Reifeprüfung von KatieBell (Entscheidungen, die das Leben beeinflussen) ================================================================================ Kapitel 7: Explosiv ------------------- Tief atmete sie ein und aus, als sie das Fenster in ihrem Schlafraum geöffnet hatte. Die ersten Sonnenstrahlen fielen ihr ins Gesicht und dennoch war die Luft immer noch leicht kühl am Morgen. Der Frühling hatte seinen Rückzug angetreten. Was sie einerseits glücklich stimmte, denn es würde am Tag jetzt wieder deutlich wärmer werden. Andererseits war sie sich in ihrer Haut mehr als Unwohl neuerdings. Sie dachte, es würde sich legen, nachdem sie ihren Freunden die volle Wahrheit offenbart hatte und es lag noch nicht einmal daran. Die Hiobsbotschaft hatte sich mittlerweile leider im gesamten Schloss verteilt. Sie ging sicher davon aus, dass es Oliver war, der seinen Frust darüber lautstark Luft gemacht hatte. Immerhin hatte Marcus beiläufig erwähnt, dass er beim nächsten Kapitänstreffen ausfallend geworden war und ihn ständig versuchte mit Blicken zu erdolchen. Wieder war es eine Sache, wenn ihre Freunde davon wussten, dass sie nun mittlerweile in der 22. Woche war. Eine andere Sache, wenn jeder x-beliebige Schüler davon Kenntnis hatte. Obwohl sie Katie kein Stück kannten, zerrissen sie sich das Maul darüber. Die Gryffindor versuchte es nicht so nah an sich heranzulassen, was nur manchmal gelang. Romilda Vane beispielsweise. Sie war sogar drei Jahrgänge unter ihr und musste ständig ihre dummen, unterbelichteten Zwischenkommentare einwerfen, sobald sie Katie in den Korridoren oder im Gryffindorturm sah. Sie tat es vor allem immer so, als würde sie es zu ihren Freundinnen flüstern wollen. Jedoch mit einer bestimmten Lautstärke, dass Katie keine Chance hätte, sie zu überhören. Einmal war ihr der Kragen geplatzt und hatte Vane angefaucht, ob ihr Leben zu langweilig wäre, wenn sie sich schon über das Leben eines anderen Gedanken machen musste. Die Art und Weise, wie sie sie angegangen war hatte ihr für den Moment den Wind aus den Segeln genommen. Sonst war sie dem Getratsche eher aus dem Weg gegangen und hatte versucht es zu ignorieren. Auch, weil ihre Mum ihr nahegelegt hatte, jegliche Aufregung zu vermeiden. Aber an diesem Tag war sie eh schon auf Krawall gebürstet. Kurz vor diesem Ereignis hatte Professor Sinistra ihr eine Standpauke von wegen Pünktlichkeit gehalten, als sie beim nächtlichen Unterricht mal wieder zu spät dran war. Sie hatte es einfach unterschätzt, wie lang die Treppe zum Astronomieturm war. Mit dem zusätzlichen Gewicht unter ihrem Herzen, hatte sie schwer nach Luft gejapst, als sie endlich oben war. Zudem kam, dass ihr seitdem auch der Rücken schmerzte. Die Schultasche drückte nicht nur, es machte sie gefühlt fünf Kilo schwerer. Mittlerweile sah man es schon recht deutlich. Sie hätte es also gar nicht mehr länger geheim halten können. Vor gut drei Wochen hatte man noch nichts gesehen und von einer Woche auf die nächste nahm sie plötzlich zu, wie ein Niffler, der seine Bauchtasche voll mit Gold füllte. Vielleicht auch ein Nebeneffekt davon, dass sie keine Übelkeit mehr hatte und wieder normal Essen konnte. Eventuell auch zu viel. Wie auch immer. Ihre Professorin hatte die Ausrede von ihr nicht für Voll genommen. Dann hätte sie sich eben früher sich zum Unterricht aufmachen sollen, wenn sie länger bräuchte und sie sollte nicht denken, nur weil man nun besser auf sie Acht gab, gäbe es ihr einen Freifahrtschein. Merlin, sie wollte ja auch nicht bevormundet werden! Aber ein bisschen Rücksicht nehmen, war dass denn