Spiel des Schicksals von xRiLey ================================================================================ Kapitel 4: Innere Dämonen ------------------------- Alpträume störten Ran ihren Schlaf, gerade jetzt, wo sie so einsam und verletzlich war. "Paps? Paps?", schrie sie in ihrem Traum. "Ran? Ran, was tust du hier?" "Paps. Ich werde dich beschützen, ich verspreche es!" "Wie kannst du mich beschützen, wenn ich tot bin, Mausebein?" Heiße Tränen laufen Ran über ihr Gesicht, während kalter Schweiß die Haut bedeckte wie ein Leichentuch. Trotzdem rannte sie. Sie rannte so schnell sie konnte, doch Ran konnte ihn nicht einfangen. Es war sinnlos. "Paps! Paps! Bitte, es tut mir leid!" Egal, wie schnell sie rannte, ihr Vater war nichts weiter als ein Schatten in der Dunkelheit. Ein Schuss hallte durch die Dunkelheit, als de Gestank von metallischen Blut die Seele mit Furcht erfüllte. "Nein.. nein.. Paps! Paps! Paps, nein!" "Ran, Ran, wach auf! Wach auf!" Die Blauäugige keuchte. Luft strömte in ihre Lungen, während sie aus dem Alptraum hochschreckte und Sonnenlicht durch das Fenster schien. "Kazuha, es tut mir leid." "Wofür zum Teufel entschuldigst du dich? Alpträume zu haben? Das ist nichts, wofür man sich entschuldigen muss." Während sich die Welt herum für die Schülerin beruhigte, schloss sie ihre Augen und setzte sich aufrecht hin, die Knie an der Brust gedrückt. Die Schleifenträgerin saß am Rand der Matratze und rieb mit beruhigenden Kreisen über den Rücken. "Wir alle haben Alpträume, also sei nicht ganz so rot und verlegen, okay?" Ein besorgter Blick blitzte in Kazuha ihren saphirgrünen Augen auf, bevor sie ihre sanfte Beruhigung unterbrach. "Du wurdest missbraucht, nicht wahr?" Weißglühende Wut durchfuhr der Brünetten bei dem Wort Missbrauch. "Mein Vater hätte mir niemals weh getan!" Noch frisch von dem Alptraum floss Adrenalin durch sie hindurch und ihr handeln war instinktiv. In einem Moment lag sie auf dem Bett, im nächsten presste sie Kazuha gegen den Boden. "Wage es niemals anzudeuten, dass mein Vater mich missbraucht hat. Niemals!" "Wow, warte. Es tut mir leid! Das wusste ich nicht! Beruhige dich, Ran!" Und so schnell sie gekommen war, verblasste die tosende Dunkelheit bei dem Klang von Kazuha ihrer Stimme. Ran wurde klar, dass sie die Beherrschung verloren hatte. Sie hatte sich selbst verloren und Kazuha fast verletzt! Dennoch biss sie ihre Zähne zusammen und schaute finster drein, als Kazuha von ihr erneut zu Boden gedrückt wurde, ehe sie von ihr abstieg. Kazuha wusste überhaupt nichts von ihr und dennoch hatte ihre Mitbewohnerin die Nerven, anzunehmen, dass ihr Vater sie missbraucht hatte. Man hörte Kazuha ihr erleichtertes ausatmen und das Rascheln, als sie sich aufrichtete und ihren Kopf schüttelte. "Es tut mir leid, okay Ran? Ich war wirklich.. Ich war besorgt, und ich wusste das nicht." "Kazuha sprich nicht über meinen Vater. Niemals! Okay? Das ist eine No-Go- Zone, und es ist beleidigend, dass du überhaupt angenommen hast, dass er mich missbraucht hat." Kazuha atmete aus und nickte. Eine aufgeladene und seltsame Stille begann den Raum zu ersticken. Die junge Mori hatte nicht überreagiert. Zumindest glaubte sie es, dass ihre Reaktion vollkommen legitim gewesen war. Ran fiel auf ihr Bett, während die Dunkelheit ihrer Vergangenheit in ihr Bahnen zog. "Hey Ran? Mach dir keine Sorgen, egal worüber, okay? Wir haben alle unsere Dämonen." Da war eine Aufrichtigkeit