Auf den Hund gekommen von FlameHashira (Wichtelgeschichte für Hopey) ================================================================================ Kapitel 1: Auf den Hund gekommen -------------------------------- Auf den Hund gekommen [- ist eine Redensart mit der Bedeutung „in schlimme (äußere oder gesundheitliche) Umstände geraten“. Die Redensart wird scherzhaft auch im positiven Sinne für Hundefreunde benutzt. ]       Ianto fühlte sich völlig wohl mit seiner neuen Rolle als Begleiter des Teams. Seit ... dieser Sache mit Lisa seit ihrem richtigen Tod hatten sich einige Dinge verändert. Er war nicht mehr allein dazu da, die Pizza zu bestellen, Kaffee zu bringen oder hinter dem Team aufzuräumen. Womöglich war es eine Art Beförderung, eine solche, die man nur innerhalb von Torchwood erlangen konnte. Vielleicht hängte es auch mit seiner Verbindung zu Jack zusammen oder dem, was sich langsam angeschlichen hatte. Er war nicht nur das Aufräumkommando, – auch wenn das weiterhin zu seinen Aufgaben dazu zählte - er war viel mehr! Selbst wenn er sich manchmal genauso unwissend vorkam wie Gwen, welche eigentlich der Neuling in dieser Angelegenheit sein sollte. Man konnte sagen, dass sie gemeinsam lernten.   „Um was geht es denn heute?“, fragte Ianto mit kaum versteckter Neugierde. Sein unverhohlener Blick betrachtete den dunkelblonden Haarschopf von Jack, im Grunde war das alles, was er gerade sehen konnte. Er sollte es in Betracht ziehen, mit Owen einen kleinen Kampf um den Beifahrersitz anzuzetteln.   „Die Tierschutzbehörden haben sich bei uns gemeldet“, erzählte Owen, während er irgendwas in den Dokumenten herumkramte, die ihm vorlagen. „Miranda Hopes wurde vergangene Nacht von einem Einbrecher überrascht.“   „Was hat das mit dem Tierschutz zu tun?“, mischte sich Gwen sogleich ein. Sie lehnte sich gegen den Gurt, soweit wie möglich, um einen Blick in Owens Papierkram zu erhaschen. Selbst wenn dieser nichts weiter erklären würde.   „Das wollte ich soeben erklären“, schnaubte Owen. Ianto konnte sich bildlich vorstellen, wie der Arzt die Augen verdrehte.   Doch seine Aufmerksamkeit wurde sogleich wieder auf Jack gelenkt, als dieser entspannt auflachte und mit der Zunge schnalzte. „Der Einbrecher ist tot. Er wurde regelrecht zerfleischt!“   Das war kein Grund, um so amüsiert wie Jack zu klingen, doch wenn man reichlich Zeit mit ihrem Anführer verbrachte, gewöhnte man sich auch daran. Seltsamer, manches Mal auch schlechter Humor stand da an der Tagesordnung.   „Also könnte diese Hopes eine Außerirdische sein?“, hinterfragte Gwen.   „Vielleicht, aber laut der Polizei soll es ihr Hund gewesen sein“, mischte sich Owen sofort wieder ein.   „...Ihr Hund?“, fragte Ianto. „Aggressive Hunde sind nicht so häufig, kommen aber durchaus vor, gerade wenn das Frauchen verletzt werden könnte.“   „Korrekt!“, schrie Jack beinahe durch das gesamte Auto. „Aber es soll wohl eine Nummer zu viel für einen normalen Hund sein. Der Tierschutz ist auch ein wenig irritiert vom... Aussehen. Deshalb teilen wir uns auf.“   Ianto war sich nicht zu fein zuzugeben, dass er die Daumen heimlich drückte, um hoffentlich an Jacks Seite bleiben zu dürfen. Es war lächerlich, doch sein Herz schlug unglaublich schnell, wenn er nur daran dachte.   „Gwen, du gehst mit Owen zu Mrs. Hopes. Befragt sie, findet heraus, was sie weiß und lasst euch alle gültigen Papiere für den Hund zeigen und bestenfalls mitgeben. Vielleicht irgendwelche alten Fotos“, zählte Jack sogleich auf. „Toshiko kommt mit Ianto und mir. Wir unterhalten uns mit dem Tierschutz und nehmen den Hund mit, wenn es Hinweise darauf gibt, dass es sich nicht um einen normalen Hund handelt.