In this unstable world von Rizumu (I. The world is changing) ================================================================================ Prolog: [Prolog] ---------------- Tony Stark   Als Peter Parker das erste Mal in seinem Leben von ihm gehört hatte, war er neun Jahre alt gewesen und sein Vater hatte von ihm gesprochen. Sie waren von ihm persönlich zu der Stark Expo eingeladen worden. Er hatte erfahren, dass sein Vater Tony von der Arbeit oder so ähnlich kannte. Okay gut, natürlich hatte Peter schon früher von Tony Stark gehört, weil er Ironman war und einfach jedes Kind ihn kannte. Er selber war da keine Ausnahme gewesen. Was war er stolz darauf gewesen, weil sie von Tony Stark eingeladen worden waren. Dieses Mal – fünf Jahre später – stand der Name erneut in einem Brief, aber es war nicht sein Vater der ihn vor las, sondern eine Mitarbeiterin des Jugendamtes. Es bedeutete zwar, dass er aus diesem stinkigen Heimzimmer herauskam, in das man ihn „vorübergehend, bis der Verbleib des Jungens geklärt ist“ gesteckt hatte, obwohl kaum Platz da war, aber es machte etwas unumstößlich: Seine Tante May, bei der er seit dem Tod seiner Eltern gelebt hatte, war verstorben. Bei einem Überfall auf die Einrichtung für Obdachlose und Bedürftige – F.E.A.S.T. – bei der sie arbeitete. Tony Stark stand als Freund der Familie wohl als möglicher Vormund für Peter in den Akten, warum auch immer er bisher nichts davon gewusst hatte und die alte Frau, die sicherlich von vielen Kindern mit „Tante“ angesprochen wurde, erklärte Peter was passieren sollte, aber der Junge hörte nicht zu.   Tante May, war tot.   Sie war tot.   Sie kam nie wieder.   Nun war er vollkommen allein. [Kapitel I] ----------- Der Mann, der vor dem Heim stand, stellte sich kurz als Happy vor und öffnete Peter die hintere Tür der Limousine, damit er einsteigen konnte. Fast schon wie ein trotziges kleines Kind warf er die Tasche auf die Bank und folgte ihr. In ihm brodelte ein merkwürdiger Cocktail aus Gefühlen, den er nicht ganz ordnen konnte: Der Verlust seiner letzten lebenden Verwandten, die wieder aufkommende Trauer wegen dem Tod seiner Eltern, dass er bei einem, ihm wildfremden Menschen leben sollte und dass dieser Mensch sein Kindheitsheld war. Er sollte bei ihm leben. Ein Traum eines jeden Technikbegeisterten Jungen, wie Peter einer war. Vielleicht nahm Tony ihn ja mit in seine Werkstatt und sie konnten sich über seine Erfindungen austauschen? Peter ließ sich zurück in den Sitz der Limousine sinken und verschränkte die Arme. Happy rief ein „Schnall dich bitte an“ zu ihm nach hinten, doch er nahm das nicht einmal wahr. Er war viel zu tief in den Vorstellungen der Starkschen Werkstatt. All der Technik und der Möglichkeiten, die sich ihm da bieten würden. Zu Hause hatte er nur einen alten Computer, den er aus dem Schrott zusammengesammelt hatte. Zu Hause. Als ihn die Heimleiterin ihn von zu Hause abgeholt hatte, hatte er nur seine alte Sporttasche packen können mit ein paar wenigen Sachen zum Anziehen und ein paar wenige Sachen zur Beschäftigung. Sein Computer musste in seinem Zimmer bleiben und auch all seine anderen Werkzeuge aus seiner „Werkstattkiste“. Er hatte keinen Platz für eine echte Werkstatt gehabt, auch wenn May ihm diesen gerne geboten hätte, weswegen sie einfach „Werkstatt“ auf eine Bananenkiste geschrieben hatten. »Das wird nur so lange deine Werkstatt sein müssen, bis wir eine größere Wohnung bekommen haben«, hatte May gesagt, als der Karton noch massenhaft Platz bot. Nun wurde er mit Panzertape zusammengehalten und eigentlich brauchte er schon lange einen zweiten Karton, aber das würde der Erwartung einer zweiten Werkstatt gleichkommen, also quetschte er einfach immer mehr in den Karton. Ihm wurde bei der Abreise versprochen, er dürfte alles holen, wenn sein Verbleib geklärt wäre. Und das war nun geschehen. Die Limousine kam fast schon butterweich zum Stehen, weswegen Peter es nicht einmal bemerkt hatte, dass sie Fahrt vorbei war, nur weil Happy ausgestiegen war, hatte er aus den getönten Fensterscheiben geschaut. Das Auto war umgeben von Hochhäusern, dessen Ende nicht zu sehen waren, was nicht untypisch für New York war. Die Tür wurde geöffnet und Happys Stimme drang etwas streng und genervt zu ihm hinein: »Komm Kleiner, wir sind da.« Peters Herz fing an zu pochen. Gleich würde er ihn sehen. In wenigen Augenblicken würde er vor ihm stehen. Vor ihm, Tony Stark. Peter hatte keine Chance gehabt vor seinem besten Freund damit anzugeben, dass er bei Tony Stark leben würde, weil sein Vater ihn gekannt hatte, aber das würde er definitiv nachholen, sobald er ihn traf. Seit der Beerdigung hatte er Ned nicht mehr getroffen. Er rutschte zur offenen Tür rüber und stieg aus. Happy hatte seine Sporttasche aus dem Kofferraum geholt und trug sie, fast so als wäre sie mit stinkender Kotze gefüllt, die seinen teuren Anzug versauen würde. Eigentlich hatte er ihn nicht so eingeschätzt. »Komm mit mir Kleiner«, sagte er und ging zu einer großen Glastür eines Wolkenkratzers zu. Peter sah an dem Gebäude hoch und auch wenn er als New Yorker hohe Gebäude gewohnt war, war er sichtlich beeindruckt. Er blickte die Straße entlang und entdeckte den Avengers Tower. Er war gar nicht so weit weg. Vielleicht zwei bis drei Blocks. Vielleicht auch vier oder fünf. Vielleicht auch sechs, Peter konnte das nicht wirklich einschätzen. »Jetzt komm schon Kleiner, ich habe noch andere Termine!