Vogelfrei von lunalinn ================================================================================ Kapitel 17: Der Brunnen ----------------------- Irgendwie nahm das alles nicht den Verlauf, den Aizawa erwartet hatte. Wobei…welche Erwartungen hatte er eigentlich gehabt? Er war neugierig auf den Dämon gewesen und hatte darin eine Chance gesehen, mehr über sich selbst zu erfahren – nun, zumindest das war eingetroffen. Und ansonsten? Er war so lange allein gewesen, dass er sich daran gewöhnt hatte. Die Gesellschaft der Wildkatzen hatte ihm genügt, war ihm angenehmer erschienen, als sich mit Menschen herumzuplagen, die ihn hinterher doch nur enttäuschten. Ja, seine Reaktion auf Shirakumos Entscheidung mochte lächerlich und überzogen wirken, doch sein Herz hatte nun einmal daran gehangen. An ihm. Und nun zog er mit einem Mann umher, der es schaffte, Gefühle in ihm zu wecken, die er nie wieder hatte fühlen wollen. Er war fertig damit. Eigentlich. Zumal Yagi ihm den letzten Nerv mit seinem Geplapper von Ehrgefühl und Tugend raubte. Fehlte nur noch, dass er ihm den Hof machte. Tse. Vermutlich würde genau das eintreffen, sollte der Blonde ihn tatsächlich auf dieselbe Art und Weise mögen. Sicher war er sich da immer noch nicht, denn gerade jemand ohne Erfahrungen in diesem Bereich konnte solche Gefühle leicht verwechseln. Vielleicht waren es letztendlich doch nur freundschaftliche Gefühle…was bitter wäre, denn Aizawa war schon dabei, sich in mehr zu verrennen. Wie könnte er auch nicht, wenn der Kerl ihm so tief in die Augen sah, seine Hand ergriff und dann solch ein peinliches Zeug von sich gab? Und warum bedeutete ihm das etwas? Er war bestimmt nicht der Typ für Romantik. Nein. Garantiert nicht. Dennoch traf der Blonde einen empfindlichen Nerv in ihm – und das regte ihn gleichermaßen auf, wie dass es Yagi für ihn begehrenswert machte. Verdammt. Der Mann machte ihn fertig. Vor allem da er sich solche Gedanken gerade nicht erlauben konnte, schließlich mussten sie die vermaledeiten Blutsauger finden und ausrotten. Nachdem sie sich im Schloss aufgeteilt und die Menschen dort befragt hatten, war Aizawa schnell klar geworden, dass dies in eine Sackgasse führte. Auch, wenn er Hawks‘ Instinkt vertraute, glaubte er nicht, dass sie hier weiterkamen. Der Brunnen ließ ihn einfach nicht los, sodass er ernsthaft überlegte, ob er schon mal vorgehen sollte. Sie hatten abgemacht, dass sie sich diesen ansehen würden, sobald sie das Schloss durchkämmt hatten. Einen Kameraden hatte Yagi ihn genannt…wollte er das sein? Teil der Gruppe? Mit dieser weiterreisen? Die Antwort war gleichermaßen offensichtlich, als dass sie ihn ärgerte. Seine Emotionen würden ihn erneut ins Unglück stürzen, seine Urteilsfähigkeit trüben. Seine Wut richtete sich mehr gegen ihn selbst als gegen Yagi, sodass er entschied, dass er ohne diesen und Todoroki losziehen würde. Er wollte ja nichts unternehmen und solange es hell war, würden die Dämonen wohl in ihrem Versteck bleiben. Um den Kopf freizubekommen, war ein vorläufiger Alleingang bestimmt nicht schlecht. Die Menschen im Dorf beachteten ihn gar nicht, hielten ihn wohl für einen Landstreicher, wie es so oft der Fall war. Es war ihm nur recht, denn so konnte er in Ruhe den Brunnen untersuchen. Schon beim letzten Mal war da dieses ungute Gefühl gewesen. Etwas Böses hatte Hawks es genannt, und ja, dieses Empfinden teilte er mit ihm. Vorsichtig glitt er mit den vernarbten Fingern über die rauen Steine am Rand, fuhr diese nach, während er in die Tiefe sah. So tief, dass man nur Schwärze anstelle des Wassers erkannte. Er schnippte etwas vom bröckeligen Gestein hinunter, horchte darauf, wann es auf dem Wasser aufkam…doch es dauerte, bis