Vogelfrei von lunalinn ================================================================================ Kapitel 13: Die Offenbarung --------------------------- Enji konnte sich beim besten Willen nicht erklären, was dem Einsiedler dermaßen die Laune verhagelt hatte. Es war nicht so, dass ihn dieser Umstand derartig beschäftigte, wie es offensichtlich bei Toshinori der Fall war, doch es nervte ihn. Das Essen war gut, ihr Gastgeber mehr als freundlich und zudem hatten sie es geschafft, den Dämon ohne Skandal ins Schloss zu einzuschleusen. Zumindest noch. Enji befürchtete immer noch, dass das hier gewaltig schief gehen konnte, vor allem da Shirakumo auch beim Abendessen noch mal auf seine fähigen Heiler verwiesen hatte. Dennoch sah er darüber hinaus keinen Grund dafür, dass der Einsiedler noch unausstehlicher war, als es sonst der Fall war. Nachfragen würde er sicher nicht, schließlich hatten sie keine Zeit für unwichtiges Geplänkel. Laut Shirakumo und dessen Frau schlug der Mörder in der Nacht zu, entführte hauptsächlich junge Frauen, die dann tagelang als verschwunden galten. Nach etwa einer Woche wurden die blutleeren Leichen schließlich an den unterschiedlichsten Orten abgelegt. Abgesehen von mehreren Einstichen und Bisswunden unversehrt. Nicht einmal sexuelle Gewalt schien ihnen angetan worden zu sein. Was also hatte der Mörder davon, sie ausbluten zu lassen? Der Gedanke beschäftigte ihn auch nach dem Essen, vor allem da aktuell erneut eine junge Dame vermisst gemeldet worden war. Möglicherweise war sie noch am Leben, was bedeutete, dass sie sich nicht viel Zeit lassen konnten. Sie hatten daher abgemacht, dass sie sich nur kurz auf ihren Zimmern ausruhten und sich anschließend vor dem Schloss trafen, um der Sache nachzugehen. Enji bezweifelte, dass er in der Lage war, sich auszuruhen, wenn er wusste, dass dies das Todesurteil des Mädchens sein könnte. Dennoch nagte die Erschöpfung an ihm, was es umso ärgerlicher machte. Grimmig starrte er an die Zimmerdecke, während er auf dem Bett lag und die Arme hinter dem Kopf verschränkt hatte. Shirakumo hatte ihnen Wasser und Wein abstellen lassen, doch Enji würde sich vor dem Auftrag keinen Alkohol zuführen. Nicht, wenn ihr Mörder wahrscheinlich dämonischer Natur war. Er musste unweigerlich an die Harpyie denken, die der intelligenteste Dämon war, den er bisher getroffen hatte. Und der ihn am meisten Nerven kostete. Neben Aizawa – aber der zählte als Mensch nicht. Enji atmete durch, dann setzte er sich auf und schwang sich aus dem Bett. Nein, so brachte das nichts. Er griff nach seiner Rüstung und legte sich diese über seinem Gewand an, wobei es für ihn ein Leichtes war, die Bänder selbst zu schnüren. Jahrelange Übung. Er griff nach seinem Schwert und befestigte es an seiner Hüfte, ehe er das Zimmer verließ. Shirakumo hatte gemeint, seine Räumlichkeiten würden neben denen des Dämons liegen. Na, dann würde er mal nach dem Federvieh schauen. Sie konnten ohnehin nicht einfach gehen, ohne diesem Bescheid zu geben. Enji klopfte nicht, sondern betrat das Zimmer, das ebenso eingerichtet war wie sein eigenes, unangekündigt. Die bernsteinfarbenen Augen der Harpyie waren jedoch alles, was er von dieser sehen konnte, so eingewickelt war sie in die Decken auf dem Bett. Auf der Matratze waren die Platten mit dem Essen platziert, doch viel war davon nicht mehr übrig geblieben. Kein Wunder. Die Harpyie war gefräßig. Als der Dämon ihn erkannte und er die Tür geschlossen hatte, seufzte er erleichtert auf und schob sich die Decke vom Kopf. „Du bist’s nur, Rotschopf. Meine Güte, jedes Mal bleibt mir fast das Herz stehen, wenn auch nur jemand an der Tür vorbeigeht. Ich denk ständig, gleich kommt jemand mit Fackel und Mistgabel, um mich zu lynchen.“ Enji schnaubte leise. „Keine Sorge. Zu deinem Glück ist der Herr des Hauses naiv genug, um die Geschichte mit deiner Krankheit zu glauben.“ Er setzte sich kurzerhand in den Sessel, der gegenüber dem Bett stand, wobei er jedoch das Schwert auf dem Tisch ablegte. Die Harpyie legte den Kopf schief, musterte ihn einige Augenblicke nachdenklich, ehe sie nickte. „Ja. Scheint so. Das war eine gute Idee von Aizawa. Bin immer noch überrascht, dass er wirklich mit einem Fürsten befreundet ist – und dann noch mit einem, der ein zweiter Toshi sein könnte, findest du nicht? Die sind beide so kleine Sonnenscheinchen, haha.