No one is suppoused to know von Kaysfckingworld (let's live) ================================================================================ Prolog: Prolog -------------- Schon wieder heulten die Sirenen und der Junge stand wieder auf. Grummelnd über die unruhige Nacht schlurfte er durch den Flur, nahm seine Jacke und zog seine Schuhe an. Noch in Schlafklamotten lief er aus dem Haus und die schmalen Gassen entlang zum Bunker. Er selbst hatte einen bei sich, doch dieser wurde nie fertiggestellt. Also gab er sich mit dem gemeinschaftlichen zufrieden. Dort angekommen ging er mit einigen anderen hinein die, wie er selbst, etwas spät waren. Er fand einen Platz auf einer schmalen Holzbank, die an einer Wand stand. Als er da saß, blickte er sich mit müden Augen um. Rechts neben ihm saß eine ältere Frau, die so aussah, als würde sie bald wieder einschlafen. Allgemein waren wenige wirklich wach, schließlich waren unter der Woche nur noch selten welche um diese Uhrzeit noch auf. Vor ihm spielten ein paar Kinder auf dem Boden oder schliefen an ihre Eltern und Geschwister gelehnt. Er blickte sich weiter um und links neben sich sah er ein neues Gesicht. Ein Junge in seinem Alter den er noch nie gesehen hatte. Er war etwas größer als er selbst und sah aus als wäre er noch unterwegs gewesen. Der Fremde hatte sich an die Wand gelehnt und die Augen geschlossen. Es sah aus als würde er schlafen, aber bei der unbequemen Position war das doch sehr unwahrscheinlich. Wahrscheinlich war er bloß in Gedanken. Er wand seinen Blick von dem anderen ab und lehnte sich ebenfalls an die Wand. Sie war ruhig, vibrierte kein bisschen und zu hören war, außer den leisen Geräuschen der Menschen, auch nichts. Wohl ein Fehlalarm, dachte er. Doch sie alle würden bleiben, wo sie sind. Niemand wusste so recht, ob es nicht doch nur die Ruhe vor dem Sturm war und ob nicht jede Sekunde doch etwas kam. Doch es kam nichts. Sie blieben dort für eine Stunde, bis die Sirenen wieder zur Entwarnung aufheulten und das leise Radio, das zuvor nur ein nerviges Rauschen von sich gegeben hatte, die Entwarnung aussprach. Kaum hörten sie dies beeilten sich die Leute hinauszukommen. Es staute sich am Ausgang und Mischa wartete geduldig, bis es etwas einfacher sein würde hinaus zu gelangen. Der Fremde tat es ihm gleich und stand etwas abseits der Masse. Nun war der Junge doch neugierig geworden, wer das war und ging auf ihn zu. ,,Hey, ich hab’ dich hier noch nie gesehen, bist du neu?”, fragte er neugierig. Der größere musterte ihn kurz und nickte. ,,Ja bin vor kurzem erst hergezogen", sagte er. Der andere nickte verstehend. ,,Ach ja, ich bin übrigens Mischa", stellte er sich mit einem Lächeln auf den Lippen vor. Der andere erwiderte mit einem einfachen ,,Edwin”. Mischa sah zu dem, mittlerweile relativ leeren Ausgang. Noch bevor er etwas sagen konnte meinte Edwin: ,,Jetzt wird es nicht mehr so anstrengen raus zu kommen.” Mischa nickte und ging mit dem anderen hinaus. ,,Ich glaube es lohnt sich nicht mehr wieder schlafen zu gehen, hm?”, stellte der größere mit einem schmalen Grinsen fest, als sie die Sonnenstrahlen trafen. Mischa seufzte und nickte. ,,Wenn ich Glück habe sind es nur vier Stunden", grummelte er. ,,Schule?", erkundigte sich der andere und bekam ein erneutes Nicken als Antwort. Edwin legte dem kleineren eine Hand auf den Kopf und wuschelte ihm durch die Haare. ,,Du packst das Kleiner", lächelte er und verabschiedete sich mit einem “Na, dann, man sieht sich”, ehe er sich auf den Heimweg machte. Kapitel 1: 1 ------------ Erneut grummelte der Junge und schlurfte nachhause. Dort angekommen zog er sich ordentlich an, wusch sich das Gesicht und aß eine Kleinigkeit, bevor er seine Schultasche schulterte und sich auf den Weg machte. Wie er es erwartet hatte, kam er zu spät, doch er stieß auf Verständnis und bekam keine Strafe. Nun, offiziell bekam er keine, doch statt den vier Stunden waren es acht, da ausnahmsweise alle seine Lehrer da waren. Als er wieder heimkam, war es bereits kurz davor dunkel zu werden. Kein Wunder, schließlich war es Herbst. Viel würde er nicht mehr tun, das stand fest. Er nahm sich etwas zu trinken mit, schnappte sich wieder seine Jacke und ging zu einem kleinen Fluss in der Nähe des Dorfes. Auf dem Weg begegnete er Edwin und die beiden unterhielten sich ein wenig. Die Einladung, Mischa etwas Gesellschaft zu leisten, nahm Edwin freudig an. Er kannte noch nicht viele und war froh sich mit jemanden zu verstehen. Als sie so am Ufer saßen und auf das Wasser blickten, war es einen Moment lang still. ,,Kommst du oft hier her?”, fragte Edwin nach einer Weile. Mischa nickte und sagte:,, Ja, eigentlich immer, wenn ich Zeit habe.” Wieder blieb es still, bis Mischa dem anderen eine Flasche hinhielt und dieser dankend annahm. ,,Was machst du eigentlich?”, fragte nun Mischa. ,,Ich helfe im Laden meiner Mutter aus”, kam es als Antwort. Mischa nickte, lehnte sich an einen Baumstamm und nahm einen Schluck aus seiner Flasche. ,,Denkst du wir werden irgendwann in einer besseren Zeit leben?”, kam es leise von ihm. Edwin zuckte mit den Schultern. ,,Ich hoffe es”, sagte er: ,,Was willst du machen, wenn das alles vorbei ist?” Nun war es an Mischa mit den Schultern zu zucken. ,,Ich wollte studieren, aber so wie es jetzt ist kann ich nicht richtig lernen und schaffe das Notenminimum nicht”, seufzte er und schloss einen Moment die Augen. ,,Kann mir vorstellen, dass es schwer ist zu lernen, wenn man immer wieder mitten in der Nacht geweckt und ewig wachgehalten wird”, meinte Edwin mitfühlend und legte ihm eine Hand auf das Knie. Verwirrt sah Mischa auf diese und dann zu Edwin, welcher seine Hand sofort zurückzog. Er murmelte leise eine Entschuldigung, was Mischa zum Lachen brachte. ,,Ist doch alles gut", lächelte er. Edwin lächelte und schielte kurz zum kleineren ehe er wieder auf das Wasser sah. So saßen sie noch eine ganze Weile da, redeten über alles Mögliche oder genossen einfach die Zeit und Ruhe. Erst sehr spät gingen sie wieder zurück. Auch am nächsten Tag trafen sie sich abends, setzten sich ans Wasser und redeten. Irgendwann sah Edwin auf die leuchtenden Zahlen seiner Uhr und schreckte auf. Verwirrt fragte Mischa was los sei, doch bekam als Antwort nur ein gehetztes “ich muss los”, bevor Edwin aufsprang und davonlief. Der kleinere blieb verwirrt zurück und sah ihm nach, versuchte aber auch nicht ihm zu folgen. Schon recht bald versank er in Gedanken und blieb an seinem Platz sitzen. Als er Edwin am nächsten Tag darauf ansprach, sagte er schnell: ,,Ich hab’ vollkommen vergessen, dass ich meiner Mutter noch helfen musste.” Mischa zog die Augenbrauen zusammen und runzelte die Stirn, fragte aber nicht weiter nach. ,,Alles klar. Kommst du mit zu mir? Dann können wir uns das Spiel anhören”, schlug er vor und bekam eine begeisterte Zusage. Sofort wurde diese Idee umgesetzt und nur wenig später saßen sie in dem alten Haus mit dem Radio vor sich auf dem Couchtisch und lauschten gespannt der Moderation. Schon nach kurzem fieberten und jubelten die beiden mit, feuerten von Zeit zu Zeit die Spieler an, wissend, dass es nicht bringen würde. Die letzten Sekunden wurden sie aber wieder still und hielten sogar den Atem an ehe sie aufsprangen laut losjubelten, da ihr Team gewonnen hatte. Zufrieden ließen sie sich wieder auf das Sofa fallen. Als Edwin sich