in Kazuha ihren Worten als Ran ihren angespannten Blick auffing. "Du hast nicht überreagiert. Du hast aus der Emotion heraus reagiert. Wir haben alle unsere Gründe." Ein hartes Schlucken war die Antwort, bevor Ran ihr ein schwaches Nicken gab. Wieder drang Stille in den Raum. "Also, wie fühlst du dich jetzt?" "Ich fühle mich ein wenig besser. Immer noch ein bisschen durcheinander.. aber was kann ich tun, außer den Kopf über Wasser zu halten, richtig?" "Das ist die richtige Einstellung. Der erste Tag mit Unterricht für dich, lass uns was draus machen!" Als die Schleifenträgerin dies sagte, ging sie rüber zu ihrem Schrank und fing an, ihre Kleidung für den Tag auszusuchen. Der erste richtige Unterricht, wie aufregend dies war. Die Schülerin ging rüber zu ihrem eigenen Schrank und fing an, ihre Kleidung zu durchsuchen. Ihr Outfit sollte ihr nach dem Alptraum ein besseres Gefühl verschaffen und ihren Mitschülern zeigen, dass sie niemand war, mit dem man sich anlegen sollte. Sie zog ein schwarzen Kleid heraus, worauf sie die passende Lederjacke und Stiefeletten trug. Nachdem sie sich angezogen hatte, machte sie sich auf den Weg in die erste Klasse für heute. Ran hatte es gerade noch pünktlich in die Klasse geschafft, denn sie hatte sich ein bisschen verlaufen, als sie durch die Hallen geirrt war. Der Lehrer sah auf und lächelte seine neue Schülerin freundlich an. "Du musst die neue Schülerin sein, von der ich so viel gehört habe." Ran blinzelte einmal, als der Lehrer auf sie zu kam. "Mein Name ist Mr. Takagi, aber nenn mich besser nicht Mr. T. Darauf werde ich nicht reagieren." Die hübsche Mori sah auf Mr. Takagis ausgestreckter Hand hinunter und runzelte die Stirn. Dieser Kerl hatte viel zu viel Energie für diese frühe Uhrzeit. Bei seiner fröhlichen Einstellung kniff Ran die Augen zusammen, bevor sie das Gesicht verzog. "Also, ich bin hier. Wo sitze ich?" Mr. Takagi starrte seine Schülerin einen Moment lang an, ehe er verhalten lachte und seine Hand fallen ließ. "Da ist diese Anpack- Mentalität, für die die Schüle der Gintama High bekannt sind!" Dieser Lehrer klang wie ein Typ, der zu naiv und optimistisch für sein eigenes Wohl war. "Wie auch immer, dein Platz ist.." Mr Takagi ging zurück zu seinem Schreibtisch und holte die Sitzordnung heraus. "Ah, du hast Glück! Er ist hinten neben Shinichi Kudo. Schade, dass er noch nicht hier ist." Auch wenn Shinichi noch nicht hier war, sah Ran auf den Platz, auf den Mr. Takagi zeigte. Sie fühlte, wie ihre Wangen zu erröten begannen. In Englisch neben Shinichi zu sitzen, war Schicksal. Es war fast so, als ob eine höhere Macht wollte, dass die Beiden sich kennenlernen würden. In dem Moment, als Ran sich hinsetzte, läutete die letzte Glocke und Mr. Takagi war nicht erfreut über Shinichi seine Abwesenheit. "Und natürlich beschließt er, den Unterricht zu schwänzen.. wieder einmal." Ran konnte nicht anders, als einen Anflug von Enttäuschung zu verspüren, dass sie Shinichi heute nicht treffen würde. Das gute daran war, dass sie einen ganzen Schreibtisch für sie alleine hatte. Die Klassenzimmertüre wurde wieder aufgeschlagen und ein sehr wütender Shinichi hereinkam. "Shinichi, du hast dich also doch entschieden, heute bei uns mitzumachen! Macht es dir was aus, mir zu sagen, warum du zu spät kommst?" Die Stille im Klassenzimmer war erdrückend, als sein stürmischer Blick vom Boden zu Mr. Takagi hinaufglitt. Im Handumdrehen flog sein Rucksack von