“ So ganz Unrecht hatte er damit nicht, das musste Enji zugeben, doch er zuckte bloß mit den Schultern. „Kann sein. Ich bin jedoch nicht hier, um über die beiden oder Aizawa zu sprechen.“ „Schade“, maulte der Dämon, verstummte aber bei seinem stechenden Blick. „Warum denn sonst? Wohl auch nicht, um mir Gesellschaft zu leisten. Traube?“ Er hielt ihm den kompletten Zweig hin, doch Enji winkte ab, woraufhin sich der Dämon diesen im Ganzen in den Mund schob. Was stimmte nur mit diesem Vogel nicht... Mit aufmerksamem Blick und vollen Backen schaute er ihn abwartend an. „Wir werden in Kürze losziehen, um das Monster aufzuspüren. Ausgehend davon, dass die Leichen blutleer mit Bissen und Einstichen gefunden werden, glaube ich nicht an ein menschliches Wesen. Die Leute sind sowieso schon panisch und wenn sie dich entdecken, werden sie dich für das Monster halten. Wir können dich dann nicht länger schützen. Hast du das verstanden?“ Der Dämon hörte für eine Sekunde auf zu kauen, dann schluckte er den Inhalt seines Mundes herunter. Etwas flackerte in seinem Blick auf, das Enji nicht deuten konnte. „Du willst mir sagen, dass ich hier bleiben und euch nicht helfen soll.“ „Ja.“ Enji suchte seinen Blick, vernahm sehr wohl den Widerwillen darin. „Hier stimmt was nicht, Rotschopf“, murrte die Harpyie. „Ich kann keinen Dämon wittern, sehr wohl aber das Blut, das die Straßen und Felder in der Umgebung tränkt. Hier ist etwas Schreckliches passiert – oft. Meine Instinkte warnen mich, seit wir diese Ländereien betreten haben. Und es ist viel zu nah. Wie kannst du also glauben, dass ich hier in aller Seelenruhe sitzen und euch damit allein lassen werde?“ „Weil ich es dir sage“, knurrte Enji zurück. „Du bist immer noch verletzt und daher nicht zu gebrauchen. Toshinori und ich haben auch vorher ohne dich überlebt und diesmal haben wir noch den Einsiedler dabei. Auch wenn ich keine hohe Meinung von ihm habe, so ist er nützlich.“ Der Dämon schien etwas sagen zu wollen, doch dann zögerte er. Er presste kurz die Lippen aufeinander, schien eine patzige Antwort herunterzuschlucken. „Warte hier auf uns, bis wir zurück sind, und halte dich bedeckt.“ Die Harpyie senkte trotzig den Blick, war zweifellos nicht damit einverstanden. Dennoch war es die richtige Entscheidung. Es würde nur unnötiges Chaos verursachen, wenn der blonde Jüngling mit ihnen kam. „Wenn euch etwas passiert, bin ich wieder allein“, murmelte er und klang niedergeschlagen. „Und wenn mich hier jemand als das erkennt, was ich bin, versuchen sie mich zu töten. Das hier ist kein Ort für mich.“ „…früher oder später wird das-“ „Ja, das ist mir bewusst“, fuhr ihm der Dämon dazwischen. „Ich weiß, dass ich nur so lange ein Teil eurer Gruppe bin, wie ich noch verletzt bin. Ich…die letzten Tage waren einfach schön für mich. Ich habe es so verdammt satt, ständig allein zu sein. Nur zu überleben. Ich meine…wofür, wenn es niemanden gibt, mit dem ich reden kann? Obwohl du Dämonen verabscheust und jagst, hast du mir zugehört. Mir hat so lange niemand zugehört, aber ihr…sprecht mit mir. Du hast keine Ahnung, was mir das bedeutet, Rotschopf. Du bist ein geachteter Mann in deiner Gesellschaft, aber ich bin nirgendwo gern gesehen. Nicht mal bei meinesgleichen.“ Enji wusste nicht, was er dazu sagen sollte; hatte der Dämon tatsächlich solche Angst, dass sie nicht zurückkommen würden? Sicher, ausgeschlossen war so etwas nie, aber sie hatten aus gutem Grunde bis heute überlebt. Zumal es ihn irritierte, wie sehr sich der Dämon an sie band, obwohl Enji bloß eine Schuld beglich. Mehr war das hier nicht…oder? Doch. Er sprach es nicht aus, denn er hätte lügen müssen, wenn er behauptet hätte, dass er dem Dämon gegenüber nicht inzwischen positiver gestimmt wäre. Selbst ein sturer Mann, wie er es war, konnte nicht ignorieren, dass der Dämon in zu vielen Situationen darauf verzichtet hatte, ihnen Schaden zuzufügen. Er haderte mit sich, sah dem Dämon dabei in die bernsteinfarbenen Augen. „Wir beißen so schnell nicht ins Gras“, meinte er schließlich schroff. „Also hör auf, dich wie ein anhängliches Haustier aufzuführen. Das ist unnötig. Es ist ja nicht mal klar, dass wir überhaupt eine Spur finden, also bleib hier, ruh dich aus und genieß das Essen. Wir kommen hierher zurück.