The Curse and Virtue of Waiting von Swanlady (Sylvain/Ingrid) ================================================================================ Kapitel 1: The Curse and Virtue of Waiting ------------------------------------------ Ein Ruck ging durch ihren Körper und Hufgetrappel ertönte, als sie auf dem harten Backsteinpflaster landete. Mit einem Wiehern drosselte ihr Reittier das Tempo, als sie an den Zügeln zog und die Fersen in seine Seiten drückte. Der Pegasus flatterte einige Male mit seinen imposanten Flügeln, ehe er stehenblieb und diese bequem anlegte. Ingrid rieb sich die Ohrenspitzen, die nach langen Flügen stets eisig waren, ganz unabhängig vom Wetter, an welchem sie heute auch nichts auszusetzen hatte. Es war sonnig und wolkenlos und ein perfekter Frühlingstag für ein Wiedersehen. Geschickt kletterte sie von dem Pegasus und spähte hinüber zu den Personen, die ihre Landung beobachtet hatten. Auf dem Hof war viel los, es kamen und gingen Schüler, Lehrer und Soldaten, aber Ingrids Blick galt nur den vier Köpfen, die sie erwarteten. Sie kam ihnen lächelnd entgegen und nur ein Gesicht erwiderte ihre freundliche Geste nicht, aber selbst dies war ein so gewohnter Anblick, dass Ingrid davon angenehm warm in der Brust wurde. „Du solltest deine Gesichtsmuskeln trainieren“, grüßte sie Felix, ehe sie auch schon von Annette und Mercedes in eine stürmische Umarmung gezogen wurde. „Tze“, schnaufte Felix. „Und du solltest deinen Pegasus besser trainieren. Er hätte Sylvain fast einen Kopf kleiner gemacht.“ „Es würde mich nicht wundern, wenn das Absicht war“, flüsterte Sylvain in Felix‘ Richtung, wobei er sich nicht unbedingt Mühe gab, damit Ingrid ihn nicht hörte. „Kann ich weder bestätigen noch bestreiten“, meinte sie trocken, doch als sich Sylvains und ihr Blick trafen, kehrte das Lächeln wie von selbst auf ihre Lippen zurück. Es tat so gut, ihn zu sehen. Die wuscheligen, roten Haare passten zu der Umgebung, die ihr genauso vertraut war wie das Chaos auf seinem Kopf. Hier war sie Sylvain unzählige Male hinterhergerannt, um ihm aus der Patsche zu helfen oder sich in seinem Namen bei jemandem zu entschuldigen. Obwohl seine Gesichtszüge reifer und männlicher waren, als das Bild von dem spitzbübischen Jungen aus Schulzeiten, welches sie noch im Kopf hatte, fühlte es sich dennoch an, als wäre sie endlich wieder zu Hause. „Hey Ingrid.“ „Hallo Sylvain.“ Ingrid trat einen unschlüssigen Schritt vor, doch als sie sah, dass Sylvain sich nicht rührte und nicht vorhatte, Annette und Mercedes die Umarmung nachzumachen, erstarrte sie sofort wieder. Peinlich berührt räusperte sie sich. Wieso war sie auf einmal der Meinung gewesen, dass Sylvain sie auf diese Weise begrüßen würde? Es war absurd und unlogisch und trieb Ingrid die Hitze in die Wangen. Sie waren seit ihrer Kindheit die besten Freunde, aber Körperkontakt zwischen ihnen war unüblich – abgesehen von den vielen Kopfnüssen, die sie Sylvain schon verpasst hatte. Deshalb hatte er sicher die vielen Versuche, ihre Schulter zu tätscheln oder ihr durch die Haare zu wuscheln, irgendwann aufgegeben. „Lange nicht gesehen, was?“, sagte Sylvain grinsend, doch irgendetwas war merkwürdig an seinem Lächeln. Ingrid konnte es nicht deuten, aber er sah aus, als würde er sich anstrengen müssen. „Wir haben uns letzte Woche gesehen“, korrigierte sie ihn stirnrunzelnd. Von allen anwesenden sah sie Sylvain am öftesten, da sie beide im Dienst des Königs standen. Sylvain führte sein eigenes Bataillon aus Lanzenrittern an, während Ingrid den Pegasusrittern angehörte. Die friedlichen Zeiten, die nach dem Fall Edelgards und dem Wiederaufbau Fódlans eingekehrt waren, sorgten zwar dafür, dass Ingrid mehr mit Streifzügen in der Luft beschäftigt und als Bote unterwegs war, aber dies war ihr unzählige Male lieber, als sich erneut konstant um das Leben ihrer Freunde sorgen zu müssen. Sie diente König Dimitri als Ritterin, so, wie sie immer gewollt hatte. Sie lebte ein erfülltes Leben. Doch manchmal – wirklich nur manchmal – tauchte Sylvains lachendes Gesicht im Stall auf, wenn er von einer Mission zurückkehrte und Ingrid fragte sich, ob ihr Glück nicht doch wie einer von Annettes löchrigen Sieben war, da sie in diesen Momenten spürte, wie es durch unsichtbare Risse floss, die nicht da sein sollten. „Aber nicht zu so einem festlichen Anlass. Ich hoffe, du hast fleißig geübt, Ingrid…?“ „Fleißig geübt?“ „Na, das Tanzbein zu schwingen!“ „Ich schwinge gleich meine Lanze, Sylvain, wenn du nicht…“ „Streitet euch bitte nicht“, mischte sich Mercedes mit sanfter Stimme ein, was – wie üblich – einen größeren Einfluss hatte, als wenn ein Kriegsgeneral einen Befehl gab. Ingrid und Sylvain verstummten, was Mercedes zufrieden lächeln ließ. „Ah! Das sind sie!“, rief Annette aufgeregt und deutete in die Richtung, aus der sich ihnen zwei weitere Personen näherten. Sofort strafften sich Ingrids Schultern und sie verbeugte sich höflich. Besänftigend hob Dimitri, der von Dedue begleitet wurde, die Hand und deutete Ingrid, sich zu entspannen. Dies war kein offizieller Besuch des Königs, aber es gab gewisse Verhaltensweisen, die für Ingrid zur Gewohnheit geworden waren. „Meine Freunde“, grüßte Dimitri steif, der in sozialen Interaktionen immer ein wenig fehl am Platze wirkte – zu erhaben, zu losgelöst von allem, was sich auf der Ebene des einfachen Volkes abspielte, doch Ingrid wusste, wie falsch dieser Eindruck war. Sie kannte kaum jemanden, der ein größeres Herz hatte und dem das Wohl seiner engsten Verbündeten mehr bedeutete als sein eigenes. Sie kannte niemanden anderen, der durch die Dunkelheit geirrt und dennoch einen Weg hinaus gefunden hatte. Es gab niemanden, dem sie lieber als Ritterin dienen würde. „Ich hatte schon befürchtet, dass wir zu spät dran sind, aber es scheint, als wären wir noch nicht komplett“, sagte Dimitri, seinen Blick über das Gelände schweifen lassend. „Wenn man vom Teufel spricht“, merkte Felix an und