Sengoku-Jidai I [Remake] von firelady (Tōunamento) ================================================================================ Kapitel 3: Tōunamento --------------------- »Wer ist das?«, fragt der Mann mit der eisigen Stimme. Jaken geht sofort zu ihm. »Verzeiht Meister Sesshomaru, aber diese Menschenfrau hat mich aufgehalten.« Nach langem Schweigen und gegenseitigen anschauen, erhebt der junge Mann erneut seine frostige Stimme. »Ich sehe du hast sie gefunden.« Liza ist verwirrt. Dieser Mann hat nach ihr gesucht? Wie denn? Sie ist doch noch gar nicht so lange hier. Mutig hält sie seinem Blick stand. »Was soll das heißen?«, fragt sie ihn frech. Die Schwarzhaarige schaut geschockt, als er plötzlich vor ihr steht und sich ihren Handrücken mit dem Sternenabbild anguckt. »Eine Königin und dann auch noch vom Element Feuer auserkoren.« Ihm so nahe zu sein lässt das Kribbeln in ihrem Bauch gleich um ein vielfaches Verstärken. Ihr eigener Herzschlag geht schneller, sodass das Blut in ihre Wangen gepumpt wird. Ein leichter rosa Schimmer bedeckt nun die sonst blasse Haut. Das hört sofort auf, als sie seine Worte hört: »Aber ein Mensch. Ich habe kein Interesse daran.« Sofort schaut sie ihn böse an und hüllt ihre Hand in Flammen, sodass selbst dieser Dämon seine Hand von ihr entfernt. »Ich bin vielleicht ein Mensch, aber ich bin keineswegs ein wertloses Insekt.« »Wir gehen Jaken. Ich kann noch andere Auren in der Gegend wahrnehmen, die es mehr Wert sind von mir trainiert zu werden«, spricht der Silberhaarige vornehm an seinen Diener und dreht sich zum Gehen um – Liza dabei völlig ignorierend. Der kleine Krötendämon verneigt sich und ist schon dabei sich seinem Herren anzuschließen. »Wie Ihr wünscht, Meister Sesshomaru.« »Hey!«, ruft Liza ihm hinterher. »Bist du etwa ein Tōunamento - Teilnehmer?« Er gibt ihr keine Antwort und läuft einfach weiter, doch er bleibt stehen, als diese Frau sich ihm plötzlich in den Weg stellt. Ihr Körper eingeschlossen von Flammen. »Ich kann dir beweisen es würdig deine Schülerin zu sein«, bleibt sie entschlossen. »Wie unerhört bist du eigentlich, Menschenweib? Mein Meister Sesshomaru ist ein ranghoher Dämon, der dich binnen weniger Sekunden in einzelne Stücke zerreißen kann!«, zeigt sich Jaken empört. Ihre blauen Augen bleiben starr zu seinen goldenen Augen hinauf gerichtet. Liza zeigt keinerlei Angst ihm gegenüber. »Warum?«, fragt Sesshomaru sie plötzlich. Die Menschenfrau hat nur eine Antwort darauf. »Stärke ist das, wonach ich mich sehne. Ich will so stark werden, dass ich alles und jeden töten kann, der mir oder meinen Verbündeten etwas antun will.« Allmählich wird er ihr dann doch unheimlich. Er zeigt keinerlei Reaktion oder Gefühle, doch sie beschließt sich nicht davon unterbuttern zu lassen. Immerhin ist das hier ihre Chance. Gerade als Sesshomaru einen Schritt auf sie zugemacht hat, um sie nach wie vor einfach ihrem Schicksal zu überlassen, beginnt der Boden zu beben. Das Beben wird kräftiger, die Bäume in der Umgebung fallen laut krachend zu Boden, bis sich ein schier gebäudegroßer Skorpion zeigt. Die Flammen um Liza herum verschwinden, während sie sich das gewaltige Tier staunend anschaut. »Beweise mir, dass du es würdig bist in meine Lehre zu treten«, sind es die Worte Sesshomarus, die sie vernimmt und sie blickt ihn wieder an. »Töte ihn.