Sengoku-Jidai I [Remake] von firelady (Tōunamento) ================================================================================ Kapitel 10: Hakku, der Wind Splinter ------------------------------------ Eine weitere Woche vergeht seit dem Kampf mit der Jungfrau. Noch immer ist Liza nicht zu den Dämonen zurück gekehrt und Jaken befürchtet, dass sie geflüchtet ist - zusammen mit dem Sirenengewand. Es ist dem Kappa-Dämon unangenehm, aber er weiß so ziemlich gar nichts über all das. Die Elemente, die Ableger und auch fast nichts über das Schwert das sein Meister Sesshomaru sucht. Schon gar nicht, warum es überhaupt so viele Bestandteile braucht, um Existent zu sein. Außerdem scheint der Hundedämon seit ihrem Gehen angespannter und nachdenklicher als sonst zu sein. Fehlt diese Menschenfrau seinem Meister etwa? »Ähem. Meister Sesshomaru erlaubt mir Euch eine Frage zu stellen.« Da keine Reaktion erfolgt, fasst er es als Zustimmung auf. »Nun ja, wisst Ihr … Wir nehmen jetzt schon eine ziemlich lange Zeit an dem Turnier teil und suchen nach dem Schwert Seinaru. Ich meine, es steht natürlich außer Frage, dass Ihr es verdient, aber was hat das mit den Elementen und den Kriegern zu tun? Vor allem wüsste ich auch gern, was der ehrenwehrte Lord Tsukuyomaru damit meinte, als er damals das Drama zwischen Erde und Feuer ansprach.« Zunächst erfolgt keine nennenswerte Reaktion von seinem Meister. Jaken blickt erwartungsvoll zu ihm hinauf, doch gerade als er aufgeben und sein Blick gen Boden richten will, erhebt Sesshomaru seine Stimme. »Entgegen mancher Erzählungen gab es zu Beginn dieser Welterschaffung nur die Elemente Erde, Wind, Feuer und Wasser. Erde, Wind und Wasser vertrugen sich, doch nur die Erde verstand sich auch mit dem Feuer. Als dann die Erde versuchte das Feuer mit den anderen Elementen bekannt zu machen, gab es zunächst Krieg. Besonders zwischen Wasser und Feuer.« Anhand der deutlichen Miene voller missgünstigem Lächeln erkennt der stolze Hundefürst, dass Jaken nichts anderes erwartet hat. »Zunächst hat die Erde mit dem Feuer zusammen gekämpft, sowie Wind mit Wasser. Im Verlauf des Krieges erschuf das Feuer heimlich ein Schwert und formte es aus fünf Gegenständen. Zunächst nur den Hoffnungsträger« Sesshomaru deutet mit einem Blick auf die Klinge, die er an seiner Seite am gelbvioletten Band trägt. »Bis heute gilt der Hoffnungsträger als Grundelement. Seine Klinge ist unzerstörbar. Sie dient als Basis, Hülle oder auch Kelch. In dieser Klinge ist es möglich alle Gegenstände miteinander zu vereinen, wie du oft genug gesehen hast. Die Phönixfeder stärkt das Feuer und der Feuerfächer erhöht die Reichweite der Flammen. Ein goldener Kelch, gefüllt mit dem Blut eines Drachens, auch Drachenkelch genannt, ist in der Lage die Form des Feuers zu verändern. Was das bedeutet, weiß man allerdings bis heute nicht, weil es nie passiert ist. Zuletzt gab es einen Schlüssel aus bloßem Feuer hinzu – den Flammenschlüssel. Der Schlüssel dient dazu den Wächter des Feuers, den Löwen selbst, an das Schwert zu binden.« Diese eher kühle Erzählweise lässt in Jaken einen Schauer aufkommen. Nicht vor Angst seines Meisters, sondern vor der Tatsache, dass sein Meister die Erde und Liza das Feuer repräsentiert. Genau jene Erde, die von Anfang an nichts gegen das Feuer einzuwenden gehabt hat und sogar mit ihm gekämpft hat. Er ist nicht dumm und ahnt, dass sich zwischen den beiden etwas anzubahnen scheint. Ob sich die Geschichte vielleicht wiederholt? Fühlt sich sein Meister, als Erdenherrscher etwa auch von den Flammen der Feuerkönigin angezogen? »Ja aber Meister«, wagt Jaken die Erzählung kurz zu unterbrechen. »Ohne Wächter, wie sollte der Schlüssel funktionieren?« »Lange, bevor überhaupt erstes Leben, auf dieser Welt gewandelt hat, haben die Elemente versucht ihre Stärken in Körper zu formen. Der Wind erschuf beispielsweise die Jungfrau. Sie hat ursprünglich überprüfen und richten sollen, ob das Feuer wirklich eine Sichtweise verdient, wie es die Erde getan hat. Nur für sie allein haben auch die Flammen schließlich eine Gestalt geformt, mit all der Macht weiterhin über seine Stärken verfügen zu können. In ihrem Herzen hat sich so etwas wie Liebe für das Feuer entwickelt, was den Wind schließlich ebenfalls überzeugte und somit auch das Wasser beruhigte. Du kannst dir sicher denken, dass dies der Anfang der Elementsableger geworden ist.« Sesshomaru sieht das nachdenkliche Kopfnicken seines Begleiters. In seinen Gedanken sortiert er ein weiteres Mal die weitere Erzählung. »Die Jungfrau selbst hat letztlich das Herz des Feuerherrschers zertreten, als sie erkannt hat das er um keinen Preis der Welt auf seine Stärke für sie verzichten wollte. Weiterhin verwünschte sie ihn auf ewig das Sternenbild Löwe zu sein. Sie verfluchte ihn noch weiter und zwang ihn auf einen Krieger zu warten, der es Wert sein wird, das Feuer zu kontrollieren und ihn dann für immer beschützen zu müssen.