alle wandten ihre Blick der letzten Person, auf die sie gewartet hatten, zu. Mit wehendem Umhang und dem vertrauten Klackern von Absätzen, das Ingrid gedanklich sofort zurück in ihre Schulzeiten schickte, kam ihnen die Magistra entgegen. Die hellgrünen Haare umrahmten ein kleines Lächeln, welches ein undefinierbares Gefühl der Geborgenheit in Ingrid auslöste. „Sie ist keinen Tag gealtert“, flüsterte Annette Mercedes zu. „Oh, Unsinn“, erwiderte Mercedes, klang dabei aber äußerst unsicher. „Ihr seid alle so erwachsen geworden“, kommentierte die Magistra und taxierte sie alle mit tiefer Zuneigung im Blick. „Da wäre ich mir nicht so sicher, Sylvain ist immer noch –“, setzte Ingrid an, felsenfest davon überzeugt, dass er ihre ehemalige Lehrerin mit dem typischen, kecken Funkeln in den Augen anstarrte, doch als sie ihm einen tadelnden Seitenblick zuwarf, bemerkte sie, dass Sylvain sie von der Seite her beobachtete. Dies überraschte Ingrid so sehr, dass ihr der Rest des Satzes in der Kehle steckenblieb. Was war mit ihm los? War er krank? Damals, bevor die Magistra sich für ihre Klasse entschieden hatte, war er durch das Kloster stolziert und hatte allen verkündet, dass er bereit war, in jede andere Klasse zu wechseln, sollte ihre neue Lehrerin sich nicht für die Blauen Löwen entscheiden. Ingrid hatte danach ganze drei Tage nicht mit Sylvain geredet, aber es war unmöglich, dass ihn dieses Trauma davon abhielt, ihrer Professorin hinterher zu hecheln, so wie er es immer getan hatte. Bevor sie fragen konnte, ob sie etwas im Gesicht hatte, wandte Sylvain sich ab. „Dann wären wir ja endlich komplett“, sagte er schmunzelnd. „In der Tat. Lasst uns gehen.“ Dimitris Gesicht büßte etwas der Sanftheit ein, als seine Miene ernst wurde und auch über den Rest der Truppe legte sich ein betretenes Schweigen. Sie alle lenkten ihre Schritte in Richtung des Friedhofs. ♘ Vor dem Grabstein ging Dimitri auf die Knie. Sie alle wussten, dass es nur eine provisorische Steintafel war, dass niemand es jemals gutheißen würde, einer skrupellosen Herrscherin, die unzählige Menschen in einen blutigen Krieg geführt hatte, auf dem Gelände des Klosters die ewige Ruhe zu erlauben, aber jedes Mal, wenn Ingrid ihre alte Schule besuchte, stattete auch sie den Gedenktafeln der Schwarzen Adler einen Besuch ab. Teils, weil sie es als ihre Pflicht ansah, aber auch… weil sie, selbst nach all dem Leid, das sie einander zugefügt hatten, immer noch ihre Schulkameraden und Freunde waren. Traurig blieb ihr Blick an Dorotheas Namen hängen und Ingrid massierte sich die schmerzende Stelle über dem Herzen. Dimitri holte währenddessen den Dolch heraus, der ihn für immer an Edelgard binden würde und legte ihn auf den Grabstein. Ingrid fragte sich, an welche Edelgard er dachte. An die Frau, die bis zum bitteren Ende gekämpft hatte, um ihren Willen durchzusetzen? An die Frau, die reuevoll ihr Ende akzeptiert hatte? Oder an das junge Mädchen, mit dem er als Kind gespielt hatte? An seine Schulkameradin oder… einfach nur an Edelgard, die nie die Chance gehabt hatte, an seiner Seite zu bleiben? Deren Leid er mit seinen eigenen Händen hatte beenden müssen, um Fódlan eine Zukunft zu geben? Sie würde niemals eine Antwort auf ihre stumme Frage erhalten. Eine schwere Hand legte sich auf ihre Schulter und Ingrid zuckte überrascht zusammen. Als sie aufsah, begegnete sie Sylvains aufmunterndem Lächeln. Es wirkte weder sorglos, noch anderweitig unangebracht. Hatte er nach all den Jahren tatsächlich gelernt, wie man Anstand und Zurückhaltung zeigte? Oh, Ingrid würde den Heiligen Statuen eine große Opfergabe bringen, wenn sich herausstellen sollte, dass all ihre Predigten doch nicht auf taube Ohren gestoßen waren. „Lasst uns gehen“, sagte Dimitri, nachdem er sich wieder aufgerichtet hatte. Die Magistra, die sich neben ihn gekniet hatte, nickte bekräftigend, so wortkarg wie immer – und doch fiel ein Teil der Anspannung von Ingrid ab. Dies konnte auch an Sylvains kurzer Berührung liegen, aber letzten Endes spielte es keine Rolle. Sie hatten den Verstorbenen gedacht, aber dies war nicht der Hauptgrund, weshalb sie heute hier versammelt waren. Dieser war viel erfreulicher und es wäre falsch und unfair – auch ihren Freunden aus dem Haus der Schwarzen Adler gegenüber – diesen nicht gebührend zu ehren. ♘ Der Saal glänzte so wie damals. Die prunkvolle Ausstattung, der polierte Boden, die vielen Tische, an denen Schüler und Lehrer saßen, in heitere Gespräche verwickelt – das alles weckte nostalgische Gefühle in Ingrid, die so intensiv waren, dass sie ihr beinahe schmerzhaft vorkamen. Die lachenden Gesichter der Schüler waren unschuldig und voller Hoffnung und Ingrid wünschte ihnen aus ganzem Herzen, dass sie niemals mit dem Schrecken des Krieges zu tun haben würden. Fünf Jahre war es nun her, seit der Wiederaufbau ihres Landes begonnen hatte und wenn ihr etwas Hoffnung gab, dass alles wieder gut werden würde, dann war es dieser Anblick – fleißige Schüler, die eine Ausbildung anstrebten und in Zukunft dazu beitragen würden, dass die friedvollen Zeiten ewig währten. Ingrid folgte ihren Freunden und als sie sich an einem der großen Tische niederließen, entdeckte sie weitere bekannte Gesichter – direkt ihr gegenüber saß eine junge Frau mit weißen Haaren, die Gesichtszüge reifer und ernst, aber sie war um keinen Zentimeter gewachsen. „Hey, Ly –“, setzte Sylvain, der neben Ingrid saß, an und Ingrid trat ihm unter dem Tisch auf den Fuß, wohl wissend, was er hatte sagen wollen. Sein triezendes Grinsen reichte aus, um all seine Absichten zu entlarven. „Auuu!“ „Lysithea“, übernahm Ingrid die Begrüßung, die weitaus höflicher ausfiel. „Es ist schön, dich zu sehen.“ „Und die Ratten sind auch aus der Kanalisation gekrochen“, merkte Felix an, die Augen auf Balthus gerichtet, der mit einem mit Essen gefüllten Teller an ihren Tisch trat und sich auf den Stuhl neben Lysithea setzte. Selbst Ingrid musste zugeben, dass er Anblick des großen und muskulösen Mannes neben Lysitheas zierlicher Gestalt auffallend war. Prüfend schielte sie in Sylvains Richtung, doch er wirkte glücklicherweise nicht so, als würde er dies kommentieren wollen. „Wo sind die anderen?