzt stehen bleiben - dafür zweifelte Rin zu sehr daran, dass sie danach noch einen Fuß vor den anderen setzen könnte. "Wie mir scheint", setzte Zigfried an und behielt dabei sein widerliches Grinsen, "ist dein Schoßhündchen auf diesen Augenblick nicht vorbereitet." Abschätzend sah er zu der DuelDisc, an der bereits einige Schrammen und Brandflecke sichtbar waren. Rin tat es dem jungen Firmenchef gleich und ignorierte ihn. Sie hatte wichtigeres zu tun. Wie ihr Deck aus der Halterung zu ziehen ohne sich die Blöße zu geben. Weil sie keine Tasche bei sich tragen wollte, hatte Rin die Karten in ihrer speziellen Aufbewahrungsbox verstaut, die sich einfach um den Oberschenkel wickeln ließ. Jetzt bewegte sich ihre linke Hand zu dem Saum ihres Kleides. So unauffällig wie möglich und mit viel Fingerspitzengefühl ertastete sie die fest sitzende Box. Es genügte ein vorsichtiges Anheben des feinen Stoffes, dass sie den Verschluss fand und mit einem sanften Druck löste. Innerlich klopfte sie sich auf die Schulter - so viel Fingerfertigkeit hatte sie sich selbst nicht zugetraut, und das ohne Millionen von Zuschauern den Blick auf ihre Unterwäsche zu offenbaren. Allmählich hatte sie auch die Tribüne erreicht. Noch nie war ihr ein Weg so weit vorgekommen. Eine Strecke, die lediglich einige Meter betrug, war für Rin wie der Pfad zu ihrer eigenen Hinrichtung, der einfach nicht zu enden schien. Neben Kaiba platziert spürte sie keinen Anflug von Erleichterung - wenigstens durfte sie jetzt stehen. Mit diesen Absätzen konnte sie froh sein, nicht während ihres Marsches irgendwo ausgerutscht zu sein - und sie musste ihr Glück nicht weiter als nötig ausreizen. Sie nickte Kaiba zu, welchem sie noch eine Antwort schuldig geblieben war: "Ich habe immer ein Deck bei mir", sagte sie und versuchte die Worte so zu betonen, dass sie Kaiba womöglich richtig zu interpretieren wusste. Schließlich ging sie nie ohne ihre besonderen Karten nach draußen, und wenn sich der junge Firmenchef an das Simulationsduell erinnerte, wusste er, dass eine geballte Ladung blauäugiger Drachen auf sie wartete. Doch Rin war sich nicht sicher, ob ihm die Präsenz von drei weiteren weißen Drachen mit eiskaltem Blick tatsächlich gefallen würde. Mit diesem Wissen wäre Rin wohl eine der letzten gewesen, mit denen er ein Viererduell bestritten hätte. "Bevor du etwas falsch verstehst", sagte Kaiba zu Rin, während diese ihre Karten in das vorgesehene Fach verstaute, "ich spiele nicht im Team. Das habe ich noch nie und werde ich auch nie. Teamwork ist etwas für Schwächlinge und Kindergartenkinder. Also will ich, dass du-" "Ich weiß", hob Rin ihren freien Arm und erwiderte seinen strengen Blick, "keine Sorge, ich habe auch nicht erwartet, dass wir miteinander spielen", sie wandte sich an die gegnerische Mannschaft, die ihre Decks zu mischen begann, "du willst deine Angelegenheiten selbst klären - schon verstanden. Das hier ist nicht mein erstes Viererduell - du brauchst dir um mich keine Gedanken machen. Ich werde solange darauf aufpassen, dass Hachurui nicht übermütig wird." "Kennst du seine Methoden?" "Ich kenne ihn", murmelte sie -auch wenn er sich nicht an mich zu erinnern scheint- , "es sollte kein Problem sein, ihn zu besiegen." "Gut." "Na", hob Zigfried lächelnd die Arme in die Höhe, "habt ihr euer kleines Pläuschchen beendet? Wenn ihr vorhattet euch zu verabreden", dabei musterte er einmal genau ihr luftiges Sommerkleid, "dann muss ich euch leider sagen, dass es dafür zu spät ist." "Fertig", zischte Rin und fuhr die DuelDisc aus. Ein kurzes, zuckendes Stechen schoss durch ihren Arm. Hatte ihr die DuelDisc gerade eine gescheuert? Jonouchi sollte sich dringend eine neue zulegen. "Nun denn", fuchtelte Zigfried erneut mit den Händen, dass er