The Decisions of Tomorrow von Refaye (the first duty of love is to listen) ================================================================================ Kapitel 26: Priority -------------------- Kapitel 26: Priority     Die plötzliche Ruhe lag vernichtend über den Ereignissen der letzten Tage und verhallte in dem dumpfen Schließen der Eingangstür des Grimmauldplatzes hinter ihnen. Unter dem wachen Auge des Ministeriums hatten sie den ganzen Weg hierher nur das Nötigste gesprochen und nun da sie hierher zurückgekehrt waren, prangte das bevorstehende Gespräch wie ein Unheil vor ihm, auf das er direkt zusteuerte.   Lauernd lag die plötzliche Intimität der Zweisamkeit im Raum und umso mehr Harry sich in seiner Sorge immer wieder gewünscht hatte, die Chance nicht verpasst zu haben es ihm endlich zu sagen, umso ferner erschien ihm nun der Gedanke, es jetzt einfach so auszusprechen. Wie etwas Nebensächliches, eine Floskel, die man einfach so sagte. Es fühlte sich an, als wäre der Moment verraucht und hätte sich in einer Schwade aus gestaltlosem Rauch unbemerkt in der Luft verstreut, während die Schmerzen in seiner Schulter ihn deutlich in die Realität zerrten. Sein ganzer Körper fühlte sich taub an.   Harry war bereit dazu gewesen, dort auf dieser Lichtung. In einem Moment der Schwäche hatte er sich dem Verbotenen hingeben wollen, nur ein einziges Mal. Vielleicht auch nur, um endlich von Draco weggestoßen zu werden, so dass er damit abschließen konnte. Er fragte sich, was eigentlich in ihn gefahren war. Immerhin hatte Draco ihm deutlich zu verstehen gegeben, dass keine Zukunft für sie bestand. Harry hatte ihn einfach geküsst, sich ihm aufgedrängt und seine hilfesuchende Lage ausgenutzt. Dumpf pochte sein Herz in seiner Halsschlagader und schnürte seine Kehle unangenehm zu, verschlimmerte den Kloß, den er versuchte mit einem bitteren Lächeln herunter zu schlucken.   Draco betrachtete ihn nachdenklich, während sie langsam den Flur entlang in Richtung des Wohnzimmers gingen, doch Harry mied jeglichen Augenkontakt, der ihn noch dazu verleiten könnte, etwas Unüberlegtes zu sagen. Zu erdrückend war der mögliche Ausgang dieses Gespräches. Er musste sich endlich unter Kontrolle halten, war es nicht eigentlich auch etwas Unangebrachtes, einfach so einen verlobten Mann zu küssen? Draco hatte ihn immer wieder gebeten, sich nicht in sein Leben einzumischen. Dennoch hatte er sich erneut nicht zurückhalten können, eben genau das zu tun, um ihn dort aus seiner Zelle zu holen.   Der Kamin knisterte einladend, als sie das kleine Wohnzimmer betraten, dass unverändert in dem Chaos versank, wie Harry es zurückgelassen hatte. Vereinzelt lagen Bücher auf dem Boden neben dem Sofa, die von ihren Lernabenden zurückgeblieben waren. Die Kissen lagen unordentlich auf dem Boden verteilt, neben diversen Pergamentblättern, auf denen sie sich Notizen gemacht hatten. Die Zeichen eines zurückliegenden Tages in ihrer selbst errichteten Seifenblase, die nun so fremd schien, dass es Harry die Luft zum Atmen nahm.   Für einen Moment betrachtete er den Mann, der sein Leben so durcheinandergebracht hatte. Draco schaute immer wieder zu ihm herüber, schien ebenfalls mit den Worten zu ringen, doch sein Blick glitt jedes Mal erneut zur Seite, als würde er den Gedanken soeben wieder verwerfen, für den er sich entschlossen hatte. Wenn jemand sie jetzt nur sehen könnte. Was war bloß aus ihnen geworden?   