I have a temperature von _Natsumi_Ann_ (You make my body feel (Natascha x Sharon)) ================================================================================ Kapitel 1: Der (un)erwünschte Eindringling. ------------------------------------------- „Schmerz, der nicht spricht, erstickt das volle Herz und lässt es brechen.“ - William Shakespeare (1564 – 1616), englischer Dramatiker, Lyriker und Schauspieler. * * * Natascha blickte in ihr Spiegelbild. Ihre Augen waren angeschwollen und gerötet. Kein Wunder bei der Tränenmasse, die sie allein in dieser Nacht wieder vergossen hatte. An die vorherigen Nächte wollte sie schon gar nicht mehr denken. Sie hatte ihre Hände auf den Beckenrand des Waschbeckens gestützt, kurz blinzelte sie zu der Packung Haarfarbe, die sie eigentlich auftragen wollte. Das Blond sah genauso trübselig aus wie sie selbst und eigentlich war ihr Markenzeichen immer die rote Mähne gewesen. Aber seit sie auf der Flucht gewesen war mit Cap und den anderen, musste eine Veränderung her. Doch dies war nun alles belanglos. Thanos hatte gewonnen: Er hatte die Hälfte des Universums einfach ausgelöscht. Nur mit einem Fingerschnippen. Noch immer brannte ihr Herz bei jener Erinnerung als ihre Mitstreiter sich in Asche auflösten. Und nichts mehr übriggeblieben war. Kein lebloser Körper, nur ein Hauch von nichts. Man hätte sie nicht einmal begraben können. Ihr Leben war ein Scherbenhaufen, daran war sie gewohnt. Sie hatte schon einige Verluste und Rückschläge verkraften müssen – nie hätte sie gedacht, dass es noch schmerzhafter werden könnte. Die Hoffnung, dass die Avengers wieder mal einen Sieg davontragen würden, war so hoch gewesen. So unrealistisch hoch, jedoch begriff die ehemalige Russin dies erst jetzt. Die bittere Wahrheit hatte ihre Seele in tausend Scherben zerspringen lassen. Der erste Gedanke, denn sie gehabt hatte: Hatte Clint überlebt? Wie stand es um seine Familie? Er war ihr bester Freund und man könnte sagen die wichtigste Person in ihrem Leben. Sie hatte ihn kontaktiert, er hatte überlebt. Seine Frau und seine Kinder nicht. Er war am Boden zerstört. Sie wollte ihn sehen, mit ihm reden, ihm Trost spenden, doch er verweigerte sich ihrer Hilfe. Er hatte einfach aufgelegt. Seitdem hatte sie nichts mehr von ihm gehört. Kläglich hatte sie versucht ihn ausfindig zu machen, doch Clint war wie ein Spion, er konnte genauso gut untertauchen wie sie selbst. Wenn nicht noch besser. Natürlich wusste Natascha, dass seine Familie an erster Stelle gestanden hatte, und sie nur die Zweite besetzte. Sein Schmerz, seine Trauer und seine Wut waren menschlich. Und dennoch hatte es ihr das Herz gebrochen… Selbstverständlich gab es da noch Steve… Er war im Laufe der Jahre wirklich zu einem engen Freund geworden. Der Captain war immer da, wenn man ihn brauchte. Auf ihn war Verlass. Aber er war nun mal nicht Clint. Natascha biss sich auf die Unterlippe und versuchte ein weiteres Schluchzen zu unterdrücken. Warum war sie nur so schwach? Warum hatte Thanos es geschafft Black Widow zu brechen? Sie musste stark sein, für sich und den Rest der Überlebenden. Doch sie versagte… Tag für Tag ein Stück mehr. Natascha presste ihre Finger härter in den Beckenrand. Natürlich konnte sie diesen nicht zerbrechen wie Steve oder Bucky, aber sie wünschte sie könnte es. Nur dieses eine Mal. Vielleicht würde es sie ein Stück weit befreien?! Welch törichter Lichtblick… Sie hockte in diesem Bad seit Stunden und weigerte sich ihrem Leiden freien Lauf zu lassen. Nicht nach all diesen Nächten. Wobei sie sowieso niemand hören würde. Diese geheime Basis hatte Fury ihr einst gezeigt. Sie hatte sich sofort mit Steve und ein paar weiteren