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Warum Eigentlich Noch Liebe?

Inspiriert von "Love Sux"
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
A.k.a. "Cannonball"
Are you ready? Are you ready? Are you ready?
Let's go! Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
A.k.a. "Bois Lie"
Triggerwarnungen: Gewichtsschwankungen, Zu-/Abnehmen, an der Grenze zu Bodyshaming Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
A.k.a. "Bite Me" Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
A.k.a. "Love It When You Hate Me" Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
A.k.a. "Love Sux"
Das Kapitel passt nicht mehr ganz zur Musik, ich hab mich da etwas ... davontragen lassen. :'D Es wird langsam etwas dramatisch.^^ Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
A.k.a. Kiss Me Like The World Is Ending
(Für mehr Kontext schaut gerne in mein Kapitel "Five Kisses" aus "Mit Liebe Gekocht" rein: https://www.animexx.de/fanfiction/autor/534019/388929/1259898/default/#complete) Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
A.k.a. Avalanche
Ihr wisst, bei mir geht es nicht ohne dunkle Stunden. 🙈 Hier kommen sie.
Es werden Depressionen, Burnout, Dissoziation und Panikattacken angedeutet, also bitte mit Vorsicht fortfahren.
So, Auftritt Seph, der das dritte Kapitel in Folge nicht aus dem Bett kommt ... Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
A.k.a. "Deja Vu" (Ja, in der Schreibweise)

(Baby, seasons change but people don't
And I'll always be waiting in the backroom
- The Take Over, The Break's Over, Fall Out Boy) Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
A.k.a. ... nein, der Titel ist gleich xD Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
A. k. a. "All I Wanted" Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
A. k. a. Dare To Love Me Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
A. k. a. Break Of A Heartache

(Denkt das Baba bitte als österreichisches tschüß, ja?^^) Komplett anzeigen

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Jetzt Reicht's!

Für Sephiroth war es ungewohnt, nicht Genesis neben sich auf den Photos zu sehen. Der Soldat, der auf seinem Handybildschirm erschien, als er sich selbst über Google und Social Media recherchierte, war etwas kleiner, brünett, die Haare waren kürzer. Es war auf den Bildern nicht zu erkennen, aber aus einem unbekümmerten Gesicht blickten graue Augen hervor. Sephiroth war blau lieber.       

Die Tweets rätselten über die Identität dieses mysteriösen neuen Mannes: „Frühlingsgefühle?“, titelte die Midgar Evening in einem reißerischen Boulevardartikel, unterfüttert mit einem Bild, auf dem der Soldat eine sanfte Hand auf Sephiroths Rücken gelegt hatte. Er erinnerte sich daran; er verkrampfte seine eigene freie Hand und knirschte unwillkürlich mit den Zähnen. „Man(n) geht also zum Militär, um die beste Auswahl zu haben ...“, kommentierte ein Profil namens Marco186439. Zahlenaccounts, dachte sich Sephiroth augenverdrehend. Fanprofile auf Instagram posteten Photostrecken, die einen gesamten romantischen Spaziergang durch Midgars Zentrum suggerierten. Er suchte auf den Bildern nach seinem Ehering, der in seinen Augen eindeutig zu sehen war. Wie konnte wirklich irgendjemand so dumm sein zu glauben, er würde seinem Mann fremdgehen? Und das öffentlich?
 

You did me wrong

And so now this is what you get

I hope that when you see my face

It starts to make you feel a little sick

 
 

Für die neuen Photos hatte irgendein User bereits einen neuen Post im Subreddit /rJustSeph (der Nachfolger des vorigen Subreddits /rSephirothCrescent, der nach seinem eigenen Twitterhandle benannt worden war) angelegt. Die Identität des „mysteriösen“ Soldaten war noch nicht geklärt worden, aber das allgemeine Urteil der Dutzenden Kommentare, die er überflog, schien zu sein, dass Sephiroth nun nach einem halben Jahr und einem einsamen zweiundvierzigsten Geburtstag (sogar mit Link zur Diskussion eines seiner Tweets) neu verliebt war. Im Fanforum traute man ihm hingegen mehr Treue zu und die Hardcorefans, deren Accountnamen er schon seit Jahren vom stillen Mitlesen kannte, waren sich ziemlich sicher, dass es auf Scheidung und neue Liebe keine wirklichen Hinweise gab. Mittlerweile war Sephiroth schwindelig und er war sich selbst schon nicht mehr sicher, wie es eigentlich um seine Ehe stand. Und das alles wegen so einem Typen, dachte er sich bitter. Er steckte das Handy weg.
 

Like a ticking timebomb, I’m about to

            EXPLODE

 
 

Er betrachtete sich eingehend im Flurspiegel seiner bis auf ihn leeren Wohnung. Freilich, die anderthalb Jahre schwerer Krankheit waren ihm noch anzumerken, aber er zuckte die Schultern, an denen sein Hemd noch immer etwas zu weit war. Im Moment kümmerte ihn das wenig. Himmelherrgottnocheins, dann hatte er eben immens abgenommen und eine Menge Muskeln verloren, aber was konnte er dafür? Er hatte es satt, sich zu verstecken, und überhaupt hatte er ganz andere Probleme. Was sollte er jetzt tun? Was das Internet über ihn dachte, hatte ihn noch nie sonderlich interessiert. So richtig an Fahrt hatte es immerhin erst aufgenommen, als er schon über dreißig war, in dem Alter hatte er längst gelernt, sich nicht über Meinungen Fremder Gedanken zu machen. Aber wenn Doe, der da auf den Bildern mit ihm zu sehen war, einen Krieg über Social Media anfing, musste er da nicht mit einem Echo rechnen?        

Sephiroth nahm das Handy wieder zur Hand und suchte den Tweet von der Midgar Evening heraus, in dem der Artikel verlinkt war. Er klickte auf „Tweet zitieren“ und überlegte. Ja, Doe hatte ihm offenbar übel mitgespielt. Sich in sein Leben geschlichen, sein Vertrauen missbraucht und sich wichtiger gemacht, als er war. Versuchte er wirklich, sich als der „neue Mann an seiner Seite“ darzustellen, indem er zweideutige Bilder provozierte? Und dann noch die Sache vom Abend zuvor ...

Alles in allem konnte Sephiroth Doe nicht einfach der Öffentlichkeit preisgeben, das wäre kindisch gewesen, egal, was zuvor passiert war. Und Dinge zu dementieren war noch nie seine Art gewesen. Wann immer die Würfel gefallen waren und die neuesten Scheidungsgerüchte ihn getroffen hatten, hatten sie einfach ihr Leben weitergelebt: Es war ja offensichtlich gewesen, dass sie sich nicht scheiden ließen. Aber jetzt, zumal man ihn und Genesis seit sechs Monaten nicht mehr zusammen gesehen hatte, hatte er das Gefühl, wenigstens eine vage Antwort geben zu müssen. Er fand es unfassbar, dass Doe, dem er vertraut hatte, ihn dazu trieb. Er biss die Zähne aufeinander.  

Eine Formulierung fiel ihm allerdings trotzdem nicht ein. So hatte die Wut reichlich Zeit, in ihm aufzusteigen, bis der Nachbar in der Wohnung unter seiner die Musik aufdrehte, sodass Sephiroth die Vibrationen durch den Boden spürte. Sie hatten es bereits seit Jahren aufgegeben, ihn darauf hinzuweisen, dass er seine Musik nicht so laut aufdrehen sollte. Er konnte wilde elektrische Instrumente und durchdringenden Bass hören, dazu eine kreischende weibliche Stimme. Durch seinen Nachbarn kannte er das Album mittlerweile ganz gut. Da kam ihm tatsächlich eine Idee.   

Er reaktivierte den Handybildschirm und fand sich wieder auf Twitter, den zitierten Tweet noch immer geöffnet. Er wusste, dass Dutzende seiner Follower, deren Zahl sich im sechsstelligen Bereich befand, sofort Screenshots anfertigen würden, sobald sein Tweet gesendet wäre. Sein gelöschter Tweet vom Dezember zum Beispiel existierte nur noch in Screenshotform. Was er schrieb, würde also bleiben, egal, ob er sich später entscheiden würde, den Tweet doch noch zu löschen oder nicht. Er musste sich gut überlegen, ob er die Sache wirklich kommentieren wollte oder nicht. Ein Blick in Does Gesicht auf dem Bild der Evening bestätigte ihn allerdings.           

Er tippte: „So why don’t you just look me in the eyes? #Lalalalalaliar“ und betrachtete, was er geschrieben hatte. Wenn er jetzt auf „Retweeten“ klickte, würde er Doe der Chimäre seiner geballten Fangemeinde aussetzen. Allerdings, dachte er mit Genugtuung, während er darauf wartete, dass der Tweet gesendet wurde, hatte Doe sich selbst längst in diese Situation gebracht. Augenblicklich sammelte sein Tweet Dutzende Herzen, nach wenigen Sekunden waren es deutlich über einhundert. Er schaltete das Handy aus. Das Feuer der Rache war in ihm entfacht. Er wusste, was er zu tun hatte. In Sachen Medien und PR war er immerhin erfahren; Doe wusste überhaupt nicht, worauf er sich eingelassen hatte.      

Mit vielleicht etwas groben Bewegungen löste Sephiroth die Befestigung um seine Haare und ließ sie offen über seinen Oberkörper fallen; den obersten Knopf seines Hemdes öffnete er auch, so wie früher. Er sah sich zwar selbst mit jedem Tag etwas ähnlicher und er hatte sich nie unbedingt als wunderschön empfunden, aber er vermisste dennoch, wie er noch zwei Jahre zuvor ausgehen hatte, breitschultrig, muskulös, schlank, wach – gesund. Um die Verletzlichkeit in seinen Augen nun zu überspielen, presste er die Zähne aufeinander und im Spiegel konnte er deutlich erkennen, wie verbissen er wirkte. Er hatte etwas zu erledigen.
 

Take your best shot

Gimme all that you‘ve got

 
 

Er stieß die Tür auf und ließ sie hinter sich zufallen; die vierzehn Treppen zum Erdgeschoss trabte er locker nach unten, Stufe für Stufe. Als er auf die Straße trat, blendete ihn die Sonne; er hob die Hand, um seine Augen abzuschirmen, und sah seinen Plan bereits aufgehen. Mit der erhobenen Hand fuhr er sich nun durch die Haare, um sie in Form zu schütteln. Alles in allem, fand er, fehlte nur noch die überdimensionierte Sonnenbrille und er musste wie ein Superstar aussehen, wie ihn die Photographen sofort zu belagern und zu verfolgen begannen.    Sie schrien durcheinander: „Wer ist dein neuer Freund?“ – „Lässt du dich scheiden?“ – „Liegt es am Kinderwunsch?“ – „Wo habt ihr euch kennengelernt?“ – „Seid ihr glücklich?“ – „Können wir einen Namen bekommen? Einen Namen!“ – „Ihr seid ein wirklich süßes Paar!“ – „Ein Photo? Bitte ein Photo, hier –“ 

Sephiroth ließ sich ein paar Schritte von der Traube begleiten. Offensichtlich hatten sie seinen Tweet noch nicht gesehen. „Oh“, sagte er dann, als würde er erst jetzt verstehen, wovon die Rede war. „Das.“ Er schlug demonstrativ die Augen nieder. „Kein Kommentar.“ Er drehte den Kameras den Rücken zu, bis sie sein Gesicht unmöglich einfangen konnten. Mit einem süffisanten Lächeln ließ er die Menge hinter sich.
 

I’ll be happy if we never meet again

I just deleted every memory from inside of my head
 


 

Lalalalala Lüge

~ Vorher ~
 

You tell me what I want, what I wanna hear

Make me believe in magic, then disappear
 

Sephiroth eilte in die Eingangshalle des Hauptquartiers, wo er Doe in seiner blauen Uniform direkt ausmachen konnte. „Sorry, sorry, sorry“, sagte er, bevor Doe überhaupt zu Wort kommen konnte. „Ich weiß, ich bin zu spät, das Meeting dauerte länger als gedacht.“           

Doe grinste breit. „Ganz ruhig, du sollst ja nicht umkippen.“ Tatsächlich musste Sephiroth erst wieder zu Atem kommen. Gewohnheitsmäßig fuhr er sich über die zusammengebundenen Haare. „Gut siehst du übrigens aus“, sagte Doe wie aus dem Nichts. Sephiroth richtete sich auf und schaute ihm sehr genau in die Augen.   

„Lügner“, sagte er. Verschwitzt, außer Atem, unordentliche Haare, eine Uniform, die noch immer zu groß war, weil er anderthalb Jahre fast nur im Bett gelegen und kaum etwas gegessen hatte – unmöglich konnte er gut aussehen.

„Du musst es ja nicht infrage stellen“, sagte Doe mit einem Augenzwinkern.       

„Was willst du machen?“, fragte Sephiroth.

Doe zuckte die Schultern. „Ich dachte, wir gehen einfach ein bisschen. Bewegung, weißt du?“ 

„Beim Militär herrscht bekannterweise chronischer Mangel an Bewegung“, sagte Sephiroth nickend.    

„Sei doch nicht so“, sagte Doe und stupste ihm spielerisch mit dem Ellenbogen sanft in die Seite. „Ich will mir ein bisschen die Stadt angucken, lass mich doch.“ Sephiroth schmunzelte.    

Vom Hauptquartier aus war es nicht weit bis zum Schlenderboulevard der Innenstadt. „Was genau willst du dir in der Stadt ansehen?“, fragte Sephiroth auf dem Weg.

„Weiß nicht genau“, sagte Doe. „Gucken, ob sich was verändert hat, ob es was Neues gibt ... und ich hätte eigentlich Lust auf ein Eis.“ Sephiroth musste unwillkürlich lachen.

„Was gibt es Anfang März Besseres als Eis?“         

„Meine Rede“, stimmte ihm Doe zu.
 

You put a knife into my back and try to write your name
 

„Meinst du, es haben überhaupt schon Eisläden geöffnet?“, fragte Sephiroth, mit seinen Blicken den Boulevard absuchend, auf den sie einbogen. Als er keine Antwort erhielt, drehte er sich zu Doe um, und zuckte unwillkürlich zurück, weil der unerwartet direkt vor ihm stand.

„Wie siehst du nur wieder aus?“, fragte Doe und strich, ohne eine Antwort abzuwarten, Sephiroths Uniform am Kragen und an den Seiten glatt. 

„Ich weiß nicht, was hast du denn vorhin noch gesagt?“    

„Das ist ganz unordentlich“, sagte Doe, während er sich um Sephiroth herum bewegte, die Hände nun auf seinem Rücken. Sephiroth seufzte.     

„Ja, die Uniform verrutscht jetzt ständig.“  

„Lass dir doch ‘ne kleinere Größe geben.“ Doe war mittlerweile wieder vor ihm aufgetaucht. Sephiroth runzelte die Stirn und schaute Doe nur stumm tief in die Augen.

„Ist ja gut“, sagte der. „Aber du musst zugeben, da steckte früher mal mehr in deiner Uniform drin. Also ... ähm“, fügte er auf Sephiroths Grinsen hinzu. „Du kannst aber auch alles schmutzig verstehen.“ 

„Tu so, als ob du’s nicht genau so gemeint hättest“, sagte Sephiroth unbeirrt. „Komm, wir suchen dir ein Eis.“ Er setzte sich in Bewegung und führte den Weg an.
 

So why don’t you just look me in the eyes

And say ...
 

„Hinten schlägt das schon wieder unschöne Falten“, sagte Doe; seine Finger fuhren von Sephiroths Seite in Richtung seiner Wirbelsäule. Sephiroth umfasste Does Hand mit seiner eigenen und schob sie sanft weg.

„Und daran wird sich auch so schnell nichts ändern, neben deinem Vorschlag gibt es nur eine Möglichkeit: wieder zunehmen.“   

„Oder Lösung C“, sagte Doe, der nun endlich aufgeschlossen hatte und auf Sephiroths Höhe mitlief. „Ausziehen.“ 

„Das hättest du wohl gerne“, lachte Sephiroth.       

„Allerdings“, stimmte Doe zu. Sie schafften es etwa eine Sekunde, sich ernsthaft in die Augen zu sehen, ehe sie beide in herzliches Gelächter ausbrachen, das Sephiroth allerdings bald hustend zurückließ. 

„Wow, dein Körper ist echt im Eimer, oder?“, fragte Doe.

Sephiroth stimmte gezwungenermaßen zu. „Das Husten ist aber schon weniger geworden.“      

„Sicher?“, fragte Doe und hob eine Hand an Sephiroths Gesicht. „Nicht, dass du dich erkältet hast, hast du Fieber?“ Sephiroth nahm langsam, aber bestimmt erneut Does Finger fest in seine Hand und schob sie von seiner Wange.            