Seufzend setzte Harry sich und ein stechendes Brennen zog sich durch seine Schulter, in dem Moment als die Rückenlehne nur sachte seine Haut berührte. Er konnte eine Bewegung neben sich wahrnehmen und bemerkte, dass Draco ebenfalls der Erschöpfung nachgab und sich neben ihm fallen ließ. Auch Draco sah müde aus, es war bestimmt nicht angenehm gewesen, so viele Stunden dort in dieser Zelle zu verbringen. Mühsam öffnete Harry die ersten Knöpfe seines Hemdes und versuchte, den spannenden Stoff um seine Schulter zu lockern, was gar nicht mal so einfach war.   Die dunkelroten verkrusteten Striemen, die sich vom Rücken bis in seine Halsbeuge zogen, suchten sich ihren Weg durch die Verbände und klebten an dem Stoff des Hemdes, dass er sich in der Früh aus der Tasche mit der Wechselkleidung gegriffen hatte. Er hatte nicht wirklich darüber nachgedacht, dass die Wunden aufgehen könnten, denn vermutlich konnte er das Kleidungsstück nun wegwerfen.   »Du solltest den Verband wechseln … durftest du überhaupt schon aus dem Krankenhaus raus?«, sagte Draco neben ihm.   Seine Stimme zitterte und er tastete zögerlich mit einer Hand nach Harrys Oberkörper, in der Hoffnung irgendeine Reaktion von ihm zu erhalten, schließlich hatten sie seit dem Betreten des Hauses konsequent geschwiegen. Die strafende Wärme der Finger auf seiner angespannten und brennenden Haut zog sich wie Stromstöße durch Harrys Körper. Die unerwartete Fürsorge in Dracos Verhalten wäre eigentlich etwas, was er sehr gerne genossen hätte in diesem Moment. War es doch sehr selten, dass Draco so offensichtlich zeigte, dass es ihm etwas ausmachte. Ein Bröckeln seiner Maske, welches Harry immer gerne beobachtet hatte.   Vermutlich war die Tatsache, dass er ihn abermals gerettet hatte dafür verantwortlich, dass er sich nun verpflichtet fühlte. Doch der eigentliche Grund, weshalb er vollen Bewusstseins sein eigenes Leben in die Waagschale geworfen hatte, um Draco zu retten, pochte in seinem Unterbewusstsein.   »Natürlich durftest du das nicht ...«, murmelte Draco verstehend nach einer kurzen Weile des Schweigens. Die kleine Hoffnung, dass er vielleicht einfach aufstehen und gehen würde, verrauchte in einem tiefen Seufzen, das Draco aus seiner Kehle stieß.   »Wieso hast du das für mich gemacht?«, fragte Draco und betrachtete die blutgetränkten Bandagen, die immer noch fürchterlich auf seiner Haut brannten und unter dem Stoff seines halb geöffneten Hemdes hervorlugten.   »Potter, ich versteh, dass du gerade nach dieser Nacht deine Ruhe brauchst … aber ich kann das nicht einfach so stehen lassen. Erkläre es mir, wie kann es sein, dass ich hier sitzen darf? In Freiheit … mit dir?« Die letzten beiden Worte waren nur noch gehaucht.   »Ich habe Greyback ermordet … und dennoch ...«   »Du hast mir das Leben gerettet.«, unterbrach ihn Harry mit kratziger Stimme und legte seine Hand auf die von Draco, strich behutsam mit dem Daumen über den Handrücken.   Auch wenn er sich eben noch ermahnt hatte, dass Abstand das einzig Sinnvolle war, um die Gefühle unterdrücken zu können, wollte er nun nicht, dass er sich dafür verurteilte, dieses Scheusal getötet zu haben. Auch wenn Ginny Draco damals als Mörder bezeichnet hatte, war es ihm immer unwirklich vorgekommen ihn mit dieser Bezeichnung in Verbindung zu bringen. Es hatte einfach nicht zu dem Bild gepasst, das er von Draco Malfoy hatte und nun, da er ihr vermutlich nicht mehr widersprechen konnte, hatte dies trotzdem nichts an seiner Einstellung geändert.   Es war das Bild eines wirklich interessanten Mannes, der ähnlich wie er selbst nicht immer eine Wahl im Leben hatte. Der überraschend charmant und zuvorkommend war, wenn man ihm genug Zeit gab. Eines ehemaligen Rivalen, der sich in schwierigen Momenten dafür entschieden hatte, das Richtige zu tun, der für ihn gehandelt und seine Prinzipien gebrochen hatte. Draco hatte sich ganz still und leise in sein Herz geschlichen, nachdem Harry hinter seine Maske blicken durfte, und er hatte wirklich keine Ahnung, wie er das Gefühl beruhigen konnte, dass vehement gegen seinen Brustkorb pochte.   »Auch wenn ich wirklich glaube, dass wir vielleicht damit aufhören sollten uns gegenseitig das Leben zu retten …«, lachte Harry leise in seiner Nervosität und schluckte.   Vielleicht brauchte er wirklich Abstand zu Draco, um diese Gefühle verarbeiten zu können. Solange er in seiner Nähe war, würde er keinen klaren Gedanken fassen können. Doch nun war Draco unter Hausarrest gestellt worden und obwohl er noch nichts von seinem neuen Schicksal wusste, brannte die Tatsache in seinem Inneren, dass es ihm nicht möglich sein würde wegzulaufen.   »Dennoch sollte ich für einen Mord in Askaban sitzen, oder irre ich mich da? Sie schienen ganz erwartungsvoll auf diese Gelegenheit gewartet zu haben.«, lächelte Draco bitter und wich zurück, um den wenigen Abstand zu vergrößern. Harry erinnerte sich nur zu gut an die Worte des Wärters.   »Also erkläre es mir, bitte.«.   Die kurzweilige Stille untermalte das Knistern der Flammen und als Harry endlich seinen Kopf hob, um Draco anzusehen, bemerkte er die Unsicherheit in seinem Blick aufflackern. Er würde ihm die Wahrheit sagen müssen, auch wenn Harry etwas in seinem Namen versprochen hatte, würde er es einfach verstehen müssen, dass er keine Wahl gehabt hatte. »Ich habe Kingsley versprochen, dass wir unter Veritaserum aussagen. Das war der einzige Weg um dich aus deiner Zelle zu befreien. Du bist solange unter Hausarrest gestellt und darfst den Grimmauldplatz nicht weiter als 50 Meter verlassen.«, gab Harry schließlich den Deal zu, den er hinter seinem Rücken im Austausch für seine Freiheit abgeschlossen hatte. Draco Augen weiteten sich bei jedem Wort immer mehr und starrten ihn fassungslos an.   »Das ...«, stockte er und atmete zischend ein, in der Realisation, was Harry ihm da gerade offenbart hatte.   »Das ist ein Witz, richtig? Du ziehst mich auf, weil ich deinen Einfluss in Frage gestellt habe und nicht wollte, dass du mir deinen Heldenmut aufzwingst. Harry, bitte sag mir, dass du nicht so dumm warst das zu versprechen.«, sagte Draco vorsichtig und der sorgende Ausdruck verblasste.   »Was hätte ich denn tun sollen? Dabei zusehen, wie du nach Askaban geschickt wirst, weil du jemanden getötet hast, um MICH zu retten?«, schnaufte Harry aufgebracht.   »Genau das hättest du tun sollen!«, protestierte Draco und krallte die schmalen Finger in den Stoff des Sofakissens. Aus einem Impuls heraus schmiss er es Harry entgegen.   »Jetzt sei nicht so kindisch, verdammt! Dann sagen wir halt aus, was ist denn schon dabei? Ich habe nichts zu verbergen, Draco!«, argumentierte Harry und fing das Kissen auf.   Natürlich war es nicht gut gewesen, dass er sich erneut in sein Leben eingemischt hatte. Ein solches Versprechen im Namen eines Anderen abzugeben, war nun weit mehr als ein kleiner Eingriff in die Privatsphäre, die er so gerne ihm gegenüber aufrecht erhalten wollte. Auch wenn Draco immer noch die Aussage verweigern konnte, hatte Harry seinen Kopf für ihn hingehalten, obwohl er ihn immer wieder darum gebeten hatte, eben genau das nicht zu tun.   »Kindisch?«, schrie Draco empört. »Ich verhalte mich kindisch? Hast du eigentlich eine Ahnung, was du da getan hast? Er hätte dir das Versprechen in meinem Namen überhaupt nicht abnehmen dürfen! Das ist immer noch meine -«   »Ja, ja. Deine Entscheidung, ich weiß.«, unterbrach ihn Harry und stand mit einer ablehnenden Handbewegung auf. Er hatte es satt, sich zu rechtfertigen, und Draco würde den Grund für sein sonderliches Verhalten eh nicht verstehen können.   »Oh nein! Wage es ja nicht, wieder abzuhauen!