“, erkundigte sich Annette. „Leonie und Hilda sind dort drüben“, erklärte Lysithea und deutete auf einen anderen Tisch. „Marianne hilft bei den Pferden aus. Mit Ignatz, Raphael und Lorenz ist heute nicht zu rechnen, sie haben andere Verpflichtungen.“ „Was ist mit Claude?“, fragte Ingrid, wobei ihr Blick automatisch zur Magistra wanderte, die sich nicht zu ihnen gesellt hatte, sondern in ein Gespräch mit Shamir verwickelt war, die wie üblich unauffällig in einer Ecke des Saals Wache stand. „Ich glaube, wir alle würden nachts ruhiger schlafen, wenn wir das wüssten“, erwiderte Lysithea und seufzte. „Aber ich bin der festen Überzeugung, dass es ihm gut geht. Keine Nachrichten sind die besten Nachrichten.“ „In der Tat“, pflichtete Dimitri bei, den nachdenklichen Blick in die Ferne gerichtet und Ingrid fragte sich, ob er, als König, mehr wusste als sie alle zusammen, was Claudes selbstaufgelegte Mission anging, doch selbst wenn – es war keine Angelegenheit, in die sie sich einzumischen hatte. Ein betretenes Schweigen legte sich über sie, welches jedoch wenig später von Balthus durchbrochen wurde. „Mhh! De ih ech ut“, schmatzte er mit vollem Mund, den Kuchen lobend, von dem noch drei Stück auf seinem Teller lagen. „Red nicht mit vollem Mund“, tadelte Lysithea und ihre Stirn kräuselte sich. Das kleine Lächeln, welches kurz über ihr Gesicht huschte, verriet jedoch ihre wahren Gefühle. „Felix, möchtest du auch ein Stück?“ „Was? Nein!“, kam es beinahe erschrocken von Felix, was Sylvain und Ingrid zum Lachen brachte. „Hmpf. Bleib mir bloß mit diesem süßen Zeug fern.“ „Ich verstehe nicht, wie du –“, setzte Lysithea empört und erschüttert an, doch Balthus, der seinen großen Bissen nun endlich hintergeschluckt hatte, unterbrach sie. „Hey, Lysithea, du wolltest mich vorhin etwas fragen, bevor mein Magen so laut geknurrt hat. Schieß los!“ Laut und einnehmend war seine polternde Stimme, sodass keiner am Tisch mehr an Felix dachte, sondern perplex das fehlenden Schamgefühl des stämmigen Mannes verarbeiten musste. „Oh. Ich… nun, ich wollte mich erkundigen – natürlich nur aus reinem Interesse heraus! – ob die… Gerüchte stimmen“, sagte Lysithea, räusperte sich und mied sorgfältig sämtlichen Blickkontakt. „Was für Gerüchte?“, wollte Annette wissen, die Stimme triefend vor Neugier. „Du meinst die mit den Geistern?“, fragte Balthus stirnrunzelnd und Lysithea zuckte heftig zusammen. „U-Unsinn! Jeder weiß, dass es keine G-Geister gibt!“, erwiderte sie mit viel zu hoher Stimme. „Aber ich… dachte mir, dass es nicht schaden kann, über die Gerüchte Bescheid zu wissen, verstehst du?“ „Nein, nicht wirklich“, brummte Balthus verwirrt, doch er beantwortete Lysithea dennoch ihre Frage. „Es wird gemunkelt, dass der Geist sich im Dunkeln an der Schlossmauer entlang hangelt oder sich draußen in Büschen versteckt. Ein paar Schüler behaupten auch, dass er sich aufteilen kann, da man ihn bereits an mehreren Orten gleichzeitig wahrgenommen hat.“ Lysithea war kreidebleich, weshalb sich Ingrid gezwungen sah, einzugreifen. Sie wollte nicht, dass sie es gleich mit einer ohnmächtigen Magierin zu tun hatten, deren Gesundheit ohnehin schon angeschlagen war. Gerne hätte Ingrid gefragt, ob Linhardts Forschungen vorankamen, doch sie hoffte, dass allein Lysitheas Anwesenheit an diesem Tag diese Vermutung bestätigte. „Das reicht“, schnitt sie Balthus das Wort ab. „Das ist alles Humbug. Solche Gerüchte gab es schon, als wir noch alle Schüler waren und es ist nie jemand einem Geist über den Weg gelaufen.“ „Vernünftig wie immer“, kommentierte Sylvain, den Ellenbogen auf dem Tisch abstützend und das Kinn auf der offenen Handfläche bettend. Von der Seite her funkelten seine Augen Ingrid amüsiert an. Sie warf ihm einen eisigen Blick zu, doch die Schamesröte, die sich unwillkürlich über ihre Wangen legte, erhitzte ihre Haut. „Ingrid hat Recht“, pflichtete Lysithea ihr schließlich bei. Sie schien sich gefasst zu haben. „Du… du wolltest doch davon hören“, beschwerte sich Balthus irritiert, der ganz offensichtlich die Welt nicht mehr verstand. „In der Tat. Ich danke dir“, sagte Lysithea und räusperte sich. „Aber wir sollten das Thema nicht vertiefen. Nicht, weil ich Angst habe… natürlich nicht! Sondern weil es unnötig ist und ich lieber erfahren will, wie es euch allen ergangen ist.“ Ihr Blick, in der aufrichtiges Interesse lag, streifte sie alle nacheinander. Es war Dimitri, der das Wort ergriff. „Ich bin mir sicher, du wirst dich an der Neuigkeit erfreuen, dass Dedue ein neues Kuchenrezept entwickelt hat. Ich habe erst letztens persönlich davon gekostet und es ist vortrefflich.“ Ein helles Funkeln schlich sich in Lysitheas Augen, als sich ein freudiges Lächeln auf ihre Lippen stahl und Ingrid war unendlich beruhigt, denn ihre Freundin aus dem Haus der Hirsche hatte noch nie so lebendig gewirkt. ♘ Eine Weile später seilte sich Ingrid vom Rest der Gruppe ab, um sich etwas am Buffet auszusuchen, da sie gutem Essen nur schwer widerstehen konnte. Vor dem Podest, an dem sie vorbeilief und das als kleine Bühne diente, tummelten sich ein paar Schüler, die Manuela immer wieder ein paar Zettel reichen. Diese schien sich jedoch mehr damit zu beschäftigen, wie ihre Frisur saß als mit der Rede, die sie gleich halten musste. Ingrid erreichte das Buffet, als ihr aus den Augenwinkeln auffiel, dass die Magistra allein war und sich von Shamir verabschiedet hatte. Ein seltsam rastloses Gefühl ergriff von ihr Besitz, während sich Ingrid verstohlen umsah und sich hastig in Bewegung setzte, um zu ihrer ehemaligen Lehrerin aufzuschließen, den leeren Teller, den sie hatte füllen wollen, wieder zurück auf den Tisch legend. Es lagen ihr einige wichtige Fragen auf der Zunge, die sie nicht in Gegenwart der anderen stellen wollte – und als Ingrid mit einer Handgeste auf sich aufmerksam machte, war sie sich nicht sicher, ob sie überhaupt den Mut aufbringen würde. „Alles in Ordnung, Ingrid? Du siehst angespannt aus“, schätzte die Magistra sofort korrekt ein, als sie Ingrid ins Visier nahm. Diese räusperte sich und strich sich eine lose Haarsträhne hinters Ohr. Ihr Zopf war leicht durcheinander von ihrem Flug und sie hatte bisher keine Gelegenheit gehabt, um ihn erneut zu flechten. „Es ist nichts“, versicherte sie. „Ich mache mir nur zu viele Gedanken.