Dragonblood von Hera_Tenebrae89 (Bound by fate, cursed by blood) ================================================================================ Kapitel 10: A Mountain to high ------------------------------ Er sah ihr genau dabei zu. Sah wie sie im Park auf der Wiese umher rannte und so tat als könnte sie fliegen. Flatterte mit ihren Armen, sang dabei wie ein Singvogel und wirkte zart wie ein Schmetterling. Ihr braunes, mittelanges Haar wehte im Wind und die Sonne schien hell an diesem Tag. Es war Sommer und die Vögel zwitscherten von den Bäumen zu ihr herab. Das Licht der Sonne war hell und warm. Und der Vogelgesang hallte durch den ganzen Park. Sie genoss den Gesang indem sie mit ihrem einstimmte. Sie liebte Vögel. Besonders weiße Tauben. Sie sahen so unschuldig und rein aus. So wie sie selbst auch immer war. Und in der Ferne wurde sie beobachtet. Ihr Aufpasser verglich sie oft mit einer weißen Taube des Friedens. Wenn mehr Menschen so wie seine kleine Schwester wären, dann gäbe es keinen Krieg auf der Welt. Genau er, der große Bruder…Weiter entfernt saß er auf einer Schaukel und hatte sie präzise im Blick. Achtete das ihr nichts passieren würde. Auch im Alter von acht Jahren passte er auf sie auf. Es war seine Aufgabe. Sein Leben geworden. Und er war froh darüber. Sie gab ihm das Gefühl zu leben und das alles besser werden würde. Besonders da ihre Eltern kaum Zeit für sie hatten, weshalb sie auf sich selbst gestellt waren. Sie in der Familie noch alles waren was ihnen geblieben. Und natürlich ihr bester Freund, der noch etwas länger im Ausland leben musste wegen seinem Vater. Doch als er seine kleine Schwester plötzlich fallen sah, sprang er wie von einer Spinne gebissen schlagartig von der Schaukel runter und rannte zu ihr hin. Rief ihren Namen und sie lag einfach weiter mit dem Gesicht im Rasen. Sie war gestolpert und liegen geblieben und sein Herz raste dabei. Hatte sie sich verletzt?! Ging es ihr gut?! Und als er ankam half er ihr sanft auf die Knie. Sie sah etwas erschrocken an sich herab, aber soweit hatte sie keine Schrammen oder Kratzer. Einzig ihr weißes Kleid war völlig mit Grasflecken überseht und sie verzog das Gesicht traurig. Erneut fragte ihr Bruder ob alles mit ihr in Ordnung sei und sie nickte endlich darauf. Sie hatte sich nicht wehgetan, aber ihr Kleid…Und dann weinte sie. Nicht laut, aber dennoch stark. Es war ihr Lieblingskleid und ihre Mutter würde sauer sein wenn es dreckig war. Davor hatte sie angst. Was sie auch ihrem Bruder sagte mit der jaulenden Stimme eines Hundewelpen. Der aber hielt sie noch an beiden Oberarmen fest und sah sie einfach nachdenklich an. Suchte eine Lösung ohne dass sie es merkte. Er sah sich auch dabei um. Und dann wusste er was zu tun war. Wusste wie er helfen konnte. Wie es ihr besser gehen würde. So ließ er sie los und lief kurz weg. Seine Schwester blieb einfach sitzen und weinte weiter in ihre Hände. Es wollte nicht aufhören. Ihre Schusseligkeit machte ihr zu schaffen. Und meist war es ihr Bruder der alles auf sich nahm. Doch sah sie wieder auf, als sie hörte wie ihr Bruder wieder vor ihr kniete und sie ansprach. Noch mal rieb sie ihre Tränen aus den Augen und blinzelte, sah auf eine wunderschöne Kirschblüte die ihr Bruder ihr entgegenhielt. Sie war sogar ganz schön groß und er lächelte sie sanft an als sie aufsah. Kurz darauf sagte er etwas sehr nettes zu ihr. Etwas was ihr Herz berührte. Und dann steckte er ihr die Blüte in das hellbraune Haar und sie blinzelte mit ihren blauen Augen, die in demselben schönen Blau waren wie die ihres Bruders. So kräftig wie der wolkenlose Himmel an einem sonnigen Sommertag. Er nahm sie schließlich in seine Arme und drückte sie fest an sich. Wärmte und behütete sie. Spendete ihr Trost. Sprach sanfte Worte zu ihr und strich ihr sogar über das Haar. Sagte zu ihr: das alles wieder gut wird und das er es auf seine Kappe nahm. Das er schuld an ihrem Sturz war. Das er sie beschützen würde. Erneut. So wie er es schon immer getan hatte und auch tun würde. So sehr sie ihn nicht in Probleme reinbringen wollte, als sie das hörte lächelte sie und drückte sich zurück an ihn. Atmete seinen Duft tief ein. Er war sehr beruhigend. Roch schon immer gut. Und er war der beste Bruder auf der ganzen Welt. Egal wie gemein ihn alle anderen nannten, oder was sie von ihm hielten, sie wusste wie er wirklich war. Wie er tief in seinem Herzen war, was er aber äußerlich niemals zeigte. Nur ihr. Weshalb sie ihn nie verlassen würde, egal wie alt sie wurden. Und als sie dort weiterhin so saßen, in der Sonne und der Stille des Parks, sagte er etwas zu ihr was sie nie vergessen würde. Er sagte ihr: dass er sie liebt. So wie ein Bruder seine Schwester zu lieben hatte. Eng und hilfsbereit. Immer für sie da zu sein. Doch sie fühlte anders. Sie liebte ihn auch…aber es fühlte sich anders an. Nur wusste sie nicht wieso. Es war bereits dunkel. Sie waren wirklich einen ganzen Tag unten in der Höhle gewesen, wo sie versucht hatten einen Ausweg zu finden. Nie wäre Caim auf die Idee gekommen das so viel Zeit vergangen war. Das sie so lange gebraucht hatten was zu erreichen. Und vor allem so lange geschlafen hatten. Doch es war glasklar als er draußen dem Fremden hinterher rannte und er den Himmel sah. Nicht nur das es dunkel war, auch dicke Regenwolken versperrten die Sicht auf den Mond. Was schon an sich faszinierend war. Es hatte schon sehr lange nicht mehr geregnet, er wusste nicht mal mehr wann es das letzte Mal gewesen war. Und nun schüttete es wie aus Eimern! Seit der Seuche hatte sich komischerweise auch die Welt verändert. Das Klima und auch die Tag und Nacht Zyklen. Die Sonne war komplett von Wolken bedeckt und das Tag ein und aus. Als würde die ganze Welt die Menschen hassen und ebenso wie die Legion versuchen sie los zu werden. Aber zum Glück rannten sie vorerst im Trockenen. Denn wie sich herausstellte waren sie, nicht weit entfernt vom Krankenhaus, in einer Schule angekommen. Das Labor, welches im Untergrund lag, war versteckt in einer Schule. Keiner Grundschule, aber dennoch in einer verdammten Schule. Kaum als sie das Ende der Treppe erreicht hatten, schob der Fremde einen Schrank zu Seite und sie kamen in einen Abstellraum im Keller für die Sporthalle. Und kurz darauf rannten sie auch schon durch die verwüstete Sporthalle. Überall lagen Trainingsgeräte herum und Matten. Waren voller Staub und Dreck. Einige Stellen sogar voller Moos und durch die Fenster wuchsen bereits Kletterpflanzen. Ein ziemlicher Endzeitanblick. Aber Caim fragte sich derweil etwas anderes: Warum war dieses Labor versteckt gewesen? Es war offensichtlich dass es keiner finden sollte und eine verlassene Schule war perfekt dafür. Was hatte die Organisation da unten gemacht? Hatten sie vielleicht doch nicht aufgegeben nach einer Heilung zu suchen und wurden nur nicht mehr von der Regierung unterstützt? Suchten sie auf eigene Faust nach einer Lösung? Kaum als sie draußen waren, rannten sie über die Wege des Schulhofs, die alle mit Dächern bedeckt waren. Demnach wurden sie auch weiterhin nicht nass. Der Regen prasselte auf die Steine über und neben ihnen auf den Hof. Es war ein beruhigendes Geräusch und in der Ferne hörte man sogar leichten Donner. Doch ihre Reise endete nicht in der Schule. Ganz und gar nicht. Caim dachte das der Kerl dort sein Lager hatte, aber dem war offenbar nicht so. So verließen sie die Schule und rannten über die breite Straße vor ihnen. Dem Braunhaarigen fiel auf dass die Umgebung schrecklich zerstört gewesen war. Überall lagen zerstörte und halb versunkene Autos in den Straßen und zwischen verschobenen Platten des Bodens unter ihnen. Strommasten waren umgefallen oder geknickt und Häuser zerstört. Noch nie hatte Caim eine so zerstörte Umgebung gesehen. Nicht mal annähernd in ihrer Ecke damals. Es musste im Krieg ganz schön an diesem Ort gewütet haben. Der Krieg gegen die Legion musste hier heftig gewesen sein, zumindest wenn man sich umsah und seiner Fantasie freien Lauf ließ. Er hatte davon gehört, also dass einige Bereiche schlimmer litten als andere, aber es noch nie selbst gesehen. Es war grauenhaft. Man kam sich offiziell wie am Ende der Welt vor. Und dass er durch den Regen lief machte es nicht besser. Ohne Schutz und nur mit einem kurzärmligen Shirt bekleidet wurde ihm zwar etwas kalt, aber er sorgte sich mehr um Nier, denn den konnte er nicht bedecken und vor dem Wasser schützen. Er durfte sich nicht noch erkälten! Dann war er so gut wie tot. Doch zum Glück war der Weg nicht mehr lang gewesen und sie erreichten schon bald einen Hügel. Ja ohne Witz. Es war ein großer Hügel aus Erde gewachsen, der auf einem alten Spielplatz zwischen Häusern entstanden war. Wahrscheinlich durch den Krieg und die Risse im Boden. Es wuchs sogar schon Gras über alles und Moos auch. Und darauf sah er ein altes Flugzeug liegen. Es steckte mit dem vorderen Teil tief in dem Hügel und sie waren somit ein Ganzes geworden. Es sah nach einer alten Passagiermaschine aus. Wurde vermutlich damals von Himmel geholt, warum auch immer. So sah er einen abgerissenen Flügel und sie war ordentlich verkratzt und dreckig. Und als er sah wie der Fremde den Hügel rauf ging, da wusste Caim das sie seinen Unterschlupf gefunden hatten. So kämpfte er sich auch nach oben und der Fremde zog dann einen alten Vorhang beiseite, den er offensichtlich selber dort angebracht hatte, weil die Tür des Flugzeugs fehlte. Caim ging hinein und schüttelte sich erst mal wie ein Köter der aus dem Regen kam. Es war gut aus dem Nass zu sein, nur noch etwas kühl. Währenddessen ging der Fremde an ein Lagerfeuer direkt vor ihnen im länglichen Raum und machte es mit einem Feuerzeug sofort an, wand sich danach wieder ab und suchte weiter hinten im Flugzeug nach etwas. Er rief dabei zu Caim: „Legt den Jungen erst mal auf meinen Schlafplatz ab! Ich bringe euch gleich Tücher zum trocknen.“ Caim sah ihm unsicher dabei zu. Aber Nier ablegen war erst mal keine schlechte Idee. So lief er nach rechts am Feuer vorbei und sah ein gut gepolstertes Bett, oder eher mehr zwei Matratzen die aufeinander lagen und eine warme Decke, sogar ein Kissen war dabei. Wow. Lebte ja fast wie ein König in der heutigen Zeit. Dann kam er auf die Knie und legte Nier sacht in das Bett, besonders bei den Beinen gab er acht. Stützte sie so sanft er konnte auf die weiche Matratze. Der Junge hatte sich nicht mehr geregt seit sein Bein gebrochen war und wirkte sehr müde und schwach. Erschöpft traf es wohl besser. So lag er nur da und atmete schnell. Hatte die Augen halb verschlossen. Er musste schlimme Schmerzen haben, wenn er nicht mal mehr sprach. Obendrein war er nun auch noch nass und fror sicherlich. Es war ein bitterer Anblick. Doch erstaunlicherweise hielt er sich taff für seine zarte Statur. Er war doch ein zäher Hund. Hätte man ihm nie zugetraut. Und dann kam Caim rechts von sich neben das Kopfende und sah zu dem Fremden rüber. Misstrauisch. Aber war überrascht als der wirklich mit zwei Handtüchern zum Abtrocknen an kam. Er reichte sie vorsichtig Caim entgegen und sprach: „Macht ihn erst mal trocken. Dann sehe ich mir seine Wunde an.“ Zögernd und mit einem scharfen Blick nahm er die Tücher entgegen und wartete noch kurz, ließ den Fremden nicht aus den Augen. Doch als der sich dann neben das Feuer vor ihm setzte und geduldig wartete dass Caim etwas tat, fragte sich dieser: Warum? Was hatte er davon ihnen zu helfen? Warum half er überhaupt? In dieser Welt war das verdammt dumm gewesen. Hatten sie echt so viel Glück das sie in einen verdammten Samariter rein gerannt waren? Doch obwohl er noch immer unsicher war, drehte er sich halb zu Nier um und fing an ihn abzuwischen und etwas zu trocknen. Besonders das nasse Haar. Aus dem Augenwinkel sah er den Fremden noch sehr genau, dass war seine Absicherung. Und er würde schneller reagieren, wenn der was vor hatte, darauf konnte der wetten. Der blonde Mann sah ihm etwas zu und bemerkte das. Dieser junge Mann war sehr misstrauisch. Aber das war okay, wenn man die Umstände in Betracht zog. Und als Caim fertig war und anfing sich die Haare wenigstens abzutrocknen, sprach der Fremde zu ihm: „Darf ich seine Wunde sehen? Ich habe viele Hilfsmittel und Medikamente, ich kann ihn bestimmt behandeln.“ Caim sah ihn scharf zwischen dem Handtuch an, was er noch immer an seinem Kopf fest hielt. Was plante der Kerl? So freundliche Menschen fielen nicht einfach mal vom Himmel. Und in der Regel war nichts umsonst im Leben. Erst recht nicht bei Menschen. So trocknete er sich fertig ab und sprach dann muffig: „Du lässt deine Hände von ihm.“ Es hatte einen bedrohlichen Unterton als er das sagte, der dem Fremden nicht entgangen war. Der blieb aber weiterhin sehr höflich und sprach darauf: „Ihr seid eine zu tiefst misstrauische Person. Ich verstehe das. Ihr müsst schreckliches durchgemacht haben. Aber bitte vertraut mir. Ich möchte wirklich nur helfen…Man sieht es mir vielleicht nicht mehr an, aber ich habe in einem Schrein gearbeitet, hier in Shinjuku. Ich war dort Priester und Heiler. Ich möchte euch wirklich nichts Böses.“ „Da kann ja jeder aus dem Wald kommen und sagen er wäre der Förster. Warum sollte ich euch vertrauen?“ Das war ein Argument. Doch Nier fing plötzlich neben ihm an zu grummeln und kniff die Augen zusammen, verzog das Gesicht schmerzhaft dabei. Und besiegelte damit eigentlich den Grund. Seine Schmerzen wurden schlimmer und er fror noch zusätzlich, was man an seinem Zittern sehen konnte und wie er die Decke mehr an sich zog. Zum ersten Mal in seinem Leben…fror er. Was nichts Gutes bedeutete, dass verstand auch Caim sofort und fasste ihm auf die Stirn. Ein Schreck fuhr durch seinen Körper…Er hatte Fieber. Egal wo man ihn anfasste, dort war der Junge kühl, aber die Stirn war sehr warm und das als einzige Stelle. Das war nicht gut. Er sah wieder zum linken Bein des Weißhaarigen, das unter der Decke war…Also hatte sich das Bein vielleicht schon entzündet? War vorher schon entzündet gewesen und durch den Bruch wurde es schlimmer? Das war verdammt schlecht. Der Blonde sah den besorgten Blick und hatte Caim genau beobachtet. Also war etwas an dem Bein? Dann sprach er noch ein Mal mutig und sanft rüber: „Ihr müsst mir nicht trauen. Aber vielleicht solltet Ihr es ihm zur Liebe vielleicht tun. Ich kann ihm sicher helfen, wenn ihr mich lasst.“ Caim sah ihn erneut scharf an. Er…er wusste es nicht. Er wusste erneut nicht was er tun sollte. Er war gespalten. Und nichts hasste er mehr als unentschlossen zu sein. Zumindest an sich. Aber eines wusste er auf jeden Fall: wenn er nichts tat, dann würde Nier vielleicht sterben. Und er selbst konnte ihm nicht helfen. Also…musste er es mit etwas Vertrauen versuchen. Etwas was er eigentlich nie mehr machen wollte. Aber offenbar musste. So nickte er zögernd und der blonde Mann kam näher gerückt. Das war für ihn ein Startzeichen. So kniete er ebenfalls vor dem Weißhaarigen und zog sanft die Decke zur Seite, konnte direkt auf das Bein sehen dass an der Matratzenkante zu ihm lag. Und noch vorsichtiger zog er den Stiefel des Kindes aus und sah auch sofort, über dem weißen Socken, was das Problem war. Schmerzhaft verzog er die Mundwinkel. Der verstellte Knochen unter der zarten und hellen Haut sprach Bände. Und der dicke Bluterguss, mit der Schwellung darum noch mehr. Dann sah er dem Jungen ins Gesicht. Er schwitzte, war blass und hatte wahrscheinlich einen Schock erlitten. Wenn nicht sogar Fieber durch die Entzündung im Bein. Dann sah er wieder zu dem verletzten Bein und sprach: „Er hat sich den Knochen im Unterschenkel gebrochen…das müssen schlimme Schmerzen sein.“ „Sag mir etwas was ich noch nicht weis.“ Kam es kalt und genervt von Caim. Er war angespannt wegen der ganzen Situation, denn wenn Nier starb, dann war es wegen ihm. Weil er in die Schlucht gefallen war und der dumme Bengel hinterher sprang! Mal wieder ohne seinen Kopf einzuschalten! Damit kam er seltsamerweise überhaupt nicht klar…Der Mann sah wieder zu Caim und sprach: „Ein Bluterguss ist völlig normal und die Entzündung auch. Der Körper versucht zu heilen. Die gute Nachricht ist: es war ein sauberer Bruch. Soweit ich es sehe. Wäre er gesplittert würde das ganz anders aussehen. Aber die schlechte Nachricht ist: Ich muss den Knochen wieder zusammenbringen und dann fixieren. Mache ich das nicht dann wird dein kleiner Freund wahrscheinlich schnell sterben. Das Bein würde nicht mehr gerade zusammenwachsen und er könnte darauf das Sprunggelenk nicht richtig bewegen, damit schafft er es nicht weit gegen die Unheiligen, oder andere Gefahren.“ Also sollte das sowas wie: Glück im Unglück, sein? Darauf hätten alle verzichten können. Caim verzog das Gesicht wütend und besorgt zugleich, als er zu Nier sah und der noch immer die Augen verschlossen hatte und nur dahin vegetierte. Er war so hilflos. Wirkte so hilflos wie er da lag. Und so wie es aussah musste Caim nun entscheiden was getan werden müsste. Alle Verantwortung lag bei ihm. Etwas was er aber nie haben wollte. Nie wieder nach Furiae zumindest. Aber zumindest glaubte er nun dem Fremden das er ein Priester und Heiler war. So wie er sprach und was er wusste, musste das so sein. Wenn einer Nier helfen konnte…dann wohl er. Also nickte er stumm und sah dann wieder zu dem Fremden. „Hast du alles da um ihn zu behandeln?“ Der Mann nickte zurück. „Ich kann den Knochen wieder in die richtige Position bringen und dann alles stabilisieren. Ebenso kann ich sein Fieber senken und die Entzündung behandeln. Ich habe alles da was er braucht. Euch war Gott sehr gnädig. Euch beiden. Er hat euch zu mir geführt um sein Leben zu retten.“ Naja Gott ließ Caim da mal aus der Gleichung. Er nannte das ja persönlich: Glück. Etwas was sie die letzte Zeit oft hatten. Doch er wollte nicht anfangen sich zu streiten ob es Gott gab oder nicht. Nicht wenn ein Priester den Bengel behandeln sollte. Keine gute Idee. Und der Mann wartete offensichtlich auf die Bestätigung dass er helfen durfte. Zumindest sah er Caim so an, der das merkte und dann sprach: „Dann tu bloß dein bestes. Wenn er stirbt, mache ich dich dafür verantwortlich.“ Was hart und ungerecht war, aber das ließ der Mann nicht an sich ran. Caim war aufgebracht und er brauchte jemand um ihm die Schuld zu geben, wenn etwas schief ging. Ganz normale menschliche Aktionen. Der Fremde lief sofort los und suchte alles beisammen was er brauchen konnte. Derweil machte Nier kurz die Augen auf und blinzelte. Offenbar war er endlich wieder etwas klar im Kopf und sah zu Caim auf, der zu ihm runter sprach: „Du hast das Talent dir immer Auszeiten zu nehmen, wusstest du das?“ Und er klang etwas erleichtert dabei. Der Schmerz hatte kurz nachgelassen und gab dem Weißhaarigen wieder etwas kraft antworten zu können, so das er schwach sprach: „Wo…wo sind wir?“ „Wenn du nichts hast, aber Glück hast du. Ein Priester hat uns gefunden und der wird dein Bein behandeln.