Darksiders von Askar ================================================================================ Kapitel 4: Rhejan, der Bibliothekar ----------------------------------- Die beiden Elementare flogen über den riesigen Wald und dieser machte seinen Namen ‚Immergrüner Hain’ alle Ehre. Egal welche Jahreszeit herrschte, hier war es immer grün. Nur der Farbton änderte sich. Im Frühling waren die Bäume in sattem grasgrün gehüllt und der Sommer bekam ein kräftigeres, leicht dunkleres grün. Wenn der Herbst Einzug hielt, wurde die Farbe etwas dunkler und bei Wintereintritt bekommen die Bäume eine tannengrüne Farbe. Niemand wusste woran dies lag. Ob an Magie oder nur Natur. Keiner vermochte es zu sagen. Helan sah zu dem Drachen, welcher neben ihm flog. Die Flügelschläge von der Riesenechse waren hier in der Luft kaum zu hören und dass bei dieser schieren Größe! Der junge Krieger grübelte. Er hatte schon andere Wesen beim Fliegen beobachtet und diese veranstalten dabei einen Heiden Lärm. ~Stimmt was nicht?~, fragte Rae ihn als sie seinen Blick auf sich spürte. „Alles in Ordnung“, war seine Antwort und sah zum Wald. Er mochte diesen Ort sehr. Insbesondere die Tiere und Pflanzen faszinierten ihn und machten den jungen Mann neugierig. Wie oft kam er her? /Oft genug/, dachte der Soldat und schmunzelte leicht. ~Man könnte meinen du fühlst dich hier wie Zuhause!~, sprach die Feuerelementarin und blickte zur Seite. Von dem Halbsylph war ein freudiges „Darauf kannst du wetten!!“ zu hören. Dann flog der personifizierte Wind ein großes Stück voraus und vollführte ein Looping nach dem anderen. Er fühlte sich hier wirklich pudelwohl. Währenddessen im Silberturm „Ich danke dir für deine Hilfe, Azrael“, sprach ein junger Mann und sortierte einige Bücher in das Regal ein. Der Angesprochene schüttelte leicht den Kopf. „Nein, Ich habe dir zu danken, junger Freund“ „Achja? Und warum?“, fragend sah der Jüngere den anderen an. „Du lässt andere an dem Wissen, welches hier zu finden ist...“, der ältere Mann deutete auf die Bücher „teilhaben.“ „Aus meiner Sicht hat jeder das Recht sich Wissen anzueignen. Was die betreffende Person dann damit anstellt, ist allerdings nicht mein Problem!“, stellte der junge Engel klar. Sein Vorgänger war anderer Meinung gewesen und hatte nur ausgewählten Lesern den Eintritt gewährt. Zu seinem Glück gehörte der junge Engel zu diesen Leuten. Azrael fiel die Lanze an dem Gürtel des ‚Bücherwächters’ auf. „Du trägst sie bei dir?“, es war eher eine Feststellung als eine Frage, dass wusste der junge Mann dennoch nickte er zur Antwort. „Für diejenigen, die meinen Ärger machen zu müssen.“ Behutsam strich er über den Schaft der Lanze. Der Todesengel nickte verständlich. Manchmal benahmen sich einige wirklich sehr daneben. Und eben jene verstanden nur die Sprache der Waffen. Rhejan trug es zur Verteidigung und für den Notfall bei sich. Es war ein offenes Geheimnis, dass der Bibliothekar einst ein Soldat der Höllenwache war und schon in seiner Freizeit regelrecht Bücher ‚verschlang’. „Der Silberturm ist bei dir in den besten Händen, Rhejan“, bemerkte der Todesengel und schaute zu wie Genannter die Regale kontrollierte. „Das will ich hoffen!