seiner Schulter und krachte mit einem lauten Knall auf den Boden. Spraydosen, Notizbücher und andere Utensilien verteilten sich über den Boden, während Shinichi seinen Lehrer anstarrte. "Wollen Sie mir diese Frage wirklich noch einmal stellen, Arschloch?" Schockiert beobachtete Ran dieses Szenario, denn dies war überhaupt nicht der Shinichi, den sie kennengelernt hatte. Mr. Takagi hingegen schien völlig unbeeindruckt zu sein, als er den wütenden Schüler direkt in die Augen sah. "Sie werden das aufheben, Mr. Kudo. Und sie werden sich hinsetzen und sich benehmen." "Ach ja? Zwingen Sie mich doch dazu. Sie können froh sein, dass ich überhaupt zu dieser erbärmlichen Ausrede eines Kurses gekommen bin." "Sie werden das tun, Mr. Kudo, denn Sie bewegen sich gerade auf sehr dünnem Eis.", erklärte der Lehrer mit einer beeindruckenden Ruhe, "Darf ich Sie daran erinnern, dass der Rauswurf von Gintama High eine dauerhafte Vorstrafe in ihrer Akte bedeutet." "Ja, ja. Klappe halten, Taki, ich habe es verstanden. Ich riskiere eine Gefängnisstrafe, wenn ich etwas Dummes mache." Während er all dies sagte, konnte Ran die Hitze des rohen Schmerzes und der Wut in Shinichi seiner Stimme hören. Seine Augen waren rot, als ob er geweint hätte. Ran schluckte und wendete ihren Blick von ihrem Mitschüler und Lehrer ab. Das war nicht ihr Problem. Und sie wollte sich auch nicht mit seiner schlechten Laune auseinandersetzen, wenn sie ihm bei dem Aufsammeln seiner Utensilien helfen würde. "Also, Mr. Kudo, werden Sie nun ihre Sachen zusammensuchen oder nicht?" Ein Flüstern begann sich über das Klassenzimmer zu legen, während die Schüler Wetten darüber abschlossen, was Shinichi tun würde. Die junge Mori bekam Mitgefühl. während sie Shinichi mit geballten Fäusten dastehen sah, wie die Dunkelheit in seinen Augen funkelte. Und er schlug mit seiner Faust auf einen der Schreibtische in der Nähe. "Oh mein Gott, Shinichi!", kam es aus Ran heraus, ehe sie sich davon abhalten konnte. Der junge Kudo blickte mit einem finsteren Blick in ihre Richtung. "Was zum Teufel willst du?" "Shinichi bitte, beruhige dich einfach." "Sag du mir verdammt nochmal nicht, wie ich mich fühlen soll, verstanden?" Mit errötetem Gesicht schluckte sie hart und drückte sich weit in ihren Stuhl nach hinten, während Shinichi sie einfach anstarrte. "Mr. Kudo, hören Sie auf, die anderen Schüler zu belästigen. Ran ist ihre neue Sitznachbarin, also seien sie nett zu ihr." Shinichi sein Blick wurde intensiver, während er mit seinen Augen rollte und sich hinkniete, um seine Sachen aufzuheben. "Während Shinichi das Chaos aufräumt, das er angerichtet hat, würde der Rest von euch bitte die Lehrbücher herausholen?" Ran griff in ihre Tasche und holte ihre Ausgabe von Stolz und Vorurteil heraus. Von Zeit zu Zeit sah sie jedoch über ihr Buch hinweg, um Shinichi bei dem Aufräumen zuzuschauen. Es gab keine richtigen Worte, um diese Situation zu beschreiben. Nachdem Shinichi seine Sachen aufgesammelt hatte, ging er durch die Klasse zu seinem Platz. Mit seinen stürmischen Augen sah er Ran noch einmal intensiv an, als sich sein finsterer Blick vertiefte. "Weißt du, dein Platz ist genau hier, richtig? Du kannst dich also hinsetzen." Shinichi rollte bei dieser Bemerkung mit seinen Augen, ehe er seinen Rucksack auf den Boden schleuderte und sich hinsetzte. "Sei kein Klugscheißer, neues Mädchen. Das ist der schnellste Weg, in dieser Schule vermöbelt zu werden." "Willst