Break on through von Lady_of_D ================================================================================ Kapitel 12: ------------ Sie sah ihn mit aufgerissenen Augen an. Noch bevor sie ihren Mund öffnen konnte, hatte er sie an der Schulter gepackt und in ihr Zimmer geschleift. Er war grob, der Griff geradezu schroff, dass sie den Druck noch lange danach zu spüren bekäme. Darets knallte die Tür zu und starrte weiterhin zu ihr herunter. "Meine eigene Schwester", er verschränkte die Arme vor der Brust, "nicht genug, dass du dich tagsüber heimlich auf die andere Seite schleichst - oder dachtest du, ich würde deine kleinen Ausflüge nicht bemerken?" Er wollte keine Antwort, denn er fuhr ungehindert fort: "Deine Naivität...nein...viel mehr deine Dummheit hat dich glauben lassen, dass du mir etwas vormachen könntest? Du solltest wissen, dass mir nichts verborgen bleibt. Du hattest es meiner Großzügigkeit und Geduld zu verdanken, dass ich nichts wegen deiner Ausflüchte unternommen habe. Doch dein Verrat", er zog das Wort in die Länge, "weißt du eigentlich, was du getan hast? Du hast dich mit Verbrechern eingelassen. Barbaren, die nichts als Unglück und Verderben bringen. Unser Land mit ihren Ideologien ins Chaos stürzen wollen", ein Lächeln huschte über seine Züge, dass es ihr eiskalt den Rücken runter lief. "Du glaubst doch nicht, dass sie dich wirklich respektieren? Du bist nur ihr Werkzeug, das sie für ihre selbstsüchtigen Zwecke missbrauchen. Und du fällst auf diese Scharade auch noch herein." "Das ist keine Scharade", hauchte Eoweli. Darets schnaubte. "Du beleidigst unsere Familie! Beleidigst unsere Traditionen! Widersetzt dich den Bräuchen! Verleugnest deine Herkunft, deinen Stand und lässt dich zu allem Übel von diesem Verbrecher entehren!" Eoweli schwindelte der Kopf. 'Woher-' "Was hat er dir gesagt? Dass er dich liebt? Dir Flausen ins Ohr gesetzt? Dass ihr eine Zukunft hättet?" "Bruder-" "Nenn' mich nicht so", knurrte er sie an, "du hast deine Stellung aufs Spiel gesetzt. Für diesen verräterischen Bastard, der deine Unwissenheit für sich ausgenutzt hat, um dich nach Lust und Laune zu benutzen." "Nein", eine Träne rann aus ihrem Auge, "du bist es, der unwissend ist." Sie konnte sich selbst kaum mehr unter Kontrolle bringen. Zu lange hatten die Gedanken an der Oberfläche gebrodelt. "Du glaubst, du schaffst Frieden? Wie kannst du es Frieden nennen, wenn die Menschen unglücklich sind und leiden? Du nennst mich naiv und unwissend. Das bin ich! Aber du bist nicht besser als ich. Ich habe deinen Weg verfolgt und ich meine, dass er falsch ist. Vater hätte nie gewollt, dass unser Volk-" "Was weißt du schon, wie Vater dieses Land regiert hat", unterbrach er sie und erhob die Stimme, "du weißt gar nichts. Sonst hättest du ihnen niemals von der anderen Welt erzählt - diesem vermeintlichen >Paradies<." "Die Menschen hatten ein Recht, es zu erfahren." "Und was dann?", er hob die Arme, "hast du jemals über die Konsequenzen deines Handelns nachgedacht? Was es bedeutet, sie auf die andere Seite zu bringen?" "Sie wollen nur ein freies Leben." "Das sagen sie. Aber was denkst du, wird passieren, wenn sie sich dort angesiedelt haben? Was es für die Wesen auf der anderen Seite bedeutet, wenn ein Volk, wie das der Menschen, in ihr Territorium eindringt. In welches Chaos