Reifeprüfung von KatieBell (Entscheidungen, die das Leben beeinflussen) ================================================================================ Kapitel 4: Entscheidungen ------------------------- Katie wusste nicht, wie lange sie einfach still in ihrem Zimmer stand und einfach nur aus dem Fenster starrte. Keine Tränen, keine Traurigkeit, keine Wut oder Enttäuschung. Gedankenlos schaute sie einfach nur hinaus und beobachtete die Vögel, die ab und zu an ihrem Fenster vorbeiflogen. Heute war Samstag und Hogsmead-Wochenende. Der gesamte Turm war im kleinen Zaubererdorf unterwegs, nur sie nicht. Sie genoss die Stille um sich herum. Leanne wollte zuerst auch bei ihr bleiben, aber sie ermutigte sie dazu, ruhig mit den anderen loszuziehen. Auf die Frage, ob sie nicht mitkommen wollte, verneinte sie, ohne eine Mimik zu verziehen. Das Gespräch mit Graham tat weh, aber ungemein half es ihr, endlich eine Entscheidung zu treffen. In aller früh hatte sie in Professor McGonagalls Büro, über deren Kamin, mit ihrer Mutter gesprochen. Sie bat sie darum, noch heute einen Termin im St. Mungo auszumachen, für eine Abtreibung. Sie konnte Es nicht bekommen. Weder um es zu behalten, oder es anschließend abzugeben. Sie ertrug es einfach nicht, ein Kind zu haben, welches sie immer an ihn erinnern würde. Ihre Mum hatte natürlich versucht, ihr ins Gewissen zu reden. Was schließlich jede Mutter wahrscheinlich versuchen würde, aber für sie stand es fest. Sie wollte kein Kind mit einem Kerl, der nicht zu ihr stand, der sie mit dieser Situation völlig alleine ließ. Der sie offenbar nie wirklich geliebt hatte und der alles andere als reif war. Und sie würde sich nicht ihre Zukunft dafür verbauen. Sie wollte professionell Quidditch spielen. Als Alleinerziehende Mutter nicht machbar. Ganz zu Schweigen wollte sie ganz normal ihren Schulabschluss machen und gewiss wollte sie nicht, als sitzengelassene Schwangere durchs Schloss laufen. Sie wollte dem Spott nicht ausgesetzt sein, wenn jeder wüsste, wie naiv sie gewesen war. Außerdem hatte er zuerst die Reißleine gezogen. Sie trennte diese nur gänzlich. Sollte er sich doch wen anderen suchen. Sie war sich dafür eindeutig zu schade. Auch wenn ihr Herz immer noch still und heimlich nach ihm schrie. Aber es war nur Liebeskummer. Das würde vergehen. Irgendwann. Hoffte sie. Katie seufzte und öffnete ihre Nachttischschublade. Geistig abwesend nahm sie ihren Mutterpass heraus, schob die Schublade wieder knarrend zu, bevor sie eine Sporttasche in die Hand nahm. Sie hatte einige Sachen gepackt, als Leanne schon gegangen war. Wieder einmal hatte sie ein Geheimnis vor ihrer besten Freundin. Denn zwar wusste diese von der Schwangerschaft und von dieser verzwickten Situation, mit dem Slytherin. Aber von ihrer Entscheidung, einen Abbruch vorzunehmen, hatte sie nichts erwähnt. Sie würde das alleine durchstehen. So, wie alles andere bisher auch. Noch einmal sah sie durch ihr Zimmer. Wahrscheinlich würde sie nach dem Eingriff erst einmal zu Hause bleiben und nicht wieder hierher zurückkehren. Je nachdem wie gut sie es überstand. Aber das müsste sie dann sehen, wenn es soweit war. Einen Schritt, nachdem anderen. Wieder seufzte die Dunkelblonde, schob den Pass in eine Seitentasche und verließ ihren Schlafraum. Ebenso ging sie zügig durch den Gryffindorturm, auf dem Weg zu Professor McGonagall. Trotz allem, wie entschlossen sie war, stahl sich eine Träne über ihre Wange. x-x-x „Du musst dich entspannen, Katie.