« Was für eine Heuchlerin, stellt der Kappa-Dämon tatsächlich verbittert, aber nüchtern fest. Sie hat doch selbst alle Stärken und Mächte vom Wind erhalten, die sie nicht bereit gewesen ist, aufzugeben, aber der Krieger des Feuers hat es tun sollen? Das erscheint ihm alles andere als gerecht. Jaken kann sich denken, dass es sich bei diesem Mann, aus dem ein Löwe wurde, um Leon selbst handelt und plötzlich tat er ihm leid. Da hat er schon eine ernsthafte Beziehung eingehen wollen und ist so hart bestraft worden. »Liza?«, wagt es Jaken tatsächlich ihren Namen auszusprechen, als ihm bewusst wird, dass sie nun der offensichtliche Schützling ist, um den sich der Löwe kümmert und erhält ein stummes Nicken. »Gemeinsam konnten schließlich alle Elemente, trotz dieser Eskapaden, Hand in Hand arbeiten und Leben erschaffen. Über einfache niedere Kreaturen, vergleichbar mit Insekten, bis hin zu den gewaltigen Drachen ist nichts unmöglich gewesen. Unsere Welt hat immer mehr jene Gestalt angenommen, die uns heute vertraut ist. Mit ihrem Werk zufrieden, haben die Elemente schließlich beschlossen, alles Weitere ihrem erzeugten Leben zu überlassen und sich nur in einem geringen Ausmaß selbst zu beteiligen. Drachen haben uns Daiyokai erschaffen, mit aller Macht zu zerstören und zu bewahren, was ihre gewaltigen Schwingen errichtet haben. Sie sind das Leben gewesen und meinesgleichen Bewahrer, Beschützer oder Zerstörer von jenem Leben.« »Aber was war mit der Jungfrau?« »Die Erde erfuhr von der damaligen Missgunst der Jungfrau. Zusammen mit dem Wasser und dem Wind gelang es ihnen die Jungfrau in jenes Sternenreich zu verbannen, wohin sie selbst den Löwen zuvor geschickt hat. Gerührt von dieser Geste ist das Feuer der Erde sehr dankbar gewesen und immer mehr von der Liebe zwischen Feuer und Erde ist sichtbar geworden. Dort wo das Feuer gewütet hat, hat die Erde stetig neues Leben erschaffen können. Altes Leben wurde vom Feuer verschluckt und neues, weiter entwickeltes Leben von der Erde geformt. Wärme durchflutete Ländereien, bis sich Feuer und Erde das erste Mal vereint haben und so Dämonen, Menschen und Tiere entstanden.« Das Gesicht Jakens verzieht sich zu blanken Entsetzen und tiefen Schock. Auch wenn er nicht versteht, wie das geht, aber allein die Vorstellung, dass es auch bei Sesshomaru und Liza so sein könnte, lässt in dem Kröterich den kalten Schweiß hinablaufen. »Wind und Wasser waren früher gegen diese Art von inniger Beziehung und verboten den Elementen jemals wieder Kontakt zu haben. Ein weiterer Krieg entstand, als das Feuer diese enge Bindung nicht aufgeben wollte. Aus seinem tiefsten Innern holte es das einst von ihm selbst geformte Schwert hervor, um gegen sie zu bestehen.« Der Krötendämon lächelt überheblich. Was soll schon das Feuer gegen Erde, Wind und Wasser allein tun? Ganz egal wie stark und mächtig das Schwert auch ist. Das heimtückische Lächeln vergeht ihm schnell wieder, als Sesshomaru weiter spricht. »Die zerstörerische Kraft des Schwertes ist selbst für das Wasser viel zu mächtig gewesen. Also gaben die anderen Elemente ebenfalls ihre Gegenstände dazu, um die Stärke zu mindern und die Gefahr zu bändigen. Das Wasser holte aus seinen unendlichen Tiefen das Sirenengewand und das Silberschloss hervor. »Nun, mir ist mittlerweile vertraut, dass das Sirenengewand über die Gabe der Täuschung verfügt, aber was hat es mit dem Schloss auf sich?«, fragt Jaken nach. »Das Silberschloss besitzt die Stärke alle Arten von Bannkreisen und Versiegelungen aufzubrechen oder sie selbst zu bilden«, erklärt der Hundefürst kurz. »Der Wind erschuf den Seelenstein und den Bannbrecher. Der Seelenstein ermöglicht es die Kräfte, die Seele und das Leben an das Schwert zu fesseln. Je stärker also sein Träger ist, desto stärker wird die Kraft und die Magie des Schwertes. Durch den Bannbrecher ist es möglich die Energien des Feuers in jedes andere Element umzuformen, sodass sowohl Wind, Wasser oder auch die Erde selbst die Klinge mit ihren Energien lenken können. Letztlich ist das der für mich wichtigste Gegenstand, um Seinaru vollständig nutzen zu können.« Mit seinen bernsteinfarbenen Augen sieht Sesshomaru, wie Jaken an seinen wenigen Fingern die Anzahl abzählt. »Somit fehlte für das Gleichgewicht nur noch ein einziges Gegenelement. Die Erde selbst gab das letzte Stück dazu – Licht.« »Aber Meister … Wie kann man Licht dazu geben?«, fragt Jaken verwirrt. »Licht war damals eine Pflanze, die in der Lage war Krankheiten aller Art zu heilen und sogar den Tod einmal überwinden kann.« »Ihr meint sowie Euer Schwert Tensaiga heilen und wiederbeleben kann?