umsah, fiel ihm etwas auf. Der Raum sah ordentlich aus, doch hier und da lagen Sachen die aussahen als würden sie Mischa oder einem anderen Jungen in seinem Alter gehören. Außerdem waren, anders als bei Edwin und anderen Familien zu Hause, keine oder nur ein oder zwei Fotos. Er sah auch keine Blumen oder viel Deko, so wie er es kannte. Es wirkte auf ihn schon fast so als würde alles fehlen, was irgendwie an eine Familie erinnerte, die in diesem Haus lebte. Jedoch war die Einrichtung als ob Mischas Mutter sie ausgesucht hatte. ,,Ihr mögt keine Deko?”, fragte Edwin und sah Mischa an. Dieser brauchte einen Moment um zu verstehen was der andere meinte. Augenblicklich sank seine Stimmung und er blickte betrübt zu Boden. Kurz zeigte sich ein verwirrter Gesichtsausdruck auf Edwins Gesicht, ehe er verstand und eine Hand auf die Schulter des anderen legte. ,,Tut mir leid", entschuldigte er sich leise. Mischa schüttelte den Kopf und lehnte sich zurück an die geblümte Rückenlehne. ,,Schon gut", meinte er. Nach einer kurzen Pause begann er leise zu erzählen: ,,Sie hatten den Alarm zu spät ausgelöst und als sie rausliefen explodierte es nur ein paar Meter weiter... Ich hatte Glück, weil ich noch mal zurück bin um etwas zu holen.” Edwin hörte ihm zu und sagte nichts. Er wollte nichts Falsches sagen, wusste aber auch nicht was richtig sein könnte, also schwieg er und strich ihm bloß über den Arm. Minutenlang sagte niemand auch nur ein Wort. Sie saßen bloß zusammen, jeder in seinen eigenen Gedanken während leiser Jazz aus den Lautsprechern erklang. Dann ertönte ein Gong von der Uhr. 18 Uhr zeigte sie an. Mischa zuckte bei dem plötzlichen Geräusch zusammen, richtete sich aber auf und streckte sich. Er fragte Edwin oder dieser noch zum Essen bleiben wolle, doch er lehnte ab. ,,Ich hab’ meiner Schwester versprochen ihr bei den Hausaufgaben zu helfen", sagte er und stand auf. Mischa war etwas traurig, dass er nun wieder alleine sein würde, doch verabschiedete sich lächelnd von Edwin. Als dieser gegangen war, setzte sich Mischa wieder hin und griff nach einem Buch. Kapitel 2: 2 ------------ Er hatte eigentlich keinen Hunger, auch wenn er den Tag über noch nichts hatte. Er las bis er merkte, wie die Zeilen vor seinen Augen verschwammen und er nichts mehr erkennen konnte. Mischa sah wie seine Familie von einer Bombe zerfetzt wurden, sich selbst wie er erstarrt im Türrahmen stand und hilflos dabei zu sah. Er hörte wie er und einige andere Menschen schrien. Sah wie er zu seiner Familie rannte und von dort weggezerrt wurde. Es fühlte sich an wie eine Ewigkeit bis er wieder zurück in die Realität kam und sich sein Puls einigermaßen normalisierte. Seine Hände krallten sich in das Buch und noch immer starrte er auf die Seiten vor sich. Zitternd legte er das Buch zur Seite und stand auf um sich etwas zu trinken zu nehmen und kurz darauf hinauszulaufen. Die kühle Luft tat gut und half dem Jungen einen klaren Kopf zu bekommen. Er lief eine Weile durch die Gegend, zunächst langsam und zitternd, doch schon bald wurden seine Schritte immer eiliger und schneller bis er rannte. Er rannte so schnell er konnte als würde er verfolgt werden und könnte seinem unbekannten Verfolger entkommen. Die kleinen Wölkchen die bei jedem Ausatmen aus seinem Mund und der Nase kamen erschienen immer häufiger, wie bei einer Lokomotive die angefeuert wurde damit sie schneller fuhr. Mischa wusste schon bald nicht mehr, in welche Richtung er eigentlich lief und wo genau er sich befand. Er achtete nicht mehr wirklich auf seine Umgebung, doch irgendetwas führte ihn hinaus aus dem Dorf, über die Felder bis hin ans Ufer des Flusses. Dort blieb er stehen und kam nach einigen Minuten zur Ruhe. Das leise Rauschen des Wassers zusammen mit dem Rascheln der Blätter und dem Klappern der Zweige um ihn herum beruhigten ihn. Auch wenn er in dieser Nacht die Sterne, ja noch nicht einmal den Mond sehen konnte und alles um ihn herum stockfinster war, so kam es ihm vor als würden die Wellen vor ihm glitzern. Er sank auf die Knie und starrte vor sich. Es war in Momenten wie diesen in denen er sich machtlos und verloren fühlte. In denen die Wut und der Hass auf die Regierung und den Krieg in ihm beinahe überkochten. Mischa schlug auf den erdigen und steinigen Boden vor sich ein. Immer und immer wieder bis ihn die Kraft verließ und sich das zu Boden fließende Blut seiner Hände mit seinen tropfenden Tränen mischte. Erst kurz bevor der Morgen graute fand er wieder genug Kraft, um sich auf den Heimweg zu machen. An diesem Tag trafen sich die Jungen nicht. Mischa war das recht, er wollte seine Ruhe. Also ging er in den Garten, arbeitete ein wenig vor sich hin und ließ das Radio laufen. ,,Bei einem Anschlag wurde der Leiter des Wirtschaftsministeriums, Heinrich Erner, getötet. Seine Frau und zwei Kinder wurden schwer verletzt. Man geht von einer Untergrundorganisation aus", hieß es. Wurde auch mal Zeit, dass der drauf geht, dachte sich Mischa. Die Leute in einer Stellung wie Erner hatten jede Macht alles von den Menschen zu verlangen. Er hatte durchgesetzt, dass Steuern für sämtliche medizinische Versorgung, so wie der Wiederaufbau und die Sanierung beschädigter oder alter Häuser so hoch geworden war, dass es sich kein normaler Mensch mehr leisten konnte. Bei dem Gedanken an den Tod dieses Menschen, auch wenn er ihn nicht einmal als solchen bezeichnen wollte, schlich sich ein Schmunzeln auf das Gesicht des Schülers. ,,Ein Schwein weniger”, murmelte er vor sich hin:,, Man sollte sich um den Abfall kümmern und nicht um diese Maden.” Kurz darauf verschwand sein Lächeln auch wieder, als eine Rede des Führers aus den Lautsprechern schallte. Seine Hände waren dreckig von der Erde und er wollte seinen wertvollen Besitz nicht dreckig machen, also hörte er sich das, für ihn, unerträgliche Geschrei des Mannes an, der das Sagen im Land hatte. Auch wenn er die Lautstärke zuvor nicht besonders laut gestellt hatte, geschweige denn etwas an ihr verändert hatte, fühlte es sich doch so unmöglich laut an. Er bekam Kopfschmerzen und sein Puls beschleunigte sich. Er sah sich um. Die Nachbarn waren draußen und schauten kurz zufrieden über den Zaun. Sie freuten sich, dass auch junge Leute sich wohl dem Führer zu wanden. Mischa blieb stumm wo er war und machte weiter, versuchte sich mit Arbeit und den eigenen Gedanken so sehr abzulenken, dass er diesen Mann nicht mehr hören musste. Es funktionierte zunächst, doch bereits wenige Minuten später hörte er wieder das Radio. Wieder war es unerträglich laut, sein Kopf fühlte sich an als würde er jede Sekunde Platzen und sein Herz raste vor Wut, doch dann war es vorbei. Mischa hörte noch einige Sekunden das Jubeln und den Applaus der Leute die dieser Rede in realer Anwesenheit und mit großer, gar fanatischer Begeisterung beigewohnt hatten und dann war es einige Sekunden still. Er hielt die Luft an, wollte sich beruhigen, doch war er so verkrampft, dass er erst wieder zur Ruhe kam als wieder leiser, ruhiger Jazz erklang. Sofort räumte er seine Sachen weg, wusch sich die Hände und schaltete das Gerät aus. Am nächsten Morgen musste er wieder zur Schule. Genervt und müde stand er auf und schlurfte zur Tür, da jemand klopfte, um hineingelassen zu werden. Mit einem breiten Grinsen im Gesicht stand Edwin in der Tür und hielt eine Tasche hoch, damit Mischa sie