Windspiel und Meeresbrise von irish_shamrock (FW 2023 für Votani / Joker-Geschichte für SarahSunshine [Sanji x Law ~ NorthBlueFriendship]) ================================================================================ Kapitel 1: WindSpiel und MeeresBrise ------------------------------------ WindSpiel UND MeeresBrise # Aufmerksam zu beobachten bedeutet, sich deutlich zu erinnern. Edgar Allan Poe # Sein Blick glitt zur Kajütendecke, während Gedanken in seinem Kopf kreisten wie Geier um ein Stück Aas. Die Geräusche seiner Kameraden waren schnarchend, gurgelnd und grunzend und während sie den süßesten Träumen erlagen, fand er keine Ruhe. ich erinnere mich an dich. – Erinnerst du dich an mich? Woher? Seine stumme Frage blieb noch immer unbeantwortet. Erst kürzlich war der Kapitän der Heart-Piraten zu ihnen gestoßen. Er war ein wichtiger Verbündeter und durch seine Fähigkeiten nunmehr ein unschätzbares Mitglied im Kampf. Dennoch wusste der Smutje die Worte nicht zu deuten. Die hitzige Debatte über frischgebackenes Brot, das Law vor wenigen Stunden erst verschmähte, hatte Wut in ihm keimen lassen. Wusste dieser Kerl nicht, was es bedeutete, Hunger zu leiden? Er hatte Verständnis für die verschiedenen Geschmäcker der verschiedensten Charaktere, doch nicht einmal der köstliche Duft geschweige denn das melodisch klingende, Wasser im Munde zusammenlaufende Knacken der krossen, knusprigen Krume konnten diesem Piraten etwas anhaben. Der Smutje nahm sich vor, nicht beleidigt zu sein, und doch gärte das Beharren, sich seinem Essen zu entziehen, wie ein Pilz. Nur ein Funken, eine Prise genügte, um sein Temperament emporbrechen zu lassen. Er sah sich als Künstler, der mit Nuancen und Aromen Meisterwerke kreierte. Wie ein Bildhauer Steinklötze bearbeitete und ein Maler mit Farben und Pinselstrichen spielte, verzauberte er die Sinne, entlockte den Zutaten Magie, brach sie auf ihre Ursprünglichkeit herunter und erschuf Genuss und Gaumenfreuden. Diese Gedanken mitnehmend, warf er die Bettdecke zurück, entstieg dem warmen Kokon, schlich über die schnarchenden, grunzenden, grummelnden Gefährten hinweg und bahnte sich seinen Weg in Richtung Kombüse. Die Zeit nahte, noch schien der grauende Morgen in weiter Ferne und doch wollte ein Frühstück bereitet sein, das seine volle Aufmerksamkeit forderte. Teige mussten angesetzt, der Ofen befeuert, Gemüse geputzt und vitaminreiche Früchte arrangiert werden. Ein tägliches Ritual, das nur dann Abweichungen fand, wenn man ihn mit der Bewachung des Schiffs beauftragte. Doch heute war es an dem Schwertkämpfer, sich dieser Aufgabe zu widmen, auch wenn dieser eher seinen krafttankenden Schläferstündchen frönte, als auf Gefahren Acht zu geben. Die Insel, vor der sie ankerten, barg, zur Verwunderung aller, kaum Möglichkeiten, ihnen gefährlich zu werden. Die Ruhe erschien ihm tückisch, trügerisch, da halfen auch die Worte der Navigatorin wenig, ihn besänftigen zu wollen. Das Gros ihrer Truppe besaß die Fähigkeit, sich jedem Unbill binnen des Bruchteils einer Sekunde gewahr zu werden. Haki war eine äußerst nützliche Begabung, doch im Falle des anderen Kapitäns, der ihn bereits in den heiligen Räumen seines Wirkens erwartete, verlor sich dieses Können auf unpässliche Weise. Skepsis zierte Sanjis Gesicht, als er den Missetäter erblickte. Lässig die Arme hinter dem Kopf verschränkt, tat Trafalgar Law, als hielte er, ähnlich dem Schwertkämpfer am Bug, ein Nickerchen. Der Smutje versuchte, den Eindringling zu ignorieren, hatte ihn eher in der Bibliothek vermutet, vielleicht in Robins Beisein, und doch nahm dieser Mann, in diesem Augenblick, viel zu viel Raum in dieser, seiner Küche ein. Doch konnte und würde er keine Rücksicht auf den Fremden nehmen. Wer sich in seinem Territorium aufhielt, musste mit Krach, scheppernden Töpfen und den Geräuschen des Werkelns vorliebnehmen. »Hast du über meine Frage nachgedacht?