du die andere Seite stürzen wirst. Nur weil du dich von einem romantischen Wort wie Freiheit hast leiten lassen." "Wir haben die Steine von Orichalcos und Kinnavaritis erhalten, weil sie ein Geschenk an die Menschheit waren. Sie wollten, dass die Welten sich vereinen." "Wenn sich die Welten vereinen, werden die Menschen - in ihrer Selbstsucht - dieselben Fehler wie in dieser Welt begehen. Die andere Seite wird in Chaos und Leid versinken. Sie werden die Welt nicht respektieren. Sie werden sie erobern und einnehmen wollen. Sie werden versuchen, die Geschöpfe zu kontrollieren und zu unterwerfen. Es wird kein Vertrauen und keine Nächstenliebe geben. Nur Hass, Neid und Furcht. So wie es die Menschheit seit hunderten von Jahren händelt. Wünscht du dir dieses Schicksal für die Geschöpfe, die uns ihren Großmut zuteil werden ließen?" "Aber wir respektieren und wertschätzen diese Wesen doch auch-" "Weißt du denn noch immer nicht, warum? Wir sind ein Teil von ihnen. Unser Blut, unsere Abstammung - in unseren Adern fließt die Quelle von Atlantis. Die Verbundenheit zu den anderen Geschöpfen hat mit unseren Vorfahren zu tun. Wir haben ihr Blut geerbt, nur deshalb akzeptieren uns die Steine und nur deshalb sind wir die einzigen, die die andere Welt akzeptieren können." In Eowelis Kopf begann es sich zu drehen. Zu viel schlug auf sie ein. Zu viele Emotionen, zu viele Gedanken. "Ich möchte den Menschen eine Chance geben. Wir können nicht die Richter spielen, bevor sie ihre Wahl getroffen haben." "Das kann ich nicht zulassen", entgegnete Darets und funkelte sie an, "deine Gefühle gehen mit dir durch. Du bist nicht mehr bei klarem Verstand." "Wie kannst du das sagen!" "Weil es die Wahrheit ist. Dieser Verräter hat dir so den Kopf verdreht, dass du nicht mehr objektiv denken kannst. Du bist noch zu jung und ohne Erfahrung. Kein Wunder, dass du glaubst, dass es Liebe ist." "Was weißt du denn von Liebe", fauchte sie zurück, dass Darets Gesicht eine andere Farbe annahm. Es geschah so schnell, dass Eoweli es nicht bemerkte. Stattdessen spürte sie eine Hand, die nach ihrem Anhänger griff. Darets hatte sie zu sich herangezogen. Seine Nasenflügel bebten. So wie er den Anhänger festhielt, drückte es ihr die Kehle zu. Der Stein begann zu glühen, kurz darauf ließ er los und sah erst auf seine Hand, dann zu Eoweli. Diese konnte nicht glauben, was passiert war. Das war nicht ihr liebender Bruder, dieser hätte ihr nie etwas Böses gewollt. Der Mann vor ihr war der Prinzessin fremd. Schützend umfasste sie ihre Kette. Die Fassung wieder erlangend richtete sich Darets auf und sagte: "Du wirst dein Zimmer nie mehr verlassen. Wenn ich dich auch nur in der Nähe der Tür sehe, werde ich deine >Freunde< einen nach dem anderen den Kopf abtrennen lassen. Ich hoffe, meine Warnung genügt, dass du dich meinem Willen nicht noch einmal widersetzt", leer waren seine Augen als er sich von ihr abwandte und das Zimmer verließ. Kaum war die Tür ins Schloss gefallen, sackte die junge Prinzessin zusammen. Sie wollte nicht glauben, was er ihr erzählt hatte. "Tiwaz", flüsterte sie und fasste sich an den Bauch, "ich weiß, dass es nicht wahr ist. Wie glücklich du warst als ich es dir gesagt habe...ich werde einen Weg finden, mein Liebster. Für uns. Für alle." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)