zu viel verlangt? Selbst Snape nahm auf sie Rücksicht! Als er ihr in der letzten Theoriestunde sämtliche Pergamentrollen ausgehändigt hatte, über die Tränke, die die Anderen in der Praxis brauten und sich ein nicht nennenswerter Ravenclaw darüber beschwerte, dass ihr die Notizen ohne Zutun übergeben worden war, hatte er ein deutliches Statement gesetzt. Der Hauslehrer von Slytherin hatte dem Adler so einen richtigen Einlauf verpasst, in dem er ihn fragte, ob er es verantworten möchte, dass ein Lebewesen verstirbt, bevor es überhaupt geboren werden könnte, nur weil es schädliche Dämpfe aufgenommen hätte. Nicht einer traute sich in diesem Moment auch nur zu atmen. Seitdem war Snape ihr Lieblingsprofessor und die Theoriestunden in Zaubertränke genoss sie im hohen Maße. Kaum zu Glauben, aber allein durch diese positive Wendung wurden ihre Noten sogar besser! Und das war keine Bevormundung! Er behandelte sie immer noch genauso, wie jeden anderen. Schnarrte sie an, wenn sie sich im Unterricht mit Leanne unterhielt, oder gab ihr Minuspunkte, wenn sie ihre Aufsätze unsauber abgab. Und würde ein Trank in der Praxis benotetet werden, ließ er sie das ganze Verfahren mündlich abfragen. Ein Entkommen gab es also nicht. Nichts desto trotz. Sie versuchte in den Morgenhimmel zu lächeln. Heute war Samstag und sie war dennoch extra früher aufgestanden. Sie würde gleich Marcus in der Großen Halle treffen. Wollten zusammen frühstücken. Wohl gemerkt am Slytherintisch. Denn schon seit Tagen versuchte sie ein bisschen Abstand zu ihren Hauskameraden aufzubauen. Hauptgrund war Oliver, der seine Sticheleien einfach nicht sein lassen konnte. Egal wann. Egal wo. Er musste seine Meinung über sie und seinen verhassten Slytherin Erzfeind immerzu preisgeben. Vor allem, wenn sie in Hörweite war. Oftmals auch direkt an sie gerichtet. Sie war das Thema so leid. Den Höhepunkt hatte er gestern Abend endgültig erreicht. Sie war nichtsahnend nach dem Abendessen noch in die Bibliothek gegangen. Wollte nur schnell ein Buch über Zauberkunst zurückgeben, als plötzlich Oliver zwischen den Regalen aufgetaucht war. Wieder musste er Sprüche ablassen. Sie hatte versucht es zu ignorieren, doch der eine Satz hatte sie abermals zum Explodieren gebracht. „Hast du dir eigentlich mit Absicht einen Braten in die Röhre schieben lassen, damit du nicht mehr am Training teilnehmen musst?!“ Wenn sie erneut darüber nachdachte, stellte sie erneut fest, dass er einfach nichts aus der Sache damals gelernt hatte. In Olivers Welt drehte sich immer noch alles nur um Quidditch. Dass es auch etwas anderes gab, sah er einfach nicht. Wie ein schwarzer Balken vor seinen Augen, oder wie ihr Freund sagen würde, ein Stück Holz, blieb ein Stück Holz. Ein Holzstück, dass irgendwann morsch werden würde, wenn er nicht an sich arbeitete. Sie hatte nicht viel zu ihm gesagt. Nur so viel, dass er kindisch sei, peinlich und dass sie sich schämte, mit ihm in einem Haus zu sein. Als sie Angelina davon erzählte, warf sie erneut ein, dass er vielleicht doch eifersüchtig wäre. Aber das bezweifelte sie weiterhin. Er hatte sich in ihrer Beziehung doch genauso verhalten. Das hier war einfach nur noch lächerlich und es ging ihr am Arsch vorbei, was er dachte. Wenigstens bei einem war es das. Warum machte ihr Olivers Ansichten nichts aus, während andere einen Wundenpunkt trafen? Sie wusste es nicht. Aber eine Antwort wollte sie auch nicht finden. Dann war es eben so. Es waren sowieso nur noch etwa fünf Wochen, bis zum Ende des Schuljahres. Noch einmal atmete sie durch, bevor sie ihren Gryffindorumhang vom Bettpfosten schnappte, ihn eilig überzog und den Mädchenschlafsaal verließ. Sie dachte wirklich, sie wäre ausnahmslos, die erste Gryffindor die an einem Samstagmorgen so früh wach wäre. Leider hatte sie diese Rechnung ohne Angelina Johnson gemacht. Die besagte Jägerin hatte offenbar förmlich auf sie gewartet. Sprang sie schon fast im Gemeinschaftsraum an, als sie die Treppen runterkam. „Guten Morgen, Katielein!