“ „Worüber?“ „Über alles und nichts.“ Ingrid seufzte und ließ ihren Blick über die versammelten Schüler und Absolventen wandern. An sämtlichen Tischen fanden rege Diskussionen statt und die Musiker des Orchesters begannen sich mit ihren Musikinstrumenten auf ihre Stühle zu begeben. Bald würde die Feier offiziell beginnen. So vieles war wie damals, vor Jahren – und doch lebten sie nun in einer anderen Welt. Ingrid war heilfroh, dass diese besser war, so viele Opfer es auch gekostet hatte. Ihr Blick blieb an Sylvain hängen, der… mit verschränkten Armen dastand und ebenfalls das Treiben im Saal beobachtete. Etwas an dem Bild passte nicht und ließ Ingrid die Stirn runzeln. Wieso war er nicht bei den anderen? Wieso war er nicht von Menschen umgeben, wieso versuchte er nicht das Herz eines der vielen Mädchen zu gewinnen? Er wirkte so einsam, dass sich Ingrids Magen zusammenzog. Obwohl sie sich stets lauthals darüber beschwerte, seinen Babysitter spielen zu müssen, konnte sie nichts gegen den Beschützerinstinkt tun, der ihr diktierte, sich seiner anzunehmen. „Er hat sich verändert, nicht wahr?“, riss die Stimme der Magistra sie aus den Gedanken und Ingrid zuckte ertappt zusammen. „Inwiefern?“, hakte sie vorsichtig und möglichst beiläufig nach. Aus den Augenwinkeln schielte sie zu der Magistra, welche ebenfalls Sylvain beobachtete und dabei ein wissendes Lächeln auf den Lippen trug. „Es ist dir doch auch aufgefallen, oder? Er ist erwachsener geworden“, erwiderte die Magistra, was Ingrid dazu veranlasste, skeptisch zu brummen. „Ich bin mir nicht sicher“, sagte sie und seufzte, so wie sie es immer tat, wenn Sylvain wieder einmal ihre Erwartungen enttäuschte. „Ich aber“, versicherte ihr die Magistra und Ingrid spürte, wie sie ihre Hand aufmunternd auf ihre Schulter legte. „Ich vermute eher, dass du es unbewusst nicht sehen willst und davonläufst. Die Frage ist, wieso.“ Erschüttert ruckte Ingrids Kopf zur Seite und mit großen Augen starrte sie die Magistra an, als hätte diese etwas furchtbar Unerhörtes gesagt. „Was? Ich… Nein, ich –“, suchte Ingrid nach Worten und einer passenden Erwiderung. „Ich brauche keine Antwort, Ingrid“, beruhigte die Magistra und schüttelte den Kopf. „Aber denkst du nicht, dass du eine parat haben solltest, falls jemand anderer dich darauf ansprechen sollte?“ Ein sanftes, aufmunterndes Lächeln versuchte Ingrid Mut zu geben. Sie erinnerte sich an die vielen Momente, in denen sie gezweifelt hatte, in denen es schwer gewesen war, auszuharren und abermals, trotz ihres Ehrgefühls, in die Schlacht zu ziehen. Auch in diesen Augenblicken war es die Magistra gewesen, die ihr Kraft gegeben hatte – die ihnen allen Kraft gegeben hatte. Der Umstand, dass sich dies auch nach Jahren nicht verändert hatte, erweichte etwas von Ingrids Fassade. Sie ließ die Schultern hinabsacken und presste die Lippen aufeinander. „Wie haltet Ihr es aus?“, murmelte sie. „Ich möchte Euch nicht zu nahe treten, bitte verzeiht. Aber ich frage mich…“ Sie verstummte und sah die Magistra mit bedeutungsvollem Blick an. „Du willst wissen, wie es ist, von ihm getrennt zu sein?“, erriet die Magistra ihre Frage. Mit Leichtigkeit erkannte sie den Hauch Traurigkeit in den blauen Augen, doch das kleine Lächeln flackerte nicht. „Ich… frage mich, wie Ihr mit dem konstanten Warten umgeht“, gestand Ingrid leise. „Ah. Ich verstehe.“ Die Magistra nickte und drückte abermals Ingrids Schulter. „Es ist nicht leicht, dies gebe ich zu, aber der Gedanke, dass ich ihn eines Tages wiedersehen werde, bereitet mir Freude genug, um das Warten zu ertragen.“ Ingrid versuchte die Worte zu verdauen, weshalb sie sich in Schweigen hüllte. Unwillkürlich wanderten ihre Augen wieder in Sylvains Richtung. Sie hatte auch das Gefühl, als würde sie seit Jahren auf etwas warten – auf etwas, das niemals eintreffen würde. „Ingrid“, sprach die Magistra sie sanft an. „Du hast die Wahl. Du musst nicht warten. Er steht genau da, am anderen Ende der Halle. Du kannst zu ihm gehen, egal welche Hürden in deinem Kopf existieren. Deine Beine können dich zu ihm tragen, nicht wahr?“ Ingrid öffnete den Mund, doch es kam kein Wort heraus. Sie starrte Sylvain an, wie auch er auf etwas zu warten schien. Das Herz in ihrer Brust zog und schmerzte vor plötzlicher Sehnsucht. Ohne etwas zu erwidern, setzte sie sich wie von selbst in Bewegung. Federleicht waren ihre Schritte, als sie sich zügig und ungeduldig durch ein paar Schülergruppen drängte, um zu Sylvain zu gelangen. ♘ „Oh, Ingrid, was gibt’s?“, begrüßte Sylvain sie mit einem kecken Grinsen, was sie sofort daran zweifeln ließ, ob er wirklich so einsam gewesen war, wie es den Eindruck erweckt hatte. Fiel sie nicht andauernd auf den Gedanken herein, dass er ihre Aufsicht brauchte, obwohl dies gar nicht stimmte? Kaum stand Ingrid vor ihm, fraßen sich unzählige Zweifel durch ihr Inneres und sie wünschte sich, sich eine klare Vorgehensweise überlegt zu haben. „Nichts“, erwiderte sie und klang dabei bereits genervt, wobei ihre Frustration nur mit ihrer eigenen Unfähigkeit zu tun hatte. „Du sahst aus, als könntest du etwas Gesellschaft gebrauchen.“ Trotz ihrer harsch klingenden Worte, musterte Sylvain sie mit gehobenen Augenbrauen. Sein Adamsapfel bewegte sich sehr deutlich unter seiner Haut, als er schwer schluckte. „Ah… nun, wieso nicht?