„Ganz sicher“, sagte Sephiroth, den Blick fest auf Does Augen gerichtet. „Wir sollten dir jetzt wirklich dein Eis besorgen.“
 

Lie, l-lie, lie, lie, lie, l-liar

Lie, l-lie, lie, lie, lie, bois lie

Lie, l-lie, lie, lie, lie, l-liar
 

Sephiroth lief mit wehendem Haar im Hauptquartier ein. Wie hatte er die Masche nicht von Anfang an durchschauen können? Natürlich hatten sich die Bilder von ihrem „Händchenhalten“, „Umarmen“ und „Liebkosen“ wie ein Lauffeuer im Netz verbreiten müssen. Der Boulevard war wie gewohnt voller Menschen gewesen. Eigentlich wusste er, dass Smartphones quasi alle zu potentiellen Paparazzi machten. Aber vielleicht hatte er das mit Doe einfach vergessen wollen ...   

„Seph!“          

Sephiroth wandte sich um. Cloud saß bei einer Tasse Kaffee an einem der Plastiktische im Eingangsbereich und winkte ihm zu. Nach einem kurzen Moment des Zögerns lief Sephiroth auf ihn zu.  

„So hübsch heute“, sagte Cloud; er stand auf. „Mit den offenen Haaren und allem.“

„Ja, ich dachte, es wär mal wieder an der Zeit.“      

„Du strahlst richtig“, bemerkte Cloud.         

„Ach ja?“, fragte Sephiroth verdutzt.          

„Ja, wie machst du das? Der Frühling hat gerade erst angefangen.“          

Sephiroth legte den Kopf schief. „Cloud, wenn du mich anmachen willst, musst du dich hinten anstellen.“           

Cloud lachte unbeschwert. „Hör mal zu, mein Freund, ich steh seit Jahren ganz vorne in der Schlange – wenn dich einer anmachen will, muss der Kerl erst mal an mir vorbei, so sieht’s aus.“ Sephiroth konnte nichts gegen das Lächeln tun, das sich auf seinem Gesicht ausbreitete.

„Ja ...“, sagte er aber nur. Sein Blick schweifte an Cloud vorbei in die Ferne. „Was machst du so?“       

„Der Große hat uns jetzt offiziell zu seinem Geburtstag eingeladen.“       

„Und? Das ist doch gut?“     

„Na ja.“ Sephiroth richtete seinen Blick wieder auf Cloud. „Das hat er früher natürlich nie machen müssen – bevor er ausgezogen ist.“      

„Er fehlt dir immer noch“, schlussfolgerte Sephiroth.         

„Mein Baby ist ans andere Ende der Stadt gezogen, um zu studieren“, sagte Cloud mit einer schweren Miene, die Sephiroth nicht so recht überzeugte. „Sonst alles klar bei dir?“, fügte Cloud dann an. „Ich hab ... online ... Sachen gesehen ...“

„Jaja“, sagte Sephiroth, nun wieder ohne Cloud anzuschauen. „Ich muss nur hoch ins Büro.“ Er eilte zu den Aufzügen und war froh, als sich die Tür hinter ihm schloss, ohne dass jemand zugestiegen war. Er wählte die Etage seines Büros und lehnte sich gegen die kühle metallene Wand. Das waren Freunde, überlegte er, während er den Austausch mit Cloud reflektierte. Er hatte Clouds Kinder das erste Mal gesehen, noch bevor sie überhaupt in die Schule kamen, und jetzt war der Ältere sogar schon erwachsen und lebte in seiner ersten eigenen Wohnung; in dieser ganzen Zeit hatte Sephiroth Cloud allein von Arbeits wegen fast täglich gesehen. Mit Doe hatte er die letzten drei Wochen verbracht, nachdem sie sich jahrelang überhaupt nicht gesehen hatten. Warum hatte er sich überhaupt darauf eingelassen? Er konnte nur zu einem Schluss kommen, während sich die Aufzugtüren öffneten und er den Weg zu seinem Büro einschlug: Doe hatte ihn gut eingelullt.   
 

Bois lie
 

Ganz Ehrlich? Nein.


 

You should’ve known better, better

To fuck with someone like me
 

Er seufzte und nachdem er die Tür geschlossen hatte, setzte er sich an den Schreibtisch, allerdings nicht in der Absicht, wirklich Arbeit zu erledigen, obwohl sich die Akten vor seinen Augen stapelten. Er schaltete den PC-Bildschirm an und rief die Google-News über sich selbst auf, während er auf dem Handy seine eigenen Profile auf Reaktionen durchsah. Er sah seinem neuesten Tweet an, dass er das Potential hatte, auf über zehntausend Likes zu klettern, aber es schien, dass er damit nur für mehr Verwirrung als vorher gesorgt hatte. 

Mit Wehmut schaute er auf seinen letzten Instagrampost, ein Bild von einer Weinflasche, untertitelt mit „You could be the one that I keep #MessageInABottle“. Auf Bilder bekam er meist etwa um die zehntausend Likes, aber bei diesem vervielfältigten sich die Herzen im Stundentakt. Ihm entwich ein weiterer Seufzer. Er überlegte, die Bildunterschrift in „Disaster ‘cause now you’re so far away and I’m down“ zu ändern, befand aber, dass er genug Drama auf Social Media angerichtet hatte. Am Rande bemerkte er, dass noch Nachrichten von Freunden und Familie darauf warteten, von ihm gelesen und beantwortet zu werden, aber er wollte eigentlich gerade nichts mit Leuten zu tun haben. 

Er schaltete den Handybildschirm aus und scrollte stattdessen durch den Browser auf dem PC. „Erster Soloauftritt nach Romantik-Spaziergang“, titelte nun das nächste Käseblatt dramatisch, gerade so als ob er nicht einfach nur seine Wohnung auf dem Weg zur Arbeit verlassen hätte. Der Artikel, den er überflog, erklärte, dass er „attraktiv“ (er schnaubte) ganz in Schwarz gekleidet gewesen sei und sich „geheimnisvoll“ nicht zu den neuesten Gerüchten geäußert hätte, kam aber zu dem Schluss, dass in Anbetracht eines „rätselhaften“ Tweets an allem vielleicht gar nichts dran war. Ein wenig erleichtert war Sephiroth dadurch doch: Die Regenbogenpresse schrieb notorisch voneinander ab und alle folgenden Artikel würden sich in etwa so lesen wie dieser erste hier. Es blieb also zu hoffen, dass er ein PR-Desaster gerade noch so abgewendet hatte. Halbwegs zufrieden legte er seine Arme auf den Schreibtisch und bettete seinen Kopf darauf für nur eine kurze Ruhepause ...
 

You lied and I got played

You threw it all away and now it’s over
 

Es klopfte an der Tür. Sephiroth seufzte, richtete sich auf und strich sein Hemd etwas glatt. „Ja?“ Die Tür öffnete sich. Als Sephiroth sah, wer eintrat, explodierte in seiner Magengegend eine glühend heiße Druckwelle. Alle Wut, von der er dachte, sie gebändigt zu haben, war wieder da. „Dass du dich noch her traust“, sagte er, versteinert, ohne eine Regung.    

Doe trat mit leicht hängendem Kopf einen Schritt ein. „Ich wollte –“

„Du wolltest überhaupt nichts“, unterbrach ihn Sephiroth. „Ich hab dir schon gestern gesagt, dass du am besten gehen möchtest. Und dass du nicht wiederzukommen brauchst.“

„Oh, komm schon.“   

„‚Komm schon‘ was?“          

„Findest du nicht, du bist ein bisschen stur?“          

„Ich glaube, du kannst dir kaum eine Vorstellung davon machen, wie egal mir das ist.“

„Du bist unvernünftig.“        

„Und du hast dir das selbst zuzuschreiben.“

„Ich bitte dich, es war ein Missverständnis.“           

„Daran glaub ich nicht.“       

Doe seufzte.
 

Don’t act so innocent, this was no accident

You planned this in the end and now it’s over
 

„Du hast ja nicht mal den Wein weggeräumt“, bemerkte Doe mit einem Blick in die Ecke.

„Wenn es hier um die Flasche geht, die kannst du gerne wiederhaben“, sagte Sephiroth so zuckersüß, wie er konnte.           

„Ach, Quatsch“, sagte Doe, „ich dachte einfach nur –“      

„Weißt du, ich glaube, es wäre wirklich besser, wenn du den Wein wieder mitnimmst“, unterbrach ihn Sephiroth. „Nimm alles wieder mit, was mich an dich erinnert, sonst könnte ich vielleicht vergessen, dass ich über vierzig bin und nicht mehr vierzehn, und das könnte dir dann vielleicht leidtun.“

Doe erstarrte. Das Ticken der Wanduhr über seinem Kopf hallte laut zwischen ihnen wider. Sephiroth meinte, die Zahnräder in Does Kopf förmlich arbeiten zu sehen, bis eine Entscheidung darin einrastete. „Ok“, sagte er ruhig und langsam, ohne eine plötzliche Bewegung. Sephiroth stellte ihn sich unweigerlich im Wald einem Bären gegenüber vor. „Ich werd also nur kurz da rüber in die Ecke gehen, den Wein nehmen und dann bin ich weg.“

„Und beeil dich“, sagte Sephiroth betont fröhlich. Den Blick weiterhin auf die offene Tür gerichtet, hörte er nur, wie sich Doe durch den Raum bewegte und die Flasche nahm. Eine Sekunde später tauchte er wieder in Sephiroths Blickfeld auf. Kurz vor der Tür machte er Anstalten, sich umzudrehen.         

„Können wir nicht noch mal –“        

„Nein“, sagte Sephiroth, den leeren Blick irgendwo auf die Wand geheftet. „Jetzt verschwinde, das hier ist anstrengend. Denk dran, ich erhol mich noch immer.“        

„Ich –“, setzte Doe an.          

„Mach einfach die Tür zu, OK?“, unterbrach ihn Sephiroth zum wiederholten Male. Doe warf ihm noch einen letzten, langen Blick zu, dem er nur zur Hälfte standhielt, bevor er langsam die Tür hinter sich zuzog.
 

You bit off more than you can chew

Can you taste it?


 

Brenne

Sephiroth beobachtete den Minutenzeiger der Wanduhr beim Wandern, nachdem Doe das Büro verlassen hatte. Wo hatten sie sich da hinein geritten? Mit einem Blick auf die Couch, die an der Wand im Büro stand und auf der sich das Drama am Vortag abgespielt hatte, zog er kurz in Betracht, ob es vielleicht doch möglich sein konnte, dass er Doe unfair behandelte ...
 

And I ignore all the warning signs

Should’ve seen the red flags but for you

I’m fucking blind
 

„Heyhey.“ Sephiroth, über Dokumente auf seinem Schreibtisch gebeugt, wandte sich um, als jemand am Rahmen seiner offenen Bürotür klopfte.        

„Waren wir noch mal verabredet?“, fragte er Doe, der mit einer Weinflasche und zwei Gläsern in den Händen eintrat.         

„Ich dachte, ich komm einfach so vorbei“, sagte Doe mit einem Schulterzucken. Sephiroths skeptischer Blick wanderte zwischen Does Gesicht und seinen Händen hin und her. Der schloss als Reaktion einfach die Bürotür hinter sich. Sephiroth lachte kurz auf, bevor sich ein einzelnes Husten aus seinem Hals rang. Doe stellte die Gläser auf dem Schreibtisch ab und schickte sich an, den Wein einzugießen.      

„Warte“, sagte Sephiroth schnell. Er holte sein Handy hervor.       

„Irgendwo ist immer Wine O’Clock, weißt du doch“, sagte Doe. 

„Nein, nein, das mein ich nicht.“ Er schob Doe sanft beiseite, platzierte die Gläser um die Weinflasche und suchte einen guten Winkel, in dem nicht sofort sein Schreibtisch zu erkennen war – die oberen Etagen mussten nicht unbedingt eine Alkoholflasche und seine Arbeitsstätte zusammen auf einem Bild sehen. Er trübte den Hintergrund, wählte einen hübschen Filter und lud das Photo mit einer total cleveren Bildunterschrift hoch.  

„Du postest auch dein Essen, oder?“, fragte Doe grinsend. „Darf ich dann jetzt?“

„Aber nicht so viel, ja?“, bat Sephiroth, während er sein Handy wegsteckte.       

„Wir sind zwei erwachsene Menschen, die sich entscheiden, schon am Nachmittag ein bisschen Wein zu genießen“, entgegnete Doe unbeirrt, „und wenn du niemandem davon erzählst, wirst du auch nicht verurteilt werden.“

„Nein, ich meine nur“, sagte Sephiroth, als er sein Glas entgegennahm, „ich vertrage im Moment nichts. Aber Gott, der riecht gut.“ Während Doe sich bereits zum Sofa an der Seite des Büros begab, nahm Sephiroth noch die Flasche in die freie Hand und studierte das Etikett. Rotwein mit Spuren von Erdbeere und anderen Früchten. Er hatte diese Aromen, die angeblich in Wein steckten, noch nie schmecken können, aber wenn die Aufschrift es sagte ...

Er stellte die Flasche auf dem Beistelltisch in der Ecke wieder ab und setzte sich Doe gegenüber aufs Sofa. „Du musst aber wenigstens probieren“, sagte Doe, als Sephiroth den Wein im Glas schwenkte.

„Schmeckst du Erdbeeren?“, fragte Sephiroth, als er an dem Wein nippte.

„Das ist kein Sommerwein“, erwiderte Doe, was Sephiroth nicht weniger ratlos zurückließ. Sephiroth nahm einen weiteren vorsichtigen kleinen Schluck.          

„Schmeckt wirklich gut“, schloss er. „Aber geht im Moment nicht.“ Er stellte sein Glas zu der Flasche in der Ecke.  

„Bleibt mehr für mich“, sagte Doe unbekümmert. Er machte es sich auf dem Sofa gemütlich. „Und, was läuft bei dir so?“    

Sephiroth blickte auf der Suche nach einer Antwort durch den Raum. „Keine Ahnung“, sagte er, ohne seine Augen zurück auf Doe zu richten, „der ewige Kampf gegen meinen Körper, schätz ich. Neben dem ewigen Kampf gegen meine ‚dunkle Seele‘, den ich jetzt auch schon über fünfundzwanzig Jahre führe. So ungefähr.“ Er schaute zurück zu Doe und erwartete eine Reaktion.           

„Ok, wow“, sagte Doe. „Das ist auch nicht schön.“           

„Alle wollen immer, dass ich mit ihnen darüber rede“, sagte Sephiroth plötzlich. 

„Na ja, ich schätze, sie wollen dir nur helfen.“        

„Weißt du, und das ist auch wirklich nett und alles“, sagte Sephiroth; er beugte sich näher zu Doe. „Aber ist es so schwierig sich vorzustellen, dass ich vielleicht mal eine Minute nicht daran erinnert werden möchte, wie im Arsch ich einfach bin?“         

Darauf schien Doe keine Antwort zu haben. Sephiroth lehnte sich wieder zurück. Er bereute bereits, ausgesprochen zu haben, was er wirklich dachte. Warum erzählte er das überhaupt Doe? Er hatte ihn nie gedrängt, hatte nie mit belämmertem Blick gefragt, ob er auch wirklich gegessen hatte, ob er auch wirklich war, wo er gesagt hatte, dass er sein würde, ob es ihm auch wirklich gut ging, wenn er das sagte. Doe hatte ihn nicht mit jeder Bewegung infrage gestellt und ständig daran erinnert, wie schwächlich und verletzlich er war. Deswegen war es doch so angenehm gewesen, mit ihm Zeit zu verbringen. Warum also griff er jetzt ausgerechnet ihn an?           

„Aber ...“, sagte Doe und holte Sephiroth aus seinen Gedanken, „ihr lasst euch schon scheiden, oder?“

„Doe.“ Sephiroth konnte es nicht fassen. „Bitte sag mir, dass du nicht auch noch daran glaubst. Nicht du.“            

„Na ja ... Stimmt es oder stimmt es nicht, dass ihr euch jetzt ein halbes Jahr nicht gesehen habt?“          

Sephiroth schlug die Augen nieder. Natürlich stimmte es. Nachdem sie nach anderthalb Jahren aus Banora nach Midgar zurückgekehrt waren, beide auf ihre Weise ausgezehrt und am Ende der Kräfte, hatte sich Genesis ein paar Wochen später von ihm verabschiedet, hatte ihm versichert, dass er irgendwann wiederkommen würde – und seitdem war er wie vom Erdboden verschluckt. Sephiroth hatte ihn mit unzähligen Anrufen und Nachrichten nie erreichen können. Das Handy war eingeschaltet, Anrufe und Nachrichten gingen ein. Sie wurden allerdings weder gelesen noch beantwortet.    

Er wusste nicht, was er daraus machen sollte. 

„Lass uns über was anderes reden“, sagte Sephiroth also schließlich.        

„Also, ich dachte eigentlich schon, dass ich deswegen hier bin“, sagte Doe, während er seinen Blick suchte. „Weil ihr euch scheiden lasst. Dachte ich.“  

Sephiroth erstarrte, den Blick auf Does graue Augen gerichtet, in der Hoffnung, dort irgendetwas zu finden, was ihm sagte, dass dieser Albtraum nicht wahr sein konnte. Langsam spürte er, wie er unwillkürlich den Kopf schüttelte. Das Gefühl kam zurück in seinen Körper. „Was genau lässt dich das denken?“, fragte er mit fester Stimme.         