«, bohrt Jaken weiter nach. Sesshomaru nickt. »Um alle Elemente innerhalb der Klinge in einem friedlichen Miteinander zu halten, dient diese Pflanze außerdem dazu das Gleichgewicht in ihr zu wahren. Da Seinaru dennoch ein Schwert ist, das größtenteils darauf ausgelegt ist im Kampf eingesetzt zu werden und tiefe zerstörerische Kräfte in sich trägt, wurde es vorsichtshalber von den allmächtigen Drachen jener Zeit geteilt und von den Daiyokai versiegelt. Die Bestandteile sind auf diese Weise entweder von den Sternzeichen im Besitz genommen oder auf der Erde versteckt worden. Somit wurde auch das Schwert in seine zehn Einzelteile zersplittert, die ich suche. Du kannst dir sicher denken, dass das Feuer seit dem auf Rache aus ist.« »Sicher, Meister«, verneigt sich Jaken gewohnt unterwürfig. »So hat sich jedes Element stetig neue Ableger ausgesucht, während die vom Feuer Auserwählten von den Sternzeichen einfach ausgelöscht wurden. Deswegen ist Liza die einzige Feuerablegerin. Wie immer ihr Vater das damals angestellt hat, aber sie ist von den Sternzeichen verschont worden. Ich vermute allerdings, dass der Zorn des Feuers sich in den vergangenen Jahrtausenden abgeschwächt haben wird. Natürlich kann es auch sein, dass sich das von Tsukuyomaru angekündigte Drama wiederholen wird. Die Sympathie des Feuers für die Erde ist nie verschwunden.« Das würde für ihn bedeuten, dass das Feuer nur so friedlich ist, weil Liza als Frau sich zu ihm als Mann hingezogen fühlt. Es kann auch sein, dass die Flammen in ihr wissen, dass er die Erde ist, die das Feuer noch immer liebt. Es kann aber genauso gut sein, dass das Feuer einfach nur kraft- und zahnlos geworden ist, schießt Sesshomaru eine weitere der unendlich vielen Möglichkeiten durch den Kopf. »Ähem, wenn ich mir die weitere, bescheidene Frage erlauben darf, was wird dann aus Tessaiga, das Schwert Eures ehrenwehrten Vaters, das Ihr erst gesucht habt?«, erkundigt sich Jaken weiter über die Pläne seines Meisters. »Das werde ich nach dem Turnier trotzdem weiter suchen gehen. Ich ziehe es vor unterschiedliche Schwerter für unterschiedliche Gegner zu gebrauchen. Tessaiga wird mir nützliche Dienste gegen Dämonen oder Dämonenscharen leisten und Seinaru gegen andere Elementskrieger gegen die Tessaigas Macht komplett wirkungslos ist.« Jaken zögert, bevor er seine vorerst letzte Frage stellt. »Was habt Ihr eigentlich damals mit Kenshin, der Metalllegende gemacht, als Liza ihn besiegte?« »In all den vergangenen Jahrtausenden entstanden auch weitere, neuere Elemente, wie der Blitz beim Tiger oder das Metall bei Kenshin. Das sind Elemente der zweiten oder dritten Generation. Wenn sie besiegt werden, kann man ihre Kräfte absorbieren, insofern es zum eigenen Hauptelement passt. Eis zum Beispiel kann zum Wasser gehören, Blitze zum Wind und Metall zur Erde.« »Deswegen habt Ihr also von Kenshin das Element geraubt. Um Euer Eigenes zu stärken. Vorausschauend, wie immer von Euch Meister Sesshomaru«, kommt es stolz vom Krötendämon. »Und das ist alles, was Tsukuyomaru meinte. Wenn Erde und Feuer erneut zueinander finden, kann es sein, dass wieder ein Krieg entsteht und so die komplette Weltordnung neu geformt wird, wie schon damals«, beendet Sesshomaru somit seine Erzählung. »Ist es letztlich nicht das, was wir durch dieses Turnier bezwecken wollen? Eine neue Rangordnung?«, mischt sich eine weitere männliche Stimme ins Gespräch ein. »Hakku. Lange nicht mehr gesehen«, kontert Sesshomaru mit einem kleinen Hauch Freude in der sonst so kalten Stimme. Er wendet noch nicht einmal seinen Kopf, um seinen Gegenüber anzuschauen. Jaken ist verwirrt. Dieser junge, muskulöse Hundedämon, der zu ihnen gekommen ist, hat seine langen silbernen Haare zu einem eleganten, prachtvollen Zopf gebunden. Seine goldenen Augen strahlen eine diverse Heiterkeit und Fröhlichkeit aus, die er noch nie zuvor bei einem Dämon gesehen hat. Im Vergleich zu seinem Meister trägt er keinen Pelz um seine Schulter; dafür hängt eine Hälfte seines hellbraunen Kimonos locker an seiner Hüfte herab. Die dunkelbraune Faltenhose fällt locker von den muskulösen Beinen. Am auffälligsten ist für Jaken der Mond auf der Stirn des deutlich jüngeren Hundedämons. Es erinnert ihn an den Neumond, aber die Sichel des abnehmenden Mondes ist gelb und somit deutlich im dunklen Mondkreis sichtbar. »Was ist denn los? Nimmst du etwa auch an diesem Turnier teil, Cousin?«, fragt der Lockere. Die Kinnlade des Krötendämons fällt ihm fast zu Boden. »A-A-A-Ah, C-C-Cousin?« Die fehlende Antwort von Sesshomaru nimmt das breite Lächeln des Neuen nicht aus dem Gesicht. »Ich verstehe. Hätte mir denken können, dass du nach solch einem mächtigen Artefakt auf der Suche bist. Immerhin ist das eine machtvolle Waffe und du hast schon immer nach Stärke gesucht.« Der Blick des lockeren Gesellen gleitet zu Jaken runter, der sich prompt unwohl fühlt. »Ist das dein Schüler? Ein bisschen klein geraten, aber wenn du ihn trainierst, muss er stark sein. Ich würde zu gerne mal gegen den kleinen Kämpfen.« Jaken läuft der glatte Angstschweiß übers Gesicht, während er nur abgehackt zu seinem Meister nach oben schaut. »M-Mei-Meister, b-bitte …« »Meine Schülerin ist derzeit in einem Auftrag unterwegs.« Scharf blickt der Daiyokai des Westens in die Augen des Jüngeren. »Wo ist dein Lehrer?