Darksiders von Askar ================================================================================ Kapitel 1: Die Suche -------------------- Des Welten Himmel Gold gefärbt. Die Landschaft schier ins Unendliche reichend. Dieser Ort war voller Wunder und Geheimnisse. Und dieser Ort schien von er Vergangenheit gezeichnet: Ödlicht. Ein kleiner Ort im himmlischen Reich weit weg von der Weißen Stadt. Und dort, wo einst etwas Dunkles heimsuchte, begannen Engel und Erschaffer diesen Ort wiederaufzubauen. Doch jenseits von jenem war ein Ort, welches das Schicksal dieser Welt besiegelte. Eine riesige, schwebende Plattform, zur Hälfte zerstört und unter ihr die gähnende Leere des Nichts. Kräftige Flügelschläge eines mächtigen Vogels durchbrachen die Stille des Himmels. Ein lautes Schrillen übertönte dies. Mit einem gewaltigen Knall landete das Tier auf jener halb zerfallenen Plattform. Knurrend und aufplusternd begutachtete das Geschöpf, welches sich als Greif entpuppte, die Umgebung. Seine Panzerung, welches ihm umgeschnallt wurde, leuchtete in hellsten und edelsten Farben. Das Sonnenlicht lies das graue Gefieder samt Fell wie reines Silber glitzern. Einzig seine schwarzen Augen und sein dunkler Schnabel waren matt wie immer. Und ein weiteres Knurren kam aus dem Greif heraus. „Vilvi“, sprach eine weibliche Stimme zu ihrem Gefährten. Die Stimme klar und rein, ja fast schon betörend beruhigte sie den Greif und legte ihre gepanzerte Hand behutsam auf den weichen Hals. „Wir sind da. Dort wurde es zuletzt gesehen...“. Sie atmete leise ein und schlussendlich aus. Dann sprang sie mit einem Satz hinunter und stand nun selbst auf der Plattform. Sie war mit einer Rüstung bekleidet, welche ebenso wie die Panzerung ihres Greifen im Licht golden schimmerte. Ihre Schwingen schmal und reinweiß. Ebenso ihre langen, weißen Haare, welche sanft im Wind wehten. Ihre hellblauen, klaren Augen blickten gebannt am Horizont. Sie blickte dann nach unten. An der Stelle, wo eine Hälfte des Bodens fehlte. „Was ist hier nur geschehen...und ich hoffe, dass sie nicht...“, sie stoppte ihre Aussage und schloss ihre Augen. Sie dachte kurz nach und kam zum Endschluss, dass es nur diese eine Möglichkeit gab. Das, wonach sie suchte, war in den Tiefen des Himmels. Kein anderer Engel wagte es sich tiefer zu fliegen. Nur die schwebenden Kontinente kannten sie, doch manche munkelten, dass unterhalb des Engelsreiches eine andere Welt gab. Doch wer glaubte schon Gerüchten. Und sie war womöglich die Erste, die dieses Gerücht als Wahrheit aufdecken würde...oder es doch nur ein Gerücht blieb... Ein lautes Krächzen erhallte den Platz nach einer Weile. Der Greif schien unruhig zu sein und blickte die hin und her wandelte Frau an, welche nachzudenken schien. „Hab keine Angst, Vilvi“, fuhr sie fort. „Ich überdenke gerade wie wir am sichersten hinunterfliegen“. Sie blickte nach unten. Eine gewaltige Wolkenmasse machte einen Blick nach unten schier unmöglich. Lage schaute sie die dichten Wolken an. Und hatte sich entschieden. Überzeugt von ihrem Tatendrang und dem Auftrag vor Augen, ging sie nun zu ihrem Reittier und stieg hinauf. Kurz bäumte sich das Tier auf. Scharrte mit seinen scharfen Krallen auf den Boden herum. "Ich weiß, aber es ist unsere Pflicht es wiederzuerlangen. Es war der Befehl des Generals, den Stab zu suchen". Kurz schloss die junge Frau de Augen und dachte über das Gespräch nach... ~Rückblick~ Das Klackern von Absätzen ertönte in der Halle des riesigen Gebäudes. Am ellenlangen Gang ragten gewaltige, massive Säulen und hielten die prunkvolle Decke. Das Gebäude selbst war weiß und golden. Mit Marmor und geradezu spiegelglatt. Zwischen den Säulen hingen goldene Banner, welches am Zentrum dieser ein Symbol eingestickt war. Das Zeichen der Höllenwache. Eine gewaltige Institution von mächtigen Engeln angeführt und sich zur Aufgabe setzte die finsteren Mächte des Bösen zu trotzen. Noch immer ertönte das Klackern und verstummte rasch. Die Person stand nun vor einem vergoldeten Tor, an dem Verzierungen und Engel eingraviert und verziert wurden. Mit einem lauten Knarzen öffnete sich langsam das massive Tor und die junge Frau schritt sogleich in den Raum. Anders als in der Halle, war dieser Raum weniger... steril. Zweifelsohne waren auch hier Gold und Weiß an Wänden und Decken zu sehen, doch die wahren Farben waren die bräunlichen Möbel, die überall im Raum standen. An jeder Wand riesige Regale mit unzähligen Büchern. Zwischen ihnen und an den Ecken Kommoden mit allerlei Artefakten und Statuetten, die stolz an ihrem Platz standen und sich von seiner edelsten Seite zeigten. Am Ende des Raumes befand sich ein riesiges Fenster, welches in der Lage war selbst die kleinsten Schatten des Raumes durch das hindurchscheinende Sonnenlicht verschwinden zu lassen. Gleich davor ein großer Schreibtisch und das dazugehörige Sitzmöbelstück, auf dem jedoch niemand Platz nahm. Stattdessen stand eine Person vor dem großen, gotisch verzierten Bogenfenster und blickte hinab an einem riesigen Platz. Die junge Frau, welche den Raum betrat, ging einige Schritt auf den Schreibtisch zu und hielt abrupt inne. Sofort stand sie stocksteif vor ihr und salutierte geschwind und diszipliniert. „Ihr habt mich rufen lassen, General?“, sprach die junge Frau. Die Angesprochene lächelte und drehte sich um. Ihre Rüstung golden schimmert und schien massiv. Ihre Haare schulterlang und reinweiß, wie es wohl bei jedem Engel üblich war. Ihre Haut bräunlich. Eine sonderbare Rune thronte auf ihrer Stirn. Anders als bei der jungen Frau waren ihre Flügel nicht schmal und weiß, sondern breit und goldfarben. Ebenso wie ihre Augen, die die Frau ansahen. „Lepha ja. Es freut mich, dass du so schnell kommen konntest“. Loona nickte. „Ich habe eine Aufgabe für dich, was wichtig für mich ist“. Nachdem sie dies sagte, seufzte sie leise und setzte sich. „Dir ist sicher bekannt, dass diese Welt einst von etwas bösem befallen war?“ „Das Verderben. Ja, Ihr habt mich darüber informiert“, erwiderte sie knapp. „In Ödlicht gab es einen Kampf, wo auch eine Waffe daran beteiligt war. Ich möchte, dass du dich dorthin machst und sie mir bringst“. Die Generälin schien sehr überzeugt von ihrem Anliegen zu sein, dass sie gar einem Rekruten mit dieser Aufgabe vertraute. „Ich mache mich sogleich auf dem Weg, sobald ich mehr über diese...Waffe erfahren habe“, sprach die junge Soldatin. Die Ältere nickte nur lächelnd. „Es ist der Stab von Arafel. Einst auf der Erde aufgefunden, fiel sie dem Zerstörer in die Hände. Doch der Himmel konnte sie mit Hilfe eines…alten Freundes...wieder an sich genommen werden und wurde von ihm, laut seinen Aussagen, nach Ödlicht gebracht. Bedauerlicherweise war der Archon geblendet und verdorben von der Macht und der Stab ging durch seinen Tod verloren“. „Ich verstehe", entgegnete die Kriegerin ihr, nachdem sie aufhorchte. „Ich mache mich dann auf-“ „Nein! Noch nicht. Hör mich weiter an!“. Lepha stoppte und blickte sie an. „Dieser Stab ist...in den Tiefen gefallen“ „In... den Tiefen?“. Die Haltung des jungen Engels versteifte ein wenig und ihr Blick schien verwirrt. „Ihr wollt...dass ich hinunter fliege. In der Hoffnung, dass diese Waffe sich dort noch immer befindet. Wir wissen nicht, ob es...“ „Ich habe es mir äußerst gut überlegt ob ich diese Aufgabe wirklich...in Erwägung ziehe. Und ich habe mir gut überlegt wer dafür geeignet wäre. Und du bist derjenige, der ich dieser gewagten Aufgabe zutraue. Es wäre keine Schande, wenn deine Suche erfolglos bliebe und ich hoffe noch immer, dass du dich dieser Sache annimmst. Ich wüsste sonst keinem, der es wagen sollte sich hinunter zu begeben...“ Schweigen. Nur ein leises, dumpfes Geräusch des Windes, was durch die Hallen heulte, machte diese bedrückende Atmosphäre nicht gerade angenehmer. „Gut. Ich werde mich der Sache annehmen“. Der General lächelte leicht. Sie hatte die Aufgabe wirklich angenommen. „Ich überlasse dir die Zeit, die du benötigst. Ich möchte dich dieses Mal nicht drängen. Ich weiß selbst genau wie gefährlich das sein kann. Und wir wissen nicht was sich unten befindet. Viel Glück, Pilotin“. Lepha salutierte und der General machte es ihr gleich. So wandte sie sich um und ging zurück zum Tor ihrer Aufgabe nachgehend... ~Rückblick-Ende~ Die blauen Augen Lephas wurden geöffnet. Sie blieb ruhig und gefasst. „Vilvi. Mach dich bereit.“ Das Tier stand nun vor dem Abgrund. Leises krächzen entwich ihm und blickte nach unten. „Los!“. Die Schwingen des Tieres geweitet und mit einem Satz sprang es in die Luft. Sekunden danach schoss es hinein in die Wolken. Die Suche hatte nun begonnen... Kapitel 2: Zwei Kontrahenten ---------------------------- Fernab des Himmelreiches... Eine große weiße Gestalt mit riesigen Schwingen stand einer großen schwarzen, geflügelten Echse gegenüber, welche beinahe freudig mit den Krallen auf den Boden scharrte. Ein markerschütterndes Brüllen verließ das Maul des riesigen Tieres. Mit einer Geschwindigkeit, die man dieser Kreatur nicht zu traute, griff es sein Gegenüber an. Das weiße Wesen wich dem Angriff des Reptils aus und startete gleich den Gegenangriff mit einer kaum sichtbaren Kugel. Ein Schmerzensbrüllen ertönte über das gesamte Gelände als diese Kugel ihr Ziel traf. Mit einem Blick, den nur ein Drache beherrschen konnte, sah es den Kontrahenten an und bleckte die Zähne. Die weiße Gestalt wusste, dass er jetzt sehr gut aufpassen muss. Mit einem tiefen Atemzug holte die Echse Luft und spie wenige Sekunden danach ein Inferno des Feuers. Der Angegriffene sprang, so schnell er konnte, zur Seite. Als der Geflügelte seinen Blick auf die Stelle richtete, wo er selbst stand, musste er innerlich schlucken. Der Boden war nicht nur schwarz, es war regelrecht verkohlt und an einigen Stellen leckten noch kleine Flammen. Dieser Angriff war ein Todesurteil. Als sein Blick den des Drachens kreuzte, sah er eine gewisse Belustigung darin. Die Echse brüllte kurz vor Ungeduld und scharrte mit den Krallen auf den Boden. Ein Zeichen für den Krieger aufzustehen und weiter zu machen. Mit seinen Schwingen erhob sich die weiße Gestalt in die Luft und sein Gegner tat es ihm gleich. Die beiden Kontrahenten setzten ihren Kampf also in der Luft fort. Es war beinahe wie Tanz. Während der eine angriff, wich der andere aus und versuchte stattdessen seinerseits ein Treffer zu landen. Der Drache spie eine lange Flamme in die Richtung seines Gegners, welcher geradeso noch ausweichen konnte. Sein Kontra war ein riesiger Tornado, den er mit kräftigen Flügelschlägen erschuf. Die Echse geriet ins straucheln als der Wirbelsturm sie traf und musste notgedrungen landen. Ein wütendes Brüllen entfuhr dem Maul der riesigen Bestie. Der Geflügelte landete ebenfalls. Er brauchte einen kleinen Augenblick um Luft zu holen. Und das war sein Fehler. Dem Krieger blieb nicht einmal eine Sekunde zum Schreien als der Drache auf ihn zu stürmte und ihn mit den Krallen an den Schultern packte, um ihn regelrecht in die Höhe zu zerren. Dann drehte sich das Reptil mehrmals mit ihm im Kreis und flog anschließend mit hoher Geschwindigkeit auf den Boden zu. Kurz vor dem Zusammenprall warf das geschuppte Tier seinen Kontrahenten zu Boden. Es wirbelte sich eine riesige Staubwolke auf. Nach einigen Sekunden verzog sich diese und gab den Gewinner dieses Kampfes frei... Geschlagen. Dieses eine Wort hallte in seinem Kopf, während er auf dem Rücken lag. Aber es war ein guter Kampf… Trainingskampf. Langsam setzte der Geflügelte sich auf und hob den Blick. „Zu wievieltem Mal habe ich jetzt verloren?