sehen konnte. ,,Ich habe uns was mitgebracht”, grinste er und quetschte sich an dem noch immer verwirrten Mischa vorbei in den Flur. ,,Wir haben gestern ein Paket bekommen, dachte du könntest auch was vertragen, so dürr wie du bist”, lachte der größere und packte alles Mögliche auf den Tisch in der Küche. Nun wurde Mischa wach und verstand was hier gerade passierte. ,,Brot, Speck, Honig, bist du vollkommen verrückt geworden?", fragte er entgeistert als er die teuren und teils recht seltenen Lebensmittel sah, die ihm da vor die Nase gestellt wurden. ,,Das kann ich doch gar nicht bezahlen, heb das für euch auf, ihr zu dritt, wenn dein Vater heim kommt zu viert!”, sprach er weiter und wollte alles wieder in die Tasche packen, wurde aber daran gehindert. ,,Das ist ein Geschenk Mischa. Wir müssen uns da keine Sorgen machen, du bist ganz alleine und kannst nicht mal wirklich arbeiten, um dir etwas zu verdienen”, lächelte Edwin. Mischa sah still zu Boden. Er wusste, dass Edwin recht hatte. Seine Familie verdiente gut, schon alleine, weil sein Vater keine unbedeutende Position hatte. Sie konnten es sich leisten auch mal nicht auf den Preis zu achten und trotzdem hatte Mischa ein schlechtes Gewissen, schon bei dem Gedanken daran das Geschenk anzunehmen. ,,Misch, ich ertrage den Gedanken nicht, dass ein Freund hungern könnte”, redete Edwin auf ihn ein. Mischa sah ihn mit einem sturen Blick in die Augen und sagte: ,,Ich muss nicht hungern. Besonders nicht, wenn die Nachbarn wieder Vieh schlachten. Gestern konnte ich das Radio nicht ausmachen, vielleicht bekomme ich mehr, wenn sie denken ich unterstütze dieses Stück sonst was von Führer.” Noch bevor er weiter versuchen konnte sich zu erklären wurde ihm ein Stück Brot mit Honig in den Mund geschoben. Sofort blieb er still und nahm es in die Hand um es anzustarren wie etwas unglaublich Wertvolles, das er gerade zerstört hatte. Dieser Anblick brachte seinen Freund zum Lachen. ,,Iss jetzt, sonst kommst du zu spät”, lächelte er und beobachtete den anderen, um sicherzugehen, dass er seiner Aufforderung nachkam. Seufzend aß Mischa, langsam, bedächtig tat er das und vergaß ein wenig die Zeit bis Edwin sich räusperte. Etwas aufgeschreckt sah Mischa auf die Uhr und legte den kleinen Rest auf den Tisch ehe er hinauf in sein Zimmer rannte, um sich anzuziehen und seine Schultasche zu packen. ,,Misch! Ganz ruhig”, lachte Edwin und trat vor seinen Freund um ihm durch die zerzausten Haare zu fahren und sie einigermaßen ordentlich zu richten. Mischa grummelte und sah zu Edwin, der ihn wieder das Brot hinhielt. ,,Ed ich hab keine Zeit mehr”, sagte er und ignorierte das Lebensmittel vor ihm. Doch es brauchte nur einen strengen Blick seitens Edwin, damit Mischa es annahm und sich mit einem Lächeln verabschiedete. Edwin räumte noch schnell auf und verschwand dann ebenfalls, immerhin hatte er noch zu tun. Kapitel 3: 3 ------------ So schnell er konnte eilte er in die Stadt und hetzte mit vielen anderen Menschen durch die Straßen. Edwin verschwand in einer Seitenstraße und lief in ein ehemaliges Bürogebäude. ,,Da bist du ja!”, kam es aus einem Raum als Edwin diesen betrat. Er setzte sich zu den anderen Menschen in die Runde und entschuldigte sich für die Verspätung. Ihm fiel auf, dass sie nun einer mehr waren. Ein Kind, um die 12 Jahre, war nun dabei. Der Junge saß auf einem alten Stuhl und blickte mit seinen großen, grünen Augen in die Runde. ,,Christoph, ich dachte wir nehmen keine Kinder auf”, kam es aus Edwins Mund, bevor er wirklich darüber nachgedacht hatte. Der Junge beschwerte sich: ,,Ich bin kein Kind! Bin doch kaum jünger als du!” Christoph, ein älterer Mann um die 40 und eine Art Leiter dieser Runde, lachte etwas auf und erklärte sich:,,Er ist ein Waise mit unseren Vorstellungen Edwin. Ihr seid euch ähnlicher als du denkst.” Eine junge Frau erhob nun auch ihre Stimme, jedoch um das Thema zu wechseln. ,,Habt ja ganze Arbeit geleistet, du und Fred”, sagte sie lächelnd und sah zu Edwin. Dieser nickte. ,,Fast hätten die uns erwischt. Ich sag dir, den nächsten Auftrag mit dem erledigst du”, lachte er. ,,Aber eine andere Frage: was machen wir jetzt?” Christoph richtete sich von seiner zurückgelehnten Sitzposition auf. ,,Wir brauchen mehr Informationen bevor wir weiter machen können”, erzählte er:,, In der Innenstadt wurde vor ein paar Tagen ein neues Amtsgebäude eingeweiht.” Edwin nickte, er hatte es bei Mischa im Radio gehört, während einer Unterbrechung des Spiels. Der jüngste in der kleinen Organisation lehnte sich aufgeregt nach vorne und schlug vor, dass Edwin und er einige Informationen aus dem Gebäude besorgen könnten. ,,Ein Waisenkind das klaut und von jemanden dafür angeschwärzt wird, passiert doch öfter”, erklärte er seinen Plan. ,,Und während die sich mit mir beschäftigen durchsuchst du ein paar Akten”, teilte er, mit etwas zu euphorischer Stimme auf. Edwin musterte den Jungen und schüttelte den Kopf. Er seufzte und sah Hilfe suchend zur blonden Frau links von ihm. Sie sagte nichts und hatte ihren Spaß zu sehen wie Edwin verzweifelte, während der Junge versuchte ihn von seiner Idee zu überzeugen. Edwin stöhnte genervt auf und drehte seinen Kopf wieder zu dem Jungen. ,,Ernsthaft, vergiss es”, zischte er und sah auf die Uhr ,,Hast du es eilig?”, fragte Christoph und Edwin zuckte mit den Schultern. ,,Ich wollte einen Freund von der Schule abholen”, meinte er: ,,da muss ich bald los.” Die Frau sah ihn verwirrt an und hob eine Augenbraue. ,,du und Freunde?”, fragte sie ungläubig. Er begann zu grinsen und nickte. ,,Ja Annika, ich hab Freunde. Glaubst'e kaum hm?”, entgegnete Edwin. Sie musterte ihn nochmals und zuckte mit den Schultern. ,,wurde auch mal Zeit”, kommentierte Annika und wand ihren Blick wieder ab. Ehe jemand noch etwas sagen konnte öffnete sich die Tür und ein hochgewachsener Mann um die 25 Jahre trat ein. Er schlich zu einem freien Platz und setzte sich, nachdem er sich im Raum umgesehen hatte. ,,Jetzt bist du still, hm?”, fragte Edwin. ,,Letztens hast du uns fast verraten, weil du zu laut warst.” Fred rollte die Augen. ,,Aber es ist nichts passiert. Kannst du jetzt damit aufhören?”, kam es zurück. Edwin grummelte noch etwas, sagte aber nichts mehr dazu und verschränkte die Arme vor der Brust. Christoph musste etwas lachen und wurde sofort von Edwin angefaucht, dass es nicht lustig sei. Der älteste schüttelte den Kopf. ,,Nein natürlich nicht”, grinste er: ,,Du solltest los, deinen Freund abholen.” Fred sah mit zusammengezogenen Augenbrauen zwischen Christoph und Edwin hin und her. ,,Du hast einen Freund?”,fragte er ungläubig. Edwin seufzte und meinte nur genervt:,,Ja, ich habe einen Freund.” Kurz darauf stand er auf und wollte gerade gehen, doch wurde er noch aufgehalten. ,,wir treffen uns wieder Samstag um 20 Uhr. Komm nicht zu spät, wir klären dann den weiteren Verlauf”,erzählte Christoph und Edwin nickte noch ehe er aus der Tür lief. Kapitel 4: 4 ------------ Draußen war es mal wieder unglaublich kalt und der Wind blies ihm um die Ohren, weshalb er den Mantelkragen aufstellte. Edwin beeilte sich, schließlich wollte er Mischa nicht verpassen. Das hatte aber zu Folge, dass er um einiges zu früh dort war. Er lehnte sich an den Zaun der Schule und vergrub sein Gesicht bis zur Nase in seinem Schal. Einige Minuten konnte er noch die Ruhe genießen, ehe er die