das Plätschern an seine Ohren drang. Nachdenklich blickte er hinab, ehe er einen Entschluss fasste. Ohne auf die irritierten Blicke der Menschen zu achten, kletterte er über den Rand und kraxelte an den hervorstehenden Steinen herunter. Noch war dies einfach, da er noch genug sah, doch weiter unten würde es schwieriger werden. Es wäre wohl vernünftiger gewesen, sich mit einem Seil abzusichern, doch wenn irgendein Schwachkopf dieses löste…nein. Er verließ sich da lieber auf sich selbst. Es reichte schon, dass schon ein paar Menschen zu ihm heruntersahen. Ignorieren und sich darauf konzentrieren, nicht zu fallen und sich den Schädel einzuschlagen. Tatsächlich dauerte es lange, bis er endlich angekommen war, sodass er sich ins Wasser sinken lassen konnte – in welchem er sogar gerade so zu stehen vermochte. Nass klebte der Stoff an seiner Haut, ließ ihn sich schwerer fühlen. Aizawa überlegte kurz, während über ihm ein paar Leute neugierig ihre Köpfe in den Brunnen steckten, um zu sehen, was er dort trieb. Er ignorierte sie und entschied dann, dass er jetzt nicht einfach verschwinden konnte. Also holte er tief Luft und tauchte dann unter, wobei er selbst mit geöffneten Augen dank der Dunkelheit kaum etwas sehen konnte. Er tastete sich eine Weile an den Wänden entlang, bis er wieder an die Oberfläche musste, ehe er dies noch einmal wiederholte. Diesmal fand er, wonach er gesucht hatte. Da war ein großes Loch im Gestein, durch welches selbst ein Mensch mit Yagis Statur mühelos hindurch gepasst hätte. Noch einmal tauchte er auf, holte genügend Luft, ehe er den Tunnel durchquerte, wobei er froh war, dass dieser relativ kurz war. Es dauerte nur ein paar Sekunden, bis er wieder an die Oberfläche kam und den moderigen Geruch der Höhle vernahm, in welcher er sich nun befand. Vereinzelt brachen Lichtstrahlen durch die steinige Decke, die es ihm wenigstens ermöglichten, zu sehen, wo er sich befand. Er zog sich aus dem See, der von Felsen umgeben war, und wrang sich dann Haare und Kleidung aus. Es war feucht und kalt, sodass es ihn schauderte und er sich reflexartig die Arme rieb. Allerdings rührte seine Gänsehaut nicht bloß von der Kälte – vielmehr war das schreckliche Gefühl in seiner Brust stärker geworden. Vermutlich war es mehr als unklug, die Höhle allein zu erkunden, doch dann dachte er wieder an Hawks‘ Worte, was das Schloss anbelangte. Konnte es sein, dass der Pfad vor ihm genau dorthin führte? Es konnte natürlich auch sein, dass es ihn genau in das Nest der Blutsauger brachte. Unweigerlich musste er an Emi denken, die Shirakumos Kind in sich trug. Wenn es wirklich einen versteckten Gang ins Innere des Schlosses gab…der Gedanke jagte ihm eine Gänsehaut über den Rücken. Abermals atmete er durch, doch dann entschied er sich, dem Pfad zu folgen. Selbst, wenn sie ihn hier unten töten würden, wussten Todoroki und Yagi von dem Brunnen und dass er hierher gewollt hatte. Die Leute hatten ihm dabei zugesehen, wie er den Brunnen hinabgeklettert war – sie würden herfinden. Früher oder später. Aizawa konnte schlecht abschätzen, wie lange er einfach nur durch die Höhle wanderte, doch irgendwann ging es bergab. Das Licht wurde schwächer und das beklemmende Gefühl in seiner Brust stärker. Abermals erwog er, ob er umkehren sollte, doch dann hielt er inne. Hatte er etwas gehört? Aizawa schloss kurz die Augen, horchte ein paar Sekunden nur auf das entfernt klingende Geräusch, das er nicht einzuordnen vermochte. Er kniete sich hin, wobei seine Handfläche den Boden berührte. Etwas war hinunter geschliffen worden…und es war nicht schwer, zu erahnen, um was es sich handelte. Er knirschte mit den Zähnen, während er sich erhob und wieder aufsah. Seine Augen leuchteten