auf den Weg hier her gemacht. Sie hatte sich freiwillig gemeldet um hier die Stellung zu halten, falls Anrufe, Mails, Funkbotschaften oder sonstiges von Überlebenden eingingen. Sie hatte eine wichtige Aufgabe übernommen. Die Menschheit und vermutlich sogar die anderen Rassen in diesem Universum hatten einen Schock erlitten, den sie so schnell nicht verarbeiten konnten. Sie würden Hilfe brauchen. Sie alle. Und sie würde da sein und alles weiter übermitteln. An die richtigen Orte, an die richtigen Personen. Sie würde kein Lebewesen im Stich lassen. Nicht noch einmal. Nicht im Stich lassen, sich nicht und andere nicht, das ist die Mindestutopie, ohne die es sich nicht lohnt, Mensch zu sein - Hilde Domin Natascha schreckte auf als sie plötzlich das dumpfe Warnsignal der Alarmanlage hörte. Rasch stürmte sie aus dem Bad und lief den Flur zum Kontrollzimmer entlang. Sie riss die Tür des Raumes auf und hastete zu den Bildschirmen. Bewusst hatte sie meistens das Badezimmer nahe des Überwachungsraumes benutzt. Sie hatte sich sogar mit Matratzen und Kissen eine kleine Schlafecke im Kontrollraum eingerichtet. Für die ehemalige Spinne war dieses Gebäude wie ein Neuanfang oder eher eine Wiedergutmachung? Vielleicht war es auch reine Selbsttherapie. Sich ablenken von den schlimmen Gedanken und dem ständigen schlechten Gewissen. Obwohl sie nun niemand mehr kontrollierte und sie keine Aufgaben von S.H.I.E.L.D erhielt, schlief Nat nur noch sehr wenig. Sie liebte die Phase des Tiefschlafes, wo man in eine Art Komma versank, ohnmächtig wurde und gar nichts mehr mitbekam. Man tauchte in ein schwarzes Nichts aus sorgenloser Besinnungslosigkeit. Man fühlte einfach nichts mehr. Die REM-Phase, also die des Träumens und Verarbeitens hasste sie dagegen. Denn jedes Mal wurde sie aus dieser gerissen, um schweißgebadet von Alpträumen zu erwachen. Erinnerungen des letzten Kampfes waren abermalig so real, als wäre es gestern gewesen. Dabei war dieses Ereignis schon einige Wochen her. Ein Psychologe würde nun beteuern, dass es normal sei, wenn man von negativen Dingen träumte, das dies ein unvermeidbares Trauma sei, das Zeit brauchte um zu heilen. Und natürlich würde er recht behalten. Sie hatte schon unzählige Male vor einem Therapeuten gesessen, wobei eher mit der Absicht ihn zu täuschen. Denn als Spionin musste man auch eine seelische Schutzmauer besitzen und jeden glauben lassen man hätte so etwas wie eine Seele, ein Herz und ein Gewissen. Früher hätte sie über genau diese Worte gelacht, so sehr hatte man sie schon abgestumpft. Doch jetzt war es als wäre all dies nie passiert. Als wäre sie wieder ein kleines Kind, dass zum ersten Mal mit ihren Gefühlen konfrontiert wurde. Natascha fühlte sich lächerlich. Sie wurde aufs Neue aus ihren Gedanken gerissen als die Bewegungsmelder dreimal aufblinkten, aber sie auf den Kameras niemand erblicken konnte. Verwundert legte sie ihren Kopf schief und zoomte mit Hilfe eines kleinen Steuerungshebels näher auf einzelne Punkte. Aber sie erspähe nicht einmal eine Ratte oder eine kleine Maus. Höchst seltsam. Normalerweise reagierte das System immer zuverlässig. Zumal Shuri, auf ihre Bitte hin, nochmals einen Blick auf das Ganze geworfen hatte. Und das war schließlich fast noch besser als hätten es Tony und Bruce getan. Bei dem Namen Bruce verkrampfte sich ihr Brustmuskel ein wenig. Sie hatte lange gebraucht, um zu akzeptieren, dass Bruce damals vor Jahren einfach den Entschluss gefasst hatte zu verschwinden… bzw. sie zurückzulassen. Mit Sicherheit wusste sie objektiv gesehen, dass er einfach das Beste für sie und den Rest der Welt wollte. Dennoch war Bruce der erste Mann seit Jahren gewesen, der