« Es dauert keine Sekunde da geht Hakku aus der Kampfposition und verschränkt seine Hände hinter seinem Kopf. »Oh, ich hab sie aus den Augen verloren, als ich einer holden Maid in Nöten meine Aufmerksamkeit schenkte«, grinst Hakku breit. »Seit dem suche ich sie.« »Sie? Du willst mir doch nicht sagen, dass Tansui selbst deine Lehrerin ist«, zeigt Sesshomaru zum ersten Mal einen Hauch von Überraschung und Belustigung in der Stimme. »Jap. Sie ist mittlerweile das Wasser selbst geworden, sowie du die Erde.« Der Hundedämon schlägt sachte eine Faust auf seine geöffnete Handfläche. »Hey, was hältst du davon, wenn wir mal wieder gegeneinander kämpfen? Ich könnte so einen Trainingskampf gebrauchen.« »Kein Interesse«, zeigt sich der Daiyokai wenig begeistert. Hakku grinst sehr selbstsicher und hält einen silbernen, mit Windelementen verzierten, Pfeil vor sich. »Auch dann nicht, wenn du das hier haben könntest?« Die goldenen Augen Sesshomarus zeigen plötzlich ein deutliches Interesse. »Wo hast du das her?« Schulterzuckend steckt Hakku den Pfeil wieder in seinen Kimonoärmel. »Hab ich beim Kampf gegen den Wassermann gewonnen. Er fiel mir quasi in die Hände.« »Hm«, dringt der nachdenkliche Laut zwischen den geschlossenen Lippen des Fürsten hervor. »Dafür könnte ich mich schon zu einem Kampf hinreißen lassen, auch wenn du mir den Bannbrecher einfach schenken könntest.« »Sicher, aber willst du nicht wissen, wie stark ich mittlerweile als Wind Splinter geworden bin? Mit so einer tollen Meisterin habe ich schnell und viel gelernt«, grinst Hakku. »Wind Splinter? Was musstest du dafür hergeben, um diesen Rang zu erreichen?«, spricht Sesshomaru kühl wie immer. »Alles nach dem Kampf mein Bester«, fordert der deutlich jüngere Hundedämon ihn heraus. Aus heiterem Himmel bemerkt Hakku einen starken Schmerz in seiner Bauchgegend. Ohne weiter ein Wort verloren zu haben, hat Sesshomaru ihn einfach mit einem Faustschlag in seiner Magengegend angegriffen. »Nach wie vor kein Mann der großen Worte, was?«, schafft es Hakku noch schmerzhaft auszusprechen, bevor sich sein Körper schier in Luft aufzulösen scheint. Für jeden anderen wäre es wohl eine Überraschung sondergleichen, aber für Sesshomaru ist es keine besondere Leistung. Stattdessen kommt ein Schlag direkt von der Seite gegen Sesshomarus Wange. Sein Gesicht zerbröselt, ehe der gesamte Körper in einzelne Tonscheiben zerfällt. »Was?«, kommt es nur von Hakku überrascht. Erneut muss der jüngere einen Schlag kassieren. Dieses Mal in den Rücken. »Bis jetzt bin ich unbeeindruckt«, zeigt sich Sesshomaru nicht im geringsten angetan. Diese Worte setzen Hakku zu und er fängt sich mit einer gekonnten Drehung ab. Sogleich tritt er seinen Cousin, der ihn selbstverständlich mit einer Hand abfängt. Ein Grinsen ziert Hakkus Gesicht, als bei dieser Berührung schier unzählige scharfe Windklingen aus seinem Bein schießen, die wie eine Explosion auf Sesshomarus Körper Wunden hinterlassen. Kaum das der erfahrenere Krieger ihn allerdings loslässt, hört die Windklingen-Salve auf. Hinterlistig grinst Hakku ihn an. »Und? Jetzt beeindruckt? Das kann ich mit jeder Stelle meines Körpers machen, sobald du mich berührst.« Das einzige Konter von Sesshomaru an dieser Stelle ist nur: »Du kämpfst also immer noch wie ein Mädchen.« Anschließend wirft er ihn einfach von sich weg, als der Rangniedrigere ein weiteres Mal direkt angegriffen hat. Hakku knurrt nur, ehe er zum Angriff übergeht und, nach einer gekonnten Drehung in der Luft, direkt auf Sesshomaru zustürmt. Es macht ihn wütend, dass sein Cousin scheinbar immer noch überraschungsresistent ist. Er stellt allerdings nur wenig später fest, warum. Kaum in dessen Nähe vernimmt der Windkrieger einen übelriechenden Duft. Je näher er Sesshomaru kommt, desto schlimmer wird der Gestank und nur wenige Meter vor dem Herrscher des Westens muss er sogar innehalten und sich die Nase mit seinem Kimono verdecken. »Du siehst, auch ich kann derartige Tricks«, kontert Sesshomaru trocken. Erst als Hakku seinen Cousin aus der Nähe sieht, erkennt er, wie grüner Dunst aus den Stellen von Sesshomarus Körper herausstößt, wo er ihn noch zuvor mit seinen Windsicheln verletzt hat. Für jeden Dämon - erst Recht für solche mit einer so empfindlichen Nase, wie die der Hunde - ist dieser Gestank unausstehlich. »Wie hältst du das nur aus?«, hustet Hakku. »Das stinkt ja bestialisch.« »Mir machen diese Gifte nichts, seit dem ich sie in mich aufgesogen habe«, antwortet Sesshomaru kurz, während er sich seinem Cousin im ruhigen Schritt nähert. »Wie viele Ableger hast du mittlerweile in dich aufgenommen?«, hustet er weiter stark, ehe ihn dieser Geruch tatsächlich in die Knie zwingt. Ohne weitere Vorankündigungen packt sich Sesshomaru den Hals des Jüngeren und zieht ihn wieder hoch. »Fünf. Das Holz, das Metall, das Gift, die Pflanzen und selbstverständlich auch das Gestein.