ersten Stimmen vom Schulhof hörte. ,,Mischa, beeil dich”,murmelte er und sah zum Gebäude. Sein Freund dachte aber nicht daran, sich zu beeilen. Wieso sollte er es eillig haben draußen zu frieren? Als er dann doch irgendwann raus ging und auf Edwin traf, fing er sich augenblicklich einen leichten, freundschaftlichen Klaps auf den Hinterkopf ein. ,,Nächste Mal warte ich nicht so lange”,ermahnte Edwin ihn, wie jedes Mal, wenn er etwas länger brauchte. Mischa musste etwas lachen, sagte aber nichts dazu und ließ sich von Edwin die Schultasche abnehmen. Nebeneinander liefen sie zurück. Eine Weile blieb es still, bis Edwin fragte, ob sie noch etwas zusammen machen wollten. Mischa lachte etwas ertappt. ,,Ich kann nicht, muss arbeiten... Aaron braucht Leute”,erzählte er. Edwin nickte. ,,Dann bin ich wohl alleine”,stellte er fest und hörte keine Sekunde später eine leise Entschuldigung. Er sah den kleineren verwirrt an. ,,Ist doch gut”,meinte er. Als sie fast bei Mischa waren, nahm er Edwin die Tasche wieder ab. ,,Willst du bei uns essen? Dauert ja nicht lange”,fragte Edwin, als der andere gerade die Tür öffnen wollte. Es brauchte einige Sekunden bis Misch aufgrund seines knurrenden Magens zustimmte. So viel Zeit würde er noch haben. Er brachte seine Tasche ins Haus und beeilte sich dann wieder zu Edwin zu kommen. Sie beeilten sich zu ihm zu gehen, seine Familie wartete schließlich. Bei Edwin sah es anders aus. Innen vor der Tür standen verschiedene Paar Schuhe von verschiedenen Menschen. In der Garderobe hingen, neben den Mänteln der Jungs, noch zwei andere, einer davon war für ein kleines Mädchen. Die Möbel waren modern und überall merkte man das Leben einer Familie. Mischa sah sich einen Moment um ehe er seinem Freund in das Esszimmer folgte, wo sie auf dessen Mutter und Schwester trafen, die sie fröhlich und herzlich begrüßten. ,,Das ist übrigens Mischa", stellte Edwin ihn vor. Edwins Mutter meinte sie hatte schon viel von ihm gehört und freue sich ihn kennen zu lernen. ,,Setzt euch doch", bat sie und sie taten es. Einige Zeit war es still, bis Edwin fragte: ,,Was musst du eigentlich bei Aaron machen?" ,,Steine und Mörtelwannen schleppen",antwortete Mischa. Er hasste es, sie waren unfassbar schwer und die Aufzüge waren immer kaputt, also mussten sie mit dem Zeug die Treppe hinauf rennen. Selbst wenn sie zu zweit oder sogar zu dritt schleppten machte es das nicht leichter und ständig wurden sie angechrien, sie seien zu langsam und sollte sich beeilen. ,,Aber wenigstens bekommt man zumindest ein wenig Geld dafür", ergänzte er. Edwin schüttelte den Kopf und meint, er würde es definitiv nicht machen, wenn er nur so wenig bekommen würde. ,,wenn du kein Geld hast, bist froh, wenn du so eine Möglichkeit hast, nicht wahr Misch?",mahnte Edwins Mutter und Mischa nickte. Edwin seufzte. ,,natürlich, aber wenn dieser Spacken von Diktator nicht wäre, müsstest du noch nicht arbeiten oder nachts ewig wach bleiben wenn du am nächsten Tag Schule hast",gab er zu bedenken, und Mischa nickte erneut. Edwins Mutter stimmte ebenfalls zu. ,,das stimmt, aber was will man machen?" ,,Ihn töten, das sollte jemand mal machen. Hoffentlich bekommt diese Organisation das bald hin",kam es von Mischa und Edwin stimmte zu. ,,Das hoffen wir hier alle",sagte er und beide wurden von Edwins Mutter ermahnt, es saß noch ein Kind am Tisch, die von dem Thema verschont bleiben sollte. Als sie fertig waren, halfen sie noch beim Abräumen und Mischa stellte fest, dass er noch ein wenig Zeit hatte, bis er losmusste, also gingen sie in Edwins Zimmer. Auch dort war es anders. Der Raum war groß und Edwins Bett hatte etwa die doppelte Größe von Mischas. Es war auch um einiges heller und ruhiger als Mischas. ,,Willkommen, in meinem Reich", präsentierte es der Größere. Sie setzten sich und redeten eine Weile über alles Mögliche, bis der Kleinere losmusste. Kapitel 5: 5 ------------ Den Rest der Woche trafen sie sich kaum, da beide gutzutun hatten. Samstag jedoch entschieden sie sich wieder zum Fluss zu gehen. Wie so oft redeten sie und lachten auch viel. Ihnen war aufgefallen, dass es die letzten Tage sehr ruhig war, das war auch ihr Gesprächsthema, als sie auf dem Weg zurück zum Dorf waren. ,,der letzte Alarm ist ewig her, vielleicht haben sie endlich eingesehen, dass wir auf dem Land keine Gefahr sind”, vermutete Edwin. ,,wahrscheinlich nicht, kann sein, dass noch was Großes kommt”, warf Mischa ein und wurde von seinem Freund gegen die Stirn geschnippt. ,,sei still, sonst passiert ’s”,mahnte er, ich will noch nicht sterben!” Beide mussten etwas lachen und liefen d en Rest der Strecke schweigend nebeneinander her. Sie genossen die Ruhe und den Frieden der in diesem Moment um sie herum herrschte. Doch das war schon bald wieder vorbei. Als seien sie der Grund heulten die Sirenen des Dorfes los, sobald sie nur noch wenige Meter entfernt waren. An diesem Punkt wusste Edwin, dass er definitiv zu spät sein würde. Es war schließlich schon 18 Uhr. Sein Plan war gewesen Mischa nun nachhause zu bringen und sich dann auf den Weg in die Stadt zu machen, da er mindestens eine Stunde dorthin brauchte und bis er am Gebäude sein würde auch noch einiges an Zeit verginge. Jetzt würden sie mindestens eine Stunde in diesem Bunker hocken, wenn sie Glück hatten. Mischa packte Edwin am Ärmel und zog ihn hinter sich her als er zum Bunker eilte. Sie waren einige der ersten dort und fanden schnell Plätze auf einer Bank. ,,Toll”, seufzte Mischa: ,,Hätte ich das doch bloß nicht gesagt.” Edwin boxte ihn freundschaftlich gegen die Schulter. ,,Das wäre doch auch so wenn du nichts gesagt hättest”, meinte er. Nach und nach kamen immer mehr Leute. Irgendwann gaben sie ihre Plätze einem älteren Paar. Also standen sie zunächst am Rand des Raumes. Mischa beobachtete seinen Freund von Zeit zu Zeit und merkte, dass er mit jeder Minute die sie dort blieben nervöser wurde. Auf die Frage, ob alles in Ordnung sei nickte er jedoch. ,,Du verheimlichst mir etwas”, sprach Mischa aus, was ihm schon lange auf der Zunge brannte. Edwin hatte es oft eilig und lief davon, ohne etwas zu sagen. Wenn Mischa ihn darauf angesprochen hatte, hatte er immer zwei verschiedene Ausreden bekommen, oft für eine einzige Nacht. Dies überraschte Edwin anscheinend, denn seine Antwort war ein nervöses “Was? Nein, nein tu ich nicht”. Mischa seufzte und lehnte sich mit verschränkten Armen an die Wand. ,,Wieso lügst du mich dann so oft an und sagst nie, was du gemacht hast, egal wann ich dich frage? Ernsthaft ich hab’ keinen Bock mehr so zu tun, als würde ich es nicht merken”,platzte es leise aus ihm heraus. Edwin sah seinen Freund an, blieb jedoch still und sah dann zu Boden. ,,Misch, ich verspreche dir, ich erzähle es, sobald ich kann Die Zeit verging und erst nach etwa eineinhalb Stunden wurde ihnen erlaubt zu gehen. Die beiden brauchten eine Weile bis sie heraus kamen, doch kaum hatte Er die Möglichkeit rannte er los. Edwin rannte so schnell er konnte, nach einer Weile brannten seine Lungen und seine Beine wurden schwerer und schwerer doch er wollte nicht stehen bleiben. Noch ein paar Meter, noch ein paar Schritte und er stand vor dem Gebäude in dem sie sich immer trafen. Schwer atmend blieb er stehen und schaute es einige Sekunden an bis sein Herz sich beruhigt hatte. Erst dann ging er schnellen Schrittes hinein. Mischa