«, zischte Draco und hielt ihn am Saum seines Hemdes zurück. Harry schlug die Hand sachte zur Seite und ging in Richtung Türrahmen.   »Potter! Verdammt -«, fauchte er wütend und Harry spürte, wie Draco mit einem festen Griff seinen Arm umfasste. Sein Oberkörper drehte sich dem Widerstand entgegen, als ihn der tobende Sturm empfing, der ihn mitriss und für einen Moment versank er in den Augen seines Gegenübers, unfähig zu atmen oder ein Wort zu sagen.   Aufatmend, dass Harry angehalten hatte, beruhigte sich Draco ein wenig und betrachtete Harry zwischen den wild pochenden Herzschlägen, die er in seinem Brustkorb klopfen spürte.   »Hör zu … ich bin dir wirklich dankbar, dafür dass du mich dort auf dieser Lichtung gerettet hast, jedoch verstehe ich es nicht! Dein Armband hat geleuchtet als Greyback uns angegriffen hat, genau in diesem Moment und dann beschützt du mich auch noch vor ihm ...«, sagte Draco zögernd und trat einen Schritt auf Harry zu ohne den Griff, um seinen Arm zu lösen.   »Du wolltest mir etwas sagen … kurz bevor es passiert ist.«, flüsterte er. Harry sah bei diesen Worten hektisch zur Seite und entzog sich dem Blick seines Gegenübers, löste Dracos Hand mit einer Bewegung seiner Schulter.   »Ich ...«, haderte Harry mit sich und seine Wangen brannten unangenehm. Er drehte sich kopfschüttelnd um, ging zwei Schritte den Flur entlang.   »Vergiss es einfach, Malfoy. Ich werde mich nicht mehr in deine Angelegenheiten einmischen, dass ist doch das, was du gewollt hattest, oder?«, sagte er kühl und seine Hände zitterten. Niemals konnte er sich jetzt die Blöße vor ihm geben, ihm die Wahrheit zu erzählen. Feste biss er sich auf seine Lippe.   Während seine strengen Worte noch im Flur verhallten, nahm Harry plötzlich eine Bewegung hinter sich wahr, als ein sengender Schmerz sich durch seine Schulter zog. Draco, der plötzlich zwei Schritte auf ihn zutrat und innerhalb eines Momentes seinen Oberkörper packte, riss ihn bestimmt zur Seite. Harry fand sich mit dem Rücken an einer Wand wieder, keuchte dumpf und spürte, dass die Verletzung an seiner Schulter wieder aufgegangen war. Den Schmerz unterdrückend wollte Harry gerade anfangen, zu protestieren, doch kein Wort entkam ihm, fühlte sich sein Hals durch die plötzliche Nähe Dracos wie zugeschnürt an. Schluckend und mit dumpf pochendem Herzen betrachtete Harry die weichen Lippen, die immer näher kamen, und war so überrumpelt von Dracos plötzlicher Initiative, dass er einfach wie erstarrt dort verweilte, von den Armen seines ehemaligen Rivalen auf beiden Seiten eingesperrt, während die Wand an seinem Rücken ganz kalt war.   Hastig atmete er ein und hielt die Luft an, als Dracos Lippen wenige Zentimeter vor seinen eigenen zum Stillstand kamen. Er konnte nicht denken, seine Handinnenflächen kribbelten. Harry spürte ein Kitzeln an seiner Nasenspitze, als Draco ein kaum merkliches Lachen entkam und warmer Atem gegen seine Lippe stieß.   »Hätte ich das mal früher gewusst, Potter, dass man dich so leicht zum Schweigen bringen kann.«, flüsterte Draco gegen seine Lippen und grinste.   »Was ...?«, sagte Harry mit kratziger Stimme. Die plötzliche Nähe überrumpelte ihn, seine Gedanken schwirrten in einem Durcheinander, vermischten sich mit dem Klang seines wild pochenden Herzens. Draco musste es hören können, er würde …   »Ich glaube du hast nicht den Hauch einer Ahnung, was ich will, Potter.«, raunte Draco und ein bedrohlicher Funke lag in seinem Blick. Der heiße Atem an seinem Hals riss Harry aus seiner Schockstarre. Mit aller Kraft, die ihm noch übrig war, stieß er ihn von sich. »Was ist das für dich?! Ein verdammtes Spiel? Was sollen diese ganzen Aktionen, Malfoy! Ich dachte du wolltest heiraten!