sie interessiert hatte. Und das tat selten ein Mann. Angesehen von Clint. Aber das war ein anderes Thema. Clint hatte niemals bemerkt, dass ihr Herz für ihn geschlagen hatte(?), und Bruce war einen anderen Weg gegangen. Dabei schien er so perfekt für einen Mann. Er wollte keine Kinder in diese Welt setzen aus Angst sie zu verletzen würde er zum Hulk werden… sie wiederum konnte keine bekommen… Natascha stoppte ihre Gedanken und schüttelte den Kopf. Was hatte sie da gerade bloß gedacht? Er hatte Angst, es war kein freiwilliger Entschluss gewesen. Ihre Sterilisation auch nicht wirklich, aber er hätte vielleicht irgendwann doch eine Chance auf Nachwuchs gehabt. Nun denn, sie hatte meist nicht viel von Männern gehalten. Ihre Arroganz stieg ihnen meist zu Kopf und allgemein waren Frauen oftmals attraktiver in ihren Augen. Allerdings konnten eine Hand voll Männer ihr Herz doch zum schlagen bringen und ab und an ärgerte sie das. Wobei sie mit Frauen auch nicht gerade eine zauberhafte Vergangenheit hatte. Nichtsdestotrotz erinnerte sie sich lieber an zweisame Stunden mit dem weiblichen Geschlecht zurück anstatt mit dem männlichen. Eventuell lag es daran, dass sie die Männer leicht um den Finger wickeln konnte (bis auf Clint und wenige Ausnahmen), Frauen stellten immer mehr Herausforderung dar und ihr Jagdinstinkt gab ihr zumindest diesen kurzen gewissen Kick, ein seltsames Gefühl von Glück?! Sie konnte es kaum beschreiben, aber meistens empfand sie dieses Gefühl für angenehmer als gar nichts zu fühlen – so wie man es ihr hatte beibringen wollen. Und es gab sehr viele Momente, da hatte es auch funktioniert. Gleichwohl war sie keine Maschine, sondern auch nur ein Mensch. Freilich fühlte sie sich manchmal wie ein Cyborg, aber ihr dummes kleines Herz erinnert sie stets daran, dass sie doch noch menschlicher funktionierte als sie meistens vermutete. Leicht grummelnd hob Natascha eine Augenbraue und stierte weiter auf die Bildschirme. Wurde es langsam Zeit, dass Sie sich eine Brille besorgen musste? Dabei war sie doch immer so stolz darauf gewesen in ihrem Alter noch keine benutzen zu müssen. Die Ironie in ihrem Kopf tanzte Saltos und sie ballte die linke Hand zu einer Faust. „Da will mich doch jemand hinters Licht führen. Wer bist du?“, zischte sie vor sich hin und fixierte jedes einzelne Bild noch einmal. In ihrer Heimat Russland hatte man sie vieles gelernt, und auch einen Instinkt dafür zu entwickeln, wenn etwas nicht stimmte. Und hier war eindeutig etwas faul. Nach einigen Minuten bemerkte sie ein Flimmern in zwei Live Aufnahmen. Sie hob eine Augenbraue und legte einen Finger auf ihre Stirn. Die Kameras waren relativ neu, die Bildschirme ebenso, nach diesem Blitzgedanken, hastete Natascha aus dem Raum und rannte die Treppen hinunter. Fast als würde sie um ihr Leben rennen, übersprang sie immer zwei oder drei Stufen. In ihrem Kopf hatten sich die Bilder eingeprägt wie Brandzeichen. Sie wusste genau, wo sie hin musste. Die erste Station war nah dem Eingangsbereich. Vermutlich auch der Ursprung des ganzen Übels. Nat war in Rekordzeit in dem kleinen Vorraum des riesigen Fachwerkhauses. Ihr Blick schweifte suchend umher. Es waren fünf Kameras, die sorgsam an den richtigen Stellen angebracht worden waren. Nichts würde diesen entgehen. Zumindest hatte sie dies immer geglaubt. Alle Geräte schienen noch dort zu hängen, wo sie sie zuletzt in Erinnerung hatte. Selbst wenn diese um einen Millimeter verschoben wären, hätte die schwarze Witwe es bemerkt. Davon war sie überzeugt. Fast schon etwas mürrisch machte Natascha einen Rundgang im Kreis um jede Kamera noch einmal genau aus der Nähe zu betrachten. Und dann sah sie es: Den