« Das lässt die Augen Hakkus förmlich aufreißen. »Was? Aber … Wie kannst du nur?! Du weißt selbst, die Elemente sind alles, was wir Krieger haben!« Sesshomaru schaut ihn einfach nur regungslos an und das lässt Hakku selbst wütend werden. »Du bist wirklich nicht mehr der Cousin, den ich früher bewundert habe«, spricht Hakku zum ersten Mal ernst. Mit seinen freien Händen lockert er seinen Pferdeschwanz etwas und der Wind ändert sofort seine Richtung, sodass der Gestank von Hakku weggeweht wird. Nun kann er endlich kontern und der jüngere Hundedämon schlägt mit seinem Handballen unter das Kinn seines Gegners. Sesshomaru lässt ihn los, sodass Hakku nun den Älteren angreifen kann. Er bewegt seine Hände nach vorn und der Sturm schleudert den Hundedämon förmlich nach oben in den Himmel, nur um ihn nach Hakkus Willen auf einem herausragenden Ast aufzuspießen. Wie immer hat Sesshomaru das vorhergesehen und aus dem vermeintlichen Körper aus Fleisch und Blut wird wieder das zerbrochene Tongefäß. Dieses Mal ist es allerdings Hakku selbst, der spüren kann, wie Sesshomaru ihn von hinten angreifen will. Schnell dreht sich Hakku um und schlägt den Erfahrenen in den Bauch. Da kommt aber eine weitere Überraschung, denn statt seines Cousins sieht er eine riesige Welle aus Erde auf ihn zurollen. »Was? Neeeeeeeeiiiiiiiiiiiiin!«, ruft er panisch aus und will schnell wegrennen, doch die Erde begräbt ihn unter sich, so dass ihr ganzes Gewicht ihn einfach unter sich begräbt. Nur noch Arme und sein Kopf bleiben frei gegeben. »Und ich dachte schon du kämpfst ernsthaft, doch du enttäuschst mich. Du konntest nicht einen Treffer gegen mich landen. Meine Schülerin kann mehr, als du«, kommt es kühl vom Älteren, bevor er sich hinkniet und den Zopf des jüngeren wieder fester zuschnürt. »Tansui hat dich schlecht trainiert.« »Hey, ich bin ja auch erst seit Kurzem dabei. Der eigentliche Kandidat, den sie erst trainierte, starb bei einem Kampf gegen ein Sternenbild.« »Verstehe.« Das Gespräch der Männer wird unterbrochen, als sich eine weibliche Stimme mit ins Gespräch einmischt. »Ich bin wieder da, Meister Sesshomaru« Zunächst nur Jaken, dann auch Hakku, blicken in die Richtung, wo die Stimme herkam. »Endlich! Da bist du ja, du dummes Menschenweib!«, meckert Jaken die Frau an. »Wo warst du so lange? Das Ganze hat viel zu lange gedauert! Hast wohl heimliche Bündnisse mit den Sternzeichen abgesprochen, wie? Und bestimmt hast du auch nicht das Sirenengewand besorgt, oder?! Unzuverlässig wie du bist!« Auch wenn Jaken diese Menschenfrau mit den langen schwarzen Haaren und diesem seltsamen roten Kimono anmeckert, driften sofort die Gedanken des jüngeren Hundedämons ab und er sieht sich selbst bereits mit ihr verheiratet. Ihre umwerfenden Hüften schwingen sich voller Unschuld vor dem fertig zubereiteten Essen und laden ihn förmlich dazu ein, sie anzufassen. Ihre langen, schwarzen Haare zu einem braven Pferdeschwanz gebunden, sodass sich ihr schöner Hals seinen Lippen darbietet, die auch gleich Gebrauch von dieser Geste machen. Sanft leckt er mit seiner Zunge zunächst die Form ihres menschliches Ohres nach, bevor der Weg ihn weiter zu ihrem Hals führt. Gleichzeitig dreht sich diese Schönheit lächelnd zu ihm um und blickt ihn an. »Ah, da bist du ja Hakku, mein geliebter Mann«, säuselt ihre Stimme zu ihm, während sie mit ihren Armen ihre wunderschönen, weich aussehenden Brüste zusammen drückt. »Ich habe dich bereits erwartet.« In seinen Gedanken sieht er sich, wie er sie in seine Arme nimmt. »Ja, ich weiß und es tut mir so leid, dass du solange warten musstest.« Die ihm im Moment noch unbekannte Frau löst sich in seinen Gedanken von ihm. »Oh, du weißt gar nicht wie sehr ich auf dich gewartet habe, mein Liebling.« Nur kurz nach ihren Worten sieht er, wie der Stoff des spärlichen Kimonos in seinem Kopf fällt und sie ihm ihre herrlichen Brüste präsentiert, bevor sie ihm den Rücken zuwendet und ihren fülligen Hintern gegen sein Becken drückt. »Nimm mich, mein Schatz. Hier und jetzt«, spricht sie verführerisch zu ihm, während sie mit ihren stechend blauen Augen ihn über ihre Schultern kokett anschaut. So sehr von seinen Gedanken abgelenkt, bemerkt er viel zu spät, wie sein Cousin ihm den silbernen Pfeil aus dem Ärmel greift. »Hey!« Ohne das Sesshomaru weitere Worte verlieren muss, löst er die Decke aus schwerer Erde mit einer einzigen Handbewegung, so dass Hakku sich erheben kann. »Oh man. Du machst es einem echt nicht einfach, aber das war ja auch schon früher immer so«, grinst Hakku ihn an. »Aber sag mal wer ist denn dieses himmlische Wesen, das dein Diener gerade vollmeckert? Vielleicht deine Frau? Hast du doch erkannt, dass man manchmal seinen inneren Druck abbauen muss?«, grinst er. »Das ist meine Schülerin«, beantwortet Sesshomaru die Frage gewohnt rational und kühl, da rennt Hakku schon selbst zur Menschenfrau. Diese schaut ziemlich verblüfft drein, als der ihr unbekannte Hundedämon so plötzlich ihre Hände nimmt und sie mit zärtlichen Küssen betupft. »Es ist mir eine Ehre dich kennen zu lernen. Sag mir doch, du unsagbare Schönheit, wie lautet dein Name?