„Oh, Seph, ich bitte dich, das war offensichtlich“, sagte Doe, seiner gerunzelten Stirn zufolge nun wohl auch verärgert. „Selbst wenn man keine Augen im Kopf hat.“   

Sephiroth, dessen Herz irgendwo an seinem Hals schlug, ließ die Situation kurz auf sich wirken. Die Aufmerksamkeit. Die Berührungen. Der Wein. Summer wine. „Du hast es nur auf meinen Hintern abgesehen ...“ Doe machte eine Regung, die wohl ausdrücken sollte, wie offensichtlich das alles gewesen war. Seufzend nippte er an seinem Wein und weigerte sich, Sephiroth anzusehen. „Ist das dein Ernst? Jetzt bist du sauer, weil ich nicht mit dir ins Bett gehe? Ich bin verheiratet, ich trag einen verdammten Ehering, was dachtest du denn?“

„Hast du mir eben zugehört?“, fragte Doe nur.       

Sephiroth betrachtete sein Profil ein paar Herzschläge lang. „Ich glaube, du möchtest jetzt gehen“, sagte er, und er wunderte sich selbst, wie ruhig er klang. „Und du brauchst auch nicht mehr wiederzukommen, wenn’s nach mir geht.“
 

Running out of fucks that I can give to you
 

Nein, alles in allem sah Sephiroth sich im Recht. War er nicht betrogen worden von jemandem, der ihm Freundschaft vorspielte, um ihn ins Schlafzimmer ziehen zu können? Was konnte er dafür, dass er nicht davon ausging, dass Männer dumm genug waren, sich an ihn heranzumachen, wenn er offensichtlich verheiratet war? Er konnte da wirklich kein Verständnis entwickeln. Im Gegenteil, er konnte nur zu dem Schluss kommen, dass Doe es verdient hatte, zu schmoren.
 

Don’t call me, baby

I love it when you hate me
 

Und dennoch seufzte er. Doe an allem die Schuld zu geben stellte ihn nicht annähernd so zufrieden, wie er es sich vorgestellt hatte. Dann war Doe eben dumm genug gewesen, sich an ihn heranzumachen. Und wenn schon, offensichtlich hatte er gedacht, Sephiroth wäre zu haben. Vielleicht hatte er ihm ja sogar Signale gesendet ...? Sephiroth betrachtete erneut seine linke Hand. Nein, das hatte er eindeutig nicht. Da, der Ehering war deutlich zu sehen. Ihn traf absolut keine Schuld. Trotzdem fiel es ihm zunehmend schwer, sauer auf Doe zu sein. Oder jedenfalls nur auf ihn.

Er entschied, obwohl er gerade erst im Büro angekommen war, seine Akten erst einmal Akten sein zu lassen und die Arbeit auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben, wenn er herausgefunden hatte, was er von der ganzen Sache halten sollte.

Seufz

Doch auch am nächsten Morgen befand Sephiroth sich noch immer für unschuldig. Im Bett liegend scrollte er durch eine vorgeschlagene Mischung aus Smoothie- und Katzenvideos, ein paar Dad Jokes und ein Mal beobachtete er recht interessiert die Wochenendaktivitäten eines braunen Labradors. Die Herzen für sein Weinflaschenbild schienen sich endlich um die fünfzigtausend einzupendeln. Sein Tweet vom Vortag hatte sich hingegen immer noch nicht beruhigt, obwohl die Likes längst bei über zehntausend lagen.      

Einer plötzlichen Eingebung folgend rief er Genesis‘ Profil auf, obwohl er wusste, dass der letzte Beitrag darauf etwa drei Jahre alt war: Auf dem Photo sah man angedeutet helle Hosenbeine auf einer Couch, davor einen kleinen Beistelltisch mit einem Dummapfel darauf. Die Beine gehörten zu Sephiroths Schwiegermutter und das Bild war noch vor der Pandemie in Banora aufgenommen worden. Genesis hatte es sich gespart, so eine Floskel wie „#HomeSweetHome“ unter das Bild zu schreiben, und hatte es stattdessen ganz ohne Text gepostet. Das war keine gute Idee, schoss es Sephiroth durch den Kopf, als er ein Stechen in der Brust spürte. Er legte das Handy weg.
 

 

You’re overrated, nothing else left to say

You’ve got me feeling jaded

I’m better off and yeah I know it

 

 

Er brauchte schon lange keinen Wecker mehr, um zuverlässig gegen halb fünf aufzuwachen. Allerdings fiel es ihm seit seiner Rückkehr nach Midgar schwer, ebenso zuverlässig aufzustehen. Genesis‘ Abwesenheit und die einsamen Nächte machten das auch nicht unbedingt besser. Nun war es schon fast sechs und er drehte sich erneut nur auf die andere Seite und betrachtete Genesis‘ unberührtes Kissen. Seine abgemagerte Hand erschien geisterhaft vor ihm und streckte sich wie von selbst nach der kalten Betthälfte aus. Die Finger krallten sich im Sternenlicht in das vereinsamte Laken.   

Wo bist du? So schoss es ihm hundertfach durch den Kopf. Willst du mich testen? Oder bestrafen? „Ich wollte nichts von Doe“, wisperte er, auch wenn ihn nur der Mond hörte. „Und ich hab das auch unterbunden. Und das ist auch gut so. Er hat mich belogen. Wer hätte es gedacht ...“ Ja, wer hätte gedacht, dass Doe zu jenen gehörte, vor denen Sephiroth sich in Acht nehmen musste, weil sie nicht seinetwegen auf ihn zukamen, sondern weil sie etwas sehr Bestimmtes von ihm wollten. Früher war das doch nicht so gewesen. Zugegeben, wirklich anders war das damals auch nicht abgelaufen ... Im Grunde sollte er froh sein, dass er Doe los war.

Und doch, dachte er. Er setzte sich auf, immer noch dem nicht anwesenden Genesis zugewandt. Er strich über das Kissen. Er hatte Doe doch für einen Freund gehalten ... Da war es doch verständlich, dass er die Situation bedauerte ... „Oder?“ Erst als ihm klar wurde, dass er den letzten Teil laut ausgesprochen hatte, verstand er auch, wie sehr er sich tatsächlich nach einer Antwort sehnte, die ihm sagte, dass er nichts falsch gemacht hatte, nach einer Berührung, nach Genesis‘ Stimme in seinem Ohr, nach Genesis selbst in seinen Armen, nach dem steten Seitenrascheln, das ihn den ganzen Tag begleitete, er hörte es aus dem Wohnzimmer, wenn er die Küche aufräumte, es war das letzte, was er hörte, bevor er neben Genesis einschlief ...           

Er schloss die Augen und vergrub das Gesicht in den Händen. Vielleicht, wenn er es sich nur genug wünschte ... vielleicht würde dann das Bett nicht mehr leer sein, sobald er die Augen öffnete, die Sonne würde zum Fenster hereinscheinen, und Genesis, gesund und munter, würde schlummernd im Bett liegen, und bald würde es Zeit sein, ihm einen Kaffee zu kochen, obwohl Genesis das viel besser konnte – immerhin trank Sephiroth ja gar keinen Kaffee – aber was sprach dagegen, seinen Mann zu umsorgen? Und Genesis, noch verschlafen, schmiegte sich an ihn, Sephiroths Lippen auf seinen Haaren, und er ließ seinen Blick durch den Raum schweifen und –   

Sephiroth blinzelte gegen den blasser werdenden Himmel. Am Horizont war mittlerweile die Dämmerung zu erkennen. Er verzog das Gesicht. „Argh, ich will nicht aufstehen ...“ Stattdessen griff er erneut nach seinem Handy und öffnete Twitter: „Falls mich jemand sucht ... lying in my bed, thinking love sucks.“

Deine Lippen Waren Eigentlich Auch Mal Ganz Nett

Die Märzsonne war mittlerweile aufgegangen und Sephiroth betrachtete noch immer vom Bett aus den Himmel. Es begann langsam warm zu werden in Midgar, hell, frühlingshaft. Sonnig war es auch gewesen, als er das letzte Mal mit Doe zu tun hatte ...
 

Wutais Hitze kochte sie gnadenlos in ihren Uniformen, blau und schwarz. Amanda und Sephiroth waren damit beschäftigt, die Namen der Neuankömmlinge für die Militärbasis auf einer Liste abzuhaken. Sie hatten beinahe alle Namen überprüft, als Sephiroth sich einem Soldaten zweiter Klasse mit grauen Augen und einem verschmitzten Grinsen gegenüber sah.         

„Was machst denn du hier?“, fragte er verdutzt.     

„Ich glaube“, sagte Doe und tippte mit einem Finger ans Ende von Sephiroths Liste, „dass du vergisst, dass ich da unter Jules drinstehe.“ Er zwinkerte Sephiroth zu. „Doe ist kein echter Name.“    

„Ich weiß das“, sagte Sephiroth zähneknirschend. „Eigentlich.“    

„Sephs Hirn ist etwas weich seit ...“, sagte Amanda, „du weißt schon.“   

„Hab davon gehört“, sagte Doe, während Sephiroth auch hinter seinen Namen einen Haken setzte. „Was ist da passiert?“  

„Sag du’s mir“, erwiderte Sephiroth knapp und schaute von seinem Blatt auf. „Brauchst du noch was?“           

„Deine Nummer“, sagte Doe ohne Umschweife.    

„Hier draußen gibt’s kein Netz“, sagte Sephiroth trocken. „Wenn du mich suchst, findest du mich schon.“           

Doe grinste und schulterte seinen Rucksack und wandte sich an Amanda. „Und du machst hier die Leitung?“            

„Organisation“, sagte sie knapp. „Final verantwortlich ist Seph.“  

„Dann stellen wir uns wohl besser gut“, sagte Doe geschmeidig. Sephiroth begegnete seinem amüsierten Blick mit leeren Augen. Doe lachte kurz und wandte sich zum Gehen „Ok, wir sehen uns.“       

Sephiroth schaute Doe noch einen Moment verwundert nach und traf dann Amandas Blick. „‚Seit du weißt schon‘?“, fragte er sie. Amanda zuckte die Schultern.        

„Er hat davon gehört.“ Sephiroth schüttelte schmunzelnd den Kopf.
 

The stars shine for the two of us

So sweet and mysterious

 
 

Am Abend saß er noch mit Amanda bei einer Tasse Tee auf den Stufen vor dem einzigen kleinen Haus der Militärbasis. Sie besprachen gerade eine Narbe auf Amandas Unterarm.

„Da hat mich der Nachbarshund gebissen, ich glaub, ich war vier oder so."

„Ich mag keine Hunde“, sagte Sephiroth.      

„Haben nicht Genesis‘ Eltern welche?“       

„Ja, mit den Hunden hab ich mich auch nie verstanden.“   

„Vielleicht hat er deswegen Schluss gemacht.“       

„Ha.“ Sephiroth beschränkte sich darauf, an seinem Tee zu nippen.          

„Ich dachte eigentlich, ihr würdet vielleicht heiraten. Jetzt, wo’s möglich ist, mein ich. Nicht?“

„Haben nie drüber geredet“, sagte Sephiroth knapp.          

„Hm“, machte Amanda nur und trank ebenfalls weiter aus ihrer Tasse. Es war Does Auftauchen, das die Stille zwischen ihnen unterbrach. „Na, schon eingelebt?“, fragte Amanda.

„Das wär wohl zu viel gesagt nach ein paar Stunden“, sagte Doe, „aber ich weiß jetzt ungefähr, wo alles ist und wo ich morgen mein Frühstück kriege.“           

„Erwarte nicht zu viel“, sagte Amanda. Sie zeigte in das Haus hinter sich. „Aber hier kriegst du immer Tee. Meiner wär dann jetzt auch leer, ich würd mich also aufmachen, außer es ist noch was ...?“       

Sephiroth schüttelte den Kopf. „Wir sehen uns morgen.“ Und Amanda verschwand in Richtung der Frauenzelte.   

„Nette Ansicht“, sagte Doe. Sephiroth wandte sich ihm zu und Doe nickte in Richtung des Sternenhimmels, der strahlte wie Abertausende kleine Diamanten auf einem königsblauen Kissen.

„Du würdest vielleicht meinen, man gewöhnt sich irgendwann daran“, sagte Sephiroth zustimmend, „aber nein. Das Bild ist jede Nacht aufs Neue gewaltig.“

„Hier kann man ja eher die Lücken zwischen den Sternen zählen als die Sterne selbst“, sagte Doe, während er sich auf Amandas frei gewordenen Platz neben Sephiroth setzte. Er zeigte auf eine Stelle am Himmel. „Ich glaub, da sind zwei Löwen, die um ein Stück Fleisch kämpfen.“

Sephiroth betrachtete den Himmel eingehend, konnte aber beim besten Willen kein solches Muster erkennen. Er legte den Kopf schief. „Wo genau?“       

Doe winkte ab. „Ich vergess immer, dass du keine Kindheit hattest. Also“, sagte er stattdessen. „Wegen vorhin noch mal. Was ist da mit dir und Genesis passiert?“

Sephiroth wandte den Blick von Doe ab. „Wenn ich das wüsste“, sagte er leise. Sephiroth konnte aus dem Augenwinkel erkennen, dass Doe ihn weiter ansah, auch wenn er nichts sagte. Er biss die Zähne fest zusammen, atmete ein und fuhr schließlich fort: „Den einen Abend legt man sich noch wie immer zusammen ins Bett und am nächsten Tag ... – heißt es dann plötzlich: ‚Ich will nicht mehr.‘ Und weg. Einfach ...“ Er ließ den Satz unbeendet und knetete die Finger im Schoß.     

Doe sagte noch immer nichts, legte ihm nur eine Hand auf die Schulter. Sephiroth seufzte, den Blick starr geradeaus gerichtet. „Im Februar wären’s neun Jahre gewesen.“   

Doe nickte verständnisvoll. „Und jetzt suchst du im Alter von dreißig einen Neuen.“

„Ich werd erst noch dreißig“, korrigierte ihn Sephiroth, „aber was macht das schon für einen Unterschied. Du hast recht, ich mein – jetzt sind alle vergeben.“       

„Also, ich nicht.“ Sephiroth wandte den Kopf und schaute Doe das erste Mal an diesem Abend wirklich in die Augen. Alles Schmunzeln, jeder Schalk war darin verschwunden und hatte nur die Verletzlichkeit der Frage zurückgelassen, ob er das wirklich hätte sagen sollen. Sephiroth zögerte und wandte den Blick wieder ab.       

„Außerdem kann ich mir das überhaupt nicht vorstellen“, antwortete er auf die unausgesprochene Frage zwischen ihnen. „Einen andern Mann ...“    

„Also – irgendwann –“         

„Irgendwann ist nicht jetzt“, sagte Sephiroth schnell. Doe zog es wohl vor nicht zu antworten, und strich ihm stattdessen wieder mit einer Hand über die Schulter.
 

Tick, tock, I should’ve known the time was coming

It’s just like me to be kinda all or nothing

 
 

Und dennoch etablierte es sich, dass sie die Mahlzeiten zusammen verbrachten und dass Doe mindestens ein Mal am Tag zum Tee vorbeikam. Es war nicht so, dass zwischen ihnen irgendetwas passierte, keine körperliche Anziehungskraft. Ihre Treffen waren nicht einmal exklusiv, sondern regelmäßig begleitet von Angeal, Zack oder Amanda. Aber wenn sie nur zu zweit waren ... redete Sephiroth so viel wie seit Monaten nicht mehr. Doe ließ ihn einfach erzählen, verurteilte ihn nicht, machte sich nicht lustig.     

Bald verließen sie die Basis sogar, um ungestört zu sein. Sie setzten sich an den Bach, der sich nicht sehr tief im Wald schlängelte, und waren dort für eine herrliche Weile einfach nicht auffindbar. Doe hatte sich der Länge nach auf dem Waldboden ausgestreckt, während Sephiroth mit dem Rücken gegen einen Baum saß. Sie hatten eine Weile nichts gesagt, doch Sephiroth konnte an Does nachdenklichem Blick erkennen, dass er bald mit etwas herausrücken würde.