“, sagte die sehr liebevolle Heilerin, die ihr zugeteilt wurde. Ihr Name war Dara, so hatte sie sich ihr zumindest vorgestellt. Die braunhaarige junge Frau war 26 und war gerade dabei sie über alle Vorkehrungen aufzuklären. Aber irgendwie war ihr gar nicht wohl dabei. Schon seit einer halben Stunde lag sie auf dieser Liege und versuchte ihre Aufregung runterzuspielen und sich selbst zu motivieren. Sie wollte das. Sie war hier, um eine medikamentöse Abtreibung vorzunehmen. Es würde ganz einfach gehen. Sie müsste nur drei verschiedene Tränke schlucken und dann würde sich alles von selbst klären. „Was... was macht nochmal der erste Trank?“, fragte sie nervös und schaute zu Dara hinüber, die an einem kleinen Beistelltisch stand. „Es sorgt dafür, dass du ein bisschen dösig wirst. Es ist kein Schlaftrank, du musst schon bei Bewusstsein sein, aber dafür musst du selbst schon etwas ruhig sein. Wenn du so aufgeregt bist, wird er dich und der Fötus nicht beruhigen.“, sagte sie. „Den Fötus beruhigen?“ „Ja. Es... besteht die Möglichkeit, wenn du zu unruhig bist, dass es zu Komplikationen kommen kann und das merkt das Kleine natürlich auch.“ Als Katie danach fragte, was für Komplikationen, hatte Dara ihr zwar alle Möglichkeiten schonungsbewusst aufgelistete, aber schon der erste Punkt, mit Totgeburt und die Wahrscheinlichkeit, dass sie in eine lebensbedrohliche Lage rutschen könnte, hatte sie schon geistig abschalten lassen. Das war überhaupt nicht fördernd. Wie sollte sie bei solchen Information sich entspannen?! „Der zweite Trank dann...“, begann sie erneut und hob eine kleine Phiole hoch, deren Inhalt stark violett war, „...fördert dazu bei, dass der Fötus seine Herzaktivitäten einstellt. So... dass er nicht mehr lebensfähig ist.“ Katies Blick wanderte an die Decke über ihr. Das war noch grausamer, als das vorige davor. Sie hätte einfach nur die ganze Prozedur über sich ergehen lassen sollen. Die Vorstellung, dass etwas in ihrem Körper wortwörtlich starb, wühlte sie so sehr auf, dass sie immer heftiger atmete. Von Beruhigung keine Spur mehr. „Der Dritte führt dann schlussendlich die einleitende Abtreibung ein. Du wirst den Fötus gebären müssen, aber durch Trank Nummer eins, wirst du nicht viel davon mitbekommen. Das verspreche ich dir.“ „Woher weißt du das?“, fragte sie plötzlich mit brüchiger Stimme. Dara setzte sich zu ihr auf die Liege, nachdem sie den Trank wieder weggestellt hatte und legte ihre Hand auf ihren Arm. „Ich mach das nicht zum ersten Mal, Süße.“ „Was... sind so die Gründe, für sowas?“, murmelte sie dann leise. „Unterschiedlich. Oft sind es... Jugendliche, so wie du, aber es gibt auch ältere Hexen, die sich zum Beispiel kein Kind leisten können. Manchmal kommen auch Paare hier her, die finanziell nicht so gut dastehen und sie ein weiteres Kind nicht großziehen können. Da spielen so viele Faktoren mit.“ „Die...“, schluckte sie einen Kloß hinunter, „Die Oberheilerin meinte... was wegen psychische Vorgeschichten.“ „Das...“, sie seufzte kurz und sah ihr fest in die Augen, „Das sind Härtefälle, Katie.“ „Aber was meinte sie damit?“ Sie konnte erkennen, wie Dara mit sich haderte. Katie war schon klar, dass eine psychische Erkrankung natürlich ein Härtefall war. Aber genau zuordnen konnte sie nicht und gerade lenkte sie das Gespräch so gut ab. „Wenn...