“, trällerte fröhlich und war schon an ihrer Seite, „Habt ihr beide gut geschlafen?“ Katie stöhnte genervt. Das war der andere Punkt, weswegen sie Gryffindors derzeit mied. Besonders diese Eine. Angelina war ja schon immer mega nervtötend, da sie zu allem eine Meinung hatte oder Ratschläge gab, in was auch immer, obwohl man sie noch nicht einmal danach gefragt hatte. Aber seit sie von der Schwangerschaft wusste, hatte sie sich in den Kopf gesetzt, ihre Nerven überzustrapazieren. Erst kamen diese ekelhaften Spitznamen. Dann sprach sie nur noch im Duo von ihr und wäre das alles nicht genug... „Ich hab nochmal nachgedacht. Wenn es ein Mädchen wird, könntest du es Nalea nennen. Es steht für Anmut und einem starken Charakter. Passend zu uns Löwen.“ … hatte sie sich zur Aufgabe gemacht, Namen für ihr Ungeborenes zu finden. „Hör mal, Angie...“, begann Katie langsam, während sie ihren Weg zum Portrait fortsetzte, „Ist ja lieb gemeint. Aber ich weiß noch nicht einmal was es wird.“, sagte sie mit so viel Gleichgültigkeit, wie sie aufbringen konnte. Denn eigentlich wusste sie das Geschlecht ihres Kindes bereits. Sie behielt es nur für sich, genau aus diesem Grund. Je mehr Infos Ihre Teamkollegin bekam, umso schwieriger wäre es, sie im Zaum zu halten. „Macht nichts. Dann nennst du es eben Lyon. Ist ungefähr die selbe Bedeutung.“, sprach sie einfach weiter. Am Portrait angekommen wandte sie sich abrupt zu der Schwarzhaarigen um. „Reden wir später darüber? Ich bin verabredet.“, sagte sie schnell. Zu Schnell. Denn sie hatte gesprochen, ohne darüber nachzudenken. Diese Gespräche wollte sie nämlich auch nicht haben. Allgemein war das Thema rund um den Namen nicht Angelinas Aufgabe. Es war nett gemeint, aber sie wollte das nicht. Nicht jetzt. Das hatte Zeit, verdammt! Und wenn es Zeit wurde, dann war das alleine ihre und Marcus Sache. „Mit Flint?“, antwortete sie grinsend. „Genau mit dem.“ „Na gut, aber wirklich Katie. Später. Reden.“, sagte sie deutlich und hob ihren rechten Zeigefinger in die Höhe, um ihre Aussage noch einmal extra zu unterstreichen, „Ich hab ein Haufen an Ideen! Die musst du dir anhören!“ „Weißt du...“, fing sie nervös an, „Schreib sie mir doch einfach auf. Ich hab heute einen engen Zeitplan.“ „Deal.“, schlug sie direkt ein, was ihr ebenso ein bitteren Geschmack verlieh. Sonst war die Gryffindor doch auch nie so schnell abzuwehren...? Egal. Darüber konnte sie sich auch noch später Gedanken machen. Ohne weiteres Wort an sie gerichtet, drehte sie sich um und verschwand durch das Portraitloch... Mit zügigen Schritten ging sie durch die Große Halle. Blendete die Blicke und das Getuschel aus, als sie auf den hinteren Teil des Slytherintisches zu ging. Sie machte schon von weitem eine Lücke zwischen Graham und Andy aus, die sie dann auch direkt ansteuerte. Als sie am Rücken des Schwarzhaarigen vorbei huschte, stieß sie leider auch kurz gegen seinen Rücken. Durch den kleinen Schubser hatte sich der Slytherinjäger erschreckt und dabei seinen Kürbissaft verschüttete, den er gerade noch trinken wollte. „Salazar... Katie!“, stieß er sauer aus, als er seine Arme von sich hielt, während an seiner Hand die orangene Flüssigkeit herabtropfte. „T'schuldigung.