“ Der Dämon wirkte nicht sonderlich besänftigt, doch begriff er scheinbar, dass er keine Wahl hatte. Wenn er nicht fliegen konnte, konnte er ihnen auch nicht unbemerkt folgen. Enji zögerte einen Moment, dann überwand er sich und legte dem blonden Jüngling die Hand auf die Schulter, drückte diese. „Verstanden?“, fragte er mit Nachdruck. Der andere blickte ihn für mehrere Sekunden verdutzt an, fixierte seine Hand und sah wieder zu ihm zurück. Dann nickte er, wenn es ihn auch Überwindung zu kosten schien. „Lass dich nicht töten, Rotschopf.“ Die Harpyie lächelte schief und Enji löste seine Finger langsam. „Gleichfalls. Verhalte dich ruhig.“ Und mit diesen Worten erhob er sich und nahm sein Schwert wieder an sich, bevor er das Zimmer verließ. Wie erwartet standen Toshinori und Aizawa bereits am Tor, als er die über den Graben, der ringsherum um das Schloss lag, platzierte Brücke passierte. Enji fragte sich unweigerlich, welchen Narren Toshinori an dem Einsiedler gefressen hatte, denn scheinbar versuchte dieser mit ihm über sein Verhalten zu reden. Vermutlich der typische Helferkomplex seines Freundes. „…nichts an. Lasst es einfach gut sein. Wir haben schwerwiegendere Probleme“, hörte er Aizawa brummen, der den Blick zur Seite gewandt hatte. Anhand von Toshinoris Ausdruck erschloss sich ihm, dass sich dieser gerade einen Korb eingefangen haben musste. Selbst schuld, wenn man es nicht lassen konnte, sich einzumischen. „Deswegen sollten wir los“, meinte er, bevor Toshinori etwas erwidern konnte. Beide Männer drehten sich zu ihm um, schienen ihn bis eben nicht bemerkt zu haben. „Was ist mit Hawks?“, fragte der Blonde mit gewisser Skepsis in der Stimme. „Ich hab ihm gesagt, dass er hier bleiben und auf uns warten soll. Er bringt uns nur in Schwierigkeiten, wenn man ihn entdeckt…und außerdem ist er noch nicht geheilt.“ Toshinori nickte zustimmend und selbst Aizawa schien ausnahmsweise keine Einwände zu haben. „Gut, dann gehen wir runter ins Dorf.“ Auf Toshinoris Worte hin setzten sie sich auch in Bewegung, wobei sie den kurzen Weg zu Fuß gingen. Die notwendige Ausrüstung trugen sie ohnehin am Körper, von daher wäre es nur mit Umständen verbunden gewesen, die Pferde erneut unterstellen zu müssen. „Shirakumo meinte, das Mädchen sei gestern in den späten Abendstunden verschwunden. Sie wollte nur frisches Wasser aus dem Brunnen holen…und kam nie zurück“, murmelte Aizawa vor sich hin. Enji schnaubte. „Und keiner will was gesehen haben, huh?“ „Nein“, kam es einsilbig von dem Einsiedler, der ein Stück vor ihnen ging. Toshinori seufzte leise. „Hoffentlich finden wir irgendwelche Spuren am Brunnen. Falls nicht, wäre Hawks‘ guter Geruchssinn vielleicht doch eine Hilfe…“ „Er hat gemeint, dass er nichts wittern kann“, entgegnete Enji daraufhin. „Keinen Dämon jedenfalls. Er hat nur davon gesprochen, dass hier etwas Schreckliches passiert und die Erde blutgetränkt sei…oder sowas in der Art. Nichts, was wirklich weiterhilft.“ „Die…Erde?“, wiederholte Toshinori ungläubig und verzog das Gesicht. „Bei Gott, hoffentlich finden wir das arme Mädchen…“ Aizawa äußerte sich dazu nicht mehr, sondern schien in seinen Gedanken versunken zu sein. Nun, wenn er aus Hawks‘ kryptischen Worten eine nennenswerte Information gewinnen konnte, würde er ihm wohl zum ersten Mal seit ihrer gemeinsamen Reise eine gewisse Anerkennung zollen müssen. „Und? Schon was entdeckt?“ Enji trat hinter Aizawa, der vor dem Brunnen kniete und behutsam die Erde unter seinen Fingern abtastete. Mittlerweile waren die Dörfler vom Marktplatz, wo sich der Brunnen befand, verschwunden und in ihre Hütten eingekehrt. Ein funkelnder Blick über die Schulter traf ihn, doch Enji reckte bloß herausfordernd das Kinn. „Ich hätte es Euch in dem Fall bereits mitgeteilt. Seid versichert“, knurrte er gereizt und wandte sich wieder dem Boden zu. „Überdies sind hier seit gestern Nacht sicher wer weiß wie viele Leute langgelaufen – das macht es nicht gerade einfacher.