rot auf, als er weiterging, wobei der Gang schmaler wurde. Er drang weiter vor, zuckte nicht einmal mit der Wimper, als das vage Geräusch zu einem leisen Wimmern wurde. Übelkeit durchfuhr ihn, als er die zierliche Gestalt von der Decke hängen sah. Die Füße berührten gerade so den Boden, die langen, blonden Haare fielen ihr ins Gesicht. Keine Körperspannung mehr, die mit getrocknetem Blut beschmierten Arme hingen schlaff in den Seilen, die an einem Balken an der Decke befestigt worden waren. Anscheinend hatte er tatsächlich ihr Nest gefunden. Er blieb im Schatten, während er überlegte, ob er sie losmachen sollte. Vermutlich hatten ihn die Dämonen bereits gewittert. Gespürt. Welche Sinne sie auch nutzen mochten – das hier könnte beschissen für ihn enden. Wenn er jetzt ging, würde sie vermutlich sterben. Wenn er blieb, würden sie wahrscheinlich beide sterben. Erneut zerriss ihr Wimmern die Stille…und Aizawa verfluchte sich innerlich selbst. Er konnte jetzt nicht mehr zurück. Nachdem er das für sich entschieden hatte, warf er mit einer schnellen Bewegung den Dolch, den er an seiner Seite trug. Die Fesseln wurden durchtrennt und das Mädchen fiel wie ein nasser Sack zu Boden, blieb keuchend und japsend dort liegen. Aizawa fuhr in der nächsten Sekunde herum, verdankte es seinen guten Reflexen, dass ihn die scharfen Klauen nicht erwischten. Er duckte sich unter ihnen weg, erfasste den Angreifer sofort. Rot glühende Augen, ähnlich seinen eigenen, starrten ihn hasserfüllt an, die Haltung immer noch, als würde sich der Dämon im nächsten Moment erneut auf ihn stürzen. Er konnte nicht. Musste an Ort und Stelle verharren. „Du…“, zischte der weißhaarige Blutsauger durch seine Fangzähne, doch Aizawa gab ihm nicht die Gelegenheit, weiterzusprechen. Er würde irgendwann blinzeln müssen und sicherlich waren die anderen beiden ebenfalls hier. Oder noch mehr von ihnen. „Lauf!“, rief er dem Mädchen zu, ehe er einen zweiten Dolch zog und diesen dem Dämon in den Hals rammte. Er hörte dessen Gurgeln, sah das Blut aus seinem Mund rinnen…und die Panik im Blick. War das die Schwachstelle? Wenn er den Kopf abtrennte, dann… Bevor er auch nur in diese Richtung denken konnte, riss ihn ein heftiger Schlag von den Füßen und schleuderte ihn über den Boden, presste ihm die Luft aus den Lungen. Aizawa ächzte, hob aber sofort den Kopf, um seinen Gegner zu erfassen und zu lähmen. Der muskelbepackte Hüne erstarrte wie geplant, die Hand noch erhoben, um ihm vermutlich den Gnadenstoß zu verpassen. „Ngh…!“ „R…ppa…nicht…Augen“, hörte er den anderen undeutlich knurren. Kein Wunder, schließlich steckte ihm sein Dolch im Hals. Noch zumindest, denn er riss sich diesen nun aus dem Fleisch, schleuderte ihn vor Wut bebend von sich. Und die Wunde schien ihn nicht sonderlich zu beeinträchtigen. Oh Scheiße. „Du widerliche Missgeburt!“, fauchte der Weißhaarige und machte ein paar Schritte auf ihn zu. „Warte nur…ich werde dir die Eingeweide herausreißen! Langsam und qualvoll…da rettet dich nicht mal dein Mischlingsblu-“ Aizawa hielt den Dämon namens Rappa fest im Blick, während er die Faust ballte und dann zur Seite ausschlug. Es riss den weißhaarigen Dämon von den Füßen, ließ ihn gegen die Wand prallen. Es reichte nicht. Das hier war ein Spiel auf Zeit…und das Mädchen war lediglich heulend zurückgewichen. Wimmerte und schluchzte, während sie sich selbst umarmte. Scheiße. Er würde hier umsonst sterben. Ein bitteres Grinsen legte sich auf seine Lippen, während er den Geschmack von Blut im Mund wahrnahm und seine Augen brennen spürte. Irgendwann würde er blinzeln müssen. Aber nicht jetzt. Noch nicht. Aizawa griff zur Seite und packte den Dolch, mit dem er die Seile durchtrennt hatte und nach seinem Wurf auf dem Boden gelandet war. Dann stemmte er sich hoch, starrte weiter den Hünen, den er als gefährlicher einstufte, an, während er erneut ausholte und den Weißhaarigen mit einer Schockwelle von sich fernhielt. Für mehr würde es nicht reichen. Er musste den Hünen zuerst ausschalten, wenn er auch nicht wusste, wie er den von Sehnen durchzogenen, kräftigen Hals durchtrennen wollte. Er musste einen sauberen Hieb mit dem Wakizashi landen. „Du Miststück!