hatte ihn beobachtet und ihm nachgerufen er solle doch kurz warten. Da wollte man sich einmal entschuldigen und ordentlich verabschieden und er rennt davon. Zunächst blieb er stehen und sah ihm bloß nach, eigentlich wollte er ihm nicht nachlaufen. Dennoch war er neugierig, wo sein Freund hinlief und was er vorhatte. Der Rothaarige haderte mit sich, doch die Neugierde gewann und er folgte ihm. Er beobachtete den anderen in ein altes Gebäude gehen und schlich ihm vorsichtig nach, er würde verschwinden, wenn er gesehen hatte, was sich darin verbarg. Kapitel 6: 6 ------------ Auf leisen Sohlen lief er dem Größeren nach und ließ ihn nicht aus den Augen. Er bemerkte gar nicht mehr wirklich, was um ihn herum war, dies wurde ihm zum Verhängnis. Als er am Türrahmen stand, durch den Edwin gerade gegangen war, achtete er nicht wirklich darauf, dass man ihn sehen könnte. Er lugte etwas zu weit hervor und sofort hörte er, wie Edwin darauf angesprochen wurde. ,,Du, solltest doch darauf achten, dass dir niemand folgt!”, rief ein älterer Mann aufgeregt und sprang von seinem Stuhl auf. Alle Leute in dem Raum sahen zur Tür, wo Mischa alarmiert davonlaufen wollte. Das lief nicht nach Plan, auch wenn er eigentlich keinen hatte. Fred sprang ebenfalls auf und eilte Mischa nach. Er war um einiges schneller und stärker, weshalb er den angeblichen Spion schnell zu fassen bekam und auf den Boden warf, ehe er ihn zurück zur Gruppe führte. ,,was machen wir mit ihm?”, fragte er an alle gewandt. Sie sahen ihn sich an, im schwachen Licht der Öllampe sah man ihn zum ersten Mal deutlich. Relativ klein, schmale Statur, ein rundliches Gesicht mit Sommersprossen und großen Augen, die sich ängstlich, aber auch neugierig umschauten. Edwin brauchte einige Sekunden ehe er verstand wer da vor ihm stand. ,,Lass ihn los!”, rief er und erntete verwirrte Blicke. ,,das ist Mischa, mein Freund”, erklärte er seufzend und Fred ließ ihn los. ,,was macht er hier?”, fragte eine Frau an Edwin gewandt, welcher nur mit den Schultern zuckte und die Frage an Mischa weitergab. ,,die Neugier hat gewonnen”, gab er schlicht als Antwort und zuckte mit den Schultern. Er hatte keine Angst mehr, da er wusste, dass sich Edwin für ihn einsetzen würde, sollte es wirklich nötig sein. ,,hätte deine Neugier nicht noch ein paar Wochen warten können? !”, platzte es aus ihm heraus und der Kleinere zuckte doch zusammen. ,,es tut mir ja leid, aber ich will nicht mehr angelogen werden!”, keifte er zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. ,,was ist das hier eigentlich? Eine Sekte? Ein geheimer Strickkreis?”;fragte er und sah sich wieder um. Niemand antwortete oder sagte irgendetwas. Einige Sekunden war es still, bis Edwin aufgebracht, jedoch ruhig sagte, es ginge ihn nichts an und er solle gefälligst nach Hause gehen. Mischa schüttelte den Kopf und blieb stehen. Wieder war es still und Edwin wurde wütender. Er knurrte leise und packte seinen Freund am Arm, um ihn hinaus zu schleifen, doch dieser befreit sich schnell. ,,eine Organisation, richtig?”, fragte er leise und sah Edwin an. Der größere holte bereits Luft, um ihn anzuschreien, ihm solle es egal sein und er sollt nun lieber nach Hause gehen und das alles vergessen, doch ehe auch nur ein weiterer Laut seinen Mund verließ, räusperte sich Christoph und setzte sich wieder. ,,wir haben jetzt zwei Möglichkeiten”,sagte er ruhig und alle wussten, was er meinte. Dennoch sprach er weiter, entweder er hilft uns, oder wir müssen ihn beseitigen.” Mischas und auch Edwins Augen weiteten sich. ,,hör mal, er ist wirklich gut darin, Geheimnisse zu bewahren, wirklich”,versuchte Edwin ihn umzustimmen und Mischa nickte eifrig. Doch der Anführer hob die Hand und brachte ihn zum Schweigen. ,,also Junge?”,fragte er und sah Mischa an. ,,ich sterbe nicht für dieses Stück Dreck”,sagte er entschlossen und brachte somit die Runde zum Grinsen. Alle, außer Edwin. ,,dann setzt euch, lasst uns endlich anfangen”,kam es von Fred. Mischa hörte interessiert zu, was gesagt wurde und brachte von Zeit zu Zeit seine Ideen und Informationen ein. Nicht, dass er viel wusste, doch man hörte doch so einiges, wenn man Kinder von höheren Persönlichkeiten an der Schule hatte. Kapitel 7: 7 ------------ Edwin sprach sich oft gegen seine Ideen aus und versuchte zu diskutieren, was ihm aber nicht gelang. Sie kamen zu keinem Schluss an diesem Abend. Die vorherigen Pläne hatten sie über Bord geworfen, es würde nicht funktionieren. ,,was war denn gerade mit dir los?”, fragte der Kleinere, als sie auf dem Heimweg nebeneinander liefen. ,,was soll denn mit mir gewesen sein?”, entgegnete dieser schnippisch. Mischa blieb vor ihm stehen und sah ihm ernst in die Augen. ,,Dir passt es nicht, dass ich da mitmache oder?”,fragte er, wobei es mehr eine Feststellung war. ,,es ist eben gefährlich, du passt da nicht rein”, erklärte Edwin aufgebracht. Mischa hob eine Augenbraue. ,,ich passe nicht da rein?”, fragte er. Edwin seufzte. ,,ja, du passt da nicht rein! Du-” fing er an und war drauf und dran, sich in Rage zu reden, wurde jedoch von seinem Freund unterbrochen, ich was? Bin zu schwach? Zu nett? Unschuldig? Ich weiß nicht, worauf ich mich einlasse, ist es das, was du sage willst?”, sprach er wütend und schubste ihn einige Male etwas zurück. Überrascht von Mischas Reaktion unterbrach er ihn nicht und sah ihn bloß mit großen Augen an. So kannte er ihn nicht. ,,genau das", sagte er ruhiger. ,,was, denkst du eigentlich, wie mein Leben ausgesehen hat, bevor ich dich kannte? Denkst du ernsthaft, es war immer alles Friede, Freude, Eierkuchen und wir reiten mit Einhörnern in den Sonnenuntergang”, rief er und ihm stiegen Tränen in die Augen, weshalb er sich umdrehte. ,,Vielleicht wäre es doch besser zu sterben, wenn man doch nur kleingeredet wird”, murmelte er und wollte weiterlaufen. ,,Was soll das jetzt heißen?”, fragte Edwin ruhiger und um einiges leiser als zuvor. Mischa ignorierte ihn und lief einfach weiter, er hatte keine Lust zu streiten. Edwin eilte ihm nach und fragte erneut was der Kleinere gerade gemeint hatte. Dieser seufzte und erklärte: ,,Seit ich denken kann wurde mir nie etwas zugetraut. Es hieß immer ich sei zu schwach, zu nett oder was weiß ich... Seit sie tot sind ist es fast schon noch schlimmer geworden... Ich würde nicht klarkommen, bräuchte immer Hilfe bei allem und würde dem allen noch nachtrauern.” Man sah ihm an, dass es ihn frustrierte. Edwin musterte ihn und sprach ruhig: ,, das tust und willst du nicht,” Mischa nickte leicht. ,,ich, bin kein kleines Kind mehr, das jede Nacht nach seiner Mutter ruft”,sagte er überzeugt. ,,Nein ... Das bestimmt nicht”, stimmte sein Freund ihm zu. ,,hör mal, mach, was du willst, aber mir gefällt das hier nicht. Ich kann mich nicht mit dem Gedanken anfreunden, dass dir etwas passiert”, erklärte er, was der Situation nicht half. ,,das kann dir doch scheißegal sein! Es ist nicht deine Schuld! Es ist meine Entscheidung, verstehst du das!? Du bist nicht für mich verantwortlich! Hör auf dir Sorgen um mich zu machen!”, schrie Mischa ihn an und lief weiter, bevor Edwin ihm antworten konnte. Dieser sah ihm überfordert nach und ignorierte die fragenden Rufe, die aus einigen Fenstern kamen. Frustriert schlug er gegen eine Straßenlaterne, an der er stand und lief weiter. Als er an Mischas Haus ankam, blieb er einige