Herz über Kopf von Centranthusalba ================================================================================ Kapitel 20: Beschlüsse ---------------------- „Also für mich nochmal zum Mitschreiben“, quakt Kevin lautstark durch die Umkleidekabine, „Für das Goldene-Jubiläums-Honda-Soccer-Cup-Turnier benötigen sowohl wir als auch der Sapporo S.C. noch ein Qualifikationsspiel. Und gerade weil wir in unterschiedlichen Ligen spielen, wir in der Liga Süd und Sapporo in der Liga Nord, wäre ein Spiel zwischen unseren beiden Mannschaften für dieses Turnier gültig.“ Während sein Kapitän bestätigend nickt, lässt er sich laut schnaufend gegen seinen Spind auf den Boden sinken und verschränkt die Arme vor der Brust. „Meinetwegen. Was ich aber nicht verstehe: Warum müssen wir dann unbedingt zu den Pinguinen fahren? Können die nicht zu uns kommen? Ich hab keine Lust auf Kälte und dreifach aufgewärmtes Essen!“ „Pinguine leben zwar am Südpol, Kevin…“, wirft Jeremy ein und Charlie nimmt sofort den Faden auf: „… aber ansonsten stimmt es: Warum spielen wir nicht hier in Osaka? So eine Reise ist doch aufwändig und anstrengend.“ „Ach, und für den Sapporo S.C. wäre der Weg kürzer, oder wie?“, mischt sich Eric in die Diskussion ein. „Also ich verstehe nicht, was ihr habt“, Gregor schaut mit großen Augen in die Runde, „Ich finde es spannend zu einem Spiel zu fahren, dass so weit weg stattfinden wird.“ „Lass mich raten, Conny will mit, um ihren Bruder zu sehen.“ „Äh nein, tatsächlich nicht.“ Gregors Hand fährt verräterisch über seinen Hinterkopf. „Sie ist ausgerechnet in dieser Woche für mehrere Konzerte in Tokio.“ „Schade für sie“ „Tja…“ „Also ich finde auch, dass wir uns nicht so haben sollten“, spricht Mario laut in den Raum hinein, um die vielen Einzelgespräche zu übertönen. „Wenn wir gegen ein Team vom anderen Ende des Landes spielen wollen, muss halt eine Mannschaft reisen. Und Viktor hat mir versprochen, dass für uns alles organisiert wird. Er hat da wohl gute Kontakte.“ „Na dann!“ - „Also los!“, tönt es aus allen Ecken. „Wenn ich nur einen Erbseneintopf essen muss, bin ich sofort wieder weg, dass das klar ist!“, versucht Kevin noch einmal zu protestieren, aber seine Worte gehen im Jubel der anderen unter. ~~~ „Ich muss jetzt los“, haucht Elsa atemlos. Unbeeindruckt arbeiten sich Viktors Lippen weiter ihren Nacken entlang. „Dann geh doch.“ Sie unterdrückt ein Stöhnen und schließt genussvoll die Augen. „Hast du immer noch nicht genug?“ „Von dir nie“ „Aber nicht hier, wo uns alle sehen können.“ Er knabbert an ihrem Ohrläppchen, was ihr ein weiteres Keuchen entfahren lässt. „Sollen deine Kolleginnen doch ruhig sehen, was du zum Mittagessen hattest.“ Ein spielerischer Ellenbogencheck landet in seiner Brust. „Du bist schlimm.“ „Hmm, falsches Passwort.“ „Duuuuu…“ Er lacht, nimmt seinen Mund aus ihrer Halsbeuge und drückt sie fest an sich. „Ich bin so froh, dass du bei mir bist.“ Elsa lächelt und umschlingt seinen Kopf mit ihren Armen. „Ich liebe dich“, flüstert sie in seine schwarzen Haarsträhnen. Ruckartig drückt er sie von sich. „Das wollte ich hören. Los raus mit dir, deine Mittagspause ist vorbei.