« Peter drehte sich zu Happy um, der gerade eine Karte an einen kleinen quadratischen Kasten in der ansonsten kaum erkennbaren Glasscheibe hielt. Die Türen glitten zur Seite. »Ein Stark Industries Sicherheitskonzept. Du bekommst auch eine Karte«, erklärte der Fahrer und trat ein. Peter eilte ihm nach und stand plötzlich vor einer verschlossenen Türe. »Zu langsam«, kommentierte Happy von innen. Seine Stimme drang nur dumpf durch die Scheibe. Er drückte gegen die Wand rechts von sich und die Türen glitten wieder zur Seite. »Das Gebäude gehört SI und ist mit der modernsten Technik gesichert. Raus kommst du immer, aber rein nicht. Hier wohnen einige wichtige SI Mitarbeiter, also benimm dich bitte.« Innerlich ging Peter vor Freude gerade an die Decke. „Wichtige“ SI Mitarbeiter konnte nur bedeuten, dass Tony Stark hier lebte. Ja sicher, er hatte seine Villa in Malibu, aber in New York lebte er sicherlich hier. Peter würde bei Tony Stark leben. »Komm Kleiner.« »Ich heiße Peter Parker und nicht Kleiner, das ist ihnen schon klar, oder?« »Und ich bin eigentlich Sicherheitschef der Geschäftsführung von Stark Industries und kein Kindergärtner, also komm Kleiner, ich bringe dich in deine Wohnung.« Peters Freude wurde ein wenig gedämpft aufgrund der Demütigung des Älteren, aber er folgte Happy zum Aufzug. Auch hier musste der Mann seine Karte benutzten. Wahrscheinlich konnte nicht jeder den Fahrstuhl zu Tony Starks Wohnung nutzen, wie er wollte. Es gab drei Aufzugtüren und Happy erklärte ihm, dass nur der Rechte zu Peters Wohnung fuhr und dieser auch auf keiner anderen Etage hielt. Also hatte er Recht: Peter zog bei Tony Stark ein. In seine New Yorker Wohnung. Er würde aufstehen und mit Tony Stark zusammen Frühstücken. Sie würden über Technik sprechen und seinen Erfindungen und über die neusten Entwicklungen von Stark Industries. Die Fahrstuhltüren schlossen sich und die kleine Kabine setzte sich sanft und geräuschlos in Bewegung, während eine sanfte Melodie ertönte. »Das ganze Gebäude wird mit der SI eigenen Energie versorgt, die mit Hilfe des Arc Reactors gewonnen wird, aber das musst du nicht verstehen.« »Sir«, begann Peter. Er war es gewohnt, dass man ihn wie ein Kind behandelte, gut er war 13 Jahre alt, da war es vollkommen normal, aber er war nachweislich seinen Altersgenossen um Meilen voraus, was das Alter anging. Meilen weit. Aber er schluckte seinen Frust darüber hinunter und schwieg, statt Happy zu erklären, wie es wirklich war. Die Musik im Aufzug verstummte, ein Pling erklang und die Türen öffneten sich. Ein heller, großer Raum breitete sich vor ihnen aus, begrenzt von einer riesigen Fensterfront. Happy trat als erstes in die Wohnung und Peter folgte ihm. Neugierig auf die Wohnung und gleichzeitig darauf gefasst, Tony Stark gegenüberzutreten. »Die Wohnung hat zwei Etagen, drei Schlafzimmer, einen Sportraum – aber nur einen kleinen – zwei Badezimmer, einen Pool auf den Balkon – das Wasser ist frisch, du kannst ihn also benutzen – ein Wohnzimmer mit Fernseher, eine Küche und eine Bar, aber von der hältst du dich bitte fern«, erklärte Happy nüchtern, als würde er einem neuen Angestellten seine Aufgabenbereiche erklären. »Ach und ja, es gibt eine Werkstatt, aber auch von der lässt du die Finger, ich will nicht erklären müssen, warum du dich ohne Aufsicht verletzt hast. Und-«, er kramte in seiner Hosentasche und hielt Peter eine Karte hin. »Mit dieser Karte kommst du ins Gebäude und diese Wohnung. Du kannst ein- und ausgehen, wie du willst, aber sei vor 21.00 Uhr zurück. Es wird eine Angestellte vorbeikommen und für dich kochen, jeden Mittag. Außerdem wird sie sich um deine Einkäufe und deine Wäsche kümmern und wenn du-« »Halt!«, rief Peter dazwischen. In der Hand hielt er seine Karte, auf dem sein Name stand, nur vollkommen falsch geschrieben: Petar Porker. »Es wird eine Angestellte kommen? Wohnt Tony Stark nicht hier?« Happy fing zu lachen an. »Tony Stark hat diese Wohnung bewohnt, ja, aber seit der Avengers Tower fertig gestellt ist, residiert er dort. Und nein, mit der Karte kommst du nicht in den Tower. Zumindest nicht weiter als es für die Öffentlichkeit möglich ist. Also, solltest du etwas brauchen, steht dir F.R.I.D.A.Y. zur Verfügung,« Eine Frauenstimme erklang im Raum: »Herzlich Willkommen Mr. Parker, ich bin F.R.I.D.A.Y., eine von Mr. Stark erstellte künstliche Intelligenz. Wenn Sie irgendwelche Fragen, Bitten haben oder Sie etwas brauchen, sagen Sie mir einfach Bescheid.« »Natürlich«, murmelte Peter. Er hatte davon schon mal gehört, aber in dieser Situation war das ganze schon ein wenig gruselig. »Also gut. Es gibt ein paar Spielekonsolen. Du wirst dich ja wohl selber beschäftigen können.« Happy sah auf die Uhr. Er hatte vor dem Gebäude ja schon mal gesagt, dass er noch andere Termine hatte. »F.R.I.D.A.Y., zeig dem Kleinen bitte die Wohnung.« »Sehr gerne.« Happy stieg wieder in den Aufzug und die Türen schlossen sich. »Peter. Ich heiße Peter.« »Mr Parker, in welchem Raum wollen wir beginnen?« »Peter. Nennen Sie mich bitte Peter, Miss F.R.I.D.A.Y.« »Gut Peter. Und nennen Sie mich bitte nur F.R.I.D.A.Y.« [Kapitel II] ------------ Peter ließ sich auf die riesige Couch im Wohnzimmer fallen. Er war frustriert und gleichzeitig erschöpft. Diese Wohnung war riesig und er fragte sich, wofür ein einzelner Mann eine so große Wohnung brauchte. Wahrscheinlich war der Spruch „Weil er es kann“ daran beteiligt. Warum sollte sich ein Tony Stark mit einer ausreichend großen zwei, oder drei Zimmerwohnung zufriedengeben, wenn er mehr haben könnte? Aber was ihn wirklich störte war, dass er Tony Stark wahrscheinlich nicht einmal begegnen würde und dass er die Werkstatt nicht benutzen durfte. F.R.I.D.A.Y. hatte ihm die Gläserne Tür gezeigt und das Licht innen angeschaltet, damit er hineinsehen konnte, mehr hatte sie ihm aber nicht erlaubt. »Ja, mit Ihrer Karte könnten sie die Tür öffnen, aber es ist mir nicht erlaubt dies zuzulassen, Peter.