Sekunden stehen und sah es sich an, ehe er entschied, dass es keine gute Idee wäre, ihm jetzt noch unter die Augen zu treten und weiter zu sich nach Hause lief. Edwin schlich sich ins Haus, zog sich Schuhe und Mantel aus und lief so leise wie möglich in sein Zimmer um sich auf sein Bett zu werfen. Seine Gedanken schossen von einer Ecke seines Gehirns in die nächste und er wusste, er würde jetzt keine Ruhe finden. In seinem Kopf spielten sich wieder und wieder die Szenen des Abends ab. Er seufzte und vergrub sein Gesicht in seinem Kissen. ,,So ein Idiot”,murmelt er, da er noch immer wütend war. Währenddessen starrte Mischa an die Wand, um ihn herum Glasscherben. Er hatte etwas trinken wollen und danach aus Frust das Glas an die Wand geschmissen. Wie konnte sein bester und einziger Freund sich nur gegen ihn stellen? Es machte ihn wahnsinnig. Er stand auf und lief in das Badezimmer um sich das Gesicht zu waschen. Als er dann in den Spiegel sah musterte er sein Gesicht und kam zu dem Schluss, dass er Edwin irgendwie verstehen konnte, was nicht hieß, dass er nicht noch immer sauer war. Trotzdem musste er zugeben, dass man ein Gesicht wie seines, so kindlich und von Natur aus irgendwie freundlich, nicht in so einer Organisation erwarten oder ernst nehmen würde. Er hasste es. Mischa konnte sein Gesicht nicht leiden und machte es für die mitleidige Behandlung seiner Person verantwortlich und trotzdem schaute er es sich nun genau an, als könnte ihm sein Spiegelbild sagen was er nun tun sollte. Er würde nicht hinschmeißen, das wollte er nicht. Am nächsten Tag würde er zu Edwin gehen und die Sache klären, er wollte ihn schließlich nicht verlieren, schon gar nicht wegen so etwas. Er würde nun versuchen zu schlafen, was aber einige Zeit dauern würde. Seine Gedanken spielten verrückt und ließen ihn erst in den frühen Morgenstunden zur Ruhe kommen. Kapitel 8: 8 ------------ Diese Ruhe hielt für beide nicht lange und sie wachten früh auf. Beide hatten denselben Entschluss gefällt: Sie würden sich entschuldigen. Mischa hatte es mal wieder eilig. Er wollte es noch tun, bevor er wieder zu Aaron musste. Sie mussten in letzter Zeit auch die Wochenenden durcharbeiten, wenn sie pünktlich fertig werden wollten. Er beeilte sich also und lief dann schnellen Schritts zu Edwin. Dieser war jedoch bereits auf den Weg zu Mischa, weshalb sie sich irgendwo auf der Straße trafen. ,,wohin so früh?” Kam es von Edwin und beide blieben stehen. ,,Zu dir” kam es zurück. Sie sahen sich einen Moment lang an, ehe sie gleichzeitig begannen zu sprechen,,Es tut mir leid, wie ich mich gestern verhalten hab.” Beide schauten den anderen einen Moment verwirrt an, ehe sie anfingen zu lachen. ,,Also ... Ist alles wieder gut zwischen uns?”, fragte Mischa unsicher und Edwin nickte. ,,Alles wieder gut, Kleiner”,lächelte er. ,,Musst du wieder zu Aaron?”,wechselte er das Thema. Mischa nickte. ,,Ja,... ich hab eine Idee für heute Abend”, meinte er und erntete einen fragenden Blick. ,,Was für eine?”,fragte der andere. ,,in der Nähe ist eine neue Fabrik, die nächste Woche eröffnet wird ... Angeblich werden dort wegen einem Umzug eines Bürogebäudes Papiere gelagert,... unter anderem ein Kalender mit sämtlichen Terminen des ... Despots” Edwin runzelte die Stirn. ,,Du willst da rein?”,fragte er skeptisch. Sein Freund nickte. ,,Ich habe auch schon einen Plan wie ich brauche nurnoch Christophs Zusage”,erzählte er. Mischa sah zur Kirchenuhr. Er schreckte auf. ,,Ich komm noch zu spät, scheisse”,murmelte er und wollte schon losrennen, als Edwin ihn zurückhielt. ,,Misch”,sagte er.Der Andere blieb stehen und drehte sich zu ihm. ,,Was? Ich muss los”,kam es zurück und einige Sekunden blieb es still. Edwins Herz schlug ihm bis zum Hals. Er wusste schon eine Weile, dass er mehr als nur freundschftliche Zuneidung zu dem anderen empfand. Eigentlich wollte er es ihm jetzt gestehen, doch er brachte es nicht über seine Lippen. Stattdessen räusperte er sich und trat von einem Fuß auf den anderen ehe er ihn anlächelte und sagte:,,Überanstreng dich nicht.” Mischa lächelte zurück. Eigentlich hatte er etwas anderes erwartet. Er nickte und machte sich auf den Weg. Das nächste Mal sahen sie sich am Abend bei einem Treffen der Organisation. Kapitel 9: 9 ------------ Sie überlegten, was nun zu tun war, als Mischa begann zu sprechen. ,,In der neuen Fabrik sollen Papiere sein. Ein Kalender mit sämtlichen Terminen”,erzählte er und die anderen wurden hellhörig. ,,Noch arbeitet dort niemand, außer das Wachpersonal. Sie wechseln nachts um etwa 2 Uhr”,ergänzte er. Christoph sah ihn kritisch an. ,,Woher weißt du das alles?”,fragte, der ältere Mann. ,,Ich hab halt Kontakte ... Und einen Arbeitgeber, der darauf wartet, dass es endlich benutzt, wird”,meinte er und Edwin sah ihn an. ,,Hast du beim Bau geholfen?”,fragte er und Mischa nickte, ergänzte aber, dass er erst dazugekommen war, als sie schon fast fertig waren. Sie fragten ihn, ob er sich dort auskannte und er nickte erneut. ,,Ihr seid dafür da einzusteigen?”,fragte Edwin überrascht und die anderen bejahten. Er seufzte. ,,Fein, wer kommt mit ihm?”,fragte er entmutigt und prompt wurde sich für Edwin entschieden. Nach einigen Diskussionen ließ er sich auch breitschlagen. So kam es, dass sie einige Tage später in die Fabrik einstiegen. Glücklicherweise wurden sie nicht erwischt, trotzdem beeilten sie sich. Aufgeregt und so leise wie möglich schlichen sie durch die Gänge und Hallen, durchsuchten alles, was irgendwie nach einem Büro aussah. Wenn sie nichts fanden, legten sie es wieder ordentlich zurück, so wie es zuvor war und gingen weiter. Einige Räume später wurden sie fündig. Sie beeilten sich, den Kalender und einige andere Dokumente abzufotografieren, ehe sie sich wieder auf den Rückweg machten. Sie liefen gerade durch eine große, noch leere Halle, als sie den Alarm hörten. Es dröhnte laut aus den Lautsprechern und ein rotes Licht blinkte immer wieder im Raum auf. ,,Ein Angriff”,stellten sie fest und rannten los, so schnell sie konnten. Die Türen schlossen sich automatisch. Sie hofften noch unter einer hindurchschlüpfen zu können, doch sie rannten gegen eine metallene Tür, die sich kein Stück regte, egal wie sehr man dagegen schlug. Ihre Herzen pochten so sehr, dass sie Angst hatten, man könne sie trotz des lauten Alarms irgendwo hören. Edwin schlug einige Male voller Wut und Panik gegen die Tür, während Mischa sich nach einem anderen Weg umsah. Beides war vergeben. Sie seufzten. Edwin ließ sich an einer Wand hinuntergleiten und starrte in den Raum. Mischa sah ihn einige Sekunden an, ehe er sich zu ihm setzte und sich an ihn lehnte. Edwin legte einen Arm um ihn und strich ihm ein wenig durch die Haare, bis seine Hand nur noch auf Mischas Kopf lag. Dieser schaute in den Raum und hing seinen Gedanken nach. Niemand sagte etwas oder rührte sich. Nach wenigen Minuten hörten sie die ersten Detonationen und merkten, wie das Gebäude bebte. Ab und zu hörten sie die lauten Motoren der Tiefflieger, doch das alles interessierte sie im Moment nicht. Sie hingen weiterhin ihren Gedanken nach. Mischa kuschelte sich etwas mehr an den Größeren. ,,Ed? Wenn das alles vorbei ist,... würdest du mit mir verreisen? Du kannst dir auch aussuchen, wohin ... Hauptsache hier weg”, fragte Mischa irgendwann und Edwin nickte. ,,Lass uns dann nicht mehr zurückkommen”,schlug