“, brüllte der andere Dämon. „Wenn du Chisaki weckst…dann ziehe ich dir die Haut persönlich ab!“ „Versuchs“, erwiderte er trocken und schleuderte ihm seinen Dolch entgegen. Die Waffe traf wohl ihr Ziel, denn er hörte eine Art Gurgeln. Aizawa verlor keine Zeit mehr, zog sein Wakizashi und rannte auf den Hünen zu, der ihn mit aufgerissenen Augen anstarrte. Er konnte nicht länger auf seine Umgebung achten, als er mit aller Kraft, die er aufbringen konnte, ausholte und das Schwert schwang. Gleich. Die Klinge glitt mit einigem Widerstand durch das Fleisch, als er den Hieb ausführte, doch er wusste, dass er es geschafft hatte, noch bevor er den wutentbrannten Schrei des anderen hinter sich vernahm. Er bekam gerade noch das dumpfe Aufprallen mit, als ihm etwas von hinten in den Rücken sprang und ihn mit so viel Kraft zu Boden schmetterte, dass er kurz keine Luft mehr bekam. Sein Kopf wurde an den Haaren gepackt und auf die Erde geschlagen, bis ihm das Blut aus Mund und Nase schoss. Plötzlich rammten sich scharfe Zähne in seinen Hals und er hörte ein widerliches Saugen und Schmatzen. Aizawa würgte trocken, versuchte, um sich zu schlagen, doch er wusste, dass es vorbei war. Diesmal war es wirklich vorbei. Er würde hier sterben. Aizawa hatte den Gedanken kaum zu Ende gedacht, als ihn ein grelles, viel zu vertrautes Kreischen zusammenfahren ließ. Der Blutsauger löste die Zähne aus seinem Fleisch, fluchte zornig und ließ ihn dann los. In der nächsten Sekunde stürzte sich etwas aus der Dunkelheit auf diesen, packte ihn und…den Geräuschen nach zu urteilen, war es das wohl gewesen. Aizawa drückte sich reflexartig die Hand auf die Wunde an seinem Hals, während er am Boden liegen blieb und in dem spärlichen Licht zwei riesige, rote Schwingen erblickte. Er hatte nie mehr Erleichterung gefühlt als in diesem Moment – trotz des grausamen Schauspiels vor sich, denn Hawks schien von Zurückhaltung nichts mehr zu halten. Er zerfetzte seinen Feind scheinbar mühelos, bis dieser in seine Einzelteile zerlegt und nur noch eine blutige Masse war. Mit blutverschmiertem Gesicht drehte er sich schließlich zu ihm um, wobei seine Fänge aufblitzten, ebenso wie die bernsteinfarbenen Augen. Es erinnerte ihn daran, was Hawks war. Ein Raubtier. „Du bist wirklich lebensmüde. Sei froh, dass ich nicht auf euch alle gehört und mich im Zimmer verschanzt habe, während ihr hier rumschnüffelt. War gar nicht so einfach, den Eingang zu finden…gut, eigentlich hat mich dein Geruch erst hergeführt. Also war’s nicht ganz überflüssig, aber trotzdem!“ Ein Raubtier…und ein Freund, ergänzte er gedanklich. „Enji wird stinksauer auf uns sein, jede Wette und…oi! Du stirbst mir jetzt nicht weg, oder? Lass mal sehen.“ Aizawa lachte freudlos auf, doch er ließ den anderen sehen, als sich dieser zu ihm kniete. Hinter ihnen schluchzte das Mädchen immer noch, schien nicht in der Verfassung zu sein, sich irgendwie um sich selbst zu kümmern. Kein Wunder. „Drück mal weiter drauf. Hier. Ich sehe mal nach-“ Aizawa drückte sich den Stofffetzen, den Hawks mit den Klauen von seinem Ärmel abtrennte, auf die Wunde, als sich etwas aus der Dunkelheit auf die Harpyie stürzte und von ihm weg riss. „Hawks!!