« Dunkel, bedrohlich wie eine Python, die brachial durch das Dickicht des Dschungels glitt und flink und rasch zubiss, sobald Nahrung in Witterungsnähe ihren Weg kreuzte. Sanji tauschte aus den Untiefen des Kühlschrankes auf. Etwas Feindseliges, Vorsichtiges begleitete jeden seiner Schritte. Er trug die Zutaten zu den Arbeitsplatten, geizte mit Worten und doch entging ihm der bohrende und zugleich völlig teilnahmslos wirkende Blick seines Gegenübers nicht. Sanji seufzte innerlich, tief und schwer. Ungern ließ er sich festnageln, die Pistole auf die Brust setzen. Law schien beharrlich. Er wartete und befand sich dennoch in einer erwartenden Haltung. »Woher glaubst du, mich zu kennen?« Auch wenn es unhöflich erschien, so fokussierte sich der Koch auf die Lebensmittel vor sich. Dass sich noch jemand hier in diesem Raum befand und ihn mit Fragen löcherte, gefiel ihm nicht. Er hatte zu arbeiten, musste Mäuler stopfen, die in wenigen Stunden auf der Schwelle standen und nach Essen gierten. Er registrierte eine Bewegung, Law löste sich aus der vermeintlich entspannten Position und trat so schnell an den Tresen heran, dass Sanji lediglich ein Blinzeln zustande brachte. Verfluchtes, nicht-funktionierendes Haki, verfluchte Teufelsfrüchte. Doch Law würde sich hüten, seine Kräfte ein weiteres Mal auf die Mannschaft der Stohhut-Piraten anzuwenden. Dieses Versprechen hatte ihm Ruffy abgenommen, sobald sich das Chaos auf Punk Hazard legte. »Ich habe lange gegrübelt. Aber dann fiel es mir wieder ein«, sagte Law abermals. Sanji wollte nichts hören, wollte seine Arbeit verrichten, ungestört, ohne lästige Begleitung, die seine Gedanken in Richtungen längte, die er längst hatte vergessen wollen. Und doch entsann er sich diesem scheußlichen Sturm und dem brennenden Gefühl von Hagel auf Gesicht und Armen. Die Körnchen, klein und doch messerscharf, schnitten ihm in die Haut, brachten Blut zum Vorschein und ließen Schmerz zurück. Jeff hatte anbefohlen, dass er mit dem kleinen Boot zur nächsten Insel fahren solle, um die Lieferung edler Gewürze abzuholen. Besäße das Baratié einen kundigen Navigator, so wären sie diesem Unwetter vielleicht unbeschadet entkommen. Zu Sanjis späterer Verblüffung war dem schwimmenden Restaurant nichts geschehen, im Gegensatz zu ihm, der sich lange den dröhnenden Scherzen seiner Kameraden ausgesetzt sah. Er konnte segeln, war trotz seines jungen Alters fähig, ein Ruderboot zu steuern. Sooft schon war er hier, hatte den Anblick des Strands genossen, den Duft des Meeres eingesogen und die Stimmen der Bewohner vernommen, die hinter dem Abschnitt eines kleinen Urwäldchens mit Häusern und einen großzügigen Marktplatz aufboten. Wann immer ihn Jeff hierher schickte, tat sein kleines, geschundenes Herz einen Hüpfer. In Begleitung des Restaurantbetreibers, und ehemaligen Piraten-Kapitäns, vertraute ihm Jeff vor wenigen Wochen erst das Bötchen an, um allein die Besorgungen einzuholen. Mit jedem Schritt, jedem Plausch, wurde Sanji sicherer, mutiger. Er prüfte die Ware, schätze ab, ob das, was man ihnen darbot, auch Qualität besaß. Es tat gut, Handel zu treiben. Gleichwohl dass diese Insel eine der wenigen war, auf deren hochwertige Ware das Baratié setzen konnte. Ein paar Irrläufer hatten die letzten Ausflüge begleitet. Ein paar Orangen besaßen nicht die Saftigkeit, die Jeff bevorzugte, ebenso war das gepökelte Stück Fleisch versalzen. Jeff donnerte und dröhnte, mahnte zur ordentlichen Überprüfung, stellte klar, dass Sanji sich nicht übers Ohr hauen lassen sollte, da das Restaurant einen gewissen Standard halten müsse und einen renommierten Ruf zu verlieren habe. Mit hängenden Schultern hatte sich Sanji