« »Das heißt, du verhinderst es aktiv?« »Ja. Auf Anweisung von Mr. Stark.« »Wow … er traut mir das nicht zu. Er hält mich für ein Kind.« »Sind Sie das nicht auch, Peter? Sie sind erst 13 Jahre alt.« »Ja.« Danach hatte sich Peter eines der drei Schlafzimmer ausgesucht. Es hatte ein großes Bett, einen Fernseher an der Wand und eine Fensterfront, die so viel Licht einließ, als wäre das ganze Zimmer ein Palast aus Glas. F.R.I.D.A.Y. hatte ihm erklärt, dass sie die Gläser verdunkeln und auch zu Spiegeln umfunktionieren könnte und das sie in der Lage war ihm jegliche Bilder darauf zu projizieren und Peter hatte sie gefragt, ob sie theoretisch auch Filme darauf abspielen könnte, woraufhin die KI mit einem Ja antwortete. Peter hatte seine Sachen aus seiner Tasche in den Schrank eingeräumt, bis auf einen besonderen Anzug, den er lieber noch versteckt hielt, auch wenn er sich nicht sicher war, ob F.R.I.D.A.Y. überhaupt etwas sehen konnte. Sicher war sicher. Nun lag er hier und lümmelte vor dem riesigen Bildschirm, den er am liebsten als Leinwand bezeichnen würde und überlegte, was da mit seinem Leben passiert war. Als er gehört hatte, dass er bei Tony Stark unter kommen sollte, bis sich sein Verbleib in der Zukunft geklärt hatte, war er so euphorisch gewesen, dass er all seine Probleme und Trauer vergessen hatte und nun saß er in einer riesigen Wohnung von Tony Stark, mit V.I.P. Karte, auf der sein Name falsch geschrieben wurde und die ihm nicht den Zugang gewährte, den er gerne hätte, unter Beobachtung einer KI und einer Mitarbeiterin, die einmal am Tag vorbei kommen würde um für ihn zu kochen, seine Wäsche zu machen und für ihn einzukaufen. Er war allein. Peter war so schrecklich allein und dann … »May«, schluchzte Peter plötzlich. Tränen quollen ihm regelrecht aus den Augenwinkeln und er hatte keinerlei Chance Herr darüber zu werden. Am Ende hatte Happy mit der Bezeichnung „Kleiner“ Recht gehabt. Er war noch ein Kind. Ein 13-jähriges Kind, das seine einzige lebende Verwandte verloren hatte. »Tante May, wieso ...?« Das „Wieso“ hatte er sich schon so oft gefragt. Er hätte was tun können, wenn er bei ihr gewesen wäre, statt mit seinem Freund Ned zu dieser Lego Ausstellung zu gehen. Er hätte sie beschützen können. Peter drehte sich auf den Bauch und drückte sein Gesicht in eines der Couch Kissen. Es roch komisch und fremd, wie alles in der Wohnung. Er war hier fremd. Ein fremder Gast, in der Wohnung eines fremden Mannes. Allein. Allein. Plötzlich erklang F.R.I.D.A.Y.s Stimme im Raum: »Miss Evelyn Wilson befindet sich im Fahrstuhl zu dieser Wohnung.« Peter hob seinen Kopf hoch. Er fühlte sich so schwer an, als wäre sein Hirn durch Steine ersetzt worden und wenn er ehrlich war, fühlte er sich auch genauso intelligent wie ein Stein. »Eve-wer?« »Evelyn Wilson, Sir. Sie wurde von Stark Industries ausgesucht, um sich um Sie zu kümmern. Miss Wilson wird für Sie kochen und den Haushalt machen.« Das Kindermädchen, dass sich für Tony Stark um ihn kümmern sollte und dafür bezahlt wurde. Noch eine Fremde, nur das es noch schlimmer war, weil sie es nur für Geld tat. Peter setzte sich auf und richtete sich kurz das wirre, braune Haar. Seine Frisur war wahrscheinlich sein letztes Problem, wenn man daran dachte, dass er bis vor wenigen Augenblicken noch seine Tränen im Kissen erdrückt hatte. Aber diese Wilson war wahrscheinlich nicht mal scharf auf ihren Job, also würde es ihr wohl egal sein, oder aber, sie würde sich über ihn lustig machen und ihn aufziehen. Es konnte ihm eh egal sein. Peter hatte für sich beschlossen, sich ihr höflich vorzustellen und sich dann von ihr fernzuhalten. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis sich die Fahrstuhltür fast schon lautlos öffnete und den Blick auf eine junge Frau frei gab. Sie trug einen schwarzen Anzug, der allem Anschein nach nicht sehr teuer und edel war, vielleicht sogar gebraucht. Sie hatte lange braune Haare und musste dringend wieder zum Frisör, was man daran merkte, dass sie sich andauernd den störenden Pony aus dem Gesicht strich. Wahrscheinlich war sie für eine Spange zu eitel. Ihr Gesicht wurde von einem großen, blassvioletten Brillengestell geziert. Sie trug eine alte, abgegriffene rosafarbene Handtasche bei sich, aus der ein paar Bücher herauslugten, weil sie schlichtweg zu groß waren. Peter konnte nur zwei Bücher erkennen: „Kochen für Kinder“ und „So bauen Sie eine enge Bindung zu ihrem Stiefkind auf“. Er wusste nicht, was er davon halten sollte. »Guten Tag«, sagte sie. Es war herauszuhören, dass sie nervös war. »Ich bin Evelyn Toni Wilson, ich arbeite bei Stark Industries als«, sie sprach plötzlich so leise, dass man es nicht verstehen konnte, »und wurde ausgewählt um Ihnen zur Hand zu gehen, Mr. Parker.« »Vielleicht sollten Sie erstmal-«, fing Peter an, doch ehe er ihr den Rat geben konnte aus dem Fahrstuhl herauszutreten, schlossen sich die Türen wieder und die Frau war verschwunden. Er hatte nur noch kurz sehen können, wie sie in Panik ausbrach. »F.R.I.D.A.Y.?« Die K.I. sagte nichts, sondern die Türen des Aufzuges öffneten sich wieder und eine ängstlich aussehende Evelyn war zu sehen. Ihr Blazer war verrutscht und ihr Haar war vollständig zerzaust. Peter fragte sich, was da in diesen wenigen Augenblicken passiert war. »Kommen sie erst mal herein, wollte ich sagen.