“ „Da habt Ihr wohl Recht“, hörten sie Toshinori sagen, der den Brunnen nach Spuren absuchte. Enji blieb einfach, wo er war, während er die Umgebung im Auge behielt. Wenn sie alle ihre Deckung vernachlässigten, waren sie vielleicht schneller tot, als sie reagieren konnten. Bestimmt würde ihn die bescheuerte Harpyie zur Strafe im Jenseits heimsuchen. Was der Dämon gesagt hatte, ging ihm nicht aus dem Kopf. Sah dieser sie als Freunde an? Nur weil sie mit ihm ein paar Wörter gewechselt hatten? Der musste ja ziemlich verzweifelt sein. Andererseits…konnte man es ihm verdenken, wenn es stimmte, was dieser erzählt hatte? Enji mochte zwar in der Gesellschaft geachtet sein, doch was zum Beispiel seine Familie anging, war er kein angesehener Ehemann und Vater. Nein, er verstand viel zu gut, was der Dämon hatte sagen wollen. Innerlich seufzte er stumm; er machte sich viel zu viele Gedanken deswegen. Was interessierten ihn die Gefühle des Dämons…es war, wie er gesagt hatte, ihre Wege würden sich wieder trennen. Sein Blick glitt kurz zum Vollmond, der ihnen in der mittlerweile eingekehrten Dunkelheit zumindest genügend Licht spendete. Würde sich ihnen der Mörder überhaupt zeigen? Keiner von ihnen war eine junge Frau und daher fielen sie alle aus dem Beuteschema. „An den Steinen klebt Blut.“ Sowohl Enji als auch Aizawa hoben den Kopf, als Toshinori die Stille durchbrach. Dieser hatte sich über den Brunnen gebeugt und deutete auf den Rand. „Es ist nicht viel...aber wenn es von der Vermissten stammt, hat sie sich vielleicht gewehrt.“ Aizawa trat neben ihn, besah sich die blutigen Schlieren und nickte dann langsam. „Die Spur ihrer Schritte verliert sich hier, soweit ich das erkennen konnte. Sie kam her und nie wieder zurück. Was auch immer ihr aufgelauert hat, muss sie hier geschnappt haben…doch es gibt keine Schleifspuren. Bloß verschiedene Abdrücke von Schuhen.“ Enji schnaubte. „Also lautet Euer Fazit wie?“ „Dass unser Entführer entweder stark genug ist, eine Frau in Sekundenschnelle bewusstlos zu bekommen und fortzutragen…oder dass er ähnliche Fähigkeiten wie Hawks besitzt.“ „Ihr meint, dass er des Fliegens mächtig ist.“ Aizawa nickte daraufhin, wirkte immer noch nachdenklich. „Auch wenn es mich wundert, dass Hawks keinen Dämon wahrnehmen konnte“, fügte er hinzu, woraufhin Enji mit den Schultern zuckte. „Falls wir uns darauf verlassen können.“ „Zweifelt Ihr immer noch an seinen Absichten?“, kam es beinahe genervt von dem Einsiedler. „Ich schließe bloß nichts wegen irgendwelcher Sympathien aus.“ Toshinori hob beschwichtigend die Hände, die blauen Augen ernst auf sie beide gerichtet. „Wir sollten nicht über Hawks‘ Ehrlichkeit uns gegenüber diskutieren. Das bringt uns nicht weiter. Wichtiger ist es, das Mädchen schnell zu finden und einen weiteren Mord zu verhindern.“ „Und wie sollen wir das ohne nennenswerte Spuren machen?“, ranzte Enji ihn an, woraufhin sein Freund wohl keine Antwort wusste. „Wir lassen es auf einen Versuch ankommen.“ Beide Krieger wandten sich dem Einsiedler zu, welcher plötzlich einen kleinen Dolch aus seinem Gewand zog. „Was habt Ihr mit dem Zahnstocher vor?“, spottete Enji, wovon sich Aizawa jedoch nicht beirren ließ. Stattdessen schob er seinen Ärmel hoch, wo ein blasser und zum Teil vernarbter Unterarm zum Vorschein kam. „Etwas austesten“, murmelte der Einsiedler und zog sich kurzerhand die Klinge durchs Fleisch, wobei er recht weit oben ansetzte. „Aizawa-san! Das ist viel zu tief, Ihr werdet noch verbluten!“, kam es entsetzt von Toshinori, doch der andere Mann schien seine Sorge nicht zu teilen. Dickflüssig tropfte sein Blut auf den Boden unter ihnen, wo es im Boden versickerte. Enji ahnte, was er damit bezwecken wollte, doch ob dies auch funktionierte, war fragwürdig. Dennoch…sein Blut für die Sache zu opfern, empfand er als mutig. Ein paar Minuten lang standen sie nur da und warteten, doch als nichts passierte, riss Toshinori ein Stück seines eigenen Ärmels ab. „Das reicht nun“, entschied er und schnappte sich Aizawas Arm. „Es ist ehrenhaft von Euch, dass Ihr Euer Blut opfert, doch wenn Ihr noch mehr verliert, wird es Euch noch schaden.“ „…seid nicht so übertrieben besorgt“, brummte der Einsiedler, ließ sich aber verbinden. Enji beobachtete, wie sich der provisorische Verband schnell rot färbte; dementsprechend war Toshinoris Sorge wohl nicht unbegründet. Wenigstens würde der stramm angelegte Stoff die Blutung fürs Erste stoppen. „Dann seid Ihr nicht so übertrieben stur!