“ Bevor sie es sich versieht, wechselt die angenehme Wärme von Viktors Auto in den zugigen Winterwind auf dem Bürgersteig. Rasch wickelt sie sich in ihre Jacke, winkt zum Abschied und schlüpft durch die Tür zu ihrem Büro. „Was war das?“, empfängt Becky sie oben mit einem süffisanten Grinsen im Gesicht. „Hmpf“, macht Elsa nur und lässt sich mit hochrotem Gesicht auf ihren Stuhl fallen. „Der Kerl macht mich wahnsinnig“ Ihre Freundin muss laut lachen: „Zu spät, meine Liebe. Du hast ‚ja‘ gesagt und ich war sogar Zeuge.“ „Ich denke auch gar nicht daran, ihn wieder her zu geben.“ Zur Unterstreichung ihrer Worte streckt sie ihre Zunge so weit heraus, wie sie nur kann. „Uesugi-san?“, ertönt plötzlich hinter ihr eine Stimme. Geschockt weiten sich Elsas Augen. Blitzschnell verschwindet die Zunge wieder zwischen ihren Lippen. Sie strafft sich und lugt vorsichtig über ihre Schulter. „Ja, Chef?“ „Würden Sie bitte einmal in mein Büro kommen?“ Elsas Magen vollführt eine eigenartige Drehung. Kurz wünscht sie sich, sie hätte doch etwas in ihrer Mittagspause gegessen. „Es… es tut mir Leid“, stammelt sie als sie in das Büro des Direktors für kommunales Veranstaltungsmanagement Sapporo tritt, „ich wollte wirklich kein Aufsehen erregen…“ Doch ihr Gegenüber winkt nur ab. „Sie werden es kaum glauben junge Dame, aber ich war auch einmal verliebt.“ Für einen Moment weiten sich Elsas Augen tatsächlich ungläubig, doch da fährt ihr Chef bereits fort: „Ich habe etwas für Sie. Da Sie in den letzten Wochen Nakamoto so gut bei der Durchführung des Eishockey-Turniers unterstützt haben, denke ich, dass Sie bereit für eine eigene Veranstaltung sind.“ Elsa kämpft gegen einen großen Kloß in ihrem Hals an. „Eine eigene Veranstaltung? In meiner Verantwortung?“ Der Direktor nickt und tippt mit dem Zeigefinger auf ein Blatt Papier vor sich. „Ich denke, das hier ist genau das Richtige für Sie. Eine gute Gelegenheit, zu beweisen, was Sie bisher bei uns gelernt haben.“ Elsa schluckt und steht noch ein paar Zentimeter gerader. „Sie haben doch sicherlich schon von diesem Jubiläums-Honda-Soccer-Cup gehört? Und dass unsere städtische Fußballmannschaft noch ein weiteres Qualifikationsspiel benötigt?“ Der ältere Mann sieht seine junge Mitarbeiterin leicht amüsiert an, als wäre diese Frage vollkommen überflüssig. Elsas Magen macht sich erneut auf unangenehme Art bemerkbar. Sie nickt nur. „Das dachte ich mir schon. Ich möchte, dass Sie alles rund um das Spiel organisieren. Anreise, Unterkunft, Programm… Die Mannschaft der Teufelskickers soll einen guten Eindruck von Sapporo bekommen. Nein, sie sollen überrascht von Hokkaido sein!“ Sprachlos starrt Elsa ihn an. „Also, auf an die Arbeit. Ich erwarte einen ersten Bericht zu diesen Freitag.“ Mit diesen Worten winkt der Direktor sie aus dem Büro. Immer noch perplex schließt Elsa die Tür hinter sich. Sie kann sich gerade nicht entscheiden, ob sie lachen oder weinen soll. Mit großen Augen schaut sie in Beckys neugieriges Gesicht. „Und?“ „Einen Kaffee“, bringt sie heraus, „Dringend!“ „Bin dabei“, lacht Becky. Sie weiß ganz genau, dass es keine bessere Gelegenheit gibt, alles von Elsa zu erfahren, das gerade in diesem Büro besprochen wurde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)