« Evelyn verließ die Fahrstuhlkabine und schenkte ihr einen flüchtigen Blick, als wäre dies der Eingang zur Hölle. Sie seufzte und lächelte dann nervös. »Sie sind Mr. Peter Parker.« »Ja, aber bitte nennen Sie mich Peter Miss Wilson.« Sie nickte. »Gerne, wenn Sie mich Evelyn nennen. Meine Freunde nennen mich übrigens Eevee.« »Eevee, okay …« »Ah, ich rede zu viel. Nennen Sie mich einfach Evelyn.« »Wenn Sie mich nicht siezen, ich bin erst 13.« Erneut nickte sie. Sie ging zu dem Küchenbereich, der von einem Tresen abgetrennt wurde und stellte dort ihre Handtasche ab. »Auf jeden Fall wurde ich von SI ausgesucht um mich um Sie- dich … zu kümmern, Peter«, erklärte sie und packte ihre Bücher aus. Nun war er in der Lage noch weitere Büchertitel zu erkennen: „Traumabewältigung von Kindern“ und „Wie Kinder mit dem Tod umgehen.“ Es schien, als würde sie ihren Job hier sehr ernst nehmen. »Sag, was möchtest du machen? Möchtest du etwas bestimmtes essen? Was ist dein Lieblingsessen?« »Ähm …«, gab Peter nur von sich und beobachtete die eifrige junge Frau. »Vielleicht möchtest du auch etwas spielen, oder wir gehen spazieren. Leider haben wir heute keinen Wagen zur Verfügung, aber morgen könnten wir einkaufen gehen.« Peter wusste nicht, was er darauf sagen sollte. Er wusste nicht einmal, ob er das, was auch immer da los war, überhaupt wollte. Vielleicht wollte er einfach nur seine Ruhe haben und sich nicht mit dieser Fremden befassen, egal wie ernst sie es zu nehmen schien. »Pizza. Pizza reicht mir eigentlich.« [Kapitel III] ------------- Peter hatte Glück im Unglück. Evelyn war zwar jeden Tag da, aber ließ ihm seine Zeit und Ruhe. Sie drängte sich ihm nicht auf, sondern erkundigte sich nach seinem Befinden und seinen Wünschen und ließ ihn dann in Ruhe. Ob er Videospiele zockte, sich im, eigentlich gar nicht so kleinen, Sportraum aufhielt oder sehnsüchtig vor der Werkstatt herumgeisterte, als könnte er sich irgendwie durch die Glasfront glitchen. Sie konnte zwar nicht wirklich gut kochen, aber dafür wusste sie von einigen guten Restaurants, von denen sie ihm was zu essen mitbrachte. An diesem Tag hatte sie was vom Chinesen mitgebracht. Keinem allzu teurem, auch wenn Tony Stark zahlte, aber keinem billigen, wie die, die er mit seiner Tante besucht hatte. Er vermisste seine Tante May immer noch, was wahrscheinlich niemals aufhören würde. Evelyn war vor zwei Tagen mit ihm zu ihrem Grab gefahren. Sie hatte sich im Hintergrund aufgehalten, während er vor dem schlichten Grabstein gestanden und nichts gesagt hatte. Peter lebte nun schon seit fast 14 Tagen in der Wohnung von Tony Stark und er war ihm noch nicht einmal begegnet und das, obwohl er für ihn zuständig war. Das Jugendamt schien sich an dieser Tatsache auch nicht im Geringsten zu stören. Wahrscheinlich waren sie froh darüber, dass sich irgendjemand finanziell um ihn kümmerte, der nicht sie selbst waren. Mittlerweile hatte er sich schon gut an die neue Wohnung gewöhnt, auch wenn sie viel zu groß war und er sich ganz schön einsam vorkam, sobald Evelyn nach ein paar Stunden wieder gegangen war. Er freute sich sogar richtig darüber, wieder zur Schule gehen zu können, wo er seinen besten Freund wiedersehen würde. Auch wenn er nicht mehr sicher war, ob er ihm davon erzählen sollte, dass Tony Stark nun sein Vormund war. Schließlich war das eher Evelyn, die ein unbedeutender Niemand war. F.R.I.D.A.Y. hatte auf seine Frage hin von ihr erzählt. Evelyn Toni Wilson arbeitete bei S.I., weil das Unternehmen ihr Studium in Elektrotechnik finanzierte. Sie kam aus ärmlichen Verhältnissen und hatte sich auf eine Patenschaftssystem bei Stark Industries beworben und war akzeptiert worden. Warum sie dann aber einen Babysitterjob machen musste, sagte die K.I. ihm nicht. Peter wollte auch nicht nachbohren, also ließ er es. Es war Abend, der letzte bevor für ihn wieder die Schule begann und Evelyn hatte angekündigt rechtzeitig da zu sein, um ihm sein Essen für die Pause vorzubereiten. Auch wenn er immer wieder beteuert hatte, dass er das auch selber machen könnte, wenn alles im Hause war, aber Evelyn bestand darauf (weil Mr. Stark es von ihr verlangte. Das flüsterte sie zwar, aber so laut, dass Peter es dennoch hören konnte). Aber diesen Abend wollte er nicht darüber nachdenken, sondern endlich mal wieder raus gehen. Während F.R.I.D.A.Y. in den Standbymodus ging, kramte Peter seine alte, vergriffene Sporttasche aus dem Schrank und öffnete sie, so vorsichtig, als könnte doch irgendwer plötzlich ins Zimmer kommen und ihn dabei erwischen, wie er den Anzug herausholte. Der Anzug war überhaupt nicht des Namens wert, aber er klang absolut gut. Außerdem war er ziemlich stolz darauf, was er da zusammengenäht hatte. Mit seinen laienhaften Fähigkeiten hatte er mehr schlecht als recht per Hand aus einem alten Sweatshirt zusammengenäht. Selbst als Verkleidung würde das wahrscheinlich nur auf einer Kindergartenparty durchgehen, ohne ihm endlosen Spott einzuheimsen, aber für seine Zwecke waren es perfekt. Die Farben waren rot und blau, die Kapuze war zusammengenäht, so dass man sein Gesicht nicht im Geringsten erkennen konnte. Er hatte mittels einer Heißklebepistole eine getönte Taucherbrille angeklebt, so dass er hindurchsehen konnte, ohne gegen eine Wand zu klatschen und das war ihm zu Anfang viel zu oft passiert. Viel zu oft. Er hatte schnell einsehen müssen, dass die Taucherbrillenlösung nicht die perfekteste war, weil er sie viel zu oft wieder erneuern musste, aber bisher hatte sich ihm keine Möglichkeit ergeben, eine bessere Lösung für das Problem zu finden. Er zog sich den Anzug an, die Kapuze über den Kopf und ging auf die Fensterfront in seinem Zimmer zu. In dem Moment, indem er das Fenster zum Balkon hinaus öffnete, meldete sich F.R.I.D.A.Y.s Stimme: »Ich registriere, dass ein Fenster in Ihrem Zimmer geöffnet wurde, Peter.