kleinen Sender an der dritten Kamera von rechts. Sie brauchte eine Weile um zu realisieren, was es wirklich damit auf sich hatte. Sie erstarrte. Jemand hatte ein Standbild simuliert, eine Momentaufnahme, die in der Dauerschleife angezeigt wurde. Raffiniert und noch richtig Old School. Nat schnaubte fast etwas entsetzt über sich selbst, dass sie auf so etwas reingefallen war und zog das kleine Gerät, das fast wie eine Wanze aussah, von der Kamera. Sie entdeckte an zwei weiteren Kameras ebenfalls diese kleinen Mistviecher und entfernte sie. Dann hörte sie ein Rascheln. Leicht aufgeschreckt machte Nat lange Ohren und ihr Gehirn lief auf Hochtouren: Wo war der Eindringling genau und wie schnell konnte sie dort hingelangen?! Es passierte in Sekunden, dass ihr Kopf sich dafür entschied einfach auf ihr erstes Bauchgefühl zu hören und den langen Korridor des Flures entlang zu laufen. Er war sehr lang und führte direkt in den Hinterhof. Der Hinterhof hatte eine Besonderheit. Er besaß alte Feuertreppen, die fast zu jeder Etage führten. Man musste einfach ein wenig klettern können und eine gute Ausdauer haben. Als Nat den Innenraum des Hofes betrat hörte sie es Klimpern. Jemand stieg gerade die Treppen empor. Rasch nahm sie die Verfolgung auf und hastete ebenfalls die endlosen Stufen hoch. Der Gejagte stoppte an der vorletzten Etage und schlug ein Fenster ein. Dann verschwand er aus Nataschas Blickwindel für einen kurzem Moment. Die schwarze Witwe versuchte ihren Schritt noch zu beschleunigen. Ihr Puls raste und ihre Atmung war flach. Aufgeben war aber niemals eine Option! Als sie nun ebenfalls die erwählte Etage erreicht hatte und vorsichtig durch das kaputte Fenster glitt, konnte sie noch dumpfe Schritte hören. Sie wiesen ihr die Richtung. Soweit konnte der Unbekannte nicht gekommen sein. Nat versuchte so leise wie möglich denjenigen weiter zu verfolgen, wobei diese vermutlich schon wusste, dass sie ihm dicht auf den Fersen war. Falls sie es richtig einschätze, lief der kleine Dummkopf direkt in eine Sackgasse. Sie kannte das Gebäude eben doch besser als jeder andere – glaubte sie zumindest. Fast etwas siegessicher verlangsamte sie ihre Schritte und ihre Lippen zogen sich zu einem kleinen Grinsen zusammen. Sie griff nach einer Betäubungspistole, die sie immer bei sich trug. Sie war klein und handlich. Sogar im Schlaf ruhte sie in einer kleinen Hosen- oder Jackentasche. Als sie um die letzte Ecke des Korridors schlich und die Waffe schon bereit nach vorne streckte wurde sie überrascht. Mit großen Augen blickte sie auf eine, ihr bekannte Person und diese lächelte sie verschmitzt an. „Sharon…“ hauchte sie in die kalte Luft des Flures und fragend runzelte sie die Stirn. „Was zum Teufel tust du hier und warum brichst du ein?“ Sie hatte Agent 13 schon seit längerem nicht mehr gesehen, dennoch wusste sie, dass sie zu den Überlebenden gezählt hatte. Sie hatte ein kurzes Gespräch mit Cap über Funk geführt während Natascha daneben gesessen hatte. Es war das erste Mal seit Monaten, dass Sharon und Steve wieder miteinander gesprochen hatten. Zwischen ihnen hatte es nicht funktioniert, warum wusste Nat aber nicht genau. Sie hatte nur Bruchstücke mitbekommen. Ansatzweise hatte sie diese sogar logisch gefunden. Es war nur ein Satz den sie einst aufgeschnappt hatte „Du wirst in mir immer nur Tante Peggy sehen“, und vermutlich hatte Sharon damit gar nicht mal so unrecht gehabt. Steve war kein Playboy wie Tony, er hatte soviel Zeit auf dieser Erde gehabt und so wenig Chancen genutzt. Und das alles nur wegen Peggy. Manchmal kam ihr Steve Rogers wie ein Märchenprinz vor, den man nur aus Büchern kannte. Jedoch gab es kein Happy