“ Ein Priester? Also einer der Heilen konnte? Woher wusste Nier das? Er wusste was ein Priester war…Aber was ihm mehr ablenkte war die Tatsache…das Caim einem Fremden vertraut hatte. Und das wahrscheinlich um ihm zu helfen. Er…er machte sich langsam. Er veränderte sich. Aber warum? Niemals hätte Nier von Caim gedacht, dass er einem Fremden mal vertrauen würde. Doch das hatte er getan. Für ihn getan. Und dann wanderte sein Blick rüber zu dem Fremden, der wieder bei ihnen war und neben sich alle Sachen für die Behandlung abstellte. Er sah nett aus. Wenn auch etwas älter als Caim, aber dennoch nett und freundlich. Er strahlte sowas ruhiges aus. Der Blonde warf dem Jungen ein sanftes Lächeln zu und sprach dann ebenso: „Hab keine Angst. Es wird eine harte Behandlung werden, aber ich bekomme dich wieder komplett gesund. Wie fühlst du dich?“ Nier sah ihn nur an. Also für Caim sah es aus als wäre Nier von einem Auto überfahren worden, aber die Frage war ja nicht an ihn gestellt. Der Weißhaarige sprach schwach: „M-mir…mir ist kalt…Und ich habe das Gefühl dass i-ich…gleich einschlafe…“ Das war gut möglich. Sein Körper war sehr ausgezerrt und müde. Vielleicht war es sogar besser wenn er bewusstlos werden würde. Denn die kommende Behandlung…wurde ohne Schmerzmittel wirklich heftig. Dann sprach er noch Mal zu dem Kind: „Es wird alles gut. Das ist völlig normal. Du hast viel durchgemacht und dein Bein macht es gerade schlimmer, weil es gebrochen ist. Aber das bekomme ich wieder hin. Vertrau mir.“ Gebrochen? Deshalb tat es so sehr weh. Nier verstand. Und dann kam der Mann etwas über das gebrochene Bein und sah wie er es am besten anfassen sollte, um es wieder zu richten. Sah es aus allen Winkeln an. Es war wirklich ein sehr sauberer Bruch. Das war sehr gut. Nier dagegen warf ihm einen nervösen Blick vom Liegen aus, zu. Seine Atmung wurde auch schneller und panischer, so dass es sogar Caim bemerkte und sprach: „Hey! Komm wieder runter.“ Aber der Junge dachte nicht mal daran. Nicht würde ihn beruhigen. Er konnte es nicht abschalten. Denn er bekam das unangenehme Gefühl dass es gleich schlimm werden würde. Das es schmerzen würde. Und erneut sah ihm der Dunkelhaarige das an. Instinktiv wollte er etwas tun. Wollte helfen, aber wusste nicht wie. Woher das auch immer kam. Seltsamerweise…wollte er ihn mit den Armen umschließen und wegdrehen von dem Anblick seines Beines. So wie er es bei seiner Schwester gern getan hatte. Doch er konnte nicht. Etwas…hielt ihn auf. Hielt ihn zurück. Und dann hatte der Fremde gefunden was er suchte und wusste wie er das anzugehen hatte. Er nickte und sah dann nach links zu den Beiden, die ihn beide ansahen. Einer erwartungsvoll und der Andere panisch. So sprach er zu ihnen: „Wir können dann anfangen…Setzt ihr euch bitte hinter den Kleinen und stützt ihn?“ Caim zeigte auf sich, obwohl die Frage sichtlich an ihn gestellt gewesen war. Er sollte bitte WAS machen? Und so sah sein Blick auch aus, als er fragte: „Was soll ich tun?“ „Ihr setzt euch direkt hinter ihn und stützt ihn. Also er setzt sich etwas an euch gelehnt mit dem Rücken zu euch und ihr sprecht ihm gut zu und haltet ihn fest, wenn es sein muss. Und du setzt dich bitte schon mal vorsichtig auf Kind.“ Erneut: Er sollte WAS tun?! Das Szenario spielte sich in seinem Kopf ab und irgendwie…war ihm das unangenehm. Das war ja wie wenn der Mann sich bei einer Geburt hinter die Frau setzte und ihr dabei die Hand hielt! Warum um alles in der Welt sollte er das tun?! Doch als Nier neben ihm kurz wimmerte, wimmerte nur weil er sich leicht bewegte…da wusste Caim wieso. Er würde ausrasten vor Schmerzen. Wenn so was Kleines schon weh tat, dann wurde das Richten des Bruchs gleich super lustig. Er würde schreien wie am Spieß…und sich vielleicht noch schlimmer weh tun dabei. Wenn er sich zu sehr wand, dann machte er es vielleicht NOCH schlimmer. Und…und er hatte die Verantwortung. Nier war ein hilfloses Küken in der Situation und Caim musste wohl oder übel auf ihn aufpassen. So viel Pflichtbewusstsein hatte er dann doch. Und nach wenigen Minuten schnaubte er aus und krabbelte hinter den Weißhaarigen, der sich erschrak und nach hinten sah, als er fühlte wie er nach hinten leicht gezogen wurde und schließlich an Caim angelehnt saß. Er war zu schwach um richtig darauf zu reagieren und sagte nichts…aber dennoch wurde er noch etwas röter und sah wieder vor sich zu seinem Bein. Er sollte das nicht tun…er war viel zu nahe…Und als er dann noch schlagartig von hinten in zwei starke Arme geschlossen wurde…hatte Nier das Gefühl sein Herz hätte für eine Sekunde ausgesetzt. Er starrte weiter nach vorne und sagte erschrocken nichts. Fühlte wie Caim ihn stark an sich drückte und dann neutral sprach: „Wenn du anfängst rum zu zappeln, machst du es nur noch schlimmer. Wäre ne scheiß Idee.“ War das die Ausrede für die Umarmung? Nier sagte weiterhin nichts und starrte noch immer nach vorne. Sah wie der Fremde einige Sachen neben sein Bein legte um dieses dann damit zu stützten, wenn er fertig war. „Wenn du schreien musst, dann schrei. Wenn du das Gefühl bekommst dich winden zu müssen, dann tu es. Aber ich werde dich daran hindern, egal was du auch versuchst. Ich kann dich nicht noch verletzter gebrauchen…Ich passe auf dich auf.“ Bekam der Weißhaarige in sein rechtes Ohr geflüstert und erschauderte dabei. Sein Herz klopfte wie verrückt. Er…passte auf ihn auf? Sein Herz beruhigte sich nicht mehr. Wollte sich nicht mehr beruhigen. Doch es lag sicherlich nur an der Panik wegen der Behandlung…Es konnte nichts anderes sein…Und auch Caim wusste nicht welches Pferd ihn da geritten hatte, dass er sowas von sich gab. Es kam einfach so aus ihm raus. Es fühlte sich an wie damals…Dann sah der Blonde vor ihnen zu Caim und machte sich bereit. Nahm Position an dem verletzten Bein an, fasste es sanft von zwei Seiten und sprach zu Caim: „Ich werde bis drei zählen. Und bei drei richte ich es mit einem Ruck. Dann solltet ihr ihn gut festhalten.“ Er war sich ziemlich sicher dass der Kleine schreien und sich winden würde. Ohne Betäubung und Schmerzmittel wurde das gleich richtig Scheiße. Darüber war sich jeder im Klaren…wahrscheinlich sogar Nier. Und dann nickte Caim und gab damit das Okay. Obwohl nichts okay war. Der Weißhaarige wollte am liebsten abhauen und Caim alles hinter sich bringen. Der Kleine hatte genug gelitten für eine Woche. Es ging los. Der Fremde fing an zu zählen. Er zählte sehr langsam abwärts und mit jedem Buchstaben wurde Nier zittriger vor Angst und Caim machte sich auf den Knall gefasst. Fasste ihn schon fester. Sein einer Arm hatte Nier fast um den Hals umschlungen und der Andere um den Rest des Torsos. So dass beide Arme des Kleinen eingesperrt waren dadurch. Wenn er anfing sich zu winden, konnte er nicht um sich schlagen und sich nicht wehdrehen. Das würde Caim verhindern. Um jeden Preis. Und dann war der Mann bei der letzten Zahl angekommen und atmete noch mal schwer aus. Entschuldigte sich innerlich bei Gott für das was er nun tat und sprach dann: „…Drei!“ Und dann zog er zu. Er richtete den gebrochenen Knochen, von beiden Seiten, mit einem starken Ruck wieder zusammen und ein schreckliches Knacken erfüllte den Raum um sie herum. Doch die Stille blieb nicht. Und wie auf Kommando, nur eine Sekunde danach…schrie Nier auch schon los. Er schrie und fing an sich zu winden und das nicht mal schäbig. Nutze all seine verbliebende Kraft dafür. Sogar der Fremde musste die Beine an den Knöcheln fest auf die Matratze drücken, damit er auch wirklich völlig still blieb und nichts schlimmer machte. Sogar Tränen rannten dem Kleinen aus den Augen dabei vor Schmerz. Und der Junge schrie weiter. Er hörte nicht auf zu schreien und dachte er würde durchdrehen. Es tat so weh. So schrecklich weh. So sehr dass es sich sogar in seinem Kopf anfing zu drehen vor Schmerz. Und Caim ließ ihn weiterhin nicht los. Kämpfte darum ihn nicht los zu lassen und drückte ihn fest an seine Brust. Der Fremde schrie dabei Nier zu: dass alles gut wäre und der Schmerz bald nach ließe. Aber für den Kleinen fühlte es sich nicht so an. Es wurde immer schlimmer. Und er brüllte und krisch so sehr das auch Caim laut zu ihm sprach: „Es ist okay! Hey! Es ist vorbei! Alles okay Nier! Es ist vorbei!“ Immer und immer wieder, aber der Junge war taub für Worte geworden. Ihm wurde plötzlich so heiß. Heiß vor Schmerz und Qual und er merkte wie der Schmerz sein Denken ausschaltete. Es gab nur noch Schmerz…den er loswerden musste. Und Caim fühlte darauf auch schon WIE Nier diesen loswerden wollte. Es war stechend in der ersten Sekunde, aber dann wurde es immer mehr reißend und tat echt weh. Er kniff sogar ein Auge kurz zusammen und sah zu dem Jungen vor sich runter. Sah das Blut an seinem Oberarm runter laufen und bemerkte was der Drachenjunge da tat…Er hatte sich verbissen. Er hatte sich wirklich in Caim seinem Arm verbissen und biss immer mehr zu, je stärker die Wellen des Schmerzes wurden. Der Kiefer wurde immer härter zusammengepresst. Er versuchte damit Herr seines Schmerzes zu werden und sich wieder unter Kontrolle zu bekommen. Und es tat echt weh. Er biss sehr stark zu. Offenbar brauchte er das. Der Blonde sah erschrocken zu und wollte was tun, aber Caim fauchte in seinem Schmerz: „Es ist okay!“ Der Fremde stoppte und sah sie nur an. Caim sah zu seinem Arm und zu Nier, der noch immer zubiss und wimmerte dabei vor Schmerz. Der Anblick…tat ihm weh. Das er so leiden musste…war auch seine Schuld gewesen. Noch nie hatte er den Jungen so leiden sehen. So verletzlich und wehrlos. Er sprach erneut, dieses Mal sogar mehr mit Schmerzen: „Wenn ihm das hilft…ist es okay.“ Und das war es wirklich. Es war besser er verbiss sich in dem Oberarm des Älteren, als dass er sich vielleicht ausversehen die Zunge abbiss weil er sich nicht mehr unter Kontrolle hatte. Es war okay…Und etwas anderes kroch derweil in Caim hoch. Etwas was er tief in sich vergraben hatte. Nie wieder spüren wollte. Doch es war wieder da. Überrannte ihn und er reagierte deshalb. Da Nier sich nicht mehr wirklich stark wand vor Schmerz, sondern nur noch zubiss und sich mit den Händen sogar in den Arm krallte, in den er biss, konnte Caim ihn mit dem freien Arm an sich drücken. Er tat das sogar instinktiv sehr vorsichtig und sanft. Und mit der Hand des gebissenen Arms…fuhr er dem Weißhaarigen ebenso sanft durch das Haar und streichelte es. Es war nass und schwer, aber unglaublich weich. Und es schimmerte wunderschön im Licht des Lagerfeuers. So neigte er seinen Kopf runter auf den von Nier und sprach mit geschlossenen Augen leise zu ihm: „Es ist alles gut. Alles wird wieder gut F…“ Er ertappte sich dabei was er sagen wollte und schluckte diesen Namen sofort runter. Das war nicht richtig. Wieso kroch das nur hoch? Das hier…das war nicht seine Schwester. Aber warum…tat er das dann bei ihm? Warum umarmte er Nier und wollte ihn beschützen? Was war nur los bei ihm? Der Fremde dagegen sah noch etwas zu, aber machte sich danach sofort an die Arbeit, als er merkte dass der Dunkelhaarige alles unter Kontrolle hatte. Er stabilisierte das Bein mit zwei Stöcken, rechts und links, dann verband er die, so das sie halten würden und am Schluss trug er noch vorsichtig Salbe auf das Bein auf. Salbe gegen die Entzündung und den Bluterguss. Und dann wurde alles komplett verbunden. Damit war das was er tun konnte abgeschlossen. Der Rest lag nicht mehr in seiner Macht und nur der Weißhaarige war ab jetzt für sein Schicksal verantwortlich. Es konnte also anfangen zu heilen. Aber er war sich sicher dass alles gut werden würde. Der Kleine war sehr taff und hart im nehmen, dass sah er sofort. Dann sah er noch mal zu den Beiden vor. Der Weißhaarige hatte sich noch immer verbissen, aber man merkte langsam wie der Biss sich lockerte. Und spätestens als die Hände nachließen und vom Arm runter glitten, da war es klar dass er sich langsam wieder entspannte. Vielleicht sogar zu sehr, denn dann ließ er plötzlich von ein auf die andere Sekunde komplett los. Der Biss löste sich und Nier sackte förmlich in Caim zusammen, der das erschrocken realisierte und so auch zu ihm runter sah. Es kam so plötzlich. Er lag schwach in seinen Armen. Und mit einem blutenden Arm und einem gesunden hielt er den Jungen an sich gedrückt und sprach dann laut: „Nier! Nier!“ Er machte sich aufrichtig sorgen. Es war schön das zu sehen. Derweil tastete der Blonde am Bein des Jungen und fühlte einen stabilen Puls. Er atmete erleichtert aus. Es war alles gut. Das war eine Ohnmacht. So sprach er auch gleich beruhigend: „Es ist okay. Er ist nur bewusstlos. Seine Atmung und sein Puls sind stabil. Es ist sogar besser so, dass er bewusstlos ist, denn dann hat er keine Schmerzen fürs Erste und sein Körper kann sich erholen.“ Fakt war: Eine Ohnmacht war sowas wie ein Shutdown des Körpers. Wenn es ihm zu viel Schmerz, oder Stress wurde, dann fuhr er einfach runter, das nannte man dann: bewusstlos. Also gehörte es zum Selbstschutz. Man musste halt nur achten dass er weiterhin gut atmete und Luft bekam, dann wurde das schon. Caim sah zu dem Fremden. Er schien erleichtert zu sein und legte Nier dann sanft wieder auf die Matratze. Fand den Moment sich von ihm zu lösen und ihn gehen zu lassen. Deckte ihn danach sogar zu und strich ihm noch mal über die Stirn, die noch immer heiß war. Sein Körper war auf Hochtouren und regenerierte sich. Ob er über den Berg war oder nicht, konnte keiner wissen, dass musste sich zeigen. Aber das Bein war wieder gerichtet und konnte ordentlich heilen. Doch bis es geheilt war…musste man ihn weiter beschützen. Entspannt seufzte der ältere Mann aus und lief rüber zu Lagerfeuer. Er setzte sich davor und fing an zu beten. Caim sah ihm verwirrt nach. Das brachte doch eh nichts, aber was solls. Wahrscheinlich bedankte er sich bei Gott das alles gut ging. So ein Schwachsinn. So ließ er von Nier ab und blieb weiter neben seinem Kopf sitzen. Sein Blick fuhr auf seinen Arm runter. Er war ganz schön zerbissen. Es war ein sauberer aber heftiger Biss gewesen, so dass es noch immer blutete und den Arm runter lief. Der Kleine hat zugebissen wie ein Pitbull. Und dennoch tat es Caim kaum weh. Sicher pulsierte es und war heiß, aber er steckte den Schmerz gut weg. Dennoch wollte er es nicht riskieren dass die Wunde verdreckte, also griff er nach der Mullbinde neben dem Bein von Nier und verband sich mit dem Rest den Arm. Es war sehr stümperhaft gemacht, aber es würde ausreichen. Gab vielleicht sogar ne schöne Narbe. Danach sah er zu dem Fremden, der dann mit beten fertig war und zu ihm lächelte. Er sprach: „Ich bin sehr dankbar jemanden geholfen haben zu können. Das macht mich froh.“ Dann sah er noch mal kurz zu Nier. „Er wird wieder gesund. Das Fieber sollte man noch im Auge behalten, aber im Notfall habe ich auch etwas da um es zu senken.“ Er hatte ja offensichtlich eine kleine Apotheke angehäuft, was? Caim verschränkte die Arme vor sich schützend. Also ging er wieder auf Abwehr. Eigentlich…sollte er sich bedanken, aber das war einfach nicht seine Art, also ließ er es. Aber Dank war auch nicht notwendig für den Fremden. Das er helfen konnte war das Wichtigste für ihn. Als Mann Gottes und Heiler war ihm immer das Wohl und die Hilfsbereitschaft seinen Patienten gegenüber wichtiger als ihr Dank. So wärmte er sich die Hände am Lagerfeuer und sprach dann mit dem Lagerfeuer im Auge: „Verzeiht dass ich mich noch nicht vorgestellt habe, aber es musste alles sehr schnell gehen. Mein Name ist: Leonard Melnyk. Wie ist Euer Name?“ In all der Aufruhe war das wirklich untergegangen und es gehörte nicht zum guten Ton eines Priesters. Aber es ging nun mal nicht anders. Caim dagegen sah ihn scharf an. Deswegen also. Er verstand. Hatte sich schon gewundert. Ein Japaner war er definitiv nicht, allein wegen der blonden Haare und seiner Gesichtszüge. Sicherlich war er hier her gezogen, bevor alles den Bach runter ging. Sein Name war auch nicht typisch japanisch. Er war also ein Ausländer gewesen. Aber so gesehen hatte Caim auch nicht den typischen japanischen Namen. Eigentlich keiner. Aber er wollte mal nicht so sein, also sagte er ihm seinen Namen: „Caim…Mein Nachname spielt keine Rolle mehr. Ich werde mich nicht dafür bedanken was ihr getan habt, aber ich nehme es gern an.“ Leonard lächelte sanft. „Das habe ich auch nicht von Euch erwartet. Ihr seid ein starker Mann mit einem starken Willen. Sehr unbeugsam und misstrauisch. Aber wahrscheinlich hat euch genau das am Leben erhalten, oder? Mir steht es nicht zu andere Menschen zu belehren und ihnen zu sagen welchen Weg sie einschreiten sollten. Das entscheidet nur Ihr selbst und Gott gibt euch vielleicht auch Hinweise dafür.“ Gott ja? „Ich bin nicht gläubig. Wenn es wirklich einen Gott gibt, dann macht er seinen Job echt scheiße.“ Nier war behandelt, also sprach er wieder offener. Es gab keinen Grund mehr sich zurück zu halten. Griff der Alte an, dann waren seine Tage gezählt. Caim würde ihn schnell umlegen. Doch Leonard reagierte nicht beleidigt darauf, sondern mehr traurig. „Habt ihr das Gefühl dass er euch im Stich gelassen hat?“ Caim schnaubte und musste sich das Lachen verkneifen. Im Stich gelassen? Wohl eher kaum. „Sagen wir mal so: Wenn ich nach ihm rief, war er unauffindbar. Deswegen weis ich dass er nicht existiert. Würde er das, dann wäre die Welt wohl nicht untergegangen, oder?“ Der Blonde setzte sich am Feuer zurecht und sah dann zu Caim rüber. Antwortete: „Gott ist nicht da um unsere Probleme zu lösen. Er gab uns den freien Willen. Damit ist er nur noch ein Beobachter und gibt uns Hinweise wenn wir sie benötigen. Es bleibt uns überlassen was wir tun werden. Aber hat er euch eben nicht geholfen? Wir haben uns getroffen und konnten so das Leben dieses Jungen retten.“ „Sowas nennt man Glück.“ „Ich denke es war Schicksal. Gott wollte nicht dass dieses Kind stirbt und deswegen haben wir uns gefunden. Darüber sollten wir dankbar sein.“ Gott wollte das so, ja? Kompletter Schwachsinn. Es gab keinen einen wahren Gott. Und auch nichts anderes in die Richtung. „Was auch immer…“ Caim glaubte einfach nicht daran und fertig. Wichtig war einfach nur dass Nier wieder gesund wurde. Auch wenn das bedeuten würde, dass sie einige Tage hier bleiben mussten. Doch ehrlich gesagt wollte er einfach nur wieder zurück zu Inuart. Egal wie. Auch wenn es dumm war. Er wollte nicht länger diesem Prediger über Gott zuhören. Es nervte ihn. So stand er plötzlich auf und wollte etwas frische Luft schnappen. Musste raus aus dem göttlichen Mief. Nier schlief, also konnte er mal schnell raus vor das Flugzeug. Und er hatte inzwischen genug gesehen um zu wissen das dem Kleinen hier nichts passieren würde. So lief er zu dem Vorhang und der Priester sah ihm erschrocken nach. Es war noch immer dunkel draußen und weiterhin prasselte der Regen erbarmungslos vom Himmel auf die Erde und die kalten Häuser um sie herum. Auch das Flugzeug, in dem sie waren, hielt den Regen zwar ab, aber man konnte ihn deutlich auf das alte Metall donnern hören. Doch Leonard schien beunruhigt. Sprach dann zu Caim: „Wo wollt Ihr hin?