« Sie klang besorgt und aufgeregt darüber, oder Peter bildete es sich ein, weil es für eine K.I. nicht möglich war Gefühle auszudrücken. »J-ja … Ich war das.« »Es ist 21.16 Uhr, Sie sollten nicht mehr raus gehen, Peter.« »Ich weiß«, gestand er. Anscheinend konnte die K.I. nichts „sehen“ und wenn doch sagte sie nichts zu dem merkwürdigen Anzug, den er trug. »Ich kann einfach nicht schlafen und deswegen …«, nervös suchte er eine Ausrede für sein Verhalten. »Wollte ich …«, er kam ins Schleudern. Was sollte er seiner künstlichen Aufpasserin sagen? »Sie wollen sich unter dem nächtlichen Sternenhimmel noch mal ausruhen, ehe sie morgen zur Schule gehen.« »Genau F.R.I.D.A.Y.. Es ist mitten in der Nacht und wir sind im wievielten Stock?« »Im 36 Stock, Sir.« »Genau, wo sollte ein 13-jähriger Junge da schon hin. Sei unbesorgt, ich werde ein wenig die Sterne beobachten und dann ins Bett gehen.« »Sehr wohl, Sir.« Peter hielt noch einen kurzen Augenblick inne und horchte in die Stille hinaus, als könnte er die Tür zu F.R.I.D.A.Y.s Schlafzimmer zufallen hören, was unmöglich war, aber einfach hinauszugehen, fühlte sich falsch an, aber dann trat er hinaus und schob die Balkontür soweit zu, dass sie nur noch einen Spalt weit auf war. Peter stand da, auf dem Balkon im 36 Stock, mitten in der kühlen Nacht. Wo sollte ein einfacher 13-jähriger Junge hier hin? Aber zu seinem Glück war er kein einfacher Jugendlicher wie all die anderen, sondern Peter Parker, oder besser bekannt als: Die freundliche Spinne aus der Nachbarschaft, Spider-Man. Er ging zu dem gläsernen Geländer, schwang sich mühelos darüber und ließ sich in die Tiefe fallen. Peter streckte seinen Arm aus und sein selbstgebauter Webshooter schoss einen künstlichen Spinnenfaden heraus. Er wusste nie, wo das Ende sich festklebte, aber er spürte wie immer den leichten Ruck, als er an dem Faden durch die Hochhäuserschlucht der Stadt durch die Nacht schwang.Er war seit dem schicksalsverändernden Spinnenbiss, dem er seine Fähigkeiten verdankte, viele Male unterwegs um seinen Mitmenschen mit ihren kleinen, oder größeren Problemen zu helfen. Diese Nacht war er jedoch ohne Ziel unterwegs, sondern einfach nur, um noch mal den Kopf freizubekommen und nebenbei die ein oder andere gute Tat zu erledigen. Wie zum Beispiel dieser Frau, die in einer Seitengasse von zwei Idioten bedrängt wurde. Er zeigte sich nicht, aber die zurückgelassenen Spinnenfäden würden jedem auffallen und dass sie von keiner Spinne kamen, war für jeden Idiot klar. Das Internet war voll von Videos und verschwommenen Bildern vom „Spider-Man“. Peters Brust war immer vor Stolz angeschwollen, wenn er im Internet nach ihnen gegoogelt hatte, er hätte am liebsten durch die Welt posaunt, dass er Spider-Man war, aber dann wäre sein ruhiges Leben vorbei. Für immer und das wollte er nicht. Er wollte sein Teenagerleben genießen. Diese Zeit hatte er nur einmal in seinem Leben und das auch nur für ein paar Jahren.   Er hätte noch Stunden lang durch die Nacht schwingen können. Über ihm der Nachthimmel, unter ihm die Lichter Manhattans, der Wind schien seinen Kopf leer zu fegen und die Zeit schien still zu stehen. Genauso wie in der Wohnung von Tony Stark. Peter schob die Balkontür vorsichtig auf, als könnte irgendjemand ihn hören und huschte in sein Zimmer hinein. Geübt schälte er sich aus seinem Spider-Man Anzug, warf ihn in die alte Sporttasche und versteckte diese in der hintersten Ecke seines Schrankes. Geräuschlos wechselte er zu seinen alten, schäbigen Schlafsachen und zuckte zusammen. Da waren Stimmen. Er kannte beide. Die eine gehörte F.R.I.D.A.Y. und die andere hatte er schon so oft im Fernsehen gehört: Tony Stark. Er war hier. Sein Herz fing an zu pochen und er schlich aus seinem Zimmer hinaus zur Treppe. Da unten in der Dunkelheit stand eine Person, deren Umrisse nur dank eines Handylichts – oder etwas ähnlichem – umrandet wurden. »Gut, dann ist ja alles in Ordnung«, sagte Tony Stark. Er drehte sich um, das Licht schien nun in Peters Richtung, der sich zur Seite duckte, um nicht gesehen zu werden. Warum? Er durfte hier sein, aber dennoch hatte er Angst davor von Tony Stark gesehen zu werden. Warum war er hier? In den Tagen, die Peter hier lebte, hatte er sich nicht einmal telefonisch gemeldet und nun stand er plötzlich in der Wohnung und das auch noch mitten in der Nacht, wenn Peter eigentlich im Bett lag um zu schlafen. Plötzlich kam Peter ein Gedanke: Tony Stark kam, weil er schlief. Weil er ihm nicht begegnen wollte. Das war der Grund. Er kam wahrscheinlich nur kurz her, um nach dem „Rechten“ zu sehen. Einfach nur fürs Protokoll. Wut stieg in ihm auf. Warum war er dann überhaupt in Tonys Wohnung? Tony Stark hätte dem ganzen nicht zustimmen müssen, als man ihn darum bat ihn aufzunehmen. Warum also? »Sehr wohl Boss.«, sagte die K.I.. »Informiere mich, sollte etwas tragisches passieren.