“, murmelte sie nur in seine Richtung, bevor sie sich in die Lücke presste. „Morgen Liebes.“, hörte sie ihren Freund sagen, der ihr nun gegenüber saß. „Morgen. Ist hier irgendwo ein freier Teller?“, fragte sie zugleich und ließ ihre rehbraunen Augen über den langen Tisch wandern, „Ah. Hab schon.“, sagte sie, beugte sich an Andy vorne vorbei, der sich ziemlich weit nach hinten lehnen musste, bevor sie ihren Arm nach dem noch sauberen Teller ausstreckte. Sobald sie den Tellerrand in der Hand hatte, zog sie diesen zu sich und stelle diesen vor sich ab, bevor sie sich wieder ordentlich auf die Bank setzte. Ohne auf irgendwelche Blicke zu achten, die ihr nun auch von den Slytherins zugeworfen wurden, streckte sie nun ihren linken Arm, an Graham vorbei, um sich gleich zwei Brötchen aus dem Korb zu nehmen. Zu der Wurstplatte griff sie als nächstes. Salami und Lyoner Scheiben fanden den Weg auf ihren Teller. Von der Käseplatte nahm sie stattdessen nur den Tilsiter herunter, jedoch in dreifacher Ausführung. Dann schaute sie sich weiter um, bis sie entdeckte was sie suchte. „Graham gib mir mal den Honig-Senf Dip.“ „Meinst du nicht,... das was du da schon auf deinem Teller hast, reicht nicht erst mal?“, fragte er kleinlaut. „Das kann ich ja wohl selbst entscheiden. Also?“ Kurz bemerkte sie, wie der Schwarzhaarige zu seinem Kapitän schielte. Doch dieser rührte sich kein bisschen und trank unbeeindruckt aus seiner Tasse. Ganz gewiss war es Kaffee. Katie roch das starke Getränk bis zu ihr rüber und kurz rümpfte sie die Nase. Normalerweise liebte sie Kaffee. Am liebsten mit Milch und Zucker. Aber seit sie wieder soweit alles essen konnte, war ihr das koffeinhaltige Heißgetränk ein Dorn im Auge. Oder besser gesagt, in der Nase. Der Geruch stieß sie ab und auch sonst nahm sie, vor allem im Bad des Gemeinschaftsraumes, Düfte wahr, die in ihr mehr als nur einmal fast wieder einen Brechreiz verursacht hatten. Dara meinte, es wäre völlig normal, dass sie darauf so abgeneigt reagierte. Ihr Körper hatte sich der Schwangerschaft angepasst und es war einfach normal, dass alles, was dem Baby schaden könnte, der Körper von ihr fernhielt, in dem er ihr signalisierte, dass es scheußlich roch. Katie hoffte nur, dass sich das wieder legen würde, sobald das alles vorbei war. Denn auf Kaffee wollte sie eigentlich nicht ein Leben lang verzichten. Recht widerwillig reichte ihr Graham dann den Dip, dem sie links neben ihren Teller abstellte. Kurz darauf griff sie zum Naturquark, der zum Glück direkt neben ihr stand. Erst jetzt klaute sie von Marcus Teller das Brotmesser, da sie selbst ja kein Besteck hatte. Nur ein kurzes Schnauben war von ihm zuhören, aber sie ignorierte es. Voll im Fokus, schnitt sie das erste Brötchen in zwei Hälfte, lud sich eine ordentliche Portion Quark auf das Messer und bestrich die eine Seite des Brötchens. Dann belegte sie die selbe Seite mit Salami, so dass nichts mehr zusehen war vom Quark. Erst jetzt entschraubte sie den Deckel des Dips und schmierte sich auch hiervon eine ziemlich deftige Ladung auf ihr Naturquark-Salami-Brötchen. „Du hast ein merkwürdiges Essverhalten, Kitty.“, sagte Graham dann endlich, als sie fertig war mit ihrem Meisterwerk. „Warum?“ „Honig-Senf auf Salami, darunter Quark... das schmeckt doch gar nicht.“ „Irgendwie muss ich das ja kompensieren, dass ich keinen geräucherten Lachs derzeit essen darf.“, rechtfertigte sie sich. „Ja... aber... Salami... das ist auch noch der pikante. Du verdirbst dir den Magen.“ „Lass das mal meine Sorge sein.