du mir ernsthaft drohen, weil ich dich gebeten habe, dich hinzusetzen?" "Willst du, dass es eine Drohung ist?" "Hör zu, ich weiß, du bist es gewohnt, der King zu sein, aber du weißt nicht, mit wem du dich anlegst." "Sagt das naive und kleine neue Mädchen, verloren in einer großen, beängstigenden Welt." "Behandelst du so Leute, die nett zu dir sein wollen? Indem du ein undankbares Arschloch bist?" Der Sturm in Shinichi seinen Augen flackerte für einen Moment auf, bevor er sich verdunkelte und sich in eine undefinierbare Emotion verwandelte. Für einen langen Moment schaute er Ran an, ehe er seine Lippen in dieses nervtötende Grinsen verwandelte. "Freundlich zu sein bringt dich im Leben nicht weiter. Es macht dich nur zu einem Tritthocker, auf dem die Menschen sich ausruhen können." Und das war alles was er sagte, bevor e seine stark bekritzelte Kopie von Stolz und Vorurteil herausholte. Da war sie wieder. Sein dummes Besserwisser- Grinsen und seine Bad- Boy- Einstellung. Ran wandte sich wieder ihrer Aufgaben zu, aber ihre Gedanken wanderten weiter zu dem Jungen neben ihr. Er klopfte mit seinen Finger immer wieder auf den Tisch, was Ran immer mehr störte. "Würdest du aufhören, mit den Fingern auf dem Tisch zu trommeln? Ich versuche, mich zu konzentrieren!" "Nö. Klopfen hilft mir, mich zu konzentrieren, also komm damit klar." "Es macht mich verrückt. Kannst du wenigstens versuchen, aufzuhören?" "Wenn es dir nicht gefällt, neben mir zu sitzen. frag nach einem neuen Platz. Einfache Lösung und ein Gewinn für alle." "Warum bittest du nicht um einen neuen Platz, Mister?" "Weil ich zuerst hier war und ich mag es, hinten zu sitzen." Der Rest des Morgens kroch im Schneckentempo vorüber, bis endlich die Glocke läutete. Bevor Ran etwas sagen konnte, stand Shinichi auf und ging aus der Klasse. Doch er kam nicht weit. "Mr. Kudo, ich würde gerne mit ihnen über ihr Verhalten heute Morgen sprechen." Shinichi blickte finster drein und seine beiden Hände krümmten sich zu Fäusten. Mr. Takagi hingegen blinzelte nicht einmal. Ran wusste, dass Shinichi es nicht mochte, wenn Leute nett waren oder in seinen Angelegenheiten herumschnüffelten, aber Ran schob alle Zweifel beiseite, ehe sie von ihrem Schreibtisch aufstand. Shinichi runzelte verwirrt die Stirn, als seine Mitschülerin vor ihm zum Stehen kam. "Wir haben gerade eine Stunde und fünfzehn Minuten nebeneinander gesessen. Was willst du?" "Ich möchte dir sagen, dass alles gut werden wird. Mr. Takagi scheint ein anständiger Kerl zu sein, ich denke, das wird schon gut gehen." Der junge Kudo blinzelte bei den Worten ehe er einen verärgerten Seufzer ausstößte. "Du bist ein Trottel." Ran schenkte Shinichi ein flüchtiges Lächeln, bevor sie sich auf den Weg aus dem Klassenzimmer machte. Draußen auf dem Flur atmete die junge Mori aus und lehnte sich an einen der Spinde. Es war ihre erste Stunde an ihrem ersten offiziellen Schultag und sie war schon müde. Wenn die Dinge an der Gintama High immer so aufregend waren, wusste sie nicht, wie sie dies überleben sollte. Gerade als Ran in ihre nächste Klasse gehen wollte, hörte sie ihren Englischlehrer und Shinichi reden, da die Tür noch leicht geöffnet war. "Ich weiß, du hattest einen harten Morgen, Shinichi, aber wenn du so weitermachst.." "Wenn ich mich nicht um mein Leben kümmere, warum sollte es jemand anderen kümmern?" "Ich will dich nicht nachsitzen lassen müssen, da du schon mit de Verwaltung in der Klemme