auf sein Zimmer zurückgezogen und über den Tadel nachgedacht. Beim nächsten Einkauf, so schwor er sich, würde ihm ein derartiges Missgeschick nicht noch einmal widerfahren! Die Nebelschwaden, die ihm zu Beginn der Reise die Sicht erschwerten, legten sich, sobald seine Füße den feinen Sand berührten. Als hieße ihn diese kleine Insel willkommen, lud ihn ein, sich umzusehen und sich an der Fülle des Moments zu laben. Doch dem jungen Koch blieb wenig Zeit, sich dem Reichtum dieses Augenblicks anzunehmen, der sich vor ihm auftat. Es wurde Frühling, auf dieser kleinen Insel. Die ersten Blumen reckten die Hälse nach den warmen Sonnenstrahlen, Vögel tirilierten in den Bäumen, das Rascheln in den Büschen und Sträuchern verriet die kleinen Gesellen, die einander begrüßten. Tief sog er den Duft des Morgens in seine Lunge. Schmeckte Salzwasser, Wärme und kribbelnde Vorfreude auf der Zunge. Holpernd, fast stolpernd bahnte er sich seinen Weg ins Zentrum des Eilands. Er wurde nicht enttäuscht, denn die ersten Betreiber schlugen ihre Zelte auf, arrangierten die Waren zu ansehnlichen Türmen oder hielten ein Schwätzchen mit dem Nachbarn nebenan. Das beginnende Kribbeln in den Fingerspitzen sagte ihm, dass dieser Tag wie geschaffen war, für einen Einkauf. Die Sonne kroch mit jeder Minute höher über die kleinen Hügel im Osten. Die Luft war frisch und klar. Nichts schien ihm diesen Morgen vermiesen zu können. Die Obsthändlerin, ein junges Mädchen, das ihrem Vater aushalf, reichte den Korb mit frischen Früchten an ihn zurück. Mit rotglühenden Wangen verabschiedete sich der junge Koch und hielt auf den Metzger zu, um das von Jeff gewünschte Filet abzuholen. Nach dem Besuch beim Fleischer suchte Sanji den Fischer auf, der ihn akribisch und mit argwöhnischem Blick musterte. Er ließ sich nicht beirren, verlangte und verhandelte hart mit dem alten Seebären, der ihn doch tatsächlich mit neckenden Worten aus der Reserve zu locken gedachte. Sanji blieb eisern und bekam, nach langem hin- und her, endlich die georderte Menge wohlduftenden Räucherfischs. Der letzte Punkt auf seiner Liste war die Hüterin der Gewürze, wie die Einwohner die alte Dame betitelten, denn Sanshou hielt, was ihr Name versprach. Ihr Handel war seit Generationen in Familienhand, doch so sehr sie auch versuchte, ihren fünf Kindern oder den acht Enkeln das Fortführen des Geschäfts schmackhaft zu machen, keines ihrer Sprösslinge vermochte es, mit den alten, geheimen Zutaten so umzugehen, wie Sanshou tat. Wehmut mischte sich unter die Vorfreude, die er bei jeder Visite der betagten Dame verspürte. Wäre es irgendwann um die alte Sanshou geschehen, gäbe es wohl niemanden mehr, der die Kunst der Aromen so verstand. Entgegen den anderen Verkäufern hatte die Gewürzkennerin ihr Lager in einer Seitenstraße, fernab des markttreibenden Trubels, aufgeschlagen. Allmählich gewöhnte sich auch die Greisin daran, dass nicht mehr nur der Chef des schwimmenden Restaurants bei ihr einkehrte. Ähnlich dem in die Tage gekommenen Fischers bedachte auch die Ladenbesitzerin den Jungspund skeptisch. Die Begrüßung war gewohnt einsilbig. Sanji trat an den Tresen heran und reichte ihr den Zettel, auf dem Jeff säuberlich, wenngleich mit einer sehr undefinierten Handschrift, vermerkte, nach welchen Gewürzen es ihm verlangte. Sanshou schnalzte mit der Zunge, schüttelte den Kopf und wandte sich nach den Töpfen und Schalen um, die in einem hohen Regal hinter ihr aufgereiht standen. Suchend glitten ihr Augen, offensichtlich ungetrübt und eines Adlers gleich, über die unbeschrifteten Tiegel. Eine Frau, die ihr Handwerk verstand, auch wenn ihr die Finger dann und wann nicht recht wollten. Doch Sanshou wirkte viel zu stolz, als dass sie Hilfe annehmen würde. So vergingen die Minuten, die die Dame damit zubrachte, die Zutaten zu wiegen und in kleine Beutelchen zu verstauen. Derweil besah sich Sanji das Angebot, das ihm bereitwillig in die Nase stieg und seine gleichermaßen betörte wie verstörte. »Hier, Junge«, sagte die Greisin und reichte ihm die geschöpften Pülverchen. »Grüß den alten Jeff und sag ihm, dass auch er sich gern wieder blickenlassen darf!