„Was, glaubst du“, begann er schließlich, „würdest du machen, wenn du nicht beim Militär angefangen hättest?“        

„Oh.“ Mit einer solchen Frage hatte er nun wirklich nicht gerechnet. Er brauchte eine Sekunde. „Mein Vater sagt jedenfalls immer, dass es eigentlich Verschwendung ist, dass ich nie an eine Uni gegangen bin. Immerhin ... meine Mutter hatte ja auch einen Doktortitel.“

„Ach ja?“       

„Ja, mit einer Dissertation über den ‚Pulsschlag des Planeten‘ und ‚die Zeit des Chaos‘ und so weiter. War nicht ganz leicht zu lesen.“   

„Ist das dein Ernst?“ Doe setzte sich auf und betrachtete Sephiroth. „Du hast die Doktorarbeit deiner Mutter gelesen?“       

„Na ja“, sagte Sephiroth, die Augen niederschlagend. „Ich hab sonst nicht viel von ihr, weißt du?“ Doe erwiderte nichts, setzte sich aber näher zu Sephiroth heran. Sie konnten sich jetzt direkt ansehen. „Ich hatte eine Schwiegermutter, die mich vergöttert hat ... Ich schätze ... so eine Trennung, das sind nicht einfach nur zwei Leute, die nicht mehr im selben Bett schlafen.“ Langsam ließ er seinen Blick zu Doe wandern, der eine Hand hob und sie sanft an Sephiroths Wange legte. Sephiroth schaute ohne auch nur einmal zu blinzeln in Does Augen, Grün in Grau, und er machte keine Anstalten, zu protestieren, als Doe sich allmählich vorbeugte ... 
 

So kiss me just like the world is ending
 

Vielleicht Ist Das Alles Doch Gar Nicht Mehr So Lustig


 

Been lying, my body’s aching

What do you do when the hero needs saving?

 
 

Sephiroth ließ sich die Sonne durchs Fenster auf eine Gesichtshälfte scheinen. Ihm war zutiefst bewusst, dass er irgendwann würde aufstehen müssen, und er war drauf und dran, sein vermaledeites Hirn anzuschreien, dass es endlich veranlassen sollte, dass er wenigstens ein verdammtes Bein aus dem Bett bekam. „Ich hab noch Akten von gestern auf dem Tisch“, sagte er sich. „Das heißt, ich muss aufstehen.“ Unglücklicherweise hatte das nicht den gewünschten Effekt. Vielmehr lief ihm ein Schauer über den Rücken und er zog sich die Decke wieder über den Körper.
 

I tell the truth but get interrupted

Ask about me, I’m quick to change the subject

 
 

„Hey, Seph!“ Sephiroth seufzte. Nachdem er es mit deutlicher Verspätung geschafft hatte, zu duschen, seine Haare zu kämmen, sich die Zähne zu putzen und sich anzuziehen, um sich endlich ins Büro zu stehlen, musste ihm auf dem Gang der Wohnetage ausgerechnet Cloud begegnen, sobald er nur die Tür hinter sich geschlossen hatte. „Wo warst du den ganzen Tag?“ Er wich Clouds Blick aus.     

„Wieso?“

„Ich hab dich gesucht“, sagte Cloud schulterzuckend. „Lazard hat eine Besprechung für nachher angesetzt.“           

„Oh.“ Vor Sephiroths geistigem Auge erschien das Bild der Akten, die er am Vortag auf seinem Schreibtisch liegen gelassen hatte. Er begann sich auf die Lippe zu beißen.

„Seph, bist du in Ordnung?“, hörte er Cloud fragen. Sein Blick ging durch ihn hindurch. „Du wirkst total durch den Wind.“     

„Ja, klar“, sagte Sephiroth. „Nur viel zu tun."

Er hatte nicht auf die Uhr gesehen, als er aus der Tür war, aber er musste bereits einen signifikanten Teil des Tages verschwendet haben. Wenn er es jetzt ins Büro schaffte, wie lange würde er brauchen, um einen Bericht zu lesen, und wie viele konnte er schaffen, bis es Zeit für die Besprechung war? Wenn er keine Pausen machte, konnte er vielleicht die Hälfte aller Akten vor der Besprechung bearbeiten, eher weniger. Am Nachmittag wollten meist alle möglichen Leute alle möglichen Dinge von ihm und die Mails schlugen im Sekundentakt ein, was für ihn an seinen besten Tagen eine kaum stemmbare Aufgabe war und ihn bis in die Abendstunden beschäftigte. Nach einem Abendessen legte er für gewöhnlich noch eine Nachtschicht ein, um alles in Ordnung zu bringen und für den nächsten Tag vorzubereiten. Eine Uhr schlug zwölf.          

„Hallo?“

„Hä?“

„Lebst du?“ Sephiroth blinzelte. Cloud stand noch immer vor ihm.          

„Ähm“, machte er. Ihm kam ein Gedanke. „Sag mal ... denkst du, ich muss da hin?“

„Keine Ahnung, Herr General“, sagte Cloud sarkastisch. „Wie alt bist du bitte, zweiundvierzig oder zwölf? Meine Kinder stellen solche Fragen nicht mehr. ‚Muss ich das machen?‘ Ja, logisch musst du.“  

Sephiroth fiel einen Moment lang nichts zu sagen ein. Irgendetwas an seiner Kehle schmerzte. „Verzeih meine Naivität“, sagte er bissiger als beabsichtigt. „Ich hab kurz nicht mitgedacht.“

Cloud schaute betreten drein. „Sorry. Die Nerven liegen bei allen blank. Apropos, bist du wirklich OK?“           

„Ja, klar“, sagte Sephiroth erneut.    

„Warum lügst du mich an?“, fragte Cloud, mit einem Blick so direkt, dass Sephiroth wegschaute. „Ich seh doch, dass es dir nicht gut geht. Ist irgendwas mit Genesis?“

„Nein“, sagte Sephiroth schnell und sehr bestimmt. „Ich hab nur noch ‘ne Menge zu erledigen. Entschuldige mich bitte.“ Und er zog an Cloud vorbei zu den Aufzügen, ohne einen Blick zurückzuwerfen.  

„Die Besprechung ist vierzehn Uhr!“, hörte er Cloud noch rufen, als sich die Türen schlossen. Er seufzte und atmete im einsamen Aufzug endlich durch. Noch eine Besprechung also, und er wusste im Moment nicht, wie viel Zeit ihm noch blieb. Warum schlug sein Herz, als würde er rennen? Warum zitterten seine Muskeln, als hätten sie sich angestrengt? Warum schnappte er nach Luft, als wäre er gerade von einem zu langen Tauchgang zurückgekommen? Sein Blick raste blind durch den kleinen Raum, auf der Suche nach diesem einen Loch, durch das er entkommen oder zumindest an frische Luft kommen konnte, sein Mund trocken und er war kurz davor, auf die Knie zu sinken, als sich die Aufzugtüren auch schon wieder auf seiner Etage öffneten. Auf dem Gang standen Soldaten, ins Gespräch vertieft, wartend. Sephiroth schluckte schmerzhaft. Er wappnete sich, nickte den Männern zu und lief den Gang entlang zu seinem Büro.
 

I keep trying just to make it to the end of the day

You know I hate it

 
 

Die Tür schlug er hinter sich zu, die Augen geschlossen, bis seine Atmung sich endlich beruhigt hatte. Es war nur ein ganz normaler Arbeitstag, sagte er sich. Er hatte schon früher mit sich anhäufenden Aufgaben zu tun gehabt. Wenn er das hier jetzt nicht hinbekam, würden sich alle Abläufe verzögern und alle andern Abteilungen würden auf ihn warten müssen. Wollte er sich wirklich mit der Begründung entschuldigen, dass er es nicht rechtzeitig aus dem Bett geschafft hatte? Er atmete tief ein.  

Ein Blick auf sein Handy verriet ihm, dass es bereits kurz vor elf war. Er leckte sich über die Lippen, während er diese Information verarbeitete. Elf. Wo er normalerweise gegen sechs im Büro anfing. Elf. Er konnte sich selbst nicht erklären, wohin diese ganze Zeit verschwunden war. Er hatte nichts getan, nichts, was diese Verspätung rechtfertigte. Er schluckte. Seine einzige Möglichkeit war nun, pausenlos abzuarbeiten, was liegen geblieben war. Er steckte das Handy wieder weg und warf einen Blick auf seinen Schreibtisch. Sofort sank ihm der Mut wieder.           

Die Akten, die er am Vortag übrig gelassen hatte, hatten sich vervielfältigt. Ungläubig ging er auf den Tisch zu und strich über die Akten. Berichte über Anfragen, Papiere, Gutachten, Dokumente über Dokumente, alles von ihm durchzusehen und zu beantworten. Der Büroanteil seines Jobs war ihm noch nie lieb gewesen, aber das hier ... Zittrig nahm er einen der Hefter zur Hand und öffnete den Deckel. Die Buchstaben verschwammen vor seinen Augen. Beim besten Willen würde er nicht in der Lage sein, auch nur ein Wort zu lesen. Er blinzelte und kniff die Augen zusammen, wollte die Worte zwingen, Form anzunehmen, wenigstens lesen konnte er doch wohl noch ...           

Er seufzte. Es war vergebens. Vielleicht konnte er wenigstens ein paar der Papiere, die er nur unterschreiben musste, ungesehen ordentlich abheften und die Kopien zum Rausschicken ablegen. Mechanisch umrundete er den Schreibtisch und ließ sich auf den Boden sinken, um in der untersten Schublade nach Tacker und Locher zu kramen, wo er sie allerdings nicht fand. Sein Hirn arbeitete nur sehr langsam und sein Gesichtsfeld schien zu verschwimmen, als er sich im Raum umsah. „Natürlich“, stöhnte er dann. Beide Geräte standen längst auf dem Tisch. Wie kam er auf die Idee, er hätte sie weggeräumt?   

Seufzend versuchte er, sich wieder vom Boden zu erheben – doch seine Muskeln versagten ihm den Dienst. Er ließ den Kopf erschlafft gegen den Schreibtisch fallen. Jetzt auch noch das. Auf dem Boden seines Büros gefangen, weil er nicht hochkam. Vielleicht war das aber auch gar nicht das Schlechteste – so hatte er wenigstens eine Ausrede, Lazards Besprechung nicht beizuwohnen.
 

I’m slowly fading, suffocating

 
 

Er konnte nicht sagen, wie viel Zeit vergangen war, als ein Klopfen ihn aus seiner Starre löste. Umständlich kämpfte er sich auf die Beine, der Rücken steif; ihm tanzten Sterne vor den Augen. „Ja?“, sagte er, während er sich vorsichtig in den Schreibtischstuhl gleiten ließ.

Es war Amber vom Geschäftszimmer, die die Tür öffnete. Er fragte sie, was es gab. „Die neuen Rekruten, die nächste Woche anfangen“, eröffnete sie ihm ohne Umschweife. „Wir brauchen immer noch deinen Plan dafür, es ist Deadline.“ 

„Oh“, machte Sephiroth. Sein Blick ging für einen Moment durch Amber durch. Was sollte er ihr sagen? – Was wollte sie denn hören? „Ja, ich erledige das noch“, sagte er hohl. Ambers skeptischer Blick ruhte auf seinem überladenen Schreibtisch. „Ist gut, ich weiß auch nicht, wann ich dazu kommen soll, aber danke fürs Angebot, ich brauch keine Hilfe.“ Er funkelte sie an und sie stapfte mit geschürzten Lippen zur Tür hinaus.   

Sephiroth verdrehte die Augen und griff nach seinem Handy, um Genesis eine Nachricht zu schicken, dass er bestens verstand, warum er Amber nicht leiden konnte, auch wenn er wusste, dass Genesis die Nachricht nicht lesen würde, als sein Handy vibrierte. Es fiel ihm fast aus der Hand, als er sofort darüber wischte, um zu sehen, ob Genesis ihm endlich zurückschrieb – doch es war Amanda. „Heyhey“, schrieb sie. Sephiroth öffnete den Balken ihrer Nachricht nur auf dem Sperrbildschirm. Es folgte: „Ich bin nächste Woche in Midgar. Sehen wir uns?“ Er schaltete den Bildschirm aus, als das Handy noch einmal vibrierte. „Oder wann kommst du das nächste Mal nach Junon?“, fragte Amanda noch.         

„Vielleicht sollte ich die Lesebestätigung ausschalten, dann muss ich nicht immer alles heimlich lesen“, überlegte er. Wann sollte er auch noch Zeit finden, sich mit Amanda zu treffen? Was wollte sie überhaupt von ihm? Sie wusste doch, dass im Moment alles kompliziert war – und plötzlich traf ihn die Wucht der Erkenntnis wie eine Lawine.          

Genesis hatte die Lesebestätigung ausgeschaltet. Er hatte alle Nachrichten gelesen. Er wusste, wie schlecht es seinem eigenen Ehemann ging, und entschied sich trotzdem, nicht nach Hause zurückzukehren. 

Mit rasendem Herzen durchsuchte Sephiroth all die Nachrichten, die er Genesis seit September geschickt hatte. All die „Du fehlst mir“, „Ich hasse das, wenn ich das Gefühl habe, jemand würde im Schlafzimmer stehen, obwohl ich weiß, dass da niemand sein kann“, „Ich glaub, ich hab letzte Nacht nur ungefähr eine Stunde am Stück geschlafen“, „Lebst du eigentlich noch?“, „Ich wünschte, ich wüsste, wo du bist“, „Wann kommst du wieder?“, „Ich liebe dich“ – vergeblich. Sephiroth verschlug es den Atem.  
 

I say that I’m just fine but I don’t feel alright on the inside

I say that I’m OK but I don’t feel OK right now

 
 

Die Tür öffnete sich erneut, aber Sephiroth reagierte nicht. Am Rande registrierte er anhand der Statur und der blonden Haare, dass es sich um Cloud handeln musste. Die Figur bewegte sich auf Sephiroths Schreibtisch zu und sein Trommelfell nahm entfernt war, dass etwas gesagt wurde, aber nicht die einzelnen Worte. Vor seinem Gesicht bewegte sich etwas hin und her.

„Hallo?“, hörte er Cloud sagen. „Jemand zu Hause?“         

Sephiroth seufzte. Er konnte sich dem hier wohl genauso gut stellen. „Was ist jetzt noch?“, fragte er ungeduldig. Langsam stellte sein Blick wieder scharf.       

„Ungelegen?“, fragte Cloud.

Sephiroth setzte ein falsches Lächeln auf. „Nein, gar nicht.“         

Cloud nickte. „Also“, sagte er vorsichtig. „Amber ist sauer auf dich.“      

„Das beruht auf Gegenseitigkeit.“    

„Sie meinte, ich soll mit dir reden.“  

„Und das machst du ganz wunderbar, ich bin stolz auf dich.“         

Cloud grinste. „Soll ich dir ein paar von denen hier abnehmen?“   

Sephiroths Lächeln erlosch. „Wenn du kannst“, sagte er leise.       

„Klar“, sagte Cloud und schob ein paar der Akten auf dem Tisch hin und her. „Sag mal, was war das mit –“

„Ist doch egal“, unterbrach ihn Sephiroth.   

„Okaaaay“, sagte Cloud, und zum unzähligsten Male fragte er: „Alles klar?“       

Sephiroth starrte ihm einen Moment stumpf in die Augen. „Nein“, sagte er endlich. „Ganz und gar nicht. Aber was soll’s, oder? Es kommt sowieso immer was dazu, also warum mich noch damit abgeben?“    

Clouds Blick wurde ratlos. „Was genau –“  

„Und jetzt kommt auch noch Amanda an und will ein Treffen.“   

„Oh, schrecklich“, sagte Cloud sarkastisch, „eine Freundin, die dich sehen will.“

„Ich hab keine Zeit“, sagte Sephiroth mit einem abweisenden Nicken in Richtung seines Schreibtischs.

„Glaubst du nicht ...“, begann Cloud, doch er unterbrach sich, als Sephiroth den Blick abwandte. Er seufzte. „Warum versuch ich’s eigentlich noch? Ich nehm mir hier so einen Stapel, ja?“    

„Danke“, sagte Sephiroth leise, noch immer ohne Cloud anzusehen, als der auch schon die Tür hinter sich schloss. Er seufzte und ließ den Kopf auf den Schreibtisch fallen.
 

Honestly I can't shake it,

Shake it, shake it

Honestly

I can't take it

 
 

Genesis, du Bastard. Sephiroth konnte zu keinem anderen Schluss kommen. Was sollte es bedeuten, dass er Genesis sein Herz ausgeschüttet hatte, dieser alles gelesen hatte – und keine Reaktion folgen ließ? Wie konnte er so kalt sein? Hatten sie sich nicht „in guten wie in schlechten Zeiten“ geschworen? Sephiroth erlebte so schlechte Zeiten wie seit über zwanzig Jahren nicht mehr, und wo war sein Mann? Ja, wo war Genesis eigentlich?           

Natürlich hatte er ihn zuallererst in Banora oder zumindest in Lissabon erwartet, aber niemand im Dorf hatte Genesis gesehen. Sephiroth hatte sogar Ramons Uni-Mailadresse recherchiert, um ihn zu fragen, ob er irgendetwas wusste, aber er war ebenso ratlos. Nun wäre das aber auch abstrus gewesen, wenn Genesis Sephiroth schon wieder verlassen hätte, um stattdessen bei Ramon zu sein ...          