«, schrie Harry zwischen seinem flachen Atem.   »Es ist vorbei, Potter! Wir haben verloren, verstehst du das nicht? Wie sollen wir in Askaban einbrechen, wenn ich unter Hausarrest stehe?« Sein Blick glitt zur Seite.   »Glaubst du allen Ernstes, dass Astorias Vater die Verlobung aufrecht erhalten wird, wenn ich wegen Mordes angeklagt werde? Beziehungsweise vielleicht sitze ich selbst in Askaban und kann endlich meine Mutter wiedersehen, bevor sie sich auch das Leben nehmen wird!«, schrie Draco aufgebracht und japste nach Luft.   Für wenige Momente wusste Harry nicht, wie er auf diesen Ausbruch reagieren sollte, und betrachtete stumm den schnaufenden Mann vor ihm. Doch zwischen dem Schwall an Informationen und der aussichtslosen Situation, die Draco beschrieb, war Harry an einer Sache gedanklich hängen geblieben. Sie würden die Verlobung lösen? Bedeutete das ….   »Wie konnte das eigentlich alles überhaupt passieren?«, schnaufte Draco nervös und strich sich in einer fahrigen Bewegung eine verirrte Strähne hinter sein Ohr. Die sturmgrauen Augen glitten nachdenklich zu seiner Verletzung.   »Es tut mir leid, wegen deiner Schulter. Ich wollte dich eigentlich nur aufhalten. Ist alles okay?«, fragte Draco verlegen und sein Atem schien sich etwas beruhigt zu haben, doch Harry antwortete ihm nicht.   »Harry bitte sag mir, warum du dein Leben für mich eingesetzt hast, dort auf dieser Lichtung. Verdammt, du hast mich beschützt ... Ich habe die ganze Zeit in der Zelle gedacht, du wärst gestorben, keiner wollte mir irgendetwas sagen ...«, sagte er leise und biss sich auf seine Unterlippe.   Er trat einen Schritt auf Harry zu und war nun wieder direkt vor ihm, so dass ihm der angenehme Geruch von Tee und Pergament in die Nase stieg. Draco zögerte mit seinen nächsten Worten, sah ihn nur kurz an, lehnte aber sogleich seinen Oberkörper leicht an ihn. Die plötzliche Nähe trieb ein angenehmes warmes Prickeln durch Harrys Körper, welches im kompletten Kontrast zu der kühlen Wand an seinem Rücken stand.   Bubumm. Bubumm.   Nun war er sich sicher, dass er es hören musste.   »Dass das hier zwischen uns, was auch immer es eigentlich ist, überhaupt möglich wäre, war etwas, was ich nie zu vorstellen gewagt hätte.«, sagte Draco schließlich,   »Die letzten Wochen … ich …«, sagte er, doch verstummten Dracos Worte als er den Kopf hob und seinen Blick zögernd erwiderte.   Harry Hände zitterten wenige Zentimeter halb in der Luft neben Dracos Hüfte, war er sich nicht sicher, ob er wirklich die Erlaubnis hatte, ihn zu berühren. Draco sah ihn nachdenklich an und seine Lippen hatten sich zu einem bitteren Lächeln verzogen.   »Was ist es denn, was du willst …?«, fragte Harry atemlos.   »Es ist egal was ich will.«, lächelte Draco und sah ihm entschuldigend entgegen.   »Verstehst du das, Harry? Das hier ...« Er verteilte gehauchte Küsse über sein Schlüsselbein, wanderte die leicht gebräunte Haut hinauf bis zu seinem Ohrläppchen.   »... ist so verboten, dass es mir den Atem raubt es nur in Gedanken auszusprechen.«, hauchte er in sein Ohr und Harry erschauderte.   Er konnte keinen klaren Gedanken fassen, das Prickeln, welches der heiße Atem an seiner Ohrmuschel auslöste, suchte sich geradewegs den Weg in seine Lenden. Wenn Draco so weiter machte, brauchte Harry es gar nicht mehr aussprechen. Er würde ganz genau sehen können, welche Reaktion dieser atemberaubende Mann vor ihm auslöste.   