« »Sehr wohl Boss«, wiederholte F.R.I.D.A.Y. wie ein Echo und Tony verschwand im Fahrstuhl und damit aus Peters Sichtfeld. Er wartete noch einen Augenblick, bis er sicher sein konnte, dass Tony wirklich weg war, ehe er zurück in sein Zimmer verschwand. Hatte F.R.I.D.A.Y. ihm davon erzählt, dass er raus gegangen war? Hatten sie bemerkt, dass er das „Haus verlassen hatte“? Nein, dann wäre er sicherlich nicht so ruhig geblieben. Die K.I. hatte ihm sicherlich nur gesagt, dass er auf der Terrasse saß und Tony hatte es nicht wirklich interessiert. Peter wusste nicht, ob diese Erkenntnis ihn traurig oder wütend machte. Oder eine komische Mischung aus beidem. [Kapitel IV] ------------ Peter stand vor der Werkstatttüre. Der Raum war dunkel und es drang nur wenig Licht des verbliebenen Tages hinein. Die Geräte darin waren wahrscheinlich seit Monaten nicht mehr genutzt worden und Peter würde das zu gerne ändern. Was er nur all damit anstellen könnte … Er wäre in der Lage einen ordentlichen Spider-Man Anzug herzustellen, aber … Er hielt seine Karte vor das Schloss, das seinen Zutritt, mit einem penetrant nervigem „Määääp“ ablehnte. Er seufzte. Das war nicht das erste Mal, dass er versuchte, hinein zu kommen. Er hatte es schon viel, viel zu oft versucht. So oft, dass F.R.I.D.A.Y. sich schon nicht mehr meldete, um ihm zu erklären, dass nur Mr. Stark Zutritt zu diesem Raum hatte. Etwas grimmig sah er noch mal in den Raum, dann drehte er sich auf der Stelle um und stapfte zu seinem Raum. Er musste raus, er musste den Kopf frei bekommen, der voll mit Wut und Enttäuschung und seiner Trauer war. Was sollte er hier? Eingesperrt wie ein Hamster, nur das sein Käfig bei weitem größer war als der eines kleinen Nagers. Peter riss die alte Sporttasche heraus und ignorierte die besorgten Fragen von F.R.I.D.A.Y. – sofern sie überhaupt in der Lage war sich Sorgen zu machen – und zog sich seinen Spider-Man Anzug an. »Es ist alles in Ordnung, ja? Ich muss nur etwas raus!«, sagte Peter und verließ sein Zimmer über den Balkon hinaus in die Dämmerung. Er befürchtete wirklich noch zu platzen, wenn er noch länger in der Wohnung bleiben würde. Peter wollte gerade abspringen, als sein „Spinnensinn“ ihm einen Schauer über den Rücken jagte. Kurz darauf war ein Kreischen einer Frau zu hören. Leise, weil er sich viel zu hoch befand, aber er hörte es immer noch gut genug. Er sprang hinunter und entdeckte die Frau, die auf dem Boden kauerte und auf ein flüchtendes Trio Handtaschenräuber deutete. Spider-Man schoss sein Spinnenseil ab und schwang hinter den drei Verbrechern her. Es dauerte nicht lange bis er sie eingeholt hatte, das einzige Problem war nur: Die Straßen waren zu gut besucht, als das er einfach so eingreifen konnte. Er musste sich etwas überlegen, während er die drei weiterverfolgte. »Ey, da! Verdammt, das ist Spider-Man!«, einer der drei hatte ihn bemerkt, als er einen Blick zurückgeworfen hatte. Der zweite deutete in eine Gasse. »Da rein, ich halte ihn auf!!!« Seine beiden Komplizen folgten der Anweisung und bogen plötzlich ab, während der andere stehen blieb und eine Waffe zog. Er zielte und schoss auf Spider-Man. Für diesen war es jedoch eine Leichtigkeit dem Auszuweichen, er schwang und schoss ein Spinnennetz ab, das die Waffe des Verbrechers traf. Spider-Man landete hinter ihm auf dem Boden und entwaffnete ihn. »Du bist ja nur ein Kind!«, brüllte er entsetzt. Anscheinend gab ihm diese Erkenntnis neuen Mut, dass er mit Spider-Man fertig werden könnte, denn er suchte die Nahkampfkonfrontation. Jedoch schien er keine Ahnung von Spinnen zu haben. Spider-Man konnte den Faustschlägen und Fußtritten mit Leichtigkeit ausweichen. Er hielt sich zurück und wartete auf seinen Moment: »Ich bin nicht nur ein Kind, ich bin die freundliche Spinne der Nachbarschaft und ich bin hier«, er sprang hinauf auf eine Straßenlaterne, als er einem Tritt auswich, »um dir zu helfen.« Spider-Man schoss seine Netze und pinnte ihn auf dem Asphalt des Gehweges fest. »Damit unsere Freunde und Helfer dich finden und dir einen anderen Weg aufzeigen können, als Handtaschen von Damen zu klauen und nun suche ich nach deinen Freunden, nicht das sie sich verlaufen.« Spider-Man sprang von der Laterne ab und schwang sich in die Häusergasse hinein. Es dauerte etwas Zeit, bis er die beiden flüchtigen eingeholt hatte, vor allem weil die Gasse zu eng war, um durch sie hindurchzuschwingen und er ganz klassisch laufen musste. Als er sie entdeckte, verschwanden sie nach rechts auf die Hauptstraße, wo Spider-Man wieder in der Lage war sich schneller zu bewegen. Schon kurz bevor er auf die Straße trat, schoss er einen Spinnenfaden ab und schwang sich in die Höhe und in wenigen Augenblicken hatte er die beiden eingeholt. Mit einem gezielten Sprung landete er vor ihnen und jagte ihnen so einen riesigen Schreck ein – ganz zu schweigen von den unbeteiligten Passanten. »Es ist Spider-Man!«, brüllte einer der beiden. Der andere, ein Hüne von einem Kerl, die Definition von „Der Mann war breit wie ein Schrank“, schien davon nicht überzeugt zu sein: »Das ist nicht Spider-Man, das ist nur ein Balg, dass Spider-Man spielt.« »Das erklärt auch den lächerlichen Strampelanzug.« »Strampelanzug? Das war gemein! Den hab ich selber gemacht«, reagierte Spider-Man gespielt beleidigt und enttäuscht. Mit einem gezielten Spinnenfadenschuss entwaffnete er den Hünen, der gerade seine Pistole gezogen hatte. »Könnte ein „Balg“ den so etwas tun?