“, begann sie langsam, „... bei einer Vergewaltigung zum Beispiel ein Kind entsteht. Für die werdenden Mütter ist das oft eine zu große Belastung, zu wissen, dass sie sich immer an dieses Erlebnis erinnern könnten, wenn sie ihr Kind nur ansehen würden.“ Die Dunkelblonde schluckte und schellte sich innerlich. Wieso fragte sie denn so dumm. Das hätte sie sich selbst zusammenreimen können. „Aber weißt du,...“, sagte sie dann lächelnd, „Es gibt auch die Hexen, die darüber stehen und trotzdem dem Kind eine Chance geben.“ „Warum?“, hauchte sie zugleich und sah wieder zu ihr. „Weil sie wissen, dass das Kleine nichts dafür kann. Ich kenne eine Hexe, die hier auch erst einen Abbruch machen wollte. Schlussendlich hat sie sich umentschieden.“ „Wie... wie ist sie damit umgegangen?“ „Liebe.“, lächelte sie erneut, „Nichts braucht ein Kind mehr. Natürlich ist so etwas nicht einfach und ohne eine entsprechende Therapie nicht machbar. Aber mittlerweile ist sie glücklich verheiratet und hat eine erwachsene Tochter. Sie hat ihre Entscheidung nie bereut.“ Katie sah hinab auf ihren Bauch, was von Dara natürlich bemerkt wurde. „Du... hast bei deiner Aufnahme vor fünf Wochen gesagt,... dass du ungewollt schwanger geworden bist. Wegen einer Wechselwirkung, oder?“ „Mhm.“ „Und... war das... einvernehmlicher Kontakt?“ „Was?“, stieß Katie nervös aus. Ihr Herz raste gerade, wie als würde sie einen rasanten Besenflug hinlegen. Spielte Dara etwa darauf an, ob sie-?! Oh Merlin nochmal. „Oh... eh... ja, ja.“, kam es prompt über ihre Lippen, „War... einvernehmlich. Wir... wir waren zusammen.“ „Seid ihr es immer noch?“, fragte sie direkt nach. „Nein.“, schluckte sie das aufkommende Gefühl von Schmerz wieder herunter, „Sind wir nicht. Ich... er... also wir gehen zusammen nach Hogwarts, aber verschiedene Häuser.“, erzählte sie einfach drauf los, „Als ich es erfahren hab, dass ich... na ja, das eben.“, sagte sie und kurz strich sie sich eher unbewusst über ihren Bauch, „Da war er dabei und... er sagte, er bräuchte nur kurz frische Luft und... kam nicht mehr wieder.“ „Kalte Füße bekommen, hm?“ „Er hat mich alleine gelassen mit allem. Ich war naiv und blauäugig, weil ich dachte, er liebt mich.“ „Weiß er, dass du hier bist?“ Instinktiv schüttelte Katie den Kopf. Zumindest wusste er es nicht direkt. Sie hatte Graham davon erzählt, zwischen den Zeilen, sozusagen. Eher in Wut darüber, dass sie Marcus offenbar völlig egal war. Aber selbst wenn sie das nicht getan hätte. Er hatte kein Recht es zu erfahren. Nicht nach allem, was er ihr angetan hatte. Wenn er nicht so feige gewesen wäre, würde sie vermutlich jetzt in seinem Zimmer sitzen und sie würden gemeinsam eine Lösung finden. Sie würde sich an ihn lehnen und seinen ganz spezifischen Duft an ihm riechen. Egal, wie die Lösung dann aussehen würde. Sie wäre bei ihm. Alles was sie je wollte. Plötzlich brach von irgendwoher ein Damm in ihr. Kaum zu glauben, dass sie überhaupt noch Tränen besaß, die sich nun erneut wie ein Wasserfall ihren Weg, über ihr Gesicht bahnten. „Oh, Katie...“, hauchte Dara bestürzt und tupfte ihr zugleich ein paar Tränen, mit einem Taschentuch von den Wangen. „Entschuldigung... ich... ich weiß nicht, was auf einmal mit mir... los ist.