“ „Meinen Kopf von Gott säubern lassen.“ Kam es spöttisch und kalt von Caim. Doch Leonard schüttelte den Kopf und sprach mit sichtlicher Sorge: „Ihr solltet nicht des Nachts raus gehen. Es ist gefährlich in dieser Gegend.“ Caim sah zu ihm hinter und zuckte mit den Schultern. „Es ist überall gefährlich wegen der Legion. Also macht es keinen Unterschied.“ „Ich rede nicht von den Unheiligen die mir Sorge bereiten…“ Die Unheiligen. Sowas konnte nur eine Bezeichnung für Legion von einem Gläubigen sein. Aber dennoch wurde Caim hellhöriger und ließ von dem Vorhang ab. Etwas anderes besorgte den Mann? Dank Louise wurde er offener für das Thema und kam langsam auf Leonard zu. Der behielt ihn im Blick und am Ende saß Caim neben ihm am Lagerfeuer und sprach: „Von was dann?“ „Ihr schenkt mir Euren Glauben?“ „Nein. Aber ich habe genug gesehen um in der Hinsicht vorsichtiger zu sein. Also wovon spricht du?“ Leonard sah von Caim weg und in das Feuer vor sich, dass hell flackerte. Man sah ihm plötzlich an dass er Angst hatte. Worum es auch immer ging, der Mann hatte etwas gesehen was ihn zu tiefst erschüttert haben musste. Vielleicht sogar seinen Glauben erschüttert hatte. Was in einer Welt voller Legion schon nicht leicht war. Doch der Blonde wusste was er gesehen hatte. Sah es noch immer vor sich, als wäre es gestern gewesen. Und dann fing er an zu erzählen: „Es…es fing vor einem Jahr an. Es müsste ungefähr ein Jahr her sein, vielleicht auch länger. Ich bin auf der Suche nach Nahrung gewesen und machte mich auf den Weg in einen Supermarkt nicht weit von ihr. Da ich aber den Tag über dabei war Medizin zu suchen, kam ich erst gegen Abend dazu mich auf den Weg zum Supermarkt zu machen. Als ich dort ankam setzte die Dämmerung schon aus und es ging über in die Nacht. Mir war bewusst wie schlimm es war nachts unterwegs zu sein, aber das Risiko ging ich ein, denn sonst hätte ich hungern müssen. Ich war naiv und stur in der Hinsicht. Als ich fertig war und alles hatte was ich wollte, machte ich mich wieder vorsichtig auf den Weg hier her…Und genau da passierte es. Zuerst war es nur ein Heulen in der Ferne. Ein Heulen wie ich es noch nie von einem Menschen oder Tier gehört habe. Es war unmenschlich, aber gleichzeitig klang es wie ein Gesang…Es jagte mir einen Schauer über den Rücken. Und ich fühlte mich schlecht. Also ging ich in Deckung und versteckte mich in einem Bus in der Nähe. Kurz darauf ertönen laute Schläge. Flügelschläge zogen an dem Bus vorbei in dem ich mich versteckte und ich traute mich weiterhin nicht diesen zu verlassen. Etwas flatterte um mein Versteck herum und anstatt des Gesangs war ein lautes Kreischen da und es betäubte meine Ohren förmlich damit. Es war sehr laut gewesen. Ich weis nicht wie lange ich dort im Dunklen kauerte, aber irgendwann verschwand es und ließ mich in Ruhe. Und als ich mich endlich wieder raus traute…fand ich nur das hier um den Bus herum…“ Er zog unter der Kiste, auf der er saß, etwas hervor. Es schimmerte weiß im Licht des Lagerfeuers und leuchtete etwas durchsichtig dabei. War länglich und spitz. Eine weiße Feder? Zumindest sah es so aus auf den ersten Blick. Aber anders als alle anderen Federn, war diese seltsam. Sie war viel zu groß für einen einheimischen Vogel. Eigentlich zu groß für überhaupt einen Vogel den es gab. Leonard reichte sie Caim und dieser nahm sie vorsichtig an. Erblickte sie genauer und fuhr an der Feder rechts leicht entlang. Und kurz darauf zuckte er auch schon und sah auf seine Handfläche, mit der er an der Feder entlang gestrichen war…Er blutete. Es war ein sauberer, aber nicht sehr tiefer schnitt in der Haut zu sehen. Was zum…? Er konnte sich an der Feder schneiden. Wie als würde sie aus kleinen Klingen bestehen. Sowas gab es doch überhaupt nicht. Caim sah zu Leonard und sprach: „Ich kann mich an ihr schneiden…Seit wann kann man sich an einer Feder schneiden?“ Verwirrt sah er den älteren Mann an, welcher ihm kurz darauf vorsichtig wieder die Feder abnahm und sie im Licht ansah. Offenbar wusste er dass sowas passieren könnte und starrte sie wie in Trance an. Es war als wäre wer wieder da. Wieder in jener Nacht als er sie gefunden hatte. Und er hatte Angst. „…Ich habe nie gesehen was es gewesen ist. Aber es ist noch immer da draußen. Manchmal höre ich den Gesang mitten in der Nacht. Er geht mir durch Mark und Bein und ich komme mir wie ein kleines Kind vor dass Angst vor der Dunkelheit hat…Da ist etwas draußen in diesem Teil der Stadt. Es kleidet sich mit dem Gewand eines Dieners von Gott, aber es verhält sich nicht so…Sind wir vielleicht so sehr in den Abgrund gefallen? Haben wir so sehr gesündigt dass nun sogar Gott sauer auf uns ist und uns seine Engel schickt zur Bestrafung? Können Engel so böse sein?“ Er glaubte doch nicht wirklich dass dies eine Engelsfeder sein sollte? Dass es da draußen ein Monster gab dass sich als Engel verkleidete und dann auf ahnungslose Beute herabstürzte in der Tiefe der Nacht, klang inzwischen glaubhafter. Verrückt oder? Und dennoch…diese Feder existierte und war unnormal. Caim glaubte ihm in einem Punkt: Er hatte etwas gesehen das gefährlich war, ohne Zweifel. Aber ein Engel war es ganz bestimmt nicht. Engel sahen auch viel grotesker aus, als manche überhaupt wahrhaben wollten. Sie sind nicht die niedlichen Kinder mir den fluffigen Flügeln. Sie sind angeblich Wächter und Krieger Gottes und mussten deswegen auch angsteinflößend aussehen. Das hatte er von seiner kleinen Schwester mal gehört. Den Aberglaube mal beiseite geschoben: etwas war wirklich da draußen…Und es war definitiv kein Legion und kein Engel. Wenn dann eher eine Art von Dämon. Oder einfach ein Monster. „…Das hat nichts mit Engeln zu tun…Das ist nur ein weiterer Fehler. Mehr nicht…“ Kam es von Caim leise. Damit bezog er sich auf Louise…So schnaubte er danach und sah auf seine leicht blutende Handfläche. Das hatte gerade noch gefehlt. Es hörte sich nach einem weiteren Monster an. Waren sie wirklich an dem Punkt angekommen das nun auch Monster existierten neben den Legion? Woher kamen diese Monster? Waren das nun Mutationen von Legion oder…war der Mensch wieder an allem Schuld? Hatten SIE diese Wesen erschaffen? Es wäre nicht ungewöhnlich dass der Mensch bei seinem Untergang noch etwas mithalf. Wenn untergehen dann schon richtig. Mit allem Scheiß der dazu gehörte. Danach sah er zu Nier rüber, der noch immer tief schlief, oder mehr bewusstlos war…Wer hätte gedacht das ein Drache mal das geringste Problem sein könnte mit dem sie sich befassen mussten… Und während sie da einfach weiter saßen, Leonard die Feder begutachtete, regnete es draußen noch immer in Strömen. Inzwischen donnerte es sogar schon heftiger und nach der Gruselgeschichte blieb Caim doch lieber im Trockenen. Oder mehr weil er einfach trocken bleiben wollte, denn der Regen war heftiger geworden und schwerer. Und dennoch drang etwas in ihr Ohr. Beide saßen da und konnten es hören. Es zerriss die regnerische Atmosphäre und donnerte über sie hinweg. Schallte durch den ganzen Himmel, so das Caim und Leonard augenblicklich beide erstarrten. Trotz des Donners und des Regens konnte man ein diabolisches Schreien höre, dass in die Nacht hallte. Es war wie in einem Horrorfilm. Nur waren sie mitten drin und er wurde real. Instinktiv und erschrocken sprang Caim auch schon eine Sekunde später auf und rannte rüber zu Nier. Stellte sich schützend vor ihn und sah zu dem Vorhang der raus in die Nacht führte. Es war wieder etwas was er unbewusst getan hatte. Wo sein Körper sich von alleine bewegte und nicht auf ihn hören wollte. Was auch immer durch diesen Vorhang kommen wollte, er würde nicht kampflos aufgeben. Und sogar Leonard, der ihn nun ansah, konnte Unruhe und leichte Nervosität in den Augen des jungen Mannes sehen. Das konnte er sogar verstehen. Wenn man das zum ersten Mal gehört hatte, musste das schrecklich sein. Doch auch ihm jagte es immer wieder aufs Neue einen Schauer über den Rücken. So sah er kurz zu dem Vorhang hinter sich und lauschte. Das Schreien hatte aufgehört und man hörte nur wieder die Geräusche der Natur. Danach sah er wieder zu Caim und sprach beruhigend: „Es wird uns nichts passieren.“ Caim sah zu ihm. „War das dein Engel? Hört sich für mich eher nach einer Ausgeburt der Hölle an.“ Leonard nickte langsam zustimmend zu ihm. „Ich kann Euch nicht sagen woran es liegt…Aber mir ist aufgefallen dass ich sicher bin, solange es mich nicht sieht. Es ist mehr wie eine Wachdrohne. Jede Nacht fliegt es über sein Revier und scheint etwas zu suchen. Wahrscheinlich Beute. Doch noch nie habe ich es gesehen, immer nur gehört. Es ist sehr schnell und ich traute mich auch nie wirklich raus…Ich traf mal einen Mann vom Militär. Gewährte ihm Zuflucht für 2 Tage und in der Nacht des letzten Tages wollte er dann los. Ich sah wie ihn der Gesang dieses Wesens davon riss und er wie in Trance diesem folgte…“ „Worauf willst du hinaus?“ Caim spürte das er auf was hinaus wollte. Und es interessierte ihn was das sein könnte. Vielleicht war es sogar von Vorteil. Leonard sah wieder zum Feuer und schnaufte. „Ich vermute mal es ist wie eine Sirene, aus den alten Geschichten der Seefahrer. Es lockt Opfer mit Gesang aus seinen Löchern. Ein Gesang der so betörend ist, dass man ihm nicht wiederstehen kann und es dies nutzt um Beute anzulocken. Dank des Regens können wir ihn nicht hören, aber die Schreie dagegen schon. Als ich damals den Gesang das erste Mal hörte fühlte ich mich nicht gut. Ich hatte Kopfweh und meine Beine gaben langsam nach. Auch wenn ich ihn jetzt noch höre ist es so. Und es wird besser je weiter er weg ist. Ich schlafe auch nur noch mit Ohrstöpseln. Daher vermute ich dass es hilft sich vor dem Gesang zu schützen. Wenn es sein Opfer gefunden und gelähmt hat, stürzt es auf seine Beute herab wie eine Harpyie und tötet es.“ Er schläft mit Ohrstöpseln? Das war verdammt leichtsinnig. Wenn er nichts hörte im Schlaf, konnte man ihn leicht überfallen und töten. Doch wenn Caim sich so umsah, dann wusste er auch wie Leonard das verhinderte überfallen zu werden. Offenbar hatte er weiter hinten den Schlüssel für das Cockpit, das ja tief im Hügel vergraben lag. Dort bunkerte er sich einfach ein und schloss ab. Simpel aber effektiv, sonst würde der alte Mann nicht hier sein um zu labern. Doch alles was Caim über das Ding gehört hatte klang sehr fantastisch und unglaublich. Aber hey, er hatte einen Jungen bei sich der sich in einen Drachen verwandelt konnte und er hatte das etwas gesehen was sich mal Louise nannte. Also glaubte er ihm auch eine Geschichte über eine fliegende Sirene, die auch noch offenbar ein gefallener Engel sein könnte und obendrein Menschen so wie Legion fraß. Ach ja und wie eine Eule jagte sie auch noch mitten in der Nacht. Übertrieben, aber was soll`s. Caim fand es aber sehr interessant dass er noch nie etwas von diesem Wesen gehört hatte, geschweige denn den Gesang oder die Schreie. Er kam ja von weiter her und offenbar terrorisierte dieses Wesen nur diese Gegend und hatte ein sehr kleines Jagdrevier. Dann hatten sie wohl Glück gehabt nicht hier her gekommen zu sein. Unwissend hätte das böse enden können, so wie bei dem Militärfutzi. Und da sie eh nie nachts auf Wanderschaft gingen und im Keller schliefen, war es noch klarer warum sie davon nicht mitbekommen hatten. Sie waren abgeschirmt gewesen. Und sogar das Schulgebäude, in dem sie mal übernachtet hatten, hatte Schalldämpfende Wände und Scheiben gehabt, was daran lag um nicht abgelenkt zu werden beim Unterricht. War offenbar so ein neuer Tick für Schulen geworden um das Lernen zu verbessern. Schade dass dann nun nicht mehr wichtig war, was? Kompletter Bullshit wenn man ihn fragen würde. Aber wie gesagt: auch bei der Schule ergab das Sinn. Und sie lag noch immer weiter außerhalb dieses Bezirkes. Caim wusste nicht mal genau wie weit sie sich vom Krankenhaus überhaupt entfernt hatten in dem Tunnel darunter. Das kam auch noch dazu. Sie konnten sonst wo sein. Stunden von Inuart und Yonah entfernt. Aber eine Frage stellte er sich dennoch…Er sah zu Leonard und fragte: „Warum bist du noch hier? Vor allem wenn du weist dass dieses Monster da draußen lauert. Das ist schon ziemlich dumm und gefährlich, oder?“ Leonard sah wieder zu ihm. „Ich…ich kann nicht so einfach fortgehen. Mich abwenden…von etwas das ich freigelassen habe.“ Okay das war unerwartet. „Du hast es frei gelassen? Wo?“ „In jenem Bereich in dem ich Euch gefunden habe. Ihr müsst wissen…ich war nicht zufällig da. Ich suchte Antworten und Lösungen an diesem Ort…Damals, als ich Medizin gesucht habe, bin ich in dieses Lager gekommen. Ich wurde von dem Menschen dort gefangen genommen und sie stellten mir verschiedene Fragen. Keine ihrer Fragen konnte ich ihnen beantworten und so wollten sie mich los werden. Ich fand meine Chance zu fliehen und habe dabei für Chaos gesorgt. Gott hab Mitleid mit mir, ich höre noch immer ihre Schreie in meinem Kopf. Hörte wie sie von Unheiligen angegriffen wurden und von noch viel schlimmeren Dingen. Die Nacht darauf hörte ich zum ersten Mal diese Kreatur. Das war als ich in den Supermarkt wollte…Was auch immer für unmenschliche Versuche diese Menschen dort gemacht haben, ich bin mir sehr sicher dass dieses Wesen geschickt wurde um sie zu bestrafen.“ Wohl eher haben sie es erschaffen und im Chaos ist es ihnen entwischt. Gott hatte bei der Sache nichts damit zu tun. Es entkam und biss seinem Schöpfer in den Arsch. Dann war es also DAS gewesen was aus dem Käfig entkommen war, den er dort unten fand. Es musste so sein. Den Käfig mit der Blutspur. Konnte es dieses Projekt „Göttin“ gewesen sein? Was hatten die Menschen da wieder erschaffen…? Nun ärgerte Caim sich doch, dass er die Akte hat liegen lassen. Er sah zu Nier, der noch immer schlief, auch ruhiger schlief. Einen Schlaf den er sich verdient hatte und den Caim behüten würde. Dann sprach er zum Abschluss: „Dieses Ding wurde nicht von deinem Gott geschickt um sie zu bestrafen…Wenn es eine Strafe ist …dann dafür das man Gott spielen wollte…“ Denn genau das hatte man auch bei Louise versucht. Und Caim war sich sicher was er zu tun hatte. Egal was auch kam, er würde mit Nier verschwinden. Das war nicht sein Kampf. Und er brachte nicht, für einen weiteren Fehler von bekloppten Wissenschaftlern, den Weißhaarigen und sich selbst in Gefahr. Leonard wollte dafür gerade stehen? Dann konnte er gern bleiben, aber Caim kratzte die Kurve. Sobald es Nier besser ging…machten sie sich weg von diesem Ort und zurück zu Inuart. Auf das alles hier scheißend. Er wusste nicht wo er war. Stand allein in einer völligen Leere und schwarzer Dunkelheit und sah sich um. Dunkelheit soweit er sehen konnte. Und egal wie weit er lief, oder wie sehr er auch schrie, keiner konnte ihn hören. Keiner von denen nach denen er rief zumindest. Er war allein…Nier war allein. Doch als er wieder stehen blieb und traurig vor sich auf den Boden sah…erreichte ihn eine Stimme. Sie war sehr tief, klang sogar böse dabei und sprach aus der Dunkelheit zu ihm, so dass er wieder aufsah als sie sprach: „Du kannst dich nicht erinnern…oder?“ Nier sah sich weiterhin verwirrt um. Versuchte den Ort zu finden woher die Stimme kam, aber es änderte sich nichts. Sie kam einfach von überall zu ihm. Fixierte sich also auf die Dunkelheit vor sich und fragte: „Was?“ „Du weist nicht wer du bist. Aber ich weis wer du bist…Denn ich gab dir deinen Namen.“ „Meinen Namen? Wovon redest du? Wer bist du?“ Die Dunkelheit vor ihm schwieg und er sah sich wieder um. Es war einige Sekunden still, aber dann fing die Stimme wieder an zu sprechen: „Ich bin du. Und du bist ich.“ Und in der Sekunde veränderte sich die Stimme und wurde höher. Sie klang nicht mehr so tief und böse wie vorher, sondern mehr erwachsen und wie die eines jungen Mannes. Fast wie…eine erwachsene Version seiner Stimme. Ein großer Schatten entsprang aus der Dunkelheit vor ihm und flimmerte im purpurnen Licht vor seinen Augen. Er nahm eine gewaltige Gestalt vor ihm an. Eine die Nier nicht erkennen konnte, aber zu der er dennoch aufsah. Ihm wurde sehr unwohl. Und die Stimme sprach weiter. Weiter in ihrem starken und doch zarten Ton einer unwiderstehlichen Stimme: „Du hast vergessen wer du bist. Aber das ist völlig normal. So war das schon immer. Das ist ein Teil davon. Ein Teil von uns. Doch ich bin dennoch hier…Flüster dir leise Dinge zu.“ Nier verstand nicht was hier los war. Ging es nicht noch kryptischer? „Was meinst du damit?! Wer bist du?! Was bist du?! Was bin ICH?!“ Und er zeigte dabei auf seine eigene Brust. Er sagte das sehr verzweifelt, denn das war er auch. Er klang wie jemand der keine Ahnung von sich selbst hatte. Genauso wie es war…Die Gestalt vor ihm schwieg. Und obwohl man nichts an ihr erkennen konnte, hatte Nier doch das Gefühl sie würde ihn genau im Auge haben und beobachten. Ihn mit einem Blick durchbohren. Und kurz darauf sprach sie zu ihm: „…Ich bin du. Nur kannst du dich nicht an mich erinnern. An UNS erinnern. Wer wir wirklich sind. Und selbst wenn das niemals passieren wird…werde ich immer hier sein. Ich bin in deinem Blut. Flüster dir Dinge zu. Helfe dir dich zu erinnern. Weise dir den Weg. Aber nur wenn du wirklich bereit für dich bist, wirst du dich an alles erinnern. Du bist voller Schmerzen…Und wir ebenso. Ich beschütze dich. Ich habe dich schon immer beschützt. Und wenn du soweit bist…dann kannst du mich vergessen. Und dann gibt es nur noch deinen Namen. Und all die Weisheit die über das Blut vererbt wurde…Du bist mehr als du glaubst. Wir sind mehr als du glaubst. Dein Leben ist sehr wichtig…“ Und dann fing die schattige Gestalt plötzlich an sich aufzulösen. Sie erstrahlte im purpurnen Licht vor ihm und Nier musste die Augen zusammenkneifen und schützte sie auch mit der Hand vor seinem Gesicht. Versuchte was zu erkennen. Er sah nur einen Umriss. Er sah jemanden im Licht stehen. Etwas Großes. Und es fühlte sich an…als würde er diese Gestalt kennen. Der Name lag ihm auf der Zunge, aber er wusste es einfach nicht mehr! Er wollte ihn rufen, aber er konnte nicht! Er erinnerte sich nicht! „Erinnere dich…mein Junge.“ Nier versuchte nach der Gestalt im Licht zugreifen und schrie noch dabei: „WARTE! GEH NICHT!!“ Als die Vögel draußen anfingen zu zwitschern öffnete Nier langsam seine Augen. Sein Kopf tat ihm noch immer weh und er fasste sich mit der rechten Hand an die pochende Stirn. Verzog das Gesicht schmerzhaft. Als wäre sein Kopf in einer Presse gewesen. Verdammt tat das weh! Danach blinzelte er einige Male und sah links neben sich. Er war an einem fremden Ort. Die letzte Nacht war ihm nur noch wage in Erinnerung und alles war mit einem Nebelschleier überzogen und wirr für ihn. Er erinnerte sich an sein verletztes Bein. Sah nun auch zu diesem runter. Sah den Verband und wusste dass er offensichtlich behandelt wurde. Ja…Ja das wurde er. Seine Erinnerungen kamen dazu zurück. So konnte er sich erinnern, dass sein Bein gebrochen war und Caim ihn festhalten musste. Genau. Er musste ihn halten, damit er nicht zappelte. Somit erinnerte er sich auch wieder an die Schmerzen. Sie waren schrecklich gewesen. Er dachte noch nie schlimmere Schmerzen gehabt zu haben in seinem Leben. Doch…warum war er sich da nicht mehr so sicher? Er schüttelte den Kopf und sah nach links. Der blonde, fremde Mann saß am Lagerfeuer und machte bereits essen. Es roch sehr gut…es gab Fisch. So das der Junge schnüffelnd die Nase etwas hob. Es roch einfach so gut. Nier sah die aufgespießten Fische auf Stöcken im Feuer knuspern und braten. Da bekam man echt hunger dabei. Und dann sah der Fremde auch zu ihm, hatte realisiert das er wach war und lächelte freundlich. „Guten morgen. Ich hoffe doch du hast gut geschlafen du tapferer kleiner Kerl.