“ Nicht nur Enji war verdutzt über den eindringlichen Tonfall des Blonden sowie das Funkeln in dessen blauen Augen. Hatte es der Einsiedler etwa tatsächlich geschafft, Toshinori an den Rand seiner heiligen Geduld zu bringen? Es war schon amüsant zu sehen, wie der Einsiedler nicht wusste, was er dazu sagen sollte. „Nun…wie auch immer. Gebracht hat es wohl nichts“, meinte Enji nur und machte ein paar Schritte vom Brunnen weg. Jedenfalls bis ihn ein plötzlicher, scharfer Windzug innehalten ließ. Er fuhr direkt wieder herum und auch die anderen beiden wirkten alarmiert. Dieses Gefühl…das hatte er sich nicht eingebildet oder? Dann weiteten sich Toshinoris Augen mit einem Mal und er fixierte etwas, das wohl hinter ihm war. Er drehte sich um und spürte gleichzeitig den Schmerz, als sich etwas Spitzes in seine Seite bohrte, sein Fleisch durchdrang. Er war im ersten Moment wie gelähmt, während er in die gelb leuchtenden Augen des Mannes vor ihm sah. Der Fremde mit den kurzen, violett schimmernden Haaren war kleiner als er und recht schlank unter seiner schlichten, schwarzen Kleidung. Sein Gesicht war regelrecht feminin, die Miene ausdruckslos, während seine Hand mit den gut 20 Zentimeter langen Krallen in seinem Fleisch steckte. Enji ächzte, während er mit einer Bewegung nach seinem Schwert griff und es zog, um den Fremden entzwei zu schneiden. Dieser zog seine Hand zurück und wich dem Hieb aus, indem er einen gewaltigen Sprung zurück machte. Noch bevor er wieder auf dem Boden aufkam, führte er die blutverschmierten Klauen zum Mund, leckte an diesen. „Mh…auch dein Blut ist sonderbar. Zweifellos menschlich, jedoch anders als die Quelle dieses Geruchs“, hörte er ihn nuscheln. Enji knurrte, hielt sich die blutende Stelle, die langsam seine Kleidung durchnässte. Allerdings hatte dieses Ding keine wichtigen Organe getroffen – was vielleicht Absicht war. Toshinori war zu ihm geeilt, musterte ihn besorgt. „Bist du in Ordnung?“ „Ja. Nichts passiert“, erwiderte er zwischen zusammengebissenen Zähnen und funkelte das Monster in Menschengestalt an. Dieses schien immer noch mit sich selbst zu sprechen, während die Klauen wie durch Zauberei verschwanden, zu menschlichen Nägeln wurden. Konnte das Ding seine Gestalt etwa ändern? Die grausamen Augen richteten sich nun auf Aizawa, der hinter ihnen stand. „Ich muss es wohl probieren, um mir Klarheit zu verschaffen. Es wird mich nicht in Ruhe lassen. Das ist schließlich der Grund, warum ich hier bin, obwohl ich wusste, dass es eine Falle ist.“ „Was bist du?!“, zischte Enji, doch der Dämon beachtete ihn gar nicht. „Vielleicht probiere ich euch alle drei“, redete er einfach weiter. „Zwar ist es riskant, mich so offen zu zeigen, aber wenn ihr alle tot seid, gibt es keine Mitwisser mehr. Normalerweise…“ Ein Bolzen flog zwischen ihnen hervor, direkt auf das Monster zu – anscheinend hatte Aizawa nicht vor, es ausreden zu lassen. Der Dämon jedoch fing diesen und auch die nächsten beiden noch in der Luft, brach sie einfach durch und ließ die Reste zu Boden rieseln. „…töte ich die Beute nicht sofort, aber ihr werdet mir keine Wahl lassen.“ Und mit dieser Feststellung fuhr er seine Krallen an beiden Händen aus, ehe er zähnebleckend einen Sprung in ihre Richtung machte. „Verdammte Scheiße!“, entkam es Enji und er blockte den Hieb der einen Hand mit dem Schwert, Toshinori den der anderen. Der Dämon schaute ihnen unbeeindruckt entgegen, den Blick auf Aizawa hinter ihnen gerichtet. Er gab ohne Vorwarnung nach, sodass sie nach vorn taumelten und der Dämon nun auf den Einsiedler losging. Es klirrte, als dieser Aizawa entwaffnete und am Hals packte, ihn mit nur einer Hand emporhob. „Keine Bewegung…oder ich trenne ihm den Kopf von den Schultern.“ Sowohl Enji als auch Toshinori hielten inne, denn die Klauen gruben sich bereits jetzt in die Haut des Einsiedlers, der ein Röcheln von sich gab. Mit der freien Hand riss der Dämon an dem Verband, schob seine Krallen in die Wunde und bohrte darin herum, was Aizawa stöhnen ließ. „Lass ihn los!“, kam es wütend von Toshinori, doch er konnte nicht einfach dazwischen gehen. „Mh…“, machte der Dämon, nachdem er das Blut probiert hatte. „Du bist…wirklich eigenartig. Ich schmecke den Menschen in dir…aber da ist noch etwas anderes…ich kann es nicht zuordnen.