“, weinte sie und versuchte ihre Tränen selbst wegzuwischen. Die Ärmel ihres Sweatshirts waren schnell durchnässt und sie selbst verstand nichts mehr. Woher kamen plötzlich diese Gefühle. Nicht nur, die zu Marcus, sondern auch zu dem, was in ihrem Bauch wuchs. Dara hingegen deutete ihren Ausbruch ziemlich genau. Das konnte man wohl unter Berufserfahrung verzeichnen. „Du willst es gar nicht wegmachen lassen, oder?“ x-x-x-x-x-x Versunken über seinem Schreibtisch, schrieb er eine Rechnung nach der anderen auf ein Pergamentblatt. Schon seit Wochen versuchte der Schwarzhaarige, dass alles durch zu kalkulieren. Aber egal, was er machte... es führte einfach zu nichts. Außer ins Minus. „Das gibt’s doch nicht.“, murmelte er und legte das Pergament zur Seite, „Wenn ich das streiche und das... und dafür da vielleicht etwas dazu arbeite... nein, das reicht niemals.“, seufzte er und zerknüllte das zweite Blatt direkt wieder, „So eine verdammte Scheiße.“, knirschte er, als eine vertraute Stimme ihm antwortete. „Das kannst du laut sagen.“ Abrupt wandte er sich um und seufzte direkt, als er seinen Jäger in der Tür stehen sah. „Schon mal was von Anklopfen gehört?!“ „Nee, ist nicht so mein Ding. Lieber...“, sagte Graham und kam durch das Zimmer, bis er neben ihm stehen blieb, „... platze ich einfach irgendwo rein, bevor das gesamte Gerüst in sich zusammenfällt.“ „Schön für dich.“, zischte er, „Würdest du dich jetzt verpissen? Ich hab zu tun.“ „Was tust du denn?“, fragte er herablassend und verschränkte seine Arme ineinander. „Nach was sieht es wohl aus?!“ Kurz schielte Graham über seine Notizen, bevor er seufzte. „Sieht aus wie Arithmantik Hausaufgaben.“ „Nein, du Vollidiot! Ach... vergiss es. Du verstehst es eh nicht.“, hielt er sich in Schweigen, so wie er schon immer gehandhabt hatte. „Ich glaube, ich versteh so einiges mehr, als du, der sich seit Wochen nur noch einkesselt und keinen mehr an sich ranlässt.“ „Du hast keine Ahnung.“, murmelte er und versuchte eine neue Rechnung aufzusetzen. „DU... hast keine Ahnung, Marcus!“, rief er wütend und warf ihm plötzlich etwas auf den Tisch, „Dass du mir das verschweigst,... okay. Mich geht es ja nichts an, aber ich seh nicht weiter zu, wie du alles wegwirfst!“ „Ich werf' gar nichts-“, sagte er ebenso zerknirscht, wobei er eher beiläufig den Zettel vom Tisch nahm. Doch er stoppte zugleich, als er das Blatt umwandte. Es war kein x-beliebiger Zettel, oder Notizblatt. Einfach nur ein Foto, eine Kurzaufnahme auf schwarzem Hintergrund, welches sich minimal bewegte. „Woher hast du das?“, hauchte er nun. „Woher wohl. Ich hab gestern mit ihr gesprochen, oder warte. Ich hab sie mich anschreien lassen und soll dir ausrichten, dass Schluss sei.“ „Was?! Aber warum-“ „Warum?! Das fragst du mich jetzt nicht ernsthaft?!“, warf Graham verdattert zurück, „Denkst du wirklich, deine Ignoranz steckt sie einfach so weg, nachdem ihr erfahren habt, dass ihr ein Kind erwartet?!“ „Das... das war ganz anders.“ „Ist mir scheiß egal, wie anders das war! Du kannst dich ihr nicht Wochenlang entziehen und ihr damit die idiotischsten Gedanken in den Kopf pflanzen. Marcus...“, ermahnte er ihn, „Katie hat Rotz und Wasser geheult, als sie mir endlich sagte, was verdammt nochmal mit euch los ist! Sie denkt, du willst sie nicht mehr!“, knallte er seinem Kapitän vor den Kopf. „Das ist wirklich... anders.“, schlug Marcus die Hände über seinen Kopf zusammen und sah auf seine Notizen, „Ich versuch hier doch nur eine Lösung zu finden.