“ Er war nicht klein…Aber das verkniff Nier sich und setzte sich langsam auf. Er nannte ihn bestimmt tapfer, wegen der Behandlung des Beins…Nun zog er sacht sein Bein etwas zu recht und rieb sich kurz mit der linken Hand über die Augen. Als er sie dann auf die Decke sinken ließ, in die er noch eingewickelt war, sah er wieder zu dem Mann und sprach: „Wo ist Caim?“ Er sprach es so münde und blinzelte noch einige Male bis er dann endlich wacher war. Witzig dass das Erste wonach er fragte Caim war. Es wäre vor einiger Zeit noch unvorstellbar gewesen. Der Mann zeigte auf die Fische und sprach: „Er war schon heute Morgen sehr fleißig. Hat diese Fische gefangen und besorgt nun noch etwas mehr. Er ist ein sehr netter Kerl. Sagte ich soll ja gut auf dich aufpassen, oder er würde mich umbringen.“ Dann lachte er ganz kurz und Nier sah etwas leicht genervt zu ihm rüber. Das war mal wieder so typisch Caim. Immer mit Drohen und dem Kopf durch die Wand. Aber dennoch war er überrascht über die Fische. Er war echt losgelaufen und hatte Fisch gefangen. Das Lebensmittel bei dem er sich in der Schule noch angestellt hatte. Woher kamen nur diese ganzen Sinneswandel bei ihm? Mochte er…ihn vielleicht insgeheim?...Nein, ganz sicher nicht. Aber es tat dennoch gut zu hören dass er sich offenbar sorgte. Nur drohen musste er doch nicht gleich immer dabei. Nier wollte aufstehen und zu dem Mann laufen, aber merkte sofort das sein Bein nicht mitmachte. Er verzog das Gesicht voller Schmerz und sah wieder zu seinem Bein. Verdammte Hacke. War er froh wenn das vorbei war. Und auch der Fremde hatte das gesehen und sprach gleich rüber: „Du musst noch liegen bleiben. Es wird Zeit brauchen bis es verheilt ist. Aber du hattest sehr viel Glück. Es war ein sauberer Bruch und ich konnte den Knochen wieder richten.“ Ja das hatte Nier gemerkt. Tat dennoch höllisch weh. Er fasste sich dabei sanft auf das Bein und streichelte drüber. „Wie heißt ihr denn eigentlich?“ Fragte er schließlich und sah wieder zu dem blonden Mann rüber. Der stand plötzlich auf und verbeugte sich stehend sehr höflich vor ihm. Danach setzte er sich wieder und antwortete: „Mein Name ist Leonard. Und wie heißt du mein Freund?“ „Nier.“ Bekam er als Antwort und das sogar wieder fröhlicher und mit munterer Stimme. Man sah ihm an dass er langsam wieder wacher wurde und sich wohlfühlte. Nur an solchen kleinen Dingen wie der Stimmlage oder einem Lächeln, welches er nun auch sanft aufgesetzt hatte. Leonard sah was für ein hübscher Junge er doch ist. Daran gab es keine Zweifel. Besonders seine Haarfarbe war bezaubernd und noch nie hatte er sowas gesehen. Und dann lächelte er freundlich zurück und sprach: „Nier…Das ist ein ungewöhnlicher und schöner Name. Aber er steht dir sehr gut.“ Sicherlich konnte man sich nun darüber streiten welcher Name seltener ist oder welcher nicht, aber dennoch war auch der Weißhaarige davon überzeugt dass sein Name sehr ungewöhnlich war. Aber er erinnerte sich nicht wer ihm diesen gegeben hatte. Eigentlich konnte es ja nur eine Mutter gewesen sein, an die er sich nicht mehr erinnerte. Das lag zumindest nahe. Sein Name…irgendwie sagte ihm das was…Was war noch mal damit? Hatte er wieder geträumt? Er erinnerte sich nicht. Der Vorhang zu Nier seiner Linken wurde plötzlich beiseite geschoben und er sah ein vertrautes Gesicht. Caim kam natürlich rein und hatte seinen Rucksack über die rechte Schulter gelegt. Kaum als er drin war schlich sein Blick erst mal zu Leonard, aber kurz darauf auch schon zu Nier rüber, der etwas beschämt lächelte und winkte. Und das nicht ohne Grund. Sicherlich durfte er sich gleich wieder sowas anhören wie: deinetwegen sind wird hier. Oder: Du bist so ein Idiot. Nier wartete nur darauf eine mit Wörtern geschellt zu bekommen. Doch nichts der gleichen passierte. Stattdessen kam der Dunkelhaarige weiter rein und legte den Rucksack neben Leonard an das Lagerfeuer. Ohne jemanden zu antworten und stumm, lief er dann zu Nier rüber und der sah ihn nur an. Er sah den ernsten Blick auf dem Gesicht des Älteren und fragte sich was wieder los war. Was er nun zu hören bekam. Doch Caim kam direkt vor ihm in die Hocke und fasste sanft auf die Stirn des Weißhaarigen, der ihn nur erschrocken ansah und ebenfalls schwieg. Es waren nur Sekunden in denen Caim die Hand an der Stirn hatte, doch sie war schön warm und er so sanft dabei, dass Nier einfach nur schwieg und ihn ansah. Und als sie seine Stirn verließ, war es als würde man ihn aus seiner Trance reißen und er blinzelte auf. Caim sprach neutral zu ihm: „Wenigstens ist das Fieber wieder gesunken. Wie geht es dir? Und sag mir nicht wieder: alles ist okay.“ Dann sah er ihn nur weiter an und Nier musste sich kurz das Lachen verkneifen. Er lächelte aber nur und schüttelte kurz den Kopf. Sah ihn wieder an und sprach: „Es geht mir besser als gestern. Gut so?“ „Das kaufe ich dir sogar ab.“ Sprach sein gegenüber und kam wieder auf die Beine. Er wand sich um und lief wieder zu dem Vorhang nach draußen. Alle sahen ihm verwirrt nach, bis er sie erleuchtete und sprach: „Ich habe noch Holz besorgt. Bin gleich wieder da.“ Dann sah er noch mal am Vorhang zu Nier hinter und fügte hinzu: „Iss gefälligst, wenn du noch nichts gegessen hast. Ich racker mich hier nicht umsonst ab!“ Und dann verschwand er auch schon hinter dem Vorhang und aus der Sicht aller Beteiligten. Ließ die mit großen Augen zurück. Das war…nett auf seine Art und Weise gewesen. Während Nier noch weiter zum Vorhang sah, pflückte Leonard sich schon einen Fisch aus dem Feuer und legte ihn auf ein geschnitztes Holzbrett. Als er das gemacht hatte, sah er einfach in Caims Rucksack und fand dort viele gute Sachen vor. Er war fleißig gewesen. Hatte also den Supermarkt erreicht und noch Kräuter und weiteres essen besorgt. Er war wirklich zuverlässig und fruchtlos. So zog er dann einige Gewürze hervor und würzte den Fisch vor sich. Legte noch einen Apfel dazu und nahm sich dann eine kleine Flasche Wasser. All dies balancierte er dann zu dem Jungen rüber und setzte sich neben ihn auf den Boden. Nier erwachte und sah zu ihm. Sah wie ihm das Brett mit dem Essen gereicht wurde und Leonard sprach: „Du hast ihn gehört. Lass es dir schmecken.“ Überrascht nahm der Junge das Bett an und sah auf dieses herab, was er auf seinen Schoß abgestellt hatte. Es roch so unglaublich gut. So sehr dass ihm schon das Wasser im Mund zusammen lief. Mal nichts Kaltes aus der Dose. Er würde sich das definitiv schmecken lassen! Doch bevor er anfing zu essen, sah er noch zu wie Leonard neben ihm aufstand und wieder zu den Fischen am Lagerfeuer ging. Anfing mehrere auf einem anderen Brett zu stapeln. Als er das sah fiel ihm auch auf was Caim alles besorgt hatte. Und war fasziniert, da es nicht gerade wenig war. Nicht nur musste er sehr früh schon losgegangen sein um zu fischen, sondern war auch noch Holz holen und anderes Essen aus einem Laden besorgen. Er war so fleißig gewesen, so kannte man ihn überhaupt nicht. Und das bevor der Weißhaarige überhaupt wach wurde. Nier war positiv überrascht. Und dann sah er wieder auf sein Brett runter. Er lächelte. Auch wenn Caim das nie zugeben würde…er tat das für Nier. Das wusste der Kleine einfach. Es fühlte sich so an. Leonard sah das Lächeln, als er zufällig rüber sah und musste auch kurz sanft lächeln. „Er ist ein guter Mann.“ Aufmerksam sah Nier zu ihm rüber. „Hm?“ „Dein Freund Caim. Er ist ein guter Mann. Er ging bereits sehr früh los um dir Nahrung zu besorgen und das ganz alleine. Das ist sehr mutig und selbstlos. Würde man überhaupt nicht denken so wie er sich gibt.“ Ein guter Mann…Caim ein guter Mann. Das war so ein Unterschied wie Nacht und Tag. Zumindest hätte er damals so von ihm gedacht. Inzwischen war er sich aber auch dessen bewusst. Sich bewusst dass unter dieser harten und abwehrenden Schale ein Mensch war der sehr fürsorglich und liebevoll sein konnte. Man musste es nur aus ihm raus kitzeln und ihm Zeit geben…Oder? Nier hatte das Gefühl nicht mal wirklich was dafür getan zu haben. Caim machte das…ganz von allein. Es war nicht so das er sagte: Hey mir werden gleich die Knochen gerichtet, also halt mich mal und drück mich ganz fest und sanft an deine Brust und tröste mi…Er schlug sich plötzlich schlagartig ins Gesicht so das es leicht klatschte. Leonard sah wieder von seinem Lagerfeuer auf und schien verwirrt. Nier saß einfach nur da und rieb sich kurz die linke Wange. Das hatte echt gezogen. Leonard fragte sichtlich verwirrt: „Alles okay?“ Schnell sah Nier zu ihm und sprach: „J-ja! Alles klar! Da war nur eine Stechmücke!“ Eine Lüge. Und die kaufte ihm der Blonde auch in der ersten Sekunde ab. Aber nicht mehr als er dann sah wie Nier da saß und auf sein Brettchen vor sich starrte. Sichtlich in Gedanken versunken war. Und das zu recht. Wie…wie kam er wieder auf sowas? Ihm war wieder einfallen was passiert war. Es war verschwommen gewesen wegen der Schmerzen, aber er erinnerte sich schwach daran. Erinnerte sich wie Caim ihn gehalten hatte. Ihn von hinten umschlungen hatte und ihm versprach…Er versprach auf ihn aufzupassen…Noch nie hatten ihn Worte so sehr berührt wie diese. Nicht mal von Yonah. Und als er noch immer nicht angefangen hatte zu essen räusperte sich Leonard und riss Nier aus seinen Gedanken. Er sah zu dem blonden Mann und der zeigte auf das Brettchen auf dem Schoß des Jungen. Ja klar. Essen. Es wurde mal zeit. Und so fing er an zu essen. Und es war eine Gaumenfreude. Besonders der Fisch war lecker und gut gewürzt. Er hätte sich darin rumrollen können. Oder noch zwei mehr nehmen. Er wurde beobachtet und sein Beobachter sprach dann sanft: „Ihr mögt ihn sehr, nicht wahr?“ Wen? Den Fisch? Warum nicht? Aber dann sprach Leonard weiter: „Also ich meine Caim.“ Nier verschluckte sich fast an seinem Fisch und hustete danach. Klopfte sich mit der rechten Faust auf die Brust und kam dann wieder zur Besinnung. Er lief leicht rot an und sprach abwehrend rüber: „Caim?! Nein! W-wird sind nur Freunde! Eigentlich sind wir nicht mal das, sondern nur per Zufall zusammen geraten! Wir arbeiten nur zusammen bis wir wieder bei meiner Schwester und seinem Freund sind! Mehr nicht!“ Ach so war das also, ja? Leonard lächelte weiter und sprach dann, während er die Fische bearbeitete: „Ach so. Naja er scheint euch sehr zu mögen.“ Nier sah plötzlich traurig vor sich auf den Boden neben den Matratzen. Seine Stimmung schwang sofort in eine andere Richtung und als er sprach, sah Leonard wieder zu ihm. Hörte die Trauer in der sanften Stimme, die sehr gedämpft sprach: „Er mag mich nicht…Ich bin ihm nur eine Last. Bereite ihm nur Probleme…Ohne mich wäre er sicherlich besser dran. Ohne mich würden wir nicht hier stecken und er müsste sich nicht um mein gebrochenes Bein kümmern. Wegen mir ist er in dieser Lage.“ Leonard sah ihn an…Wow, da ging aber einer sehr heftig und hart mit sich selbst ins Gericht. Er hörte ihm an dass dieser Junge sehr große Selbstzweifel hatte und vielerlei Sorgen besaß. Er wollte offenbar niemanden zu Last fallen und sah sich selber oft als den Schuldigen für alles an. Das ein Junge seines Alter sich so selbst zerstörte, wie in dem Moment…war besorgniserregend. Das hörte sich nach einer harten und qualvollen Vergangenheit an. Dieses Kind musste viel durchgemacht haben. Denn irgendetwas löste bei ihm dieses Verhalten aus. Und meist waren das Traumata die nie verarbeitet wurden. Man nicht geschafft hatte diese zu überwinden. Und das in so einem zarten Alter. Er schätzte ihn gerade mal 15 oder 16 Jahre alt. Doch dann sprach er zu Nier: „So sah er aber gestern Nacht nicht aus.“ Da sah Nier wieder vom Boden auf und erstaunt zu ihm rüber. „Was?“ „Naja so sah er gestern nicht aus. Du kannst dich vielleicht nicht mehr an alles erinnern, aber ein Mann der jemanden nicht leiden kann, geht nicht so mit dir um wie er das gestern getan hatte. Er schien mir sichtlich besorgt um dich. Ich…ich hätte nie gedacht das ich einen Mann wie ihn treffen würde in dieser Welt. Einen Mann der so hart und stark wirkt, dies einfach überall ausstrahlt und dann auf der anderen Seite so zärtlich und sanft mit dir umgeht wie gestern. Ich hätte nie gedacht dass jemand so aggressiv und sauer dich so sanft berühren kann. Und vor allem an deiner Seite bleibt und dich im Schlaf behütet. Er ist eine wirklich treue Seele, wenn man das bei ihm hart verdient hat. Ich habe eine gute Menschenkenntnis. Allein durch meinen Beruf schon. An ihm ist mehr dran, als er zeigt.“ Das stimmte. Es stimmte einfach. Caim hatte ihn sanft berührt und gepflegt. Er hat ihm beigestanden und geholfen. Und es überraschten Nier doch tatsächlich diese einen Worte….Das er ihn behütet hat. So fragte er neugierig und unsicher: „Caim hat…mich behütet?“ Das konnte nicht sein. Von welchem Caim sprachen sie da?! Dem Arschloch? Dem Mistkerl der ihn mit dem Tod von Yonah erpresst hatte? Der ihn immer anmachte und niederschlug? Sich immer nur um seinen Mist kümmerte und ihm andere egal waren? DAS war der Caim den er kannte! Warum… sollte er sich verändert haben? Warum nur? Es gab öfters Momente in denen er dachte Caim wäre netter als er tut. Er glaubte es zu sehen und zu fühlen. Aber…aber war das vielleicht alles nur gespielt? Machte er das nur weil er wieder schnell zurück wollte? Ja…das klang mehr nach ihm…Leonard nickte auf seine Frage zurück: „Er hat die ganze Nacht neben euch gesessen und kein Auge zugemacht. Ist nicht von deiner Seite gewichen und hat über dich gewacht. Ich bin beeindruckt wie stark er ist und was er heute Morgen schon alles geleistet hat. Er müsste eigentlich sehr müde sein.“ Er hat was getan? Was war nur in ihn gefahren? Was trieb ihn an so zu sein? Das ergab doch alles keinen Sinn mehr. Er hasste ihn doch! Nier war sich sicher das Caim ihn hasste! Er musste ihn hassen. Allein schon weil er sie oft in Probleme brachte! Allein weil er das mit Louise verbockt hatte und sie deswegen hier waren! Er war…so durcheinander. Wusste nicht mehr was er denken sollte. Der Vorhang des Flugzeugeingangs öffnete sich und beide sahen hin. Caim kam mit einer Menge an Feuerholz, unter dem linken Arm, wieder zu ihnen rein und legte es hinter Leonard an die Metallwand. Völlig stillschweigend nahm er sich einfach einen Fisch von dem Brett vor Leonard und kam rüber zu Nier. Setzte sich neben ihm auf den Boden und vor die Matratze, als er anfing zu essen. Nier sah ihm in den Rücken. Schon wieder. Er machte es schon wieder…Setzte sich schützend vor ihn. Nur in seine Nähe um ihn zu bewachen. Oder bildete er sich das wieder ein? Caim schlang den Fisch förmlich runter und sah dann hinter zu dem Weißhaarigen. Sah das der Apfel noch auf dem Brett lag und sprach dann zu ihm: „Du brauchst Obst damit du wieder fit wirst. Also futter ihn gefälligst.“ Nier sah ihn nur an und nickte dann stumm. Griff sich das Obst und fing an zu essen. Es war süß und schmeckte sehr gut. Wie damals die Pfirsiche. Doch der Apfel war noch besser. Er war saftiger und frisch. Wo hatte er diesen nur her? Man sah Nier an dass es ihm gut tat Obst zu essen. Er hatte ein kleines Schmunzeln im Gesicht dabei. Immerhin etwas. Jetzt musste nur noch sein Bein schnellstmöglich heilen. Was hoffentlich bei ihm als Drache nicht so lange brauchte. Brüche verheilten Monate lang, je nach Schwere grad natürlich. Doch Caim war sich sehr sicher, dass sie es auch so zu Inuart schaffen würden. Selbst wenn er ihn den ganzen Weg tragen musste. Ob er das Risiko aber einging, wusste er persönlich nicht. Nachts schwirrte ein Geist mit Federn über diesen Bezirk hu nun her und Tagsüber konnten es Legion oder im schlimmsten Falle Menschen sein die ihnen das Leben erschweren würden. Doch er persönlich wollte ungern an diesem Ort verweilen. Es lag nicht an dem Priester…sondern an dem Gespenst da draußen. Es machte ihm Unbehagen. Was wenn dieses Ding doch nachts anfing in ihr Lager zu schleichen? Er war nicht genug bewaffnet um sich einem Monster zu stellen. Vor allem einem das fliegen konnte. Nicht mehr. Und Nier war zu schwach, selbst wenn er sich auf Kommando verwandeln könnte würde das nichts bringen. Es war echt eine Zwickmühle. Drei Tage…Inuart verbrachte meist drei Tage in ihrem Lager, wenn sie getrennt werden würden. So war das abgesprochen gewesen. Danach könnte er weiter ziehen und denken Caim wäre tot. Damit hatten sie noch einen Tag Zeit um wieder zurück zum Lager zu kommen…Also mussten sie morgen am Besten da sein. Was bedeutet…sie müssten heute los. Doch konnte er das Nier zumuten? In dem Zustand? Eigentlich sollte ihn das nicht kümmern. Und dennoch tat es das. Er war hin und her gerissen, auch wenn er das sehr gut verbarg. Leonard kam mit dem Brett voller Fische auf sie zu und reichte es Caim runter, als Geste sich noch ruhig etwas zu nehmen. Der tat das auch, aber nicht für sich. So reichte er auch kurz darauf den Fisch zu Nier hinter und legte ihm diesen auf sein Brettchen auf dem Schoß. Etwas überrascht sah ihn der Junge an und danach aß er ihn aber auch schon freudig auf. Er wollte gerne noch einen Fisch haben. Umso besser. Dachte vor allem nicht zu sehr über die Geste nach. Und während er aß sah Caim wieder zu Leonard zurück, der sich vor ihn auf den Boden gesetzt hatte, das Brett neben sich legte und dann sprach: „Was habt Ihr als nächstes vor? Ihr könnt gerne so lange bleiben bis sein Bein wieder verheilt ist.“ Das war ein schönes und nettes Angebot, aber auch eines was der Braunhaarige nicht annehmen wollte. Es lag einfach daran dass Inuart sonst weiter zog und sie keine Ahnung hatten wohin. Zudem würde er die Kleine mitnehmen und Caim wollte keinen nervenden Drachen an seiner Seite haben der dann immer wieder anfing rum zu heulen weil Yonah weg wäre. Das tat er sich selbst nicht an. Doch ehrlich gesagt wusste er noch immer nicht was er machen sollte. Doch wenn, dann tendierte er mehr dazu einfach zu gehen. Allein schon wegen dem Vieh das hier sein Unwesen trieb. Doch eigentlich war der Tag noch lang und sie konnten sich überlegen was zu tun war. So sollte man denken. Aber alles schien darauf hinaus zu laufen, dass sie in der Dämmerung von hier verschwanden. Noch bevor das Biest aufwachte und sie zu Inuart konnten bevor es zu spät war. Sicher gab es auch seine Vorteile in der Nacht zu gehen. Allein weil mehr Legion draußen unterwegs waren rannten sie nicht in die Gefahr Menschen zu begegnen. Und vor Menschen hatte Caim mehr Sorge als Legion. Legion waren, im Gegensatz zu Menschen, berechenbar. Sie machten immer das Selbe. Waren demnach auch leichter zu umgehen Aber Menschen konnten denken und das Risiko wollte Caim nicht eingehen. Sie stellten Fallen und lauerten, im schlimmsten Fall, in Häusern mit Waffen. Da versuchte Caim lieber sein Glück bei den Legion im Schutz der Dunkelheit. Vor allem mit einem Verletzten im Schlepptau. „Wir werden heute Nachmittag verschwinden. Am besten in der Dämmerung.