“, kam es ungewöhnlich unsicher aus Sylvains Mund, woraufhin Ingrid verwirrt den Kopf schieflegte. „Was? Kein flirtender Spruch?“, wollte sie wissen und verschränkte die Arme vor dem Körper, um sich selbst zu schützen, als die tonnenschwere Erkenntnis sie traf, dass sie enttäuscht darüber war. Ein halbes Leben lang hatte sie sich über Sylvains frivoles Auftreten aufgeregt, doch nun, wo er sich tatsächlich Mühe zu geben schien, seine alten Angewohnheiten abzulegen, frustrierte es sie. Was war nur los mit ihr? „Hättest du gerne einen?“, erkundigte sich Sylvain und wäre Ingrid nicht zu fokussiert darauf gewesen, darüber nachzudenken, weshalb sie einander nur Fragen stellten, ohne wirkliche Antworten zu erhalten, hätte sie vielleicht bemerkt, dass seinem Ton die schelmische Verspieltheit fehlte. „Mach dich nicht lächerlich“, erwiderte sie schnippisch. „Ich bin heilfroh, dass du nach und nach von ihnen ablässt. Es wurde aber auch Zeit, Sylvain. Endlich wirst du erwachsen.“ „Heh. Niemand anderer verstehst es besser als du, ein Kompliment so grob auszudrücken“, merkte er mit einem Grinsen an, welches Ingrids Herz zu einem kurzzeitigen Stillstand brachte. Sie kannte es in- und auswendig, aber noch nie hatte es Einfluss auf ihren Körper gehabt. Es war eine beinahe angsteinflößende Empfindung. „Du hörst da Komplimente heraus, wo keine sind“, konterte sie, aber ihr Lächeln verriet sie. Auch Sylvains Grinsen wunder sanfter und schwächte zu einem Schmunzeln ab. „Willst du tanzen?“, fragte er aus heiterem Himmel. Ingrids Augen weiteten sich schockiert, als hätte er sie gerade nach ihrer Unterwäschegröße gefragt. Sie war so baff, dass sie kein Wort herausbrachte, sondern nur stumm die Lippen bewegte. „Ich weiß, ich weiß“, winkte Sylvain ab. „Du bist eine Ritterin des Königs, es steht dir nicht zu, blabla. Aber wir sind hier gerade nicht im Dienst des Königs unterwegs, sondern privat und ich frage dich als dein engster Kindheitsfreund, ob du nicht eine Runde auf der Tanzfläche mit mir drehen willst“, leierte Sylvain mit Nachdruck hinunter, sodass Ingrid gar keine Chance hatte, etwas gegen seinen Vorschlag zu sagen. Sie war keine begnadete Tänzerin, aber sie hatte es oft genug tun müssen, um sich nicht mehr wie ein steifer Besenstiel vorzukommen. Ingrids Wangen erhitzten sich, als Sylvain ungefragt ihre Hand ergriff und sie mit sich zog. Seine Haut war angenehm warm und sie konnte nicht anders, als sich dem Wirbelwind hinzugeben, ohne den ihr Leben sicher ein ganzes Stück langweiliger wäre. Es war das erste Mal, dass Ingrid dies bewusst wollte und gegen ihre antrainierten Abwehrmechanismen gewann. Es war befreiend, sich einfach von Sylvain entführen zu lassen und amüsiert in seinen Armen zu landen, nachdem er sie dazu gebracht hatte, sich einmal schwungvoll um die eigene Achse zu drehen. Seine Augen funkelten, als er sie lächelnd ansah. Er wirkte glücklich, völlig anders, als noch vor ein paar Minuten. War es wirklich nur ein wenig Bewegung, das er gebraucht hatte, um seine Feierlaune zurückzugewinnen? Wieso hatte er sie überhaupt erst verloren? „Hab ich was im Gesicht?“, fragte Sylvain, was ein starker Indikator dafür war, dass sie ihn anstarrte. Hastig senkte Ingrid den Blick, während Sylvain sie sicher und im Takt über den Parkettboden führte. Seine Hand lag bestimmend, aber behutsam an ihrer Hüfte, sodass es leicht war, sich den entsprechenden Tanzschritten zu fügen. „Nein, ich habe mich nur gerade gefragt, wann wir das letzte Mal getanzt haben“, schüttelte sich Ingrid eine glaubhafte Lüge aus dem Ärmel. Sylvain grinste. „Als wir Kinder waren, auf Dimitris zehntem Geburtstag“, gab er ihr prompt eine präzise Antwort, die Ingrid perplex blinzeln ließ. „Du erinnerst dich so genau daran?“ „Natürlich“, schnaufte Sylvain glucksend, während sie eine sanfte Drehung vollführten. „Du hast damals darauf bestanden, zu führen, weil du mir andauernd auf die Füße getreten bist. Du warst der Meinung, dass das meine Schuld ist.“ „Oh, das war sie bestimmt auch“, wehrte sich Ingrid, aber es war schwer, sich zu konzentrieren und schlagfertig zu bleiben, wenn Sylvains Daumen immer wieder beiläufig über ihren Handrücken streichelte. Das musste ein Versehen sein, aber es lenkte sie furchtbar ab. „Sei’s drum. Tatsache ist, dass du dich auch verändert hast, Ingrid“, sagte er leise und Ingrid wagte es, den Blick wieder zu heben, weil sie neugierig war, was für ein Gesicht er machte. Machte er sich über sie lustig? Auf den vertrauten Gesichtszügen erkannte sie jedoch nichts dergleichen. „Du lässt dich von mir führen. Du vertraust mir mehr“, erklärte Sylvain zufrieden, was unwillkürlich Röte auf Ingrids Wangen hervorrief. „Ich habe dir immer vertraut, Dummkopf“, schimpfte sie, allerdings viel zu schwach und nuschelnd, um überzeugend zu wirken. „Du hast es nur nie bemerkt.“ „So ist das also, hm?“ Sylvain lachte. Das Geräusch erinnerte Ingrid an pure Freiheit und das Fliegen. Sehnsüchtig zog sich ihr Herz zusammen und ohne es zu merken, drückte sie Sylvains Hand fester. Eine Weile tanzten sie schweigend, ließen sich von der Musik leiten. In Ingrids Kopf herrschte großer Aufruhr, denn sie versuchte, die entsprechenden Worte zu finden, um sich den Ratschlag der Magista zu Herzen zu nehmen. Wie hörte man mit dem Warten auf, wenn man es schon so lange tat? „Sylvain…“, murmelte Ingrid, die Stimme bedeutungsschwer. „Wieso flirtest du nicht mehr mit jeder Frau, die dir über den Weg läuft?“ Verwundert über diese Frage, taxierte er Ingrid mit einem verwirrten Blick, doch bevor er Antworten konnte, verklangen die letzten Noten des Musikstücks und brachten alle tanzenden Pärchen zum Stillstand. Auch Sylvain stoppte ihre Schritte, doch seine Hand verweilte länger auf Ingrids Hüfte. Er schien mit sich zu kämpfen, denn für einen Sekundenbruchteil erschien das spitzbübische Grinsen auf seinen Lippen, bevor es wieder verschwand. Zog er in Erwägung, ihr eine Lüge aufzutischen? Ingrids Blick war streng genug, um dem Einhalt zu gebieten, weshalb Sylvain sich auch verlegen räusperte. „Ich dachte, es wäre an der Zeit, meine… hm… Auswahl einzugrenzen“, sprach Sylvain langsam, als würde er versuchen, sämtlichen Fettnäpfchen aus dem Weg zu gehen – leider mit mäßigem Erfolg. „Oh, du hast nun also Kriterien, die deine Auserwählten erfüllen müssen? Übertreibst du es nicht, Sylvain?