“ „Lösung? Meinst du nicht, es wäre besser, ihr redet gemeinsam darüber?! Das ist kein Aufsatz in Partnerarbeit, bei dem einer alles macht und der andere nur abliest!“, rief er aufgebracht und durchwühlte plötzlich seine Blätter, „Was bei Salazar, ist das überhaupt...“ „Rechnungen... ich... hab ausgerechnet, was ich von meiner Familie bekomme, nach dem Schulabschluss und wie viel mir vom Erbe zusteht, wenn... ich in die Firma meines Vaters einsteige.“ „Die Aktiengesellschaft? Marcus, du hasst die Geschäfte deines Vaters.“ „Ich weiß, aber wie soll ich sie sonst mit dem Kind finanziell unterstützen?!“, zischte er jetzt zurück, „Wenn ich das nicht mache, hab ich kein Geld. Nur die poplige Abfindung aus dem Geschäftsvertrag, den ich mit meinem Vater vor Jahren abgeschlossen habe.“, seufzte er, „Wollte wohl sichergehen, dass ich den Abschluss mache...“, fügte er murmelnd hinzu. Wie er es hasste daran auch nur ein Gedanken zu verschwenden. Aber er hatte keine Wahl. Wenn er nicht bei ihm anfing, würde er nicht genügend verdienen. „Aber du hattest doch schon eine Zusage bei den Falmouth Falcons.“ „Hast du dir mal den Bruttogehalt angesehen? Als Quidditchspieler verdienst du erst das große Geld, wenn du in der Profi-Liga spielst. Das dauert Jahre und Zeit. Ich will aber doch für sie da sein und dem Kind etwas bieten können.“ „Ich glaube, dass kannst du dir schenken.“ „W-wie meinst du das denn jetzt?!“ Graham ließ sich verdammt viel Zeit mit der Antwort und kurz dachte er, er müsse ihm drohen, was er da angedeutet hatte. Doch zur selben Zeit, rückte er mit der Sprache raus und es ließ ihm die Adern gefrieren. „Sie will abtreiben.“ x-x-x Seine Schritte waren keine normalen Schritte mehr. Er rannte fast die Kerkergänge entlang, als wäre ein Horde Thestralen hinter ihm her. Sogar die verzauberte Treppe eilte er hinauf, übersah dabei fast die Trickstufe, konnte sich aber noch rechtzeitig retten. Als er im 7. Stock ankam, schnaufte er angestrengt, doch gönnte sich keine kurze Verschnaufpause. Marcus hastete weiter und stolperte fast, als er das Portrait der Fetten Dame erreichte. Gleich darauf klopfte er laut dagegen, so dass die Dame im Gemälde auf ihn aufmerksam wurde. „Ich darf ja wohl sehr bitten!“, pflaumte sie und sah abschätzend auf sein Schulabzeichen, „Slytherin Banause. Was suchst du hier?“ „Ich will zu Katie! Katie Bell. Ist sie da?“ „Ich wüsste nicht, was ein Slytherin das anginge, aber die letzte Gryffindor ging vor zwei Stunden hier raus.“ „War sie es?“ „Jungchen. Ich kann mir nicht jeden Namen merken.“, gab sie patzig zurück. Er wollte gerade nach dem Aussehen des Mädchens fragen, als jemand anderes dies verhinderte. „Was suchst du denn hier oben?“, erklang eine zaghafte Mädchenstimme und er wandte sich schluckend herum. „Peakes. Du weißt doch sicher, wo Katie ist, oder?“, sprach er es einfach so heraus, ohne darauf zu achten, wie er es sagte. Bis dato wusste ja noch keiner, außer seinen Freunden, das sie zusammen waren. Doch obwohl er ihren Vornamen gesagt hatte, schien Katies beste Freundin Leanne, ziemlich verhalten zu reagieren. „Das geht dich ja wohl nichts mehr an.“ „Du weißt es.“, stellte er es einfach fest. „Und selbst wenn...“, sagte sie und schritt an ihm vorbei, nannte flüsternd das Passwort, ohne dass er es verstand und wollte schon hinter dem Portrait verschwinden, als er den Rahmen des Bildes aufhielt. „Warte... bitte. Ich muss mit ihr reden.