« Diese herzliche, offene Art ist Liza schon längst nicht mehr gewohnt und überfordert sie. »Ä-Ä-Ähm L-Liza.« Nachdem Kampf mit der Jungfrau ist sie noch einige Zeit gezwungen gewesen sich von den Geishas heilen und verpflegen zu lassen. Sie sind es auch gewesen, die wieder ihr rotes Oberteil ganz genäht haben. Ihr erster Gedanke ist daher, ob sie vielleicht noch nach dem verführerischen Parfüm der Geishas riecht und sich deshalb dieser Mann so ungeniert an sie schmeißt. Erholt hat sie sich trotzdem noch nicht ganz von den Wunden. Bei jedem Kampf muss sie in Zukunft mehr denn je darauf achten nicht getroffen zu werden. Gerade im Rücken, wo die Wunden trotz Verband, der um ihren Körper gewickelt ist, wieder aufgehen können. »Oh, heilige Windsichel. Welch ein ungewöhnlicher und schöner Name. Gott ist Fülle. Das passt zu dir besser, wie zu keiner anderen Frau«, spricht er ihr weiter charmant und lächelnd zu. Als er allerdings eins dieser Lächeln aufsetzt bei dem seine Zähne förmlich im Sonnenlicht glitzern, legt sich schnell ihre Verlegenheit wieder und sie schaut ihn eher skeptisch an. »Ja, danke.« »Na ja, dein Körper besitzt über so viel natürliche Fülle, die würde ich nur alt zu gerne mal erkunden.« Sein Blick gleitet nun ziemlich offensichtlich über den Körper der jungen Frau. »Allein deine Brüste und dann auch noch die Hüften. Man da steckt bestimmt viel Bewegung drin.« Vollkommen stumm löst sie sofort ihre Hände von ihm. »Weißt du«, beginnt sie dann doch zu sprechen, »ich hasse solche Perverslinge, wie dich«, knurrt sie ihn an und tritt ihn kraftvoll in die Bauchgegend. Wie ein Sack Reis fällt er in sich zusammen und fliegt an seinem Cousin vorbei gegen seinen Baum. »Oh man! Was ein Schlag«, kann er selbst jetzt noch nicht aufhören von ihr zu schwärmen und sinkt am Baumstamm einfach runter. Derweil fährt sich Liza einfach durch ihre langen, schwarzen Haare, die sich sanft im kalten Winterwind wiegen. »Als ob jemand wie du an den Süßesten hier heran kommt«, dringen die Worte überheblich aus ihrem Mund, ehe sie sich Jaken schnappt und ihn an ihre Brust drückt, um ihn zu knuddeln. »Jaken, ist doch klar.« »Hey, lass das! Lass mich sofort runter, du niederes Menschenweib! Ich bin doch kein Spielzeug mit dem du machen kannst, was du willst. Los! Lass mich runter!«, meckert der Krötendämon rum, auch wenn er zugeben muss, dass ihm ihr Geruch plötzlich sehr gut gefällt. Sie hat sich verändert, aber warum? Wie kann sich der Geruch einer Menschenfrau binnen weniger Tage ändern? »Hast du es?«, mischt sich nun Sesshomaru ein, der sich Liza bis auf wenige Meter nähert. Sofort lässt Liza den Kleinen los und setzt ihn damit wieder auf den Boden ab. Sie hält ihrem Lehrer einen edlen, weißen Kimono hin, der durch seinen durchsichtigen Stoff besticht. »Wie ich es erwartet habe. Aus den Fasern des reinsten Blütenweiß genäht, besitzt er sagenumwobene, heilige Kräfte«, begutachtet der Hundedämon das himmlische Gewand. Sie schaut ihn fragend an. Will er etwa nicht den wertvollen Gegenstand von ihr nehmen und ihn mit Seinaru vereinigen? »Ich denke, du hast oft genug gesehen, wie ich die Gegenstände mit dem Schwert geeint habe«, beantwortet er ihre unausgesprochene Frage. Ihr überraschtes Gesicht nimmt eine starke Rotfärbung auf den Wangen ein. Das Blut rauscht durch ihren Kopf, weil ihr Herz plötzlich so stark schlägt. Er vertraut ihr. Das ist für Liza ein sehr großer Beweis für seine Anerkennung und Akzeptanz ihr gegenüber. Zum ersten Mal, seitdem sie in dieser Epoche ist, schaut sie verlegen zu Boden und kann Sesshomaru selbst nicht direkt anblicken. Sie nickt stumm und lässt sich die Klinge von ihm auf das Gewand legen. Danach kniet sie sich auf die verschneite Wiese und legt Schwert und Gewand dort einfach nieder. Sesshomaru legt zusätzlich noch den silberglänzenden Pfeil oben drauf. Ihre Hände über der Klinge beginnen rot aufzuleuchten, während sie konzentriert ihre Augen verschließt. Hakku hält sich seinen schmerzenden Hinterkopf. »Oh man. Also so eine krasse Abfuhr hatte ich echt noch nie«, spricht er noch schmerzerfüllt, blickt dann aber verwundert drein. Seine Augen verfolgen, wie Sesshomaru sich hinter Liza kniet und seine Hände auf ihre Schulterblätter legt. Er massiert sie sogar. »Entspann dich. Zeig ihnen wer die Oberhand hat«, spricht er ruhig in Lizas Ohr. Unweigerlich steigt in ihr eine Wärme und Kälte zugleich hoch, was ihr eine mächtige Gänsehaut verschafft. Witzbold! Wie soll ich mich da nur konzentrieren und ruhig bleiben?, fragt sie sich gedanklich, doch sie muss es schaffen. Sie will ihm beweisen, dass sie sein Vertrauen nicht enttäuschen wird. So atmet Liza noch einmal tief ein und aus und versucht ihre Energien auf ihre Hände zu lenken. Sie muss wieder ihre eigene, instinktive Dominanz hoch kommen lassen. Nur so kann sie den