“, empörte sich Ingrid und er zuckte sichtbar zusammen. „Nein, so meinte ich das nicht –“, presste er verzweifelt hervor, während sich Ingrid schnaufend aus seinem Griff löste und den Kopf schüttelte. „Du bist doch unverbesserlich, Sylvain“, tadelte sie ihn. Tiefe Enttäuschung fraß sich durch ihre Brust hindurch. Er war nicht nur ein Schürzenjäger, sondern auch noch ein wählerischer Schürzenjäger. „Ingrid, hör mir doch zu“, bat er ächzend. „Ich habe keine Lust, mir deine erforderten Kriterien anzuhören, nein, vielen Dank“, erstickte Ingrid seine Erklärungen im Keim und trat einen Schritt zurück. Das scharfe Stechen der Schuldgefühle war schwer zu ignorieren, denn ihn einfach so zurückzuweisen war nicht fair, aber Ingrid wollte tatsächlich kein weiteres Wort mehr hören. Anderenfalls riskierte sie, dass Gefühle, die unter ihrer Haut brodelten, wie ein Sturm ausbrechen würden, unaufhaltsam und zerstörerisch. Auf dem Absatz machte sie kehrt und stolzierte von der Tanzfläche. „Ingrid!“, rief ihr Sylvain nach und eilte ihr hinterher, doch Ingrid war schneller und schlüpfte aus dem Saal, hinaus nach draußen, wo die frische Luft des langsam einbrechenden Abends sie empfing. ♘ Wenn Ingrid geglaubt hatte, dass sie sich beruhigen würde, wenn sie die Hitze der Tanzfläche verließ, dann hatte sie sich geirrt, denn auch hier draußen schlug ihr Herz wie verrückt und Schweißtropfen flossen unangenehm den Wirbelsäulenabschnitt in ihrem Kreuz hinunter. Aus den Augenwinkeln erspähte sie einen dunklen Festumhang, der um eine Ecke des Klosters verschwand und den sie erkannte. Ingrid beschleunigte ihre Schritte, denn der Drang, um wieder bei der Magistra Rat zu suchen, war übermächtig, doch eine atemlose Stimme hinter ihr ließ sie zusammenzucken. „Ingrid!“ Bevor sie um die Ecke biegen konnte, hatte Sylvain sie bereits eingeholt und sie am Handgelenk gepackt. „Ingrid, warte!“, zischte er und Ingrid wirbelte herum, um ihm wütend die Leviten zu lesen und sich aus seinem Griff zu befreien, doch… plötzlich lag Sylvains Zeigefinger auf ihren Lippen und sein flehender Blick warf sie völlig aus der Bahn. „Shh“, machte er und zog Ingrid näher zu sich, um sich beide effektiv hinter der Klostermauer zu verstecken. Stumm löste Sylvain den Finger von Ingrids Lippen und deutete vielsagend in die Richtung, in die die Magistra verschwunden war. Unendlich verwirrt, runzelte Ingrid die Stirn, aber sie kannte Sylvain gut genug, um sein Verhalten nicht als das eines Verrückten abzustempeln. Man sah es ihm vielleicht nicht an, aber er war äußerst intelligent. Deshalb strafte sie ihn auch nur mit einem missbilligenden Blick, ehe sie sich umdrehte und diskret um die Ecke lugte. Ingrids Augen weiteten sich, als sie in den Schatten der frisch gestutzten Gartenhecken nicht nur die Magistra entdeckte, sondern auch eine zweite Person. Das Mondlicht spendete gerade genug Licht, um sie problemlos erkennen zu können. Geräuschvoll sog Ingrid die Luft ein, während sich Sylvains Finger von ihrem Handgelenk lösten und stattdessen auf ihre Schulter legten. Ingrid starrte immer noch mit großen Augen, allerdings nicht mehr in Richtung der zwei Personen im Garten, sondern hinauf zu Sylvain. Ein warmes, flatterndes Gefühl schlich sich in ihre Bauchgegend und Ingrid vergaß ihre Wut, als sie Sylvains zufriedenes Lächeln aus nächster Nähe betrachtete. „Wusstest du, dass er kommen würde?“, fragte sie leise, woraufhin Sylvain amüsiert schnaufte. „Nein, wo denkst du hin. Ich hatte nur so ein… Gefühl, dass wir sie lieber nicht stören sollten“, flüsterte er zurück, was Ingrid dazu veranlasste, ihre Mundwinkel ebenfalls zu heben. „Ich wusste nicht, dass du so viel emotionale Intelligenz besitzt, Sylvain“, neckte sie ihn. Er verzog das Gesicht und sah sie gekränkt an. „Ich hätte dir das schon früher beweisen können, wenn du mich hättest ausreden lassen“, merkte er seufzend an, was Ingrids Schuldgefühle wieder an die Oberfläche fischte. Sie biss sich auf die Unterlippe und richtete ihren Blick, um sich etwas Bedenkzeit einzuräumen, wieder in Richtung der Hecken. Sie konnte nicht hören, was gesagt wurde, aber das musste sie nicht – das Glück auf den sonst so verschlossenen Zügen der Magistra war greifbar, als sie die Arme um die Gestalt schloss, die ihre eigenen breit für sie geöffnet hielt. Das Paar versank in ihrer innigen Umarmung und Ingrids Augen füllten sich mit Tränen der Rührung. „Meinst du, er ist für immer zurückgekommen?“, überlegte Sylvain skeptisch, doch Ingrid nickte mit Nachdruck. „Das ist er. Sie muss nicht mehr warten“, hauchte sie und konnte die Erleichterung und Freude, die von den eng umschlungenen Körpern ausging, auf der Zunge schmecken. Auch in Ingrids Gefühlswelt schien wieder Ruhe und Ausgeglichenheit einzukehren. Ihre angespannten Schultern sackten hinab und sie wischte sich die Tränen aus den Augenwinkeln. Das Warten nahm wirklich ein Ende, wenn man nicht die Hoffnung verlor. Die Magista und Claude waren der beste Beweis dafür. Ingrid atmete tief durch und wandte sich Sylvain zu. „Es tut mir leid, Sylvain. Ich habe dich wirklich nicht ausreden lassen“, entschuldigte sie sich, konnte aber, trotz ihrer Aufrichtigkeit, nicht zugeben, dass sie Angst gehabt hatte und vor ihren eigenen Gefühlen davongelaufen war. „Ich werde zuhören… wenn du es mir noch immer sagen möchtest.“ Ingrid schluckte tapfer, um den Blick zu heben und ihn dieses Mal nicht abzuwenden. Sie sah Sylvains funkelnden Augen entgegen, beobachtete, wie seine Nase sich vor Unsicherheit kräuselte und er sich verlegen an der Wange kratzte. „Also, ich weiß schon gar nicht mehr wirklich, was ich vorhin sagen wollte –“ „Syl –!