“ „Bisschen spät, findest du nicht, Flint?“ „Bitte. Da liegt ein Missverständnis vor. Ich muss mit ihr unbedingt reden, sie darf nicht abtreiben!“ Irritiert wandte sich Peakes nun zu ihm um und hob eine Augenbraue. Merlin, war er froh, dass sie nur zu zweit in diesem Korridor standen und doch wäre es ihm in dem Moment egal gewesen. Nur im Augenwinkel bekam er mit, wie die Fette Dame in ihrem Rahmen aufhorchte. „Katie würde nie abtreiben.“, sagte sie leise. „Nicht?“, fragte er zuerst konfus, „Aber... Sie hat mit Graham gesprochen, gestern Abend. Sie meinte zu ihm, sie würde es wegmachen lassen wollen.“ „Gott, Flint, wir hatten Wochen zuvor darüber gesprochen, weil sie sonst ja niemanden hatte, mit dem sie irgendetwas besprechen konnte!“, wurde sie nun ausfallender, „Da schloss sie noch eine Adoption aus und einer Abtreibung sowieso. Da muss sich dein Freund verhört haben.“ „Dann hol sie hier her!“ „Nein. Du hast ihr schon viel zu viel zugemutet! Ich seh nicht zu, wie sie daran kaputt geht! Sieh es ein Flint, du tust ihr nicht gut! Also verschwinde und lass Katie in Zukunft in Frieden!“, zischte sie und knallte wenig später, das Gemälde mit voller Wucht zu. „Fuck!“, fluchte er lautstark, so dass die Fette Dame nur ein Räuspern verlautete. Doch er ging nicht darauf ein. Er musste wohl oder übel einfach bis Montag abwarten, wenn der Unterricht weiterginge. Er kannte ihren Stundenplan, sofern sich nichts geändert hatte. In Gedanken versunken ließ er sich auf der oberste Treppe sinken. Auch wenn er sich nicht gerade vorbildlich benommen hatte, wollte er nie, dass es so endete. Ja, zu erst hatte er Panik bekommen, als Poppy die Schwangerschaft diagnostizierte. Er dachte, er würde ersticken, also ging er raus. Nur für einen Moment. Vielleicht auch für ein paar Minütchen länger. Als er endlich über seinen Schatten gesprungen war und wieder zurückkam, war keiner mehr da. Er konnte sich selbst zusammenreimen, dass Poppy keine Zeit verstreichen ließ und sie ins Krankenhaus gebracht hatte. Also... hatte er nichts weiter unternommen. Als er sie dann, ein paar Tage später erst wieder zu Gesicht bekam, sah sie fürchterlich aus und er wusste einfach nicht, wie er auf sie zugehen sollte. Denn in seinem Kopf hatten sich bis dato ganz andere Sachen eingenistet. Wie sollten sie das nur hinbekommen? Sie waren noch nicht allzu lange zusammen und auch viel zu jung für ein Kind. Zumindest was sie anging. Ihre Eltern würden sonst was mit ihm anstellen, wenn sie erfahren würden, dass er ihre 16-jährige Tochter geschwängert hatte. Ganz zu Schweigen davon, was seine Eltern mit ihm machen würden. Enterben. Umbringen. Oder irgendetwas dazwischen. Außer, er würde sich dem Willen seines Vaters beugen. Damit könnte er sie besänftigen, vielleicht. Auch wenn es bedeuten würde, dass er Quidditch aufgeben musste. Aber für sie würde er so vieles tun. Bevor er Katies andere Seite kennenlernte, glaubte er nicht an echte Liebe. Seine Eltern liebten sich schließlich auch nicht, so dass er auch nie aufrichtige Liebe der Eltern erfahren hatte. Sein Vater war alles andere, als ein liebensvoller Mensch gewesen. Eher nur Erzeuger, einer arrangierten Ehe. Seit er Katies Liebe bekam, war alles anders geworden. Sie war so ehrlich, aufrichtig, ein Sturkopf. Kurz lächelte Marcus. Sie war so vollkommen und sie waren wie geschaffen füreinander. Sie mochte, wie er Quidditch und wollte nach der Schule daran anknüpfen, wie er. Er liebte sie und er war einfach für alles bereit. Er würde sogar mit ihr durchbrennen, wenn es nötig wäre. „Flint!