“, sagte sie fast schon beleidigend und begann nun die andere Hälfte zu beschmieren. In der Zeit, in der sie all ihre Sachen auf ihre Brötchen verteilte, hätte man meinen können, dass jeder in Katies Umfeld, ihr dabei zusah. Manche angewidert, andere fassungslos. Nur Marcus schien die Ruhe in Person zu sein. Vermutlich weil er es nicht anders von ihr kannte und damit tagtäglich konfrontiert wurde. Besonders als sie mal nachts einen riesen Kohldampf geschoben hatte und ihn solange genervt hatte, bis er ihr etwas aus der Hauselfenküche besorgte. Er kam mit einer vollgepackten Platte zurück. Darauf Kürbiscremesuppe, Stücke eines Honigkuchens und einem Rest vom Abendessen. Schweinshaxe mit Knödel. Sie konnte sich noch genau daran erinnern, wie Marcus immer wieder den Kopf geschüttelt hatte, da sie alles kreuz und quer in sich hineinstopfte. Wie auch jetzt. Sie machte keinen Halt davor, eines nachdem anderen zu essen. Mal hier abgebissen, mal in eine andere Hälfte. Das sah von weitem sicher merkwürdig aus und abstoßend für so manche andere Schüler. Aber es war ihr egal geworden. Sie hatte nun mal Hunger und ihren Gelüsten konnte sie nur schwer stillen, seitdem die Übelkeit vollständig verschwunden war. Die anderen hatten halt kein Verständnis dafür, aber die waren ja auch nicht schwanger. Während sie sich also unbeirrt in ihre Auswahl durchkaute, hörte sie nur nebenbei, wie Andy sich zu Marcus über den Tisch beugte und ihm etwas zuflüsterte. „Deine Freundin frisst wie ein Scheunendrescher.“ „Na und? Hast du mal den Weasleys beim Essen zugesehen?“ „Sie ist aber auf alle Fälle schlimmer.“ „Dann schau woanders hin, wenn es dich stört.“ „Ich mein ja nur... ist das normal?“ „Hascht du disch mal drei Monate durschgekotzscht und nischts drinnen behalt'n?“, warf Katie ungeniert mit vollem Mund dazwischen. „Was?“, kam es von dem Slytherintreiber. „Mehr als drei Gramm im Mund sollte man nicht sprechen.“, kommentierte Marcus direkt und sah ihr direkt in die Augen. Sie schluckte den ganzen Kram hinunter und wandte sich dann einfach an Andy. „Ich sagte, hast du dich mal drei Monate durch gekotzt und nichts drinnen behalten?“, wiederholte sie ihre Frage deutlich verständlicher, „Meine Hebamme meinte, es könnte vielleicht wiederkommen, also genieße ich gerade jeden Moment, in dem ich essen kann was ich will. Problem damit?!“ „Hm-hm.“, schüttelte Andy schnell den Kopf, als er Katies leicht aggressive Tonlage bemerkte. „Gut.“, nickte sie zufrieden und sah sich erneut auf dem Tisch um, „Gibt's hier Eiswürfel?“ „Eiswürfel?“, kam es dann wieder von Graham, der sofort ein Blick zu seinem Kapitän warf. „Jap. Ich brauch Eiswürfel. Marcus, kannst du mir welches aus der Küche holen?“ „Vergiss es.“ „Ach komm schon!“ „Wozu brauchst du jetzt Eiswürfel? Du hast ja nicht mal was zum Trinken.“, sagte Graham verwirrt. „Doch nicht zum Trinken. Zum Kauen.“ „Du... kaust Eiswürfel?“, hob der Schwarzhaarige eine Augenbraue. „Mhm... oh, da drüben steht die Zitronenlimonade. Da sind bestimmt welche drin.“, sagte sie mehr zu sich, als zu ihren Frühstückspartnern. Und ohne dass sie irgendwen anderen beauftragte, stand sie von der Bank auf und wollte schon einige Meter in die Richtung des Krugs laufen, als Marcus endlich aus seiner Starre aufsprang. „Wag es dich Katie! Lass den Scheiß, nicht- Merlin nochmal, die Frau macht mich verrückt!