« Nachdem seine Worte sie wieder zurück geholt haben, nickt sie ihm lächelnd zu. »In Ordnung«, antwortet sie knapp, aber selbstsicher. Danach lässt sie beide Fäuste von Flammen umschließen und rennt auf den Skorpionen zu. Der wiederrum speit einen gewaltigen und kraftvollen Wasserstrahl zu ihr, dem sie mit einem Sprung zur Seite ausweicht. Mit einem Blick über ihre Schulter sieht sie, dass es kein normales Wasser ist. Der Boden, den der gewaltige Skorpion mit dem Wasser getroffen hat, wirkt nun vergiftet – fast schon verätzt. Eine Attacke von ihm und sie ist tot. Sie muss an seinen Stachel kommen. So hätte sie wenigstens eine Gefahr weniger, an die sie denken muss. Liza weiß, dass sie nie von allein so hoch springen kann, um zum Stachel gelangen zu können. Daher schaut sie sich in der Umgebung nach Hilfestellungen um. Dabei sieht sie einen Baum. »Perfekt!«, gibt sie ihr Urteil ab und rennt nun dort hin. So schnell ihre Füße sie tragen können, rennt sie auf ihr auserkorenes Hilfsmittel zu. Um ihre Schnelligkeit zu steigern, lässt sie ihre Füße in Flammen hüllen. Nur so kann sie auf eine übermenschliche Geschwindigkeit kommen. Kaum am Zielort angekommen, springt sie sogleich zur Baumrinde. Mit dem Schwung vom Sprung, schafft sie es sich auf einen der Äste zu schwingen. Sesshomaru findet diese Technik zwar simple, aber gut. Der kraftvolle Schwung selbst biegt den Ast förmlich durch, verhilft ihr nun zum größeren Sprung und katapultiert sie, wie eine Schleuder, nach oben. Zusammen mit der Kraft des Feuers in ihren Füßen erreicht sie eine enorme Höhe, direkt über dem gewaltigen Gliederfüßer. Nun kann sie während ihres Falles auf den Gegner mit ihrem Arm genug Power rausholen und ihn schlagen. Sofort schreit das nachtschwarze Tier vor Schmerzen auf und versinkt sogar leicht in den Boden. Eigentlich will Liza auf dem Skorpion bleiben, aber daran wird sie gehindert, als er sich aufgrund der Schmerzen so stark hin und her bewegt, dass sie das glatt lautschreiend in den Fluss befördert. »Gleichgewicht«, ist es das erste, was Sesshomaru sagt. »Wie meint Ihr, Meister Sesshomaru?«, fragt Jaken wiederrum. »Körperliche Fitness, Schnelligkeit und Kraftreserven«, spricht er weiter, als will er für sich selbst Notizen machen. Verwirrt schaut der kleine Krötendämon zu ihm hinauf, bis er hört, wie sich das Wasser des Flusses regt. Mitsamt einer gewaltigen Fontäne, springt Liza heraus – sogleich in Richtung ihres Gegners. Ihr Körper erneut vom Feuer umschlossen, rennt sie scheinbar ziellos um ihren Gegner herum. Verfolgt man ihre Spur jedoch aus der Vogelperspektive, würde man schnell erkennen, dass sie dabei ein Zeichen auf dem Boden formt. Das bringt Sesshomaru dazu doch überrascht zu sein, wenngleich man es weder im Gesicht, noch in der Stimme vernimmt. »Sie kann Hitzewelle?« Von einem Elementskrieger ihres Ranges hätte er das nie erwartet. »Meister, was ist das für eine Technik?«, möchte der unaufgeklärte Jaken wissen. »Das ist eine ortsbezogene Magie. Sie ist in der Lage ein gesamtes Umfeld, oder einen bestimmten Radius zu verändern. Hierbei steigert sich die Luft in eine unermessliche Hitze, die den Gegner zu Asche verbrennen kann. Solch gewaltige Attacken können eigentlich nur Elementskrieger des Ranges Splinter anwenden«, erklärt er es seinem Diener. Da staunt auch Jaken und er blickt mit großen Augen zur Menschenfrau. Der Skorpion wartet nicht unnötig ab und knallt ihr eine seiner Scheren in den Weg oder trampelt mit seinen Beinen. Selbst seinen Stachel lässt er immer wieder auf sie niederprassen. Auch wenn er nicht erkennt, was sie macht, will er nicht teilnahmslos zusehen, doch es ist für ihn viel zu spät. Gerade als sie das Körperteil umlaufen will, sieht sie auch schon, wie der Stachel ein weiteres Mal auf sie niedersaust und tatsächlich bei ihr einschlägt. »Nein!