“ „– aber ich habe dir durchaus etwas zu sagen.“ Ingrid verstummte mit offenem Mund, den sie langsam schloss und ermutigend nickte. Sie würde Sylvain nicht noch einmal ins Wort fallen, das nahm sie sich mit glühenden Ohrenspitzen fest vor. Sylvain musterte ihr Gesicht eingehend. Ingrid konnte beobachten, wie seine Augäpfel sich bewegten und schlussendlich an der unteren Partie ihres Gesichts hängenblieben. Ohne es zu wollen, begannen ihre Lippen zu kribbeln und sie wünschte sich, sie hätte Zeit gehabt, um ein Glas Wasser zu trinken, denn sie kamen ihr von dem vielen Schimpfen und Tanzen spröde und trocken vor. Doch allein der Gedanke, dass Sylvain sie küssen könnte, war so absurd und weit hergeholt, dass – Ingrid erstarrte, als seine Hand sich vorsichtig an ihre Wange schmiegte. Vielleicht war die Idee doch nicht so unrealistisch? Ihr Herzschlag glitt den galoppierenden Pegasushufen, mit denen sie es täglich zu tun hatte, als sie leicht den Mund öffnete. Dieses Mal jedoch nicht, um sinnlose Worte des Protests an Sylvain zu richten, sondern um ihn einzuladen, ihm seine Zweifel zu nehmen. Ihre Worte stimmten nie mit dem überein, was sie ihm gegenüber fühlte, weshalb Ingrid verbissen schwieg und in ihre Körpersprache vertraute. Sie hätte beinahe gelächelt, als sie die Verwunderung in Sylvains Miene sah. „Ingrid, ich –“, setzte er sanft an, doch als urplötzlich ein Rascheln in den Büschen in ihrer Nähe ertönte, zuckten sie beide zusammen. ♘ Unsichere Blicke austauschend, trat Sylvain einen lautlosen Schritt zurück, um die Richtung, aus der das Geräusch kam, auszumachen. Ingrid war ebenfalls zu sehr darauf konzentriert, ihren Schreck im Keim zu ersticken, bevor er Überhand nahm, als dass sie enttäuscht darüber sein könnte, dass etwas ihren besonderen Moment unterbrochen hatte. In den Büchen raschelte und wackelte zweifellos etwas. „Was ist das?“, wisperte Sylvain angespannt. „Es gibt nur einen Weg, um das herauszufinden“, zischte Ingrid zurück. Sie setzte sich bereits in Bewegung, um ihren Worten Taten folgen zu lassen, als Sylvain sie am Arm packte und zurückhielt. „Warte. Was, wenn es… du weißt schon…?“, murmelte Sylvain mit großen Augen. Ingrid runzelte die Stirn und es dauerte einen Moment, bevor sie seine Warnung verstand. „Sylvain, das ist kein Geist“, herrschte Ingrid ihn ungeduldig an. „Du glaubst diesen Unfug doch nicht?“ Er blinzelte sie ein paar Mal an, doch lange konnte Sylvain die Ernsthaftigkeit auf seinen Gesichtszügen nicht festhalten. Er grinste über beide Ohren. „Nein, aber es hätte ja sein können, dass du es tust.“ Ingrid schlug ihn nur nicht schmerzhaft in die Seite, weil er ihren Arm festhielt, aber sie schenkte ihm dafür einen mörderischen Blick, der Sylvain nur noch breiter lächeln ließ. „Du bist so schön, Ingrid“, brach es aus ihm heraus, was Ingrid noch mehr schockierte als fragwürdige Geräusche im Garten zur späten Stunde. Röte legte sich auf ihre Wangen, die sich nur in Grenzen hielt, weil sie sah, dass Sylvain mindestens genauso überrascht über seine eigenen Worte war. Es schien, als wären diese nicht geplant gewesen, was nur heißen konnte, dass er sie schon eine lange Zeit mit sich herumschleppte, direkt unter der Oberfläche, am Ende seiner Zungenspitze, wartend. Miau. Wieder zuckten sie zusammen, als sie abermals abgelenkt wurden, doch dieses Mal huschte Erkenntnis über ihre Gesichter. „Ingrid, das ist –“, japste Sylvain. „Ja, ich habe es gehört. Sei leise.“ Sich umdrehend, schlich Ingrid auf die Büsche zu und ging vor ihnen in die Hocke. Vorsichtig schob sie ein paar der Äste und Blätter beiseite und der Anblick, der sich ihr bot, ließ sie den Atem anhalten. Angetan verzog sie die Lippen zu einem Lächeln. „Schau mal, Sylvain. Wir haben unseren Geist gefunden“, teilte sie ihm mit und als er sich neben sie kniete, um ebenfalls einen Blick in das Gestrüpp zu werfen, legte er in einer völlig natürlichen Geste den Arm um ihre Schultern. „Normalerweise trauen sie sich nicht so nah an die Gärten heran“, merkte er an, während Ingrid die vier kleinen Kätzchen betrachtete, die tollpatschig umhertapsten und dabei immer wieder ihre Geschwister zu Fall brachten. „Ihre Mutter sucht vermutlich gerade nach Nahrung.“ „Komm, wir sollten ihnen keine Angst einjagen“, beschloss Ingrid, erhob sich und griff nach Sylvains Hand, um ihn ebenfalls auf die Beine zu ziehen. „Denkst du auch an das, woran ich denke?“, fragte Sylvain sie mit einem verheißungsvollen Augenfunkeln. Ingrid konnte seinem Gedankengang nicht folgen, aber das spielte keine Rolle, denn in ihrem Kopf existierte nur die Tatsache, wie warm und weich seine Finger waren, als er sie enthusiastisch mit sich zog, zurück in die Richtung des Saals, wo ihre Freunde noch immer ausgelassen feierten. „Hey, Felix!“, rief Sylvain, kaum dass das gleißende Licht der Kronleuchter sie wieder empfing. „Es gibt da etwas, das du unbedingt sehen musst.“ Als Ingrid endlich verstand, musste sie das Lachen zurückhalten. Oh, auch sie konnte nicht leugnen, dass sie gerne Felix‘ Gesicht sehen würde, wenn er die Katzenbabys entdeckte. „Manchmal weiß ich nicht, ob du gemein oder gutherzig bist“, flüsterte sie Sylvain zu, der sie voller Leben und Vorfreude anstrahlte. Ingrids Herz machte einen Sprung. Letzteres. Es war eindeutig Letzteres. ♘ Sylvain lockte einen genervten, aber nichtsahnenden Felix nach draußen und Ingrid ließ ihm seinen Spaß, während sie sich wieder zu den anderen gesellte. Nun saßen auch die Magistra und Claude am Tisch, welcher von seinen Abenteuern in Almyra berichtete und dabei so expressiv und detailliert berichtete, dass alle an seinen Lippen hingen. Ingrid war sich nicht sicher, ob all seine Geschichten der kompletten Wahrheit entsprachen, aber das spielte keine große Rolle, denn wann immer ihr Blick verstohlen in Richtung der Magistra huschte, erspähte sie ein sanftes Lächeln auf ihrem Gesicht. Dies war alles, was zählte. Die Feier ging bis in die frühen Morgenstunden. Als Lysithea ihnen am Tisch einschlief, übernahm Balthus wortlos die Aufgabe, sie in ihr Bett zu tragen. „Sie ist manchmal noch… schwach“, murmelte er, als er Ingrids besorgten Blick bemerkte und Lysithea vorsichtig vom Stuhl hob. „Aber sie ist in guten Händen.