Kizuna III von Salada (Ewigkeit) ================================================================================ Kapitel 9: Akt III - Aufeinandertreffen --------------------------------------- Mein Herz schlägt immer noch wie wild. Mit Adrenalin vollgepumpt lecke ich mir fahrig über die Lippen, schmecke ihn an mir, wie ein frischer, herber Tee am Nachmittag. Der Geschmack wird sich auf Ewig in mein Gedächtnis einbrennen. Nur für alle Fälle...    Seine Augen, so unglaublich nahe leuchten mir entgegen, während seine Präsenz sich mit meiner mischt. Es ist fast unheimlich, wie harmonisch sich unsere Auren kreuzen, umeinander züngeln und umkreisen. Fast wie ein alt vergessener Tanz.  Wären die Umstände nicht so verkehrt und schrecklich, wäre ich der glücklichste Mensch der Welt. Doch um uns tobt der Kampf und ich bin überrascht, dass es niemand gewagt hat, unsere Unachtsamkeit auszunutzen.     Er richtet sich auf, löst sich von mir, fährt jedoch mit seiner Klaue dabei ungewöhnlich sanft über meinen Rücken, unmerklich für andere, aber ein deutliches Zeichen für mich. Eine Zuneigung, die nur mir vergönnt ist und die auch nur für mich alleine sichtbar sein soll.   Als er sich zu seiner vollen Größe aufgerichtet hat, sieht er bereits schon wesentlich gesünder aus. Seine Haltung ist stolz, stark und seine Aura dominant und gefüllt mit Energie.   Ich habe kaum Zeit mir darüber Gedanken zu machen, kann kaum meine glücklich benebelten Gedanken sortieren und mich fragen, ob Kizuna zwischen uns wieder hergestellt ist oder nicht. Mein Bewusstsein kehrt nur langsam wieder zurück zu dem vollen Spektrum des Schauplatzes und gleichzeitig aus meinem kurzzeitigen Seelenfrieden.    „Geh jetzt. Das hier ist mein Kampf.“, spricht er, während ich mich immer noch sammeln muss.     Ich lache leise.    „Immer noch derselbe.“, murmle ich vor mich hin, während ich über die Schulter blicke und Inu Yasha und die anderen bereits stolz und energisch kämpfen sehe. Selbst nach dieser kurzen Zeit ist schon deutlich erkennbar, dass der Kampf nun nicht mehr eindeutig entschieden ist.  Wir sind zwar nicht überlegen, aber sehr wohl ebenbürtig.   Mein Blick richtet sich nun wieder nach vorne, zu der Horde an fremdartigen Dämonen, welche teilweise skeptisch und ängstlich unsere Personen inspizieren. Als Sesshoumaru Bokuseiga kampfbereit anhebt schrecken die ersten vor ihm zurück.    „Damit das klar ist“, beginne ich und ziehe den ersten Pfeil aus meinen Köcher, „ich werde dir nicht im Wege stehen, aber abhauen, werde ich auch nicht.“  Ich lasse den Pfeil los und zerschlage damit eine Schar an Dämonen, die auf mich zugestürmt kommt.   Sesshoumaru schnellt nach vorne und fegt mit einem Hieb die Dämonen beiseite, als wären es lästige Insekten. Seine neu gewonnene Kraft umgibt ihn jetzt in bedrohlichen, pulsierenden Schwingungen, welches auch seine Feinde zu bemerken scheinen. Die vor Schrecken geweiteten Augen der Dämonen weichen keine Sekunde von dem Hund.     Plötzlich verdunkelt sich der Himmel zu einem dunklen Strudel. Dann, keinen Augenblick später schießt ein heller Blitz zu Boden und verfehlt den Hund nur knapp. Doch bevor mich Erleichterung über diese Tatsache erfassen kann, öffnen sich die Tore des Himmels und lassen eine gewaltige Katze mit großen Säbelzähnen zum Vorschein kommen. Der Anblick der Riesenkatze erinnert mich unweigerlich an die Begegnung mit den Panterdämonen und ihren Meister. Die dämonische Energie schlägt, wie ein plötzlich aufkommender Sturm auf mich nieder. Ich erkenne dieses Youki sofort.     Lord Fukutsu.     „Mistkerl“ flüstere ich die für mich längst überfällige und durchaus passende Anrede für ihn. Unter allen Lords, war er der Einzige mit deutlichem Hass gegenüber Sesshoumaru. Kein anderer hätte mehr Freude daran, ihn zum Kampf herauszufordern.   Die Neko saust dem Boden mit gehobener Klaue dem Daiyoukai entgegen. Als dieser sich keinen Millimeter rührt und er mit lautem Getose von dem Lord des Ostens unter dessen Pfote begraben wird, bleibt mir kurzzeitig das Herz stehen. Einen kurzen Moment rührt sich nichts. Dann das Summen aufsteigender Energie.  Es leuchtet und kracht unter der mächtigen Pfote, ehe Lichter unter dieser hervorsausen, sich sammeln und Sesshoumaru nun selbst in seiner immensen Dämonengestallt hervortritt. Sein Jaulen hallt über die Lichtung, wie ein Klang der Heimkehr.   Die zwei Rivalen sehen sich an, mustern sich ein paar Sekunden, ehe der Kampf beginnt. Unter den Schritten der Großtiere bebt die Erde und ich spüre die Vibration bis tief in meine Knochen.    Neben mir versammeln sich einige der Menschen.    “Das ist... der Herr des Westens?”, flüstert einer der Bauern mit geweiteten Augen.    “Das ist ja...”, gibt ein anderer fassungslos von sich.     Mir ist bisher nicht in den Sinn gekommen das viele Menschen gar nicht persönlich mit dem Lord der Hunde in Kontakt gekommen sind. Einige hier sehen die Daiyoukais und ihre Mächte zum aller ersten Mal.      Ich schüttle den Gedanken schnell beiseite, als ich sehe, wie sich unsere Feinde nähern.    “Die Bogenschützen suchen Schutz am Waldrand und konzentrieren sich vorerst auf die Gegner in der Luft, alle anderen treiben die Katzen zusammen. Inu Yasha und die anderen werden sie besser bezwingen können.”    “Ja”, rufen mehrere gleichzeitig aus und eilen davon, um die restlichen Männer zu informieren. Selbst einige Dämonen beteiligen sich an der Strategie.     “DU!”, grollt es plötzlich, wie von Donner gerührt vor mir und ich erblicke Naokis angeschlagene Gestalt. Er richtet seinen wütenden funkelnden Blick auf mich und schnaubt. Eine schwarze Rauchwolke steigt aus aufgeblähten Nasenflügeln des Drachens hervor.     Seine offensive Feindseligkeit mir gegenüber überrascht mich, haut mich kurzeitig völlig aus dem geschehen und nur gerade so verfehlt mein Pfeil nicht die entfernte Masse an feindlichen Gegenern.    Was?  Ich? Aber wieso?    Lag es daran, dass ich Sesshoumaru mit meiner Tat geschadet hatte? Lag es daran, dass ich Mitschuld an diesem Krieg trage? Sah er mich als Verräter?    Es gab erschreckenderweise zu viele mögliche Gründe, warum er solchen Hass mir gegenüber empfinden konnte. Die Erkenntnis liegt mit plötzlich so schwer im Magen, dass es mir unaufhaltsam übel wird.     “Naoki-dono!”, fang ich mit möglichst viel Kraft in der Stimme an. Auch wenn er mit allem, was er mir wahrscheinlich an den Kopf werfen würde, Recht behalten wird ist jetzt nicht die Zeit sich vor ihm runterbuttern zu lassen.     “Wir sind nicht eure Feinde!”, betone ich extra stark und gehe zielstrebig auf ihn zu.     Er lacht.     “Ihr nicht, Kagome-sama, aber er durchaus!”    Und da erkenne ich erst, dass seine zu Schlitzen geformten Augen nicht mich ins Visier genommen haben. Ich schaue über meine Schulter und finde Akeno in erstarrter Form und mit Schrecken gefüllten Blick.    “Verschwinde von hier, Menschenabschaum!”  Die Augen des Truppenführers funkeln. Mit seinem blutbefleckten Gesicht könnte er glatt einem Serienkiller gleichkommen.    “Der Westen ist auch mein Zuhause. Und ich kämpfe für ihn.”   Akeno wirkt trotz seiner Worte unsicher. Seine lockigen Haare hängen ihm im geneigten Gesicht. Unruhig kaut er auf seinen bereits kaputten Lippen. “Eure Schwester hätte ebenso gehandelt.”  “Du wagst es über meine Schwester zu sprechen, du Dreckskreatur.”    