“ Nier schluckte runter und sah wieder links neben sich zu Caim, als der das gesagt hatte. Er wollte wirklich schon gehen? Das war sehr gut. Zum ersten mal waren sie einer Meinung. Er musste so schnell wie möglich wieder zu Yonah. Also er war voll auf seiner Seite mit der Entscheidung. Doch Leonard schien plötzlich besorgt und sprach: „Ihr wollt wirklich so spät aufbrechen? Trotz der Gefahr in der Nacht?“ „Bis dein Monster aufwacht sind wir schon lange aus dem Bezirk raus.“ Antwortete Caim und Nier sah verwirrt und abwechselnd zwischen den Beiden hin und her. Was hatte er noch mal verpasst? Welches Monster? Beunruhigt legte er dann den Fisch auf das Brettchen und sprach zu ihnen: „Welches Monster?“ Er schien sehr nervös und laut Leonard sollte das auch besser so bleiben, dann was da draußen lauerte war schlimmer als jeder Legion. Doch Caim blieb dagegen ruhig und sprach ehrlich zu Nier: „Es treibt sich hier angeblich nachts ein fehlgeschlagenes Experiment von der Hermelin Organisation herum. Zumindest denke ich dass es eins ist. Aber das ist schon okay. Wir sind weg bevor es aufwachen wird. Zerbrich dir also jetzt bloß nicht wieder den Kopf daran!“ Er sollte sich nicht den Kopf daran zerbrechen?! Was sollte er denn tun wenn er hörte dass ein weiteres Monster neben Louise existierte?! Genau so einen Blick warf er ihm dann auch zu, als Caim über seine rechte Schulter zu ihm hinter sah. Einen Ausdruck der Fassungslosigkeit. So schüttelte Nier den Kopf und sprach danach: „Warte mal kurz…du willst mir sagen dass es noch ein Monster wie Louise da draußen gibt?! Wie lang habe ich den geschlafen dass ich davon nichts mitbekommen habe?!“ „Leider nicht lange genug…“ Sprach Caim genervt leise zu sich und fauchte dann aber auch wieder: „Willst du wieder zu deiner kleinen Schwester oder nicht?!“ Das war das Todschlagargument. Er packte es wieder mal aus. „Natürlich will ich das! Aber wenn hier so ein Monster rumrennt dann müssen wir es wieder aufhalten! So wie Inuart es gesagt hatte! Es könnte doch für die Umwelt gefährlich werden!“ Caim schüttelte den Kopf. Nicht schon wieder! Er konnte es echt nicht mehr hören! Dieses verdammte Einmischen in andere ihre Probleme! Dennoch blieb er ruhig, obwohl er platzen könnte und antwortete gefasst: „Es ist nicht wie das was wir gesehen haben. Offenbar hat es Federn und jagt nur nachts nach Legion und Menschen. Und außerdem ist es nicht unser Problem!“ Da hatte er wohl leider Recht. Es war nicht ihr Problem. Aber konnte man sich einfach so abwenden und weiter zulassen dass es Menschen töten würde? Eigentlich…hatte Nier allen Grund Menschen nicht helfen zu müssen. Nach dem was in dem Haus passiert war erst recht nicht. Diese fast gelungene Vergewaltigung. Aber war es deswegen richtig einfach alle über einen Kamm zu scheren? Leonard über diesen Kamm zu scheren? Er war eigentlich der Beweis dafür dass es nicht richtig war. Er hatte ihnen geholfen, er war einer der netten Menschen auf dieser Welt. Nier konnte sowas nicht einfach aus dem Stehgreif entscheiden und sich ohne länger darüber nach zu denken abwenden. Caim aber schon und das war seine Meinung: Sie gehen und ließen Leonard sich selbst wenn er bleiben wollte. Noch dazu wollte er sich nicht um noch ein Maul mehr kümmern dass gefüttert werden müsste, wenn sie ihn mitnahmen und er zu Gruppe gehörte. Darauf hatte er kein Bock. Einer mehr, ein Problem mehr. So einfach war die Rechnung für Caim. Nier dagegen sah zu Caim und sprach etwas fassungslos: „ Er hat uns geholfen. Er hat mir geholfen. Und du willst dich einfach wieder abwenden und gehen? Wie kannst du so sein, nach allem was er für uns getan hat?“ Es nervte einfach nur noch. Er nervte Caim so sehr, dass er sofort aufstand und mürrisch von ihnen weg lief. Bloß weg aus dieser Wolke von Naivität. Er lief genau auf den Vorrang zu und drehte sich dann noch mal zu Nier um, sah ihn sauer an, sprach ernst und abschließend: „Das ist mein letztes Wort! Du bist auf mich angewiesen, also habe ich auch das Sagen! Deswegen gehen wir später auch los. Ich bin es leid immer auf andere achten zu müssen!“ Und damit wand er sich endgültig ab und verließ das Wrack. Nier sah noch erschrocken zu dem Vorhang hin, durch den er verschwunden war. Erneut…Da war er wieder…der Caim den er kannte. Er wurde aus ihm einfach nicht schlau und das machte ihn inzwischen wütend. Er wollte am liebsten das Brettchen hinterher werfen, aber riss sich zusammen. Stattdessen aß er seinen Fisch einfach stumm weiter und unterdrückte seinen Zorn in sich. Dieser verdammte Dickkopf. Dieser Blödmann! Er wollte ja auch so schnell wie möglich wieder zurück! Allein wegen Yonah. Aber Leonard einfach im Stich zu lassen, obwohl er ihnen so sehr geholfen hatte, dass fand Nier nicht richtig. Und noch schlimmer war dass er wegen seiner Gefühle verwirrt war. Wie sollte er fühlen? Er hatte so vieles in sich. Mal verabscheute er den Braunhaarigen und dann fühlte er sich wieder zu ihm hingezogen. Benahm sich wie ein verliebtes Mädchen. Er wusste selber nicht mehr wo er nun genau dran war. Weder an sich noch an Caim. Und das frustrierte. Er durfte sich nicht in ihn…er wollte das nicht. Aber… Der blonde Mann schien Caim seine Worte nicht so ernst zu nehmen wie der Junge vor sich. Er war gerührt dass man ihm offensichtlich dankbar war, zumindest von einer Seite, aber wenn man einfach gehen würde, wäre es auch okay. Er half Menschen und nahm sie nicht aus oder wollte etwas dafür. So schnaufte er und legte das Brett mit den fertigen Fischen neben Nier auf den Boden, so dass dieser sich noch was nehmen konnte wenn er wollte. Dann sprach er sanft zu dem Kind wovon er überzeugt war: „Du bist seine Priorität und nicht ich. Es ist gut so. Er möchte dich sicherlich nur wieder in Sicherheit wissen.“ Ja genau…Nier sah das nicht so und deswegen sprach er auch: „Der einzige den er in Sicherheit wissen will, ist er selber. Ich bin so ein Idiot…“ Er klang schon wieder sehr geknickt dabei, so dass der Mann vor ihm seufzen musste. Der Fall war für Leonard inzwischen schon klar und er würde an jedem Zweifeln der es nicht so sah oder bemerkt hatte was da los war. Hach ja, manchmal brauchte es einfach etwas Zeit um zu verstehen. Junge Liebe brauchte immer etwas Zeit. Und so stand er dann auf und lief zu einem seiner Pappkartons rüber, die neben der Tür zum Cockpit standen. Er wühlte etwas in ihnen herum, zwischen Magazinen und anderen Unterlagen. Doch dann fand er was er suchte und zog es heraus. Es war ein großes und altes Buch, und darauf lagen noch weitere Bücher und Magazine. Damit kam er wieder zu Nier und der sah verwundert zu ihm, als er den Stapel vor dem Jungen seiner Matratze ablegte. Was sollte das denn? Leonard lächelte ihn im Stehen an. „Mach dir nicht zu viele Gedanken. Schone dich lieber noch und entspanne etwas. Ich habe hier einige Bücher in denen du gerne lesen kannst. Vielleicht lenkt dich das etwas ab.“ Okay. Naja besser als sich über Caim den Kopf zu zerreißen. Nier nahm eines der Bücher auf seinen Schoß, nachdem er das Brettchen beiseite gestellt hatte. Er schmunzelte und musste sich das verzweifelte Lachen verkneifen. Das würde bestimmt helfen, wenn er lesen könnte. Aber er wollte auch nicht unhöflich sein, also nickte er und blätterte in einem Buch herum, während Leonard sich umdrehte und zum Cockpit ging. Er konnte vielleicht nichts lesen, aber wenigstens gab es hier und da mal Bilder die er ansehen konnte. Und es faszinierte ihn wirklich sehr, vor allem ein Magazin über Mode, das er danach nahm. Als würde man in eine fremde Welt blicken. Er war erstaunt wie die Menschen sich so vor der Apokalypse gekleidet hatten, oder mit welchen Mitteln sie warben und sie damit verkaufen wollten. Alles Dinge von denen er keine Ahnung hatte, besonders bei den Parfüms, was er ja nicht kannte. Er fragte sich ob es was zum trinken sei, mit Geschmack, weil es in einem Glas aufbewahrt wurde. Und auch die verschiedenen Kleider und Kleidungen die er sah fand er interessant. Bei manchen fragte er sich sogar wieso man sowas tragen wollte. Einiges sah sehr unbequem aus. Und als er eine Seite weiter halb nackte Frauen mit Unterwäsche sah, blätterte er schnell weiter. War etwas rot dabei gewesen. Peinlich. Warum zeigte man sowas freiwillig? Doch dann wurde es wieder besser. Die nächsten Seiten kamen und er sah sich Kleider von Frauen an. Nicht speziell die Kleider sondern die Damen. Ihm fiel etwas an ihnen auf…sie waren alle so schlank. Yonah hatte mal erzählt das es alles damals in Hülle und Fülle gab, also auch Essen. Wieso also waren diese Frauen so schlank? Er konnte nur glauben dass sie absichtlich nichts aßen um so schlank zu bleiben, also das sie hungerten. Das war seiner Meinung nach bescheuert. Warum aß man nichts wenn es doch genug davon gab? Nur für das Aussehen? Er schüttelte den Kopf. Einige Menschen waren echt bekloppt. Und dann war er mit dem Magazin durch und legte es beiseite, sah auf dem Stapel neben sich ein altes und dickes Buch liegen, welches er sich als nächstes griff. Er hatte genug Zeit zum todschlagen. Mit seinem Bein ging er nirgends hin und war an das Bett gefesselt. Doch als er das Buch aufblätterte wusste er schon dass es nichts Gutes werden würde. Er sah nur Text. Konnte aber ja nicht lesen. Also war es uninteressant. Aber dennoch blätterte er darin einfach weiter und blieb dann auf seiner Seite stehen…die seine Aufmerksamkeit auf sich zog. Vielleicht war es doch interessanter, als er dachte. Dort sah er nämlich ein Bild auf der linken Seite. So groß wie die Seite war es und…und er wollte wissen was dort drin stand. So sah er zu Leonard und rief rüber: „Leonard?“ Der hörte den Ruf und sah aus seinem Cockpit raus. Wo er eben noch einige Medikament zählte und überprüfte. Er stellte sie vor sich in einen Kasten und stand dann auch gleich schon auf, kam zu dem Jungen gelaufen, der auf das Bild auf der Seite vor sich im Buch zeigte und dann ehrlich sprach: „Was steht hier? Was bedeutet das? Ich…ich kann nicht lesen.“ Zuerst schien der Blonde etwas verwundert. Ein Junge in seinem Alter der nicht lesen konnte? Das war an sich schon seltsam in ihrer heutigen Zeit. Doch es gab sicherlich Gründe dafür und die meisten modernen Japaner konnten kein Altjapanisch lesen. Er war dem aber noch mächtig. So schmunzelte er und kam neben Nier auf die Matratze, nahm das Buch in seinen Schoß, das sehr alt und groß war und sprach dann: „Das ist ein sehr altes und kostbares Buch…Es war das Einzige was ich aus meinem Tempel, in dem ich arbeitete, noch retten konnte, nachdem die Welt anfing zu brennen. Alles andere wurde vernichtet im Krieg. Weist du Nier…es ist ein Buch über alte Geschichten unserer Welt und wie sie angeblich früher mal gewesen ist. Aber keiner ist sich so wirklich sicher ob es wahr gewesen ist oder nicht.“ Nier sah von ihm weg und wieder auf das Bild im Buch. Auf diesem Bild war eine alte Zeichnung die wohl eine Steppe zeigte mit Kühen und Bauern. In der Ferne sah man ein Schloss und im Himmel daneben…eine fliegende Kreatur die Feuer spie. Einem Drachen sehr ähnlich nur sehr komisch gemalt und die Seiten waren auch alt und vergilbt. Das…das war kein Zufall. Und genau das zog Nier so an und faszinierte ihn. Wie Drachen abgebildet waren in dem Buch. Sie sahen sehr furchteinflößend aus und gefährlich. Ihm wurde unwohl dabei. Leonard sprach weiter: „Damals ging man davon aus dass die alte Welt noch von Magier erfüllt gewesen ist. Es gab fliegende Schiffe, singende Wälder, magische Wesen und Menschen die mit Magie kämpfen konnten und mit dieser auch Monster beschworen. Da man aber nie Beweise dafür gefunden hat, wie Skelette von magischen Wesen oder Magie an sich, hält man das alles für Fantasie und Aberglaube.“ Fantasie und Aberglaube…Nier sah einfach weiter den Drachen im Bild an und faste sanft mit der rechten Hand darauf. Fuhr mit den Fingern an dem Drachen entlang und sprach dann: „Ich frage mich wie es wohl gewesen ist…wie SIE damals gewesen sind.“ Leonard sah zu ihm. „Wenn es sie jemals gab…Meine Kollegen sahen das immer als Aberglaube an. Aber ich dachte nicht so. Ich hatte mir oft vorgestellt wie es wohl gewesen sein könnte. Eine Welt in der Drachen am Himmel flogen und Magie existierte. Ob wir das alles vielleicht nur vergessen haben? Wir Menschen vergessen vieles über die Zeit. Auch gerne mal wichtige Dinge. In diesem Buch stehen viele Sachen drin, als wäre es wirklich so gewesen und sogar sehr detailliert erklärt. In meiner Freizeit habe ich es oft gelesen und studiert, ich wurde sogar deswegen teils verspottet. Sie nannten mich den Abergläubigen-Priester.“ Nier nahm die Hand von dem Bild und sah wieder zu Leonard neben sich auf. „Steht in diesem Buch auch etwas über Drachen? Also wie sie gelebt haben oder so.“ Leonard lächelte. Er war froh mit einem Menschen darüber reden zu können der sichtlich daran interessiert zu sein schien und ihn mal nicht für verrückt hielt. Also war er völlig in seinem Element und sprach erfreut: „Aber natürlich steht etwas darüber drin. Das waren immer meine Lieblingsseiten. In ihnen wurde oft über Drachen gesprochen. Drachen hatten damals offensichtlich eine sehr wichtige Funktion, aber diese ist leider nicht hier drin beschrieben worden. Sie waren stark und eitel, hielten sich meist als etwas Besseres als alle anderen Lebewesen. Man sagte ihnen sogar nach dass sie unsterblich waren und nur starben wenn sie getötet, vergiftet oder schwer verletzt wurden. Und einen Satz fand ich höchst interessant. Das sie nämlich immer und immer wieder als Wächter beschrieben wurden.“ „Als Wächter von was?“ „Das steht hier leider nicht drin, aber ich glaube es könnten Kammern mit Gold oder Königreiche gewesen sein. So wie in allen Geschichten, oder? Es steht hier: Solange ein Drache existiert, ist die Welt gesegnet.“ Die Welt war gesegnet? Nier sah wieder zu dem Bild mit dem Drachen vor ihnen und dieser Satz ratterte ihm im Kopf rauf und runter: Solange ein Drache existiert, ist die Welt gesegnet…Was sollte das bedeuten? Hatte es überhaupt etwas zu bedeuten? Oder waren das nur Märchen? Zog er sich da gerade etwas auf dem Hintern? Er wusste ja nicht mal ober er ein solcher Drache überhaupt war. So wie sie in diesem Buch beschrieben wurden. Nichts davon passte zu Nier. Er war weder eitel, noch eingebildet oder hielt sich für was Besseres. Und stolz erst recht nicht. So ein Drache war er einfach nicht. Aber er war ja auch ein Mensch. Konnten sich diese auch in Menschen verwandeln? Aber vielleicht waren das wirklich nur Märchen, so wie Leonard sagte und ihm immer wieder gesagt wurde. Keine Ahnung…Vielleicht klammerte Nier sich nun auch oft verzweifelt an etwas um herauszufinden wer er war. Sah vielleicht auch Gespenster deswegen. So seufzte er und dann sprach der Mann neben ihm: „Ich hätte gerne mal einen gesehen…einen Drachen. Nur um zu wissen ob die Geschichten wahr sind…Wer möchte nicht mal einen echten Drachen sehen, oder?“ Er sagte das sehr fröhlich und Nier sah zu ihm hoch. Lächelte ihn ab, aber auch etwas traurig dabei. Doch wusste er selber nicht warum. Ja…wer wollte das nicht? Jeder wollte doch bestimmt mal gerne einen Drachen sehen…Sogar Nier. So sah er wieder zu dem Bild und fühlte sich plötzlich so schwer. Schwer um sein Herz, so das er mit der rechten Hand dort hin fasste. Warum auch immer und woher das auch immer kam, er fühlte sich plötzlich sehr traurig…wenn er dieses Bild vor sich sah. Und das war berechtigt. War er…wirklich der Einzige? Gab es nur ihn und keinen anderen von seiner Sorte? Noch nie zuvor hatte er sich darüber Gedanken gemacht, aber nun passierte es einfach. Er war auch ein Mensch aber…dennoch fühlte er sich sehr einsam…Und das weil er auch ein Drache war. Der Einzige. Und da war noch etwas neben seiner Trauer, was ihn plötzlich überfiel…Einsamkeit. Caim saß derweil draußen, etwas weiter unten am Hügel, auf einem Stein und schnitzte mit seinem Kampfmesser an einem Stock herum. Er wusste selber nicht warum er das tat. Wahrscheinlich weil es ihn einfach beruhigte und er sich somit von Nier ablenken konnte. Riss einfach nur Fetzen aus dem Stock, ohne Muster. Denn er war immer noch genervt wie hilfsbereit und dumm der Junge einfach war. Leonard hatte sich seine Folter selbst ausgesucht und nun sollte er auch alleine da durch. Sie würden ihm nicht helfen. Das war nicht ihre Aufgabe. Aber Nier tendierte wieder dazu es zu ihrer zu machen und das kotze ihn an! Doch es war egal was der Kleine wollte, Caim hatte das sagen und fertig. Da konnte sich Nier auf den Kopf stellen. Es gab nur eine Möglichkeit wie er dass alles noch mal überdenken würde… So hatte er nach Minuten einfach einen Stock komplett zerschnitten und warf ihn vor sich weg. Das Kampfmesser, welches er dafür benutzte, hatte er von Leonard bekommen. Der alte Mann hatte nicht viel an Waffen, aber die paar Teile die er besaß waren okay und von guter Qualität. Er schien mehr ein Sammler zu sein, denn man konnte sich nicht vorstellen dass ein Priester eine Machete benutzen würde. Auch wenn es inzwischen angebracht wäre. Immerhin war der Braunhaarige nicht mehr komplett unbewaffnet. Er hielt es vor sich, zwischen den Beinen und sah es sich von allen Seiten an. Aber mehr weil er in Gedanken war. Er konnte noch immer nicht vergessen was er letztens getan hatte. Das in der letzten Nacht mit dem Bein von Nier. Und besonders noch das was er mit Nier gemacht hatte…Wie er ihn an sich gedrückt und behütet hatte. Ihm sanft durch das Haar glitt und wie schön es im Licht funkelte. Wie sanft es war…Wieso ging ihm das nicht aus dem Kopf? Auch fiel ihm auf das er sehr oft wegen dem Thema mit Yonah inzwischen an die Decke ging. Oder leichter an die Decke ging als vorher. Allein wenn er daran dachte wurde er schon wieder mies gelaunt. Wenn er daran zurück dachte wie sie lachte und wie nahe sie und Nier sich standen. Wie er sie beschützte und sie anlächelte. Er könnte kotzen…Schon wieder. Er tat es schon wieder. Was war nur los mit ihm? Es sollte ihm alles eigentlich egal sein. So wie früher. Da war es noch leichter gewesen. Er griff sich mit der rechten Hand an die Stirn und schnaufte aus. Er kam sich immer mehr wie in einem Irrenhaus seiner Gefühle vor. Vor einigen Tagen war alles noch so normal gewesen. Er stand auf, kämpfte um sein und Inuarts überleben. Sie töteten Legion und der nächste Tag kam und so ging es immer weiter und weiter…Sehr monoton. Seid sie Nier und Yonah bei sich