wie ein überkanditelter Schauspieler aus dem 19. Jahrhundert erschien, "im Interesse aller Parteien, schlage ich die klassische Variante eines Vierduells vor: in der ersten Runde setzt jeder Duellant seine Karten. Erst in der zweiten Runde dürfen dann Monster angegriffen und Fallen- und Zauberkarten aktiviert werden." "Wir alle kennen die Regeln, Zigfried", raunte Kaiba, dem es nicht schnell genug zu gehen schien. Rin konnte sich sehr gut vorstellen, dass er dieses Duell binnen drei Runden beendet sehen wollte. Bei allem, was sie über ihre Gegner wusste, war dieser Gedanke nicht einmal so abwegig. "Ich wollte nur einmal die Fronten klären", lächelte der Mann mit den rosafarbenen Haaren und tat eine leichte Verbeugung, "wir wollen doch nicht, dass du dich ungerecht behandelt fühlst." "Genug geredet", Kaiba zog seine Karten, "fang' endlich an. Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit." "Warum denn so eilig?", säuselte Zigfried und betrachtete die ersten fünf Karten in seiner Hand, "Es gibt bisher keinen Grund, die Nerven zu verlieren." Dieser Kerl redet echt zu viel um den heißen Brei Auch Rin hatte ihre Karten zur Hand und musterte den Scherbenhaufen von einem Deck. Diese Aufbewahrung ihrer liebsten Schätze war nie dafür vorgesehen, gespielt zu werden. Auf den ersten Blick war Rin froh, keiner Vollkatastrophe gegenüber zu stehen. Sie hatte durchaus Karten, mit denen sich etwas anfangen ließ - wenn auch das ein oder andere Monster völlig deplatziert schien. Ich kann doch unmöglich meine Blauäugigen setzen , sie sah zu Kaiba, der sein übliches Pokerface aufgesetzt hatte. Aber wie soll ich dieses Deck spielen, ohne meine stärksten Monster zu benutzen? Sie konnte ja schlecht in der ersten Runde passen. Egal, ob sie bloß das Anhängsel eines widerwilligen Viererduells geworden war - sie musste ein gutes Bild abgeben. Schon deswegen weil keiner dieser Firmenriesen Bescheidenheit auf seinem Logo stehen hatte, würde wohl wieder einmal das halbe Land dem Spektakel zusehen; inklusive neugieriger Passanten und diejenigen, die eigentlich nichts davon verstanden. Sie durfte sich einfach nicht die Blöße geben. "Ich lasse meinem Partner den Vortritt!", klopfte der Chef von Schroeder Corp. seinem Mitspieler auf die Schulter. Dieser nickte - dies war der Start des Duells. "Mein Zug", knurrte Hachurui, der den Eindruck erweckte, als hätte er bloß auf diesen Moment hingearbeitet. Seine Augen fixierten die frisch gezogene Karte: "Ich spiele drei Karten verdeckt", nacheinander leuchteten die entsprechenden Felder auf, "und ich beschwöre Ballonechse im Angriffsmodus. Das wär's für's erste." "Natürlich", lächelte Kaiba träge, "zwei Jahre und immer noch nichts dazu gelernt." Er spielt also mit seinen Reptilien-Monstern. Dann ist klar, welche Karten er darunter versteckt. Ballonechse hat läppische 500 Angriffspunkte. Das riecht geradezu nach einem Trick. "Dann führe ich das Werk meines Partners fort", süffelte Zigfried und wedelte mit einer Karte in seiner Hand herum, "ich setze ebenfalls zwei Karten verdeckt und spiele Minerva, Gelehrte des Himmels." Die gesamte Tribüne wurde in grelles Licht getaucht, das selbst die Scheinwerfer blenden konnte. Minerva erschien in ihrer imposanten Erscheinung, ein grün geflügelter Stab in ihrer rechten Hand deutete auf Rin und Kaiba. Mit 1700 Atk war sie weitaus stärker als deren reptilischer Gefährte, was die junge Frau für den Anfang unbeeindruckt ließ. Denn Rin versuchte mehr aus Zigfrieds Gesichtsausdruck schlau zu werden. Dieser sah zu ihr als erwartete er eine Reaktion ihrerseits. Sein intensiver Blick bereitete ihr Kopfschmerzen, dass sie sich an den jungen Firmenchef wandte, der jetzt am Zug war. "Schluss mit dem Rumeiern", seine rechte Hand zog