“, fragte der Krieger die vor ihm stehende Echse. ~Weiß nicht. Ich hab‘ nach 87 Kämpfen aufgehört zu zählen~, antwortete sie und senkte ihren Kopf damit er sich an eines der Hörner hochziehen konnte. Ein lautes Klatschen ließ die Zwei herumfahren und sahen einen Bären von einem Mann, welcher eine schwere Rüstung und auf dem Rücken eine große Streitaxt trug. ~Was machst du denn hier, Ursa?~, wollte die Riesenechse wissen. „Nach sehen wer die Landschaft malträtiert...“, brummte der Gefragte und verschränkte die Arme vor der Brust. Beide blickten den Neuankömmling fragend an. „Was meinst du mit Land-“, stockte der weiße Krieger mitten im Satz und sah sich um. Die Landschaft glich beinahe einem kleinen Schlachtfeld. Brandspuren, Krallenabdrücke, Schneisen im felsigen Boden. ~Da… haben wir wohl ganze Arbeit geleistet~, sprach die Echse und schaute sich ebenfalls um. „Ihr beiden Vollhosen veranstaltet mehr Chaos als irgendjemand sonst...“, grummelte der eindeutig Ältere. ~Hey! Wir haben nur trainiert. Da passiert so was nun mal~, rechtfertigte sich das Reptil. „Man muss es trotzdem nicht gleich übertreiben, Mädchen!“, wies Ursa die geflügelte Echse zurecht. Helan hielt sich aus der Diskussion raus. Er wusste sobald die beiden einmal diskutierten, hörten sie nicht so schnell wieder auf. Mit einem leichten Kopfschütteln ging der junge Mann zu einem halbwegs unbeschädigten Felsen und setzte sich auf ihn. Jetzt merkte er langsam die Schmerzen, welche durch das Adrenalin die ganze Zeit unterdrückt wurden und besah sich seine Verletzungen. Es gab einige Schrammen, leicht angekokeltes Fell und noch nicht sichtbare blaue Flecken. Nichts Schlimmes befand er für sich selbst und schaute zu den anderen beiden, die sich noch immer in den Haaren bzw. Schuppen lagen. Die verbale Auseinandersetzung ging in die gefühlte 100. Runde. Mit einem leichten Schmunzeln beobachtete der junge Mann das Theater und unterdrückte nur mit Mühe ein Kichern. Nach zwanzig Minuten konnte sich der weiße Krieger nicht mehr zurückhalten und fing lauthals an zu Lachen. „Ihr beiden seid wirklich wie Vater und Tochter!“, brachte Helan vor. Die beiden Streithähne sahen ihn kurz verwirrt an, stimmten aber dann in sein Lachen mit ein. Nach einer kleinen Weile beruhigte sich das Trio. „Sag mal, Junge...“, begann Ursa zu sprechen und der junge Krieger sah in dessen verbliebenen Auge, „habt ihr sehr starke Kämpfer in euren Reihen?“ Nun blickte Helan den Älteren überrascht an. „Äh... Ja, so einige. Warum fragst du?“, brachte dieser leicht verdattert von sich. Mit so einer Frage hatte der Sylph nicht gerechnet. „Perfekt“, grinste der Bär und klatschte in seine prankengroßen Hände. „Die hier herumlungernden, halbstarken Bälger verstehen nichts von einem richtigen Kampf. Und wenn, dann schaffen sie es noch nicht einmal als Gruppe gegen mich was auszurichten. Von den hinterhältigen Angriffen ganz zu schweigen. Ich brauche Herausforderungen um bei Kräften zu bleiben“, beantwortete der Krieger. Der junge Mann wusste was gemeinte war. Einmal hatte er den Älteren bei einem Kampf gegen einige dämonische Soldaten aus der Ferne gesehen. Die Gegner setzten selbstgebaute Rauchbomben ein und griffen den Einäugigen dann zu dritt an. Als dieser das bemerkte, wurde er sehr wütend. So wütend, dass er sich in seine Tierform verwandelte und dann kurzen Prozess mit denen machte... Zu seiner Verteidigung war der junge Mann auf dem Weg zu Rae gewesen als er den Kampf bemerkte. ~Sollte es hier nicht in der Umgebung den ein oder anderen Krieger geben?~, fragte das Weibchen, welche die ganze Zeit geschwiegen hatte und holte damit den jungen Krieger aus den Gedanken. „Dann nenn mir mal einen, Rae. Ich weiß nämlich keinen auf Anhieb“, antwortete Ursa und sah diese an. Die Drachin überlegte kurz und schüttelte dann verneinend den Kopf. ~Mir fällt spontan keiner ein...~ „Hab ich mir schon gedacht...“, grummelte Ursa und dachte kurz nach. „Hmm... Vielleicht sollte ich mal‘nen Reiter herausfordern...“, sprach er dann seinen Gedanken aus. ~Einen Reiter...~, wiederholte die Feuerelementarin langsam das Ende vom Gesagten. „Herausfordern?“, beendete Helan den Satz und die beiden Jüngeren sahen sich an. Einige Augenblicke später realisierten die Zwei was der Erdelementar von sich geben hatte. ~BIST DU NOCH GANZ DICHT, SKJAREEVE?!~, donnerte Rae. „Das ist nicht wirklich dein Ernst?“, fragte der Weißblonde ungläubig. „Warum denn nicht? Einer von denen wird schon Langeweile schieben“, antwortete der Bären-Guardia mit einem Grinsen. „Gegen eine kleine Prügelei bin ich nicht abgeneigt und es weckt den Sportsgeist “, lachte er und die beiden anderen sagten gar nichts mehr dazu. Nach dieser Ankündigung ging der gewaltige Krieger seines Weges. Die beiden Jüngeren sahen ihm nach. „Er... meinte das nicht wirklich ernst... oder?“, sprach Helan und warf seiner besten Freundin einen fragenden Blick zu. ~Ich befürchte doch...~, seufzte Rae und eine kleine Resignationsflamme entfuhr ihrem Maul. Sie kannte Ursa gut genug um zu wissen, dass er sich von nichts und niemanden aufhalten lassen würde. Noch nicht mal von ihr, seiner... Ziehtochter. ~Hoffen und beten wir einfach, dass er’s nicht übertreibt. Dämlicher Bettvorleger...~, gab das personifizierte Feuer von sich. Helan lief zum Rand des Plateaus und sah sich um. Diese Welt hier war anders. Hier gab es viele Wälder und Seen. Auch gab es verschiedene Tiere. Der junge Krieger erinnerte sich daran wie er einem Tier begegnete, welches er gar nicht kannte. Es war durch seine vier langen Beine groß und hatte ein braunes Fell. Auf dem Kopf besaß das Tier seltsam geformte Hörner. Bei seinem nächsten Besuch hatte er Rae davon erzählt. Sie nannte die Kreatur einen ‚Hirsch’ und die Hörner waren ein ‚Geweih’. Er war erstaunt gewesen als sie ihm sagte, dass diese Tiere eher selten zu sehen waren. So in Gedanken versunken, bemerkte er gar nicht wie ebenjene sich ihm von hinten näherte. ~Was hältst du von einem kleinen Rundflug?~, fragte die Drachin. Der Krieger zuckte kurz zusammen, hatte er doch glatt ihre Anwesenheit vergessen. „Äh... klar! Warum denn nicht“, antwortete der Halbsylph und lächelte. Fliegen, das war eine von zwei seiner Leidenschaften. Insbesondere in seiner Sylph-Form, in welcher er sich gerade befand. ~Gut!~, grollte die Feuerelementarin, richtete sich auf voller Größe auf und stürzte sich anschließend mit Schwung die Klippe runter. Mitten im Fall breitete die gewaltige Echse ihre Flügel aus und nahm den Aufwind mit. Ein kräftiges Brüllen erschütterte das untenliegende Tal. Der Windelementar beobachtet das Schauspiel mit einem Grinsen und ging einige Schritte vom Rand weg. Helan nahm gern etwas Anlauf bevor er sich in die Lüfte erhob genau wie jetzt. Mit einem kurzen Sprint sprang er von der Klippe, lies sich etwas fallen bevor er mit seinen großen Schwingen schlug. Rae zog einige Kreise bevor sie sah, dass der weiße Krieger zu ihr geflogen kam. ~Wurde auch Zeit!~, sprach die Drachin und sah ihr Gegenüber mit grünblauen Augen an. „Ich konnte mir deine kleine Flugeinlage doch nicht entgehen lassen“, entgegnete er dem Weibchen mit einem kleinen Lachen. „Ach du!“, murmelte die schwarze Bestie, „Lass uns endlich fliegen!!“ Mit diesen Worten und einem lautstarken Brüllen stürmte sie los. Helan setzte ihr mit einem lauten Lachen nach. Kapitel 3: Artefakt gefunden und der Silberturm ----------------------------------------------- Greif und Reiter flogen hinunter. Noch immer waren dicke Wolken zu sehen und versperrten noch weiterhin die Sicht. Was dieses Unterfangen noch gefährlicher machte. Vereinzelt kleine Inseln und Felsbrocken schwebten rauf und runter, rechts und links. Von überall kamen sie und verschwanden sogleich. Diese atemberaubenden Gebilde waren im ganzen Himmel verbreitet. Und auf jenen lebten die Engel. Doch so beeindruckend sie auch seien, so sind sie gerade jetzt und in den Wolken versteckt eine äußerst tödliche Gefahr. Diese...Wolkenwelt glich momentan an einem himmlischen Minenfeld. Zu jeder Zeit und jetzt sofort würde Loona mit ihrem Greif geradewegs gegen eines der Felsen kollidieren. Viele Male mussten sie langsamer fliegen. Dem ein oder anderen vorbeiziehenden Felsen ausgewichen und dennoch so riskant diese Aufgabe war, umso größer war die Neugier des jungen Engels gewachsen. Sie war schon so weit gekommen und wollte einfach nicht zurück. Einen Moment ihrer Unachtsamkeit flog plötzlich ein großer Felsen direkt vor ihnen. "VILVI VORSICHT!!", schrie sie. Ein lautes Kreischen kam aus dem Vogel heraus und mit einer scharfen Linkskurve verhinderte es knapp eine Katastrophe. Einzig die riesigen Schwungfedern des rechten Flügels streiften die Kanten des felsigen Gebildes. Sogleich flog ein zweiter, ein wenig kleinerer Felsen ihnen entgegen. Dieses Mal jedoch wurde dieser gesehen und beide setzten zur Landung an. Vilvi war noch sehr aufgeregt von der Situation, die böse geendet hätte. Loona war ebenso erschrocken wie ihr gefiederter Freund und atmete ein und aus. "Das war verdammt knapp…", seufzte sie. Sie schaute noch nach oben und blickte auf jenen Felsen, den sie vor sich hatten. Sie sah zu wie dieses unheimlich wirkende Ding langsam und lautlos in die massive Wolkenwand verschwand. "Es ist so...beklemmend". Sie schweifte ihren Blick und sah wie gigantische Schatten mit dröhnendem Geheul an ihnen vorbeizog. "Sogar