Verzeih mir, dass ich sterbe von Pragoma ================================================================================ Kapitel 4: Mein Leben für das zweier Kinder ------------------------------------------- Der Winter kommt dieses Jahr früh, die Kälte zieht sehr viel schneller ein und erste Schneeflocken tanzen wild vor meiner Nase. Ich bin beunruhigt. Es ist viel zu kalt, zwei von Aslaugs Kindern sind bei diesen eisigen Temperaturen draußen und spielen. Irgendwas sagt mir, dass ich raus, sie suchen und heimbringen muss. Mein Bauchgefühl sagt mir nichts Gutes und bisher habe ich mich nur selten getäuscht. Hastig ziehe ich meinen Mantel an und überlasse Helga die anderen Kinder. Ich muss Ubbe und Hvitserk finden. Koste es was es wolle. Ich bin für sie verantwortlich, kümmere mich, da ihre Mutter erneut dem Alkohol und einem Mann verfallen ist. Traurig, dass sie nicht in der Lage ist, sich helfen zu lassen und ihre Mutterpflichten derart vernachlässigt. Beschweren will ich mich nicht, sie behandelt mich gut. Fast wie eine Freundin und nicht wie eine Dienerin. Dennoch renne ich ohne Schuhe Berge hoch, durch den Wald, vorbei am Fluss und immer wieder rufe ich nach beiden Jungs. Eine Antwort erhalte ich nicht, laufe weiter, ignoriere die Kälte und den Schmerz an meinen nackten Füßen. Die Kinder zählen, müssen gefunden werden und meine Sorge um sie wächst immer weiter. „Ubbe? Hvitserk?“ Erneut rufe ich nach ihnen, haste ruhelos durch den Wald und schließlich runter zum See. Entsetzt bleibe ich einen Moment stehen, erkenne sofort die Gefahr und rufe den Jungs zu, sie sollen sofort vom Eis heruntergehen. Zwar drehen sie sich um, sehen mich an, doch sie ignorieren meine warnenden Worte. Ich bin gezwungen das Eis zu betreten. Sofort knackt es unter meinen Füßen, zwingt mich dazu stehenzubleiben. Dann geht alles ganz schnell. Das Eis bricht vor meinen Augen ein, die Jungs sacken wie zwei nasse Säcke ins kalte Wasser und ich muss nicht lange überlegen. Hastig streife ich meinen Mantel ab und springe in den eisigen See. Es ist kalt, eisig kalt. Trotzdem sehe ich mich im trüben Wasser nach beiden Kindern um und packe zuerst Ubbe. Schnell bringe ich ihn an die Oberfläche und blicke fassungslos in das Gesicht meiner verstorbenen Tochter. Thyri lächelt mir zu und ich kann nicht anders, als diese Geste zu erwidern. „Hvitserk?“ Ubbe reißt mich aus meiner Vision, erinnert mich daran, dass sich sein Bruder noch im Wasser befindet und zu ertrinken droht. Schnell tauche ich ein weiteres Mal unter, orientiere mich und packe das zweite Kind unter den Armen. Mit letzter Kraft schwimme ich nach oben, übergebe Harbard den Jungen und merke, wie mich meine Kräfte verlassen. Ich kann mich nicht halten. Vielleicht will ich mich auch nicht halten und ziehe den Tod dem Leben vor. Wie Harbard zum See fand, ist mir egal. Die Jungs sind in Sicherheit und ich kann nach Walhalla zu meinen Kindern, die bereits auf mich warten. Ein letztes Lächeln schenke ich ihnen dennoch, dann gleite ich sanft ins Wasser zurück, treibe nach unten und erwarte die Walküren, die mich auf meiner Reise begleiten werden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)