eine Karte aus dem Stapel als wollte er jemanden damit bewerfen, "es ist Zeit, diesen Schwachsinn schnell zu beenden: Ich spiele Topf der Gier. Mit dieser Karte kann ich zwei weitere Karten ziehen...Nun denn, ich spiele königlicher Herr der Drachen. Seine besondere Fähigkeit erlaubt es mir, eine Drachenrufflöte vom Deck zu nehmen, wenn ich dafür eine andere Zauberkarte auf den Friedhof lege." Sofort stattete Kaiba sein Hexermonster mit eine Flöte aus. "Aber ich habe nicht nur eine Drachenrufflöte", eine zweite legte sich in die leere Hand seines Monsters, "ich denke, du weißt, was jetzt kommt", sprach er direkt Zigfried von Schroeder an, der ihm lediglich seine Schneidezähne präsentierte. "Wie überaus einfallsreich, Kaiba", entgegnete Zigfried und zuckte mit den Schultern. "Dasselbe wollte ich gerade von dir sagen", konterte Kaiba und ließ das Offensichtliche Wirklichkeit werden: Drei weiße Drachen mit eiskaltem Blick eröffneten das Viererduell, wie es nur Seto Kaiba im Stande war. Die stärksten und berühmtesten Drachen in DuelMonsters bauten sich vor ihrem Meister auf - hungrig, ihre nächsten Befehle entgegen zu nehmen. Ehrfurchtsvoll sah die junge Frau zu den Kreaturen hinauf, die ihr noch heute eine Gänsehaut bereiten konnten - auch wenn sie diese schon hunderte von Male beschworen hatte. Doch noch nie hatte Rin gleich in der ersten Runde alle drei Monster auf dem Spielfeld, dass sie für den jungen Firmenchef Bewunderung empfand. Mit diesem Zug machte er deutlich, dass er keine Hilfe benötigte, dieses Duell binnen weniger Züge zu beenden. Bei dem Tempo, das Kaiba hinlegte, zielte er wohl auf seinen nächsten Zug ab, mit dem er das gesamte Spiel für sich entscheiden wollte. Nun, da sie selbst an der Reihe war, überlegte sie, wie nun ihre Taktik auszusehen hatte. Es lief alles darauf hinaus, dass dieses Duell eine weitere Schmach für die von Schroeder Corp. bedeutete, bei der sie nichts beisteuern musste. Noch dazu waren Hachuruis Absichten genauso offensichtlich wie ein Blick durch ein Schaufenster. Und was mache ich jetzt mit dir? Sie sah zu ihrem eigenen Blauäugigen. Zum ersten Mal fühlte er sich in ihrer Hand völlig nutzlos an. "Ich rufe blauer Drachenbeschwörer", rief Rin und holte ihr mittelklassiges Monster aufs Feld, "da blauer Drachenbeschwörer ein Hexer ist, kann ich ihn automatisch aufs Feld holen: Ranryu." Ein Kupfer-grün gestreifter Drache wirbelte in seiner selbst erschaffenen Staubwolke, kreischte einmal laut auf und schwebte neben seinen großen Brüdern, die ihn um das Doppelte überragten. Ebenso in ihrer Angriffs-Power. "Und ich spiele noch eine Karte verdeckt. Damit beende ich meinen Zug-" Ihre Mundwinkel begannen zu zucken. Sie wusste nicht wieso, aber irgendwie fühlte sie sich seltsam. Dieser Kopfschmerz von eben - er gab ihr ein mulmiges Gefühl. Etwas, das sie nicht einzuordnen wusste. Rin hätte nicht gedacht, dass sie das Duell derart aus der Bahn bringen konnte. Cool bleiben, Rin Ihr passte es gar nicht, dass Zigfried sie so anstarrte. Erst Hacharuis Stimme brachte sie wieder auf andere Gedanken: "Ich setze zwei weitere Karten verdeckt." "Wie mir scheint", rief Kaiba und schüttelte den Kopf, "hast du vergessen, wie dieses Spiel gespielt wird, Hacharui. Oder muss ich dir noch die Regeln erklären?" "Oh, ich weiß sehr wohl, was ich hier tue", zischte der Blonde und biss sich auf die Lippen. "Hör ganz genau hin, Rin Yamamori", mischte sich Zigfried ein und nickte der jungen Frau zu, "nicht mehr lange und dasselbe Schicksal wird dir zuteil." Sie hätte gerne etwas gesagt, doch dieses mulmige Gefühl lenkte sie zu sehr ab, dass sie lediglich zur Seite sah. Dabei bemerkte sie Hacharuis zitternde Hand, die er nun ausstreckte. "Ich aktiviere meine Falle: verborgene Sprengladung." Explosionen ertönten, ohne dass der Grund sichtbar wurde. "Was ist los?!", fuhr er fort, "noch nie was von verborgene Sprengladung gehört? Diese Karte raubt meinem Gegner 300 Lebenspunkte für jede Karte, die er auf dem Spielfeld hat. Das gilt zwar nur für einen von euch, aber in dem Fall ist es keine schwere Entscheidung." Eine weitere Explosion tat sich direkt vor Seto Kaiba auf, dass dieser kurz in der stickigen Wolke untertauchte. 