Raum und Zeit von behrami ((Titelvorschläge werden entgegengenommen)) ================================================================================ Kapitel 12: Statesman - 2017 ---------------------------- Die große Halle, die sie inzwischen den Thronsaal nennen, ist voll mit lärmenden Flüchtlingen von Asgard. Loki kann auf den ersten Blick die Gladiatoren von Sakaar nicht unter den anderen Personen ausmachen, nicht einmal den steinigen Körper des Kronan Korg. Doch vermutlich läuft der Hohlkopf mit seinem Haustier unterm Arm nur irgendwo im Schiffsrumpf herum. Er hat angefangen, die Arbeiten, die an Bord getan werden müssen, zu koordinieren, ähnlich seiner Position als Gladiatorenorganisator auf Sakaar. Die meiste Zeit halten sich im Thronsaal ohnehin nur die Asen auf, wenn sie sich nicht gerade zum Schlafen in kleinere Kammern zurückziehen, Arbeiten verrichten oder versuchen, sich beschäftigt zu halten. Um nicht der Trauer um ihre Heimat und ihre Angehörigen zu erliegen. In einer etwas abgeschiedenen Ecke sitzt Thor und unterhält sich leise mit Brunnhilde. Die beiden haben vertraut die Köpfe zusammengesteckt und beugen sich über irgendetwas. Loki bezweifelt, dass es sich hier um eine pragmatische Unterredung handelt. Er verdreht die Augen. Auch als König bleibt Thor eine hoffnungslose Marionette seiner Gefühle. Dann entdeckt Loki unter den vielen Personen aber doch noch etwas, das seine Aufmerksamkeit auf sich zieht. Endlich etwas Abwechselung. Grinsend tritt er an einen der improvisierten Tische aus Lagerkisten und unterbricht das dortige Gespräch. „Hast du dich also endlich beruhigt“, sagt er mit ausdrücklich gleichmütigem Tonfall. „Sieht wohl so aus“, wehrt Banner, der asgardische Kleidung trägt, kurzangebunden ab. Nichts an der äußeren Erscheinung des Sterblichen erinnert noch an den Hulk, der sich beinahe einen Monat lang nicht in seine menschliche Form zurückpressen hatte lassen wollen. Stattdessen war er immer wieder durch das Schiff gestürmt wie ein Bilgenschwein und hatte mit jedem schweren Schritt die Wände erzittern lassen. Zweitweise haben Brunnhilde und Thor sogar versucht, ihm mit Argumenten nahezulegen, warum er sich in einem vollbesetzten Flugschiff so nicht betragen kann, aber irgendwann doch resigniert aufgegeben. Und das, obwohl den Hulk und Brunnhilde offenbar eine Art Freundschaft verbindet, wie Loki beobachtet hat. „Diesmal keine zwei Jahre am Stück, hm? Ist dir langweilig geworden da drin?“, triezt Loki weiter und man sieht ihm die Schadenfreude an. Die letzten Wochen haben ihm gezeigt, dass der Hulk wohl durchaus eine Art Verstand hat und nicht jede Kleinigkeit dafür sorgt, dass er Loki bei den Fußgelenken packt und ihn zu Brei schlägt. Und möglicherweise hat die gemeinsame Schlacht mit Hela Lokis Furcht vor dem Monster auch etwas schwinden lassen. Die beiden Heilerinnen, mit denen Banner sich unterhalten hat, stehen auf und nicken ihrem Gesprächspartner vielsagend zu, bevor sie sich entfernen. Banner schaut ihnen unglücklich nach. Loki grinst. „Ist es nicht eine Schande? Die Leute von Sakaar waren stets so erfreut, dich als Gladiator antreten zu sehen“, überlegt Loki von oben herab und fügt hinzu: „Mich auch. Vor allem, als du aus Thor beinahe in Stücke gerissen hast. Sehnst du dich nicht danach?“ Mit verkniffenem Mund fragt Banner endlich „Hast du das hier so nötig?“ und steht ungelenk vom Boden auf. Loki durchzuckt kurz das Befremden, das ihn stets überkommt, wann immer er realisiert, was für eine Jammergestalt der Mann unter dem Hulk eigentlich ist. Anstatt auf eine Reaktion zu warten, führt Bruce aus: „Stell dir vor, es ist tatsächlich angenehmer, nicht permanent angesehen zu werden wie eine tickende Bombe. Aber nein, vermutlich kannst du dir das nicht vorstellen. Du stehst ja drauf, wenn Leute dich hassen und verabscheuen.“ Mit einem angewiderten Blick mustert er Lokis Gesicht und spuckt die folgenden Worte geradezu aus: „Keine Angst, die Rolle kriegst du auf der Erde sofort wieder.“ Loki hebt amüsiert die Augenbrauen und deutet mit ausgestrecktem Arm auf die restlichen Asen. „Ich glaube nicht, dass man mir sonderlich feindlich gesinnt ist. Ich bin derjenige, der dafür sorgt, dass wir überhaupt regelmäßige Mahlzeiten erhalten auf diesem verfluchten Schiff.“ Er neigt den Kopf. „Wären meine Beschwörungen nicht, wären wir schon längst alle -“ „Ich rede auch nicht von deinen Leuten, sondern von meinen!“, unterbricht Banner ihn mit einem furchterregenden Funkeln in den Augen, „Du hast ordentlich Eindruck hinterlassen da unten, glaub mir. Auch wenn es Jahre her ist. Ich bezweifle, dass New York dich vergessen hat. Ich habe es jedenfalls nicht!“ Für einen Moment erinnert Banner ihn an Jane Foster, die Loki bei ihrer ersten Bewegung ebenfalls mit Bezug auf New York City ins Gesicht geschlagen hat. Thor hatte wirklich ein Händchen für heitere Spielkameraden. Mit einer aufgebrachten Geste wendet Banner sich zum Gehen, während Lokis Blick sich verdüstert. Er ist noch nicht fertig mit dem Sterblichen. Zwei schnelle Schritte geht er ihm nach und ihre gehobenen Stimmen haben bereits die Blicke der Asen auf sich gezogen, die in einzelnen Gruppen in der Halle am Boden sitzen. „Solange du in Midgard herumläufst“, erwidert Loki angriffslustig und spielt seine ganze Körpergröße aus, „wird man mich nicht einmal beachten!“ „Und dann was?“, faucht Banner und für einen Moment ist Loki sicher, dass sein Gesicht grünlich schimmert, „Dann brauchst du wieder Aufmerksamkeit und zettelst irgendeine neue Katastrophe an, so vielleicht?!“ „Du hast keine Ahnung, wozu ihn fähig bin.“ „Ganz genau! Und ich will es auch nicht wissen. Ich will einfach nur, dass du dich fernhältst.“ Banners Blick brennt sich in Lokis Augen. „Niemand will dich, also such‘ dir irgendeinen abgelegenen Planeten und bleib da. Ohne alles in Schutt und Asche zu legen. Vielen Dank!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)