End. Wie bei ihr und Bruce. Vielleicht waren Sharon und sie sich doch viel näher als sie dachten. Sie hatte ihre Enttäuschung damals förmlich spüren können. Es war fast mehr als Mitgefühl gewesen, sie konnte es kaum beschreiben. Eine Art Verbundenheit?! „Vielleicht wollte ich einfach sehen, ob du es noch drauf hast, Romanoff“ erwiderte Sharon frech. Sie hatte sich nicht viel verändert. Immer noch die dunkelblonden schulterlangen Haare, und auch ihr Outfit schien ähnlich wie immer. Sharon hatte selten Kleider getragen, nur zu der Beerdigung ihrer Tante, sonst hatte Nat sie nie in solchen Fummeln gesehen. Aber wozu auch – störte alles nur beim Kämpfen. Warum sie gerade jetzt Sharons Kleidungsstil analysieren musste, wusste sie selbst nicht so genau. Vielleicht war es die automatische Inspektion ihres Körpers, ob sie irgendwo versteckte Waffeln bei sich trug. Sharon war sportlich und mindestens einen Kopf größer als sie. Sie schätze sie so auf circa 1,73cm. Sie dagegen erreichte nur die 1,60cm, was jedoch in manchen Situationen zum Vorteil genutzt werden konnte. Trotz ihrer längeren Haare und ihrem geschminkten hübschen Gesicht wirkte Sharon immer etwas maskulin. Ihre Gangart, ihre Art sich zu bewegen allgemein. Es war aber keineswegs negativ gemeint. Diese leichte maskuline Art war irgendwie sexy. „Also hast du noch mehr auf Lager, um mich zu überraschen, Carter?“, grinste Nat spitzbübisch und fast schon ein wenig erwartungsvoll. Da Sharon sie leicht provokant beim Nachnamen genannt hatte, tat sie es ihr gleich. Just zum Vergnügen. Die angesprochene Agentin zuckte mit den Schultern. „Wer weiß, das verrate ich noch nicht. Aber sicher nicht jetzt, wenn du darauf vorbereitet bist“, sagte sie keck und leckte sich über die Lippen. Natascha verdrehte leicht gespielt die Augen. „Wie prickelnd und spannend du es für uns machst“ Sharon lachte und hob stolz ihr Kinn. „Natürlich meine Liebe, du solltest nichts anders von mir erwartet haben. Ich war schon immer erfinderisch“. Nun war es Natascha die auflachte und sich mit der Zunge sacht über die Lippen streifte. „Ach, ist dem so?“ säuselte sie fast und warf ihre Haare zurück. „Es ist mir ein Vergnügen darauf zu warten. Ich liege nun quasi auf der Lauer, dauerhaft“ Gerne hätte sie dieses kleine Spiel, das man fast schon einen Flirt nennen könnte, weitergespielt, aber die bittere Realität ließ sich eben nicht langfristig ausblenden. „Nichtsdestotrotz, was kann ich für dich tun, Darling?“ versuchte die ehemalige KGB Agentin halbwegs poussierend zu erfragen, in der Hoffnung, dass dieses Gespräch nicht allzu ernst würde. Denn… bei Thanos, wie lange hatte sie schon nicht mehr richtig geflirtet? Sharon kratze sich am Hinterkopf und schien zu überlegen wie sie den nächsten Satz formulierte. Normalweise war sie ziemlich taff und sprach Dinge direkt an, aber diesmal tat sie sich anscheinend schwerer als sonst. Natascha legte den Kopf schief und betrachtete die junge Frau erneut eindringlich. Ihre langen Beine und ihre schlanken Arme. Sie hatte definitiv eine andere Figur als sie selbst. Sie hatte kürzere Beine und allgemein war ihr Oberkörper länger als ihr Unterkörper. Bei Sharon schien es andersherum. Aber es stand ihr natürlich. Ihre Brust war in ein enges Oberteil geschnurrt, sie hatte eine durchschnittliche Körbchen-Größe schätze Nat. Vielleicht um die 75B? Etwas weniger als sie. Aber auch dies passte einfach perfekt zu ihrer gesamten Gestalt. Was sie wohl für einen BH trug? Etwas Praktisches oder etwas mit Spitze? Letzteres konnte man fast zu 80% ausschließen, aber Nat hätte sie gerne in solch einem gesehen. Schwarz und Rot waren eher ihre Farben – Sharon sehe sicher in