1200 Lebenspunkte sanken von seiner Anzeige. Seto Kaiba selbst, von dem sich der Rauch allmählich ablöste, schien davon unbeeindruckt. Dass er lediglich 2800 Lebenspunkte vorzuweisen hatte, schien ihn so sehr zu interessieren, wie Hacharuis hasserfüllten Blick abzubekommen. Im Gegenteil, er wirkte noch ungeduldiger als zuvor. Rin sah die Selbstsicherheit in seinen Augen - er zweifelte keine Sekunde an seinem Sieg. "Außerdem setze ich meine Ballonechse in den Verteidigungsmodus. Das sollte für's erste genügen", rief Hacharui und sah zu seinem Teamkollegen herüber. Erst jetzt wandte er sich von ihr ab - leider änderte es nichts an Rins benommenen Zustand. "Ich denke", erhob Zigfried seine Stimme, "wir tun Kaiba den Gefallen und legen einen Zahn zu, meinst du nicht auch?" Damit zog er eine Karte. "Fortuna scheint mir heute hold zu sein", er drehte die Karte um, dass die Zauberkarte Landformen sichtbar wurde, "damit kann ich jeden beliebigen Feldzauber auf meine Hand nehmen. Oh, das wird ein Spaß." Sie konnte förmlich hören, wie neben ihr die Augen verleiert wurden. Was kommt denn jetzt? Doch statt einer Antwort, begann der Boden unter ihren Füßen zu vibrieren. Es folgte ein Grollen, die Tribüne riss hinter ihren Gegnern auseinander. Aus dem losen Gestein erhob sich ein Berg, darauf die Ruinen einer längst vergangenen Zeit. Die junge Frau musste zweimal blinzeln: "Was ist das? Das Schloss von Stromberg? Unmöglich!" "Nein", knurrte Kaiba und beobachtete skeptisch das Spektakel, "die Karte wurde von der Liste verbannt - von Pegasus persönlich. Außerdem", er deutete auf die antiken Bauten, "war das Schloss von Stromberg golden. Was auch immer das ist - es scheint etwas völlig Neues zu sein." "Wir wollen doch nicht", lächelte Zigfried und betrachtete sein Werk, "dass sich der große Seto Kaiba langweilt." Er lachte, dass es mehrfach in Rin widerhallte. Schon wieder dieser seltsame Kopfschmerz Flüchtig berührte sie ihre Schläfe. "Und was genau soll das sein?", fragte Kaiba, ohne einen Hauch von Emotionen hineinzulegen. "Das hier, mein lieber Kaiba, ist meine wundervolle Karte 'Zuflucht im Himmel'. Sie ist perfekt für meine Rache." "Rache? Wofür? Dass ich dir vor Augen geführt habe, dass du ein selbstgefälliger Verlierer bist?", Kaiba funkelte ihn an, "du solltest mir eher dafür danken." "Nenn' es, wie du willst", schüttelte sein Gegenüber mit dem Kopf, "am Ende bekommt jeder, was er verdient", kurz verdunkelte sich seine Stimme, bevor er in seiner gewohnt hochnäsigen Art fortfuhr, "machen wir also weiter: ich beschwöre noch meine Dritte Walküre und genieße vorerst nur den malerischen Anblick. Du bist dran, Kaiba." Seine Walküre war noch schwächer als Minerva. Mit 1000 Atk musste sie etwas in der Hinterhand haben, dass er sie so schutzlos aufs Feld platziert hatte. "Das war ein Fehler, Zigfried", Kaiba zog gerade eine Karte als Hacharui dazwischen funkte. "Ich decke meine Falle auf: Boden einer anderen Dimension!" Über dem Spielfeld zog eine dunkle Wolken heran. "Jede Karte, die in diesem Spielzug auf den Friedhof gelegt wird, wird stattdessen verbannt." "Das spielt auch keine Rolle mehr", meinte der junge Firmenchef bloß und zeigte auf eine seiner drei Bestien, "meine Weißen werden Zigfrieds Punkte so tief fallen lassen, dass er sich nach dem Duell