“, grinste der Ex-Soldat. Die Bibliothek war beinahe sein zweites Zuhause. Er war schon in jungen Jahren wiss- und lernbegierig gewesen. Lesen war das liebste Hobby des Langhaarigen. Nachdem alles an seinem Platz war, bedankte sich der junge Engel für die Hilfe des Älteren und überlies ihn anschließend seinen Studien. Er selbst nahm sich ein Buch aus dem Bereich Mythen und Legenden. Jedoch ging der junge Bibliothekar nicht zu einem der Tische, sondern zu einer Fensterbank. Schon als Kind saß er dort gern. Es dauerte nicht lang da war der Mann in dem Buch vertieft... Die beiden Freunde genossen es den Wind zu spüren, insbesondere Helan. Der Soldat verbrachte viel Zeit mit dem Training und doch fand er immer wieder Momente um seine Leidenschaft, das Fliegen, auszuleben. Insbesondere, wenn er seine Sylph-Form annehmen konnte. Nur sehr wenige wussten was der Leutnant wirklich war. Außer seiner Familie, wussten es nur Rhejan und sein Vater sowie Rae mit ihrer Familie waren die einzigen. Apropos Rhejan... Wollte er nicht noch...? Vor Schreck weiteten sich seine Augen als ihm etwas einfiel. Rae, welche mittlerweile ihre „menschliche“ Form angenommen hatte, betrachtete den jungen Mann aus dem Augenwinkel. „Alles in Ordnung, Thér?“ „Ich hab‘ komplett vergessen, dass Rhejan Hilfe im Silberturm braucht!“, antwortete der Weißblonde beinahe panisch. Ein belustigtes Schnauben entglitt der jungen Frau. „Das ist nicht witzig... Du kennst ihn doch...“, entgegnete Helan. „Ich weiß! Das heißt, du darfst ‚Überstunden’ machen“, grinste sie und kicherte dabei. Die Feuerelementarin war normalerweise nicht das was man schadenfroh nannte, aber solche kleinen Dinge fand sie amüsant. Ein Zeichen, dass niemand perfekt war. „Ich mach besser auf den Weg. Wir sehen uns dann“, sprach der Leutnant und flog in die Richtung eines Portals, welches in der Nähe war. Die Guardia sah ihm leicht kopfschüttelnd hinterher. Einen solchen Freund fand man wahrlich selten und diesen Freund nannte sie einen Bruder. Mit der guten Laune ging sie anschließend auf die Jagd. Auch wenn er in Eile war, war es ein unbeschreibliches Gefühl als der Wind durch seine Federn glitt. Es dauerte nicht lang bis der Halbengel den Zugang für andere Welten erreichte. Die Landung war beinahe komplett lautlos gewesen. Helan aktivierte das Tor. Nach wenigen Augenblicken ging ein helles Leuchten von der Pforte aus. Ohne zu zögern durchschritt der junge Mann den Pfad und wenige Sekunden später war er in einem Gebiet außerhalb der Weißen Stadt, seiner Heimat. Mit kräftigen Flügelschlägen flog der junge Krieger in die Stadt, deren viele Häuser und Türme in den Himmel emporragten. Je näher der Halb-Sylph kam, desto mehr Details konnte er erkennen. Neben den Gebäuden, welche man aus der Ferne betrachten konnte, sah man jetzt die Brücken, welche als Verbindung zwischen den einzelnen ‚Inseln’ darstellten. Schnell war er über der Metropole geflogen und hielt kurz Ausschau nach einem besonderen Bauwerk, nämlich dem Silberturm. Dies war einer der hiesigen Bibliotheken der Heimstatt der Engel. Ein regelrechtes Kunstwerk von Architektur. Mit seinen guten Augen fand er es schließlich und landete vor dessen Toren. Seine Krallen klackten laut auf dem Boden des Ortes mit dem vielen Wissen und Geschichten der Vergangenheit als er dieses betrat. Die anderen Besucher schauten teilweise auf, wer die Ruhe „störte“. Sie staunten teilweise nicht schlecht als sie sahen, was hier hereingekommen