“   „Geht klar“, riefen sie beinahe alle unisono auf diese Planung hin.   Wenn er das so sah und hörte, war Ianto nicht der Einzige hier, der sich ein wenig lächerlich benahm. Vor allem gegenüber ihres Anführers.   „Ich lass euch hier raus. Meldet euch, sobald ihr etwas wisst!“, Jack hielt mit quietschenden Rädern so auffällig, wie es nur möglich zu sein schien.   Ianto gewöhnte sich immer mehr daran. Er drückte sich fest gegen den Autositz, während er die Tür an seiner Seite öffnete, als Gwen sich zum Aussteigen an ihm vorbei mühte. Viel Platz konnte er ihr nicht geben, auch wenn er nicht besonders groß war, fühlten sich Beine immer viel zu lang in solchen Momenten an. Instinktiv griff er zaghaft nach der Taille seiner Kollegin, als sie ins Straucheln geriet.   „Entschuldigung“, gab sie beinahe jammernd von sich.   „Alles in Ordnung“, beruhigte Ianto sie sogleich und danach war es auch schon geschafft.   In der Mitte zu sitzen konnte aus verschiedenen Perspektiven eine wahre Qual sein. Kein Wunder, das sie vor dem Einsteigen jederzeit mit Schere, Stein und Papier ausknobelten, wer wo Platz nahm. Wobei dies lediglich auf Gwen und ihn zutraf. Owen saß stets vorne bei Jack und Toshiko benötigte den Fensterplatz rechts, um an all ihre Gerätschaften heranzukommen. Manches Mal fühlte sich selbst ein Sieg später eher wie ein Verlust an. Vor allem, da er vom mittleren Platz vielleicht doch etwas mehr von Jack hätte sehen können ...   Kaum waren Gwen und Owen gemeinsam ausgestiegen, fuhr Jack auch schon wieder los.   „Also Toshiko!?“   „Hm?“, ihre technische Spezialistin hob ein wenig nervös den Kopf.   „Katzen oder Hunde?“   Toshiko blinzelte ein wenig verwirrt: „Oh ...ohh, also ... Katzen, denke ich.“   „Interessant ... Ianto?“   „Eher Hunde“, antwortete er direkt. „Wobei ich gegen kein Tier etwas habe.“   „Dann bist du wohl unser Mann, wenn es um den Hund geht!“, entschied Jack sofort fast etwas begeistert.   Ianto war sich nicht sicher, ob er wirklich der Mann für fremde Hunde war. Vor allem wenn es Vierbeiner aus dem Weltall waren, aber er würde sein Bestes geben. Hauptsächlich, um nicht zerfleischt zu werden.   Dank Jacks zügigen Fahrstil erreichten sie schnell die Tierschutzstelle. Wie eigentlich immer parkte Jack mehr als nur schief – Ianto kam nicht darüber hinweg, dass ihr Anführer im Grund drei Parkplätze bräuchte oder einfach mitten im Weg parkte. Es war wirklich nicht verwunderlich, dass Torchwood häufig negativ aufstieß. Auch wenn in allem was Jack tat, ein bestimmter Charme drin steckte, konnte sich Ianto vorstellen, dass dieser nicht jeden ins Herz traf.   „Da ist Blut!“   Kaum hörte Ianto diese Worte, zog er nach der Pistole, die er mittlerweile stets bei sich trug, um sie sicher in der Hand zu halten. Eine Reaktion, welcher Jack und Toshiko im Nichts nachstanden. Iantos Augen waren sofort gefesselt von den Handbewegungen, mit denen Jack ihnen Anweisungen zuteilwerden ließ. Einander deckend näherten sie sich der Tür, welche kaum mehr in den Angeln hing. Er verschwendete nur einen kurzen Blick auf den scheinbar blutigen Handabdruck unten am Rahmen, als sie das kleine Haus betraten. Es gab keine Geräusche, die er vernehmen konnte, abgesehen ihrer eigenen, leisen Schritte. Ianto ließ seinen Blick über alles gleiten, was er entdecken konnte.   „Jack! Hier liegt jemand!“, rief Toshiko aus einem anderen Zimmer heraus.   „Ich sehe mich weiter um“, sagte Ianto sofort, damit ihr Anführer zu ihrer Kollegin gehen konnte.   