“ „Fahr…zur…Hölle“, würgte Aizawa hervor und starrte den Dämon voller Hass an. „Da war ich bereits, aber d-“ Weiter kam der Dämon nicht, denn er zitterte plötzlich eigenartig, verkrampfte sich dabei und…was war mit Aizawas Augen? Dieses rote Funkeln war keine Spiegelung, oder? Enji hatte keine Zeit, sich länger darauf zu konzentrieren, denn der Dämon ließ den Einsiedler einfach zu Boden fallen, wo er nach Luft schnappend liegen blieb. Enji vergeudete keine weitere Zeit, ebenso wie Toshinori, als sie den Dämon von hinten angriffen, ihn mit ihren Schwertern durchbohrten. Das Monster japste auf und spuckte einen Schwall Blut, während es so da stand. „Das war’s“, grollte Enji und drehte die Klinge in dessen Fleisch. Ein paar Sekunden passierte nichts, außer dass der Dämon dort stehen blieb, den Kopf nach vorn geklappt, als handele es sich um eine Marionette. Er wollte gerade sein Schwert aus dem vermeintlich toten Körper ziehen, als der Kopf zurückschnappte, soweit nach hinten, dass eigentlich das Genick hätte brechen müssen. Weit aufgerissene, gelbe Augen starrten sie an. „Ihr dachtet, es sei so einfach? Narren.“ „Scheiße!“, entfuhr es Toshinori, als der Dämon nach hinten aushieb und ihnen die Klauen in die Schultern rammte. Enji biss sich auf die Lippe, um einen Schrei zu unterdrücken, und er riss dem Ding das Schwert aus dem Körper. Toshinori tat es ihm gleich, wollte wie auch er Abstand gewinnen, doch der Faustschlag des Dämons riss seinen Freund von den Füßen, schleuderte ihn nach hinten. Bevor Enji reagieren konnte, hatte ihn das Monster gepackt und zu Boden gerissen. Sein Schwert flog außer Reichweite, während der Dämon seine Krallen nun in beide seiner Schultern rammte und ihn somit festpinnte. „Du…du bist der Erste, den ich mir gönnen werde. Weißt du, normalerweise besudle ich mich nicht gern mit Blut. Ich mag es gern sauber. Aber dir werde ich die Kehle rausreißen, ehe ich mich an deinem Blut laben werde…“ Enji ächzte, hörte Toshinori zu ihnen herüberbrüllen, doch er wusste, es würde zu spät sein. Scheiße. So würde er enden? Nein, verdammt! In der nächsten Sekunde riss der Dämon seinen Mund auf und die Fangzähne brachen hervor, bereit, sich in ihm zu versenken. Ihn zu töten. Wahrscheinlich wäre das wirklich sein Ende gewesen, wenn in diesem Moment nicht ein viel zu bekannter Schrei ertönt wäre und die Kreatur mit voller Kraft in die Seite getroffen worden wäre. Der Dämon wurde mit so viel Schwung von ihm heruntergeschleudert, dass er regelrecht über den Boden schmetterte. Kräftige Klauen gruben sich neben Enji in die Erde, die roten Schwingen mit jeder einzelnen Feder gesträubt und erneut ertönte dieser schrille Schrei. Eine Drohgebärde. Kein Zeichen von Schwäche mehr. Enji knirschte, versuchte sich aufzurichten. „So viel zu deinen Wunden…“, kommentierte er trocken. „Willst du mir die kleine Übertreibung wirklich übelnehmen?“, kam es mit gewissem Zorn von der Harpyie. „Ohne mein Eingreifen hätte dich der Kerl erledigt.“ Enji schnaubte, warf dann jedoch einen Blick zu Aizawa, der sich wohl gefasst hatte und Toshinori auf die Beine half. Es ging ihnen gut. Immerhin. Er hielt inne, als ein heiser klingendes Lachen von dem Monster kam, welches sich gerade ebenfalls wieder aufrichtete. „Das war es also…“ Erneut dieses unangenehme Geräusch des Hohns, das Enji nicht verstand. Die Harpyie wohl auch nicht, denn sie verengte die Augen, wirkte angespannt. „…deswegen schmeckt dein Blut anders. Bei dem Dunkelhaarigen macht es immer noch keinen Sinn, doch du, Harpyie…und der Rothaarige…eine Verbindung durch das Blut.“ Enji begriff nicht, was er damit sagen wollte. Verbindung? Blut? Warum in alles in der Welt sollte er mit dem Vogel so etwas haben? Das ergab keinen Sinn. „Er ist also dein Gefährte. Deswegen schützt du ihn. Deswegen bist du so wütend, obwohl sie letztendlich doch nur Nahrung für uns sind. Ein menschlicher Gefährte…wie widerwärtig.“ „Was?!