weiß oder dunkelblau am schönsten aus. Lackierte Fingernägel würden nicht wirklich zu ihr passen, aber weiß oder dunkelblau lackierte Fußnägel würden ihr Outfit noch vervollständigen. Mmh… wie sich wohl ihre Haut anfühlte? Weich und geschmeidig? Ob sie viele Narben vom Kampf hatte? Wenn ja, wo waren diese? Auf ihren Rücken oder mehr an ihren Schenkeln? Oder gar an ihrem ganzen Körper verteilt? Wie gerne würde Natascha über jede einzelne ihrer Narben streichen und sie sanft küssen… Wie gerne würde sie die Kraft der Heilung besitzen – aber solch eine die körperliche wie seelische verschließen könnte… Sie hatte einmal mit Clint gescherzt, welche Superkräfte sie gerne hätten. Wenn man in einem Team wie den Avengers Mitglied war, dann musste man sich diese Frage irgendwann einfach stellen… Natürlich waren sie und Clint kampftechnisch normalen Menschen weit voraus, aber eine Kraft zu besitzen, die übermenschlich war, wäre manchmal dennoch von Vorteil gewesen. Sharon hatte sicher auch schon einmal darüber nachgedacht… welche Superkraft würde zu ihr passen? Natascha legte unbewusst den Finger an ihre Stirn und ihre Gedanken verließen etwas die Realität während Sharon noch überlegte. Solche Standartkräfte wie Stärke, Unverwundbarkeit und Fliegen waren zu simpel… Sie wollte etwas besonders für Sharon. Sie dachte zurück an die Kameras und musste leicht in sich hinein lächeln. Unsichtbarkeit wäre passend. Zumal dies einfach generell gut zu einem Agenten passte, aber sie würde sicher diese Kraft noch besser nutzen als jeder andere. Nat erwischte sich dabei wie sie Sharon leicht perfektionierte in ihren Gedanken, was eigentlich untypisch für sie war. Generell war sie eher skeptisch und meist sogar übervorsichtig, was Menschen anging. Auch bei Leuten, die sie schon kannte. Wie das Leben so spielte, hatte sie schon öfter einen Seitenwechsel erlebt und auch sie selbst war zu S.H.I.E.L.D übergelaufen. Wobei dies natürlich eher positiv zu bewerten war. Sharons Tante Peggy gehörte sogar zu den Gründungsmitgliedern von S.H.I.E.L.D und fast niemand hatte bis zu ihrem Tod gewusst, dass Sharon mit ihr verwandt war. Normalweise kannte man Sharon lange nur unter dem Namen Agent 13 oder als Steves Nachbarin. Nicht mal Nat hatte damals gewusst, dass ihre Rolle als Krankenschwester nur gefaked war. Nick Fury erzählte ihr halt doch nicht alles. Wenn einer eingeweiht war, dann sicher Maria Hill. Nat kannte niemanden sonst, dem Fury mehr vertraute als ihr. Woher Maria Hill eigentlich kam, wusste auch niemand. Zumindest niemand, den sie kannte. Vielleicht sollte sie Sharon dazu einmal befragen? Maria war ebenfalls eine attraktive Frau, aber Sharon gefiel ihr doch ein Ticken besser. Wobei das war gelogen, sie fand Sharon um einiges interessanter als Maria. Eine Erklärung gab es dafür nicht wirklich, es war reine Chemie, die Nat dazu brachte sich von dieser Frau sehr leicht verrückt machen zu lassen. „Sie ist verrückt, aber bezaubernd. Es gibt keine Lüge in ihrem Feuer.“ — Charles Bukowski US-amerikanischer Dichter und Schriftsteller 1920 – 1994 „Tascha…“ Es war nur ein Wispern. Sie spürte plötzlich ein Hauchen seitlich ihrer rechten Wange. Eine Gänsehaut überkam sie. Fast schockiert blickte sie zur Seite und starrte direkt in die Augen von Sharon. Die Blondine hob eine Augenbraue. „Seit wann so unkonzentriert? Hast du mir überhaupt zugehört?“ Etwas peinlich berührt zuckte Natascha zusammen und lächelte fast schon gequält. „Vielleicht war ich ein wenig abgelenkt“, gab sie zu und ohne groß nachzudenken, blickte sie nochmal an Sharon herab. Diese bemerkte den Blick und wusste nicht so recht, was sie davon halten sollte. Aber sie schien sich irgendwie geschmeichelt zu fühlen, denn sie entschloss sich zu grinsen und dann Tascha kurz mit ihren Fingern an der Schulter zu streifen. „So, so. Vielleicht kann ich dich auch wieder in die Realität zurückholen?