Gegenständen beweisen, dass sie es würdig ist, sie zu benutzen und zu lenken. Leider ist es für sie nicht mehr ganz so einfach, wie noch vor einigen Monaten. Sie hat sich so sehr auf ihn verlassen und sich seiner Führung untergeordnet, dass sie sich selbst so vorkommt, wie ein gezähmtes Tier. Plötzlich wirkt es für sie so, als wäre sie gefangen. Gefangen in einem Käfig. Sie schreit, aber niemand kann sie hören. Sie kämpft, aber ihre Stärke reicht einfach nicht aus. Sesshomaru ist der Käfig, der sie bändigt, sowie man Hunde in ihrer Zeit an der Leine führt, damit sie zahm bleiben und brav an der Seite ihres Besitzers bleiben. Sie will das nicht. Liza kennt ihre eigenen Stärken und Schwächen. Sie weiß, wäre sie ein Hund, würde sie noch viel Erziehung brauchen, aber sie kann ohne Leine neben ihrem Besitzer herlaufen. Sie würde den Befehlen ihres Herren folgen, wenn er sie ausspricht. Sie würde ihn beschützen, wenn ihm jemand etwas antun würde. Sie würde ihm blind und artig folgen. Aber sie will sich nicht zähmen lassen. Genau dieser Gedanke ist es letztlich, durch den sie Sesshomarus Hass auf die Menschen verstehen lässt. Menschen wollen alles und jeden versuchen zu kontrollieren und damit sie das können, wollen sie Tiere zähmen. Entsprechend Dämonen. Dämonen wie ihn. So wie es der Mensch mit Wölfen geschafft hat. Wölfe wurden zu Hunden, die treu an der Seite des Menschen sind. Dabei weiß sie, dass man auch Wölfe bei sich halten kann. Früher sind es schließlich Wölfe gewesen, die an der Seite der Menschen gelaufen sind. So will sie auch für ihn sein. Ungezügelt, aber treu und frei. Also muss sich Liza wieder der impulsiven, stürmischen Flammen bewusst werden, die sie selbst einst verkörpert hat. Ihre Gedanken sind geprägt von den immer höher stechenden, hemmungslosen Flammen. Als rechtmäßige Feuerablegerin kann sie eine besondere Bindung zu ihnen aufbauen. Sie versucht sich über all jene Gegenstände zu stellen, die bereits im Hoffnungsträger enthalten sind. Zusätzlich zu den zwei Neuen, die noch verbunden werden müssen. Handzahm. Kein Feuer mehr. Verweichlicht. Schwach. Bedeutungslos. Nutzlos. Die Menschenfrau reißt ihre blauen Augen weit auf. Das rote Leuchten ihrer Hände erlöscht, bevor sie diese sogar wegzieht, als hätte sie sich verbrannt. »Ich … kann sie … hören«, flüstert sie fast unhörbar. Für die feinen Ohren des Hundedämons hinter ihr, ist das dennoch kein Problem. »Ignoriere sie. Sie wollen dich leiten und manipulieren. Zeig ihnen das dein Geist stärker ist«, erklärt er ihr. Als er sie nicken sieht und auch, wie sie ihre Augen wieder schließt, ihre rotleuchtende Hände über Klinge und Gegenstände, um sich zu konzentrieren, blickt er weiter seine Schülerin an. Ist ihre Bindung zu den Gegenständen wirklich so tief? Kann das Feuer selbst jetzt noch - nach all diesen Jahrtausenden - eine so innige Beziehung wieder herstellen? Für Sesshomaru unbegreiflich. Er weiß, dass Geduld immer eine Eigenschaft der Erde gewesen ist, die er auch beherrscht, doch offenbar kann auch das Feuer eine derartige Phase haben. Auch ihm sind all die vielen, neuen Gerüche seiner Schülerin aufgefallen. Prägnant ist zu allererst der Gestank der typischen Geisha-Parfüms. Das Sternzeichen – er vermutet die Jungfrau – muss sich demnach in einer Okiya eingenistet haben. So stark wie der Geruch des Duftwassers an ihren Sachen und ihr haftet, wird Liza demnach einige Tage dort verbracht haben. Gründe dafür gibt es genug. Sesshomarus stärkste Vermutung ist die, dass seine Schülerin beim Kampf so schwer verletzt wurde, dass sich die Frauen des Hauses aus Dankbarkeit um die Teilnehmerin gekümmert haben. Der Geruch der Wunde an ihrem Rücken ist ihm selbstverständlich nicht entgangen und stützt seine Vermutung nur. Unter all den neuen Gerüchen sind jedoch die Düfte neuer Gefühle am stärksten. Als jemand, der selbst alle Gefühle einst hergegeben hat, hat er versucht wenigstens die Gefühle anderer für sich bemerkbar zu machen. So kann er vorausahnen, wie sein Gegenüber agieren oder reagieren kann, um darauf selbst rational zu handeln. Die Schwarzhaarige hat etwas in der Menschenstadt über sich selbst heraus gefunden. Wut und Trauer dominieren. Der Verdacht drängt sich ihm auf, dass sie erfahren hat, weshalb er aus ihr und ihrem Element gern ein Geheimnis macht. Kaum merklich sind da aber auch die Düfte komplett neuer Gefühle auf einer, für sie, bisher unerforschten Ebene. Wie seltsam es selbst für ihn ist. So aufgeklärt wie sie ist, hätte er unlängst vermutet, dass sie diese Phase hinter sich hat. So dezent wie der Geruch von ihr ausgeht, durchlebt sie das neue Gefühl erst seit kurzer Zeit. Der Hundefürst ist alles andere als dumm und hat schon lange die Anzeichen dessen bemerkt, dass sie ihn versucht mit den Augen einer Schülerin zu sehen. Dabei sind es längst die Augen einer Frau. Menschen sind nie gut darin gewesen ihre Gefühle zu verstecken. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis sie selbst es herausfinden und ihm sagen wird, wenn sie es denn nicht schon weiß. Dabei ist es nicht einmal die Frage, wann sie es ihm sagen wird, sondern ob sie den Mut dazu aufbringen wird. Ihm selbst ist allerdings unklar, wie er auf das sonderbare Geständnis reagieren soll. Zum ersten Mal muss er sich eingestehen, dass er nicht weiß, was sie für ihn ist. Ein niederer Mensch? Eine Schülerin? Eine Kriegerin für seine Heimat? Ein Trumph? Eine Frau? Oder auch einfach nur ein Feuerableger? Er muss sich mithilfe seines scharfen Verstandes bewusst werden, was sie für ihn sein soll. Liza beweist ihm eindrucksvoll ihre Geduld, in dem sie auch nach längerer Zeit nicht aufgibt und es endlich schafft das Sirenengewand mit der Klinge zu vereinen, ebenso den Bannbrecher von Hakku. Völlig erledigt über diese mentale Anstrengung lässt sie sich einfach nach hinten fallen, wo er sie auffängt. »Haa!«, seufzt sie erschöpft aus. »Das hast du gut gemacht«, lässt Sesshomaru zum ersten Mal ein Lob deutlich heraushören. Die Menschenfrau neigt ihren Kopf erschöpft zur Seite und blickt so zu ihm hinauf. Ihr Lächeln ist schwach, doch der Ausdruck ihrer blauen Augen ist umso stärker. Auch wenn er es nie aussprechen oder zugeben würde, doch es sind genau jene blauen Augen, die ihn jedes Mal aus der Bahn werfen. Seine Instinkte drängen jedes Mal danach sich in diesen Augen zu verlieren und genau jene für immer für sich zu beanspruchen. Das erste Mal in seinem Leben begehrt er tatsächlich eine menschliche Frau. Es erschreckt ihn. Wie viele Gefühle sie es mittlerweile geschafft hat in ihm zu wecken – innerhalb dieser kurzen Zeit. »Weißt du jetzt, warum es wichtig ist?«, stellt er ihr letztlich die Frage, um sich abzulenken. Ihr faszinierender Blick weicht einem Traurigen. Sie nickt nur stumm, ehe sich dann doch die blanke Wut in ihrer Mimik zeigt. »Ich wünsche mir, ich hätte den Krebs damals nicht so schnell getötet. Ich hätte ihn leiden lassen sollen.« Oh ja, ihre Stimme bebt vor Zorn. »Aber dafür werde ich es von heute an bei jedem Sternenbild tun. Alle sollen büßen. Leiden und tiefste Höllenqualen erleiden, sowie es mein Element durchleben musste. Ich räche es. Ich räche sie alle! Alle Ableger, die getötet worden sind.« Immer mehr steigt die Wut in ihr auf. Für einen Moment glaubt Sesshomaru gesehen zu haben, wie sich ihre klaren, blauen Augen zu bernsteinfarbenen umfärben, die Venen geflutet mit leuchtender Lava. Der Moment ist so kurz gewesen, dass er selbst es für eine Täuschung hält. Trotzdem merkt er als Lehrer, wie ihr noch etwas auf der Seele legt. »Gibt es sonst noch etwas, was du mir mitteilen willst?« Nicht mal eine Sekunde später schießt ihr die Frage aus dem Mund. »Kennt Ihr Euch mit Bannkreisen aus? Oder kennt Ihr jemanden, der darauf spezialisiert ist?« »Wieso?«, ist er tatsächlich überrascht, doch mehr als ein Augenbrauenzucken zeigt sich nichts davon in seinem Gesicht. »Die Jungfrau hat mir erzählt, was mit den anderen Feuerablegern passiert ist, aber auch warum ich bisher verschont wurde. Angeblich hat mein Vater einen so starken Bannkreis um mich herum errichtet, dass selbst die Sternzeichen mich nicht gefunden haben. Ganze siebzehn Jahre hielt er an«, erklärt sie wehmütig. »Und so langsam frage ich mich wer mein Vater eigentlich war.« Einige Zeit lang schweigt er, löst sogar seine Hände von ihrem Körper, bevor er antwortet. »Du erinnerst dich an Tsukuyomaru?«, fragt er sie und erhält ein überraschendes Nicken. »Seine Sippe ist bekannt für den Umgang mit Bannkreisen. Wenn es sich ergibt, werde ich ihn aufsuchen und danach fragen.« Liza ist sichtlich gerührt über diese Worte und kann in diesem Moment nicht anders, als ihn zu umarmen, nachdem sie sich von ihm gelöst und sich gedreht hat. »Danke, Meister Sesshomaru«, bedankt sie sich voller Herzlichkeit bei ihm. Zum ersten Mal ist dem Daiyokai der westlichen Ländereien nicht klar, wie er handeln soll. In ihrem momentanen sensiblen Zustand hält er es für klug einmal seine Arme um sie zu legen und sie zu umarmen. Auch wenn er noch nicht alle Gefühle beisammen hat, aber er weiß noch, dass er sich als kleiner Junge in solchen Momenten immer Trost oder Beistand gewünscht hat. Nachdem beide anschließend aufgestanden sind, schaut Sesshomaru zu seinem Cousin, der sich ihnen gemächlich nähert, mit den Händen am Hinterkopf. »Hakku«, spricht der Erfahrenere den Jüngeren an. »J-Ja, Cousin?«, kontert Hakku sofort, wenngleich überrascht. »Wenn du willst, nehme ich mich deiner an, bis wir Tansui gefunden haben oder sie uns.« Dieses kühle, aber nicht selbstverständliche Angebot lässt in Hakku die Tränen vor Freude aufsteigen. »Oh wirklich? Das würdest du tun?«, schluchzt er gerührt. Der überraschte Gesichtsausdruck seitens der Menschenfrau ist dem Daiyokai gewiss, als er schlicht antwortet: »Sicher. Du kannst ein guter Trainingspartner für Liza sein.« Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)