sehr beängstigend. Dieser Ort...wirkt so unwirklich und doch ist sie erschreckend real". Sie legte ihre linke Hand auf den Hals des Tieres, um es so beruhigen zu können. Nach einer kurzen Zeit war dies auch gelungen. Noch weiter verharrten sie auf der kleinen Insel, ehe sie sich entschließen ihre Reise fortzusetzen. Sie flogen weiter hinunter und noch immer waren die Wolken mauerdick. Ob das je ein Ende finden wird? Doch plötzlich öffnete sich eine kleine Lücke und aus diesem schien Licht hindurch zu scheinen. "Das ist es! Wir haben es fast geschafft!". Sogleich manövrierte Loona ihren Greif in diese Lücke und schoss hindurch. Hinein ins Licht. Aus der Wolkenwand hinaus. Das Licht blendete sie, obgleich das sehr unüblich war. Als Engel war sie die grellen Strahlen gewohnt, doch durch das stundenlange Fliegen durch die Wolken wurde ihre Augen etwas überfordert. Nach einem kurzen Blinzeln öffnete sie langsam ihre Augen...und konnte nicht glauben was sie sah... Dieser Ort... war schier endlos. Tatsächlich gab es eine Welt jenseits der dicken Wolkendecken. Unter den himmlischen Landen gab es eine weitere Welt. Jetzt begriff Loona, dass der Himmel unterteilt war. auf dieser "irdischen" Welt erblickte man Wälder, dessen Kronen aus herbstfarbenen Blättern bestanden und von weitem wie ein endloser See aus purem Gold auszuschauen schien. Weit, weit am Horizont waren gigantische Berge, die im Sonnenlicht fast zu verschwinden begannen. Und gigantische Lichtsäulen durchbrachen die Wolkendecke und erhellten diesen Ort in ein einzigartiges Licht, dass kein Engel es je zu träumen vermochte! „Unglaublich...“, sprach die Weißhaarige leise. „Wir leben schon...seit Äonen auf unserer Welt und wir konnten uns nicht im Entferntesten vorstellen, dass es hier unten...auch eine Welt gibt!“. Sie lächelte. So etwas Unglaubliches würde sie niemals wieder vergessen „Hach, ein Jammer...“, fuhr sie fort, „ ... dass ich meine Utensilien nicht dabeihabe. Ich würde diesen Ort nur zu gerne malen. Nun gut sobald ich den Stab gefunden habe, fliege ich erneut hinunter“. Diese Aussage kam überraschend. Lepha schien auf den ersten Blick ein sehr ernster und gewissenhafter Krieger sein, doch in ihr schlummerte eine Künstlerseele. Sie malte mit großer Freude und zur Entspannung des sonst so harten Dienstes bei der Höllenwache. Vilvi gurrte nur etwas und kratzte sich am Ohr. „Hmhmhm du wirst mich begleiten, mein Großer“. Ein erneutes Gurren kam aus dem Vogel. Gefolgt von einem Schnauben. Kurz kraulte die Kriegerin ihren gefiederten Freund am Hals „Los. Finden wir den Stab. Er muss hier irgendwo in der Nähe sein“. Nach dem Gesagten trieb sie Vilvi an noch weiter hinunterzufliegen. Unter ihnen war ein Wald. Es dürfte also schwierig werden dort irgendwo landen zu können, doch das hinderte den Engel nicht dazu nach einer Lösung des kleinen Problems zu suchen. Während sie hinunter glitten, schweifte sie ab. Sie bemerkte riesige Krater an vereinzelnden Plätzen. „Das mussten Kontinente und Inseln gewesen sein, die... aus dem Boden herausgerissen wurden. Etwas Gewaltiges ist an diesem Ort. Wahnsinn.“ Was es auch immer gab, diese Welt steckt voller Zauber und Mächte, die so gewaltig waren, dass sie erschreckend und ehrwürdig zugleich waren. Wenige Augenblicke danach kreischte Vilvi und landete an einem bemoosten Felsvorsprung. „So...“, sprach Lehpa. „Dann schauen wir uns mal hier um.“ Sie streckte ihren rechten Arm aus und lies eine goldene Lanze erscheinen. Diese Welt mochte zwar noch so atemberaubend sein, doch überall gab es Gefahren und etwas Böses. Und der Engel dachte nicht daran schon so schnell zum Quell zu gelangen... Sträucher, Ranken, Baumstämme, die umgeknickt am Boden lagen. Überall wo die junge Frau hin trottete, sah sie verwachsene Orte, die einem beim Wandern behinderten. Manchmal hing sie sogar mit ihren schneeweißen Schwingen an den Pflanzen fest, sodass sie anfingen zerzaust auszusehen. Ein Schnauben und Seufzen kamen aus ihr heraus. Vilvi blieb weiterhin an Ort und Stelle. Bei seiner Größe hätte er niemals durch diese dichte Bewaldung gepasst. Stattdessen richtete er seine scharfen Blicke über die goldbraunen Kronen der Bäume auf der Suche nach einer möglichen Gefahr für seine Herrin. Lepha ging weiter langsamen Schrittes voran. Sie hatte die Vermutung, dass der Stab von Arafel hier ganz in ihrer Nähe sei. „Irgendwo hier in diesem Gebiet muss er sein“, flüsterte sie und schaute sich um. Einige der goldenen Blätter zerschnitten, um so weiterzugehen. Sie erreichte dann einen Hang. Von dort aus hatte sie wieder einen Überblick auf den Bereich. Sie schweifte ihren Blick und bemerkte etwas merkwürdig Schimmerndes am Horizont. Es war selbst für normale Verhältnisse im Himmelsreich sonderbar und machte sich bereit dorthin zu fliegen. So spreizte sie ihre Schwingen aus und mit einem Satz sprang sie in die Höhe und glitt rasch über den Platz hinweg. Wenige Augenblicke danach landete sie auf einem kleinen, vom braunen Moos bewachsenen Hügel. Sie bemerkte beiläufig, dass kleine weiße Fusseln um sie herumschwebten. Sie glichen Pollen, die über alle Winde verstreut flogen. Das Glühen war intensiver je näher sie sich diesem zuwandte...und erreichte die Quelle. „Beim Namen des Nichts...“. Sie stockte kurz. Ihr bot sich ein beklemmender Anblick. Sie betrachtete die glänzenden Überreste von jenen, der die Quelle des Ödlichts war. „Der Archon...“. Sein Leichnam war teils unter seinem Mantel verhüllt und doch dring ein Teil kränklichen Lichts hindurch. Schwarze, vertrocknete Ranken schlangen seinen Körper. Flügel, die keines Engels waren sondern von einer Krankheit befallen, lagen tot auf dem Boden. „Uriel hatte wirklich Recht. Das Verderben fiel dem Himmel anheim und befall den Archon“. Der junge Engel sah noch etwas. Eine tiefe, sehr tiefe Schnittwunde durchzog den gesamten Körper samt der zerschlissenen, verwitterten Robe. Sie verengte die Augen und spannte ihren Körper an. Die junge Frau kannte dieses Werk nur zu gut. Nur einer hatte in dieser schweren Stunde den korrumpierten Archon herausgefordert...und gewann den Kampf. Sie vermochte es nicht seinen Namen Preis zu geben. Je länger sie den Leichnam ansah, umso finsterer wurden sie und ihre Gedanken an die Person. Sie schüttelte dann den Kopf und konzentrierte sich auf ihre Mission. „Der Archon fiel mit dem Stab hinab in die Tiefe...doch wo ist er?“, fragte sie sich und schaute sich um. Weit konnte er nicht sein. Wo war der Stab von Arafel. Weiße und goldene Pollen flogen sanft um Lepha und um den Platz herum, während sie weiter nachdachte und schaute sich um. „Hmm...“, murrte die Speerkämpferin. „Es kann doch nicht so schwer sein einen Stab zu finden“. Die hügeligen Blumenwiesen sahen beachtlich aus, hinderten den Engel jedoch ein liegendes Objekt ausfindig zu machen. Sie schaute sich erneut den Leichnam des Archons an. „Hier fiel er hinunter. Er hatte aber seinen Stab bei sich...wo könnte er also...“. Sie wollte zu Ende sprechen, doch wurde ihr linkes Auge von etwas geblendet. Sie hielt sich ihre Hand vor das Auge und schaute zur Quelle. Weit dahinter funkelte etwas. Wenn das nicht der Stab war, würde sie sich die Federn aus ihren Flügeln rupfen. Schnurstracks ging sie zur Lichtquelle und tatsächlich. Dort, auf einer Wiese, lag der Stab. Und schien unversehrt. Sie bemerkte auch, dass ebenfalls dunkle, verkrustete Ranken lagen tot um den Stab herum. „Hier steckst du“, lächelte sie und nahm den Stab behutsam an sich. Sie spürte sofort, dass aus dem Stab eine ungeheure Macht hervorging. Einige Augenblicke lang war sie gefesselt von der Kraft, dass sie ihn beinahe fallen ließ, war jedoch gefasst genug, um ihn zu halten. „Bringen wir dich nach Hause“. Sie wandte sich um und pfiff laut. Ein lauter Schrei vernahm sie und erblickte ihren treuen Freund am Horizont. Mit einem lauten Knall landete der Greif wenige Schritte entfernt vor der jungen Kriegerin und stapfte langsam auf sie zu. Lepha fuhr mit ihrer Hand über seinen dunklen Schnabel hinweg. „Fliegen wir zurück. Ich habe den Stab gefunden. Es wird Zeit zu gehen.“ Sie setzte sich dann auf, ließ ihre Lanze verschwinden und befestigte den Stab vor sich am Sattel. „Vilvi. Flieg!“, befahl sie ihrem gefiederten Gefährten und mit einem kräftigen Schlag der Schwingen erhob sich das Tier in die Lüfte. Immer höher und weiter, der Boden immer weiter entfernt. Er durchbrach sodann die Wolkendecke und beide waren nicht mehr zu sehen. Ein langer, steiler Flug lag nun hinter ihnen. Vilvi durchstieß erneut mit raschem Wind die Wolkendecke und flog nun über sie. Loona war nun wieder in ihrer Welt. Riesige, schwebende Kontinente, die geradezu auf den Wolken zu schwimmen schien. Auf ihnen waren Gebilde kolossalen Ausmaßes errichtet und ragten majestätisch gen Himmel. Stab und Sattel fest im Griff flog sie mit ihrem Greif weiter. Passierte kleinere Kontinente und Türme und sah schon am Horizont ein Licht, dass niemand zu träumen vermochte. Eine Stadt war zu sehen. So strahlend, dass jeder, der es erblickte, seinem Zauber erlag. "Wir sind fast da", sprach sie mit einem Lächeln und flog schneller. Sie näherte sich der weißen Stadt, so wie sie von den Engeln und anderen Kreaturen der Welten genannt wurde, und erblickte ein gewaltiges Tor. Es war ein gewaltiges und mächtiges Konstrukt und für sie kein Hindernis. Wesen, die der Erde gebunden war, mussten durch dieses Gebilde hindurch, wenn sie die Stadt betreten wollten. So flog sie an dieses vorbei. Nach dem sie rasch viele Gebäude und Türme überflog, näherte sie sich einem riesigen Plateau. Das hiesige Gelände der Höllenwache. Eine mächtige Streitkraft mit den tapfersten und besten Kriegerengeln kämpften, trainierten und bereiteten sich darauf vor die Legionen der Hölle zu vernichten. Loona hörte einen hallenden Klang. Ein Zeichen ihrer Rückkehr. Da das riesige Gelände in unterschiedliche Einheiten geteilt war, flog sie auf jenen zu, der sie angehörte. Der Platz der Piloten. Ein lautes Krächzen kam aus dem Ortho und setzte zur Landung an. Alle Engel machten für sie Platz und mit einem lauten Knall stand das gewaltige Tier fest auf den Boden. „Willkommen zurück“, sprach eine ihr bekannte Stimme mit ihr. Sie stieg rasch von Vilvi ab und salutierte vor dem Engel. „Hauptmann Reva. Ja das bin ich. Der Auftrag, den ich vom General erhielt, wurde erfolgreich beendet.