er vor und sein Freund nickte. Mischa schloss die Augen. Er war unglaublich erschöpft, genauso wie sein Begleiter. Sie fragten sich, ob sie es eigentlich noch raus schaffen würden oder ob man sie vorher finden würde. Glücklicherweise hörten sie schon einige Minuten später die Sirenen, die die Entwarnung einleiteten und merkten, wie die Türen sich öffneten. Sie sprangen sofort auf und rannten so schnell sie konnten hinaus und so weit wie möglich weg von der Fabrik. Kapitel 10: 10 -------------- Bevor sie sich auf den Heimweg machten, brachten sie die Kamera weg, schließlich wollten sie kein unnötiges Risiko eingehen. ,,Hast du das vorhin ernst gemeint?”,fragte Edwin, als sie bereits eine Weile unterwegs waren und bekam ein Nicken als Antwort. ,,Du auch?”,fragte der Kleinere dann und bekam ebenfalls ein Nicken als Antwort. Sie beide lachten etwas und verabschiedeten sich voneinander, bevor sich ihre Wege spalteten. Der Rest der Nacht fühlte sich für beide kalt an. Die Situation in der Fabrik blitzte vor ihnen auf. Es hatte sich gut angefühlt, sie beruhigt und ihnen die Angst genommen. Das würde unter ihnen bleiben. Es vergingen wieder einige Tage, in denen sie sich nicht sahen und einfach ihrem Alltag nachgingen, als wäre nichts passiert. Sie freuten sich bereits auf ihr nächstes Treffen, welches jedoch nicht so verlief, wie sie es wollten. Eines Morgens klopfte es an ihren Türen, und als sie sie öffneten, standen dort Polizisten, welche sie mitnahmen. Beide hatten bereits eine Vermutung, was passiert war, doch spielten die Unwissenden. Im Quartier wurden sie durch Zufall aneinander vorbeigeführt. Es waren nur einige Sekunden, die sie sich sahen, doch es reichte für beide um ein “Christoph” mit den Lippen zu formen. Sie wussten, dass er ihnen helfen würde. Als sie dann in getrennten Räumen saßen und befragt wurden, gaben sie die gleichen Antworten: Du weißt, wieso du hier bist? Nein, wo warst du in dieser Nacht? In der Stadt, bei einem Freund, welcher Freund? Christoph Wendt war noch jemand da? Mischa/ Edwin, Wieso wart ihr dort? Ich wollte nicht nach Hause. Es ging noch eine ganze Weile so weiter. Die Beamten versuchten sie auszutricksen, doch sie ließen sich nicht beirren und baten sogar darum, Christoph zu fragen, wenn sie ihnen nicht glaubten und das taten sie. Nach einer gefühlt endlosen Zeit wurden die Türen geöffnet und die Jungs wurden entlassen. Mit einem Lächeln auf den Lippen traten sie auf den Flur. Einige Beamte waren noch immer misstrauisch, was man ihnen auch ansah. Jedoch konnten sie nichts beweisen, denn auch die Hausdurchsuchung, die während des Verhörs durchgeführt wurde, ergab nichts. Christoph nahm beide in Empfang und verließ mit ihnen das Gebäude, ehe beide eine Kopfnuss kassierten. ,,wir haben doch gesagt, lasst euch nicht erwischen!”, tadelte er sie wütend. Sie sahen auf den Boden und entschuldigten sich. ,,Moment, da war niemand”,murmelte Mischa dann und legte eine Hand an sein Kinn. ,,stimmt, und selbst wenn, war es zu dunkel, um irgendwas zu sehen, da wo wir waren”,stimmte Edwin zu und verschränkte seine Arme vor der Brust. ,,was? Wollt ihr damit sagen, jemand hat geplaudert?”,fragte, der älteste von ihnen und sie zuckten mit den Schultern. ,,Fakt ist, wir waren vollkommen alleine und es war dunkel, ich wüsste nicht, wer uns wo gesehen haben sollte”,meinte Edwin und Mischa nickte. ,,außer uns weiß niemand davon”,warf Christoph ein und sah beide mit einem strengen Blick an, als er ein fragendes “oder” anhängte. ,,Sehen wir so blöd aus?”,motzte Edwin genervt von der Situation. Er seufzte und strich sich die Haare zurück. ,,man, es lief doch alles so gut”,jammerte er und bekam Mischas Hand auf die Schulter gelegt. ,,Das bringt auch nichts, wir müssen herausfinden, wer uns verraten wollte”,meinte der jüngste seufzend. Kapitel 11: 11 -------------- Edwin trat einen Kiesel weg und steckte die Hände in seine Jackentaschen. ,,Was machen wir jetzt? Irgendwer nen Plan?", fragte er, bekam jedoch keine Antwort. Christoph meinte, dass es nichts brächte, wenn sie weiter hier herumstanden und grübelten. Er schlug vor zu ihm zu gehen oder sich auf den Heimweg zu begeben. Die Jungen warfen sich einen Blick zu und entschieden sich für letzteres. Sie waren zu müde um jetzt noch große Pläne zu schmieden, der Tag hatte sie geschafft und langsam spürten sie es auch. Sie verabschiedeten sich voneinander und gingen jeder seinen Weg. ,,Du hast schon ne Vermutung", stellte Mischa fest und Edwin zuckte mit den Schultern. Unrecht hatte sein Freund nicht, doch er konnte auch nicht erklären wieso es gerade diese Person sein sollte. Sie sprachen nicht viel, waren beide in Gedanken versunken und vergaßen sogar sich zu verabschieden als sich ihre Wege trennten. Als er nachhause kam, wurden Edwin viele Fragen gestellt. Was war passiert, wieso hat man ihn mitgenommen, wieso war er so lange weg, was würde jetzt passieren. Er brauchte sehr lange um seine Familie zu beruhigen und ihre Fragen zu beantworten. ,,Also wird nichts mehr kommen?", fragte seine Mutter und er nickte gähnend, wollte er nun doch nur etwas essen und ab ins Bett. Doch so schnell wurde er auch nun nicht entlassen. ,,Gut, du weißt doch, dass das nicht nur schlecht für dich ausgeht. Was soll man denn denken, wenn der Sohn eines Generals ein Verbrecher ist", meinte seine Mutter. Edwin seufzte und nickte erneut. Was soll man denken? Wenn man seine Ziele kannte würde man denken er sei ein Revolutionär und würde versuchen ihnen zu helfen, das würde man denken. Vielleicht würden sie endlich anfangen zu hinterfragen und sich ihnen anschließen. Aber so wie es nun war würde seine ganze Familie ihr Gesicht und sein Vater vielleicht sogar seine Arbeit verlieren, weil man ihm nicht mehr vertrauen könnte, schließlich hatte er nicht mal seinen eigenen Sohn unter Kontrolle. Er ging in sein Zimmer, ohne ein weiteres Wort zu sagen. Der Junge legte sich in sein Bett, zog sich nicht mal um, und schlief nur wenig später ein. Erst am Abend wachte er wieder auf und brauchte einige Sekunden um dies zu verstehen. Nach der Realisierung folgte der Schock. ,,Oh scheisse“,dachte er als er aufsprang schnell auf seine Uhr schaute. Er war bereits eine halbe Stunde zu spät. Einige Sekunden überlegte er bevor er sich wieder auf sein Bett fallen ließ. Bis er da sein würde wäre es bereits vorbei. Währenddessen hatte Mischa einen Zettel gefunden auf dem es hieß, dass sie diesmal nicht zu dem Treffen kommen sollten. Er las ihn und verbrannte ihn an einer Kerze, nun mussten sie noch vorsichtiger sein als zuvor. Noch immer müde rieb er sich die Augen, doch schlafen würde er nun nicht mehr können, vor allem wenn sein Magen weiterhin so knurren würde. Er wollte jedoch nichts essen, sonst würde es kein Frühstück für ihn geben. Nach langem Überlegen schlich er sich in die Küche um nach einer Kleinigkeit zu suchen, doch schreckte auf als er im Fenster sah wie sich etwas bewegte. Sofort war er wach und stürzte zum Fenster um hinaus zu schauen, sah aber nichts. Hatte er sich das nur eingebildet? Vielleicht war er doch noch müde. Sein Hunger war bereits vergessen als er sich kopfschüttelnd umdrehte und zurück in sein Zimmer schlurfte. Schlaf fand er diese Nacht nicht. Er hatte es sich nicht eingebildet, dem war er sich sicher geworden, doch was sollte er nun tun? Wer war das? Auch am nächsten Tag wurde er das Gefühl nicht los beobachtet zu werden, sogar im Unterricht. Mischa sah niemanden doch er spürte die Blicke und das machte ihn wahnsinnig. Er eilte dann zu Edwin. In dessen Zimmer zog er die Vorhänge zu und schloss die Tür bevor er leise fragte ob sie wirklich alleine waren. ,,Klar, warum bist du jetzt so paranoid?