Als Harry dem vor purem Verlangen vernebelten Blick begegnete, verlor sich seine Zurückhaltung. Im Bruchteil eines Moments brach sein Widerstand und er schob seine Bedenken zur Seite. Er zog tief den Atem ein und grub seine Finger zwischen die blonden weichen Strähnen an Dracos Hinterkopf, beugte sich vor und gab der unendlichen Versuchung nach. Harry wurde sogleich von einem Seufzen belohnt, das in den sanften Bewegungen ihrer Lippen unterging. Seine andere Hand griff bestimmt an Dracos Gürtel und zog ihn an sich heran, so dass er im Kuss nach vorne taumelte.   Harry keuchte auf und war gezwungen den Kuss zu lösen. Schwer atmend sahen sie sich an, während Dracos Bein deutlich gegen seine Beule rieb, die sich unter seiner Hose abzeichnete.   Nun gab es kein Zurück mehr.   Sachte strich er über Dracos Wange, über die blasse Röte, die sich auf die Haut zeichnete. Das hier war vielleicht verboten, einfach irrational und sie würden von der Presse zerfleischt werden, sollte es jemals jemand herausfinden, doch er wollte diesen Mann so sehr, dass der Gedanke ihn nicht erneut küssen zu dürfen, dumpf in seinem Brustkorb lag.   Harry näherte sich Draco, doch bevor sich ihre Lippen erneut berühren konnten, senkte er seine Stirn gegen die des Anderen und schloss seine Augen.   »Du spürst es doch, oder …?«, flüsterte Harry und ein sachtes Lächeln legte sich auf seine Lippen. Er spürte deutlich, wie Draco sein Bein bewegte als müsse er sich noch einmal vergewissern, dass er sich nicht getäuscht hatte.   »Musst du dich wirklich fragen, warum ich dich dort gerettet habe, Draco? Dann werde ich es dir sagen, ich bin dir so hoffnungslos verfallen, dass es mir selbst Angst macht.« Harry öffnete die Augen und sah, dass Draco die Augenbrauen nach oben gezogen hatte und ihn bei diesen Worten überrascht anblickte.   »Ich habe keine Ahnung wie das hier funktioniert, Draco. Ich bin absolut überfordert damit. Nie in meinem Leben bisher, habe ich so gefühlt, wie ich es in deiner Gegenwart tue. Ich liebe jede verfluchte Eigenart von dir, selbst deine launischen Ausbrüche und am liebsten würde ich dich einfach jedes mal Küssen und dich an mich ziehen, nur damit du die Klappe hältst. Hast du irgendeine Ahnung wie verwirrend das für mich ist?«, sprach Harry in seiner Nervosität einfach seine Gedanken aus und seine Wangen brannten, als ihm bewusst wurde, was er da eigentlich zugegeben hatte.   »Du liebst …. meine Eigenarten?«, fragte Draco ungläubig und blinzelte zwei Mal. Harry seufzte.   »Ich bin in dich verliebt, du idiotischer Mistkerl.«, schnaubte Harry.   Die blasse Haut von Dracos Wangen hatte sich in ein dunkleres Rot gefärbt. Draco öffnete mehrmals den Mund, klappte die herzförmigen Lippen jedoch sofort wieder zu.   »Du bist ...«, murmelte er.   Auch wenn einen sprachlosen Draco Malfoy zu sehen, wirklich ein neuer Anblick war, verunsicherte ihn seine überraschte Reaktion ungemein, doch nun gab es kein Zurück mehr.   »Ja, ich weiß nicht wie es passiert ist, aber es stimmt. Also bitte spiel nicht mit mir, Draco.«, sprach Harry seine Sorge aus und lächelte zögerlich.   »Ich verstehe wenn du nicht dasselbe empfindest, immerhin sind wir zwei Männer -«, wollte Harry sagen, wurde jedoch von stürmischen Lippen unterbrochen, die sich fest gegen seine pressten und ihm das Wort abschnitten. So schnell der Kuss passiert war, so schnell war er jedoch wieder vorbei. Draco löste sich seufzend von ihm und ein müdes, aber aufrichtiges Lächeln hatte sich in seinem Mundwinkel gebildet.   »Halt bitte einfach die Klappe, Potter.«, sagte er aufatmend und lehnte sich erneut gegen ihn, während schlanke Arme seine Hüfte umfassten.   Für einen Moment verweilten sie in dieser Position, genossen die verbotene Wärme des Anderen er verlor sich in den Gefühlen, die durch sein Innerstes schwappten und drohten alles zu überschwemmen. Ihn einfach mitzureißen und sich diesem unglaublichen Verlangen hinzugeben.   Zögerlich merkte er, wie Draco die Umarmung langsam löste.   »Harry, was ...«, haspelte er und zog seine Hand von Harrys Rücken, welche in verschmiertem Blut getränkt war. Für einen Moment starrte er auf die zierlichen Finger und spürte wie das Brennen auf seinem Rücken sich mit dem Rauschen in seinen Ohren vermischte.   »Ich glaube ich ...«, wollte er sagen, doch das Sprechen kostete plötzlich zu viel Kraft, die er einfach nicht mehr hatte. Sein Herz klopfte langsam und dumpf in seinem Brustkorb und sein Hemd haftete klamm an seiner brennenden Haut,   Er hatte es wohl doch etwas übertrieben, dachte er sich, als der staubige Flur vor ihm in Schlieren verschwamm. Starke Arme fingen ihn auf als Dracos überraschtes Keuchen in dem Summen in seinem Kopf sich verzerrte.       ~~~*~~~   Eine sanfte, kreisende Bewegung auf seiner Haut ließ Harry aufwachen. Ein kühler Luftzug stieß ihn von einem Fenster entgegen, gegen seine freigelegte Haut, die im Mondlicht durch die aufgetragene Salbe feucht glänzte. Draco saß neben ihm, hob den Kopf von seiner Tätigkeit, als Harry eine Bewegung machte.   Mit flatternden Augenlidern erkannte Harry, dass sie sich in einem Badezimmer befanden. Er lehnte mit freiem Oberkörper an der Badewanne. Da er sich nicht erinnern konnte, selbst hier her in diesen Raum gelaufen zu sein, hieß das, dass er ihn hier her getragen haben musste. Nachdenklich besah er sich die Paste, mit der Draco seine Verletzung eingerieben hatte.   »Dir ist hoffentlich klar, dass das nicht zur Gewohnheit werden wird.«, murrte Draco und Harry musste lächeln.   »So etwas verantwortungsloses, wie du, ist mir in meinem ganzen Leben noch nicht untergekommen! Anstatt auch nur mal einen Ton zu sagen, nein, du leidest lieber leise und klappst dann wieder auf mir zusammen. Wirklich klasse, Potter.«, schmollte Draco und verzog die Lippe.   »Heilzauber sind nun wirklich nicht meine Spezialität … Ich hoffe, dass die Salbe hilft, um ehrlich zu sein. Es ist ein altes Familienrezept, welches wir häufig für Notsituationen zusammengemischt haben. Zum Glück hatte ich noch ein Fläschchen in Reserve.«   Da er einfach nicht aufhören konnte zu lächeln, verstimmte es Draco immer mehr, dass Harry nicht einmal zu bereuen schien, was er getan hatte.   Draco strich nun weniger sanft über die Spuren, die er für die Rettung seines Lebens in Kauf genommen hatte. Tiefe Furchen zogen sich durch die aufgerissene Haut und die Berührung brannte.   Dennoch wollte er nicht, dass er aufhörte, denn alleine die Tatsache, dass er genau hier neben ihm saß, bedeutete, dass er es nicht geträumt hatte. Er hatte es ihm endlich gestanden und Bilder der intimen Momente im Flur schossen durch seine Gedanken. Seine Wangen brannten und zögerlich blickte er zu Draco.   »Ich wollte den Moment nicht ruinieren.«, gab Harry zu und blickte nachdenklich auf den Mann neben ihn, der aus einer kleinen Kosmetiktasche einen Verband hervorzog.   »Den Moment ...«, feixte Draco und rollte mit den Augen.   »Was ...«, begann Harry zu sprechen, wusste aber nicht wirklich, wie er am besten diese Frage stellen konnte. Er wollte wissen, was das jetzt zwischen ihnen war. Waren sie jetzt zusammen? Würde Draco es geheim halten wollen?   Die Bewegung stoppte an der feinen Narbe, die sich bis in seine Halsbeuge zog. Harry versuchte, ihm in die Augen zu sehen, um auszumachen, was Dracos Intention war. Sein Arm fühlte sich schwer an, als er ihn langsam hob und sanft mit den Fingern Dracos Kinn umfasste, es behutsam nach oben drückte. Mattgraue Augen begegneten ihm.   »Harry, ich werde die Aussage unter Veritaserum nicht machen. Es tut mir leid.«, sagte Draco kühl.   ~~~*~~~      Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)