“ „Das ist wunderbar! Ich denke mir, dass du sie jetzt aufsuchen willst. Bringe deinen Ortho zu den Stallungen und melde dich unverzüglich beim General, Pilotin“. Ein erneutes Salutieren folgte und rief einen Engel herbei, den sie ihren Greif anvertraute. Dieser machte sich sogleich auf den Weg und brachte Vilvi zu den Stallungen. Loona hielt den Stab von Arafel in Händen und begutachtete es. Doch dann marschierte sie selbstsicher und entschlossen auf das riesige Hauptgebäude zu, wo sich Uriel derzeit befand. „Der Stab! Du hast ihn tatsächlich gefunden!“, wurde die Pikenierin sogleich von ihrer obersten Vorgesetzten begrüßt. „So wenig Vertrauen, General?“ Uriel hielte kurz inne, dann lächelte sie knapp. „Du hast der Höllenwache und dem Himmel einen großen Dienst erwiesen.“ Sie sprach während sie den Stab in Händen hielt. „Es ist so lange her...seit ich ihn sah. Einst in drei Teile zerbrochen, stärkten die Bruchstücke den Zerstörer...und doch war es ausgerechnet ein Reiter, der sie wieder vereinte und sie von der Welt fortbrachte.“ Reiter. Das Wort hallte in Lephas Ohr wie ein unerträglicher Laut. Nur einen Augenblick verfinsterte sich ihr Blick, doch riss sie sich zusammen und ließ sich ihren Zorn nicht anmerken. „Oh...“, Uriel entdeckte kleine, trockene Überreste des Verderbens. „Ich fand den Stab so und ich denke kaum, dass dieser...Wuchs... für uns noch eine Bedrohung darstellt“, antwortete die Kriegerin. Uriel nickte zustimmend, wollte aber dennoch sichergehen, dass das Verderben auch endgültig von der Schöpfung verschwand. „Ich werde mich darum kümmern.“ Sie legte vorsichtig den Stab beiseite und seufzte leise. Und plötzlich starrte sie das Mädchen mit großen, neugierigen Augen an. „Erzähl!“, fing sie mit Freude an zu sprechen, „Wie war es?! Erzähl mir alles was du gesehen hast!“ „Es ist unglaublich!“ die junge Frau hatte nun ebenso denselben Gemütszustand wie der General. „Sie ist so anders. So magisch! Du musst es mit eigenen Augen gesehen haben! Unter unseren Füßen...befindet sich tatsächlich eine völlig neue Welt! Ich entdeckte Berge, Wälder, Flüsse...und gigantische Krater, aus dessen Boden unsere Heimat herausbrachen und nun über den Wolken schweben... und auf denen wir leben.“ Ihre Augen strahlten regelrecht. Man spürte, wie sehr sie das Verlangen hatte, dorthin erneut zu reisen und erzählte munter weiter, was sie noch sah. „Das ist wirklich unglaublich... das müssen wir uns näher ansehen“. Lepha nickte lächelnd. „Ich sehe schon, dass du dir das erneut ansehen willst“, Uriel bemerkte den leicht vorfreudigen Blick, den die Pikenierin anwendete. „Ein wenig?“, kicherte sie nur. „Dann tu das, aber jetzt entlasse ich dich hier und geh wieder zurück zu Reva. Du hast für heute sehr viel getan und ruh dich aus. Melde dich für heute ab und geh nach Hause“. Sofort salutierte Loona und verneigte sich kurz vor ihr. „Wir sehen uns dann später... Mutter“, sprach sie dann und lächelte weiterhin. Anschließend suchte sie ihren Ausbilder auf. Nach einer kurzen Weile fand sie diesen bei seinem eigenen Ortho. Die Unterhaltung zwischen ihnen fiel recht kurz aus. „Ich verstehe. Dann weiß ich Bescheid. Gute Heimkehr, Lepha.“ Die junge Frau tat was Uriel ihr vortrug. Sie ging zu ihrem Vorgesetzten, um sich bei ihm abzumelden. Sie verneigte sich kurz vor Reva und setzte dann ihren Weg zum Haupttor fort. //Ich muss dorthin zurück. Ich muss es einfach!//. Der Gedanke, dass unter ihren Füßen, unter der ganzen Weißen Stadt ja sogar im ganzen Himmelsreich, weit jenseits der riesigen Wolkendecke und dem gähnenden Abgrund... eine andere Welt befand. Die Engel hatten sich nie die Mühe gemacht sich nur im Entferntesten daran zu denken, was unter den Kontinenten vielleicht verborgen sei. Die Engel dachten nur, dass dort nichts sei. Dass die Welt eine Leere war und das einzige Leben oberhalb der Wolkenmeere war. Weiße Stadt, Silberwall, Ödlicht. Alles Orte und Ländereien des Himmels, die auf riesigen schwebenden Inseln existierten. Und das war auch alles was sie wissen konnten... oder wollten. Ihre Gedanken wurden je unterbrochen als sie ein Tumult am Platz auf der Wache belauschte. Sie war neugierig und zugleich verwirrt was da vor sich ging. Sie sah zu einer kleinen Gruppe, die sich bildete. Im Zentrum stand ein großer Engel, dessen Haltung eine deutliche Sprache las. Ein langes Schwert hielt er mit seiner rechten Hand. Die Klinge war mit Blut beschmiert und der Blick des Engels glich fast dem eines Dämons. Sein Haar dunkel und silberstrahlend, die Spitzen leicht gefranst. Und die Augen... sie stachen heraus wie zwei bedrohliche Lichtpunkte in der puren Dunkelheit. Lepha überkam ein Gefühl von Unmut und Unbehagen. Sie spürte deutlich, dass mit diesem Engel etwas nicht stimmte. Er schien aggressiv. Kämpferisch....da kannte sie einen, auf den es perfekt zutraf und wenn sie an den dachte, widerte es ihr an. Sie sah, dass dieser Engel von seinem Vorgesetzten keine Miene verzog, als dieser ihn kritisierte seinen Sparring Partner so zu verletzen. Ihm gefiel es wohl die Macht über Andere zu haben, um sich so überlegen zu fühlen. „Erbärmlicher Engel“, murmelte sie nur, „Er wird es wohl nicht mehr lernen...“ Gerade als sie gehen wollte, rannte einer der Rekruten hektisch zum Platz zu seiner kleinen Gruppe und erzählte, dass sich ein Reiter in der Weißen Stadt aufhielt. Loona erstarrte. Ihr Blick vor Schock aufgeweitet. Ein dicker Kloß war im Hals und konnte ihn einfach nicht hinunterschlucken. //Ein...Reiter//. Die Vorstellung, dass sich eines der Reiter hier aufhielt traf ihr mehr als ein Dolchstoß mitten ins Herz. Sie hielt nicht viel von ihnen. Eigentlich überhaupt nicht. Sie hasste sie. Es gab nichts, was ihre Verachtung noch mehr verdiente als die Vier. Sie hatte Geschichten gehört, dass sie Seite an Seite mit Engeln in Schlachten zogen. Man könnte meinen, dass sie Verbündete seien, doch das wäre wohl sehr leichtsinnig gewesen das zu glauben. Sie handeln nur im Namen des Rates. Einer gottlosen Institution, die die Verträge zwischen Himmel und Hölle erzwangen. Ihr Hass wurde mit einem langen Kampf mit der Neugier von dieser vertrieben und ging zu jenem Engel, der diese Nachricht behauptete. "Wer", sprach sie. Es hörte sich nicht nach einer Frage an. Eher eine Aufforderung ihr ganz schnell Antworten zu geben. Der Engel schaute in die ausdruckslosen Augen der jungen Frau. "Wen meinst d-". Er wurde jäh unterbrochen. Von Loona. Dessen Blick nun eine ganz andere Sprache sprach. Kalt. Böse. Hasserfüllt. Sie konnte sich gerade noch zurückhalten, um nicht ihren Speer zu rufen. Der junge Engel, eingeschüchtert vom unerbittlichen Starren der jungen Frau, überlegte er rasch und sprach nur einen Namen aus. „Tod...“ Lepha wandte sich ruckartig von dem Engel ab und spreizte ihre Schwingen. Mit einem Satz erhob sie sich in die Lüfte und flog zum Zentrum der weißen Stadt. Sie vermutete den Reiter dort, denn falls er beabsichtigte wichtige Persönlichkeiten oder Einrichtungen zu besuchen...so musste er durch das Zentrum schreiten. Zielstrebig näherte Loona sich immer weiter dem Ort, den sie aufzusuchen vermochte. Und landete auf eine Erhöhung. Da sah sie ihn. Ein Umhang aus kränklichem Flieder, zerrissen und verfranzt wehte er umher. Sein Haar, schwarz wie eine Rabenfeder hing schlaff an seiner breiten, blassen Schulter herab und die verzerrte Knochenmaske aus verschmutztem Weiß bedeckte sein Gesicht. Nur zwei glühende Augen blitzten durch die Maske hindurch. "Was willst du...", sprach sie leise und zu sich selbst, als sie ihn beobachtete wie er auf seinem zerfallenen und kränklich wirkenden Ross die Straße entlang ritt. Die Kriegerin war erstaunlich gefasst, vertraute sie doch dem Nephilim nicht wirklich. Und doch war der Engel klug genug, um keinen Angriff zu riskieren, denn sie wusste, dass der Reiter mit dem Namen Tod kein leichter Gegner für sie war... Lieber war sie geduldig und beobachtete das Treiben der Bruderschaft der Vier. Sollte einer von ihnen Verbrechen, egal wie schwerwiegend, begehen, so würde sie sie persönlich töten. Ein kurzer Schmerz holte sie aus den Gedanken. Unmerklich hatte Lepha ihre Nägel in die Handfläche gebohrt. Sie hatte nicht bemerkt, dass sie ihre Hand zur Faust geballt hatte.* Tod ritt voran und ignorierte die Blicke von Engeln, Erschaffern und anderen Kreaturen, die den Himmel besuchten, sei es geschäftlich oder zum reinen Vergnügen. Loona harrte immer noch auf ihrem Platz und ließ ihn ziehen. Sie wusste nicht, warum er in der Weißen Stadt zugegen war und vielleicht würde sie es eines Tages erfahren, doch ihr bleibt nichts anderes als zu warten, bis er nicht mehr in Sichtweite war. „Ich werde schon herausfinden, was du hier wolltest, fahler Reiter“, sprach sie leise und gesellte sich nun zu den Personen am Platz. Sie versuchte ihre Gedanken zu sammeln und da sie gerade am Platz war, konnte sie sich nicht nehmen sich hier umzusehen. Das ließ sie das Ereignis von eben fast vergessen und erfreute sich stattdessen an den Kostbarkeiten in den verschiedensten Läden. Die Weißhaarige war hier im Himmel eine gefürchtete Verfechterin der Höllenwache und kein unbekannter Engel. Viele bewunderten sie wegen ihrer Stärke und Tapferkeit, aber auch an ihrem eisernen Willen und den Sinn für die Kameradschaft, sich für andere aufzuopfern. So kannte man sie meistens, aber das war nur eine Seite von ihr. Sie war eine Entdeckerin, eine Forscherin. Sie wollte alles wissen, was interessant und wichtig für sie war und eines ihrer bevorzugten Orte, um zu forschen, war der Silberturm. Und da die junge Frau schon Mal in der Nähe war, konnte sie die hiesige Bibliothek auch aufsuchen. Der Silberturm. Es war nur ein kleiner Wimpernschlag für einen Engel an Orte zu gelangen, der fliegen konnte. Und das war bei Lepha nicht anders. Nicht selten überflog sie die ein oder andere alte und marode Verbindungsbrücke, die kaum noch von jemanden genutzt wurde, denn die Engel brauchen sie für gewöhnlich nicht. Die Pikenerin landete schließlich vor den goldverzierten Toren der Bibliothek, die halb geöffnet für alle Besucher den Zutritt des monumentalen Gebildes gewährte. Jeder Schritt unter ihren Stiefeln klang melodisch, wenn sie die weiß gepflasterten Marmorböden entlanglief und hallten klangvoll in den riesigen Hallen im Inneren der Bibliothek. Licht schimmerte durch die Fenster und drang die Schatten beinahe zurück. Die Architektur mag für Engelsaugen nichts Besonderes sein, doch für all die anderen Kreaturen des Schöpfers konnte sich bei diesem überwältigenden Anblick kaum satt