“, hörte sie ihn keifen, doch sie überging es geflissentlich. Ja, sie gab zu. Diese Essgewohnheit war schon ziemlich absurd. Aber aus einem ihr unerfindlichen Grund hatte sie die Liebe zu Eiswürfeln entdeckt. Nicht im Getränk, halt nur zum Kauen. Es beruhigte sie auf eine verkorkste Art und Weise und kühlte eben auch ihren Körper ab. Durch die ganzen Lektüren, die Dara ihr und Marcus oft mitgab aus dem Krankenhaus, hatte sie viel über Gelüste und dergleichen gelesen. Nie was von Eiswürfeln, aber es war ihr auch gerade Recht, dass sie keine besondere Lust auf Süßes oder Salziges hatte. Hin und wieder, ja... aber nicht in Maßen. Eiswürfel waren dagegen echt das kleinere Übel und vor allem setzte sich nichts davon an. War ja nur Leitungswasser. „Ich darf doch mal, oder?“, fragte sie zwischen zwei Drittklässlern und schnappte sich den Krug mit der Zitronenlimonade. Ohne auf die Drittklässler zu achten, kam sie zu ihrem Platz zurück und nahm sich eine unbenutzte Tasse, die links neben Graham stand noch mit. Wieder auf ihrem Platz begann sie gerade dabei vorsichtig, mit ihrem Brotmesser, welches sie einfach an ihrem Umhang sauber machte, die einzelnen Eiswürfel aus der Limonade herauszupulen. „Katie!“, zischte Marcus, „Lass das!“ Sie antwortete ihm nicht und vollzog ihre Mission einfach, ohne auf ihren Freund zu achten. „Mit dir kann man sich nirgendwo sehen lassen.“, knirschte er dann schon fast, woraufhin Graham wieder leise zu kichern begann. Auch das überhörte sie gekonnt. Das einzige was für sie gerade zählte, war diese Lust auf kaltes Eis zu stillen. Ihr Körper schien es zu brauchen, also tat sie alles, um es zu bekommen. Dabei war ihr scheiß egal, was andere von ihrem Verhalten dachten. Wäre sie nicht schwanger, würde sie sicherlich auch abstoßend auf so etwas reagieren. Zumindest war sie in ihrem Normalzustand nie so gewesen. Alles hatte sich irgendwie geändert. Ihr Verhalten, ihre Wortwahl, ihre Gefühle. Da war so vieles, dass sie oftmals die Dinge nicht richtig einsortieren konnte. „Das wird mir zu krass... ich geh schon mal zu Verwandlung.“, kam es von Jonathan, der am weitesten von ihr weg saß und die ganze Zeit nichts zu alledem beigesteuert hatte. Er räumte sein Geschirr zusammen und sagte zu Marcus noch etwas wie „Bis zum Training.“, bevor er vom Tisch aufstand und die Große Halle verließ. Die Antwort von Marcus hörte sie jedoch nicht mehr. Oder besser gesagt, konnte sie auch gar nicht. Denn eine pikante, hohe Stimme unterbrach allgemein das Frühstück der Quidditchmannschaft und ihrer Wenigkeit. „Wenn du so weiter frisst, platzt du gleich aus allen Nähten.“, kam es von niemand anderen als von Tracey Davis, die direkt hinter Marcus stehen blieb, „Aber das kann ja auch gut für mich sein.“, sagte sie und Katie sah, wie sie sich zu Marcus hinunter beugte, „Wenn du irgendwann auf das Walross keine Lust mehr hast, dann weißt du ja, wo du mich findest.“, richtete sie ihre Worte viel zu nah an seinem Ohr. Wenn irgendjemand genau darauf geachtet hätte, wie Katies Gesicht in dem Moment sich verzog, hätte sofort erkannt, dass gleich irgendetwas zu Bruch gehen könnte. Aber alle Augen waren auf die Slytherin gerichtet, die eindeutig hier Marcus schöne Augen machte, oder eher ihr Dekolleté zur Schau stellte. Die Gryffindor war eigentlich noch nie eine eifersüchtige Person gewesen. Auch jetzt in diesem Moment nicht. Sie vertraute ihrem Freund voll und ganz. Dafür bräuchte sie auch keinen Beweis. Allein, was er alles auf sich nahm, damit es ihr gut ging, reichte ihr aus. Vor allem, weil er zu ihr und dem Baby stand und er auch kaum, nur manchmal, ein schlechtes Wort über ihre derzeitigen Launen, oder auch Essgewohnheiten losließ. Immerhin ertrug er nicht nur ihren Heißhunger, sondern auch diesen besonderen Hunger auf ihn. Nur Merlin wusste, wie scharf sie auf ihn war in letzter Zeit. Das war schon fast krankhaft geworden, aber abstellen konnte sie das irgendwie auch nicht. Wenn Davis diese Information gewusst hätte, würde sie nicht so dreist ihren Freund anbaggern. „Verzieh dich, Davis.