“, entkam es Enji, als die Worte endlich bei ihm angekommen waren. „Was zur…das ist doch…“ „Oh? Er weiß es nicht? Hast du ihm unbemerkt dein Blut eingeflößt? Wie hinterhältig…und amüsant“, sprach der unbekannte Dämon weiter. Die Harpyie blieb stumm. Allein das war verdächtig, doch Enji fiel es immer noch schwer, zu verstehen, was hier gerade behauptet wurde. Er sollte der Gefährte des Dämons sein? Dessen Blut…eingeflößt bekommen haben? Was war das für ein Unsinn? Nein. Wann hätte das passieren sollen…es sei denn…ihm wurde mit einem Mal heiß und kalt. Sein Blick traf Toshinoris…und er erkannte sofort die Schuld darin. Sein Freund war blass geworden und auch Aizawa wirkte zerknirscht. Irgendwas war da hinter seinem Rücken geschehen. Wann? Als ihn der Wurmdämon beinahe getötet hatte? Es war die einzige Möglichkeit, die ihm einfiel. Danach hatte die Harpyie sein Kind gerettet…und ihn vor der Sirene beschützt. „Du hörst dich gern selbst reden, hm?“, kam es von dem blonden Jüngling. „Ich denke, ich werde das beenden. Das Mädchen, das du entführt hast, wirst du ohnehin nicht freiwillig rausrücken. Ich kenne Gestalten wie dich. Sadisten wie du widern mich an.“ Der fremde Dämon lächelte dünn, dann fuhr er erneut seine Klauen aus und im nächsten Moment stieß sich die Harpyie vom Boden ab, raste im Sturzflug auf ihn zu. Enji fühlte sich wie in Trance, während er zusah, wie die beiden Kontrahenten aufeinander losgingen. Enji versuchte immer noch, zu realisieren, was hier vor sich ging. Dämonenblut in ihm. Das hatte das Monster doch gesagt? Er hatte… „Enji“, hörte er Toshinori neben sich sagen und fuhr herum. Sein Freund hatte eine Platzwunde an der Schläfe, hielt sich den linken Arm, den er sich bei seinem Sturz verletzt haben musste. Aizawa dagegen schien den Malen an seinem Hals keine Beachtung zu schenken, denn sein Blick war auf die Harpyie und den anderen Dämon, die erbittert gegeneinander kämpften, fokussiert. „Ihr habt das zugelassen“, knirschte Enji, der Mühe hatte, seine Wut zu unterdrücken. Es war nicht die Zeit für Erklärungen und dennoch…er hatte eine verdient, verdammt! Bebend vor Zorn blickte er seinen Freund an und nicht mal der Schmerz seiner Verletzungen konnte diesen mindern. „Wir wollten…wir wussten nicht, dass es…wir dachten, du stirbst“, erwiderte Toshinori reumütig. „Wir hatten keine andere Wahl.“ Enji ballte die Hände zu Fäusten, ungeachtet dessen, dass durch diese Anstrengung seine Wunden nur noch mehr bluteten. Seine Schultern fühlten sich taub an und er hoffte, dass der Dämon nichts Wichtiges erwischt hatte. Wenigstens konnte er noch alles bewegen. „Man hat immer eine Wahl und ihr habt-“ „Euer Leben gerettet!“, fiel ihm Aizawa unerwartet heftig ins Wort. „Hawks’ Blut hat Euer Leben gerettet, also seid dankbar und hört auf, Probleme zu machen, wo es keine gibt! Ihr habt keinen Schaden davon getragen, oder? Anstatt Eurem Ärger Luft zu machen, spart Eure Kräfte für den Fall, dass Hawks unsere Hilfe braucht!“ Eben jener stieß in diesem Moment einen weiteren schrillen Schrei aus, der einem das Trommelfell dröhnen ließ, doch auf seinen Gegner schien er keinen Effekt zu haben. Dessen scharfe Klauen hatten der Harpyie bereits mehrere oberflächliche Verletzungen zugefügt, doch diese schien dennoch die Oberhand zu behalten. Es wirkte, als würde er den Blutsauger herumschubsen, traf ihn immer wieder blitzschnell in die Seite, brachte ihm mit seinen Krallen tiefe Wunden bei. Enji presste die Lippen aufeinander, nicht wissend, wie er sich zu der Ansage äußern sollte. Eigentlich ließ er sowas nicht gern auf sich sitzen, aber andererseits…stimmte es. Darüber mussten sie später reden, nicht in dieser Situation. Allerdings schien ihr Dämon gut allein zurechtzukommen; von wegen verwundet und nutzlos. Dieser elende Heuchler. Eben jener verpasste dem Monster gerade einen so kräftigen Schlag mit der Schwinge, dass es diesen von den Beinen riss. Bevor er sich fangen konnte, packte die Harpyie ihn mit beiden Fußklauen an seinen Oberarmen und schmetterte ihn rücklings über den Boden. Er pinnte ihn am Boden fest, wie es sein Gegner zuvor mit Enji getan hatte, und bleckte die Zähne, während er auf ihn herabsah. „Fühlt sich scheiße an, oder?“, gurrte er erfreut und jede Bemühung des anderen, zu entkommen, scheiterte. „Abschaum!“, zischte der andere Dämon und bleckte ebenfalls die Fänge. „Schande unserer Rasse! Dich mit Menschen einzulassen!