sehen. Jeder, der kein Engel war und den Himmel besuchte, bewunderte die Bauten, die ihre Welt noch so viel mächtiger und ehrfürchtig machte, doch eigentlich waren die Engel selber keine Meister der Baukunst. Vielmehr sollte man den Erschaffern sie mit Lobpreisungen überschütten, denn sie waren diejenigen, die die Städte hier für die Engel errichteten. Lepha sah sich eifrig und neugierig um und bewunderte die Erschaffer für ihr handwerkliches Geschick, doch als sie daran dachte, musste sie wieder an Tod denken. Man munkelte schon so lange, dass der Reiter die Fähigkeiten eines Erschaffers besaß. Und sie wusste nicht, ob sie diese Gabe des Schaffens auch in den Händen eines wilden und rücksichtslosen Nephilim wissen wollte. Sie schüttelte ihre Gedanken fort und machte sich auf dem Weg zu ihrem altbekannten Platz in der Bibliothek. Jedes Mal, wenn sie die Bücher hier lesen wollte, saß sie an einer Fensterbank und direkt daneben standen - neben den reich verzierten dunklen Tischen und Stühlen - die alten, großen, mehrstöckigen Bücherregalen. Gefüllt mit hunderten, nein mit tausenden Büchern. Lächelnd dachte sie, wie es wäre, wenn sie es schaffen sollte, jedes Buch hier in der Bibliothek einmal gelesen zu haben, aber das war natürlich nicht möglich. Sie würde eine Ewigkeit dazu brauchen und selbst diese Zeit hatte sie nicht. Stattdessen schnappte sie sich einfach ein mittelgroßes Buch. Mit dunkelgrünem Ledereinband und kleinen goldfarbenen Verzierungen überall am Buch. Eine alte Geschichte über ein verlorenes Volk, dass jemand schrieb. Ein Märchen sicher, aber vielleicht auch nicht. Darüber machte sie sich öfters Gedanken, ob einige der Geschichten wirklich passierten oder alles nur ein Traum war. Dann begann sie still zu lesen... *Das war ein Krampf gewesen, diese Stelle umzuschreiben, nur damit du das weißt, Ba-chan xD Kapitel 4: Rhejan, der Bibliothekar ----------------------------------- Die beiden Elementare flogen über den riesigen Wald und dieser machte seinen Namen ‚Immergrüner Hain’ alle Ehre. Egal welche Jahreszeit herrschte, hier war es immer grün. Nur der Farbton änderte sich. Im Frühling waren die Bäume in sattem grasgrün gehüllt und der Sommer bekam ein kräftigeres, leicht dunkleres grün. Wenn der Herbst Einzug hielt, wurde die Farbe etwas dunkler und bei Wintereintritt bekommen die Bäume eine tannengrüne Farbe. Niemand wusste woran dies lag. Ob an Magie oder nur Natur. Keiner vermochte es zu sagen. Helan sah zu dem Drachen, welcher neben ihm flog. Die Flügelschläge von der Riesenechse waren hier in der Luft kaum zu hören und dass bei dieser schieren Größe! Der junge Krieger grübelte. Er hatte schon andere Wesen beim Fliegen beobachtet und diese veranstalten dabei einen Heiden Lärm. ~Stimmt was nicht?~, fragte Rae ihn als sie seinen Blick auf sich spürte. „Alles in Ordnung“, war seine Antwort und sah zum Wald. Er mochte diesen Ort sehr. Insbesondere die Tiere und Pflanzen faszinierten ihn und machten den jungen Mann neugierig. Wie oft kam er her? /Oft genug/, dachte der Soldat und schmunzelte leicht. ~Man könnte meinen du fühlst dich hier wie Zuhause!~, sprach die Feuerelementarin und blickte zur Seite. Von dem Halbsylph war ein freudiges „Darauf kannst du wetten!!“ zu hören. Dann flog der personifizierte Wind ein großes Stück voraus und vollführte ein Looping nach dem anderen. Er fühlte sich hier wirklich pudelwohl. Währenddessen im Silberturm „Ich danke dir für deine Hilfe, Azrael“, sprach ein junger Mann und sortierte einige Bücher in das Regal ein. Der Angesprochene schüttelte leicht den Kopf. „Nein, Ich habe dir zu danken, junger Freund“ „Achja? Und warum?“, fragend sah der Jüngere den anderen an. „Du lässt andere an dem Wissen, welches hier zu finden ist...“, der ältere Mann deutete auf die Bücher „teilhaben.“ „Aus meiner Sicht hat jeder das Recht sich Wissen anzueignen. Was die betreffende Person dann damit anstellt, ist allerdings nicht mein Problem!“, stellte der junge Engel klar. Sein Vorgänger war anderer Meinung gewesen und hatte nur ausgewählten Lesern den Eintritt gewährt. Zu seinem Glück gehörte der junge Engel zu diesen Leuten. Azrael fiel die Lanze an dem Gürtel des ‚Bücherwächters’ auf. „Du trägst sie bei dir?“, es war eher eine Feststellung als eine Frage, dass wusste der junge Mann dennoch nickte er zur Antwort. „Für diejenigen, die meinen Ärger machen zu müssen.“ Behutsam strich er über den Schaft der Lanze. Der Todesengel nickte verständlich. Manchmal benahmen sich einige wirklich sehr daneben. Und eben jene verstanden nur die Sprache der Waffen. Rhejan trug es zur Verteidigung und für den Notfall bei sich. Es war ein offenes Geheimnis, dass der Bibliothekar einst ein Soldat der Höllenwache war und schon in seiner Freizeit regelrecht Bücher ‚verschlang’. „Der Silberturm ist bei dir in den besten Händen, Rhejan“, bemerkte der Todesengel und schaute zu wie Genannter die Regale kontrollierte. „Das will ich hoffen!“, grinste der Ex-Soldat. Die Bibliothek war beinahe sein zweites Zuhause. Er war schon in jungen Jahren wiss- und lernbegierig gewesen. Lesen war das liebste Hobby des Langhaarigen. Nachdem alles an seinem Platz war, bedankte sich der junge Engel für die Hilfe des Älteren und überlies ihn anschließend seinen Studien. Er selbst nahm sich ein Buch aus dem Bereich Mythen und Legenden. Jedoch ging der junge Bibliothekar nicht zu einem der Tische, sondern zu einer Fensterbank. Schon als Kind saß er dort gern. Es dauerte nicht lang da war der Mann in dem Buch vertieft... Die beiden Freunde genossen es den Wind zu spüren, insbesondere Helan. Der Soldat verbrachte viel Zeit mit dem Training und doch fand er immer wieder Momente um seine Leidenschaft, das Fliegen, auszuleben. Insbesondere, wenn er seine Sylph-Form annehmen konnte. Nur sehr wenige wussten was der Leutnant wirklich war. Außer seiner Familie, wussten es nur Rhejan und sein Vater sowie Rae mit ihrer Familie waren die einzigen. Apropos Rhejan... Wollte er nicht noch...? Vor Schreck weiteten sich seine Augen als ihm etwas einfiel. Rae, welche mittlerweile ihre „menschliche“ Form angenommen hatte, betrachtete den jungen Mann aus dem Augenwinkel. „Alles in Ordnung, Thér?“ „Ich hab‘ komplett vergessen, dass Rhejan Hilfe im Silberturm braucht!“, antwortete der Weißblonde beinahe panisch. Ein belustigtes Schnauben entglitt der jungen Frau. „Das ist nicht witzig... Du kennst ihn doch...“, entgegnete Helan. „Ich weiß! Das heißt, du darfst ‚Überstunden’ machen“, grinste sie und kicherte dabei. Die Feuerelementarin war normalerweise nicht das was man schadenfroh nannte, aber solche kleinen Dinge fand sie amüsant. Ein Zeichen, dass niemand perfekt war. „Ich mach besser auf den Weg. Wir sehen uns dann“, sprach der Leutnant und flog in die Richtung eines Portals, welches in der Nähe war. Die Guardia sah ihm leicht kopfschüttelnd hinterher. Einen solchen Freund fand man wahrlich selten und diesen Freund nannte sie einen Bruder. Mit der guten Laune ging sie anschließend auf die Jagd. Auch wenn er in Eile war, war es ein unbeschreibliches Gefühl als der Wind durch seine Federn glitt. Es dauerte nicht lang bis der Halbengel den Zugang für andere Welten erreichte. Die Landung war beinahe komplett lautlos gewesen. Helan aktivierte das Tor. Nach wenigen Augenblicken ging ein helles Leuchten von der Pforte aus. Ohne zu zögern durchschritt der junge Mann den Pfad und wenige Sekunden später war er in einem Gebiet außerhalb der Weißen Stadt, seiner Heimat. Mit kräftigen Flügelschlägen flog der junge Krieger in die Stadt, deren viele Häuser und Türme in den Himmel emporragten. Je näher der Halb-Sylph kam, desto mehr Details konnte er erkennen. Neben den Gebäuden, welche man aus der Ferne betrachten konnte, sah man jetzt die Brücken, welche als Verbindung zwischen den einzelnen ‚Inseln’ darstellten. Schnell war er über der Metropole geflogen und hielt kurz Ausschau nach einem besonderen Bauwerk, nämlich dem Silberturm. Dies war einer der hiesigen Bibliotheken der Heimstatt der Engel. Ein regelrechtes Kunstwerk von Architektur. Mit seinen guten Augen fand er es schließlich und landete vor dessen Toren. Seine Krallen klackten laut auf dem Boden des Ortes mit dem vielen Wissen und Geschichten der Vergangenheit als er dieses betrat. Die anderen Besucher schauten teilweise auf, wer die Ruhe „störte“. Sie staunten teilweise nicht schlecht als sie sahen, was hier hereingekommen war. Es war ein ihnen eher unbekanntes und vom Aussehen her kriegerisches Wesen, dachten die Leute zumindest als sie die große Narbe an seinem Rücken sahen. Was wollte es hier? Auf der Suche nach seinem besten Freund lief der weißblonde Mann zwischen den vielen mehrstöckigen Bücherregalen. Viele der Wälzer waren sehr alt und noch viel wertvoller. Nach einer Weile fand der Leutnant Rhejan lesend auf einer Fensterbank sitzen. „Hätt‘ ich mir gleich denken können, dass du hier sitzt“, sprach er und sein ehemaliger Kamerad blickte, wegen der rauen und dunkleren Stimme, vom Buch auf. Der silberhaarige Engel betrachtete seinen besten Freund, welcher vor ihm stand. In seiner Sylph-Form war er noch ein ganzes Stück größer als er es ohnehin schon war. Der Oberkörper war mit weißem Fell bedeckt nur das Gesicht war frei. Auf den Wangen waren zwei gewellte Streifen und ab der Hüfte war er von einem bräunlichen, leicht dickeren Fell bedeckt. Die Flügel waren ebenfalls groß und von der Farbe schneeweiß. Jedoch hatten sie hell- und dunkelbraune Sprenkel. Seine Schwanzfedern waren ebenfalls von bräunlicher Farbe, hatten jedoch vereinzelt weißblonde Spitzen. „Du... bist ein bisschen spät dran, mein Freund...“, fragend zog der Bibliothekar eine Augenbraue hoch. /Und in deiner Sylph-Form.../, aber den Gedanken sprach er nicht aus. Je weniger wussten, dass dieses Wesen Helan war, desto besser. „Ich weiß... Durch das Training mit Rae und dem Fliegen hab‘ ich das komplett vergessen“, etwas verlegen kratzte sich der Leutnant am Hinterkopf und sah betreten zu Boden. Training? Nun das erklärte das leicht versengte Fell auf dem Oberkörper. Der Bibliothekar kannte den Windelementar lang genug um zu wissen, dass er das Fliegen über alles liebte. „Solang das nicht allzu oft vorkommt... Hjel“, ein verschmitztes Grinsen zierte das Gesicht des Jüngeren. In solchen Fällen nutzte der Silberhaarige die Aussprache im Ventus, die Sprache des Windes. „Danke, dass du mir das nicht übelnimmst“, sprach der Weißblonde. Einige Besucher sahen neugierig zu den Freunden. Auch eine junge Frau schaute zu den beiden, wenn auch weitaus unauffälliger. Sie betrachtete das große Wesen für eine kleine Weile. Das weiße an seinem Körper... war das Fell? Und was war er für ein Wesen? Jemanden wie ihn hatte sie bisher noch nie in der Weißen Stadt gesehen. Helan spürte die Blicke der anderen Anwesenden auf sich und hörte auch teils das Genuschelte. Es... war ihm etwas unangenehm, aber da war er auch selbst schuld. Warum schneite er auch in seiner Sylph-Form in die Bibliothek. Zur gleichen Zeit sah Lepha zu der seltsamen Kreatur, die sich mit Rhejan - einem jungen Bibliothekar des Silberturms - zu unterhalten schien. //Solange er für niemanden eine Gefahr darstellt...