“, schnarrte plötzlich Adrian, der bisher dem Treiben beim Frühstücken eher still beigewohnt hatte. „Sei du mal lieber leise, Pucey. Ich fasse es nicht, wie tief ihr alle gesunken seid.“, zischte die Blondhaarige und richtete sich wieder auf, „Dass ihr dieses Halbblut an unserem Tisch überhaupt duld-“ Mitten im Satz wurde sie plötzlich unterbrochen. Nicht von irgendwem Bestimmten, weil man ihr den Mund verbot. Nein. Von Etwas wurde sie aufgehalten. Denn nun klebte in ihrem Gesicht ein bisschen was von dem Honig-Senf Dip. „Ups.“, kam es relativ unüberhörbar von Katie, „Da bin ich wohl aus versehen aufs Messer gekommen.“, und sah ganz unschuldig auf ihren Teller, wobei neben dran das Brotmesser lag, an denen wieder kleine Reste des Dips zu sehen waren. „DU! Wie kannst du es nur wagen?!“, schrill sie und versuchte die Sauerei von ihrer Haut zu entfernen. „Tut mir schrecklich leid.“, kam es nur trocken über ihre Lippen. Beim Versuch das Geschmiere aus ihrem Gesicht zu bekommen, verteilte es sich leider nur noch mehr, so dass es am Ende sogar in ihren blonden Haaren hing. „Das wirst du noch bereuen, Bell!“, zischte sie, bevor sie wutentbrannt abdampfte. Erst als Davis außer Hörweite war, begann Graham und Andy als erstes an zu lachen, worauf Pucey nur ein sanftes Grinsen zur Schau stellte. Nur Marcus hatte keine Mimik verzogen. „Musste das sein?“, fragte er dann an sie gerichtet. „Was denn? Das war wirklich nicht mit Absicht.“ „Das kauf ich dir nicht ab. Ich hab deinen Blick gesehen. Du kannst froh sein, dass das kein Lehrer gesehen hat.“ „Glaubst du mir nicht?“, fragte sie nun entrüstet, doch Graham lachte laut dazwischen. „Wirklich jetzt, Kitty. Wie schaffst du es, so ernst dabei zu bleiben?“, und haute dazu mit der falschen Hand auf den Holztisch, um seine amüsiertes Verhalten noch zu unterstreichen. „Ich weiß wirklich nicht, was ihr meint.“, hob sie die Arme zur Verteidigung. Marcus schnaubte laut durch die Nase und bevor sie dann doch hier einen etwas heftigeren Streit provozierte, legte sie dann wohl lieber die Karten offen. „Sie hat es doch verdient. Denkst du, ich lass mich beleidigen?!“ „Wir hatten dennoch was ausgemacht. Nicht provozieren lassen und nicht in die Offensive gehen. Schon gar nicht so, Katie. Wir wollten keinen Ärger.“ „Schön.“, schnaubte sie nun, „Ich zügel mich beim nächsten Mal.“ Er sagte nichts mehr und auch sie wollte gerade wieder ihrem restlichen Essen die Zuwendung geben. Besonders ihren Eiswürfeln, auf dem sie bereits herumkaute, als Andy sie etwas fragte. „Wo hast du dir das bitteschön abgeguckt?“ „Was meinst du?“ „Na... so eine Aktion. Das hat sich bei Davis noch nie eine getraut.“ „Du musst mal bei uns drüben sitzen. Am besten zwischen Fred und George. Da fliegen ständig Lebensmittel von A nach B.“ „Das erklärt so einiges...“, kicherte Graham auf der anderen Seite. „Einmal haben sie mich in ihre Streiche mit reingezogen und wir mussten die Küche putzen als Strafarbeit. Und eines sag ich dir, die sah schlimmer aus, bevor wir angefangen hatten.“ Wieder hörte sie Grahams lautes Lachen. Nur unter lautem Japsen verstand sie, dass er das Frühstück mit ihr, immer wieder unterhaltsam fand und sie gerne öfters hier sitzen dürfte. Marcus grimmiges Gesicht dabei, blendete er dafür gekonnt aus... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)