X-fach X-mas von Varlet ================================================================================ Kapitel 16: Tag 16 ------------------ Es war mitten in der Nacht. Jodie lag eingekuschelt in ihrem Bett und hielt die Decke eng umschlungen. Sie war gefangen in einem süßen Traum, der sie mit Shuichi zeigte. Sie war glücklich wie schon lange nicht mehr. Sie gehörten einfach zusammen, egal wie man es drehte und wendete. Aber der Traum spiegelte nicht die Realität wider, auch wenn Jodie dies immer wieder hoffte. Doch jeder Traum ging irgendwann vorbei. In Jodies Fall meistens dann, wenn der Wecker ihres Handys klingelte, was besonders schlimm war, wenn sie die halbe Nacht durcharbeitete. Dann wollte sie das Handy am liebsten gegen die Wand werfen, sich umdrehen und weiterschlafen. Aber das ging nicht immer. Beim FBI konnte sie sich ihre Arbeitszeiten fast aussuchen, wobei diese auch vom eigentlichen Fall abhängig waren. Lange Nächte waren keine Ausnahme und oft nahm sie die Arbeit auch mit nach Hause. Dann war ein langer Schlaf nur sehr selten. Wenn es keinen Auftrag gab, konnte sie von 9 bis 17 Uhr arbeiten. Diese Tage waren allerdings selten. Und in Japan war eh alles anders. Zwar richteten sich ihre Arbeitszeit danach, wann sie eine Spur zur Organisation hatten, aber das hieß nicht, dass sie die restliche Zeit nichts tat. Eher im Gegenteil. Sie recherchierte viel. Und dann war da noch die Arbeit als Lehrerin an der Schule. Sie hatte einen Rhythmus, an welchen sie sich anpassen musste. Manchmal konnte sie ihre Zeiten sogar direkt nach dem Stundenplan ausrichten und musste nicht immer vor Ort sein. Aber die Zeit dort war kurz. Jodie drehte sich auf die Seite und gab ein leises Schmatz-Geräusch von sich. Sie lächelte. Aber dann klingelte ihr Handy. Mitten in der Nacht. Jodie ignorierte es. Aber das Klingeln hörte nicht auf. Und es gehörte nicht zu ihrem Traum. Irgendwann öffnete Jodie ihre Augen. Sie vergewisserte sich, dass es auch tatsächlich läutete. Die Agentin gähnte herzhaft und nahm ihr Telefon in die Hand. Es dauerte, bis auch ihr Kopf wach war, aber als sie realisierte, dass es mitten in der Nacht klingelte, setzte sie sich abrupt auf. Mit einem Mal war sie munter. Ein Klingeln in der Nacht hieß nie etwas Gutes. Und es gab nur wenig Personen, die sie zu dieser Zeit versuchten zu kontaktieren. Bevor sie das Gespräch entgegennahm, blickte sie auf den Display. „Shu…“, wisperte Jodie. Ihr Herz begann zu pochen und sofort malte sie sich das Schlimmste auf. Sofort drückte sie auf die Annehmen-Taste. „Shu! Was ist passiert?“ Sie klang aufgebracht. „Geht es dir gut?“ „Hey“, fing er an. „Ich brauche deine Hilfe.“ Sofort stand Jodie auf und ging zu ihrem Schrank. Sie hatte für ihn schon immer alles stehen und liegen gelassen, genau wie jetzt. „Okay, ich mach mich fertig. Wo bist du? Wo soll ich dich abholen?“ Es war nicht das erste Mal, dass sie ihn mitten in der Nacht irgendwo abholen musste. Und sie tat es auch gern, weil sie dann wusste, dass es ihm gut ging. „Du musst mich nicht abholen“, entgegnete der Agent ruhig. „Ich brauche Zugriff auf ein paar Dateien auf dem FBI Server.“ „Du brauchst was?“, unterbrach sie ihn. „Zugriff auf ein paar Dateien auf dem FBI Server“, wiederholte er. Jodie zuckte kaum merklich zusammen. Sie ging wieder zum Bett und setzte sich. „Du HAST Zugriff auf den FBI Server.“ Sie hörte sich mittlerweile ein wenig genervt an. Was dachte er auch, sie deswegen aus dem Bett zu klingeln? So wichtig konnte es ja nicht sein. „Die meisten Agenten glauben, dass ich tot bin. Und das soll auch so bleiben. Wenn ich mich mit meinen Daten einlogge, fällt es auf und ist nachverfolgbar. Ich will nicht, dass die Organisation dahinterkommt. Dafür ist es noch zu früh. Deswegen musst du mir die Sachen besorgen.“ „Ist das dein verdammter Ernst, Shu?“, wollte sie wissen. „Es ist mitten in der Nacht und du weckst mich und willst, dass ich dir jetzt ein paar Dateien runterlade und schicke? Ich habe auch so etwas wie ein Privatleben.“ Shuichi war irritiert über ihren Wutausbruch. Er sah auf die Uhr. Sie hatte recht, er hätte auch noch einige Stunden warten können. Leider steckte er mitten in der Recherche und eine Pause kam eigentlich nicht in Frage. „Ich würde dich nicht anrufen, wenn ich die Dateien nicht dringend benötigen würde. Wenn du allerdings anderweitig beschäftigt bist, ruf ich in paar Stunden noch einmal an.“ Wenn es nicht anders ging, würde er sich gedulden. Doch insgeheim störte es ihn. Jodie seufzte. „Ich bin jetzt eh schon wach…“, murmelte sie und ging ins Wohnzimmer. Sie setzte sich und holte den Laptop hervor. Dann klappte sie ihn auf und startete ihn. „Du hast also nur geschlafen?“ „Was heißt hier nur?“ Jodie tippte das Passwort ein und verband sich mit dem FBI Server. „Du hast vorhin von Privatleben gesprochen. Daher nahm ich an, du wärst gerade…anderweitig beschäftigt gewesen.“ Jodie war überrascht. Sie wusste nicht, was sie darauf erwidern sollte. Daher war sie froh, als sie nach den Dateien suchen konnte. „Welche Dateien brauchst du?“ „P-257, SK-874 und Fa-17“, entgegnete er. „Bist du alleine?“ Die Frage wirkte skurril. „Ja.“ Jodie schrieb sich die Nummern auf. „Warum?“ Er lächelte am anderen Ende des Hörers. „Nur so. Wie schnell kannst du die Dateien schicken?“ „Ich bin dabei“, gab sie von sich und suchte nach den Nummern. „Ich lade gerade die erste Datei runter. Mit Anlagen nehme ich an.“ „Ja. Danke.“ Shuichi wartete. Er wollte sie in Ruhe arbeiten lassen. Fehler waren verharrend. „Ich schicke dir die Dateien.“ „Danke.“ „Gern geschehen“, sagte Jodie. „Ach, Shu?“ Er wartete einen Moment. „Die Dateien sind da. Was ist denn?“ „Weck mich nachts nur noch, wenn es wirklich dringend ist. Dateien raussuchen ist nicht dringend. Dich verletzt abholen, schon. Oder du weckst mich trotzdem und lernst mich dann von anderen Seite kennen. Ich glaube nicht, dass du willst, dass ich zur Furie werde.“ „Das wirst du schon nicht“, gab er von sich. Er schmunzelte. „Danke, Jodie.“ Dann legte er auf. „Gern geschehen.“ Sie schüttelte den Kopf. Das war typisch Shuichi. Jodie fuhr den Laptop runter und ging ins Schlafzimmer. Sie legte sich wieder in das Bett und starte nach oben an die Decke. Ob sie jetzt noch einschlafen konnte? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)