«, ist es das einzige Wort, was man noch von ihr hört. »Hm… Das war‘s wohl. Sie war einfach viel zu siegessicher und hochmütig. Typisch Mensch«, urteilt Jaken voreilig und will bereits gehen, doch er sieht, dass sein Meister immer noch in die Richtung blickt, wo der Feind mit dem Stachel eingeschlagen hat. Der Staub der Erde lichtet sich und mit geweiteten Augen und Mund sieht Jaken, wie Liza mit ihren bloßen Händen den Stachel hält, noch immer während das Feuer sich um ihren Händen befindet. »So schnell kriegt man mich nicht klein.« Die Flammen in ihren Händen breiten sich auf den Stachel ihres Gegners aus und schon bald auf seinen ganzen Körper. Jetzt aktiviert sie auch ihr vorbereitetes Zeichen und aus dem Boden strömt ein gewaltiger Feuersturm, der die Kraft ihrer eigenen Flammen verstärkt und dem Skorpion weiter schadet. Nachdem der Gliederfüßler vor Schmerzen den Stachel wieder einziehen will, an dem sich Liza immer noch festhält, lässt sie selbst am höchsten Punkt los. Seine harte Panzerung hat um ein vielfaches nachgelassen, sodass sie nun zuschlagen kann. »Ich gebe niemals auf!«, ruft sie weiterhin entschlossen und streckt ihre Hände zur Seite aus. Aus ihren Handflächen kommen gewaltige Flammenstrahlen. »Denn ich bin eine Higurashi!« Mit kurzen und geschickten Armbewegungen schafft sie es ihre Feuersäulen tief in den geschwächten Panzer des Feindes zu schlagen und ihn so von innen heraus zu verbrennen, bis nur noch ein Haufen Asche übrig geblieben ist. Wie schon beim Krebs löst sich der Leib in einem Meer aus Sternen aus und verschwindet gen Nachthimmel. Trotz der kompakten Höhe landet Liza elegant auf der Erde und blickt erwartungsvoll zu Sesshomaru. »Und? Hab ich bestanden?« Er selbst wendet seinen Blick von ihr wieder ab und geht zunächst wortlos. Seine Antwort fällt kühl, aber sehr eindeutig aus. »Vor uns liegt eine Menge Arbeit.« ~~~*~~~ Nach der Entscheidung des Dämons Sesshomaru hat sich Liza tatsächlich sehr gefreut endlich in seine Lehren zu treten. Es gibt bestimmt viele Dinge, die er ihr beibringen kann. Dinge, die ihr Vater einst selbst nicht gewusst hat. Die Menschenfrau ahnt dabei gar nicht, das die Magie, die sie schon beherrscht, mehr ist, als sie können müsste. Hätte sie allerdings gewusst, dass sie bei einem sehr wortkargen Dämon gelandet ist, hätte sie es sich wohl mehrfach überlegt, ob sie in sein Training einsteigt. Bisher ist ein halber Tag vergangen und alles was sie bis jetzt getan haben, ist scheinbar ziellos umher zu laufen. »Hey ähm …«, beginnt sie dann doch die Stille zu unterbrechen. »Wie sind eigentlich die genauen Regeln des Turniers?« »Wie? Du machst einfach mit und kennst nicht mal die Regeln?«, spricht Jaken fassungslos. »Ja wie sollte ich auch. Angeblich kennen doch nur die Teilnehmer des Turniers selbst die Regeln«, antwortet sie. »Also wirklich du bist …«, will der Kröterich ihr schon etwas an den Kopf werfen, doch Sesshomaru selbst sagt einfach nur kühl den Namen des Dämons. »Jaken.