hatten wurde alles komplizierter. Aber so war das wenn man mit anderen Menschen in Verbindung stand, es wurde komplexer und wirrer. Das war normal. So war das alte Leben auch gewesen. Man ging zur Arbeit und setzte sich mit anderen Menschen auseinander. Man arbeitete um zu leben. Es war wie in der jetzigen Zeit nur zivilisiert, aber jeder Tag ein Kampf ums Überleben. Und ehrlich gesagt…bevorzugte Caim die neue Welt. Keiner Sorgen wegen seines Aussehens, oder wie er mit anderen Sprach. Keine Sorgen um eine Arbeitsstelle und um andere Bewerber. Und keinen psychischen Stress. Kein gendern und kein gar nichts. Man war frei. Man hatte andere Sorgen, aber mit denen kam er besser klar als einem Chef in den Arsch kriechen zu müssen um seinen Job behalten zu dürfen. Lieber nahm er es mit Monstern und Legion auf, als sich mit Menschen auseinandersetzten zu müssen. Doch etwas brachte ihn aus seinem Konzept. Und das war Nier. Dieser Junge machte etwas mit ihm. Und…noch wusste er nicht was er davon halten sollte. Oder wie er damit umgehen sollte. Ob er das wollte. Vor ihm ertönte ein Geräusch aus der Gasse zwischen zwei Häusern und er sah erschrocken auf. Und noch bevor er was sah, oder weiteres hörte, ging er schon hinter dem Stein in Deckung, auf dem er gesessen hatte. Das Geräusch klang wie ein Scheppern einer Dose, die über den Boden getreten wurde und Caim nahm sein Kampfmesser bereits in die Hände. Bereit zum töten. Vorsichtig sah er danach über den Stein und sah nichts. Die Gasse vor ihm lag im Schatten, aber das hinderte ihn nicht daran weniger gut zu sehen. Er sah wirklich nichts, aber da waren auch genug Steine um sich zu verstecken oder Deckung zu finden. Nicht gut. Und er selbst fühlte sich wie auf dem Präsentierteller hinter dem Felsen und mitten in einem Park. Also musste er was tun und das tat er auch. Es war waghalsig. Er atmete langsam aus und rannte dann aus seiner Deckung. Direkt vor zu der Gasse und an die Hauswand rechts. Gerade so das er danach in die Gasse sehen konnte, wenn er wollte. Hielt sein Messer bereit. Lauschte. Was auch immer es war, es war kein Legion, den Caim hörte kein Heulen oder Schlurfen. Und das machte ihn nervöser. Dann war es ein Mensch. Und eines stand fest: Egal wen er dort rumschleichend fand…es war sein letzter böser Fehler gewesen. Und so wartete er. Hörte. Hörte langsame und schleichende Schritte die Näher kamen und passte ab. Was ein Anfänger, der wusste nicht mal wie man leise schlich. Er passte weiter ab wann er zuschlagen musste. Wann die Schritte nahe genug waren. Und als dann endlich der Zeitpunkt gekommen war, schnaufte er und sprang um die Ecke! Es ging alles so schnell. Sofort packte er ein Handgelenk das eine Waffe nach oben hielt und drückte fest zu. Mit der anderen Hand packte er einen Kragen und machte dann einen starken Ruck an sich vorbei. Er zerrte den Fremden mit sich und donnerte ihn dann mit einem Schlag auf den kalten Steinboden unter ihnen. Da kam seine pure Kraft zum Vorschein. Der Fremde stöhnte auf und Caim trat ihm die Waffe aus Reflex aus den Händen, kam runter und hielt sein Messer an die Kehle…an die Kehle von einem Gesicht das er kannte und das ihn panisch ansah. Der unter ihm hob die Hände hoch und sprach: „Ich ergebe mich!“ Und Caim sah ihn nur an. Atmete schneller und musste dann schmunzeln. Und endlich realisierte auch der Kerl unter ihm, wer da über ihm kniete und ihn drohte zu töten. Er sah Caim erstaunt an und konnte es nicht glauben. Der übrigens auch nicht. Sie sahen sich nur stumm an und dann sprach Caim spöttisch runter: „Hatte nichts anderes von dir erwartet. Du bist laut, kein Kämpfer und dann gibst du auch noch auf du Weichei.“ Dennoch war er sehr froh ihn zu sehen, trotz der harschen Worte. Er zog das Messer von der Kehle und kam von dem Besiegten runter, der noch immer am Boden war, sich aufrecht setzte und zu Caim hoch sah. Offenbar noch immer erschrocken war wen er da vor sich sah. Bis er dann das Gesicht erleichtert und froh verzog und sprach: „Ich hätte nie gedacht dass ich mal so froh sein würde dich zu sehen Caim.“ Und da reichte Caim ihm die Hand…und zog Inuart auf die Beine hoch. So das sie voreinander standen und sich nur ansahen. Und wer hätte es gedacht…Caim war weiterhin sehr froh ihn zu sehen, auch wenn er nur leicht schmunzelte. War vor allem auch stolz das er seinen Biss nicht verloren hatte. Der Angriff von ihm war perfekt gewesen. So legte man jemanden aufs Kreuz. Und da umarmte ihn Inuart plötzlich sehr stürmisch und klopfte ihm dabei auf den Rücken. Etwas erschrocken stand Caim einfach nur starr da und sah nach vorne. Sowas hatte Inuart noch nie gemacht und der Braunhaarige hatte deswegen auch nicht damit gerechnet. Er war etwas überrumpelt. Dann sprach Inuart aber auch sehr aufgelöst und erleichtert: „Ich dachte du wärst tot du Arschloch! Als ich euch in die Schlucht fallen sah, dachte ich es wäre vorbei! Ich…ich bin so froh das ich mich geirrt habe.“ Dann ließ er auch schon wieder von Caim ab und hatte noch weiter seine Hand auf die rechte Schulter seines Gegenübers gelegt. Der Braunhaarige schnaubte nur: „Mich wundert es mehr dass du noch lebst, bei dem was du alles nicht drauf hast.“ Danke für das Vertrauen. Aber dennoch lächelte Inuart ganz kurz und schnell. Wusste dass alles wieder beim alten war. Und er war froh darüber. Seit er Caim aus den Augen verloren hatte, wusste er nicht was er tun sollte. Als hätte man ihm seinen Bruder genommen. Er geisterte etwas durch die Gegend. Hatte Yonah besucht und sich dann wieder auf die Suche gemacht, nach was auch immer. Nach einer Lösung suchte und vor allem wegen...Er sah sich um und ihm fiel etwas ein. Fragte dann Caim was lange überfällig war: „Was ist mit euch passiert? Wo ist Nier?! Geht es ihm gut?!“ Caim nickte und zeigte hinter sich zu dem Wrack des Flugzeugs. „Es geht ihm gut. Hab ihn mal geparkt. Brauchte ne Auszeit von seinem Unsinn.“ Inuart lachte leicht. „Das wundert mich gar nicht. Wie habt ihr es nur geschafft zu überleben? Ich dachte ihr zerfleischt euch nach fünf Minuten, oder so.“ Ja das fragte sich der Braunhaarige selber. Also warum das noch nicht passiert war. Inzwischen wäre er sogar offen dafür. Caim lief an die rechte Wand und lehnte sich gegen diese. Inuart sah ihm dabei zu und dann fing er an zu erzählen: „Eigentlich würde ich sagen: frag bloß nicht. Aber du hast einiges verpasst mein Freund…Nier hat mich im Fallen gefangen und mit seiner Drachengestalt gerettet. Aber durch den Fall und viele Aufprälle hat er sich dadurch das Bein verletzt. Er konnte nicht wirklich laufen und wir mussten einen Weg aus der Schlucht finden, in die wir gefallen waren. Wir fanden auch einen Weg hinaus, nur konnte Nier sich, wie gesagt, nicht bewegen und ich musste ihn auch noch tragen.“ Oh mann der arme Kerl. Er musste mal freundlich sein. „Doch der Weg nach draußen führte durch ein Forschungslager.“ Inuart sah ihn aufmerksam und erschrocken an als er das hörte. „Bitte was?! Ein Forschungslager? Mitten im Untergrund?“ Er war nicht blöd. Er wusste dass es nicht normal war und nichts Gutes bedeuten konnte. Caim nickte und fuhr fort: „Ich weis nicht an was die da geforscht haben, aber inzwischen bin ich mir ziemlich sicher was es sein könnte…Jedenfalls wurden Nier und ich von einem Legion angegriffen und der Knips hat sich das Bein dadurch komplett gebrochen. Dieser alte Kerl namens Leonard tauchte dann aus dem Nichts auf und hat uns darauf gefunden. Hat sogar Nier sein Bein darauf behandelt. Er ist ein alter Priester aus einem Schrein hier in der Nähe. Tja und jetzt sind wir hier angekommen wo ich dich flachgelegt habe.“ Hörte sich alles so überhaupt nicht nach Caim an. Er vertraute einem Fremden? Wow, er musste sich im Sturz wohl den Kopf angeschlagen haben, was? „Ganz schön was los gewesen bei euch. Aber ich würde gerne noch mehr wissen und sehen wie es Nier geht. Meinst du dieser Leonard lässt mich auch in sein Versteck?“ Caim schnaufte genervt. „Wenn der könnte ließe er jeden Menschen rein den er finden kann.“ Und somit liefen sie zum Wrack des Flugzeugs hinter ihnen. Nier war so glücklich Inuart wiederzusehen. Kaum als der Orangehaarige in das Wrack rein kam, erstrahlte der Kleine sofort und freute sich wie verrückt. Schon lange war er nicht mehr so froh gewesen einen Menschen zu sehen wie Inuart. Er war so glücklich gewesen dass ihm nichts passiert war und er musste ihn auch deswegen drücken bis zum geht nicht mehr. Und das sogar erstaunlich stark, obwohl er noch geschwächt war. So sehr dass Inuart irgendwann anfing sich zu lösen, da er schwer Luft bekam, auch wenn er sich noch sehr darüber freute. So saß er neben Nier und lernte auch Leonard endlich kennen. Nach einigen Wortwechseln verstand er sich auch gleich super mit dem Blonden und es wurde herzlicher. Was nicht überraschend kam. Das war so typisch Inuart eben. Der schaffte es immer schnell ein Band zu Menschen zu knüpfen, wenn diese ihm eine Chance gaben natürlich. Und als Caim ihn fragte: wieso er sich in der Gegend rumtrieb, weiter weg vom Krankenhaus, da wusste Inuart erst nicht wie er das erklären sollte. Komischerweise wand er sich sehr um eine Aussage und beendete es mit einem: es war Zufall gewesen. Das machte Caim aber sehr stutzig. Und vorsichtig. Was verheimlichte er? Es gab derweil viel anderes zu besprechen und viel zu erklären. Inuart war sehr fasziniert und erfreut über alles was er erzählt bekommen hatte. Bis auf den Teil mit Nier seinem Bein natürlich, denn da hoffte er das es alles wieder schnell verheilen würde. Aber er war sich ganz sicher: Nier seine Drachen-Gene würde da sicherlich etwas helfen. Es ging bestimmt schneller als bei Menschen, denn das hatten sie ja schon erlebt. Aber was ihn besonders faszinierte war der Fakt dass Nier in seiner Drachengestalt bei Bewusstsein gewesen war. Was auch immer Caim ausgelöst hatte, es hatte funktioniert und das war sehr gut. Da hatte der Sturkopf mal was richtig gemacht, obwohl es erst an Wahnsinn angrenzte. Sich einfach vor einen Feuer speienden Drachen zu stellen der in Rage war. Dazu brauchte man echt Eier. Doch der letzte Teil ihrer Gespräche besorgte ihn sehr. Und sie sprachen noch immer darüber… „Warte mal. Ihr wollt mir wirklich sagen dass da draußen ein Monster des Nachts herumfliegt und Menschen frisst? Eines mit Federn? Und angeblich ist es aus der Forschungsstation die in einer Schule versteckt war abgehauen? Und ich dachte unser Monster in der Quarantänestation war schon heftig genug und nur ein Einzelfall.“ Sprach Inuart und sah zu Caim rüber, der rechts von ihm neben dem Lagerfeuer saß und links daneben war Leonard. Der Blonde war nicht ganz im Themadrin, da er nichts von Louise wusste, aber er wollte auch nicht nachharken. Ihn ging ja nicht alles was an und man sollte die Vergangenheit manchmal auch ruhen lassen. Caim sprach dann offen und ehrlich: „Ich wollte mit Nier die Kurve kratzten. Allein wegen dieser Sache. Aber da du nun hier bist, denke ich es ist das Beste wenn wir noch mal zu diesem Labor in der Schule gehen. Ich habe da ne Akte gesehen. Ich wollte sie für dich mitbringen, aber als sich alles überschlagen hat und es hektisch wurde habe ich sie dort liegen lassen. Ich denke du kannst mehr damit anfangen und dann entscheiden wir was zu tun ist.“ Nier sah erstaunt zu Caim. Was? Was war denn da los? Dann hatte er also doch noch vor zu helfen? Oder zumindest dachte er offensichtlich darüber nach. Vorhin klang es aber noch als wollte er unbedingt abhauen. Als wäre das alles nicht ihr Problem gewesen und man ließe es einfach hinter sich. Kam dieser Sinneswandel nun durch Inuart? Es musste so sein. Wenn Caim jemanden vertraute, dann war es definitiv Inuart. Sie kanten sich lange genug dafür und sowas verband. Und als der Orangehaarige nickte, sah Nier neben sich zu ihm und stellte ihm eine sehr wichtige Frage, die ihn schon quälte seid der Ältere reingekommen war: „Inuart. Wie geht es Yonah? Geht es ihr gut?“ Der Ältere sah zu ihm runter und lächelte freundlich. Hatte sich schon gewundert wann diese Frage endlich auftauchen würde. „Sie ist versorgt und es geht ihr gut. Ich habe ihr gesagt dass ich euch holen werde. Sagte ihr nichts von dem Sturz. Jetzt bin ich auch froh dass ich es getan habe, denn euch geht es gut. So muss ich sie nicht weiter anlügen.“ Und als Nier das hörte fiel ihm ein Stein vom Herzen. Er atmete erleichtert aus und konnte sich endlich wieder etwas beruhigen. Yonah ging es gut…ein Glück. Er machte sich schon die schlimmsten Szenarien aus. Wie sie weinte und nach ihm schrie. Wie sie trauert und verzweifelt. Das es ich aber gut ging war so wundervoll. Und er konnte es kaum abwarten sie wieder zu sehen. Er würde sie fest in seine Arme schließen und knuddeln. Doch Caim gegenüber schnaufte nur wieder genervt, als er Nier seine Reaktion sah. Diese Erleichterung auf seinen Zügen sah…Und dann sprach er in die Runde: „Wie auch immer. Inuart wir machen uns sofort auf den Weg. Leonard du passt auf Nier auf bis wir wieder da sind.“ Sehr bestimmt und befehlend sagte er diese Worte. Und damit stand er auf und lief zu seinem Rucksack neben Inuart, machte den bereit und zog ihn auf. Sie hatten nicht den ganzen Tag zeit. Zur Dämmerung sollten sie wieder zurück sein. Auch Inuart stand wie auf Kommando dann auf und streichelte Nier noch mal kurz über die Haare, so dass er sanft lächelte dabei. Er war sehr froh dass es allen gut ging. Besonders Yonah. Was sein Gemüt auch gleich erhellte. Und so ungern er sie auch alleine zur Schule gehen lassen wollte, dann konnte er wenigstens noch etwas in Büchern stöbern und Leonard ihm Lesen beibringen. Denn das hatte er vorher getan und Nier machte dass Spaß. Er fand es schön Lesen zu lernen. Außerdem war Caim dann auch weg. Seit gestern Nacht war ihm unwohl wen sie allein waren. Doch so wie es aussah hatte Leonard andere Pläne. Er saß noch etwas da und sah zwischen den Dreien hin und her. Er verstand die Dynamik und wie es in der Gruppe ablief. Aber er merkte auch wie einige Personen, in bestimmten Situationen, reagierten. Besonders sah er zwischen Caim und Nier hin und her. Da schien etwas überhaupt nicht mehr zu stimmen. Und da hatte er eine Idee. Manchmal musste man jemanden zu seinem Glück helfen indem man ihn ins kalte Wasser warf. Und das würde er mal tun. So stand er dann auf und sprach: „Ich werde mit Inuart gehen.“ Alle sahen verwirrt zu ihm rüber. Besonders Caim. Der dann auch gleich fragte: „Was? Wieso sollte ich das zulassen? Du kannst dich viel besser um Nier sein Bein kümmern.“ Und genau daher wehte der Wind und deshalb tat Leonard das was er tat. Er spürte das Caim dem jungen Nier aus dem Weg gehen wollte. Und das er offenbar sehr verwirrt zu sein scheint. Offenbar wusste er nicht was er fühlte, oder wie er handeln sollte. Und eigentlich sollte sich der Priester da auch raus halten, aber er konnte einfach nicht. Er hatte im Gefühl das es beiden helfen könnte. Und er war da um Menschen zu helfen. Sie waren wie zwei Pole die sich abstießen, obwohl man einen nur drehen musste, damit sie sich endlich anziehen würden. Und er hatte im Gefühl das dieser Pol Caim sein könnte. Da der sich am meisten sträubte und verschloss. Und das es ihnen beiden dann wesentlich besser gehen würde. Sie hatten dringend etwas zu besprechen. Und dafür brauchten sie Sicherheit und etwas Zweisamkeit. Leonard hatte sogar schon die perfekte Antwort für Caim: „Ich habe Nier sein Bein bereits neu verbunden und behandelt. Ihr könnt wesentlich besser auf ihn aufpassen als ich und ich kenne mich hier in der Gegend besser aus als Ihr. Ich bringe Inuart dort hin ohne auch nur einem Unheiligen zu begegnen.“ Das war noch nicht mal gelogen. Er kannte diesen Bezirk wie seine Westentasche. Wusste somit also genau wo er langschleichen und Dingen aus dem Weg gehen konnte, allein weil er schon nicht kämpfte. Und Nier sein Bein hatte er wirklich schon behandelt. Den Verband gewechselt und mit Salbe eingerieben. Doch etwas viel ihm dabei auf…das Bein sah viel besser aus und die Schwellung war fast verschwunden. Als…als würde es schneller heilen. Aber das konnte nicht sein. Und damit erhob er sich und lief zu dem Orangehaarigen. Inuart stimmte dem freundlich zu. Jemanden dabei zu haben der sich auskannte war eine gute Idee. Wer nicht gesehen wurde der musste auch nicht kämpfen. Und Caim schien etwas müde zu wirken. Also eine Lösung von der alle profitieren konnten. „Das klingt wirklich nach einer guten Idee. Wir sind auch schneller wieder da Caim und du könntest sicherlich auch mal ne Pause gebrauchen.“ Er sah zu Caim dabei und der ihn nur etwas überrumpelt an. Sicher hatte er seit letzte Nacht nicht mehr geschlafen, aber daran war Nier ja schuld! Er hatte mehr Pause wenn er nicht in der Nähe des Drachen war! Warum kapierte das keiner?! Er wollte nicht wieder mit ihm alleine sein und auf ihn aufpassen! Allerlei komische Dinge passierten dann! Und damit meinte er nicht das Monster auftauchen würden oder so. Das war ihm sogar noch lieber! Sondern das er selber anfing sich komisch zu verhalten und Dinge tat die er niemals tun oder sagen würde! Nier sah ebenfalls weg und war nicht so froh mit dieser Lösung. Doch seltsamerweise protestierte er nicht mal deswegen. Obwohl der Gedanke wieder mit Caim allein zu sein ihn plötzlich nervös machte. Nicht wütend sondern nervös. Seit gestern Nacht war das so…Und bevor Caim etwas sagen konnte, schnitt ihm Inuart freundlich das Wort ab und lief neben ihn, fasste ihm auf die Schulter und sprach: „Wir sehen uns bevor es dunkel wird!“ Und dann verschwand es aus dem Wrack. Es wirkte schon fast fluchtartig. Was es auch war. Er wollte nicht Caim seinen Zorn und das Meckern abbekommen. Leonard kam danach neben einen noch etwas perplexen Caim, der einfach nur da stand und versuchte zu realisieren was sie gerade mit ihm machten. Sie hatten sich gegen ihn verschworen diese Kröten! Der Blonde lächelte dann aber sanft und kam etwas näher an Caim sein Gesicht, als er ihm zuflüsterte: „Ich denke ihr habt einiges zu besprechen. Und es wird euch gut tun.“ Und somit verschwand auch er raus zu Inuart der bereits auf ihn wartete. Ließ zwei zurück die echt ein Problem mit der Situation hatten. Und nichts dagegen tun konnten. Als sie den Hang runter liefen, rückte sich der Blonde seinen Mantel zurecht und Inuart sprach rechts zu ihm: „Er wir mich umbringen wenn wir wieder zurück sind.“ „Ja das befürchte ich für uns beide.