Auch die sonst so verlässlichen Photojäger hatten nirgends ein Bild von Genesis erhaschen können. Wenn sein Handy nicht eindeutig eingeschaltet wäre, wäre Sephiroth wirklich überzeugt gewesen, dass Genesis tot sein musste. Natürlich bestand diese Möglichkeit immer noch und das Handy konnte ihm abgenommen worden sein. Aber so richtig glaubte Sephiroth das nicht.

Nein, der Bastard las einfach seine Nachrichten, die zunehmend verzweifelter klangen, legte seelenruhig das Handy beiseite und ging weiter seinem Tag nach, wo auch immer das sein mochte. Vielleicht irgendwo in Brasilien, dort musste es leicht für ihn sein, einfach in der Menge unterzugehen.     

„Seph? Seph? Seph?“

„Hm?“, machte Sephiroth. Lazard sah ihn vorwurfsvoll an.           

„Was du darüber denkst.“    

„Oh. Ähm.“ Fuck, schoss es ihm durch den Kopf. Er hatte nicht ein einziges Wort seit Beginn der Besprechung in Lazards Büro mitbekommen. Er sah sich panisch um. Auch Cloud kam ihm nicht mehr zu Hilfe. Er musste auf einen Trick zurückgreifen und das Beste hoffen. „Nichts hinzuzufügen.“ Aus der Fassungslosigkeit, die allen daraufhin ins Gesicht geschrieben stand, schloss er, dass er die falsche Floskel ausprobiert hatte. Er versuchte zu überspielen: „Äh – ich hab auch gleich ‘ne Therapiesitzung, ich denke, es ist besser, wenn ich langsam aufbreche.“

„Ja, denk ich auch“, sagte Lazard, offensichtlich noch immer sprachlos. Sephiroth, alle Blicke meidend, stahl sich flugs aus dem Besprechungsraum. Natürlich hatte er keinen Therapietermin, aber die Ausrede war die erste und beste gewesen, die ihm einfiel. Er lief den Gang entlang, als würde er den Weg zu seinem Therapeuten einschlagen, bog dann allerdings zum Aufzug ab, um sich auf die Etage seiner Teeküche tragen zu lassen, wo er sich ein kühles Glas Wasser eingoss, von dem er kleine Schlucke nahm. So langsam entwickelte sich dieser Tag in einen Horrortrip, was ihm jetzt noch fehlte ... Ja, eigentlich konnte er das gar nicht so genau sagen. Aber vielleicht musste er die schlimmen Dinge nicht auch noch heraufbeschwören.        

Als er das Glas zur Hälfte geleert hatte und ein wenig zur Ruhe gekommen war, hörte er wieder sein Handy vibrieren. Es war wieder Amanda. „Hallo, ignorier mich nicht“, schrieb sie. Sephiroth antwortete nicht, sondern ging stattdessen ein paar seiner anderen Unterhaltungen durch. Cloud hatte ihm am Vormittag tatsächlich mehrmals geschrieben und gefragt, wo er war. Genesis hatte sich seit September nicht mehr gemeldet. Sein Schwiegervater hatte ihn schon eine ganze Woche zuvor gefragt, ob es ihm gut ging und ob er am Wochenende etwas Besonderes kochen würde. Und dann waren da mehrere Nachrichten von Yuffie. „Dein Vater würde dich auch gerne mal wiedersehen“ war darunter.       

Sephiroth steckte das Handy wieder weg. Yuffie war zehn Jahre jünger als er selbst und trotzdem mit seinem Vater verheiratet, und jedes Mal, wenn er daran dachte, lief ihm ein Schauer über den Rücken. Er mochte Yuffie, keine Frage. Das Verhältnis zu seinem Vater war ... kompliziert. Dass sie sich erst kennengelernt hatten, als Sephiroth bereits einundzwanzig war, und dass Vincent immer behauptete, nicht geahnt zu haben, dass Sephiroth sein Sohn war, waren Dinge, die er selbst in Therapie nie wirklich hatte aufarbeiten können. Aber Sephiroth musste zugeben, wenn er es zuließ ... war Vincent ihm kein schlechter Vater.      

Er seufzte und schaute auf die Uhr. Wenn er sich noch zwei Stunden in seinem verschlossenen Büro vor der Welt versteckte, konnte er Yuffie vielleicht später auf ihrem Heimweg abpassen, so tun, als wäre alles ein Zufall, und sich zum Abendessen einladen lassen. Gut kochen konnte Vincent immerhin. Das musste in der Familie liegen ...            
 

It's like I'm runnin' from an avalanche

 
 

„Yuffie hat dich also zufällig aufgegabelt, ja?“, fragte ihn sein Vater, als sie sich nach dem Essen gemeinsam in der Küche um den Abwasch kümmerten.          

„Ja, total“, sagte Sephiroth, den Blick starr auf den Teller gerichtet, den er abtrocknete. 

„Das hat also nichts mit den Dingen zu tun, die man in letzter Zeit so hört?“    

„Was hört man denn so für Dinge?“            

„Erzähl du’s mir.“ Sephiroth legte den Teller in seiner Hand ab und nahm einen neuen. Das Handtuch wurde langsam zu feucht, um damit abzutrocknen.

Vincent seufzte. „Komm, jetzt erzähl deinem alten Vater, was los ist.“    

Sephiroth stapelte die vier mittlerweile trockenen Teller übereinander. Er ließ das Handtuch sinken. „Ich glaub einfach, alle hassen mich. Cloud, Lazard. Eigentlich ganz Midgar. Dann ist da noch so ein blöder Typ. Amanda auch. Und ... Genesis ...“   

Das Wasser ging geräuschvoll durch den Abfluss. Sephiroth schluckte. Er stützte sich an der Spüle ab. „Das glaub ich nicht.“, sagte Vincent ruhig. „Und wir hassen dich nicht. Yuffie, deine Schwester, ich.“        

„Na gut“, sagte Sephiroth genervt. Er stellte die Teller weg und wandte sich Vincent zu. „Vielleicht nicht alle wie alle. Aber – ich meine –“ Er stockte. „Irgendwie sind alle sauer und enttäuscht. Und ich kann’s ihnen nicht verdenken, ich ... ich bin einfach so unzuverlässig und ein Arsch zu allen – und ich will so nicht sein! Ich bin das nicht ... Ich ... Ach, ich wünschte einfach, Genesis wär da ...“       

Er schaute Vincent in die roten Augen auf der Suche nach etwas – irgendetwas, das seinem Gestammel Sinn gab. Vincent ließ fast etwas wie ein verstehendes Lächeln vermuten. „Alles hat seine Zeit. Er hat dir gesagt, er kommt wieder? Dann tut er das auch.“  

„Ich weiß nicht ...“    

„Glaubst du nicht mehr an eure Ehe?“         

„Ich weiß nicht mehr, woran ich glauben soll!“, platzte es aus Sephiroth heraus. Er starrte angewidert auf seine linke Hand. „Was hat dieser Ring für eine Bedeutung, wenn ...“ Seine zugeschnürte Kehle ließ ihn den Satz nicht beenden. Was hatten ihre Ringe für eine Bedeutung, wenn sie nicht zusammen waren? Das hatte er sagen wollen. Es klang so albern.

„Komm mal her“, hörte er Vincent sagen. „Papa ist da.“ Sephiroth schaute in Vincents verständnisvolle Augen, rot wie die aufgehende Sonne oder ein gemütlich knisterndes Kaminfeuer, und langsam, ganz langsam ließ er sich auf die Dunkelheit ein, als er sein Gesicht an die Schulter seines Vaters legte und die Welt für einen kurzen Moment zu existieren aufhörte ...
 

Tonight I don’t feel alright on the inside

 
 

Über das Hämmern seines Herzens hörte Sephiroth beinahe nicht, wie er an die Tür vor ihm klopfte, aber es musste hörbar gewesen sein, denn nur Momente später öffnete ihm Cloud. „Seph!“, sagte der mit großen Augen. „Du bist wieder da!“    

„Ja ...“, murmelte Sephiroth betreten. „Du, ich wollte fragen ... ob ich heute hier schlafen könnte?“      

„Logisch“, sagte Cloud sofort und ließ ihn eintreten. „Warst du vorhin wirklich bei deinem Therapeuten?“, fragte er, als er die Tür schloss.        

„So ähnlich“, sagte Sephiroth ausweichend.

Cloud warf ihm einen verärgerten Blick zu. „Du kümmerst dich drum, ja?“         

„Ja“, sagte Sephiroth ehrlich nickend in dem Wissen, dass Cloud nur genervt war, weil er ihn sehr liebte. Er lächelte schon wieder fast. Clouds Zimmer war nur leicht und angenehm erleuchtet, während draußen die Sonne schon lange untergegangen war. Sephiroth ließ sich bereits auf dem Bett nieder, während Cloud auf einem Stuhl Platz und sein Handy zur Hand nahm. „Was Wichtiges?“  

„Ich les grad noch eine Mail von Andy ...“  

„Oh, noch mehr Geburtstagstalk?“, fragte Sephiroth und entlockte Cloud so ein Lächeln. „Wie ist die Uni?“           

„Erste Prüfungsphase, also Horror. Aber er fühlt sich wohl unter so vielen kreativen Menschen.“          

„Musik, huh?“           

„Das ist was, das wir nicht verstehen“, sagte Cloud schulterzuckend. „Ich kann auch morgen noch antworten.“    

„Nein, nein, mach das jetzt“, sagte Sephiroth schnell. „Ich leg mich schon mal hin, das Tastengeräusch hilft mir beim Einschlafen.“          

Cloud tippte bereits auf seinem Handy. „Seit wann brauchst du Hilfe beim Einschlafen?“ Sephiroth grinste und schlüpfte unter die Decke. Sein Rücken kreischte zwar, als sich die Muskeln in seinem Körper zu entspannen anfingen, aber er nahm das als ein gutes Zeichen. Nur Momente später, wie es ihm schien, drehte er sich im Halbschlaf auf die Seite, als auch Cloud zu ihm ins Bett kroch, und mit einem zweiten warmen Körper in den Laken kam ihm der ungefähre Gedanke, dass vielleicht doch gar nicht alles so schlimm werden würde ... 

Jahreszeiten Ändern Sich, Aber Menschen Nicht

Sephiroth atmete aus und öffnete die Augen. Im Raum war es noch dunkel und ruhig, bis auf eine zweite Atmung neben ihm. Er richtete sich langsam auf und brachte ein wenig Bewegung in seinen Rücken, den Blick zuerst auf Cloud; dann ließ er ihn aber wandern zum Ende des Bettes, wo Clouds Wecker stand: 4:27. Das klang gut.    

Sephiroth kletterte vorsichtig aus dem Bett, ohne Cloud zu wecken, und ging am Kopfende vorbei zum Fenster, das Midgars Zentrum von weit oben zeigte, doch Sephiroth betrachtete stattdessen den Sternenhimmel: Ein paar Schleierwolken waren noch zu erkennen, aber die würden sich sicher bald verziehen. So unter den funkelnden Sternen stehend kamen ihm mit einem Mal – und ihm war nicht einmal bewusst gewesen, dass er darüber nachdachte – Lösungen für beinahe alle seine Probleme.    

Seinem Therapeuten konnte er sofort eine Nachricht aufs Band sprechen; für die Rekruten würde er einfach auf den Plan vom Jahr zuvor zurückgreifen, nur die Daten und Namen anpassen; Lazard würde er aufsuchen, sobald dessen Bürozeiten anfingen, und ihm seine Situation erklären – Lazard war der Letzte, der kein Verständnis hatte; und was seine Akten anging, die konnte er doch in Teilen delegieren, wie Cloud ihm gezeigt hatte. Nur Amber – die konnte ihm weiterhin gestohlen bleiben. Und Doe ... der sowieso.            

Das klingt nach einem Plan, ging es Sephiroth durch den Kopf. Aber vorher hatte er ein wenig Hunger. Also schlich er sich vorsichtig durch Clouds Zimmer und den Gang entlang zu seinem eigenen Wohnbereich und schaute sich nach einem Frühstück um.
 

Time to act your age

 
 

„Die Zeit ist um.“ Whatley machte sich trotzdem weiterhin Notizen, die sich in seiner Brille zu spiegeln schienen. „Ich schlag vor, du kommst morgen direkt wieder.“           

„‘ne Menge los in meinem Kopf, hm?“        

„Sieht so aus. Ich bin ja immer froh, wenn du doch mal mit mir redest.“ Sephiroth machte Anstalten, sich zu erheben, als Whatley ihn zurückhielt. „Du weißt, es ist nicht meine Art, dir zu raten, was du tun sollst. Nehmen wir also an, das Folgende sag ich dir nicht als Therapeut, sondern einfach als Mitmensch.“ Sephiroth nickte verwirrt. Whatley beugte sich über den Tisch zwischen ihnen ein Stück zu ihm. „Lass das Handy mal eine Weile aus.“  

„Und wenn Genesis anruft?“, fragte Sephiroth, ohne auch nur den Bruchteil einer Sekunde zu überlegen.           

„Du meinst, er hat keine andere Möglichkeit, dich zu erreichen?“, fragte Whatley mit einem skeptischen Gesichtsausdruck. Sephiroth erwiderte nichts und hielt dem Blick stand. „Fein, von mir aus. Aber dann lass wenigstens diese Apps weg, auf denen man ... postet, Facebook und wie sie alle heißen.“          

Sephiroth schluckte seine Bemerkung, dass er noch nie ein Profil auf Facebook gehabt hatte, herunter. Sein Therapeut wollte nur sein Bestes und hatte obendrein noch Recht. Er verabschiedete sich mit einem Nicken und verließ die therapeutische Abteilung im Hauptquartier. Er hatte nicht unbedingt damit gerechnet, direkt für den nächsten Tag wieder zu einem Termin gebeten zu werden, aber er musste auch sagen, dass es guttat, sich die Seele freizureden, also beschwerte er sich nicht. Whatleys einziger freier Termin an diesem Tag war gegen Mittag gewesen, sodass Sephiroth nun in erster Linie großen Hunger hatte, also nahm er den Aufzug in Richtung der Kantine. 

„Ein Mal Lieblingsgericht, ja?“, fragte Nate an der Ausgabe, als er Sephiroth erkannte.

„Du kennst mich“, erwiderte Sephiroth mit einem verlegenen Lächeln.    

„Ich geb dir eine extragroße Portion“, sagte Nate augenzwinkernd. Sephiroth rechnete ihm hoch an, dass er auf jeden weiteren Kommentar, dass er ja zunehmen musste, verzichtete. Er nahm die Teller entgegen, holte sich außerdem an der Kasse noch einen koffeinfreien Tee und suchte dann nach einem Sitzplatz.     

„Du verfolgst mich doch“, sagte er scherzhaft, als er Cloud in der Menge gefunden hatte und sich zu ihm setzte. 

„Um die Mittagszeit in der Kantine? Wie kann ich es wagen, hier aufzukreuzen?“, fragte Cloud unbeirrt. „Lieblingsgericht?“   

Sephiroth nickte. „Heute ist ein großartiger Tag.“   

„Du warst bei deinem Therapeuten?“          

„Gerade eben.“          

„Da bin ich sehr froh.“          

„Hab auch sonst so gut wie alles erledigt.“  

„Gut.“

„Ja.“ Sephiroth fing an, an der Brotbeilage zu knabbern. Clouds Blick sagte ihm, dass er es sich noch nicht zu gemütlich machen sollte.       

„Dann kannst du mich ja mal auf den neuesten Stand bringen ...“ 

„Kann ich nicht zuerst essen?“         

„Seph, ich hab dich die letzten Tage ertragen, ohne zu murren“, sagte Cloud sehr direkt. „Ich denke, ich hab diesen Tratsch verdient.“

Sephiroth seufzte. „Also ... Eigentlich ist es gelaufen wie beim letzten Mal ...“   
 

Am I insane,

Expecting you to change?

It’s the same thing

Over and over again

Why does this keep happening?

 
 

„So machen wir das.“ Sephiroth setzte seine Unterschrift unter den Plan, den Amanda für die Militärbasis ausgearbeitet und zu seinem Küchentisch mitgebracht hatte.         

Amanda nahm das Dokument an sich. „Dann sind wir uns ja einig.“        

„Gute Arbeit, Soldatin.“       

Amanda schnaubte. „Danke.“          

„Was war das denn?“, fragte Sephiroth amüsiert. „Hab ich was Falsches gesagt?“

„Du betonst das so, ‚gute Arbeit‘, mach ich nicht immer gute Arbeit?“ Amandas dunkelbraune Augen blinzelten schelmisch.

„Doch, natürlich, umso wichtiger, dass ich es sage, oder?“, fragte Sephiroth mit einem Lachen. Er lehnte sich zu ihr. „Lob ich dich nicht genug?“  

Amanda legte einen grübelnden Finger ans Kinn. „Könnte man drüber nachdenken.“

„Was ist das nur mit dieser Jugend heutzutage?“, sagte er scherzhaft. „Viel zu sensibel.“

„Weil du alt bist, oder wie?“

„Ich wurde letztens darauf hingewiesen, dass ich dreißig werde.“

„Das geht natürlich gar nicht“, sagte Amanda mit einem betonten enttäuschten Kopfschütteln. „Aber warte mal – wenn du alt bist – und wir haben einen Altersunterschied von sechs Jahren ... was bin ich dann?“           

Sephiroth setzte eine todernste Miene auf. Das Alter von Frauen. „Erwachsen.“

„Ah, aber keine junge Erwachsene mehr, ja?“ Sie brachen in unhaltbares Gelächter aus, wobei Amanda gegen Sephiroths Arm sank. Sie kicherte noch ein wenig, bevor sie sich beide beruhigten und wieder halbwegs ernst wurden.         