« Sogleich verneigt sich der Kleinere. »Ja, Meister. Ich verstehe schon.« Während der Weiterreise erklärt er ihr nun die Regeln. Noch einmal räuspert er sich, bis er anfängt zu reden. »Das Tōunamento findet nur ungefähr alle fünfhundert Jahre statt. Es dient bei den Rangspielen dazu, eventuell neue Ordnung zu schaffen oder Alte aufrecht zu erhalten. Jedes Mal gibt es dabei andere Regeln.« »Und wie sind die Regeln dieses Mal?«, möchte Liza wissen. »Die Grundregeln sind einfach. Gewinne oder sterbe«, fällt die Antwort von Jaken kürzer aus, als es Liza lieb ist. »Die Gegner sind dieses Mal allerdings auf allerhöchsten Niveau, denn es handelt sich um niemand anderen, als die vierundzwanzig Sternenbilder.« Die Schwarzhaarige blickt nachdenklich drein. »Vierundzwanzig Sternenbilder? Ich nehme an, damit werden unsere Tierkreiszeichen gemeint sein. Maus, Kuh, Tiger, Hase, Drache, Schlange, Pferd, Schaf, Affe, Hahn, Hund und Wildschwein. Aber wer sind die anderen zwölf?« Jaken räuspert sich. »Das sind die Zeichen aus dem fernen Land über dem Meer. Widder, Stier, Zwillinge, Krebs, Löwe, Jungfrau, Waage, Skorpion, Schütze, Steinbock, Wassermann und Fische. Und den Skorpion hast du ja schon besiegt. Also hast du schon einen Gegner besiegt.« »Nein. Dann habe ich schon zwei besiegt«, verbessert die Menschenfrau ihn. »Wie bitte?«, kommt es ungläubig von ihm. »Ich habe dann auch schon bereits den Krebs besiegt«, antwortet sie knapp. »Das Turnier findet erst seit vielleicht einem Monat offiziell statt. Wie kannst du da bereits den Krebs besiegt haben?«, fragt Jaken fassungslos. »Nun wie ihr vielleicht bemerkt habt«, sie deutet mit einer ausschweifenden Handbewegung auf ihr rotes Oberteil und die schwarze Sporthose, »stamme ich nicht von hier. Ursprünglich bin ich ein Mensch aus der Zukunft.« Der Krötendämon zeigt sich weiterhin schockiert, während sein Meister nur ernst über seine Schulter zu ihr blickt. »Selbstverständlich ist mir längst aufgefallen, dass du einen anderen Zeitfluss in dir trägst, als wir«, zeigt sich Sesshomaru nach wie vor kühl und unbeeindruckt. Traurig blickt Liza zu Boden und erzählt wehmütig. »In meiner Zeit ist kein Platz für Kräfte und Fähigkeiten, wie meine. Man ist dort«, kurz stoppt sie, weil es ihr schwer fällt das folgende Wort auszusprechen, »ein Monster.« Danach schluckt die Schwarzhaarige einmal, bevor sie weiter spricht. »Es gibt dort auch keine Dämonen, wie hier und jetzt. Ich wollte dennoch stärker werden. So stark, das mir nichts und niemand etwas anhaben kann und damit auch nicht meiner Familie. An jenem Abend wollte ich losziehen, um meine Kräfte zu trainieren, beschloss aber auch um Beistand bei einem Gebet zu suchen. Ich habe noch nie vorher gebetet, weil ich nicht an Götter glaube oder all die übernatürlichen Dinge. Tja. Und während meiner Worte kam dann auf einmal der Krebs und entführte mich sozusagen in diese Zeit. Ich habe gegen ihn gekämpft, um mich zu wehren und ihn dabei besiegt.« Damit endet ihre Erzählung. »Verstehe«, bleibt der Hundedämon nach wie vor distanziert und folgt weiter dem Weg. Die Fähigkeit des Krebses zwischen Zeit und Raum zu wandern, hat ihn also ihre Magie spüren lassen und sie hierher gebracht, schießt ihm die logischste Erklärung in den Kopf. Er erinnert sich an die auffällige Energieböe, als das Turnier an jenem Abend begonnen hat. Ob es ihre Aura war? Der Weg der Gruppe führt sie weiter durch den Wald, während Liza nach wie vor mehr über das Turnier wissen will. »Diese Sternenbilder sind nun also unsere erklärten Gegner, aber wir sind doch sicherlich nicht die einzigen Elementskrieger, die mehr von ihrem Rang haben wollen.