//, dachte sich Lepha und widmete sich wieder ihrem Buch zu. Das Getuschel über diesen sonderbaren Besucher blieb allerdings auch ihr nicht erspart. Brummend klappte sie das Buch zu und stand auf. Sie trug das Buch aus, welches sie mitnahm und ging dann wortlos aus der Bibliothek hinaus. Wenn sie wegen dieses Dings nicht einmal in Ruhe lesen konnte, musste sie von hier verschwinden. Das machte sie nur für einen Augenblick lang wütend, aber ihm vorwerfen es hatte dort nichts verloren wäre ebenso falsch gewesen. Und Ärger wollte sie sich nicht unnötig machen und schon gar nicht wegen dieser Kreatur. Als ihr Rücken Silberturm zugewandt war, breitete sie ihre Schwingen aus und mit einem beherzten Sprung schwang sie sich in die Lüfte. Sie beeilte sich nicht und sie hatte auch kein besonderes Ziel vor Augen. Nun ja vielleicht doch, denn sie flog in Richtung der Grenze der Stadt in Richtung der goldfarbenen Klippen des Himmels. Ein ruhiges Fleckchen, wo sich der Engel auch aufhielt, um alleine sein zu können. Dann landete sie auf den weichen Rasen und setzte sich auf einen Felsen. //Zumindest hier kann ich in Ruhe lesen//, sagte sie zu sich selbst und klappte wieder die Seite auf, die sie lesen wollte, //und denk jetzt nicht wieder über dieses Ding noch über Tod nach.// Das sagte sich so einfach. Ihr Blick haftete an den Worten im Buch und angestrengt konzentrierte sie sich das Geschriebene zu verarbeiten, aber sie konnte nicht. Ihre Gedanken kreisten immer und immer wieder auf die Kreatur in Silberturm und manchmal auch beim Reiter. „Ach verflucht...“, seufzte sie und wieder schloss sie das Buch in ihrer Hand und legte es weg. „Eine Ablenkung würde mir guttun.“ Und das hieß auf zur Höllenwache... Währenddessen machten sich im Silberturm die zwei jungen Männer bereit ihre „Arbeit“ aufzunehmen. „Wollen wir anfangen?“, fragte Rhejan und deutete auf die wirklich dicken Bücher. Er hatte zwar dank Azraels Hilfe einige an ihre Plätze gebracht, aber die wirklich schweren Wälzer wollte der Bibliothekar dem Todesengel nicht zumuten. „Ja, hab‘ dich lang genug warten lassen“, war die Antwort des großen Wesen. Das Buch wurde in das Regal verstaut bevor die zwei Männer zu dem großen Tisch gingen auf welchem sehr viele alte Werke lagen. „Sie hat dich ordentlich rangenommen, wenn mir dein Fell so betrachte“, sprach der Silberhaarige aus dem Augenwinkel. Die Brandspuren waren nicht zu übersehen, wenn man wusste, dass es welche waren. „Du ahnst gar nicht wie... Ich spüre schon die blauen Flecken, die sich grade bilden...“, grinste Helan schief als er die schweren Folianten nahm. Zusammen gingen sie jedes Regal ab. Teilweise mussten die beiden Männer zu den Fächern hochfliegen. Vorsichtig nahm der Robenträger das nächste Buch von dem Stapel und sortierte es ein. Der Engel strich sorgsam über den abgenutzten Buchrücken. „Das werde ich wohl bald restaurieren lassen müssen...“, murmelte der junge Bibliothekar. „Sicher? Das sieht doch noch gut aus“, fragte der Windelementar. „Mag sein. Aber wenn du genau hinsiehst“, mit dem Zeigefinger tippte er auf die hellen Stellen des Einbands, „sind da schon die ersten Fransen zu sehen.“ Wenn es um Bücher ging, dann war Rhejan ziemlich akribisch. Da konnte ihm keiner was vormachen. Immer wiedermal wurden die zwei bei der Arbeit unterbrochen. Der Silberhaarige wurde häufig angesprochen, da einige Besucher Bücher suchten und nicht fanden. Manche schenkten seinem Freund schwer zu deutende Blicke, die Helan so gut wie es ging ignorierte. Nach knapp zwei Stunden machten sie eine kleine Pause und setzten sich an einen freien Tisch. „Müsstest du die nicht mal alle durchgelesen haben?“, wollte der Weißblonde spaßeshalber wissen, mit der krallenbesetzten Hand auf die gefüllten Regale deutend. „Nicht mal ansatzweise ein Viertel“, lachte der Jüngere bei dieser Frage. Kapitel 5: Der Reiter --------------------- Der Wind raschelte leise durch das Blattwerk der Bäume und gedämpfte Schritte von schweren Stiefeln durchdrangen den ruhigen Wald. Plötzlich blieb die Person stehen und hob den Kopf. Die Nase im Wind haltend. Ein allzu bekannter Geruch lag in der Luft. „Großartig... Einen besseren Zeitpunkt konnte ich nicht erwischen...“, brummelte die Stimme verstimmt. Er hasste diese Zeit! Der Duft von paarungswilligen Bärinnen war schier verlockend, aber der Krieger widerstand. Er wollte ihnen keine unnötigen Hoffnungen bereiten. Der Einäugige wusste, dass diese Weibchen nach starken Männchen suchten. Ursa war stark, aber das Problem war, dass es ihm in dieser Hinsicht nichts nützte und dies war dem Mann bewusst. Da ließ er lieber anderen den Vortritt. Den Gedanken an eigene kleine Bärchen hatte er schon vor sehr langer Zeit vergraben. Seinen heranstürmenden Stolz erstickte Ursa auch gleich mit einer mentalen Erdwand. Er hatte Rae als Ziehtochter und das reichte ihm. Auch wenn es nicht das Gleiche war, war der Axtkämpfer dennoch stolz auf die junge Frau, welche er über sechs Jahrhunderten kannte. So sehr in Gedanken versunken, bemerkte der große Mann nicht, dass er weitergelaufen war. Erst nach einer Weile bekam der Bär mit, dass er sich in Bewegung gesetzt hatte. Zumindest verlaufen hatte der Erdelementar sich nicht und stand nach fast zehn Minuten auf einer Lichtung mit einer auf den ersten Blick einfachen Konstruktion. Gelinde ausgedrückt war dies ein Transportmittel der alten Zeit. Ursa betrachtete das Portal. Es sah unscheinbar aus. Zwei senkrechte Steinsäulen und eine waagerechte, welche auf den beiden Säulen lag. Der Erdelementar ging darauf zu, hob seine behandschuhte Hand und aktivierte das Portal. Er konzentrierte sich auf sein Ziel und das Portal schimmerte in einem hellen Licht. Als der Weg war offen war, schritt der Bärenkrieger hindurch. Die Welt, in der der Mann ankam, konnte man mit wenigen Worten beschreiben. Trostlos und staubig. Warum grade hier sich ein Reiter aufhalten sollte, war ihm schleierhaft. Hier gab es nichts außer Staub. Der Erdelementar kniete sich hin und legte eine Hand auf den Boden. Er spürte eine gewaltige Macht durch den Boden vibrieren. Das musste ein Reiter sein, aber der Bär bemerkte noch etwas. Die Macht war nicht allein. Es waren Unmengen von schwächeren Energien in deren Nähe. Ursa runzelte die Stirn. Da war irgendwas faul und er beschloss dem nachzugehen. Es dauerte nicht allzu lang, dann er sah einige blaue Gestalten an einem kleinen Vorsprung. Dies waren Phantomwachen. Sie waren zwar nicht die stärksten Soldaten der Hölle, aber unterschätzen sollte man diese Dämonen trotzdem nicht. Schon gar nicht, wenn eine ganze Horde von denen anwesend war. Der große Krieger schaute in die Richtung, wo die Kreaturen hinsahen. Er konnte den gesamten Platz überblicken. In der Mitte stand ein einzelner Mann in einer schwarzen Rüstung und trug eine rote Kapuze. Die Klinge des Schwertes, welches der fremde Krieger bei sich hatte, war in dunkelrotes Blut getränkt und schien zu pulsieren. Das Blatt war einzigartig gestaltet. Es war schwarz und mit gravierten Totenschädeln bestückt. Diese Waffe war legendär genauso wie sein Besitzer. Die Höllensoldaten hatten ihn noch nicht bemerkt. Sie waren regelrecht auf den Krieger, welcher unten gegen ihre Artgenossen kämpfte, fokussiert. Ursa ahnte bereits, dass diese Kerle für einen Hinterhalt postiert waren. Er musste handeln und zwar schnell. Der Bären-Guardia konzentrierte sich auf den Boden hinter den dämonischen Männern und mit einer Handbewegung erschuf er eine hohle Erdkugel. Gleich im Anschluss begrub Ursa die Soldaten mit einer flachen Bewegung in Richtung Boden. Die Dämonen waren zu überrascht gewesen um überhaupt reagieren zu können. Mit Druck zerquetschte der Erdelementar die Höllensoldaten. Zum Glück war die ‚Erdkuppel’ geruchs- und schalldicht sodass die anderen ihren Tod nicht wahrnahmen. Der Einäugige besah sich erneut den ‚unteren’ Kampfplatz. Die Anzahl der Leichen hatte sich etwas erhöht. Ein kleines Grinsen schlich sich auf seine Lippen. Während der Schwarzhaarige auf dem Vorsprung stand, nahm er seine Streitaxt vom Rücken. Ein kurzer Blick, dann sprang der große Mann runter. Ein lautes Kampfgebrüll ertönte und riesige, spitze Felsen schossen sogleich in einer Reihe aus dem Boden. Jene, die nicht ausgewichen waren, wurden qualvoll aufgespießt. Der Mann mit der roten Kapuze sah zur der ‚Quelle’ dieses Angriffs. Ein Fremder kam auf ihn zu. „Ich dachte ein bisschen Hilfe könnte nicht schaden“, sprach der Dunkelhaarige grinsend, während er seine Streitaxt schulterte. Der rote Krieger war leicht verwirrt, nahm dennoch die Worte des unerwarteten Helfers zur Kenntnis. Eine der blauen Kreaturen, welche eine rote Rüstung trug, besah sich den Eindringling genau. Der Kerl war größer als der Reiter, aber das musste nichts heißen. Er ließ seinen Blick über die schwarze Rüstung und die Waffe schweifen. Insbesondere die Waffe interessierte ihn. Er war kein Schmied, aber selbst er erkannte Schwarzstahl. Ein sehr robustes Material und es war sehr schwer zu bekommen. Langsam vernahm der Anführer leises Tuscheln von seinen Männern. In ihren Stimmen war Furcht und Angst zu hören. Das schmeckte dem Dämonengeneral überhaupt nicht, dass ein einzelner, unbekannter Kerl aus seiner Truppe schlotternde Mädchen machte. Er wollte gerade ihnen sagen, dass sie sich zusammenreißen sollen als er den Namen „Ursa“ hörte. Der Höllenkrieger kannte den Namen aus verschiedenen Gerüchten. Jener sollte angeblich so stark sein wie Krieg, Reiter des roten Rosses. Wenn das stimmte, würde es nicht einfach werden, aber für solche ‚Notfälle’ hatte er einige Männer auf dem Vorsprung postiert. Damit würden sie mit Sicherheit nicht rechnen. Ursa bekam das Geflüsterte mit und musste sich wahrlich beherrschen nicht lauthals zu lachen. Er selbst hatte schon diverse Gerüchte über sich gehört, aber so was? Genauso stark wie der gefürchtete Reiter? Dies war absurd. Woher nahmen die Leute nur diese Geschichten und Erzählungen her? Aber langsam fing der Bär an zu grinsen und das blieb selbst dem Kapuzenträger neben ihm nicht verborgen. „Warum dieses Grinsen?