war. Es war ein ihnen eher unbekanntes und vom Aussehen her kriegerisches Wesen, dachten die Leute zumindest als sie die große Narbe an seinem Rücken sahen. Was wollte es hier? Auf der Suche nach seinem besten Freund lief der weißblonde Mann zwischen den vielen mehrstöckigen Bücherregalen. Viele der Wälzer waren sehr alt und noch viel wertvoller. Nach einer Weile fand der Leutnant Rhejan lesend auf einer Fensterbank sitzen. „Hätt‘ ich mir gleich denken können, dass du hier sitzt“, sprach er und sein ehemaliger Kamerad blickte, wegen der rauen und dunkleren Stimme, vom Buch auf. Der silberhaarige Engel betrachtete seinen besten Freund, welcher vor ihm stand. In seiner Sylph-Form war er noch ein ganzes Stück größer als er es ohnehin schon war. Der Oberkörper war mit weißem Fell bedeckt nur das Gesicht war frei. Auf den Wangen waren zwei gewellte Streifen und ab der Hüfte war er von einem bräunlichen, leicht dickeren Fell bedeckt. Die Flügel waren ebenfalls groß und von der Farbe schneeweiß. Jedoch hatten sie hell- und dunkelbraune Sprenkel. Seine Schwanzfedern waren ebenfalls von bräunlicher Farbe, hatten jedoch vereinzelt weißblonde Spitzen. „Du... bist ein bisschen spät dran, mein Freund...“, fragend zog der Bibliothekar eine Augenbraue hoch. /Und in deiner Sylph-Form.../, aber den Gedanken sprach er nicht aus. Je weniger wussten, dass dieses Wesen Helan war, desto besser. „Ich weiß... Durch das Training mit Rae und dem Fliegen hab‘ ich das komplett vergessen“, etwas verlegen kratzte sich der Leutnant am Hinterkopf und sah betreten zu Boden. Training? Nun das erklärte das leicht versengte Fell auf dem Oberkörper. Der Bibliothekar kannte den Windelementar lang genug um zu wissen, dass er das Fliegen über alles liebte. „Solang das nicht allzu oft vorkommt... Hjel“, ein verschmitztes Grinsen zierte das Gesicht des Jüngeren. In solchen Fällen nutzte der Silberhaarige die Aussprache im Ventus, die Sprache des Windes. „Danke, dass du mir das nicht übelnimmst“, sprach der Weißblonde. Einige Besucher sahen neugierig zu den Freunden. Auch eine junge Frau schaute zu den beiden, wenn auch weitaus unauffälliger. Sie betrachtete das große Wesen für eine kleine Weile. Das weiße an seinem Körper... war das Fell? Und was war er für ein Wesen? Jemanden wie ihn hatte sie bisher noch nie in der Weißen Stadt gesehen. Helan spürte die Blicke der anderen Anwesenden auf sich und hörte auch teils das Genuschelte. Es... war ihm etwas unangenehm, aber da war er auch selbst schuld. Warum schneite er auch in seiner Sylph-Form in die Bibliothek. Zur gleichen Zeit sah Lepha zu der seltsamen Kreatur, die sich mit Rhejan - einem jungen Bibliothekar des Silberturms - zu unterhalten schien. //Solange er für niemanden eine Gefahr darstellt...//, dachte sich Lepha und widmete sich wieder ihrem Buch zu. Das Getuschel über diesen sonderbaren Besucher blieb allerdings auch ihr nicht erspart. Brummend klappte sie das Buch zu und stand auf. Sie trug das Buch aus, welches sie mitnahm und ging dann wortlos aus der Bibliothek hinaus. Wenn sie wegen dieses Dings nicht einmal in Ruhe lesen konnte, musste sie von hier verschwinden. Das machte sie nur für einen Augenblick lang wütend, aber ihm vorwerfen es hatte dort nichts verloren wäre ebenso falsch gewesen. Und Ärger wollte sie sich nicht unnötig machen und