Meine Aufmerksamkeit wird von einer Horde Youkai auf sich gezogen und schnell errichte ich einen Schutzwall, ehe Inu Yasha mit seinem Kaze no Kizu bereits zur Seite steht. Erst nachdem sich der Staub gelichtet hat, erblicke ich wieder die beiden streitenden Männer, die sich gefährlich feindselig gegenüberstehen.     “Hey, was soll das? Das ist nicht der richtige Zeitpunkt, um sich zu bekriegen, ihr Vollidioten!”, schreit der Hanyou neben mir und marschiert auf die Beiden zu. “Konzentriert euch auf die richtigen Feinde!”  Doch Naoki sieht den jungen Menschen immer noch verächtlich an. Seine schuppige Haut schimmert in einem drohenden Rot.     “Wegen dieser Missgeburt, hat meine Schwester mir den Rücken gekehrt. Wegen ihm ist sie-”    “Das spielt hier jetzt keine Rolle, Naoki-dono.”, schreite ich ein und lege den beiden die Hand auf die Schulter. “Wir müssen jetzt Sesshoumaru beiseite stehen. Wenn wir nicht schnell-”    Plötzlich erfassen meine Augen etwas.   Etwas vertrautes. Eine Frau in Umhang.  Sie steht inmitten der kämpfenden Horde an Dämonen, scheint aber wie aus einer anderen Sphäre zu kommen. Der Wind weht ihre Kapuze zurück und zum Vorschein kommt eine wilde lockige Mähne und haselnussbraunen Augen mit so viel Leid und Schmerz gefüllt, dass ich unwillkürlich schlucken muss.     "Kagome?”, fragt der Hanyou, nachdem er einen Dämon niedergeschlagen hatte, bevor ich ihn überhaupt bemerken konnte.    “Sie ist es”, entfährt es mir von den Lippen.    “Wer?”, fragt er irritiert nach, doch ich bin zu sehr in Gedanken, als dass ich ihm antworte. Ihr Auftauchen kann nur eines bedeuten. Und ich spüre, wie mich Scham und Wut über meine eigene Dummheit, über meine eigene Naivität einzuhüllen beginnt.    “Es war von Anfang an eine Falle gewesen.” Ich schüttle den Kopf, versuche den Klos in meinem Hals und die Tränen in meinen Augen runterzuschlucken. Doch es hilft nichts.     “Kagome, wer ist das?”, bohrt Inu Yasha nach, doch da höre ich schon ein starkes Zischen von meiner anderen Seite.     “Sazume?”    Ich habe selten die Stimme des Offiziers so leise und vorsichtig gehört. Instinktiv wende ich meinen Blick von der Gestalt und sehe den Ryu-Youkai an. Sein Gesicht ist von einer ziemlich ähnlichen Mischung an Gefühlen der Dämonin vor uns verzerrt.   Dann ein abermaliger erschrockener Laut und Akeno tritt neben den Drachen.    “Liebste?”    Liebste?    Ich drehe mich zur Seite.  Akenos Augen sind mit Schock und Grauen gefüllt, passen irgendwie nicht zu dem liebenden Ausdruck, den er gerade noch hauchzart von sich gegeben hatte.    Die , die nun deutlich zu erkennende Dämonin tritt näher an und heran und ich komme nicht umhin, meinen Bogen fester zu umschließen.  “Feind”, schreit mir meine innere Stimme zu, doch hält mich ihre mit Tränen gefüllten Augen davon ab, den Pfeil zu spannen.    “Akeno...”, flüstert sie mit glockenähnlicher Stimme und blickt dann zum Drachen. “Bruder”    Bruder? Oh Kami...    “Du bist.. am Leben?!”, entfährt es dem braunhaarigen Menschen. Seine Augen sind mit Unglauben geweitet. Neben ihm zischt der Drache.     “Was glaubst du denn? Wegen dir hat sie unser Land überhaupt erst hintergangen und sich dem Osten angeschlossen. Wegen dir hat mich meine Schwester zurückgelassen.”  Immer noch entgeistert richtet sich der Blick fragend auf den Hauptmann. “Was... aber du hast doch gesagt “Es sei zu spät”! Was bitte sollte ich denn anderes darunter verstehen, als dass sie gestorben ist? Vor allem, da ich sie nicht mehr wahrnehmen konnte...”  Der Drache gibt einen spöttischen Laut von sich und wehrt einen Feind mit seiner Klinge ab. Mir selbst fällt es schwer, das Geschehen mitzubekommen, muss ich doch selbst auf die Gegner in diesem Krieg achten.     “Du erbärmlicher Mensch. Deine eigene Dummheit hat sich dazu verleiten lassen, dass zu glauben.”     Akenos Blick richtet sich wieder auf die junge Dämonin vor uns, dieses Mal mit mehr Skepsis und einem leichten Vorwurf in der Stimme.  “Sazume, du hast mir einen Brief hinterlassen, indem du mir sagtest, dass du so nicht weiterleben kannst. Und weil ich gespürt habe, wie das Band gerissen war, habe ich geglaubt-”    “Band?”, fährt es aus meinem Mund, weil das nur eines heißen konnte, oder? Es konnte sich nur um Kizuna handeln, oder etwas Vergleichbares. Wie sonst hätte diese Dämonin von meiner und Sesshoumarus Verbindung wissen können?    Weil sie der Feind ist!    Ich schüttle den Gedanken ab und bin geschockt, als die Dämonin vor uns zwei säbel-ähnliche Klingen zieht. Ohne ein Wort schießt sie auf Akeno zu. Naoki holt zischend Luft, zu überrascht um zu reagieren.   Akeno pariert überraschenderweise erfolgreich, schlägt jedoch nicht zurück.     “Wieso bist du hier?”, entfährt es der Ryu-Youkai, ihre schuppenähnliche Haut tritt nun deutlich hervor.   “Wieso kämpfst du in einem Krieg der Dämonen? Du musst von hier verschwinden!”  Wieder lässt sie ihre Klingen auf den Menschen niedersausen. Doch bevor ich nur in irgendeiner Form agieren konnte, höre ich ein Zischen und sehe Inu Yashas Gesicht, welches sich rapide mit blankem Entsetzen füllt. Dann werde ich plötzlich gepackt und weggerissen.   Schmerz breitet sich in meiner Schulter aus, als sich spitze Krallen darin hineinbohren. Ein Schrei entfährt meiner Kehle, während meine Füße den Boden unter sich verlieren und ich in die Luft getragen werde. Ein Blick nach oben eröffnet mir weiße Federn. Ein langer, schwarzer Hals streckt sich über mich. Der Schwan neigt den Kopf und giftgrüne Augen bohren sich in die meinen. Instinktiv weiß ich sofort, wer mich vom Schauplatz des Geschehens fortschafft.     Masami.        ------------------          Panik überkommt mich, als ich mitansehe, wie die Miko von der riesigen Hakucho verschleppt wird.   “Kagome!”, rufe ich instinktiv, versuche abzuschätzen, ob ich sie mit einem Sprung noch erreichen kann, doch der verdammte Schwan hatte bereits zu viel Auftrieb erlangt. Ich ärgere mich über meine Nachlässigkeit. Durch den Gegenwind habe ich sie nicht kommen gemerkt, doch ist ihre Größe, nicht gerade unscheinbar. Sie könnte dem verdammten Waschbären von Miroku Konkurrenz machen.     Ich nehme schnell die Verfolgung auf, lasse das Dreiergespann hinter mir. Wenn diese Dämonin wirklich die Liebhaberin dieses Menschen ist, wird er schon klarkommen. Zumindest habe ich keine Spuren von Aggressivität oder Wut an der Ryu riechen können. Nur Leid und Kummer....    Ich schieße über die Lichtung. Rechts von mir kann ich ausmachen, wie Sango und Miroku versuchen, mich zu erreichen, doch werden sie von der plötzlich einkehrenden Horde an Youkai, die den Himmel in Dunkelheit hüllen aufgehalten. Dann erfasst mich ein Geruch und im nächsten Moment weiche ich hellen, gelben Blitzen aus.     “Oi, Hanyou, hast du mich vermisst?”     Ich knurre, als sich mir eine widerlich bunte Rüstung in den Weg stellt. Lange Nägel richten ein verschnörkeltes Schwert auf mich, während mich grüne Augen amüsiert ins Visier nehmen.    Ich könnte kotzen, als mir eine Brise seines abartig süßen Duftes zuweht. Doch das sind alles nur Faktoren, die mich dazu anheizend den Lord des Südens heute mein Schwert spüren zu lassen. Zusätzlich zu dem, dass er mir den Weg zu Kagome versperrt.    Dieser gottverdammte Vogel, würde heute das letzte Mal singen, soviel stand fest...   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)