“, fragte der Schwertkämpfer. „Weil sich unsere ‚Freunde’ vor Angst in die Hosen machen“, war die trockene Antwort des Erdelementars und sah den Phantomgeneral an. Ursa ahnte was der Kerl vor ihnen plante und grinste breiter. „Deinen kleinen Hinterhalt kannst du getrost in die Tonne treten! Darum hab‘ ich mich schon gekümmert!“, rief der Guardia ihm zu. Die Augen des Höllengenerals weiteten sich kurz. //WAS?! Wie kann er es wagen?!//, dachte der Dämonenkrieger mit wachsendem Zorn. Der Kerl nervte ihn. Erst mischte der sich ein und half dem Reiter. Dann brachte er mit seiner bloßen Anwesenheit seine Männer zum Zittern. Und zu guter Letzt ruinierte dieser Bastard seinen Notfallplan. Er kochte beinahe vor Wut über und brüllte nur ein einziges Wort: „ANGRIIIFF!!!“ „Jetzt beginnt der Spaß“, sprach Ursa und sah zu der heranstürmenden Meute. Ein kräftiger Schwung mit der Streitaxt reichte aus um ein paar der Heranstürmenden außer Gefecht zu setzen und den Erdelementar in deren Blut zu tauchen. Die Horde rannte dennoch weiter auf die zwei Männer zu. „Zeit aufzuräumen“, brummte der Schwarzhaarige, schulterte erneut seine Waffe und ging selbst zum Angriff über. Einige der Höllensoldaten rannten unauffällig zum Vorsprung hoch. Ihr Plan war ganz einfach. Diesen Axtkämpfer mit ihrem Körpergewicht bewegungsunfähig machen und ihn dadurch auch entwaffnen, wenn es klappt. Sie mussten nur den passenden Zeitpunkt abwarten. Der Bär wurde etwas zu gedrängt, aber er dezimierte weiterhin seine Gegner. Ein Gemetzel, welches sein Geschmack nicht ganz traf. Auf einmal drückte etwas Schweres den Erdelementar zu Boden und seine Waffe fiel ihm aus der Hand. /Was zum Henker?!/, dachte er, drehte seinen Kopf zu seinem Rücken und sah die blaue Haut der Feinde. „Das war einfach“, lachte einer der Kreaturen dunkel, die auf dem Torso des großen Mannes lagen, während ein anderer fragte was sie jetzt mit ihm machen wollten. /Diesen Hinterhalt werdet ihr bereuen!!!/, grollte der Guardia in Gedanken und stemmte sich mit dem Ballast auf dem Rücken auf seine Hände. „Grrr... GRAAAAHHRR!!“, brüllte Ursa und sein Körper leuchtete. Die gesamte Statur von dem Mann veränderte sich. Er wuchs um einiges und seine Hände wurden zu riesigen Pranken. An den Schultern wuchsen felsenartige Auswüchse, die an Schulterplatten erinnerten. Die Soldaten, welche auf seinem Rücken lagen, purzelten runter auf den Boden und starrten ihn mit Furcht in den Augen an. Krieg blickte zu seinem ‚Kampfgefährten’. Damit hatte der Reiter nicht gerechnet. Die humane Gestalt von Ursa verschwand immer mehr, wurde animalischer. Es dauerte nicht lang da verblasste das Licht und gab einen gewaltbereiten, riesigen Bären preis. Dieser richtete sich auf und stand auf den Hinterpfoten. Ein markerschütterndes Brüllen verließ das Maul, welches sogar dem roten Reiter einen leichten Schauer über den Rücken jagte. Der Bär sah zu seinen Angreifern, die ihn regelrecht geschockt anstarrten. Im verbliebenen Auge des Erdelementars spiegelte sich regelrecht Wut wider. Mit einem Prankenhieb schleuderte das Tier den vordersten Dämon gefühlte hundert Meter von sich weg. Niemand griff ihn ungestraft von hinten an. Dies hasste er mehr als alles andere. Ursa stampfte mit einem Hinterbein auf den Boden und es öffnete sich ein gewaltiger Spalt. Die Dämonen, welche nicht ausgewichen waren, fielen schreiend in die tiefe Schlucht. Erneut brüllte das massige Wesen, diesmal aber vor Kampfeslust. Auch wenn man es nicht sah, staunte Krieg nicht schlecht über Ursas Fähigkeiten. Erst jetzt fühlte der Nephilim die Macht, die von dem Bärenkrieger ausging. Dieser Mann... was war er bloß für ein Wesen? Auf jeden Fall kein Dämon. Sein beinahe komplett menschliches Aussehen sprach für sich sowie die Fähigkeit Erde zu manipulieren und dann noch die Verwandlung. Mit diesen Gedanken blockte der Reiter einen Angriff des vor ihm stehenden Soldaten und mähte anschließend mit Chaosfresser eine ganze Linie an Feinden nieder. Zwischenzeitlich schaffte er es sich etwas Luft zu verschaffen. Die Dämonenmasse wurde zwar weniger, aber dennoch waren sie immer noch sehr zahlreich. Ein besonders vorwitziger Soldat der Hölle wollte ihn von hinten angreifen, scheiterte jedoch da der Reiter dies bemerkte. Mit einem Schwung seines Schwertes halbierte Krieg den Angreifer. Das dunkelrote Blut der Kreatur spritzte aus dem Körper. Der Befehlshaber der Dämonenbrut verlor langsam die innerliche Geduld. Ein Schmerzensschrei riss ihn aus seinen Gedanken und er sah auf das Schlachtfeld, welches mit Blut seiner Leute getränkt war. Das es nur zwei Männer brauchte um seine ganze Einheit niederzumetzeln, war unfassbar, selbst für ihn. Er knirschte mit den Zähnen und ballte seine Klauen zur Faust. Anschließend nahm die Höllenkreatur ihre Waffe aus der Halterung. Mit einem lauten Gebrüll mischte sich der Dämonengeneral in die Schlacht. Auf den Reiter zu stürmend. Funken sprühten als die Waffen aufeinanderprallten. Krieg sah in die bedrohlich glühenden gelben Augen seines Gegners. Sie waren von Wut und Zorn erfüllt. „Wie könnt ihr es nur wagen unsere Mission zu behindern?!“, zischte die Höllenkreatur mit dunkler Stimme. Der Reiter gab keine Antwort darauf stattdessen stieß er den Dämon von sich und brachte damit etwas Abstand zwischen sich und ihm. Ein Knurren verließ die Kehle des höllischen Soldaten und der Griff um seine Axt fester. Mit Gebrüll stürmte er erneut auf den weißhaarigen Mann zu. Krieg schloss für einen kurzen Moment seine Augen um sich zu konzentrieren. Er spürte wie seine Haut mit jeder Sekunde härter wurde. Kurz bevor sein Feind ihn erreichte, öffnete der Schwertkämpfer seine Augen, ballte seine linke Hand zur Faust und mit dieser holte er zum Schlag aus. Die nächsten Augenblicke vergingen wie in einer Zeitlupe und die Faust des roten Reiters schnellte mit einer kraftvollen Wucht in das Gesicht der blauen Kreatur und schleuderte diese mehrere Meter weit, genauer gesagt in eine Felswand. Der Aufprall beinhaltete nicht nur eine dicke Staubwolke, sondern auch einen ziemlich großen Krater. Ein lautes Grollen war aus dem Loch zu hören als der Staub sich verzog. Jetzt war er wirklich wütend. Niemand schlug ihm ungestraft ins Gesicht! Leiden. Dieser Kerl sollte leiden! Das waren die Gedanken des Dämonengenerals als er aufstand und geradeaus zu dem Nephilim starrte. Bei Gift und Galle er hasste diesen vermaledeiten Bastard! Hass. Verachtung. Krieg kannte solche Blicke schon zur Genüge. Der Griff um sein Schwert wurde fester als der weißhaarige Kämpfer nach vorn stürmte. Er musste seinen Auftrag erfüllen. Dieser war zwar freiwillig, aber der rote Reiter war dafür bekannt zuverlässig zu sein und er hatte sein Wort gegeben. Und seine Versprechen hielt der Mann auf Verderb ein! Mit großer Mühe konnte der Dämon den Angriff seines Gegners parieren. Die Wucht hinter dem Schlag war beinahe greifbar. Er kam langsam ins Schwitzen und viel von seiner Geduld war auch nicht mehr übrig. Eine rasende Wut machte sich in ihm breit. Der Höllenkrieger wollte den Weißhaarigen endlich blutend im Dreck sehen! Ursa räumte währenddessen mit den anderen Soldaten regelrecht den Boden auf. Ein Prankenhieb hier und ein paar scharfkantige Felsen dort. Das Schlachtfeld glich immer mehr einem Ozean aus Blut. Der Bär selbst war an einigen Stellen ebenfalls mit dem dunkelroten Lebenssaft bedeckt. Ein paar „Flecken“ davon gehörten sogar ihm, aber es kümmerte ihn nicht so sehr. Solang sein „Erdkern“ unbeschädigt war und es keine ernsthaften Verletzungen gab, waren seine Wunden harmlos. Für einen Moment blickte das riesige Tier zu den zwei Kriegern. Der Höllengeneral war durch den Aufprall angeschlagen und kämpfte verbissen. Krieg hingegen war die Ruhe in Person und kaum Anzeichen von Erschöpfung war zu sehen. Dann sah Ursa wieder auf die Meute vor sich. Er spürte deren Unbehagen. Würden die sich zurückziehen, wenn ihr Anführer fallen würde? Es wäre zumindest denkbar, andererseits würden sie so eine Niederlage nicht auf sich sitzen lassen und ein Vergeltungsangriff verüben. Dies wäre jedoch ihr Untergang. Die Verzweiflung machte sich allmählich in seinem Körper breit. Wenn er schon sterben sollte, dann dieser verfluchte Bastard mit ihm kommen! Der Hass fraß sich in jede Ecke seines Körpers und steigerte die Wut weiter ins Unermessliche. Die Augen des höllischen Generals spiegelten den Wahnsinn wider, der in ihm tobte. Krieg sah seinen Gegner direkt an. Es war ihm nicht entgangen wie die Emotionen in dem Dämon hochkamen. Jetzt es hieß nicht die Deckung vernachlässigen. Sollte er Heimsuchung anwenden? Nein, dafür hatte der Reiter nicht mehr genügend Zorn übrig. Steinhaut hatte zu viel aufgebraucht. Ein kurzer Blick zur Seite und Krieg sah zu dem Bärenkrieger, welcher sich die Soldaten vom Hals hielt. Eine der Pranken leuchtete in einem Licht auf und es bildete sich eine Art steinernen Handschuh um diese. Mit Wucht schlug die steingeschützte Pranke auf den Boden auf und erschütterte das ganze Kampffeld. Staub und Dreck wirbelten auf. Selbst Krieg musste kurzzeitig seine Augen bedecken. //Was macht er?!