« »A-A-A-Also wirklich. Wir wollen gar keinen höheren Rang haben. Meister Sesshomaru hat bereits den höchsten Rang erreicht, den er in seinem Element nur haben kann«, spricht Jaken anfänglich schockiert. Das lässt die Frau mit den stechend blauen Augen zum Dämon vor sich schauen. »Welches Element?«, fragt sie ihn direkt, doch er antwortet nicht. Die Antwort kommt erneut vom grünen Gnom. »Die Erde natürlich, du einfältiges Menschenweib. Das stärkste und machtvollste aller Elemente.« Nachdem sie genickt hat, fährt Jaken fort. »Aber ja du hast Recht. Es gibt selbstverständlich auch noch andere Elementskrieger, die im Rang aufsteigen möchten und auch die haben Lehrer. All die sind unsere Gegner, zusätzlich zu den Sternenbildern natürlich.« Da ist Liza schon erstaunt. Bei so vielen möglichen Teilnehmern kann die Gegnerzahl schnell auf mehrere Hundert ansteigen. Das heißt, wenn es denn in dieser Zeit so viele Ableger geben sollte. »Gibt es denn viele wie mich in dieser Zeit?«, fragt sie schließlich nach. »Sicher, aber nur eine Handvoll davon erweist sich als würdig. Es nehmen also bei weitem nicht alle Teil, da es auch nicht so viele Lehrer gibt«, erhält sie die Antwort erneut von Jaken. »Ich hoffe, ich kassiere dafür jetzt keine Schläge, aber was bist du eigentlich?«, richtet sich Liza ein weiteres Mal ganz direkt an Sesshomaru. »Mensch oder Dämon? Du siehst menschlich aus, aber du hast eine überaus starke Aura.« Das Grün des kleinen Dämons wird augenblicklich weiß, als er diese Frage hört. Der Mann vor ihr selbst läuft zwar weiter, blickt sie aber über seine Schulter hinweg an. »In deiner Zeit scheint es wirklich keine Dämonen zu geben, wenn du das nicht erkennen kannst!!!«, schreit Jaken sie an. Die goldenen Augen scheinen Liza förmlich zu durchdringen, was ihr wieder, wie schon am Vorabend, ein unerwartetes Kribbeln im Bauch beschert. Sie haben etwas so kaltes und gleichzeitig dämonisches an sich, sodass Liza keinen Zweifel mehr hat. Selbst seine starke, präsente Aura dringt in ihren Körper so stark und gewaltsam ein, als würde er sie damit von innen heraus aufreizen wollen. Dennoch übt er eine ungemeine Faszination auf sie aus. »Ich verstehe«, spricht sie daher nur kurz. Danach schaut er wieder nach vorn. »Aber was habt Ihr dann davon bei dem Turnier mitzumachen? Ich glaube nicht, dass Ihr das für irgendwelche Rangspiele macht«, stellt sie die vorerst letzte Frage. Das kann ihr der Krötendämon tatsächlich nicht beantworten, denn das hat er selbst nie hinterfragt. Er ist seinem Meister schließlich einfach gefolgt und vertraut ihm blind. »Seinaru«, antwortet dann tatsächlich Sesshomaru zum ersten Mal selbst auf Lizas Frage. Augenblicklich bleibt sie stehen und schaut geschockt zum Dämon. »Das Schwert?