“ Sprach Leonard etwas lachend und sie machten sich auf den Weg zur Schule. Kaum als der Vorhang zugefallen war stand Caim noch weiter auf der Stelle und starrte ins Leere vor sich. Na toll. Wieder eine Situation in die er eigentlich nicht reingeworfen werden wollte. Wie er das hasste. Er hatte gehofft Nier endlich an jemand anderen abdrücken zu können, besonders nach dieser Situation letzte Nacht. Seit dieser Umarmung. Denn seit dem hatte er nämlich das Problem mit ihm zu reden. Oder eher mehr: er wusste nicht mehr wie er mit all dem umgehen sollte was passiert war. Caim hasste es für Nier verantwortlich zu sein und sich um ihn kümmern zu müssen, eben weil der noch zusätzlich verletzt war. Aber als er ihn gestern in den Armen hielt, ihn schützte und behütete, ihm beistand…da wurde ihm selbst warm in der Brust und er wusste nicht wo er dieses Gefühl einordnen sollte. Es verwirrte ihn immer mehr. Hasste er ihn nun, oder mochte er ihn? Und noch schlimmer war…das es sich ähnlich anfühlte wie bei Furiae. Es ging in dieselbe Richtung…aber intensiver. Und das verstand er nicht. Was sollte das bedeuten? Als er sich aus seinen Gedanken riss, sah er rechts über seine Schulter zu Nier hinter, der ihn auch ansah und man ihm ansehen konnte das ihm ebenfalls unwohl war. Naja…dann waren sie ja schon mal zu zweit. Aber auch Leonard seine letzten Worte nervten Caim. Als ob er und Nier was zu besprechen hatten…Kompletter Blödsinn! Er lief dann endlich von dem Vorhang weg und setzte sich vor dem Lagerfeuer auf einen Kasten. Auf demselben Kasten unter dem die Feder lag. Dann zückte er das Kampfmesser und fing an es mit einem Wetzstein zu wetzen, der neben dem erloschenen Lagerfeuer lag. Obwohl das Feuer aus war, kam genug Licht von hinten hinein. Zwischen dem schlappen Vorhang leuchtete es durch und auch die milchigen und kleinen Fenster des Flugzeugs, links und rechts, ließen Licht herein. Und als Nier sah wie Caim sich abwand und sich selbst beschäftigte, tat das der Junge dann auch. War sicherlich besser so. Er griff sich wieder das alte Buch neben sich und schlug es auf. Blätterte darin rum und sah sich die verschiedenen Bilder an. Diese alten Bilder auf denen Drachen und andere Dinge abgebildet waren. Und er träumte. Träumte vor sich hin wie es damals wohl gewesen war. Ob es wirklich so gewesen war. Ob es normal war dass Drachen über den Himmel flogen? So wie bei Vögeln auch? Und erneut überkam ihn die Einsamkeit. Je länger er Bilder von Drachen sah, umso einsamer fühlte er sich plötzlich. Ihm war nie bewusst geworden was es bedeutete der einzige seiner Art zu sein. Doch wenn das wirklich der Fall war…würde ihn jemals jemand verstehen? Verstehen wie es ihm ging, oder welche Last er auf sich trug? Die Last alleine zu sein mit seinem Dasein? Und was wäre wenn er auch unsterblich war? So wie es in diesem Buch stand. Würde er…dann irgendwann allein sein? Wenn die Menschen ausstreben würden…war er dann allein auf dieser Welt? Und das machte ihm plötzlich Angst. So das er etwas schneller anfing zu atmen und das Bild unter sich traurig ansah. Ein Bild von einem Drachen, der eine Kuh fraß und über ein Feld flog. Er sah dieses schuppige Wesen einfach nur an. War er…bestraft worden? War es seine Strafe allein zu sein? Eine Strafe für etwas woran er sich nicht erinnern konnte? Er…er wollte nicht alleine sein. Und da rannte ihm eine Träne aus dem rechten Augenwinkel. Schnell und heiß rannte sie seine zarte Wange hinab und er rieb sich auch gleich instinktiv weg. So schnell das es Caim nicht auffiel. Aber dennoch sah dieser zu ihm rüber, wenn auch nur aus dem Augenwinkel. Er bemerkte das dicke und alte Buch in das der Junge starrte und war plötzlich interessiert. Es sollte ihm eigentlich erneut egal sein… „Du kannst doch nicht lesen. Warum also das Buch?“ Nier sah zu ihm und dann wieder muffig weg auf das Buch vor sich. Darauf antwortete er nicht. Er war wirklich nicht in der Stimmung dazu. Und das bemerkte Caim. Bemerkte das Ablocken von ihm und sah so komplett zu ihm rüber. Drehte den Kopf hin und sah auf das Buch. Verdammte Neugier. So legte er den Schleifstein vor sich vor das Lagerfeuer und steckte das Messer an seinen Gürtel. Danach lief er zu Nier rüber und setzte sich rechts von ihm auf die Matratze. Erschrocken sah der Junge zu ihm, als er das Wackeln des Stoffs unter sich fühlte und wusste nicht was das sollte. Doch Caim nahm ihm dann auch schon das Buch weg und sah es sich an. Sah das Bild vor sich in den Händen…Er hielt das Buch nur mit einer Hand und mit dem anderen Arm stützte er sich rechts hinter sich ab. Er saß also sehr lässig dort. Doch Nier fühlte sich innerlich etwas beengt dabei, dennoch blieb er sitzen wo er war. Nicht das er sich wirklich wegbegeben könnte durch seinen Bruch. Und dennoch fühlte das Bein sich schon besser an als die Nacht vorher. Es tat nicht mehr weh. Nach wenigen Sekunden bemerkte Caim auch schon worauf der Junge gestarrt hatte und konnte sich auch denken warum…Er seufzte. Dann sah er wieder zu Nier und der schnell weg. Also doch…auch ihm ging es anders seit der letzten Nacht. Ihn schien es auch zu bedrücken, oder zu verwirren. Das erleichterte den Braunhaarigen irgendwie etwas. Er dachte er wäre der Einzige gewesen. Aber nun fiel es ihm deutlich auf, dass es nicht der Fall war. So legte er dem Jungen wieder das Buch auf den Schoß und der war erstaunt darüber. Sah ihn aber noch immer nicht an. Caim ihn dagegen schon. „Denkst du wirklich dass du damit etwas ändern oder herausfinden kannst?“ Fragte er schließlich unglaublich ruhig, so dass der Weißhaarige doch wieder den Mut fand zu ihm zu sehen. Er sah ihn so…besorgt an. Und dann sprach Caim weiter: „Es kann dir nicht sagen wer du bist. Das kannst du nur selber herausfinden.“ Seine Worte hatten so einen sanften Ton. So ungewöhnlich von ihm. Aber allein das gab Nier wieder mehr Mut um Antworten zu können. Er hatte das Gefühl…als würde Caim ihm zuhören. Egal was er nun von sich gab. Als würde es auf einer anderen Ebene bei seinem Gegenüber ankommen. Auf einer wo er ihn ernst nahm. Er fragte: „…Denkst du es gab sie wirklich? Genau so wie sie hier gezeigt werden?...Wenn das so ist: wo sind dann alle anderen? Warum gibt es nur noch mich? Ich wünschte ich könnte mich endlich erinnern wer ich bin. Ich komme mir…wie ein altes Artefakt vor. Wenn dieses Buch die Wahrheit sagt dann bin ich das wohl auch. Bin ich…wirklich der Letzte?“ Er machte sich schon wieder viel zu viele Gedanken. So das Caim den Kopf leicht schüttelte. Er hatte wirklich die Eigenschaft sich immer selbst zu geißeln und niederzuschmettern, was? Stand er darauf? Brauchte er das vielleicht? Warum…bestrafte er sich so sehr selbst? Woher kam dieser Drang sich immer und immer wieder selbst zu bestrafen? Denn das machte er definitiv. Caim hatte noch nie sowas selbstzerstörerisches gesehen wie Nier. Besonders der letzte Satz des Jungen: bin ich wirklich der Letzte? Warum kümmerte ihn das? So zuckte er mit den Schultern und sprach: „Keine Ahnung. Ist das denn so wichtig?“ Nier sah ihn dann nicht mehr an und auf das Bild vor sich auf dem Schoß. Gab Caim damit eine indirekte Antwort, nämlich das er nicht reden wollte Doch so leicht ließ der Ältere sich nicht abwimmeln. Er wusste auf was dass alles hinaus lief. Es kam wieder auf die Schiene der Einsamkeit. Nier hatte Angst alleine zu enden und seine Menschlichkeit verlieren zu können, deswegen hing er auch so an Yonah. Deswegen machte er immer so ein Theater. Er war nicht frei. Er legte sich damit selber in Ketten und quälte sich. Und da war noch etwas was ihm aufgefallen war. Schon gestern in der Höhle…Da war kein Stolz, sondern nur Abneigung und Demut. Nier war nicht stolz auf den Fakt das er auch ein Drache war. Er schien es sogar zu verabscheuen, sei es aus Angst oder anderen Gründen. Das sah man immer wieder daran dass er sich nicht freiwillig verwandeln wollte. Oder sogar rumheulte, weil er gerade kein Mensch war, so wie gestern. Er war sofort wieder erleichtert gewesen als er wieder als Mensch auf dem Boden saß. Und das war eindeutig. Dieser Junge wusste nicht wer er war. Nicht weil er sich nicht erinnern konnte, sondern auch wegen seinem Körper. War er Drache oder Mensch? Und das konnte auch dazu führen…das er seinen Körper vielleicht sogar hasste. Was, wenn Caim ehrlich war, er selbst überhaupt nicht verstehen konnte. Und als Nier ihm einfach nicht antwortete sprach er: „Ich kann dich einfach nicht verstehen Nier.“ Und da sah der Junge verwirrt zu ihm auf. „Was?“ „Ich kann dich nicht verstehen! Du sitzt hier wie ein Häufchen Elend und machst dich selber nieder, obwohl du dafür keinen Grund hast! Sie dich doch mal genauer an! Du bist anders, ja okay, aber du bist deswegen doch nicht scheiße! Eigentlich bist du so viel mehr als wir Menschen! Du kannst dich in einen verdammten Drachen verwandeln und aus allem Kleinholz machen! Du speist Feuer, du kannst fliegen und du heilst dich viel schneller als wir! Jeder würde darum betteln so wie du zu sein! Aber du sitzt hier und schämst dich dafür kein Mensch zu sein! Suchst einen Sinn in deinem Körper, aber das ist doch völliger Schwachsinn! Sei doch mal stolz darauf ein Drache zu sein! Statt dich selber wie die Pest zu behandeln und dich zu hassen! Wie kann man nur so bescheuert sein!?“ Nier sah ihn einfach nur weiter stumm an. Es war erstaunlich das es Caim offenbar so emotional traf, wo auch immer. So klang er zumindest. Er war…erleichtert. Irgendwie löste es in dem Jungen Erleichterung aus und es tat gut diese Worte zu hören, auch wenn Caim sie typisch sauer und genervt rüber brachte. Er versuchte ihn aufzubauen. Er sollte…stolz auf sich sein? So hatte er das noch nie gesehen. Und jetzt, wo Caim das erwähnte, wurde ihm das auch bewusst…er mochte seine Drachenseite nicht. Er verleugnete sie und wollte sie los werden. Wollte normal sein. Aber wie oft hatte er sie damit schon gerettet? Und vielleicht klappte es deswegen nicht so wie er es gern hatte. Vielleicht hatte er deswegen nie Kontrolle über sich als Drache gehabt…weil er es von sich weggeschoben hatte und es nicht als einen Teil von sich akzeptieren wollte. Es ergab Sinn…und es war unglaublich das Caim ihm das erst sagen musste, um es selber zu verstehen. Der Typ…dem andere doch eigentlich scheiß egal waren. Der Ältere sah ihn auch weiterhin nur an. Stur und leicht sauer. Und in seiner Emotion rutschte ihm noch etwas unkontrolliert heraus: „Du bist naiv, gutherzig und unglaublich dumm.“ Danke. Sehr aufmunternde Worte. Da hatte der Weißhaarige eigentlich wieder genug. „Aber du hast nichts an dir was du verstecken müsstest. Du siehst gut aus und du kannst dich wehren wenn es drauf ankommt. Was willst du mehr?“ Nier lief etwas rot an. Er…er sah gut aus? Hatte er das wirklich gerade gesagt? Warum sagte er sowas zu ihm? Und auch Caim schien bewusst geworden zu sein was er gesagt hatte und sah dann von ihm weg. Es war wieder passiert. Genau deswegen wollte er nicht mit dem Jungen allein sein. Dann rutschte ihm immer etwas raus, was er sonst niemals sagen würde! Allein die Gedanken tauchten dann schon auf! Mal abgesehen davon dass er dem Jungen gerade sehr viel gut zugesprochen hatte und ihm aufmuntern wollte damit. Sowas war doch nie sein Ding gewesen…Er räusperte sich etwas beschämt und beendete: „Hör einfach auf dir und mir damit auf den Sack zu gehen und akzeptier einfach wer du bist.“ Akzeptieren wer man war…Danach stand er auch neben ihm auf und renkte sich etwas den Rücken wieder ein, auch wenn es nur war um von seiner Beschämung abzulenken. Er lenkte sich selbst ab und wollte den Gedanken wegschieben. Gerade in dem Moment…fühlte er sich Nier wieder zu nahe. Denn wenn ehrlich war…sah er zu oft sich selbst in dem Augen des Weißhaarigen… Danach machte er einige Schritte von der Matratze weg und lief rüber zum Vorhang. Offenbar wollte er raus. Nier sah das und fing sich selber auch wieder aus der Situation. Und er wusste nicht warum aber…aber er wollte bei ihm sein. Also wollte er mit raus. So das er das Buch zu schlug und neben sich auf den Boden legte. Entschlossen fasste er sein verletztes Bein und zog es von dem Bett runter. Es tat…kaum noch weh. Caim öffnete dabei den Vorhang und sprach, ohne hinter zu sehen, nach hinten: „Ich fange noch etwas Fisch für heute Abend. Du bleibst einfach…“ „Ich komme mit!“ Rief Nier laut und verwirrt sah Caim zu ihm hinter. Erstarrte förmlich vor Schreck, als er sah wie der Junge wieder auf zwei Beinen stand, wenn auch etwas klapprig. Muffig und selbstbewusst stand er da und riss sich zusammen nicht nachzugeben. Sein Bein schmerzte kaum noch, es musste schon wieder gut verheilen, nachdem Leonard alles gerichtet hatte. Das hatte offenbar geholfen und seine Genetik natürlich auch. Dennoch sprang Caim zu ihm rüber und stützte ihn aus Reflex mit beiden Händen an den Oberarmen. Er tat es schon wieder…Motzte ihn aber dennoch an: „Was soll der Scheiß?! Du sollst mit deinem verdammten Bein liegen bleiben! Warum kapierst du das einfach nicht?!“ „Weil ich stur bin!“ Sprach Nier entschlossen zu ihm auf und erstaunt wurde er darauf angesehen. Da war…so viel Entschlossenheit in seinem Blick. Soviel dass man es nicht von ihm gewohnt war. Und das…das gefiel Caim sehr. Nier sprach weiter: „Du hast recht: Ich bin naiv. Aber ich bin auch ein verdammter Dickkopf, wenn es sein muss! Es ist nicht das ich nicht auf dich hören will! Ich kann aber nicht einfach nebendran sitzen und sehen wie andere leiden oder sterben und dann einfach weiter Däumchen dabei drehen! Ich möchte helfen und beschützen! Ich bin einfach schon immer ein Beschützer gewesen! Das hab ich irgendwie im Blut! Und es tut mir auch nicht leid was ich in der Forschungsstation getan habe! Denn hätte ich nichts getan, dann wärst du vielleicht gestorben! Und ich lasse nicht zu das andere sterben, nur weil ich ein verkrüppeltes Bein in der Minute hatte! So bin ich nicht!“ Nein…so war er wirklich nicht. Er war einfach unglaublich. Und es löste etwas in Caim aus das so von ihm zu hören…War es das was man: Stolz nannte? Stolz auf jemand anderen zu sein? Genau das war es. Dieser Junge lehrte ihn wieder so viele Gefühle, die er einfach vergessen hatte. Alles was er nach Furiae vergessen und abgetötet hatte. Doch es war nicht fort. So sehr er auch versucht hatte es auch sich zu verbannen, tief in seinem Innern waren diese verwelkten Pflanzen der Gefühle noch da und Nier brachte sie langsam wieder zum wachsen und erblühen. Etwas dessen Caim sich noch nicht bewusst war. Sondern nur leichte Spuren davon bemerkte, wenn diese an die Oberfläche drangen… Er schnaufte genervt. Was sollte er da noch großartig tun? Nier würde ihm weiter auf die Nerven gehen und sich wieder das Bein brechen, wenn er nichts tat. Also sah er sich flüchtig um und fand eine Lösung. Ließ von dem Jungen ab und ließ ihn einfach an der Stelle stehen, der ihm verwirrt nachsah als der Ältere hinter zum Cockpit lief. Hatten seine Worte funktioniert? Vielleicht sollte er öfters mal so auf die Kacke hauen, wenn das so gut zog. Und dann kam Caim auch schon mit etwas wieder. Es war die Angel zum Fischen und er warf sie Nier zu, der sie auch gerade noch fing. Dann sprach der Ältere: „Bringt eh nichts mit dir zu diskutieren. Ich hab da auch keine Lust drauf.“ Also war das ein: Ja, zum Mitkommen. Nier hatte die Angel gerade erst gefangen und spürte eine Sekunden später wie er von Caim auf die Arme gehoben wurde. Erneut in seinen Armen lag wie eine Prinzessin und sich dann nach draußen tragen ließ. Und dieses Mal machte es ihm nichts aus. Er…er gewöhnte sich schnell daran. Was wohl auch damit zu tun hatte…das er Caim doch mochte. Da war er sich nun sicher. Etwas von dem er es nie für möglich gehalten hatte. Er dachte immer der Ältere wäre ein gewaltiger und nicht zu erklimmender Berg vor dem er stand. Wie er sich doch geirrt hatte. Alles brauchte manchmal einfach seine Zeit. Und so auch Caim. Zeit und eine Chance… Draußen wurde es auch langsam Nachmittag und Caim setzte Nier auf einem Felsen ab, der neben einem Bach lag. Dieser Bach war offenbar durch die ganze Zerstörung des Umfelds und der Witterung in den letzen Jahren entstanden. Keine Ahnung wo er her kam und wohin er führte oder mündete. Das Wichtigste war: es gab darin Fische. Und nicht gerade wenige. Nier sah sie schon von seinem Felsen aus, wie sie sich darin rumtummelten und hielt noch weiterhin die Angel in der Hand. Nur beim zusehen bekam er schon hunger. Inuart hatte vorhin die letzten zwei Fische gegessen und Nier hatte nichts dagegen nachher noch welche zu essen. Und dann nahm ihm Caim die Angel auch schon ab und wühlte im Kies unter ihnen nach toten kleinen Fischen, oder im Dreck daneben nach Würmern. Nier sah ihm genau dabei zu. Er kannte Angeln nicht. Denn er hätte sich einfach in den Bach geworden und versucht die Biester so zu schnappen. Was sicher nicht vom Erfolg gekrönt gewesen wäre. Und als Caim endlich einen Wurm fand, ihn an den Harken hing und selbst nach Stunden noch nichts gefangen hatte, da verlor er echt langsam die Geduld. Am Morgen hatte das noch sehr gut geklappt, aber es war als würden diese Mistviecher daraus gelernt haben und den Harken meiden. Also musst etwas anderes her. Er saß neben Nier auf dem großen Felsen und starrte wütend in das Wasser vor ihrer Nase unter ihnen. Der Weißhaarige fand das sehr amüsant, aber wollte lieber nichts dazu sagen, sonst gab es nämlich ein Gewitter und das zog von Caim aus los. Also schwieg er weiter und gähnte mal ganz kurz. Aber auch das hatte Caim im Augenwinkel schon gereicht das er die Leine aus dem Wasser holte und maulte: „So ein Scheißdreck! Ich bin kein verdammter Angler verdammt!“ Er war sichtlich sauer. Aber wie er da saß und noch immer mit der Schnur kämpfte und dabei Wörter motzte, die nicht genannte werden durften, musste Nier sich das Lachen verkneifen und schmunzelte nur. Nein er war wirklich kein Angler. Er sollte lieber beim Kämpfen bleiben. Aber so leicht gab Caim nicht auf. Die Fische würden ihn kennen lernen! Und so gab er den Kampf mit der Schnur auf und zückte plötzlich sein Messer. Verwirrt sah Nier neben sich zu ihm und fragte sich dabei in Gedanken: was er denn nun vor hatte? Caim murmelte leise wütend zu sich selbst: „Ihr könnt was erleben. Schluss mit Lustig.“ Und dann fing er an die Spitze der Angel zu bearbeiten. Er machte so lange mit seinem Messer daran rum und schnitzte, bis es nur noch eine scharfe Spitze war und er sie stolz vor sich hielt. Er hatte aus seiner Angel einen Speer gemacht…typisch Caim. Kurz darauf donnerte er auch von dem Fels runter und kam im Kries recht davon auf. Nier sah wie er an den Rand es Bachs lief und mit dem Speer rechts über seine Schulter ausholte und etwas im Wasser anvisierte. Er zielte auf einen großen Fisch, der sanft da auf der Stelle schwamm und dann warf er los! Die Spitze donnerte durch das Wasser und blieb dann im Matsch stecken. Caim zog ihn wieder raus und…hatte den Fisch zappeln und aufgespießt an der damaligen Angel. Er grinste breit, zeigte auf den Bach mit dem linken Arm und brüllte triumphal: „Hah! Ihr dachtet ihr könntet mich verarschen was?! Aber nicht mit mir!! Ich werde es euch zeigen ihr Drecksviecher!!