//, dachte sich der Rote Reiter und bekam freie Sicht, da sich die „Wolke“ nach einigen Sekunden legte. An der Stelle, wo der Bärenkrieger stand, klaffte ein weites Loch, in dessen Mitte der Erdelementar stand. Dieser zog eine Lefze hoch und es sah aus wie ein Grinsen. Nein, es sah nicht wie ein Grinsen aus! Das war eines! Dieser Kerl... beeindruckte den Reiter der Apokalypse zum zweiten Mal. Innerlich schüttelte der Weißhaarige seinen Kopf. Jetzt fing er schon an unbekannte Kreaturen zu bewundern. Wohin sollte das nur führen? Diesen kurzen Augenblick der Unachtsamkeit nutzte der höllische Soldat und wagte einen beherzten Angriff auf den hoch gewachsenen Mann. Im letzten Moment riss der rote Reiter sein Schwert hoch und blockte die Attacke des dämonischen Generals. Die beiden Kämpfer sahen sich gegenseitig in die Augen. Kriegs seine strahlten eine Ruhe und Gelassenheit aus, aber die des Dämons waren geweitet... vor Angst was gleich passieren würde. Krieg senkte Chaosfresser leicht und griff mit der linken Hand nach dem Kopf seines Gegners. Der Reiter zermalmte den Schädel regelrecht. Ein lautes Knacken war zu hören sowie Blut und Hirnmasse spritzte aus dem Gesicht des jetzt toten Dämonengenerals und befleckten die Rüstung des Nephilim. Die verbliebenen Soldaten waren in Schockstarre. Es dauerte einige Sekunden bis sie realisierten, dass ihr Anführer Tod war. Langsam traten die ersten so schnell wie möglich die Flucht an. Gegen die beiden Krieger hatten sie keine Chance. „Lass sie ruhig. Die werden nicht so schnell wiederkommen“, hörte Krieg eine brummige Stimme sprechen und sah zu Ursa, welcher sich zurückverwandelt hatte. Diese... Kreatur war dem Weißhaarigen nicht ganz geheuer. Er sollte Vorsicht walten lassen. Kapitel 6: Der Exerzierplatz ---------------------------- Kaum hatte Lepha das Gelände der Höllenwache betreten, hörte sie schon den Brigadegeneral Verbesserungsvorschläge rufen. Wenn man diesen Mann nicht sah, man hörte ihn. An manchen Tagen gab der Zweitranghöchste freiwillige Trainingsstunden. Es gab Listen an welchen Tagen welche Waffe drangenommen wurde. Sie warf einen Blick auf den Zettel. „Heute ist Lanzentraining“, murmelte sie, dachte nicht lange nach und schrieb sich ein. Vielleicht gab es ihr die erhoffte Ablenkung und wenn nicht, dann würde sie immerhin etwas stärker werden. Eine Win-Win-Situation. „Legt einen Schwung an Kraft nach!“, hörte sie seine strenge Stimme laut sprechen. Der Trupp, welcher grade trainiert wurde, sollte am nächsten Morgen einen Patrouillenflug zu einem Außenposten machen. Ilaos, der Name des Brigadegenerals, ging nicht zimperlich den Soldaten um. Seine Augen musterten die Bewegungen der Leute. „Beim Parieren die Klinge etwas höher halten, ansonsten ist dein Kopf weg!“, maßregelte der silbergrau behaarte Mann den Oberleutnanten. „Ja, Sir“, knirschte dieser als den Schlag besser parierte und einen Konter setzte. „Geht doch!“, brummte der Alte zufrieden. Stumm sah er ihnen noch eine Weile zu, dann er sah eine junge Frau bei den Listen stehen. „Lepha! Was führt dich hierher? Hast du heute nicht eine Mission?“, sprach der Mann beim Näherkommen. Als Stellvertreter musste er darüber Bescheid wissen, damit er wusste wo sich die Soldaten, egal welchen Ranges, befanden. Und Ilaos war mehr als froh, dass Uriel ihm diese Informationen nicht vorenthielt wie Abaddon damals. Er würde seinem gefallenen Vorgesetzten nie verzeihen, dass dieser vielversprechenden jungen Soldaten und Hauptmänner für diese „Hinterlist“ geopfert hatte. Feron und dessen Tochter Iona konnte er damals die Teilnahme an diesem Unterfangen ausreden. Lantheia, Ferons über alles geliebte Frau, hätte ihm höchstpersönlich sowie wortwörtlich den Kopf von den Schultern gerissen, wenn den beiden etwas geschehen wäre. Und Reva konnte aufgrund von Aquila, seinem Ortho und getreuen Freund, nicht mitmachen. Die Verletzung war zu derzeit nicht verheilt und ohne seinen Partner wäre der Pilot niemals irgendwo hingegangen. „Ich habe bereits die Mission beendet, welche mir der General aufgetragen hatte, Brigadegeneral“, antwortete Lepha und salutierte ihm. Vor diesem Mann hatte selbst sie respektiert. Er war einer der wenigen, die wussten wie sie und der General wirklich zu einander standen. „Gut zu hören. Aber das beantwortet nicht meine Frage was du hier machst“, sprach der Kurzhaarige. „Ich habe versucht im Silberturm Ruhe zu finden, aber es hat leider nicht funktioniert. Deshalb bin ich noch mal hergekommen. Ich habe gesehen heute ist freiwilliges Lanzentraining und mich gerade eingeschrieben“, gab Lepha zur Antwort. Das sie eigentlich wegen dem Getuschel einer unbekannten Kreatur aus dem Silberturm gegangen war, brauchte sie ihm nicht zu erzählen. „So ist das. Nun denn, das Training beginnt in einer halben Stunde“, erklärte er und wandte sich anschließend zu dem Trupp, „Euer Training ist beendet. Seid nicht nachlässig, nur wenn ihr kein Feind seht. Gefahren können überall lauern! Merkt euch das!“ „Ja, Sir!“, sprachen die Soldaten unison, salutierten dem Brigadegeneral zu und verließen den Platz als er den Befehl „Wegtreten“ gab. Ilaos ging zu der Liste und besah sich diese. Es gab für heute einige Teilnehmer; zehn Leute hatten sich angemeldet. Vielleicht würden es ja noch mehr werden. Nun hieß es warten bis die Soldaten eintrafen und bis dahin würde er sich die Zeit mit dem Schärfen seines Schwertes vertreiben. Lepha hingegen besah sich die anderen Soldaten, die noch auf dem Platz waren. Die meisten von ihnen gehörten zur der Höllenwache, aber ein paar Leute waren von der Weißen Armee, der Verteidigung der Weißen Stadt. Die Grundausbildung war für beide Organisationen gleich, aber die restliche Ausbildung unterschied sich erheblich. Während die Höllenwache mehr auf Kämpfe gegen die Dämonen spezialisiert war, war die Weiße Armee eher für die Verteidigung gegen mögliche Feinde und Invasoren geschult. Die junge Frau sah Reva, ihren Ausbilder, mit seinem Ortho Aquila stehen. Um beide herum standen junge Soldaten mit ihren jeweiligen Engelsbestien. Es schaute nach dem ersten Flugunterricht aus. Mit Schmunzeln erinnerte sie sich an ihre erste Flugstunde. Vilvi hatte zu Beginn immer seine Reiterin abgeworfen. Genau wie seine Artgenossen und diese hier würden nicht anders sein. Immerhin trugen die Greife mehr Gewicht mit den Engeln auf dem Rücken und daran mussten sie sich erst gewöhnen. Reva zeigte ihnen wie man aufsaß ohne das Tier weh zu tun. Aquila stand dabei still, vertrauend seinem Partner. Dieser Ortho war beinahe ein Riese unter seiner Art. Größer sowie stämmiger. Seine Flügelspannweite war nicht zu verachten. Er konnte locker damit einen umwerfen, sollte er einen Flügel bewegen. Der Körper besaß eine rotbraune Farbe und um den Hals trug er ein rotes Halstuch. Seine gelben Augen blickten die Soldaten an, welche ihn ehrfürchtig betrachteten. Die Junggreife hingegen schauten herausfordernd zu ihm. Die Pikenerin hoffte, dass sie und Vilvi genauso lang ein gutes Team werden würden. Sie ließ ihren weiter über den Platz schweifen. Einige Hauptmänner lieferten sich schweißtreibende Trainingskämpfe. Ausweichen, angreifen, blocken und kontern. Das würde ihr auch gleich bevorstehen, nur mit Lanzen. Lepha freute sich schon innerlich darauf und ging zurück zum Brigadegeneral. Im nu war die halbe Stunde um und die anderen neun Teilnehmer waren eingetroffen. Ilaos ging die Liste durch in dem er die Namen aufrief. Nach der Anwesenheitskontrolle gab er jeder Person eine Lanze, welche er schon zuvor aus dem Waffenlager geholte hatte. Anschließend verteilten sie jeweils zu zweit um etwas Platz zu haben. Der Brigadegeneral behielt den Überblick. Wenn die Teilnehmerzahl ungerade wäre, hätte er selbstverständlich den Partner gemimt. Mit einem „Fangt an!“ gingen die Soldaten auf einander los. Ilaos kontrollierte jede Bewegung und jeden Griff. Bei einigen korrigierte er die Haltung der Beine, bei manchen die Arme. Manchmal war ein „Heb die Waffe etwas hoch!“ oder „Achte mehr auf deine ungeschützte Seite!“ zu hören. So verging der ganze Nachmittag bis zum frühen Abend. Am Ende waren alle zehn am schnaufen, aber es lohnte sich da sie um einige Erfahrungen reicher wurden. Lepha war nicht enttäuscht obwohl ihr Partner viele Fehler gemacht hatte. Aber deswegen trainierten sie hier um solche Schnitzer im Einsatz bzw. Notfall zu vermeiden. Jetzt machten sich alle auf den Heimweg nach dem sie die Waffen ins Lager zurückgebracht hatten. Die Weißhaarige lief durch die jetzt ruhige Stadtmitte. Am Abend waren nur wenige Engel unterwegs. Meist waren es verliebte Pärchen, die auf dem zu einem Restaurant oder schon auf dem Nachhauseweg waren. Lepha hatte gemischte Gefühle. Einerseits wäre es schön mit einem Mann zusammen zu sein, andererseits wollte sie unabhängig bleiben. Natürlich hatte sie auch schon Gerüchte über sich gehört, dass sie angeblich nie jemanden finden würde, wenn sie weiterhin die jungen Männer abwies, welche ihr manchmal Komplimente machten. Plötzlich hörte die junge Frau eine tiefe Stimme singen, welche sie aus den Gedanken riss: ♪Maene choare thel ean setha Venteira, Reltha anith sahiir. Maene choare thel ean setha Venteira, Eane doal ra~s. Maene Lhiir tharm run Dis, Mare arus sol Maene Lhiir tharm run Dis♪* Sie schaute nach oben und sah die Kreatur vom Silberturm über sich fliegen. Er war ziemlich groß und hatte weite Flügel. Den Rest wie sein Körper aussah, hatte sie sich seltsamerweise gemerkt. Vielleicht weil es eine unbekannte Kreatur war und sie für den Fall der Fälle eine Beschreibung von ihm abgeben musste... Dieses Ding... landete vor einem großen Grundstück wobei dessen Besitzer draußen war. Es war Pilotenausbilder Reva gewesen. Der Engel bemerkte den Neuankömmling. „Was machst du denn hier?“, fragte der Ausbilder verwundert, kannte er anscheinend ihn „Ich soll dir von Rhejan ausrichten, das er heute später nach Hause kommt“, sprach das fremdartige Wesen zu ihm. „Ah... Der Junge macht mich fertig...“, seufzte der Mann und rieb sich den Nasenrücken. „Haha. Du kennst ihn doch. Wenn es um Bücher geht, ist ihm meist alles andere egal“, grinste das Wesen. „Da hast du Recht, mein Junge“, erwiderte der Hauptmann, „Du solltest langsam nach Hause.“ „Ich war schon auf dem Weg dahin. Also, bis dann“, sprach die Kreatur. Er streichelte Aquila respektvoll über den Kopf und verließ das Grundstück. Lepha hielt sich die ganze Zeit bedeckt. Sie wollte keinen Ärger nur weil sie eine unbekannte Kreatur beschattete. Aber es schien keine Unannehmlichkeit zu suchen und damit konnte die Piknerin leben. Obwohl sie schon etwas neugierig auf ihn war. Eben jener spannte seine Flügel, welche näher betrachtet ziemlich imposant waren. Mit einem „schwachen“ Flügelschlag erhob er sich in die Luft. Anschließend flog er über die Häuser zu seinem Heim. Die junge Frau lies das Männchen ziehen. Es wäre nicht richtig ihm jetzt zu folgen und da sie sowieso müde war, wollte sie nur noch nach Hause. Was sie nicht wusste, der geheimnisvolle Fremde hatte sie die ganze Zeit über bemerkt und flog zur Sicherheit eine große Runde bevor er selbst heimkehrte. A/N: Kleine Übersetzung von dem Lied was der "Unbekannte" singt: *Mein Herz (Geliebte) ist wie ein wilder Sturm. Stark und entschlossen. Mein Herz (Geliebte) ist wie ein wilder Sturm. Eine wahre Schönheit Meine Liebe gehört nur Dir Herz sowie Seele Meine Liebe gehört nur Dir Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)