“ Ingrid ging davon aus, dass er Linhardt und Hanneman meinte, die seit Jahren an einer Heilungsmethode arbeiteten, um ihre Lebensspanne wieder zu verlängern, doch der Anblick, der sich ihr bot, sprach für Ingrid Bände. „Das sehe ich“, erwiderte sie lächelnd und verabschiedete sich mit einem Nicken von ihm. ♘ Dimitri und Dedue waren bereits gegangen, als Ingrid und Sylvain noch ihr Gespräch im Garten geführt hatten, doch der Rest ihrer Freunde verließ die Halle erst, als die Morgendämmerung einsetzte. Überall um sich herum erkannte Ingrid müde, aber zufriedene Gesichter, die sich draußen verstreuten – einige, um in den Räumen des Klosters Ruhe zu finden, die anderen auf dem Weg zu ihren wartenden Kutschen oder Reittieren. Nach einem innigen – und seitens Annette tränenreichen – Abschied, machte auch Ingrid sich auf in Richtung der Ställe, wo ihr Pegasus auf sie wartete. „Läufst du vor mir davon?“, rief ihr Sylvain hinterher, als er hastig mit ihr aufholte. „Nein. Ich wusste, dass du mitkommen würdest“, sagte Ingrid schulterzuckend und als er empört den Mund öffnete, lächelte sie zufrieden. Es tat so gut, trotz ihres unbeendeten Gesprächs, noch immer freundschaftlich mit ihm umgehen zu können. Einen Moment lang hatte Ingrid befürchtet, dass es nun merkwürdig zwischen ihnen werden würde. Vermutlich hatten sie aber zu viel zusammen erlebt, um sich davon aus der Bahn werfen zu lassen. „Woher?“ „Nun, zum einen, weil dein Pferd auch im Stall ist“, begann Ingrid und drehte sich um, ein paar Schritte rückwärts laufend, um Sylvain anzusehen. „Und zum anderen, weil du die wirklich wichtige Dinge nicht unbeendet lässt, nicht wahr?“ Sylvain blinzelte überrascht, doch er fasste sich schnell und schmunzelte. „Niemand kennt mich besser als du“, quittierte er. ♘ „Du hast einen langen Flug vor dir. Bist du nicht müde?“ Sylvain hievte den Sattel hoch und half Ingrid, ihn auf den Rücken des weißen Flugtiers zu schieben. „Machst du dir etwa Sorgen, Sylvain?“, zog Ingrid ihn auf und hantierte an den Schnallen herum, die sie stets zweimal überprüfte, weil sie für ihre Sicherheit verantwortlich waren. „Immer“, gab er zu und es lag kein Schalk in seinem Blick, als er Ingrid betrachtete, die sich wieder aufrichtete. Ein kurzer Moment der Stille legte sich über sie, ehe Ingrid sich räusperte. „Hilf mir auf“, bat sie und Sylvain umrundete sofort den Pegasus, um ihr zur Hand zu gehen. Ingrid hob das Bein, wartete bis Sylvain seine Hände unter ihr Schienbein schob und stieg mit seiner Unterstützung auf. Ihr Pegasus, der nun ihr Gewicht im Sattel spüren konnte, breitete die Flügel aus und tänzelte vorfreudig ein paar Schritte vor und wieder zurück. Ihr treuer Begleiter liebte Ausflüge am frühen Frühlingsmorgen, wenn die Sonnenstrahlen gerade genug Kraft besaßen, um den Tau glänzen zu lassen. Ingrid tätschelte seinen Hals, um ihn zu beruhigen und sah dann noch einmal zu Sylvain hinab, der gegen die Sonne blinzeln musste und abwechselnd ein Augenlid zusammenkniff, um sich vor dem grellen Licht zu schützen. Ingrid kicherte unwillkürlich, als sie seine Mühen sah. „Ich habe nach wie vor nicht gesagt, was ich sagen wollte“, merkte er betrübt an und griff nach Ingrids Hand, löste ihre Finger von den Zügeln, als würde er sie stumm dazu überreden wollen, noch eine Weile zu bleiben. „Ich weiß“, erwiderte sie und drückte seine Finger sanft. „Würdest du es mich jetzt sagen lassen?“ „Ich meine, ich weiß was du sagen wolltest“, korrigierte Ingrid ihre Aussage. „Und ich würde gerne noch etwas warten, bevor ich mir erlaube, es zu hören. Ich habe heute gelernt, dass Warten ein Fluch, aber auch eine Tugend sein kann. Ich bin eine Ritterin, Sylvain. Ich werde mich immer für die Tugend entscheiden.“ „Ah“, gab Sylvain einen angespannten Laut von sich. „Ich hatte gehofft –“ Dieses Mal war es Ingrid, die seine Worte unterbrach, indem sie sich tief hinunterbeugte und ihre Hand an seine Wange legte. Der Schatten, der ihr Körper ihm nun spendete, ließ Sylvain die Augen öffnen. Ingrid sah die Verwunderung nur für einen Sekundenbruchteil in ihnen aufblitzen, bevor ihre Lippen auch schon die seinen berührten. Kühl wie die Morgenluft und weich wie Weidenkätzchen waren seine Lippen, die süß schmeckten und ihren, trotz seiner überrumpelten Reaktion, sehnsüchtig entgegenkamen. Ingrids Fingerspitzen fuhren seine Wange entlang und strichen ihm eine verirrte Haarsträhne hinters Ohr – allerdings vergebens, denn schon im nächsten Moment kitzelte die nächste ihren Handrücken. Als sie sich nach dem sanften, langsamen Kuss von ihm löste, musste Ingrid darauf vertrauen, dass er ihren Körper stützte, damit sie nicht aus dem Sattel rutschte. Und das tat er. Sylvain hielt sie sicher fest und half ihr, sich wieder aufzurichten. Seltene Verlegenheit zeichnete sich auf seinen markanten Gesichtszügen ab. „Bitte verwechsle mein Warten nicht mit Zögern“, sagte Ingrid und widerstand nur mit Mühe dem Drang, ihre Finger über ihre kribbelnden Lippen gleiten zu lassen. „Das werde ich nicht“, versprach Sylvain mit heiserer Stimme. „Aber ich werde nicht aufgeben, zu versuchen, es dir so bald wie möglich zu sagen.“ „Darauf zähle ich“, versicherte Ingrid ihm und schenkte ihm ein letztes, liebevolles Lächeln, ehe sie die Zügel wieder ergriff und ihren Pegasus antrieb. Flatternd schnitten die majestätischen Flügel durch die Luft, als er sich nach einigen Metern Anlauf vom Boden abstieß und Ingrid dem Sonnenaufgang entgegenflog, der ihr Herz mit Frieden und einer großen Hoffnung erfüllte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)