schon gar nicht wegen dieser Kreatur. Als ihr Rücken Silberturm zugewandt war, breitete sie ihre Schwingen aus und mit einem beherzten Sprung schwang sie sich in die Lüfte. Sie beeilte sich nicht und sie hatte auch kein besonderes Ziel vor Augen. Nun ja vielleicht doch, denn sie flog in Richtung der Grenze der Stadt in Richtung der goldfarbenen Klippen des Himmels. Ein ruhiges Fleckchen, wo sich der Engel auch aufhielt, um alleine sein zu können. Dann landete sie auf den weichen Rasen und setzte sich auf einen Felsen. //Zumindest hier kann ich in Ruhe lesen//, sagte sie zu sich selbst und klappte wieder die Seite auf, die sie lesen wollte, //und denk jetzt nicht wieder über dieses Ding noch über Tod nach.// Das sagte sich so einfach. Ihr Blick haftete an den Worten im Buch und angestrengt konzentrierte sie sich das Geschriebene zu verarbeiten, aber sie konnte nicht. Ihre Gedanken kreisten immer und immer wieder auf die Kreatur in Silberturm und manchmal auch beim Reiter. „Ach verflucht...“, seufzte sie und wieder schloss sie das Buch in ihrer Hand und legte es weg. „Eine Ablenkung würde mir guttun.“ Und das hieß auf zur Höllenwache... Währenddessen machten sich im Silberturm die zwei jungen Männer bereit ihre „Arbeit“ aufzunehmen. „Wollen wir anfangen?“, fragte Rhejan und deutete auf die wirklich dicken Bücher. Er hatte zwar dank Azraels Hilfe einige an ihre Plätze gebracht, aber die wirklich schweren Wälzer wollte der Bibliothekar dem Todesengel nicht zumuten. „Ja, hab‘ dich lang genug warten lassen“, war die Antwort des großen Wesen. Das Buch wurde in das Regal verstaut bevor die zwei Männer zu dem großen Tisch gingen auf welchem sehr viele alte Werke lagen. „Sie hat dich ordentlich rangenommen, wenn mir dein Fell so betrachte“, sprach der Silberhaarige aus dem Augenwinkel. Die Brandspuren waren nicht zu übersehen, wenn man wusste, dass es welche waren. „Du ahnst gar nicht wie... Ich spüre schon die blauen Flecken, die sich grade bilden...“, grinste Helan schief als er die schweren Folianten nahm. Zusammen gingen sie jedes Regal ab. Teilweise mussten die beiden Männer zu den Fächern hochfliegen. Vorsichtig nahm der Robenträger das nächste Buch von dem Stapel und sortierte es ein. Der Engel strich sorgsam über den abgenutzten Buchrücken. „Das werde ich wohl bald restaurieren lassen müssen...“, murmelte der junge Bibliothekar. „Sicher? Das sieht doch noch gut aus“, fragte der Windelementar. „Mag sein. Aber wenn du genau hinsiehst“, mit dem Zeigefinger tippte er auf die hellen Stellen des Einbands, „sind da schon die ersten Fransen zu sehen.“ Wenn es um Bücher ging, dann war Rhejan ziemlich akribisch. Da konnte ihm keiner was vormachen. Immer wiedermal wurden die zwei bei der Arbeit unterbrochen. Der Silberhaarige wurde häufig angesprochen, da einige Besucher Bücher suchten und nicht fanden. Manche schenkten seinem Freund schwer zu deutende Blicke, die Helan so gut wie es ging ignorierte. Nach knapp zwei Stunden machten sie eine kleine Pause und setzten sich an einen freien Tisch. „Müsstest du die nicht mal alle durchgelesen haben?“, wollte der Weißblonde spaßeshalber wissen, mit der krallenbesetzten Hand auf die gefüllten Regale deutend. „Nicht mal ansatzweise ein Viertel“, lachte der Jüngere bei dieser Frage. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)