Zusammenhanglose One-Shot-Sammlung von aki_ayatoru ================================================================================ Kapitel 3: Verlorene Freundschaft --------------------------------- „Oh, hey Levi!“ Hanji hob die Hand zur Begrüßung und lief auf Levi zu. Er musterte sie kritisch und verzog dann missmutig das Gesicht. „Du hast dir die Haare geschnitten.“ stellte er trocken fest und Hanji zwirbelte eine Haarsträhne zwischen Daumen und Zeigefinger, als wäre es ihr selbst jetzt erst aufgefallen. „Äh, Ja. Hab ich. Ich dachte, ein kürzere Haarschnitt würde meinem voranschreitenden Alter eher gerecht werden.“ Levi verdrehte die Augen und machte ein leises genervtes Geräusch. „Gefällt es dir nicht?“ Hanji zog einen Schmollmund und verschränkte beleidigt die Arme vor der Brust. „Seit wann interessierst DU dich für dein Äußeres? Das wäre mir neu.“ Hanjis Miene veränderte sich schlagartig und sie grinste ihn an. „Ach komm schon, Levi, die Tage, an denen du mich waschen musstest, weil ich es vergessen hab, sind schon lange vorbei!“ Levi schnalzte genervt mit der Zunge. „Bist du da auch noch stolz drauf, Brillenschlange? Allein die Erinnerung wäre jedem normalen Menschen zutiefst peinlich.“ Hanji winkte nur ab und rief ihm im Weggehen noch eine Verabschiedung zu. „Aber du bist nicht normal.“ murmelte Levi ihr hinterher und begab sich zum Pferdestall. Hanji, die ein paar Schritte rückwärts gestolpert war, um Levi zum Abschied zuzuwinken, drehte sich wieder um, als auch er sich in Bewegung setzte und das fröhliche Lächeln, das sie für die Unterhaltung mit Levi aufgesetzt hatte, wich aus ihrem Gesicht. Tiefe Augenringe bestimmten ihren müden Ausdruck und sie ließ niedergeschlagen die Schultern hängen. Ihr Magen krampfte schmerzhaft, weil sie seit einigen Tagen nur kaum etwas gegessen hatte. Kurz überlegte sie in die Küche zu gehen und zu sehen, ob man sich etwas außerhalb der normalen Essenszeiten holen konnte, doch sie verwarf den Gedanken schnell wieder. Sie hätte ohnehin nicht herunterbekommen. Mühsam versuchte sie ein für sie sonst normales energisches Tempo beizubehalten. Sie wollte von niemandem angesprochen werden und einfach nur die Tür ihres Arbeitszimmers hinter sich schließen. „Abteilungsfü-, nein, Kommandantin Hanji!“ aus dem Augenwinkel sah sie, wie jemand salutierte und sie warf der Person einen verwirrten Blick zu. Als sie Jean erkannte hellte sich ihre Miene ein wenig auf. „Jean, hallo. Kann ich dir helfen?“ sie zog eine Augenbraue in die Höhe, weil Jean etwas nervös schien und nicht so recht mit der Sprache herausrücken wollte. „Naja, also ich wollte nur fragen, ob du bei irgendwas Hilfe brauchst, oder sowas.“, murmelte er und versuchte angestrengt nicht nur auf seine Stiefel zu starten. Hanji sah ihn verwirrt an. „Du wolltest mir helfen?“, sobald sie es ausgesprochen hatte, verstand sie, was Jean eigentlich sagen wollte. Sie lächelte leicht, machte einen Schritt auf ihn zu und legte ihm die Hand auf die Schulter. „Danke, das weiß ich zu schätzen. Aber es ist alles in Ordnung.“ Ohne ihn noch einmal anzusehen, lief sie an ihm vorbei und verschwand dann in ihrem Arbeitszimmer. Sie schloss eilig die Flügeltür und ließ sich dann mit dem Rücken und geschlossenen Augen dagegen fallen. Die Stille im Raum schien sie zu erdrücken und mit einem Mal spürte sie den stechenden Schmerz in ihrem verletzten Auge wieder. „Ah, verdammt!“ zischte sie mit zusammen gebissenen Zähnen, nahm ihre Brille ab und legte ihre flache Hand auf den Verband. Als sie den Schmerz wieder größtenteils ignorieren konnte, stolperte sie vorsichtig zu ihrem Schreibtisch hinüber und ließ sich mit einem tiefen Seufzer auf ihren Stuhl fallen. „Kommandantin!“, murmelte sie leise und ein Hauch Verzweiflung schwang in ihrer Stimme mit. Dann schüttelte sie entschieden den Kopf, setzte sich wieder ihre Brille auf und zog sich ihre Notizen vom Vormittag zu sich ran, um alles noch einmal durchzulesen. Nachdem sie bestimmt schon eine Stunde wieder intensiv in ihre Arbeit vertieft war, klopfte es an ihrer Tür und fast zeitgleich wurde sie geöffnet. Hanji, die mit leicht geöffnetem Mund in ihre Lektüre vertieft war, sah nicht auf sondern winkte nur mit einer Hand. „Moblit, wenn du mehr aufgeschrieben und notiert hast zum Thema-”, sie verstummte und warf einen entsetzten Blick auf die Person vor ihrem Schreibtisch. Levis sonst harte Gesichtszüge waren fast mitleidig freundlich. „Ich bin nicht Moblit, tut mir leid.“, sagte Levi leise und legte ihr einen Zettel auf den Tisch. „Entschuldige.“, flüsterte Hanji mit brüchiger Stimme. „Das ist die Liste der zu beklagenden Verluste, die wir einstecken mussten.“, obwohl er leise sprach, kam ihm seine Stimme unnötig laut vor. Hanji sah kurz auf den Zettel und senkte dann den Blick. Eine einsame Träne rann ihr über die Wange. Moblit Berner stand da in der untersten Zeile. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)