„Ich denke, du bist noch blutjung“, sagte Sephiroth schließlich.    

Amanda richtete sich auf. „Das ist lieb von dir.“    

„Ich tu mein Bestes. Sag mir, wenn ich was falsch mache.“             

Amanda legte ihm beruhigend eine Hand an den Arm. „Es war nur ein Witz.“ Sie sammelte ihre Dokumente zusammen. „Dann hab ich jetzt alles, ich würd noch mal draußen nach dem Rechten sehen.“ Sie erhob sich gerade, als sich das Türgitter öffnete und Doe erschien.

„Lass mich dich nicht vertreiben“, sagte er, als er Amanda gehen sah.

„Nein, ich war eh schon am Aufbrechen“, sagte sie mit einem letzten Lächeln für die beiden Männer, ehe sie das Haus verließ.       

„Sie brauchte Unterschriften“, sagte Sephiroth erklärend, als Doe ihr nachsah.

„Ah, du bist wichtig“, sagte Doe schalkhaft, als er sich auf Sephiroths andere Seite setzte. Der konnte Does Beobachtung nur unbeholfen zustimmen.    

„Willst du einen Tee?“          

Doe schaute kurz nachdenklich, ehe er nickte. „Ja, Tee wär jetzt gut.“      

Sie erhoben sich und Sephiroth befüllte den Wasserkocher. Doe schien nicht allzu interessiert daran, dem Wasser beim Kochen zuzusehen, sondern kam Sephiroth sehr nahe, bis sich ihre Lippen sanft berührten und Does Fingerspitzen über Sephiroths Uniform fuhren. Das Wasser kochte schon beinahe, als Doe ihre Verbindung löste. „Oder statt Tee zu trinken“, sagte er leise, „könnten wir auch ... du weißt schon ... kurz hochgehen ... meinst du nicht?“

Sephiroth trat einen Schritt zurück; Doe ließ seine Hände fallen. „Ähm ...“, machte Sephiroth, während er überlegte, wie er ausdrücken sollte, was er dachte. Natürlich war er schon in ähnlichen Situationen gewesen, in denen er Genesis hatte abweisen müssen, weil ihm nicht danach war oder aus sonst welchen Gründen – aber wie sollte er Doe sagen, dass er sich noch nicht danach fühlte, mit ihm zu schlafen? Immerhin knabberte er immer noch an seiner Trennung und außer ein paar zarten Küssen war zwischen ihm und Doe nicht mehr viel geschehen ...

Doch Doe nahm es ihm ab, sich erklären zu müssen. „Alles klar, schon verstanden“, sagte er. „Kein Druck.“ Sephiroths Blick wanderte zu Boden. Die Stille zwischen ihnen schien nicht einmal Platz zum Atmen zu lassen, auch als Doe hinzufügte: „Kein Problem.“

„Ähm“, machte Sephiroth, um wenigstens irgendetwas zu sagen. „Möchtest du den Tee noch?“ „Jaja“, versicherte ihm Doe. „Klar ...“
 

Right time, wrong situation ...

 
 

„Vielleicht hätte mir einfach auffallen müssen, dass wir uns seit“ – Sephiroth rechnete kurz nach – „ungefähr zwölf Jahren nicht mehr gesehen hatten und er zufällig zu einem Moment in mein Leben tritt, wo im Internet steht – und dann muss es ja stimmen –, dass ich mich scheiden lasse, und er so tut, als wäre überhaupt keine Zeit seitdem vergangen, wo er doch schon damals mit mir schlafen wollte und ich nicht mit ihm.“     

„Na ja“, warf Cloud ein, „aber damals wart ihr ja – also, ich meine – da war ja – also – äh, wie nennt man das genau?“          

„Ich meine, ja, es lief was“, sagte Sephiroth. „Zumindest irgendwie ... irgendwas ... Halbes ...“ 

„Jedenfalls hatte er damals jedes Recht, mit dir schlafen zu wollen“, sagte Cloud, „wie auch immer wir das zwischen euch nennen, aber du hast schon recht, jetzt war es verfehlt.“

„Danke.“ Sephiroth seufzte. „Warum müssen Männer immer dahergehen und alles so kompliziert machen?“           

Cloud grinste.

F. U.


 

You used to drive me crazy

But I don't feel nothing lately

 
 

Sephiroth versuchte nicht zu sehr aufzufallen, während er an Soldatinnen und Infanteristen der Militärbasis in Wutai vorbeilief, die ihn grüßten und ihm mitunter salutierten. Er nickte und fragte sich, wie viele Leute einen so kurzen Weg bevölkern konnten, wenn er nur ein einziges Mal unbemerkt bleiben wollte.

Hinter dem Lagerausgang entdeckte er Doe, der in der Gegend stand und im Warten einen Grashalm zerzupfte; da bemerkte er Sephiroth allerdings schon und hob einen Arm, als ob er in dem weiten grünen Tal auf sich aufmerksam hätte machen müssen. Sephiroth schmunzelte bei dem Gedanken für den Bruchteil einer Sekunde, wurde aber sogleich wieder aufmerksam, der Wache in seinem Rücken sehr bewusst.     

„Hey“, sagte Doe mit einem breiten Lächeln und kam Sephiroth entgegen in Erwartung irgendeiner Geste des Wiedersehens, aber Sephiroth, den Blick links und rechts, nur nicht auf Doe, ging nonchalant an ihm vorbei und wies den Weg. Doe sah ihm enttäuscht hinterher, folgte jedoch kurz darauf. „Was ist, jagt dich jemand?“, fragte er dann ironisch.

„Ich würde nur gerne vermeiden, dass sich das hier rumspricht“, sagte er sehr nüchtern. „Ich will kein Getuschel.“ Noch immer drehte er sich nicht zu Doe um, während sie sich strammen Schrittes einen Weg in die Ebene schlugen.        

„Wo kämen wir da auch hin, wenn die Leute dich für einen Menschen hielten?“, erwiderte Doe.          

Sephiroth runzelte die Stirn. „Ich denke, man weiß schon, dass ich das bin“, sagte er, immer die Sonne vor sich. Er atmete ihre Strahlen tief ein und wurde ruhiger. „Zack meinte, ich hätte wieder Farbe im Gesicht“, fiel ihm ein, und er blieb stehen, um Doe einen fragenden Blick zuzuwerfen.        

Der schaute sich besagtes Gesicht lächelnd an, während er langsam näher kam. „Kann schon sein“, sagte er leise und strich mit zwei Fingerspitzen über Sephiroths Wange, woraufhin ein leiser Schauer durch dessen ganzen Körper ging. Doe beugte sich vor und legte seine Lippen auf Sephiroths, der, die Augen noch immer geöffnet, den Kuss kaum erwiderte. Als sie sich lösten, ließen sie sich beide nichts anmerken. Doe nickte in Richtung der Ebene, nahm Sephiroths Hand und begann nun seinerseits, den Weg anzuführen.           

Und vielleicht war es ein Glück für ihn, dass er voranging, da er so nicht Sephiroths ängstlichen, skeptischen und noch immer zweifelnden Blick bemerkte.

Etwa einhundert Meter von der Basis entfernt beschrieb die Ebene eine kleine Erhöhung, hinter der sie sich ungesehen ins Gras setzen konnten. Sephiroth stützte die Arme locker auf seinen Knien ab und betrachtete den nicht weit entfernten Waldrand. Er spürte Does Blick von der Seite auf sich ruhen. Am Vortag hatte er noch einen weiteren Annäherungsversuch unternommen, den Sephiroth erneut abgeblockt hatte. Er konnte sich sein fehlendes Interesse an Doe nicht ganz erklären: Er war seit acht Monaten getrennt, hatte seit über einem Jahr mit niemandem mehr geschlafen. Und er musste Doe ja nicht gleich heiraten, wenn er mit ihm ins Bett ging. Aber dazu konnte er sich nicht einmal überwinden. Und in der Folge stellte er alles infrage, was zwischen ihnen war und nicht war ...            

Die Sonne begann langsam ihren Weg gen Erde. Ein leichter Wind setzte ein; Sephiroths Haarsträhnen tanzten vor seinem Gesicht. „Du willst das alles nicht, oder?“, sagte Doe schließlich.     

Sephiroth knetete die Hände ineinander. „Ich kann dir das auch nicht erklären.“

„Nicht nötig.“

In der Dämmerung saß Sephiroth dann allein.
 

And I think we’re done here maybe, baby

 
 

„Seph“, sagte Cloud, während er konzentriert in seinem Reis rührte.        

„Hm?“, machte Sephiroth. Nun, da er endlich fertig erzählt hatte, versenkte er seine Gabel in den Blättern des Römersalates.      

„Ich weiß nicht ... mit der ganzen Geschichte .... du musst doch von der ersten Sekunde an gewusst haben, was er will.“   

„Weißt du, Cloud, manchmal mag ich dich nicht.“ Er nahm noch einen Bissen und holte dann sein Handy hervor. Die ganzen Erinnerungen an seine Zeit in Wutai hatten ihn daran denken lassen, dass Amanda ja immer noch auf eine Antwort von ihm wartete. Er tippte: „Wie wär’s mit Kaffee an diesem Frozen-Yogurt-Stand, den du so sehr magst?“ Er hatte gerade den Bildschirm ausgeschaltet und das Handy neben seinen Teller gelegt, als es schon wieder vibrierte.        

Er schätzte, „Ja, seh dich 16 Uhr“ zu schreiben dauerte nicht lange. Eigentlich musste er auch zugeben, dass er sich freute, Amanda wiederzusehen. Sie waren in Wutai gute Freunde geworden, was sich wohl nicht vermeiden ließ, wenn man auf so engem Raum zusammen arbeitete und lebte. Und sie waren auch gute Freunde geblieben, was sicherlich dadurch erleichtert worden war, dass sie beide keine Kinder hatten. Sephiroth hatte wieder und wieder beobachtet, dass er Leute, selbst Freunde, kaum noch sah, sobald sie eine neue Beziehung hatten, heirateten oder Kinder bekamen. Vielleicht, wenn er selbst mehr von Kindern halten würde ...   

Seine abschweifenden Gedanken stoppten, als wären sie mit zweihundert Meilen die Stunde gegen eine undurchdringliche Mauer gerast, sobald er das Handydisplay einschaltete. Er starrte mit plötzlich sehr trockenem Mund auf den Mitteilungsbalken auf seinem Sperrbildschirm. Ohne nachzudenken machte er augenblicklich einen Screenshot, nur für den Fall, dass die Nachricht gleich verschwinden würde. Er klickte doppelt auf den Balken und vertippte sich so oft bei seiner PIN, dass er frustriert seufzte und sich umso bewusster konzentrierte, bis er 1179 ordentlich eingegeben hatte. 

Ohne Zweifel, dort stand noch immer dieselbe Nachricht. Nun waren auch alle Haken blau, alle seit September. Er machte noch einen Screenshot. Er traute der ganzen Sache nicht, auch wenn ihm nicht klar war, wieso. Konnte es stimmen? Wie lange hatte er noch Zeit? Er musste vorher unbedingt noch mal zum Training – aber davor musste er erst noch ordentlich essen.

Zufrieden grinsend machte er sich wieder über sein Essen her. „Was?“, fragte er, als er Clouds Blick bemerkte.       

„Bist du gerade in ungefähr zehn Sekunden alle Stadien der Trauer durchgegangen, oder was ist da eben passiert?"

„Wieso denn?“, fragte Sephiroth unbekümmert. „Ich freu mich nur. Der Falafelsalat ist heute einfach besonders gut.“         

„Ah, ja“, sagte Cloud. „Du hast ‘nen Knall.“          

Sephiroth zuckte die Schultern. Ihm konnte nichts mehr etwas anhaben.  

Die Nachricht war von Genesis gewesen.    

„Freitag komm ich nach Hause.“
 

I’m fucking over you.
 


 

Flucht


 

I remember waiting on the sunrise

And I’ll be right here waiting til you come back around
 

„Weißt du noch, als wir das letzte Mal hier waren?“ Zwanzig Jahre später war Sephiroth die Bergkette nur noch entfernt vertraut. Er hatte sich nie wirklich als ein Kind von Nibelheim verstanden, auch wenn er dort geboren war und Wikipedia ihn nicht unter Midgar, sondern Nibelheim führte. Das Anwesen beim Dorf barg eines seiner dunkelsten Geheimnisse und er konnte froh sein, dass es eigentlich nie jemanden dorthin verschlug.     

„Wie genau soll ich das vergessen?“, fragte Genesis. Er wandte sich vom Horizont ab und kam auf Sephiroth zu, der auf einem großen Stein am Wegesrand Platz genommen hatte. Sie waren vom Dorf aus ein wenig den Wanderweg entlang spaziert und hatten sich nach einer knappen Stunde für eine kurze Rast entschieden. Für die zweite Aprilwoche war es noch immer recht kalt, was, wenn er es sich überlegte, typisch für diese nach der Eishölle benannte Gegend war.          

„Dir würde schon was einfallen“, sagte er mit einem falschen Lächeln.    

„Ah, wir sind heute passiv-aggressiv unterwegs.“   

„Ich fand das jetzt gar nicht so passiv.“ Sie lächelten sich kurz an und Genesis setzte sich zu Sephiroth. „Aber im Ernst ... ich weiß nicht, was ich gemacht hätte, wenn du damals nicht da gewesen wärst.“     

„Sicherlich hättest du was angezündet“, sagte Genesis trocken.    

„Witzig, du solltest damit auftreten.“          

„Ich glaub, in Midgar und eigentlich im ganzen Land will mich gerade niemand sehen. Hab das Herz von Everybody’s Darling gebrochen oder so.“ Sephiroth schmunzelte.
 

I’ll take you away from here

From the city that never loved you

From the town I always hated
 

Genesis‘ Rückkehr nach Midgar war nicht unbemerkt geblieben. Er hatte eindeutig abgenommen und wohl die eine oder andere Nacht nicht geschlafen. Während Sephiroth also versuchte, seinen erschöpften Mann mit guten hausgemachten Mahlzeiten aufzupäppeln, sammelte sich vor der Haustür eine Traube an Photographen, die er so seit zwanzig Jahren nicht mehr erlebt hatte. Andere Mietparteien begannen sich zu beschweren und er und Genesis mussten vorübergehend das Haus verlassen, um den Frieden zu wahren.  

Sie waren zuerst ins Hauptquartier gewechselt, dessen Grundstück immerhin abgeriegelt war, aber sie fühlten sich eingezwängt und vor allem Genesis konnte kaum einen Fuß nach draußen setzen, ohne gejagt zu werden. Für kurze Zeit waren sie auch in Banora, wo es reichlich Platz für sie gab und Sephiroth seine Begeisterung fürs Kochen neu entdecken konnte. Nur war auch Banora fürs Erste nicht richtig.       

An einem Tag gingen sie zum Friedhof. Sie waren schon daran gewöhnt, Ergin dort zu besuchen. Jedoch war es das erste Mal seit der Beerdigung zwei Jahre zuvor, dass Sephiroth nun vor dem Grabstein seiner Schwiegermutter stand. Es mochte bereits der dritte Frühling seitdem anbrechen, aber Sephiroth spürte, wie es ihn immer noch in seine Depressionen zurückzuwerfen drohte. Hier hatten sie immerhin erst begonnen. Schlag um Schlag hatte er vierzig Jahre lang ertragen; irgendwann hatte ihn einer davon ausknocken müssen.        

Genesis stand an seiner Seite, den Kopf an seine Schulter gelehnt. Sie mussten irgendwo anders hin.
 

I’m with you, win or lose
 


 

Von vorn?


 

I try to let down my guard

But I cover up my scars
 

Sie saßen eine Weile in der kühlen Brise, nur unterbrochen, wenn die Sonne zwischen den Wolken hervorschien. Als der Himmel wieder zuzog und der Wind erneut einsetzte, sah Sephiroth aus dem Augenwinkel, wie Genesis eine Hand hob, wohl um sein Gesicht zu berühren, aber er wich der Bewegung aus. Stattdessen schob er sein Haar über seine Schulter, sodass es wie ein Vorhang zwischen sie fiel.
 

It’s not that I don’t care

It’s just I’m fucking scared

It’s terrifying
 

„Was hast du so getrieben?“, fragte Genesis. Sephiroth konnte an seiner Stimme hören, dass er den Blick wieder auf den Horizont gerichtet hatte.