« Jedoch hatte er den Hünen lediglich damit wütend gemacht. Wie ein Rhinozeros stürmte er auf Spider-Man zu, der geschickt auswich, indem er emporsprang und wieder hinter ihm landete. »Ey, Rhino-Hirn, pass auf wo du hintrittst«, sagte er warnend und brachte den Hünen mit seinen Spinnenfäden zu Fall. Er pinnte ihn wie seinen Kollegen zuvor mit der Spinnennetzflüssigkeit auf dem Boden fest. »Jetzt kannst du dich erst mal beruhigen …« Der letzte des Trios, ein recht schmächtiger Mann, stürmte brüllend und mit einem Baseballschläger auf ihn zu, er dachte wohl, dass Spider-Man zu sehr auf den anderen konzentriert war und er ihn nicht bemerken würde, doch da hatte er falsch gedacht. Doch Spider-Man entwaffnete ihn blitzschnell, indem er ihm mit einem Spinnenfaden den Baseballschläger aus den Händen entriss, dieser wurde an Spider-Man vorbeigezogen und prallte gegen die Windschutzscheibe eines äußerst teuren schwarzen Wagens, der sofort mit ohrenbetäubendem Lärm Alarm schlug. Spider-Man konnte den letzten des Trios noch davon abhalten zu flüchten, ehe er sich dem Fahrzeug widmete. Die Scheibe war wie durch ein Wunder nicht einmal angekratzt, was eigentlich unmöglich war, es sei denn, es handelte sich um das Fahrzeug eines hohen Politikers, aber würde das einfach mitten in Manhattan auf der offenen Straße stehen? Er sah zum Kennzeichen, auf dem Stark zu lesen war. Ein Zittern ergriff ihn und er drehte sich zu dem Gebäude um, vor dem er stand. Sein Blick wanderte nach oben, wo er den leuchtenden Schriftzug „Avengers“ lesen konnte. Er befand sich also vor dem Avengers Tower und das war tatsächlich Tony Starks Wagen. »Was geht hier vor?« Eben dieser Mann stand im Eingang des Towers und sah den jungen Helden streng an. Er musterte die Szene, die beiden Verbrecher am Boden, den Jungen in seinem Anzug und seinen unversehrten Wagen. Tony drückte auf einen schwarzen Gegenstand, der wie ein Schlüssel aussah und der Alarm verstummte. »Gut gemacht, Junge«, sagte er und fuhr streng fort: »Und nun kannst du das hier auch aufräumen.« »Mr. Stark, Sir«, sagte Spider-Man. Er war nervös. Endlich stand er Tony Stark gegenüber. Endlich, nur nicht als Peter, sondern als Spider-Man. Kurz überlegte er, ob er seine Maske abnehmen und sich ihm offenbaren sollte, aber dann ließ er es sein. Es war zu gefährlich. Mit Hilfe seines Spinnennetzes, brachte er die gestohlene Handtasche in seinen Besitz und reichte sie Tony Stark. »Diese Handtasche wurde einer Dame gestohlen, bitte sorgen Sie dafür, dass sie zu ihr zurück kommt und dass diese Männer der Polizei übergeben werden, ein paar Straßen weiter liegt noch ein dritter.« »Was glaubst du eigentlich wer ich bin, Junge?« Er fasste allen Mut zusammen, den er im Angesicht dieses Helden aufbringen konnte. »Sie sind Mr. Tony Stark, Sir. Sie sind Ironman, Sie sind ein Held.« Tony mochte es anscheinend, wenn man ihn hoch lobte. »Natürlich bin ich das. Wer bist du? Auf dem Weg zu einer Kostümparty?« Spider-Man schüttelte den Kopf. Er ging ein paar Schritte zurück. »Ich bin lediglich die freundliche Spinne aus der Nachbarschaft.« Dann schwang er sich mit seinem Spinnennetz in die Luft und ließ Tony Stark allein zurück. Sein Herz klopfte heftig und er hatte Angst, dass Tony ihn erkannt haben könnte, aber wie sollte er auch? Schließlich waren sie sich seit der Stark Expo vor fünf Jahren nie wieder begegnet. [Kapitel V] ----------- Peter war ein kleiner Fanboy. Sein Treffen mit Tony Stark hatte all seine negativen Gedanken weggewischt, auch noch fünf Tage später konnte er nicht enttäuscht darüber sein, dass Tony ihn hier abgesetzt hatte und ihn sich selbst und einer Aushilfe überließ. Peter saß auf der Couch vor dem riesigen Fernseher und sah sich „Die Rückkehr der Jediritter“ an, als unerwartet die Fahrstuhltür geöffnet wurde. Er drehte sich um und fiel beinahe vor Schreck auf den Boden, als er endlich Tony Stark erblickte. Tony sah sich in der Wohnung um, als wäre er das erste Mal hier und würde anhand dieser Peter bewerten. »Peter Parker«, sagte er und der Junge sprang regelrecht auf die Füße, als wäre er beim Militär. »Ja, Sir?«, fragte der Junge eingeschüchtert. Als Spider-Man war er eindeutig mutiger gewesen. Tony Stark ging einfach wortlos zur Bar, als wolle er überprüfen, wie gehorsam der kleine Soldat war. Peter beobachtete ihn dabei, wie er sich ein Getränk in ein kleines Glas schenkte. »F.R.I.D.A.Y. hat mir berichtet, dass du dich gut eingelebt hast«, sagte Tony, ohne von seinem Tun aufzuschauen. Während er die Flasche zurück an seinen Platz stellte, sprach er weiter: »Ich wäre gerne früher hergekommen, aber mein Kalender war voller Termine.« »Ja, natürlich«, hätte Peter gesagt, wenn er nicht so verdammt aufgeregt und nervös gewesen wäre. Da stand er. Er. ER! Tony Stark. Peter hatte schon mal vor ihm gestanden, nur war er da viel, viel kleiner gewesen und der Moment war viel schneller vorbei gewesen als dieser. »F.R.I.D.A.Y. stoppe bitte den Film«, sagte Tony und setzte sein Glas an seine Lippen und trank daraus einen ordentlichen Schluck. Der Film hinter Peter verstummte. »Danke«, sagte Tony und ging um die Bar herum. Er lehnte sich mit dem Rücken lässig an die Theke und beobachtete den Jungen vor ihm. Peter fühlte sich sichtbar unwohl unter dem Blick des Älteren und am liebsten wäre er hinter der Couch verschwunden. Was sollte das? Hatte er am Ende doch noch herausgefunden, wer er war? »Du bist groß geworden. Als ich dich das letzte Mal gesehen habe, warst du auf den Armen deines Vaters. Du warst vielleicht …« unbeholfen hielt Tony seine Hände für eine Größenabschätzung auseinander. Ob es wirklich stimmte, wusste nicht mal Peter zu sagen. »So groß. Vielleicht nur. Ich weiß es nicht mehr.« Peter hatte so viele Fragen. Woher kannten sich Tony Stark und sein Vater? Warum war er bei ihm? Wieso kam es überhaupt dazu, dass Tony als möglicher Vormund in irgendwelchen Dokumenten stand? Aber er kam nicht dazu sich für eine der unzähligen Fragen zu entscheiden, denn Tony hatte seine eigenen Pläne: »Ich habe gehört, du bastelst gerne.