steckst." "Vielleicht will ich ja rausgeschmissen werden. Vielleicht sollte ich ins Gefängnis gehen oder was auch immer." Die Tür zum Klassenzimmer wurde aufgeschleudert als Shinichi herausstürmte. Die Rötung in seinen Augen war wieder da, als ob Wut, Trauer und Frustration miteinander um die Vorherrschaft kämpften. "Mr. Kudo nicht.." "Sagen sie mir nicht, was ich zu tun habe!" Die Tür knallte zu und Shinichi blickte wütend drein, ohne zu merken, dass Ran neben ihm stand. Zumindest dachte die Brünette dies, bis er etwas sagte. "Was zum Teufel machst du hier draußen?" Ran ihr Gehirn sagte ihr, dass sie weggehen sollte, aber ihre Füße waren wie angewurzelt, als sie hart schlucken musste. "Ich war nur.. Ich habe mir Sorgen um dich gemacht." "Tja, verpiss dich!" Der wütende Kudo knallte seine Faust gegen den Spind, an den Ran sich gelehnt hatte, was einige Schüler drum herum nach Luft schnappen ließen. "Ich brauche deine Sorge nicht, und genauso wenig brauche ich dein Mitleid. Kapiert?" "Ich bemitleide dich nicht." "Was zum Teufel tust du dann?" "Sorge und Mitleid sind nicht dasselbe, Shinichi. Überhaupt nicht." "Du bist ein verdammter Idiot, weißt du das?" Mr. Takagi öffnete noch einmal die Türe, um nach dem Rechten zusehen, was Ran mit einem bösen Blick kommentiere und Shinichi am Arm packte. "Lass mich los, du Spinnerin! Das ist Belästigung!" "Mr. Takagi kommt aus. Willst du ausrasten und ihm aus Versehen die Nase brechen oder so?" Shinichi öffnete seinen Mund, um dagegenzuhalten, aber Ran sah, wie sich der Sturm in seinen Augen legte und er nickte. Die junge Mori führte Shinichi weit weg vom Englisch- Klassenzimmer, bevor er ihr schließlich seinen Arm entriss. "Du wirst mich doch nicht allein lassen, oder, neues Mädchen?" "Shinichi, die Antwort auf diese Frage ist nicht, bis du redest." "Du bist eine Stalkerin." "Nein, ich bin keine Stalkerin. Ich bin deine Sitznachbarin. Und das Letzte, was ich brauche ist, dass du mir den Englischkurs verdirbst." "Dann wechsle deinen SItzplatz, neues Mädchen, das ist nicht schwer. Du hast einen Mund, melde dich einfach." "Was zur Hölle ist los mit dir?" Shinichi rollte mit den Augen, als die Warnglocke klingelte, damit die Schüler in die nächste Stunde gingen. "Ich habe heute Morgen einen Anruf bekommen, okay? Einen wirklich schlimmen. Ich will nicht darüber reden." "Einen Telefonanruf?" "Ja. Ein Telefonanruf. Du hast deine Antwort bekommen, jetzt geh mir verdammt nochmal aus den Augen." Als er an seine Mitschülerin vorbeilief, knallte Shinichi mit seiner Schulter hart gegen sie, sodass Ran ein paar Schritte zurückstolperte. "Falls du es nicht bemerkt hast, du hast mich gestoßen. Willst du dich nicht entschuldigen?" "Nö. Das habe ich mit Absicht gemacht." Nicht ein einziges Mal schaute Shinichi zurück, als er beim Davongehen antwortete. Mit einem finsteren Blick beobachtete Ran ihn, ehe sie losging und versuchte, ihre nächste Klasse zu finden. Der Rest des morgendlichen Unterrichts verflog in einem Gewirr von Physikproblemen und Geschichtsstunden. Als es Zeit für das Mittagessen wurde, waren die Schüler hungrig. Nicht nur nach Essen, sondern auch nach Ruhe. Die Schüler gingen in die Cafeteria und schauten sich nach den verschiedenen Angeboten um, die zur Auswahl standen. Darunter war auch Ran, die sich für die Käselasagne entschied, da der Salat überhaupt nicht appetitlich und Frisch aussah. Bei ihrem ersten Biss verzog sie angewidert