« Dankend nahm er sich der Ware an, wünschte der Dame einen angenehmen Tag, ehe Sanji den kleinen Laden verließ. Um zu seinem Boot zu gelangen, konnte er entweder erneut den Marktplatz passieren oder sich durch Sträucher und Büsche schlagen. Da ihm noch ein wenig Zeit blieb, entschloss er sich, über den Platz zu schlendern. Vielleicht bot sich ihm abermals die Gelegenheit, einen netten Plausch mit der Tochter des Obsthändlers zu halten. Die Gelegenheit, sich dieser Vorstellung hinzugeben, ob sich ihm nicht mehr. Eben noch schien alles friedvoll, als er den Marktplatz erreichte, doch binnen weniger Augenblicke zog etwas Dunkles, Brodelndes auf. Auch die Dorfbewohner richteten ihre Blicke zum Himmel. Ein Grollen, als käme es aus den Tiefen der Wolken, die sich schwarzgefärbt ihren Weg bahnten, übertönte die hastigen Rufe. Eile war geboten. Hastig wurden die Lebensmittel zusammengesucht, ehe der aufbrausende Wind alles Hab und Gut in jedwede Richtung streute. Heulend wie ein Wolfsjunges, rasend wie in blinder Wut zollte die Natur ihr Recht auf Existenz. Ihm war, als stünde diese Ansammlung drohenden Unheils direkt über ihm und schickte wütendes Getöse auf ihn nieder. Das Wetter zeigte sein hässliches Gesicht, dem Sanji direkt ins Antlitz blickte. Die Menschen stoben auseinander, versuchten, ihre Ware vor dem Hagelfall zu schützen, während die eisigen Klumpen erbarmungslos über sie kamen. Das Baratié schien so weit entfernt. Seemeilen, fort, unerreichbar und doch hoffentlich noch seetauglich! Ihm wurde angst und bange bei dem Gedanken daran, dass sein Zuhause nicht mehr war als ein geborstener Bretterverschlag. Hitze, Ekel, Kummer und Panik gruben sich ihm in die Eingeweide. Brennende Säure kroch ihm vom Magen den Hals hinauf. Schrecken griff ihn mit kalten Fingern. Das Zentrum des kleinen Dorfes schien wie leergefegt. Niemand war mehr da, ihm zu Hilfe zu eilen. Er war allein, wusste nicht, welchen Weg er gehen sollte. Messerscharf schnitten ihm die Hagelkörnchen ins Gesicht, so sehr sich auch darum bemühte, seinen Kopf zu schützen. Regen und Sturm bemächtigten sich diesem Ort, der ihm jegliche Rettung verweigerte. Suchend war sein Blick, erkundend, ob sich nicht irgendwo ein Flecken auftat. Von dem Mädchen war nichts zu sehen, auch Metzger, Bäcker und Blumenhändler hatte das Unwetter in die Flucht getrieben. Würde die alte Greisin ihm Unterschlupf bieten wollen? Er musste fort, rasch. Das Herz hämmerte ihm nicht länger in der Brust, es hatte sich panisch in seiner Kehle verbarrikadiert und weigerte sich, ihn zu Atem kommen zu lassen. Wie feige, Herz!, schalt er sich und hetzte und hechtete vom Platze, sobald es ihm seine zitternden Beine erlaubten. Es gab keine Rettung, keine Möglichkeit, dass er diesem aggressiven Spiel aus Wind und eisigkalten Körnern entkam. Die Flanken schmerzten ihm, die Lunge brannte ihm in der Brust, als berste sie jeden Augenblick. Kein Baum bot sich ihm als sicheren Ort, keine Höhle war in greifbarer Nähe. Er wetzte durch Pfützen, die vom Hagel einer Eisbahn glichen. Er rutschte und fiel der Länge nach in den Morast. Nun ergötzte sich der Wettergott seinem bloßen Körper. Nadelstiche, grob wie fein, prasselten wie in wilder Raserei auf ihn nieder. Sanji verbiss sich jeglichen Laut, verbot sich, Töne des Leids emporkriechen zu lassen. So robbte der, schmerzerfüllt, über den holperigen Weg. Dann, ganz plötzlich, hielt der frostige Schauer inne. Etwas, das einem Dach gleichkam, hatte sich über seinen kleinen Leib gehoben wie eine unsichtbare Kuppel. Sanji drehte sich auf den malträtierten Rücken, blickte dem Zorn des Windes ins Auge, zuckte beim Kreischen des Sturms und verbarg sein Gesicht in den Händen. Das Dröhnen hielt an, doch ihm war, als sei er einer Taubheit erlegen. Mühevoll rappelte er sich auf, beäugte das, was ihn beschützte und versuchte es, zu berühren. »Fass es nicht an!