« Erst jetzt fällt ihr auch auf, dass er zwei Schwerter mit sich führt. Eines sieht aus, wie ein normales Katana in seiner Scheide und das andere erinnert sie an eine kraftvolle zweischnittrige Klinge. Kunstvoll zu einem goldenen Drachenschädel mit Flügeln geformt, hält die Parierstange die ungewöhnlich geformte Klinge fest mit dem edlen Stoff des Griffes verankert. Selbst der Knauf ist von unheimlich detailreicher Arbeit und thront auf dem Heft, wie eine Krone. »Seine einzelnen Bestandteile befinden sich in den Körpern der Sternenbilder«, spricht Sesshomaru weiter. »Dann hast du bereits den Hoffnungsträger bei dir«, schlussfolgert sie. Jetzt ergibt für Liza alles einen Sinn. Sesshomaru selbst, als Ranghöchster, will einfach nur die Klinge, wenngleich sie nicht versteht warum und wozu. Er scheint schließlich stark genug zu sein. Wozu also noch ein so allmächtiges Schwert? Sie erinnert sich daran, wie ihr Vater von dieser alles vernichtenden Klinge erzählt hat. Seinaru, auch bekannt als heiliges Schwert mit der unheiligen Klinge, wurde von den großen Hauptelementen erschaffen, um die Welt zu zerstören und neu erschaffen zu können. Dafür besteht es aus zehn Gegenständen aller Elemente. Viel weiß die junge Frau nicht da drüber, weil sie noch zu klein war, um mehr über diese Macht erfahren zu können. Für ein Kind ihres damaligen Alters von gerade mal sechs Jahren wäre das eine Horrorgeschichte gewesen. Dennoch reicht ihr Wissen soweit aus, dass sie das Aussehen aller Gegenstände kennt. Der Hoffnungsträger, den sie an seiner Hüfte wieder erkennt, gilt bis heute als Grundelement für diese Waffe. Diese Klinge gilt als so hart, dass sie selbst das stärkste Metall zerschneiden kann. Um jedoch an diesem Turnier teilnehmen zu können, und somit das Schwert zu gewinnen, braucht er einen Schüler - einen Rangniedrigen. Für ihn ist sie also nur Mittel zum Zweck, doch es soll ihr egal sein. Schließlich ist sie nicht anders. Sie benutzt ihn genauso, um an diesem Turnier teilnehmen zu können, damit sie stärker wird. Insofern sind sie beide in diesem Punkt quitt. Dann würde sie eben gegen jeden einzelnen Gegner kämpfen. Es stört Liza nicht, denn nur so wird sie stärker und ihn bringt es näher an die Gegenstände des Schwertes. ~~~*~~~ Mittlerweile geht bereits die Sonne unter und Liza befindet sich in einem kalten See. Selbstverständlich nackt. Dennoch ist es für sie besser, als gar nicht auf ihre Körperpflege achten zu können. Hätte ich gewusst, dass meine Reise sich so entwickelt, hätte ich mir eindeutig einen Badeanzug eingepackt, schießt es ihr durch den Kopf, während sie zu Jaken schaut, der bereits vor dem Lagerfeuer hockt und Fische brät. Der kleine Kröterich stört Liza dabei nicht, aber dann wandern ihre blauen Augen weiter zu Sesshomaru. Auch wenn er ein Dämon ist und offensichtlich kein Interesse an ihr zu haben scheint, weil sie ja ein Mensch ist, misstraut sie ihm als Mann. Als sie sich ausgezogen hat, hat er schließlich noch nicht mal den Anstand gehabt weg zu schauen. Ohnehin ist er ihr ein großes Rätsel. Er ist ihr Lehrer, doch die Schwarzhaarige glaubt nicht, dass er ihr etwas beibringen will. Immerhin hat er kaum Worte mit ihr gewechselt. Er hat bisher immer Jaken vorgeschickt. Seufzend schaut sie dann trotzdem wieder nach vorn und wendet damit den Dämonen den Rücken zu. Sie liebt es den Sonnenuntergang zu sehen. Er hat etwas Warmes und Beruhigendes an sich, was sie auch sofort an ihre Mutter erinnert. Ich hoffe dir geht es gut, Mama. Ich hätte echt nicht gedacht, dass das alles so dermaßen eskalieren würde und erst recht nicht, dass ich hier im mittelalterlichen Japan landen werde, denkt sie sich weiter. Alles ist jetzt irgendwie verdreht geworden. Liza ist bei einem Dämon, der Menschen eigentlich hasst