ihr Gesicht bei der trockenen und Karton- artigen Textur. Dies war doch keine Lasagne, sondern eher Gips mit roter Soße. "Ran! Ich bin so froh, dass du es geschafft hast, deinen ersten Schultag zu überlegen!" Kazuha kam herüber und schlang lässig ihren Arm durch den ihrer Mitbewohnerin. "Ich bin auch froh, dass ich überlebt habe. Es war hart, aber ich glaube, ich bin noch nicht gestorben." "Viele Kids in deiner Position würden sich jetzt verkriechen und weinen." Die Schleifenträgerin führte ihre neu gewonnene Freundin zu einem Tisch, an dem Heiji und ein anderer Junge ein Gespräch führte. "Anscheinend ist er einfach ins Klassenzimmer marschiert und hat seinen Rucksack auf den Boden geknallt." "Es laufen schon Wetten, wie lange es dauert, bis er völlig ausrastet." Je näher die Beiden kamen, erkannte man, dass der andere Junge Kaito war, einer der Jungs, die Kazuha ihr vorgestellt hatte. "Heiji! Kaito! Wie könnt ihr es wagen, den heißen Klatsch ohne mich zu verbreiten?" "Kazuha!" Heiji wandte sich sofort von Kaito ab und strahlte, während Kazuha ging und sich auf Heiji seinen Schoß setzte. Ran setzte sich neben Kaito und die Zwei tauschten amüsierte Blicke darüber aus, da das Paar sich küssten. "Soll ich mich über sie lustig machen oder möchtest du die Ehre haben?" "Ich denke du kannst das übernehmen. Gute Idee, sich nicht zu sehr über deinen Mitbewohner lustig zu machen, oder?" Kaito lachte, bevor er sich Kazuha und Heiji zuwandte, als er eine Weintraube von seinem Teller aufhob. "Ihr zwei, nehmt euch ein Zimmer!" Die Traube segelte auf das verliebte Paar und traf den Kappenträger an die Seite seines Kopfes, aber dies hielt ihn nicht davon ab, Kazuha zu küssen und gleichzeitig seinem Freund den Stinkefinger zu zeigen. "Die beiden sind ihrer Knutschsessions wirklich treu ergeben!" "Damit muss ich mich jeden Tag herumschlagen." Kazuha lachte als sie Heiji einen letzten Kuss auf die Lippen gab, bevor sie sich zu ihren Freunden umdrehte. "Also was sind die brennenden Neuigkeiten des Tages?" "Wir haben über Shinichi geredet und darüber, wie er heute Morgen in Takagi seiner Klasse praktisch durchgedreht ist." Die Blauäugige erstarrte bei Kaito seinen Worten, während Kazuha wissentlich pfiff. "Ich habe von all dem auch schon gehört. Shinichi sein berüchtigtes und explosives Temperament hat wieder mal zugeschlagen." "Ran warst du heute Morgen nicht auch in Takagi seinen Englischkurs? Du hast alles gesehen, richtig?" "Oh ja, richtig! Du musst Shinichi seinen Wutanfall hautnah miterleben und das an deinem ersten Tag. Wie war es?" Alle Augen waren auf die junge Mori gerichtet, während sie auf die Innenseite ihrer Lippe biss und versuchte, die Emotionen zu ordnen. "Es war halb so wild. Ich meine, ich war besorgt, aber ich war mehr um ihn besorgt als um meine eigene Sicherheit." "Ich kann mich nicht entscheiden, ob das bedeutet, dass du mutig oder dumm bist, Ran." "Nun sie hat Recht. Kudo ist kein schlechter Kerl. Er hat nicht die Absicht, Menschen zu verletzen." "Ach ja? Und ich wette, er will ihnen auch nicht die Nase brechen, wenn er sie schlägt." "Kaito, wir alle haben böse Dinge getan. Das ist der Grund, warum wir hier sind. Wir haben kein Recht, jemanden zu verurteilen." "Jedenfalls, bevor du und Ran hierhergekommen seid, habe ich Heiji erzählt, dass eine Wette im Gange ist." "Ja, die Leute wetten schon, wie lange es dauert, bis Kudo ausrastet und rausgeschmissen wird." "Eine Wette? Das