« Er fuhr beim Klang der barschen Worte zusammen. Sanji blickte sich um, vernahm den Hagel als leises Klirren, doch die Stimme war ihm so nah, als stünde der Fremde, der sie gesprochen hatte, nur eine Armlänge von ihm entfernt. »Du wartest besser, bis der Sturm vorbei ist. Hier bist du sicher«, erlaubte sich der Fremde, zu äußern. Verwirrung zierte das junge Gesicht, doch der Koch nickte verstehend. Zischend sog er die Luft ein, als er die Striemen und punktierte Stellen auf Armen und Beinen bemerkte. Dass ihm die Jacke in Fetzen hing, durchnässt, löchrig, ließ ein ungutes Gefühl keimen. Jeff wäre nicht erfreut, dass er sich in einer solchen Situation befand. Er würde auf eine Erklärung beharren, darauf pochen, dass Sanji ihm Rede und Antwort stand. Sanji schluckte den Kloß herunter, die Kehle war ihm frei, hatte das Gefühl der Erleichterung es ihm ermöglicht, wieder Atem zu schöpfen. »Das Wetter zieht ab«, sagte der Fremde und gelang es ihm, die Richtung zu bestimmen, aus derer Sanji die Laute vernahm. Er wandte sich dem Gebüsch auf der Westseite zu, schmälerte den Blick und starrte mit Argwohn in das Gestrüpp. »Ich habe dich beobachtet, Junge. Du bist nicht aus dem East Blue. Dein Weg war weit, wie mir scheint.« Sanji hatte, aller Dankbarkeit zum Trotze, wenig Interesse daran, einem Fremdling, der sich nicht zeigte, aus seiner Vergangenheit zu berichten. Er schwieg und vernahm etwas, das wie ein belustigtes Schnauben klang. »Schon in Ordnung, Junge, ich weiß auch so, woher du kommst.« Sanji biss sich auf die Lippen. Presste die Kiefer aufeinander und die Zähne zusammen. War dieser Mann jemand aus seinem früheren Leben? Eine Wache? Einer der Bediensteten, dem die Flucht aus Germa gelungen war? Sanji schluckte. »Keine Angst, mein Freund. Auch wenn ich ahne, welchem Baum du entfallen bist, werde ich nicht urteilen. Mir geht es wie dir.« Er traute den Worten nicht, doch die gesprochenen Silben erweckten den Wunsch, dass er mehr berichtete. »Du, du ... bist aus dem North Blue, habe ich recht?« Eine vage, tückische Vermutung. Er hatte sich einen Schritt zu weit hinaus gewagt. Doch statt ihn anzugehen, ließ der Fremde die Kuppel um ihn herum verpuffen. »Du ... du hast mir das Leben gerettet. Warum?« Ein sachtes Schnauben war ihm Antwort genug. Sanji vernahm ein Rascheln im Gebüsch und setzte ihm nach. Er kämpfte sich durch das Dickicht, doch von seinem Helfer in der Not fehlte jede Spur. »Pass auf deine Sachen auf, kleiner Prinz!«, blieb das Einzige, was er in jenem Augenblick vernahm. Ratlos starrte er auf den Punkt, an dem er den Besitzer jener Worte vermutete. So schnell und flink, wie er erschienen war, so eilig war er verschwunden. Lange noch grübelte Sanji über den Fremden, suchte in seinen Erinnerungen nach Menschen, die ihm begegnet waren, versuchte, der Stimme ein Gesicht zu geben. Es gelang ihm nicht. »Das warst du!? Damals, auf der kleinen Insel!« Sanji sah von seinem Tun, Tomaten zu schneiden, auf. »Ich habe nicht erwartet, dass du mich rettest und doch ... verdanke ich dir mein Leben.« Ein zufriedenes Lächeln umspielte seine Züge. Nun war er sich gewiss, dass der Smutje sich den furchtbaren Ereignissen auf der kleinen Insel im East Blue entsann. So bedauerlich und tragisch es, trotz allem, gewesen war. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)