Tja, was hatte er so getrieben? Jedes verdammte Gramm Muskeln und Fett hatte er sich in einem Teufelskreis hart erkämpft, in dem er sich kaum bewegen konnte, weil er nichts aß, und nichts aß, weil er sich kaum bewegt hatte. Er hatte koffeinfreien Tee trinken müssen, weil ihn sonst Zittern, Übelkeit und Schwindel derart überkamen, dass er sich wieder kaum bewegen konnte. Mit seinem Training hatte er an einem Punkt anfangen müssen, den er nicht für möglich gehalten hatte, so geschwächt war er gewesen. Er war so müde gewesen und hätte doch nicht schlafen können, wenn sein Leben davon abgehangen hätte. Er war so gereizt, dass niemand wirklich etwas mit ihm zu tun haben wollte. Niemand, außer ... Er verdrehte die Augen. Von Doe würde er jetzt nicht schon wieder anfangen, vor allem nicht gegenüber Genesis. „Dies und das“, antwortete er also. „Nichts Besonderes.“
 

‘cause I know it’s a slippery slope

But I don’t wanna give up hope

Damn why’s it gotta be this hard

Just to open up my heart
 

„Du weißt, dass ich deine Nachrichten und Tweets gesehen hab, ja?“, fragte Genesis, diesmal eindeutig Sephiroth zugewandt. Der studierte die Bergkette in der Ferne.        

„Damit hab ich mir wohl irgendwie mein eigenes Grab geschaufelt“, sagte er schließlich, wobei er sich fest vornahm, die Apps zu deinstallieren, sobald sie in ihre Unterkunft zurückgekehrt waren. Die Brise wehte wieder durch seine Haare.     

„Seph, mir ist auch so klar, dass du schwer depressiv bist“, sagte Genesis nach einer Pause. Sephiroth wandte sich ab, doch das gab Genesis nur die Möglichkeit, ihm sanft über den Rücken zu streichen. „Du kannst das nicht vor mir verstecken. Ich hab mich anderthalb Jahre um dich gekümmert.“             

„Und dann ein halbes Jahr nicht“, kam es aus Sephiroth hervor, ehe er sich zurückhalten konnte. Es entstand wieder ein Schweigen zwischen ihnen. Genesis‘ Hand verschwand von Sephiroths Rücken. Zitternd wandte Sephiroth den Kopf zurück zu seinem Mann. Genesis‘ Augen suchten seinen Blick.  

       
 

Only tell me if you care about me

Only tell me if you dare ...
 

„Seph“, sagte er langsam, und Sephiroth hörte, dass es ihm die Kehle zuschnürte. „Kannst du mir glauben, dass ich in der festen Überzeugung gegangen bin, dass es das Beste für uns wäre?“ Sephiroth betrachtete ihn mit leeren Augen, wandte dann den Blick ab. Er schüttelte den Kopf. „Seph, ich ...“, setzte Genesis an, aber Sephiroth schüttelte erneut den Kopf. Sag es nicht.    

„Du hast ... keine Ahnung.“  

„Dann rede mit mir.“ 

„Warum? Damit du eine neue Ausrede hast, zu gehen? Wenn du gehen willst, dann tu es einfach.“      

„Aber ... ich bin hier.“           

„Für den Moment.“   

Eine Pause.    

„Warum sollte ich wieder gehen?“   

„Vielleicht ...“, setzte Sephiroth an. „Vielleicht werden Dinge einfach etwas viel.“

Genesis hob erneut die Hand und strich ihm die Haare vom Gesicht. „Was meinst du?“

Sie sahen sich fest in die Augen, bis Sephiroth den Blick abwandte. „Du hast mich schon mal nicht ertragen.“            

„Was, nein, das war nie der Grund!“, sagte Genesis alarmiert. „Wie kommst du nur auf so was? Ich –“ Aber Sephiroth schüttelte erneut den Kopf.
 

I’ve been wishin on them stars

But are they too far

They still shinin'
 

„Ich war einsam.“ Sein Herz schlug schnell.

„Kann ich nachvollziehen“, sagte Genesis.  

„Ich schätze, ich wollte einfach Aufmerksamkeit ...“ Sephiroth begann dämmernde Erkenntnis in Genesis‘ Augen zu sehen. „Von einem ... Mann ...“   

„Was genau ...?“, fragte Genesis. Und er erzählte ihm von Doe.
 

Will you love me

Stay hand in hand?
 

„Ich hab mir die ganze Zeit gesagt: Wie kann er es wagen?“ Sephiroth seufzte. „Aber ich glaube ... ich wollte es auch zulassen.“ Er und Genesis waren einander mittlerweile gerade zugewandt.          

„Und?“, fragte Genesis, und Sephiroth war überrascht, wie ruhig er klang. „Hatte es eine Bedeutung?“            

Sephiroth verzog gequält das Gesicht. „Nein! Nie ...“        

Genesis nahm seine Hände und diesmal wehrte Sephiroth sich nicht dagegen. „Du hast recht, du warst einsam. Und ich schätze, ich hab mir das selbst zuzuschreiben ...“
 

Will you love me

Through the darkest of nights

Through all of our fights?
 

Sephiroth spürte Genesis‘ Herzschlag durch seine warmen Hände. „Wo warst du?“, platzte es endlich aus ihm heraus. Er wollte damit alles wissen: Warum bist du gegangen, warum hast du mich allein gelassen, warum warst du nicht bei mir, warum hasst du mich so sehr, was hab ich falsch gemacht, was stimmt nicht mit mir, warum verdiene ich deine Liebe nicht mehr, hast du mich nie geliebt? All das in dieser einfachen Frage: Wo warst du? 

Genesis ließ seine Hände nicht los, antwortete aber auch nicht sofort. Sein Blick wurde leer und ging durch sie hindurch, an ihnen vorbei. Er holte schließlich Luft und Sephiroth dachte, er würde zu einer längeren Geschichte ansetzen, stattdessen sagte er nur: „Hölle.“

„Ah“, machte Sephiroth. Zugegeben, so erschöpft, wie Genesis noch immer aussah, war er geneigt, ihm zu glauben, war aber von der Verhältnismäßigkeit nicht ganz überzeugt. „Da müssen wir in unterschiedlichen Kreisen verkehrt sein.“

Genesis grinste. „Ein hohes Witzeniveau heute.“    

„Ist die Hölle nicht unterirdisch?“    

„Oh Seph.“ Genesis verdeckte das Gesicht mit seinen Händen, ehe er mit einem Seufzer wieder dahinter hervorkam. „Wie kannst du je glauben, ich würde dich nicht ertragen?“

Sephiroth spiegelte das Grinsen zurückhaltend.
 

Would you still love me?
 

„Du warst schon immer seltsam und schwierig und ... einfach ‘ne Menge“, sagte Genesis offen. Sephiroth lauschte aufmerksam. „Und, ja – ich hab einmal den Fehler gemacht, mich zu trennen, weil ich dachte, dass es die richtige Entscheidung wäre. Und ich weiß nicht, ob sich sechs Monate Funkstille vielleicht als Fehler herausstellen werden. Aber zwanzig Jahre später und ich bin hier, und ich hab aus dem Glauben gehandelt, dass es so zwanzig Jahre mehr werden können – oder wie viele auch immer.“        

Und diesmal nickte Sephiroth. Genesis seufzte erleichtert. Seine Augen glitzerten in der erneut hervorkommenden Sonne, als er die linke Hand sanft an Sephiroths Hals legte; die Hand mit dem glitzernden Ehering; der Daumen fuhr zart über seinen Puls. „Und du weißt, ich liebe dich“, sagte er und Sephiroth ließ ihn den Satz endlich beenden.           

„Auf eigene Gefahr“, scherzte er dafür als Antwort.          

„Hey, warte, ich glaube, das ist mein Spruch“, sagte Genesis mit einem sanften Lächeln.           

„Vielleicht“, sagte Sephiroth, während er sich leicht vorbeugte, „haben wir einander einfach verdient.“       
 

Dare to love me


 

Am Abend vor ihrer Rückkehr nach Midgar lag Sephiroth neben Genesis im Bett, seinem noch lesenden Mann zugewandt, umgeben von einer unglaublich weichen Decke, die all seine Sorgen schluckte. Der Himmel hinter dem Fenster war schon lange dunkel und mit Sternen übersät, wie man sie nie in Midgar zu sehen bekam. Schon beinahe vom Schlaf übermannt, verschwammen Dunkelblau und Silber vor Sephiroths halb geschlossenen Augen. Er rückte näher an Genesis heran und atmete seinen Duft ein, der ihm nach seiner abendlichen Dusche anhaftete. Eine Hand an Genesis' Arm, sandte ihn das Rascheln, als dieser eine Seite umblätterte, beinahe ins Paradies.

„Bitte“, sagte er, die Augen nun ganz geschlossen und so gut wie in den Schlaf hinübergeglitten „steig nie auf elektronische Bücher um ...“ In seinem Traum hörte er Genesis förmlich schmunzeln.


 

Baba


 

Oh, you did it to me once, you'll do it to me twice

I'm not in the mood to go and roll the dice
 

Sephiroth durchquerte mit einem Becher dampfenden Tees – der erste koffeinhaltige Tee seit über zwei Jahren – den Essbereich der Kantine in Richtung des Ausgangs, als er keine fünf Meter entfernt Doe entdeckte. Er war ins Gespräch mit einer Infanteristin vertieft, und Sephiroth meinte, diesen Gesichtsausdruck zu kennen ...
 

Dealt a shitty hand, you'll never understand

I cancelled all the plans, don't you want another chance today?

 

Er schlenderte gemütlich auf die beiden zu und wartete darauf, von ihnen bemerkt zu werden. Es war Doe, der ihn zuerst erblickte, woraufhin sich die Infanteristin zu ihm umdrehte und ihn, vollkommen verstummt, bewundernd anstarrte. „Ich hoffe, ich stör nicht“, sagte Sephiroth mit einem freundlichen Lächeln. Does skeptischer Blick verriet, dass ihm Übles schwante. Sich der Aufmerksamkeit aller in Hörweite bewusst, fuhr Sephiroth fort: „Ich wollte mich noch mal für dein Angebot bedanken, es ehrt mich ehrlich, aber ich denke nicht, dass das was wird – du siehst, ich bin verheiratet. Ich find dein Interesse echt niedlich, aber du bist einfach nicht mein Typ.“        

Die Infanteristin, deren Kinnlade sich mit jedem Wort, das Sephiroth sprach, mehr und mehr dem Boden genähert hatte, schnaufte schockiert und machte auf dem Absatz kehrt. An den Tischen im Umkreis brach Gekicher und Gelächter aus, und Sephiroth beobachtete zufrieden die aufsteigende Röte in Does Gesicht. Er beugte sich vor und wisperte: „Denk das nächste Mal vorher nach, mit wem du dich anlegst.“    

Als Sephiroth sich zum Gehen wandte, hörte er Doe noch speien: „Bitch!“ Den Tee in der Linken, winkte Sephiroth mit der Rechten, ohne sich noch einmal umzudrehen.
 

So I guess it’s goodbye, huh?
 

Epilog

Ganz seinen neuesten Vorsätzen folgend hatte Sephiroth die Social-Media-Apps von seinem Handy gelöscht. Um also den neuesten Stand zu prüfen, musste er Twitter extra über den PC in seinem Büro öffnen. Er rief ein paar Fanprofile auf, auf denen die Photos der letzten Wochen versammelt waren: romantische Schnappschüsse im Schnee Nibelheims, Bilder von einem Essen in der Freundesgruppe, auf denen eindeutig zu erkennen war, wie sie sich an den strategisch platzierten Händen hielten, ein Spaziergang auf dem Loveless-Boulevard. Manchmal war Sephiroth doch froh, dass er für jedermann mit einem Smartphone Freiwild zum Photographieren war, so zerstreuten sich die Scheidungsgerüchte ganz von allein. Zufrieden lehnte er sich, die Hände hinterm Kopf verschränkt, in seinem Stuhl zurück. In seinem Höhenflug wollte er die Sache endlich abschließen. Er setzte einen neuen Tweet ab: „If a man talks shit, then I owe him nothing. I don’t regret it one bit ‘cause he had it coming.“ Träge, während er vorsichtig an seinem Tee schlürfte, beobachtete er die Entwicklungen der Kurznachricht.

Zwischen den vielen „Ilysm“ fand er auch sporadische Anmerkungen wie: „Schon wieder Ärger im Paradies?“, „@JustSeph als Swiftie confirmed“, „neue Scheidungsberichte incoming in 3, 2, 1 ...“ Doch eine Antwort erregte Sephiroths Aufmerksamkeit: „Graduated from #LoveSux and #Red to #Reputation phase now?“

Sephiroth retweetete: „Meine Reputation-Phase hatte ich schon längst 2002, als ich mich geoutet habe, obwohl alle mir rieten, es nicht zu tun. #IDidSomethingBad.“ Und er schloss Twitter für den Tag, nippte weiter an seinem Tee und überlegte ... wenn sie damals nicht gekämpft hätten, könnte es jetzt gar keine Diskussion um „Scheidung oder nicht Scheidung?“ geben ...


Nachwort zu diesem Kapitel:
Gestern erst hab ich "Zahlaccounts *Augenverdrehen*" geschrieben, und was ist, heute wach ich auf und sehe, dass irgendein Zahlaccount halb zwei in der Nacht nichts Besseres zu tun hatte, als mich anzupöbeln. Ganz im ernst, Dude, geh einfach schlafen.
Ich verstehe gut, wenn die hohe Beteiligung von Social Media etc. erst mal abschreckend ist, aber vertraut mir, dass sie ein sinnvoller Bestandteil der Handlung sind.^^
Wusstet ihr übrigens, dass man Subreddits nicht mehr umbennen oder löschen kann?

Vielleicht merkt man, dass ich ein bisschen Ahnung von Klatsch- und Fanforen habe. 2014 war ich Teil der Promiflash-Community, die es heute, glaube ich, so gar nicht mehr gibt. Damals gab es Hunderte, manchmal sogar bis zu 2000 Kommentare auf einzelne Artikel über Sylvie Meis, in denen es natürlich schon nach kurzer Zeit gar nicht mehr um Sylvie, Raffael oder Sabia ging (erinnert sich heute überhaupt noch jemand an dieses Drama?) Außerdem lese ich noch heute täglich in einem Fanforum mit und bin einfach viel auf Twitter und Insta. Aufgrund von Sephs Alter hab ich Tik Tok einfach mal ausgeklammert.^^
Es war aber schwierig, mir vorzustellen, welche Followerzahl er wo haben würde. Meine Idee ist, dass seine Accounts ursprünglich von der PR-Abteilung bei Shin-Ra angelegt wurden und er sich nach und nach damit angefreundet hat. Je "authentischer" seine Posts wurden, desto mehr Follower bekam er, bis ihm die Aufmerksamkeit wirklich zu gefallen begann. Meine Idee sind so ca. um die 500'000 Follower auf Twitter und entsprechend mehr auf Insta, vielleicht irgendwas zwischen einer und zwei Millionen? Theoretisch müsste man das auch abhängig machen von Vorstellungen, wie viele Einwohner das Land hat, denn Seph ist ja keine internationale Berühmtheit, und davon, wie bekannt und beliebt er wirklich ist. Social Media wird in World Building irgendwie viel zu wenig beachtet.

Bei der "Midgar Evening" dachte ich an den Evening Standard in London, der meiner Erfahrung nach kostenlos in der Ubahn verteilt wird, ich weiß nicht, ob die das noch immer so handhaben. Jedenfalls ein Käseblatt vor dem Herrn, etwa auf einer Stufe mit BILD.


PS: Link zum Song
https://open.spotify.com/track/6xXzhKhNNmBJ4q0Qzw485o?si=164d9a0bf285440c Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Zu dem Husten. Seph hatte keinen Lungenkrebs oder so. 2018 hatte ich random irgendwie einen superschlechten Kreislauf (na ja, war ja Jahrhundertsommer mit wochenlang 40°), und einige der hier geschilderten Symptome hab ich einfach von meinen Erfahrungen von damals abgeguckt. Einmal z.B. bin ich damals total in Tränen ausgebrochen und ich musste mich zwingen, mit dem Weinen aufzuhören, weil ich sonst null Luft bekommen hätte. Und ich dachte, da Seph ja immens abgenommen hat, dass meine Schwächesymptome da ganz gut passen. Und das betrifft irgendwie auch die Lunge, mehr kann ich nicht sagen, weil ich damit nie beim Arzt war. Aber das war die ungefähre Idee dahinter.

Die Konversation mit Cloud am Ende hab ich ein bisschen verändert, weil mir beim Lesen aufgefallen ist, dass er dann doch unfassbar oft "geht es dir wirklich gut?" fragt, was kein normaler Mensch tun würde. Stattdessen hat er eine eigene kleine Geschichte am Laufen, sodass er wirklich wie ein in diesem Universum lebender Charakter wirkt und nicht wie Sephs wandelnde seelische Unterstützung. Fun Fact: Den Geburtstag von Clouds Sohn hab ich auf denselben Tag gelegt wie meinen.^^

PS: Link zum Song
https://open.spotify.com/track/3heq3nQ3JMqOFXBwuuLyFb?si=8488a5fbbbb94d66 Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Strawberries, cherries and an angel's kiss in spring
My summerwine is really made from all these things
Take off those silver spurs and help me pass the time
And I will give to you ... summer wine, ohoh, summer wine

Also, ja, summer wine steht, nicht unbedingt subtil, für Sex.