ist barbarisch! Ich meine, Shinichi ist ein Mensch. Wir sollten nicht auf das Leben eines Menschen wetten." "Willkommen an der Gintama High, wo alle Moralvorstellungen der Unterhaltung zuliebe aus dem Fenster fliegen. Wie auch immer, ich habe meine Wette bereits beim Buchmacher abgegeben." "Lass mich raten. Gegen ihn." "Für ihn. Shinichi hat ziemlich schlechte Laune, aber ich denke, er kann es wenigstens bis zum Abschluss schaffen." "Ich denke, man kann mit Sicherheit sagen, dass Heiji und ich hinter ihm stehen." "Wetter ihr ernsthaft auf Shinichi seine Zukunft?!" "Ob es dir gefällt oder nicht, Ran, so zeigen wir unsere Unterstützung für die Leute hier." "Willst du auch wetten? Dafür oder dagegen. Es liegt an dir." "Ich kenne Shinichi nicht wirklich, eigentlich habe ich kaum mit dem Typen zu tun gehabt." "Du gehst also auf Nummer sicher und wettest gegen ihn?" "Nein, ich wette für ihn." Ran griff in ihre Tasche und legte selbstbewusst Geld hin. "Ich kenne ihn vielleicht nicht, aber ich sehe das Gute in ihm. Da waren ein paar Momente, sehr flüchtige Momente, in denen ich etwas Gutes in ihm gesehen habe." Kaito nickte einmal, bevor er herüberkam und das Geld nahm. "Du bist ein guter Mensch. Das ist wirklich bewundernswert." "Wohl kaum. Ich tue nur mein Bestes, um zu überleben." Der Rest des Mittagessens verging ohne große Zwischenfälle, bis die Glocke läutete, der die Schüler zurück in den Unterricht trieb. "Also welche Klasse hast du als nächstes Ran?" "Ich glaube, ich habe jetzt Sport, aber ich werde mal kurz auf die Toilette gehen.." "Alles klar dann viel Glück für den Rest deines Tages, Süße." "Ja Ran. Wir sehen uns." "Nur noch ein paar Stunden übrig und ich schätze, dann bist du offiziell eine Straftäterin der Gintama High." Ran sah ein schwaches Funkeln in Kaito seinen Augen. Sie waren freundlich, aber nicht zu freundlich und Ran erwiderte sein Lächeln. "Ich denke, dass ich genau hierher passe." Kaito lachte, ehe er seinen Kopf schüttelte und ihr zuwinkte. "Mit dieser Einstellung? Ja, das wirst du. Ist das eine gute Sache oder eine schlechte Sache?" "Ist das wichtig?" "Nein, ist es nicht. Es bedeutet nur, dass du Mumm hast." Nachdem er ein letztes freundliches Lächeln geschenkt hatte, drehte Kaito sich um und ging zusammen mit Kazuha in die nächste Klasse. Auf der Toilette atmete Ran einen müden Seufzer aus, bevor sie sich im Spiegel betrachtete. Sie hatte letzte Nacht kaum geschlafen. Und das bisschen Schlaf, was Ran bekam, war keinesfalls erholsam. Sie brauchte ihre Energie, wenn sie an diesem Ort überleben wollte. Die junge Mori spritzte sich etwas Wasser in ihr Gesicht, in der Hoffnung, dass die Kälte die Schläfrigkeit aus ihr herauswischen würde. Das tat es aber nicht. Ran stellte das Wasser ab und schloss ihre müden Augen, um einfach den Moment aufzunehmen. Sie wollte nach Hause. Der Gedanke an Zuhause dran wie ein Virus in ihr Verstand ein, während die angestauten Emotionen zu explodieren drohten. Ran wollte einfach nur nach Hause. Sie wollte in ihr altes Leben zurückkehren. Während die Gedanken an Zuhause und ihr altes Leben Achterbahn fuhren, hörte Ran einen lauten Knall. Die Badezimmertür knallte auf und bevor sie überhaupt reagieren konnte, schrie Ran. Krallen aus künstlichen Fingernägeln über ihre Kopfhaut, bevor jemand ihr langes braunes Haar mit ihrer Faust packte. "Bereit für Runde zwei, Schlampe?" Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)