und sie ist bei einem Dämon, den sie selbst nicht mal leiden kann, aber dennoch übt er auf sie eine große Faszination aus. Immer wieder von seinen Augen und seiner vornehmen und distanzierten Art angezogen, kribbelt es erneut in ihrem Bauch. Dabei hat sie sonst kein Mann interessiert und überhaupt ist sie nie an Beziehungen interessiert. Die Schwarzhaarige muss sich einfach immer wieder einreden, dass er trotzdem nur ihr Lehrer und sie seine Schülerin ist. Die Menschenfrau wird aus ihren Gedanken gerissen, als sie plötzlich etwas spürt. Sie weicht einem Angriff aus und springt aus dem Wasser. Ihre Arme vor sich über Kreuz haltend, schützt sie sich vor den Schlag, den sie von Sesshomaru kassiert hätte. Für sie ist klar, dass er sie nun offenbar durchcheckt, um zu wissen, woran er bei ihr ist. Also will nun auch sie zum Angriff übergehen und legt Zeige- und Mittelfinger eng aneinander, nur um sie anschließend auf Sesshomaru zu richten. Der entstehende Flammenstrahl verfehlt allerdings sein Ziel. »Was …?«, will sie sich fragen, vernimmt aber schon seine kalte Stimme hinter sich. »Deine Angriffe sind zu machtvoll. Außerdem lässt dein Gleichgewichtssinn zu wünschen übrig.« Diese Worte machen sie wütend. Er analysiert sie, wie eine Matheformel. Wütend knurrt sie auf und versucht einen weiteren Angriff auf ihn, in dem sie ihre Fingernägel rot aufleuchten lässt, um Feuersicheln auf ihn zu schleudern. »Du könntest schneller sein«, spricht er weiter emotionslos und springt höher, in dem er sich von einem Baumast abstützt. Liza blickt ihm wütend hinterher, folgt ihm aber in dem sie ihre Füße von ihrem Feuer umschlingen lässt, sodass sie förmlich hoch fliegt. »Deine körperliche Fitness und Kraftreserven sind extrem ausbaufähig.« »Schnauze! Ich bin doch kein Gegenstand, den du nach Mängeln aussortierst!«, brüllt sie ihn wutentbrannt an und versucht sich an einem Direktangriff und schlägt ihre Faust gegen sein Gesicht. Dem weicht er einfach aus, in dem er seinen Kopf leicht zur Seite neigt. »Du bist zu emotional«, macht Sesshomaru weiter. Um es ihr zu verdeutlichen, schlägt er sie, nach einer vornehmen Drehung, tatsächlich in den Rücken, was dazu führt, das sie mit voller Wucht ins Wasser knallt. Elegant, wie immer landet dagegen der Hundedämon vor dem Wasser und wartet darauf, dass seine Schülerin auftaucht. Das tut sie unumgänglich und will ihn mit ihren Fuß treten. Er fängt den Angriff locker ab, in dem er sich ihr Fußgelenk greift und sie einfach hoch hält. »Mit so einem lächerlichen Angriff wärst du jetzt Tod.« Erst jetzt bemerkt Liza wieder ihre völlig Nacktheit und windet sich, um sich zu befreien. Ohne weiteres lässt der Dämon sie los und sie schlüpft sofort ins Wasser. »Mein Training wird hart sein. Es kann sein, dass es mehr von dir fordern wird, als es dein menschlicher Körper zulassen kann. Ich werde dich nicht schonen, nur weil du eine Frau bist.« »Das ist mir egal!«, kommt es sofort enthusiastisch von Liza. »Mich interessiert nur eins! Ich will stärker werden und dafür werde ich trainieren - meinetwegen solange bis ich umfalle und selbst dann werde ich weiter machen! Ich bin nicht hier um mich zu erholen! Ich habe mich dazu entschieden mehr sein zu wollen, als ein Mensch. Mehr als eine Feuerkönigin.