Bitte bedenkt, dass wir hier mit zwei Millennials zu tun haben, daher Wine O'Clock, Essen posten, es fehlt eigentlich nur noch "Du als Ravenclaw ..."^^

„Das ist auch nicht schön“ ist übrigens die deutsche Version von "That's rough, buddy." #Avatar

PS: Link zum Musikvideo
https://www.youtube.com/watch?v=lPi1jj12WC8 Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
"und ein Mal beobachtete er recht interessiert die Wochenendaktivitäten eines braunen Labradors": Wer kennt Good Boy Ollie auf Insta? Er lebt in Großbritannien irgendwo in Meernähe und wählt am Wochenende immer eine besondere Aktivität aus seinem "special jar" aus, das eigentlich eine Dose ist.

"Genesis hatte es sich gespart, so eine Floskel wie '#HomeSweetHome' unter das Bild zu schreiben" lol, Genesis zählt unter No Nonsense Girlboss, I can feel it xD

PS Link zum Song
https://open.spotify.com/track/0ML3PJ6f9lgj1B4FQo4kZB?si=5ab5fb47cfab4311 Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Vielleicht wird jetzt etwas deutlicher, warum der Verrat durch Doe so dramatisch ist.^^

Übrigens, zum Namen Jules. Ich hab den random gewählt. Ich weiß, dass Jinan in der englischen Version vom Remake Jules heißt, aber das ist mir erst später eingefallen, und ich meine mit Jules ganz sicher nicht Jinan.^^ Vielmehr hab ich einfach irgendeinen Namen von Euphoria gewählt, der bei mir hängen geblieben war, weil ich keine Ahnung hatte, wie ich Doe nennen sollte, und an dem Tag gerade einen Videoessay über Euophoria geschaut hatte. Nur falls jemand wissen wollte, wie meine Charaktere ihre Namen finden. xD Doe war ursprünglich auch ein Platzhalter, bis mir ein besserer Name einfällt, ist dann aber als Spitzname geblieben. Doe kommt eigentlich von "Jane/John Doe", ein Name, den Menschen in z.B. Gerichtsprozessen in den USA erhalten, wenn der echte Name nicht genannt werden soll oder darf oder auch einfach nicht bekannt ist (soweit ich das richtig verstanden hab)
Versteht mich bitte nicht falsch. Doe ist keine schlechte Person, er steht nur einfach sofort auf Seph, und wer kann ihm das verübeln? Und wie beschrieben, gefällt das Seph auch erst mal. Aber wir werden ja sehen, wie das weitergeht.

PS Link zum Song
https://open.spotify.com/track/7rYRIG2g3zW0ERcVTenxra?si=8b4dcf62d2044c3e

PPS Wer mehr über diese Zeit in Sephs und Genesis' Leben erfahren will, schaue in meine FF "Rose" rein:
https://www.animexx.de/fanfiction/autor/534019/395245/
Genauer in die Kapitel "Hey (You)" https://www.animexx.de/fanfiction/autor/534019/395245/1301816/default/
und "Untouchable" https://www.animexx.de/fanfiction/autor/534019/395245/1301817/default/#complete
Die FF ist zwar abgebrochen, aber es war geplant, dass die Trennung gegen Ende stattfindet, daher finden sich in den Kapiteln schon Hinweise, dass es in der Beziehung vielleicht kriselt Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Ja, ok, Cloud fragt wieder ein bisschen zu oft, ob mit Seph wirklich alles in Ordnung ist, aber diesmal kam ich nicht so richtig drum rum, weil ich das "Warum lügst du mich an" und "Soll ich dir helfen?" brauchte. Ist auch lustig, dass er sagt, dass selbst seine Kinder nicht mehr so blöde Fragen stellen, wenn wir eben noch geklärt haben, dass die beiden groß sind und einer sogar schon ausgezogen ist.

Den Verlauf gegen Ende hab ich etwas abgekürzt und vielleicht wird deutlicher, was Seph mit Yuffie zu schaffen hat und was es eigentlich bedeutet, wenn er sich bei Vincent ausheult (dazu möglicherweise später mehr ...)
Und die Leute, die was gegen die Selbstbezeichnung Papa haben, tun mir ehrlich leid, mehr kann ich dazu nicht sagen.

PS Link zum Song Avalanche
https://open.spotify.com/track/0ZzF9Y0nJoBc8iMkITxDYv?si=29d4964cbe154737

Alternativ:
https://open.spotify.com/track/02Zkkf2zMkwRGQjZ7T4p8f?si=8fd98451d3bc46f2
Anti-Hero (2022) Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Why'd you have to go and make things so complicated?

Die einen oder andern fragen sich vielleicht, warum ich bei Sephs Therapiesitzung erst am Ende ansetze. Es liegt nicht daran, dass ich es im Endeffekt doch tabu finde oder denke, dass es eh nicht so wichtig ist und man die Stelle überspringen kann. Ich würde mir nur niemals zutrauen, selbst wenn es Fiktion ist, Therapie zu schreiben, weil ich davon keine Ahnung hab. Ich möchte keinen Unsinn verbreiten, deswegen bleib ich bei dem, was ich halbwegs plausibel rüberbringen kann. Natürlich kann ich mir vorstellen, dass die Szene interessant gewesen wäre, weil von Sephs Therapeuten jetzt so lange und oft die Rede war, also hoffe ich, dass ich niemandem zu sehr vor den Kopf stoße, indem ich die Sitzung so offensichtlich auslasse. Aber vielleicht konnte ich erklären, woran das liegt. Schreibt mir gerne eure Gedanken dazu. :)
Aber ein bisschen ausgebaut hab ich es ja. Therapeuten sind tatsächlich nicht dazu da, einem zu sagen, was man zu tun und zu lassen hat, daher hab ich den Rat, Social Media wegzulassen, vorsichtig formuliert. Ich will damit nicht in die "Twitter und Co. böse"-Kerbe hauen, sondern beziehe mich einzig und allein darauf, dass es Seph ja wirklich offensichtlich nicht guttut, ständig Likes und Kommentare auf Twitter und Instagram zu überprüfen. Und dass Whatley (geiler Name, oder? xD) das alles mit Facebook gleichsetzt, soll einfach ausdrücken, dass es zwischen ihm und Seph einen Altersunterschied gibt, ohne dass ich sein Alter explizit erwähnen muss. #OkBoomer

Außerdem dient das Kapitel ganz nebenbei auch dazu, Sephs Freundschaft mit Amanda etwas zu beleuchten. Nein, sie steht nicht auf ihn =p Platonische Freunde existieren. xD

Jedenfalls.

PS Link zum Song
https://open.spotify.com/track/4vd56Py0MOzKqrm8Tm8Lvo?si=9386642902ed4762

PPS Aber die wichtigste Frage ist natürlich: Was ist Sephs Lieblingsgericht? Antwort im nächsten Kapitel ... Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Wer meinem Weblog folgt, erinnert sich vielleicht noch an den ersten Teil, den hatte ich mal probehalber dort hochgeladen. Hier jetzt stark abgeändert, weil ich diese FF damals natürlich noch nicht vor Augen hatte.

Wie gesagt, Doe ist keine schlechte Person. Sie waren dabei, was miteinander anzufangen, aber es gab Probleme, noch bevor überhaupt irgendwas passieren konnte. Es ist sein gutes Recht, seine Zeit nicht weiter zu verschwenden.
Es war nicht beabsichtigt, aber Seph kommt mir hier demisexuell vor, zumindest vorausgesetzt, dass ich den Begriff richtig verstehe. Demisexuell bedeutet, soweit ich das sehe, dass man sich nur sexuell zu Leuten hingezogen fühlen kann, wenn es bereits eine emotionale Bindung gibt, also (vermutlich erwiderte) Liebe. Oder man sollte zumindest verliebt sein. Keine Ahnung, ob auch Freundschaft unter diese emotionale Bindung fällt. Seph jedenfalls hängt noch immer an Genesis und kann sich einfach nicht in Doe verlieben, und das *äußert* sich dann nur darin, dass es für ihn keinen Sex geben kann. Doe macht nicht "Schluss", weil Seph nicht mit ihm ins Bett geht, sondern weil er daran ablesen kann, dass es mit ihnen nicht funktioniert. Ich hoffe, das ist auch so rübergekommen. 🙈

Cloud spricht dann hier die Frage aus, der Seph seit Beginn ausweicht: "Komm schon, du wusstest doch von Anfang an, was er wollte. Du hast dich absichtlich darauf eingelassen, weil dir die Aufmerksamkeit gefiel." Woraufhin Seph immer noch abblockt.

Ich fand's niedlich, dass Seph mit seiner Antwort beweist, dass er weiß, was Amanda mag, so was macht auch Freundschaft aus. <3
Übrigens, die PIN 1179 ist Genesis' Geburtsdatum: 1. Januar 1979.

Und da haben wir's -- Sephs Lieblingsgericht ist Falafelsalat. :3

PS Link zum Song: https://open.spotify.com/track/2pp1JDxpXuqRINtpxl0e4h?si=275ddecec48447b8 Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Hier geht es also um die berühmte Nibelheimszene, und wie man sieht, ist der wichtige Punkt an diesem AU, dass Seph in diesem Moment nicht wahnsinnig geworden ist, sondern von Genesis unterstützt wurde. Der Spruch "sicherlich hättest du was angezündet" ist quasi sogar ein doppelter Witz, weil "Ich zünd' hier gleich was an!" Twitter-Sprech ist, und um Social Media ging es in der FF ja auch in großen Teilen.
Die Reaktion hat Genesis irgendwie ein bisschen verdient, wenn er es wagt, das Herz von Everybody's Darling zu brechen.
Und hier haben wir auch das Mysterium um Sephs lange Krankheit gelöst. Verursacht durch den Verlust einer weiteren Mutter, ist er in tiefe Depressionen gestürzt worden, die ihn über 1,5 Jahre kaum aufstehen ließen. Mir wurde vorgeworfen, Seph sei ooc. Ähm. Wir alle haben unsere Meinungen. Aber ist die Entwicklung wirklich so unplausibel? Der Vorwurf kam von einem Fan der ersten Stunde, also ist das hier vielleicht einfach Original-Seph vs. Crisis-Core-Seph (den ich mehr mag), und in Crisis Core wird ja angedeutet, dass Sephiroth abnimmt, wenn er bedrückt ist. Also ... Weiß nicht, wie seht ihr das?

Sonst hier noch der Link zum Song mit Mark Hoppus von Blink182:
https://open.spotify.com/track/476vlwkWs75pQ9D2lm7pwT?si=509abb5ad9bd4fcb

Alternativ Sweet Nothing von Taylor Swift:
https://open.spotify.com/track/3zmwONxswBAzGwExPugSLN?si=3e1b9a5b33d14871 Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich glaube, Langzeitleser/-innen wissen, dass ich keinen Streit und auch ernstere Diskussionen nicht gut schreiben kann, ich führe solche Gespräche auch selbst nicht gerne. Ich vermeide Konflikte und tendiere dazu, die Situation bei einer sich bietenden Gelegenheit durch einen Witz aufzulockern. Hier also eine Anspielung auf Dantes Inferno, passt, denk ich, ganz gut zu Genesis (und auch Seph). Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Endlich hatte Seph seine Rache.^^ Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
So sehr das nach einer Fortsetzung klingt, ich glaube nicht, dass ich je eine schreiben werde. Sorry :/

Ich stell die FF jetzt erst mal auf abgeschlossen, bis ich weiß, was ich mit dem Bonuskapitel mache oder nicht.

Danke fürs Lesen und wir schreiben uns ein ander Mal^^
Alles Liebe, genießt den Rest des Sommers.
Tobie

PPS Falls sich jemand gewundert hat: Seph und Swiftie? Meine Zuordnungen:
Seph -- Taylor Swift
Genesis -- Ke$ha/Kesha
Yuffie -- Avril Lavigne
Cloud -- Breaking Benjamin und Nickelback

Ich hab das jedenfalls gerade noch mal nachgeschaut. Taylor hat 2019 öffentlich erzählt, dass sie vorhat, ihre ersten sechs Studioalben neu aufzunehmen. Am 11.2.2021 hat sie dann Fearless (TV) inklusive der Lead Single Love Story (TV) angekündigt, die am nächsten Tag rauskam. Wir haben in diesem Kapitel: https://www.animexx.de/fanfiction/388929/1291861/default/#complete geklärt, dass Seph am 4.2.2021 40 geworden ist. Das heißt, Love Story (TV) konnte er noch hören, bevor er im März in Banora untergetaucht ist. Das Album kam allerdings erst am 9.4.2021, sodass er das nicht mehr mitgekriegt hat. Bei seiner Rückkehr nach Midgar im August 2022 war außerdem auch schon Red (TV) raus (deswegen die Anspielung auf Message In A Bottle, was ein Bonustrack auf dem neuen Album war.) Was ich natürlich nicht wissen konnte, als ich die FF geschrieben und hochgeladen hab, war, dass Taylor jetzt noch Midnights (21.10.2022) rausbringen würde, was zur Zeit dieser FF (März/April 2023) natürlich längst raus wäre.
Nur, falls sich das jemand gefragt hat. xD Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (2)

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Von: kiki004
2022-08-16T15:05:48+00:00 16.08.2022 17:05
Ich hätte ja mehr an Covid gedacht wegen der Pandemieanspielung in D-I-N-O-S-A-U-R. Aber Depresionen bei Seph kann ich mir ehrlich gesagt auch ganz gut vorstellen. Man merkt ja schon in Crisis Core wie Seph sich nach Angeals Tod zurückzieht und eigentlich nur noch Zack so wirklich an sich ranlässt. Und während bei Angeal und Genesis die degeneration ja mehr körperlich stattfindet, ist bei Seph mehr die Psyche betroffen und die Nibelheimszene lies wohl den letzten tropfen überlaufen.

Ich glaube sogar das Seph in so einer Situation, sollte er jemanden verlieren der ihm sehr nahe steht, entweder vor trauer dahinvegitieren würde oder die Welt in Flammen sehen will weil er die geliebte Person nicht mehr bei sich hat (womit wir wieder bei Nibelheim wären)

Ich mag den Crisis Core Seph im übrigen auch lieber <3
Nicht das ich was gegen den Evil Seph habe, aber er wirkt halt einfach menschlicher in Crisis Core.




Antwort von:  tobiiieee
18.08.2022 13:37
Da sprichst du was an mit der Pandemie. Dass Sephs Schwiegermutter kurz nach seinem 40. Geburtstag 2021 stirbt, steht bei mir schon seit Jahren fest. Dann kam 2020 und ich hab in all meine Chronologiepläne groß "PANDEMIE" reingeschrieben und mir vorgenommen, das später zu regeln. xD Insofern hab ich damit wirklich nur die Realität zur Kenntnis genommen.
Ich bin froh, dass du es so ähnlich siehst wie ich. Die Person war nicht sehr nett in ihrem Vorwurf, aber ich dachte, vielleicht hat sie ja trotzdem recht. AU riskiert natürlich immer den Vorwurf ooc. Braucht man dann allerdings auch nicht zu lesen, wenn man es nicht mag.
Ich danke dir für deinen Kommentar. Mein Vater hatte gestern Geburtstag, drum hat die Antwort etwas länger gedauert. Ich hoffe, das Ende wird dir gefallen. :)
Von: kiki004
2022-04-14T22:53:11+00:00 15.04.2022 00:53
Hmmm... was Sephs Essgewohnheiten angeht... da hatte ich schon die unterschiedlchsten Varianten:
Variante 1: Er verträgt kein Fleisch, ist also Vegetarier und nutzt gerne Tofu zum kochen. Lieblingsspeise: Obst
Variante 2: Fleischfresser, wenn kein Fleisch in einem Gericht ist, ist es kein Essen. Lieblingsspeise: Steak
Variante 3: greift meistens auf Brot mit Nuttella oder Erdnussbutter zurück, weil gibt ne Menge Energie und wenn man mal keine Zeit hat, weil viel zu überarbeitet, geht das am schnellsten. Bestellt sich auch mal was beim Wutainesen oder Pizza. Lieblingsgericht: Schokowaffeln

Ich mag ja ne Mischung aus allem etwas. Achtet an sich auf eine gesunde Ernähung. Mag an sich nichts süßes oder Fertigessen. Kocht daher lieber selbst weils frischer ist und wenn man mal doch keine Zeit hat, wird auch mal was bestellt. Beim Lieblingsessen bin ich mir unschlüssig weil er in der Küche viel ausprobiert und je nachdem wo man gerade is,t es diverse Gerichte gibt


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