“, entkam es ihm und er versuchte aufzustehen. Ein Knäuel aus zwei Körpern rollte über den Boden, ineinander verkeilt und Aizawa ahnte, dass Chisaki wohl wach geworden war. Rote Federn wirbelten durch die Luft, doch es war schwer, etwas zu erkennen. Er wollte aufstehen, Hawks helfen, doch er konnte sich kaum auf den Beinen halten. „Wir könnt ihr es wagen?!“, fauchte es durch die Höhle. „Dafür reiße ich dir jede verdammte Feder einzeln aus!!“ Anscheinend fand es Chisaki nicht so amüsant, dass sie dessen Leute getötet hatten. Aizawa unterdrückte ein Stöhnen, als er sich aufrappelte, dabei immer noch das Stück Stoff auf seine Wunde drückte. Scheiße. Er musste Hawks helfen, doch seine Sicht war verschwommen und er konnte nicht viel erkennen. Wo waren sie? „Du bist tot.“ Aizawa gefror das Blut in den Adern, als er die Stimme so nahe an seinem Ohr vernahm. Lediglich ein raues Hauchen. Dann explodierte der Schmerz in seinem Körper. Blut durchnässte seine Kleidung…und die Beine brachen ihm weg. Schwer atmend presste er sich die Hand auf die Seite, welche soeben von langen Klauen durchbohrt worden war. Sie hatten einen übersehen. Ein Fehler. „Ich werde dir jetzt die Kehle herausreißen“, säuselte der Blutsauger über ihm genüsslich. „Während Chisaki dieses Huhn rupft…und dann werden wir die Kleine bis auf den letzten Tropfen aussaugen. Dein Tod ist also komplett sinnlos gewesen. Wie traurig…“ Aizawa hätte ihm gerne ins Gesicht gespuckt, doch er nutzte die Sekunden, die ihm noch blieben, um seine Fähigkeiten einzusetzen. Scheinbar hatte das Großmaul vor ihm vergessen, dass er kein normaler Mensch war. „Heh…du schindest Zeit?“ Aizawa antwortete nicht, sondern konzentrierte sich auf seine Atmung, während er kraftlos auf dem Rücken lag. Seine Augen brannten wie Feuer, die Erschöpfung nagte an ihm, doch er musste durchhalten. Einfach durchhalten. „So erbärmlich. Aber gut. Machen wir es spannender. Oh? Ich glaube, Chisaki ist soeben dabei, ihm den letzten Rest zu geben. Die Rache wird unser sein.“ Konnte dieses Mistvieh nicht aufhören zu reden? Durch den dunklen Umhang mit Kapuze konnte er kaum etwas von der Gestalt des Dämons erkennen – nur, dass dieser recht groß war. „Gib einfach auf. Du stirbst sowieso. Der Blutverlust wird dich langsam dahinraffen. Ich gebe dir schnell den Rest. Komm schon, du-“ Aizawa hielt seine Augen krampfhaft offen, auch wenn ihm die Tränen über die Wangen liefen. Anscheinend passierte gerade etwas, das dem Dämon gar nicht schmeckte. Dieser redete nämlich nicht weiter, sondern versuchte mit aller Macht seinen Kopf zu drehen. „Nein…nein!!“, zischte er wutentbrannt. Dann ging alles ganz schnell. Aizawa konnte nicht mehr. Die Lider senkten sich. Ein Blinzeln. Im selben Moment ertönte das Geräusch einer Klinge, die durch die Luft geschwungen wurde. Etwas fiel zu Boden. Das Vieh hatte Unrecht. Wenn er starb, dann nicht sinnlos. Sein Kopf dröhnte, das Pochen in seinen Ohren übertönte alle anderen Laute. Sein Körper fühlte sich so unwirklich an, als seine Schulter gepackt und gedrückt wurde. Die Stimme, die mit ihm sprach, klang weit entfernt…und dennoch löste sie etwas in ihm aus. Dieser Kerl machte ihn fertig. Selbst jetzt, wo er vermutlich verblutete. Wie bitter. Aizawa öffnete die Augen angestrengt, sah in die blauen seines Gegenübers, dem das Entsetzen ins Gesicht geschrieben stand. Huh. Scheinbar würden ihn nicht nur die Katzen vermissen. Trotz seiner Schmerzen zuckten seine Mundwinkel kurz. Vielleicht sollte er ihm sagen, dass…nein. Dafür war es wohl zu spät. Sentimentalitäten waren ohnehin nichts für ihn. Es war in Ordnung so. Das Rauschen wurde noch mal lauter, dann ein schrilles Piepen…und mit der Stille kam die Finsternis. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)