“,fragte sein Freund und sah ihn verwirrt an. Was war denn auf einmal mit ihm los? ,,Halt mich für verrückt, aber ich glaube ich werde verfolgt“, antwortete er leise und wurde ungläubig angeschaut. ,,Du wirst verfolgt?“, hinterfragte Edwin mit hochgezogener Augenbraue. Mischa nickte und erklärte:,, Gestern war jemand vor meinem Küchenfenster und heute habe ich den ganzen Tag gespürt wie mir jemand gefolgt ist." Der größere glaubte ihm nicht sofort, doch als sich dessen Blick nicht änderte fragte er wieder ob er sich wirklich sicher war. Mischa nickte erneut. Kapitel 12: 12 -------------- Er fragte was sie nun vorgehen würden. Edwin fuhr sich durch die Haare und schaute nachdenklich auf den Boden. ,,Wieso sollte man dich verfolgen? Man hat uns für unschuldig befunden", murmelte er vor sich hin. Einen Moment war es still, bis Mischa eine Vermutung äußerte:,, Vielleicht vermuten sie etwas wegen der Organisation.” -,,Hm, vielleicht... Fakt ist du kannst den anderen nicht Bescheid geben”, kam es vom größeren. ,,Ja, das musst du übernehmen. Morgen Abend wollte Christoph uns da treffen um uns zu erklären was wir verpasst haben", erzählte der andere und Edwin nickte. Er versprach es anzusprechen und bat seinen Freund sich weiterhin unauffällig zu verhalten. Dieser versprach dies und einige Sekunden war es still. Keiner hatte etwas zu sagen und sie sahen sich einen Moment lang an. ,,Ich, äh...Ich muss langsam los”, brach der kleinere dann die Stille, als er auf seine Uhr gesehen hatte. Edwin nickte nur und verabschiedete sich mit einem leisen “Mach’s gut”. Mischa verabschiedete sich ebenso leise und lief aus dem Zimmer. Den restlichen Tag war Edwin nicht ganz da, seine Gedanken waren bei dem kleineren Rotschopf. Ob er recht hatte? Wenn ja, wieso verfolgte man gerade ihn? WER verfolgte ihn? Was würde passieren sollte er einen Fehler machen? Geht es ihm gut? Wie konnte man ihm helfen? Konnte man ihm überhaupt helfen? Diese und viele weitere Fragen schwirrten ihm im Kopf und gaben ihm keine ruhige Sekunde. Spät am Abend hielt er es nicht mehr aus und entschloss sich Christoph um Rat zu fragen. Unwissend wer seine Telefonate abhören konnte, entschloss er sich zu ihm zu laufen. Er merkte kaum den langen Weg bis er vor der Tür des älteren Mannes stand. ,,Christoph! Christoph bist du da?”,rief er, als er klopfte. Er machte sich nicht die Mühe seine Stimme zu dämpfen, da überall noch nicht brannte. Es dauerte ein wenig, doch bald öffnete sich die Tür. ,,Edwin, was machst du hier? Es ist schon spät”,fragte Christoph in einem leisen, aber genervten Tonfall. Nun senkte auch der Junge seine Stimme. ,,Es geht um Mischa, ich weiß nicht was ich tun soll”,erklärte er und wurde sofort hineingebeten nachdem der andere den Ernst der Lage realisiert hatte. Sie setzten sich in die Küche und der ältere machte ihnen Tee. Sie saßen einander gegenüber. Der Raum war klein und dunkel, nur eine kleine Tischlampe erhellte ihre Gesichter während der Rest der Einrichtung nur schemenhaft zu erkennen war. ,,Nun erzähl, was ist mit ihm”,forderte der ältere und sah seinen Gegenüber abwartend an. Dieser nippte an seiner Tasse und brauchte einige Sekunden um sich zu sammeln. ,,Er war heute bei mir... Er war... Ich hab’ ihn noch nicht so ängstlich gesehen Christoph. Er hat sofort die Gardinen zu gemacht und sich umgesehen als hätte er nach Kameras oder so gesucht”,erzählte er: ,,Er meinte, dass er denkt jemand verfolgt ihn und er hätte jemanden vor seinem Küchenfenster gesehen.” Christoph hörte ihm aufmerksam zu und überlegte was nun zu tun war. ,,Hm”,kam es von ihm. ,,Du machst dir Sorgen um ihn”, stellte er in einem neckenden Ton fest. Edwin blies die Wangen auf. ,,Na klar, wenn man ihn dran bekommt dauerts bei uns auch nicht mehr lang”,murmelte er und ignorierte wissentlich was sein Freund eigentlich sagen wollte. Dieser schüttelte nur den Kopf mit einem müden Lächeln auf den Lippen. ,,Mischa ist ein helles Köpfchen, der kommt damit schon zurecht”,meinte er und verschränkte seine Arme vor der Brust. ,,Das heißt natürlich nicht, dass wir nichts unternehmen sollten, wir brauchen ihn so schnell wie möglich zurück”,ergänzte er und Edwin stimmte ihm zu. ,,Er bittet uns um Hilfe, die können wir ihm nicht verweigern”,fügt er leise hinzu. Christoph überlegte lange. Normalerweise hatte er immer einen Plan, doch diesmal wollte ihm keiner einfallen Kapitel 13: 13 -------------- Stattdessen lief eine Frage Runden in seinem Kopf: Wer tat ihnen das an? Wer hatte sie verraten? ,,Wer nur”,murmelte er vor sich hin. Edwin kaute auf seiner Lippe und startte seine kaum sichtbare Spiegelung in der dampfenden Flüssigkeit vor ihm an. ,,Ich habe eine Vermutung", äußerte er zögerlich und sah seinen Gegenüber wieder an. ,,Der kleine Junge. Ich weiß es kling bescheuert aber ich bin mir sicher, dass er was mit dem Ganzen zu tun hat”,erklärte er überzeugt von seiner Theorie. Dies ließ den anderen jedoch nur eine Augenbraue heben. ,,Hast du Beweise dafür?”,fragte dieser und der jüngere schüttelte den Kopf. ,,Aber denk mal darüber nach! Das alles hat erst angefangen als er dabei war”,meinte er und wurde ermahnt ruhig zu bleiben. ,,Mischa ist nicht viel später zu uns gestoßen, woher sollen wir wissen, dass nicht aus seinem Mist gewachsen ist?”,fragte Christoph und verwirrte Edwin damit. ,,Vielleicht steckt er mit denen unter einer Decke und versucht uns damit reinzulegen, damit wir ihm vertrauen”,führte der ältere weiter aus. Edwin sprang auf und schlug auf den Tisch, dass das Geschirr klimperte. Mit wütendem Gesicht sah er den Mann vor sich an. ,,Das macht doch keinen Sinn! Er würde das niemals tun!”,platzte es aus ihm. ,,Wenn du so denkst, wieso hast du ihm dann geholfen, hä?!”, fragte er wütend. Sein Gastgeber seufzte. ,,Ich sage doch nur, dass wir es nicht wissen, Edwin. Wir haben weder für das eine noch für das andere Beweise", erklärte er ruhig. ,,Von wem? Hast du das Gesicht gesehen?“, fragte er weiter und der andere schüttelte den Kopf. ,,Wenn ich wüsste wer könnte ich was dagegen unternehmen“, zischte er. ,,Sag nächstes Mal bescheid, sie sollen sich was ausdenken“, bat er mit verzweifelten Blick. Edwin nickte und meinte sie sollten zunächst so tun als würden sie nichts merken und sich unauffällig verhalten. Damit war das Thema auch beendet und Edwin verabschiedete sich um wieder den Heimweg anzutreten. Dabei kamen ihm Zweifel. Könnte es vielleicht doch sein? Aber sowas würde nicht zu ihm passen, nein. Aber was, wenn doch? Dann war er auch schuld, schließlich war Mischa nur wegen ihm zu ihnen gestoßen. Er trat aus Frust einen Kiesel weg und seufzte. Was sollte er nun tun? Diese Frage stellte sich Mischa noch einige Tage später. Es kam ihm vor, als würde er nicht mehr rund um die Uhr beobachtet und verfolgt werden, dennoch war er noch lange nicht so frei wie zuvor. Er tat noch immer so, als wäre er nur ein normaler Schüler ohne besondere Kontakte oder Hobbys. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)