“ Dann zog er den Fisch ab, donnerte ihn mit dem Kopf auf einen Stein, um ihn zu töten und legte ihn dann neben sich in den Kies. Verdutzt sah ihm Nier dabei zu…und dann schmunzelte er lieb und unterdrückte sich wieder das Lachen. Er wollte Caim nicht damit verunsichern. Sondern ihn einfach mal…er selbst sein lassen. Denn so wie er sich in der Sekunde anstellte, wirkte er wie ein achtjähriger, überheblicher Junge der zum ersten Mal einen Fisch gefangen hatte. Und das wir irgendwie süß. Nur das Fluchen war etwas übertrieben dabei. Aber wenn man etwas an ihm nicht ändern könnte, dann war es offenbar das lose Mundwerk. Und Nier genoss es einfach ihm dabei zuzusehen. Es war ein schöner und entspannter Anblick…Caim einfach mal offen und ehrlich zu sehen. Ohne irgendwelche Hintergedanken und Sorgen. Außerdem war er überrascht dass er ihm diese Seite offenbarte und ehrlich zeigte. Wieder etwas womit Nier nicht gerechnet hatte. Aber es…war schön. Das zeugte doch von Vertrauen, oder? Aber er sah auch den Verband am Arm des Älteren... Das war er gewesen... Er hatte ihn gebissen in der letzten Nacht. Er schämte sich dafür. Die Sonne verzog sich schon hinter eines der Hochhäuser und Caim sah dort hin. Es wurde spät…warum waren Inuart und Leonard noch nicht zurück? Ihnen war sicherlich nichts passiert, aber sie ließen sich zu viel Zeit. Danach sah er wieder auf seine Beute. Inzwischen hatte er vier Fische mit seinem Speer gefangen und hielt es erst mal für genug. Er konnte auch wieder aus der Dose essen und die Anderen bekamen dann Fisch…Moment mal…Hatte er sich für andere hier hingestellt und gefischt?! Bekam nicht mal selber was ab?!...Was war er freundlich heute. Zum kotzen. Somit kratzte er sich am Hinterkopf und Nier schmunzelte zu ihm runter, sprach dann endlich mal: „Ich hätte meinen gern gebraten, der Herr!“ Er sprach das etwas frech und Caim sah zu ihm auf, weil es doch ein etwas größerer Fels war. Er verzog das Gesicht muffig und fauchte dann: „Und du bekommst ihn gleich um die Ohren geschlagen du Rotzbengel! Sehe ich aus wie ein verdammter Diener?! Steht das auf meiner verschissenen Stirn?!“ Caim zeigte mit der rechten Hand auf seine Stirn dabei. Er fand das überhaupt nicht witzig. Allein weil er nichts von dem Fraß abbekam! Und dafür die ganze verschissene Arbeit! Die Sonne ging bedrohlich unter, weshalb er auch nicht mehr fangen konnte. Sie sollten lieber rein bevor dieses Monster da draußen aufwachen würde. Eigentlich erst wenn die Sonne weg war, aber besser zu früh als zu spät. Doch Nier kicherte nur etwas in sich. Es war okay das er so rummaulte. So war er eben…Und er wollte ihn ja auch bewusst ärgern mit der Aussage eben. Fühlte sich einfach danach. Es ging ihm sehr gut. Und in der Sekunde wünschte er sich…dass der Tag nicht aufhören würde. Nur er und Caim an dem Bach…Es war echt schön. Doch da erstarrte Caim plötzlich vor ihm und sah nach rechts in die Ferne. Es kam sehr plötzlich und Nier legte den Kopf etwas schief als er das sah. Was war…denn los? So kannte man ihn ja überhaupt nicht. Und der Ältere regte sich auch plötzlich nicht mehr, so dass Nier ihn das dann auch fragte: „Hey? Ist irgendwas? Caim?“ Der sah dann wieder zu dem Weißhaarigen. Er schien nicht sonderlich froh zu sein und schien das Gesicht kurz zu verziehen dabei. Hatte er Kopfweh durch die Rage eben? Schüttelte sich sogar den Kopf kurz, als müsste er sich besinnen und sprach dann: „Hörst du…das nicht?“ Nier verstand nicht. „Was? Was meinst du?“ Caim sah wieder von dem Weißhaarigen weg und in die Ferne, als er sprach: „Es hört sich an wie…Gesang.“ Gesang…? Er spitze die Ohren und…konnte es auch hören. Es war sehr wage und nur schwer auszumachen, aber endlich hörte er es auch. Hohe Töne und die oft nach unten fielen, einige Oktaven niedriger. Immer im rhythmischen Wechsel Es klang sehr traurig und…und beunruhigend zugleich. Jagte Nier einen Schauer über den Rücken. Wer sang da? Und woher? Aber das erschreckende war…es kam näher. Man hörte dies weil es lauter wurde. Und als würde die ganze Welt den Atem anhalten war alles verschwunden. Keine Grille die zirpte und kein Blatt wehte im Wind. Es war unheimlich erschreckend. Unnormal und Nier fühlte Bosheit. So viel Bosheit und Wut kam auf sie zu. Warum konnte er das plötzlich spüren? Er sah zu Caim, dem es plötzlich nicht sehr gut zu gehen schien. Er hielt sich nämlich auf einmal die rechte Schläfe und verzog das Gesicht unwohl. Das war wegen dem Gesang. Verdammt der Gesang…der war von diesem Monster. Es war wie Leonard es gesagt hatte. Und es wurde schlimmer je näher es kam. Aber es war doch noch nicht mal dunkel! Warum schon so früh?! Schnell holte er sich aber wieder zur Besinnung und sah zu Nier, der ihm einen besorgten Blick zuwarf. Nicht schon wieder. Er sollte sich nicht wieder…Caim rannte zu ihm und ließ Fisch und Speer einfach zurück. Im Nu war er auf dem Stein oben und hob Nier auf die Arme. Sein Kopf donnerte vor Schmerz und tat immer mehr weh. Als wäre er in einem Schraubenstock der sich zudrehte. Der Gesang und das Heulen wurden immer lauter. Verhinderten dass er sich gut konzentrieren konnte dabei. So kam er mit Nier auf den Armen vom Stein runter und sah diesen an. Schien verwirrt dabei, denn Nier… „Geht es…dir gut?“ Fragte Caim ihn schließlich und der Junge nickte besorgt zu ihm hoch. Was war wieder los? Dieser Gesang dröhnte und schmerze ihm in den Ohren. Sein Kopf fühlte sich an, als würde er platzen! Aber dieser Junge hing in seinen Armen und schien…nichts zu merken. War er…immun gegen diesen Gesang? Er schien ihm wirklich nichts aus zu machen. Doch da er nicht mehr wirklich klar denken konnte, dachte er auch nicht mehr darüber nach. Er musste zurück. Hoch zu dem Flugzeug und aus der Schusslinie! Bevor ihn dieses Wesen sah! So machte er einige Schritte, doch blieb wieder starr und mit Schmerzen im Kopf stehen, als ein gewaltiger Schatten über ihnen vorbei zischte. Es war schnell gewesen und der Windzug danach stark, so dass es alles aufwehte, auch ihre Haare etwas durcheinander gerieten. Und obwohl Caim wusste nicht hin zu sehen, er einfach weiter gehen sollte…machte er es nicht. Das Heulen und der Gesang hatten aufgehört und er drehte sich langsam, auf der Wiese, nach rechts um…als er etwas dort aufdonnern und landen hörte. Es spielte sich alles wie in Zeitlupe für ihn ab. Er wusste selber nicht wieso. Nier dagegen sah das Ungeheuer bereits und konnte seinen Blick nicht davon reißen. Es schockierte ihn. Nicht so sehr wie Louise allerdings. Louise war abartig gewesen und erschreckend anzusehen. Dieses Monster aber…wirkte unnatürlich schön und grotesk zugleich. Doch es war nicht gut. Es war böse, dass fühlte der Drachenjunge. Es strahle das aus jeder Faser aus. Und dann hatte Caim sich vollständig umgedreht und beide sahen dieses Wesen an. Es hatte sich neben dem Bach, vielleicht sechs Meter von ihnen niedergelassen und saß einfach da. Sein ganzer Körper war abgewandt von den beiden Jungs und zu Wasser vor sich gedreht. Hatte sie noch nicht mal registriert und saß nur da. Bis es sich mit einem Oberköper vorbeugte und offenbar etwas Wasser trank. Es trank Wasser, wie jedes andere Lebewesen auch… Sie konnten weder den Oberkörper noch den Kopf sehen, weil es sich auf zwei gewaltigen Schwingen abgestützte hatte und diese die Sicht darauf versperrten. Gewaltige weiße Schwingen, die aus Federn bestanden und im Licht der Abendsonne orange schimmerten. Sie waren eigentlich strahlendweiß und wunderschön. Und es schien als würde es ein Federgewand bis zu den Beinen haben…welche es nicht hatte. Statt der Beine stützte es sich auf einen riesigen Schwanz ab. Ein Schwanz der mehr wie der von einem Skorpion aussah nur wesentlich länger war und an den Rändern entlang Stacheln besaß. An der Spitze dann einen großen Stachel aufwies. Nervös und spastisch zuckte der leicht in verschiedene Richtungen und am Rücken der Kreatur waren gleich noch mal vier weitere Auswüchse, die aber mehr glatten Tentakeln glichen im ebenso, wie der Schwanz, dunklen Braun. Und es war wie Caim es sich gedacht hatte: das war kein Engel…sondern ein Dämon der sich als einer ausgab. Nier krallte sich unbewusste mit der rechten Hand schützend an Caim seine Brust und flüsterte leise: „Wir müssen hier weg…bitte lass uns hier weg…Es ist…böse. Es ist abgrundtief böse…Ich kann das spüren.“ Er war sichtlich verängstigt wegen der Kreatur vor ihnen, die noch immer trank und sie noch nicht bemerkt hatte und Caim stimmte ihm lautlos nickend zu. Das wusste er auch ohne es zu fühlen. Es sah schon nach nichts gutem aus. So ein Wesen konnte nicht existieren. Und doch war es hier. Genau wie Louise es gewesen war. Und Caim glaubte daran, dass wieder mal Menschen da mitgeholfen hatten. Es war ja nicht so das Monster einfach durch Löcher in diese Welt fielen! Obwohl das sicherlich auch nicht mehr so abwegig sein würde. Alles war möglich geworden in dieser Hölle in der sie lebten. Und dann machte er langsam einen Schritt nach hinten. Sanft und vorsichtig lief er rückwärts den Hang hinauf. Er wollte das Ding nicht aus den Augen lassen. Denn wenn es sie sah und er das nicht mitbekam, fiel es von hinten einfach über sie her und würde sie töten. Er behielt es lieber im Auge. Es schien auch noch immer zu trinken und Nier fing an etwas zu schlottern. Er fühlte sich überhaupt nicht wohl in der Nähe dieser Kreatur. Sie machte ihm Angst. Seine Sinne sind seit seiner letzten Verwandlung schärfer geworden. Etwas was ihm schon vorher aufgefallen war. Allein beim Essen. Und nun fiel es ihm wieder auf bei diesem Monster. Denn es roch nicht nur nach Bosheit und faulem Fleisch…es roch auch nach Mensch. Was es sicherlich mal gewesen war… Und dann er hob diesen Wesen plötzlich leicht seinen Oberkörper über das Wasser. Sie konnten nicht sehen was es tat…aber dafür hören. Es schnüffelte. Es war sehr laut geworden und schnüffelte in der Umgebung etwas…Es konnte die zwei Jungs riechen. Weshalb es sich auch ganz langsam, wie in einem Horrorfilm umdrehte und den Oberkörper zu ihnen wand. Es die Zwei sah die sich heimlich davonschleichen wollten. Sie endlich realisiert hatte. Und Nier sah es erschrocken an. Es war als würde ihm das Herz in die Beine rutschen, als dieses Wesen sie ansah und ihnen einen kalten und irren Blick zuwarf. Einen Blick aus dem Gesicht…eines Menschen. Nier sah wie es nun komplett aussah, so wie auch Caim. Es hatte den Oberkörper einer Frau. Zumindest konnte man einen nackten Busen, ohne Brustwarzen sehen und einen menschlichen Kopf. Die Federn zogen sich von den Armen hoch bis über die Schultern und hörten da dann auch auf, so wie auch unter dem fehlenden Bauchnabel dies stoppte. Es hatte feminine Züge, aber es war keine Frau mehr. Es war geschlechtslos. Es wirkte nur wie eine Frau. Und obwohl es im Gegensatz zu Louise nicht chaotisch ansah…war es für Nier wesentlich schlimmer. Denn man sah deutlich dass es mal eine normale Frau gewesen war. Und er wollte nur noch weg. Weg bevor es auf sie zustürmte und sie angriff! Doch Caim…bewegte sich keinen Zentimeter mehr. Er stand einfach nur da und sah das Wesen starr vor sich an. Sah wie es sich langsam komplett zu ihnen drehte. Abgestützt auf seinen beiden langen Armen, die voller tödlicher Federn waren und der Schwanz zuckte und klapperte wie der einer Klapperschlange. Es hatte sie im Visier und es würde sicherlich angreifen. Es war nur eine Frage der Zeit. Dennoch bewegte er sich einfach nicht weiter. Sah es voller Schrecken an. Und als es einen Schritt näher zu ihnen machte, sie wirr und boshaft ansah, da sah Nier zu Caim auf und sprach: „Caim?! Wir müssen verschwinden! Sofort! Caim!?“ Doch er konnte nicht…Er konnte einfach nicht. Was er da sah…konnte nicht sein. Das war einfach unmöglich und er fühlte wie er innerlich zerrissen wurde. Wie sein Verstand keinen klaren Gedanken mehr fassen konnte und er auch anfing zu zittern. Und Nier verstand einfach nicht was los war. Er rüttelte immer mehr an ihm herum und sprach seinen Namen. Doch nichts geschah. Er war nicht mehr hier. Caim war ganz wo anders. Das sagte auch sein erschrockener und starrer Blick zu dem Monster vor ihnen. Und als er dann weiter sprach…erschlug es auch Nier wie ein Hammerschlag. So das er ihn erschrocken ansah, als Caim sprach: „Das kann nicht sein…Das kann nicht…“ Das Monster machte einen Schritt näher und Caim sprach das Wort aus, was Nier mit erschlug…Denn er kannte es genau. „…Furiae?“ Und sofort sah der Weißhaarige schnell zu dem Monster rüber. Was?! Das konnte nicht sein! Dieses Wesen sah wie…wie seine Schwester aus?! Und Caim sah es genau. Ihre blauen Augen, ihre hellbraunen Haare, die etwas länger geworden waren, aber er erkannte sie an ihren Gesichtszügen. Sie war es…es war seine kleine Schwester. Sie war zu einem… Und dann stockte das Monster plötzlich weiter vor ihnen und fing an den Mund zu öffnen. Erneut ertönte der Gesang von vorhin. Und er bohrte sich in Caim seinen Schädel wie ein verdammter Dolch. So schlagartig und gnadenlos, dass er mit beiden Händen an seinen Kopf fassen musste vor Schmerz und Nier auf den Boden fallen ließ. Der Schrie kurz auf, als er den Boden berührte und lag dann vor Caim auf der Wiese. Ihn beeinflusste der Gesang weiterhin nicht. So sah er erschrocken zu ihm hoch und schrie: „Caim! Caim wir müssen hier weg!! Caim!!“ Doch der Ältere konnte ihn nicht hören. Er fasste sich noch immer an den Schädel und schrie dabei. Es tat furchtbar weh und es ließ einfach nicht nach. Und je länger es ging, umso mehr spürte er wie sein Verstand zerbrach. Wie er keine Kontrolle mehr über sich hatte…Und dann gab es einen Knacks in seinem Kopf. Etwas zerriss in seinem Verstand und er sah erschrocken vor sich zu dem Monster. Es waren Sekunden. Sekunden in denen der Gesang aufgehört hatte und alles still wurde. Nier zu Caim sah und bemerkte dass dieses Monster, was seiner Schwester ähnlich sah, von ihm an fixiert wurde. Und wie still er dabei war. Es machte Nier angst. Etwas stimmte nicht. Warum machte Caim nichts mehr? Doch als dieser dann leblos über ihn hinweg schritt und sich wie in Trance dem Monster näherte, da bekam Nier Panik und sah ihm nach. Er lag nun auf dem Bauch und brüllte panisch nach ihm: „Caim!! Was machst du denn da?! Das ist nicht deine Schwester!! Caim!!“ Aber er reagierte nicht auf ihn. Er sah nichts anderes mehr, nur noch seine Schwester. Er sah sie vor sich. Sah wie sie nach ihm winkte und freundlich lachte dabei. Ihn rief dass er näher kommen sollte. Er hatte sie so vermisst. So sehr…Ihr ging es gut. Und Nier brüllte wieder nach ihm. Sah wie dieses Ding seine vier Tentakel nach Caim ausfuhr, der sich immer mehr dem Biest näherte und wusste das er endlich was tun musste. So raffte er sich zusammen und kämpfte sich auf seine Beine. Das Linke tat noch weh, aber er kam wieder hoch. Er musste zu Caim! Er musste ihn wachrütteln und beschützen! Denn er sah dass er in einer Art von Trance war. Sicherlich ausgelöst von dem Gesang. Dieser Gesang hatte etwas mit ihm angestellt! Was es auch war, er musste es brechen! Und so kämpfte er sich langsam und schmerzhaft humpelnd nach vorne, Caim hinterher und rief: „Caim nicht!! Wach auf!!“ Doch es tat sich nichts. Caim war gefährlich nahe vor dem Monster und Nier schrie wieder einmal laut seinen Namen. Dieses Mal aber schien es das Monster zu nerven und es fauchte schrill und kreischend zu dem Drachenjungen hinter. Dabei holte es plötzlich mit seiner rechten Schwinge aus und ließ sie nach vorn zischen! Setzte sie danach wieder ab. In der nächsten Sekunde kam ein heftiger Windstoß, der Nier traf und ihn etwas ins Straucheln brachte. Aber dass war sein geringstes Problem. Denn er spürte den Schmerz, der durch deine Brust jagte. So das er aufschrie und auf die Knie kam. Sah an sich herab…und sah zwei scharfe Federn in seiner Brust stecken. Eine gefährlich nahe am Herz vorbei und die Andere kurz darunter. Zum Glück nicht besonders tief, aber tief genug um ihn leicht Blut spucken zu lassen und er keuchte, röchelte und sich an die Federn fasste. Sie schnitten in seine Hände und er konnte sie nicht entfernen. Sie taten höllisch weh. Stecken wie Messer in ihm und so klappte er nach vorn und seitlich hin. Hustete und röchelte weiter. Mit einer schmerzverzerrten Mine sah er dann vor sich und sah wie Caim völlig neben der Spur vor dem dämonischen Engel stand. Es ihn ansah und die vier Auswüchse länger wurden, Caim schließlich umschlossen und ihn fesselten. Nier hustete und sprach schwach: „N-Nicht…Geh…Ni…C-Caim...“ Und er kämpfte sich erneut schwach auf die Knie. Es tat weh. Seine Brust brannte wie Feuer und sein Bein war ebenfalls nicht verheilt. Er bekam einfach keine Schonzeit um sich ordentlich zu erholen. Aber er musste weiter machen! Er musste sich verwandeln! Nur so konnte er Caim retten! Er musste…Er sah nach vorne. Seine Sicht verschwamm leicht vor Schmerzen und er blinzelte sich zur Besinnung zurück. Verzog den Mund zu einem Knurren und kroch einige Zentimeter weiter auf allen Vieren auf sie zu. Hustete und keuchte dabei. Verwandel dich!...Doch es passierte nichts. Und Caim wurde derweil komplett gefangen. Nier sah wie dieses Monster ihn geschnappt hatte und hinter sich auf den Rücken schnallte, genau da wo die Auswüchse waren. Sie hatten ihn fest im Griff und Caim tat rein gar nichts. Er war gebrochen und Nier schwerer verletzt. Dennoch gab der Weißhaarige nicht auf. Wollte sich verwandeln, aber wusste nicht wie. Es klappte einfach nicht. War er…zu schwach? Das Furiae-Monster sah noch mal zu dem verwundeten Drachen rüber und starrte ihn nur an. Und Nier zurück. Es…es hatte kein Interesse an ihm. Wollte ihn nicht mal töten. Offensichtlich hatte es das was es wollte. So spreizte sie ihre Schwingen und erhob sich vom Erdboden. Der Wind zog über Nier hinweg und er fauchte ihnen nach, während das Biest langsam immer höher in den Himmel stieg: „Nicht…bleib…hier…Gib ihn mir zurück…gib mir…Caim zurück...!“ Und dann machte es einen starken Flügelschlag und zischte davon. Hoch in den Himmel und in die Ferne. Der untergehenden roten Sonne entgegen. Nier sah ihnen nach. Keuchte und hustete erneut Blut. Nicht…Nicht…Und er kam schwer wieder auf die Beine. Reichte mit der rechten Hand hoch in den Himmel. Immer wieder sagte er den Namen des Menschen den er verloren hatte. Immer und immer wieder leise und schwach. In dieselbe Richtung in die sie noch flogen. Und er knurrte, war verzweifelt, seine Wunden bluteten und dann brüllte er schwach und voller Sorge: „CAIM!!“ Endgültig gaben seine Kräfte nach. Er klappte seitlich nach vorne und lag einfach nur da im Gras. Atmete schwer und hasste sich selbst. Er durfte nicht aufgeben. Er wollte nicht! Doch er konnte sich nicht rühren. Sein Körper war wie gelähmt. Es war als hätte man ihm…etwas genommen. Ihm etwas aus seinem Herzen gerissen. Und er fing an vor Zorn zu weinen, ließ dabei die Tränen einfach nur laufen und konnte sich nicht bewegen. Es tat so weh. Seine Brust tat so weh, seine Wunden, sein Bein. Aber nichts davon…kam an den Schmerz ran den er über all dem zusätzlich spürte. Den Schmerz in seinem Herzen…als hätte man ihm den Menschen entrissen…den er liebte. Und er konnte nichts dagegen tun. Was er mit einem lauten und verzweifelten Schrei zugab. Ein Berg den er nicht erklimmen konnte... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)