“, lachte Sharon auf und ging noch einen Schritt auf Natascha zu. Sie war ihr so nahe, sie trennte nur noch ein Atemzug. Nat hielt ihrem Blick stand. Grün traf auf Braun. Ihr Herz machte einen kleinen Hüpfer und sie biss sich unbewusst auf die Unterlippe. Wie wunderbar einladend Sharons Lippen doch waren… So rot und voll… einfach zum Anbeißen. „Und wie willst du das anstellen?“, fragte Nat keck und sah sie fordernd an. Sharon legte einen Finger auf ihre Lippen. „Das wirst du noch früh genug erfahren. Aber zuerst noch einmal die Frage; Kannst du mir bei der Suche nach etwas helfen? Eure Computer finden doch immer alles.“ Natascha wurde zurück in die harte Realität gerissen und versteifte sich leicht. Dennoch versuchte sie sich schnell zu fassen. Sie wich einen Schritt zurück und nickte dann bestimmend. „Folge mir“, waren ihre knappen Worte und dann wandte sie sich um. Am anderen Ende des Flures war ein Fahrstuhl. Dieser war ihr Ziel. Sharon würde ihr wortlos folgen, das wusste sie. Natürlich konnte Sharon genauso gut flirten wie sie. Immerhin waren sie beide ausgebildete Agentinnen. Nat schnaubte als sie den Knopf des Fahrstuhles betätigte. Flirten war ein einfaches Spiel, um an das zu gelangen, was man wollte. Es brachte Menschen zum reden und es machte sie oftmals auch sogar gefügig. Doch wie sehr wünschte sie sich in diesem Moment Sharon hätte es ernst gemeint. Oftmals konnte man Spiel und Realität nicht auseinanderhalten. Das machte es noch komplizierter. Nat war müde vom Alltag und sie realisierte es tagtäglich immer mehr. Die Hälfte der Menschheit war fort und es war sicher ein leichtes einen günstigen Urlaub zu ergattern, aber wie schon bereits erwähnt sah sie es als ihre Pflicht an hier zu sein. Und es fühlte sich natürlich irgendwie gut an gebraucht zu werden, aber jetzt wo Sharon hier war, fühlte es sich plötzlich befremdlicher an. „Was genau suchst du?“, kam es ihr über die Lippen, eher desinteressiert als interessiert, aber sie wollte die Konversation nicht einschlafen lassen. „Waffen. Und eventuell noch ein wenig Superserum“, gab Sharon matt wieder. Nat sah sie verwundert an. „Superserum? Du meinst doch nicht etwa...?“ Sharon nickte hastig. „Genau den Zaubertrank, den Steve und Bucky geschluckt haben. Vielleicht ist es jetzt leichter daran zu kommen, falls noch irgendwo was übrig ist“, sie zuckte gelassen mit den Schultern. Doch Nat konnte spüren, dass sie einen Plan im Hinterkopf hatte, aber noch nicht allzu viel davon verraten wollte. Ob sie Angst hatte vor neuen oder gar alten Feinden? „Willst du einen neuen Avengers Club gründen?“, gab Nat nur trocken wieder und versuchte genauso gelassen zu sprechen, damit Sharon ihr vertraute. „Möglich“, gab diese wieder und lächelte gespielt. Zumindest kam es Natascha so vor. Natürlich würde sich Nat zehn Mal überlegen, ob sie so einer Bitte nachgehen würde. Aber es war Sharon und außerdem war diese fucking Welt halb zerstört, nach all diesen Ereignissen, die auch dazu geführt hatten, dass Kriminelle wieder mehr Spielraum besaßen, da sie weniger verfolgt wurden; warum sollte sie Sharon nicht helfen etwas Neues aufzubauen? Sie war sich ziemlich sicher, dass sie so etwas in der Art im Sinn hatte. Sharon würde ihr noch früh genug davon ausführlich erzählen. Natascha hatte ein ungewohntes naives Vertrauen in diese Frau gesetzt. Man konnte nur hoffen, dass dieses ihr nicht irgendwann zum Verhängnis wurde. Nach einigen Minuten kamen sie am Überwachungsraum an. Natascha öffnete mit einem Code die Tür und machte sich sogleich ans Werk. Sharon lugte über ihre Schulter und war erstaunt wie viel Knöpfe Tascha drückte ohne weitere Informationen erhalten zu haben. Anscheinend wusste sie genau was sie wollte. „Stark Industries hat noch ziemlich viele Waffen auf der Welt verteilt. Aber ich schätze den besten Ansprechpartner dafür möchtest du nicht aufsuchen?! Sonst hättest du es vermutlich schon längst getan.