“ „Oh, jetzt hast du aber meine Gefühle verletzt“, flötete die Harpyie amüsiert. „Ich werde mich daran zurückerinnern, während ich deine Eingeweide zerpflücke…so als würde ich in einem Obstkorb wühlen~“ Seine roten Flügel spreizten sich, als würden sie seine Vorfreude noch unterstreichen...doch bevor er seinen Worten Taten folgen lassen konnte, schleuderte ihn etwas von dem Blutsauger herunter. Die Harpyie überschlug sich einmal, kam aber sofort wieder zum Stehen, das Gesicht wutverzerrt und die Pupillen schlitzförmig. Enji traute seinen Augen kaum, als neben dem fremden Dämon plötzlich ein Mann mit halblangen, weißen Haaren stand, der dem anderen auf die Beine half. Mit besorgtem Ausdruck legte er den Arm um ihn, stützte ihn so, ehe er mit hasserfüllter Miene zur Harpyie blickte. „Wie kannst du es wagen, Chisaki auch nur mit deinen dreckigen Klauen anzurühren?!“, zischte er, einer Schlange gleich, die jeden Moment zupacken würde. „Schon gut, Kurono…er ist es nicht wert“, knurrte Chisaki, offensichtlich erzürnt darüber, sich helfen lassen zu müssen. Der blonde Jüngling verengte bloß die Augen, seine Haltung zeigte, dass er sich nicht davon einschüchtern ließ, dass seine Gegner zu zweit waren. „Ihr jagt also als Paar, huh?“, kam es spöttisch von ihm. „Wie süß…ich helfe euch gern dabei, für immer vereint zu sein~“ Und mit diesen Worten machte er einen Ausfallschritt, schien Schwung nehmen zu wollen, um sich auf die beiden zu stürzen. Nicht nur die Harpyie stutzte, als der Dämon namens Kurono berechnend lächelte…auch Enji lief es eiskalt den Rücken herunter. Aus einem Impuls heraus stieß er Toshinori, der immer noch neben ihm stand, grob zur Seite. In derselben Sekunde traf ihn etwas mit solcher Wucht in die Rippen, dass er wusste, dass mindestens eine gebrochen war. Der Aufprall auf dem Boden presste ihm die Luft aus den Lungen und die Welt begann sich zu drehen. Er hörte den wütenden Schrei der Harpyie, die hektischen Stimmen um sich herum, während er sich auf das Atmen konzentrierte. Den Schmerz irgendwie…weg atmen. Verdammt. Er spürte, wie ihn jemand mühsam auf den Rücken drehte, und sah in Aizawas blasses Gesicht. Seine Sicht war verschwommen, doch er erkannte Toshinori, der trotz seines verletzten Arms vor ihnen stand, in der Rechten sein Schwert haltend. Scheinbar hatte sich ein dritter Dämon eingefunden – und dieser war ein wahrer Hüne, übertraf sogar sie beide. „…gut gemacht, Rappa“, drangen die Worte an seine Ohren. „Nun…Pech für euch, dass unsere Art niemals allein jagt. Für heute ist es jedoch genug. Wir sehen uns sicher bald wieder.“ Beim nächsten Blinzeln waren sie verschwunden. Enji knirschte mit den Zähnen, schlug dann Aizawas Hände weg, um sich unter Schmerzen aufzusetzen. Sein Blick glitt suchend über den Platz und er konnte eine gewisse Erleichterung nicht verbergen, als er die Harpyie entdeckte, die der Hüne wohl ebenfalls umgehauen hatte. Die Federn gesträubt, die Zähne gebleckt, stieß sie ein finsteres Grollen aus, schien ihnen folgen zu wollen. „Hawks, warte! Du solltest ihnen nicht allein folgen!“, rief Toshinori, bevor diese sich in die Luft erheben konnte. Die bernsteinfarbenen Augen fixierten sie daraufhin zornig. „Im Gegensatz zu euren Wunden heilen meine schnell. Ich werde sie finden und in Stücke reißen. Ich muss sie finden, bevor ich dem Blutgeruch, der noch an ihnen hängt, nicht mehr folgen kann!“ „Sie sind zu dritt. Sei nicht so verdammt überheblich“, knurrte Enji, dem jeder Atemzug schwer fiel. Die Harpyie hielt inne, maß ihn mit einem langen Blick. „Ich werde-“ „Du wirst nicht allein gehen“, kam es auch von Aizawa. „Sie werden ihre Wunden lecken und wiederkommen, nun, da wir von ihnen wissen. Es macht keinen Sinn, dich ihnen allein folgen zu lassen. Ohne dich haben wir keine Chance.“ Stille senkte sich über den Platz, während sie einander anblickten. Man sah dem Dämon an, dass er nicht warten wollte, aber auch keine anderen Argumente mehr hatte. Gerade, als er den Mund wieder öffnete, räusperte sich jemand hinter ihnen. „Das würde ich so unterschreiben.“ Nicht nur Enji erstarrte, als er Shirakumo erkannte, welcher mit verschränkten Armen dort stand und sie ernst anblickte. Den Dämon fixierte. Zweifellos begriff, was dieser für ein Wesen war. Shirakumo, der nun wusste, dass sie mit einem Dämon im Bunde waren…und der sie alle dafür hinrichten lassen konnte. Als hätte der Abend nicht noch beschissener laufen können… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)