« Auch wenn Sesshomaru es ungern zugibt, aber er mag ihren Eifer und ihre Entschlossenheit. »Als Lehrer bin ich trotz allem dazu verpflichtet für dich da zu sein. Wenn es irgendwas gibt, was du nicht kannst, sage es mir. Ich will, dass du mir in allen Dingen vollstes Vertrauen und absolute Unterwerfung entgegen bringst. Wenn ich dir etwas sage, dann will ich, dass du es ohne zu hinterfragen tust.« Entschlossen nickt die Schwarzhaarige. »Was ist, wenn ich etwas nicht begreife? Darf ich dich dann wenigstens fragen warum, weshalb, wieso?«, ist dieser Aspekt für sie noch unklar. »Es kommt auf die Frage an, ob ich dir antworte oder nicht.« Zunächst herrscht Schweigen, doch es ist Liza selbst die das Schweigen unterbricht, in dem sie erneut völlig nackt, aber entschlossen aus dem Wasser kommt und zu ihm geht, bis sie vor ihm steht. Wenn er ihr Vertrauen haben will, dann würde er es bekommen, wenn auch erst mal eingeschränkt. In diesem Moment muss sie ihm vertrauen, dass er nicht über sie herfallen wird. So will sie dem Hundedämon beweisen, dass sie ihm ihr Vertrauen überträgt. »Es gibt allerdings eine Bedingung, die ich habe.« Jaken, der mit weit geöffnetem Mund das Bildnis stumm vor sich sieht, ist fassungslos. Dieses Weib stellt auch noch Forderungen an seinen Meister! Das ist doch unerhört! Dennoch sieht er, wie Sesshomaru nickt. Das Knurren von Lizas Magen spricht von selbst, noch bevor sie das Wort ergreift. »Ich kann nicht kochen«, eröffnet sie ihren Wunsch mit einem peinlich berührten Lächeln. »Dennoch habe ich natürlich Hunger und ich möchte einfach nur, dass es jemanden gibt, der mir was zu Essen zubereitet das ich essen kann.« Der Mann mit dem silbernen Haar wendet sich um und geht ein paar Schritte. »Du hast sie gehört Jaken. Sorge dafür, dass sie immer satt sein wird.« »W-W-W-W-W-Waaas! A-A-A-A-A-A-A-Aber Meister …«, stammelt er unfassbar, doch der ernste, fast schon tödliche Blick seines Herren sagt ihm bereits, dass er keine Widersprüche duldet. Sofort verbeugt sich der Krötendämon. »W-W-W-W-Wie Ihr es wünscht, Meister Sesshomaru.« Danach richtet der Dämon noch ein letztes Mal an diesem Tag an Liza. »Da ich gemerkt habe, das du in deiner Kampfkunst mit dem Feuer sehr gut zu sein scheint, werden wir das Training in deinem Element sehr weit nach hinten schieben und uns ab morgen erst mal um deine körperliche Fitness kümmern.« Auch Liza sagt einfach nur: »Ja, Meister Sesshomaru.« »Feuerkrieger, wie du sind sehr selten geworden. Ich würde es begrüßen diesen Überraschungseffekt auf unserer Seite haben zu können.« Diese Worte überraschen Liza. Soll das vielleicht heißen, dass sie eventuell die einzige Person ist, die über das Feuer herrschen kann? Die Menschenfrau lässt ihre Körpertemperatur ansteigen, so dass ihr Körper sich von selbst binnen weniger Sekunden trocknet und sie sich ihre Sachen anziehen kann. »Also Jaken, darf ich?«, fragt sie den Krötendämon höflich und deutet auf einen der Fische. »Mach doch was du willst«, antwortet er nur trotzig. »Oh, du bist echt so süß«, kommt es entzückt von Liza und sie nimmt sogar Jaken in ihre Arme, um ihn zu drücken. Der rebelliert natürlich und will sofort wieder von ihr frei sein. Nachdem sie ihn auch wieder losgelassen hat, nimmt sie sich einen Fisch und wird ihn essen. Sie würde auch heute früh schlafen gehen, denn wenn das Training so hart ist, wie Sesshomaru sagt, dann würde sie viel Kraft brauchen, da sie von Anfang an alles geben will. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)