« Der Junge befürchtete das ganze falsch verstanden zu haben. Was meinte er mit „du bastelst gerne“? »Naja, ich repariere gerne alte elektronische Geräte«, sagte er, als wäre es etwas unbeholfenes, aber dann packte ihn doch die innere Begeisterung: »Ich habe einen alten PC aus den Neunzigern zum Laufen gebracht, Wochenlang habe ich die Ersatzteile zusammen gesucht und teilweise in Eigenbau erschaffen, ich bin echt stolz darauf. Er steht zu Hause auf meinem-« Kurz grinste Tony, als wäre er glücklich über die Antwort des Jungen, es verblasste jedoch, als er die Trauer in seinem Gesicht entdeckte. »Das erinnert mich an mich selbst.« Tony stellte das Glas auf der Bar ab und ging auf Peter zu. »Ich gestehe, ich kann mit Kindern nichts anfangen und ich denke das wird sich auch nicht so schnell ändern. Aber vielleicht … kann ich etwas für dich tun, damit du dich hier während deines Aufenthaltes wohl fühlst.« Die Worte während deines Aufenthaltes wiederholten sich immer und immer wieder in seinem Kopf. Hieß das etwa, dass er nur auf bestimmte Zeit hier sein durfte? Waren seine Tage hier gezählt? Und das, obwohl er endlich Tony Stark gegenüber stand? »Also, gibst du mir deine Zugangskarte?« Peter realisierte, dass ihm ein paar Augenblicke fehlten, denn er hatte keine Ahnung wovon Tony gesprochen hatte und er verstand auch nicht, was er mit „Zugangskarte“ meinte. »Also? Peter? Hast du mir zugehört?« »Äh … Ähhh …«, er geriet ins Schleudern. Was sollte er sagen? Die Wahrheit? Nein! Oder doch? Er entschied sich für: »Entschuldigen sie Sir, ich war etwas in Gedanken.« Tony schüttelte den Kopf und seufzte, es wirkte, als wäre er enttäuscht von ihm und Peter fühlte sich unwohl. »Ich werde aber nicht alles wiederholen, gib mir einfach die Chipkarte, die dir die Berechtigung gibt, diese Wohnung zu betreten.« Er hielt die Hand auf und Peter verstand endlich, was von ihm erwartet wurde. Er kramte in seiner Hosentasche nach seinem Geldbeutel, in dem sich nicht nur all seine anderen Ausweise befanden, sondern auch sorgfältig verpackt die genannte Zugangskarte. Der Junge ging auf Tony zu und hielt sie in seine Richtung, gab sie ihm aber nicht. Er zögerte, weil er eine schlimme Befürchtung hatte. »Sir, darf ich Sie etwas fragen?« »Was gibt es denn?« »Heißt das, dass ich gehen muss?« Tony sah ihn skeptisch an. »Warum wollen Sie meine Karte haben, Sir?« Der Mann schüttelte den Kopf. »Hättest du mir zugehört, wüsstest du, was ich vorhabe, aber so, wirst du wohl abwarten müssen, um zu erfahren was ich vor habe.« Peter zögerte immer noch, aber übergab Tony die Karte. Dieser betrachtete den aufgedruckten Namen. Er schüttelte den Kopf. »Was zum Teufel hat Happy da gemacht? Dein Name ist vollkommen falsch geschrieben.« Peter zuckte mit den Schultern. »Ich weiß es nicht.« »Ich werde dir eine neue machen lassen, aber die kriegst du dann die Tage.« Eine neue. Das bedeutete, dass er nicht ausziehen musste. Diese Erkenntnis erleichterte ihn ungemein, aber es verriet ihm immer noch nicht, was Tony Stark mit seiner aktuellen Karte vorhatte. Auch wenn er ihm die Karte nur temporär wegnahm, würde er ihn hier einsperren, denn ohne die Karte, kam er nicht zurück in die Wohnung. Zumindest nicht auf offiziellen Weg, oder ohne Evelyn. »Komm mit«, sagte Tony und setzte sich in Bewegung. Peter folgte ihm schweigend. Sie verließen nicht die Wohnung, sondern gingen am Aufzug vorbei weiter durch die Wohnung. Peters Herz setzte kurz aus, als sie vor der Werkstatt stehen blieben. Tony Stark hielt Peters Karte an das Lesegerät und der Junge stellte sich auf die bekannte Ablehnung ein, doch das elektronische Schloss gab ein angenehmes „Pieeep“, von sich und die Türen schwangen auf. »Ich dachte, du brauchst ein wenig mehr Beschäftigung, als nur Fernsehen und Videospiele und da du gerne tüftelst, so wie ich, dachte ich, dass wäre die perfekte Beschäftigung für dich.« Er ging in die kleine Werkstatt. »Du hast keinen Zugriff auf alle Sachen, besonders die Dinge, die Stark Industries betreffen, aber es reicht alle Male aus, um alte Computer aus den Neunzigern zu reparieren und etwas mehr.« Peter wusste nicht, was er sagen sollte. Nun, wo sich das Licht in der Werkstatt angeschaltet hatte, konnte er alles genau erkennen und er liebte das Geräusch der hochfahrenden Computer und Geräte. Sein Herz sprang, es flatterte vor Freude wie ein Schmetterling. »Du darfst nur keinen Mist bauen und ich verspreche dir: F.R.I.D.A.Y. wird mir von allem berichten, was du machst.« Peter nickte, er hörte kaum zu, so trunken war er vor Freude über diese Möglichkeiten, die sich ihm boten. All die Möglichkeiten, die ihm eröffnet wurden. Das war das Beste, was ihm passieren konnte.       ___________________________________________________________________________       Nächstes Mal bei „In this unstable world“:   »Leipzig?«, fragte Peter verwirrt. Er hatte keine Ahnung, wo Leipzig lag und wie lange seine Reise dauern würde. »Was soll ich in Leipzig? Und WO ist dieses Leipzig?« Happy seufzte genervt, während er selbst anfing Peters Tasche zu packen. »Deutschland«, sagte er nur. »Und was soll ich in Deutschland?« Er war noch nie in Deutschland gewesen. Er war überhaupt noch nie im Ausland gewesen. »Frag das Tony Stark und nun mach hin, es ist zwar ein Privatjet, aber auch der hat einen Zeitplan, also hau die Hufen in den Teer, Kleiner.« Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)