in der Hölle wiederfinden wird." Er lächelte träge. "Und wie mir scheint, Hacharui, hast du die besondere Fähigkeit meines Herren der Drachen vergessen: Er schützt meine Monster vor sämtlichen Karteneffekten. Also, mein Weißer, greif' Zigfrieds Walküre an! Lichtblitzattacke!" Das Maul des äußeren Drachen tat sich auf, eine weiße Lichtkugel entstand. "Ich decke meine zweite Falle auf: Macht des Spiegels!" Rin verstand nicht, was gerade passierte. Hacharui hatte eine weitere Falle gespielt, die Kaibas Herr der Drachen problemlos von seinen Weißen abhalten konnte. "Dann ist es jetzt Zeit für meine Falle!", Zigfried offenbarte seine erste verdeckte Karte, "göttliche Bestrafung!" Die junge Frau riss die Augen auf. Mit dieser Karte kann er den Effekt von Kaibas Monster annullieren. Ich muss etwas unternehmen. Sie sah auf ihr Kartenzone. Auch wenn der junge Firmenchef ihr klar gemacht hatte, dass er niemandes Hilfe benötigte, konnte sie nicht einfach so zusehen. Kaiba hatte keine einzige verdeckte Karte. Wenn sie jetzt nicht einschritt- "Nicht so voreilig!", Rin hob ihren linken Arm, "ich habe auch noch eine hübsche Karte: finstere Bestechung. Damit kann ich deine göttliche Bestrafung aufhalten." "Ach, meinst du?", entgegnete der Blonde, "dann sieh' dir das mal an!" Er deckte seine dritte Karte auf, "Diese Karte nennt sich Fallenfalle - sie stoppt den lächerlichen Versuch, deinen Boss zu retten." Damit war das Schicksal der weißen Drachen besiegelt. Sämtliche Monster auf Kaibas Seite explodierten vor seinen ungläubigen Augen. Der mächtige CEO knirschte mit den Zähnen. "Das sind nicht Hacharuis Karten", sagte er als spräche er zu sich selbst. Seine kalten Augen blickten noch immer auf die leere Monsterzone vor sich. "Was ist denn los, Kaiba", feixte Zigfried und grinste in sich hinein, "vielleicht müssen wir dich in Sachen Viererduell aufklären. Im Gegensatz zu dir, arbeiten mein Partner und ich als Team. Davon solltest du dir eine Scheibe abschneiden, wenn du noch den Hauch einer Chance haben willst." "Ihr und ein Team?", entgegnete Kaiba, "dein sogenannter Partner ist doch nur wieder einer deiner naiven Handlanger, die dazu da sind, deinen Arsch zu retten." "Warum denn auf einmal so übellaunig", provozierte Zigfried ihn weiter. "Mit deinen zweitklassigen Tricks wirst du nicht ewig durchkommen, Zigfried." Kaiba legte zwei Karten verdeckt auf's Feld und beendete seinen Zug. Wie in Trance beobachtete Rin die beiden Karten. Was war ihre Aufgabe noch mal? Ach ja, sie war an der Reihe. "Weil in diesem Spielzug mehrere Monster verbannt wurden, ist es mir erlaubt, meinen Überflussdrachen automatisch auf's Feld zu holen. Und weil es mehr als ein Monster war, kann ich eine weitere Spielmarke mit demselben Grundtyp dazu beschwören" Zwei Maschinen ähnliche Drachen mit Null Angriffspunkten und ohne Verteidigung stellten sich in Verteidigungsposition. Sie wusste noch nicht, wie ihr diese Monstersammlung nützen würde (wenn sie keinen ihrer weißen Drachen spiele wollte), aber bei dem gefährlichen Duo, dem sie gegenüberstanden, musste sie sich gut wappnen. Sie zog eine Karte. Ein Stich bohrte sich direkt in ihren Kopf. "Ich-", sie betrachtete ihr Ritualmonster, als ein weiteres Stechen durch sie hindurch stieß. Rin fasste sich an die Schläfen. Der Schmerz durchzuckte sie derart, dass sich ihr Oberkörper leicht nach vorne beugte. "Was...ist...das?", presste sie hervor und versuchte diesen Schmerz auszublenden. "Was ist los", hörte sie Kaibas Stimme neben sich. Doch die junge Frau war nicht in der Lage zu antworten. "Endlich", sprach eine weitere Stimme. Es war Zigfried, der ein breites Grinsen aufgesetzt hatte. "Es scheint zu wirken. Mein Virus." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)