“ gab die Schwarze Witwe von sich und starrte weiter vertieft auf den Bildschirm. „Du scheinst gut zu kombinieren“, lachte Sharon leicht und betrachtete den Nacken ihrer Helferin. Ihre Haare waren zur Seite gelegt und ihre weiche Haut war frei sichtbar. „Tony hat einige Waffen verloren. Ein paar böse Jungs haben ihm einiges geklaut. Ich kann dir ein paar Insider Standorte ausdrucken.“ Sharon hob eine Augenbraue. „So einfach ist es also?“ fragte sie grinsend, dennoch mit einem gewissen skeptischen Unterton. „Die Hälfte der Menschheit ist nicht mehr da, somit auch einige Unternehmen nicht mehr. Die Datensicherungen bei fast jedem PC sind leicht zu knacken und wenn du nicht in das schlimmste Viertel des Landes einmarschieren willst, dann könnte man theoretisch leicht an Waffen kommen“, erwiderte Nat trocken und bemerkte beim Sprechen, dass es warm im Raum war. Sie lugte kurz zum Fenster, es wurde langsam dunkel und trotzdem waren die Temperaturen so hoch. Wie ungewöhnlich. Sie strich sich über den Nacken. Etwas Schweiß hatte sich auf ihrer Haut gebildet. Sharon hatte dies bemerkt. „Du solltest dich ausziehen“, bemerkte sie und hatte dabei schon halb ihr Oberteil von den Schultern gezogen. Nat gluckste überrascht als sie Sharon in einem weißen engen Top vor sich sah. Nun kamen ihre Brüste wahrhaftig gut zur Geltung. Ohne weiteres Zögern entledigte sich auch Natascha ihrem Oberteil. „Oh“ sagte sie leise als sie bemerkte, dass sie nur einen BH drunter trug. Sharon lachte auf. „Nett“, gab sie von sich und grinste dann noch mehr. „Ich hole mir vielleicht besser eben ein Shirt“ grinste Nat zurück, doch die Blonde winkte ab. „Nicht nötig. Der Anblick gefällt mir.“ „Ach tut er das?“, erwiderte Nat fast spielerisch und strich sich durch ihr leicht feuchtes Haar. Es war wirklich warm. „Eine kalte Dusche wäre erfrischend“, gab sie in Gedanken von sich. „Ich wäre dabei“, hörte sie Sharon dicht hinter sich und ihr Herz machte mal wieder einen Hüpfer. Nat gefiel was Sharon in ihr auslöste immer mehr. Es ließ sie so vieles vergessen. Diese Zeit. Diesen Ort. Diese Welt. Alles verblasste, wenn sie lachte. Vermutlich war sie durch den Snap schon weichgespült, aber dies war ihr nun egal. Sie wollte nur noch abtauchen. In eine andere Welt. In ihre Gefühlswelt. „Nun, zeigst du mir, wo das Bad ist?“ fragte Sharon fordernd und Nat nickte ruhig. Sie hatte das System auf Automatik gestellt und erhob sich. Sie hob einen Finger und signalisierte Sharon damit, dass sie ihr folgen sollte. Das ließ sich die Blondine nicht zweimal sagen. Der Flur schien endlos lang bis sie endlich die Tür zum Bad erreicht hatten. Nat wollte etwas sagen, doch Sharon kam ihr zuvor. Ganz ohne Worte. Und als sich ihre Lippen trafen, war die Welt wieder in Ordnung. Kein Thanos. Kein Snap. Keine Verluste. Kein verlorener Krieg. Da waren nur sie und Sharon. In einer Welt, die nur Ihnen gehörte. Eine Welt, die noch in Ordnung war. Eine Fantasie, die sie zumindest für eine Weile halten konnte. Eine Traumwelt, in der sie für einen kurzen oder längeren Moment glücklich war. "Träume Dir Dein Leben schön und mach aus diesen Träumen eine Realität." - Marie Curie Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)