“ , hallte es plötzlich und er drehte seinen Kopf nach rechts. Leanne kam hektisch und außer Atem bei ihm an. „Will sie doch mit mir reden?“, fragte er voller Hoffnung, doch das schütteln ihres Kopfes ließ ihn ernüchternd ausatmen. „Sie ist gar nicht im Turm.“ „Was?!“, keuchte er und erhob sich, wie von selbst aus seiner sitzenden Position, „Aber du hast vorhin es so gesagt, als wäre sie das.“ „Das dachte ich auch. Alle Gryffindors waren heute in Hogsmead, aber sie wollte nicht mit. Ich weiß nicht, sie kam mir heute Morgen schon merkwürdig vor. Ziemlich...“ „Ziemlich was?“ „Abgekühlt.“, hauchte sie dann. Sie würde doch nicht...? Er brach seinen Gedanken ab, denn Leanne sprach genau die selben Worte, laut aus. „Vielleicht... will sie doch. Ich meine, vielleicht hat sich dein Freund doch nicht verhört.“ In dem Moment wurde ihm bewusst, dass er nicht bis Montag warten konnte. x-x-x Überraschend schaute ihm Professor McGonagall entgegen, doch weigerte sich irgendwelche Information herauszugeben. Nicht einmal Katies Freundin konnte ihre Hauslehrerin überzeugen. „Hören Sie, ich darf Ihnen nichts über Miss Bell Verbleib erzählen. Das unterliegt der Schweigepflicht.“ „Aber Professor! Das ist ein Notfall! Katie macht da einen gewaltigen Fehler!“, schrie die Gryffindor sie schon fast an. „Das obliegt nicht in unserer Entscheidung, Miss Peakes.“ Sein Atem war unregelmäßig und in ihm begann es zu arbeiten. Er kam hier kein Stück weiter, dabei musste er sie aufhalten. Sie handelte aus einem Affekt heraus, weil sie dachte, er wollte sie nicht mit dem Baby. Das hatte er sich selbst zu zuschreiben, das war ihm klar. Aber genauso gut, würde er das wieder gerade biegen. „Lass es.“, sagte er auf einmal und zog die verdutzte Gryffindor aus dem Büro der Verwandlungslehrerin. „Du gibst einfach auf? War ja wieder klar und ich dachte du hättest endlich mal begriffen, was-“ „Willst du da weiter rumstehen?“, warf er dazwischen und war schon den Korridor weitergegangen. „W-was...“ „Wir haben nur Zeit vertrödelt. Wir wissen doch schließlich, wo sie ist. Warum denkst du, macht die olle Schreckschraube so dicht?!“ „Oh mein Gott. Das St. Mungo... ja...“, sagte sie verwirrt und lief ihm hinterher, „Aber wie willst du da denn hinkommen?! Katie ist sicherlich gefloht, willst du etwa nach London mit dem Besen fliegen?!“ „Wäre eine Möglichkeit, aber dafür hab ich die Zeit nicht.“, sagte er und sie kamen endlich auf die Ländereien. „Und was-“ „Ich appariere, was dachtest du denn?!“, gab er bissig zurück, als er den Weg einschlug zum Schlosstor. Endlich war dieser verdammte Apparierkurs zu etwas zu nütze. „Moment! Du darfst das Schulgelände nicht ohne Erlaubnis, einfach so verlassen.“ „Weißt du, wie scheiß egal mir das ist?!“, wandte er sich zu ihr um, „Ich hab Mist gebaut, okay! Ja! Aber nicht mit Absicht! Dir zu erklären, wieso würde zu lange dauern, ich muss Katie aufhalten, bevor sie unser Kind abtreibt!“ Er sah nur im Augenwinkel, wie sie stehen blieb, wobei er weiter auf das Tor zuging. Kurz bevor er die Grenze erreichte, hörte er sie noch rufen. „Bring sie bitte gesund wieder zurück!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)