Alleine war das nicht sonderlich sicher, aber in diesem Job lernte man schnell. Vor allem prägte man sich ein, dass eigene Leben stets zu riskieren. Er verschwendete nur einen kurzen Blick, um Jack nachzusehen, betrachtete den Mantel, welcher durch die schnellen Bewegungen zu wehen schien und konzentrierte sich dann wieder auf seine Aufgabe. Zügig durchkämmte er die weiteren Räumlichkeiten, die Käfige in welchen sicherlich mal verschiedene Tiere gehalten wurden waren, waren alle leer. Stühle waren umgeworfen, genauso wie kleine Papiereimer und Sachen, die einmal auf Tischen lagen. Ein durcheinander, welches Ianto nur zu gerne aufräumen würde.   „Der Rest des Hauses ist leer“, informierte er seine zwei Kollegen, als er wieder zu ihnen stieß. „Wie geht es dem ... der Verletzten?“   „Sie wird es überleben“, erwiderte Toshiko, welche noch dabei war, Wunden zu versorgen. „Aber Owen sollte sich ihre Verletzungen noch mal ansehen, nicht dass es irgendwelche Schwierigkeiten damit gibt.“   Oh ja ... Die allgemein bekannten Schwierigkeiten, wenn Außerirdische einen gebissen haben könnten.     -     „Also ... werden wir jetzt zu Hundefängern oder was?“   „Dieses ... Dieses Ding ... war kein Hund!“   Ianto beobachtete, wie Owen sich um die Verletzungen ihrer mittlerweile wieder hellwachen Zeugin kümmerte. Sie hatte eine ganze Weile warten müssen, bis dieser mit Gwen aufgetaucht war. Toshiko hatte ihre Zeugin aber solange gut behandeln können und immerhin war sie jetzt wirklich wieder hellwach.   „Haben Sie Bilder oder irgendwelche anderen Unterlagen?“, fragte Jack sofort nach.   Er warf einen Blick in Gwens Richtung, als dieser etwas aus ihrer Jackentasche hervorkramte: „Wir haben ein Bild von Mrs. Hopes bekommen“, informierte sie zügig ihren Anführer.   „Unser Tierarzt hat ein paar Ultraschallaufnahmen und dergleichen gemacht, bevor dieses Monster ausgebrochen ist.“ Die Tierschützerin wirkte komplett zerknirscht. Vielleicht auch nur traumatisiert. Immerhin hatten nicht viele Menschen täglich mit Außerirdischen zu tun.   „War es geplant, den ... Hund hier gleich einzuschläfern?“, fragte Ianto nach. Immerhin konnte es damit zu tun haben, dass dieser Außerirdische überleben wollte.   Was die Sache nicht unbedingt besser machte.   „Nein, so einfach geht das nicht. Es benötigt erst mal Untersuchungen und Anträge, es bräuchte auf jeden Fall noch ein paar Tage Zeit.“   „Dann war es zumindest keine direkte Flucht vor dem Tod“, erwiderte Gwen nachdenklich. „Aber wenn es wirklich kein normaler Hund ist, wonach es bisher aussieht .... Dann weiß es vielleicht dennoch, was geplant wäre?“ Während Gwen redete, bekam Ianto das Bild zu fassen, und sobald er einen Blick darauf geworfen hatte, war ihm klar, dass dies nur ein Alien sein konnte. „Laut Mrs. Hopes hat sie den Hund schon viele Jahre bei sich, als kleinen Welpen schon. Könnte es sein, dass er zu ihr zurückwill?“   „Dann sollten wir uns auch auf den Weg zu ihr machen!“, meinte Jack sofort. „Wir versuchen es zu fangen, dann können wir es untersuchen und die Menschen davor beschützen.“   Auch bei Außerirdischen war der Tod nur der letzte Weg, wenn es nicht andernfalls möglich wäre. Ianto hatte über die Jahre die Erfahrung gemacht, dass es oft nicht anders denkbar war. Ihre Zellen waren nur in geringer Anzahl besetzt und meistens waren sie belegt durch Weevils. Es war nicht einfach, Außerirdische einzufangen und in einer Zelle am Leben zu erhalten. Vielleicht war es wie bei bestimmten Tierarten, die nicht überleben konnten, wenn sie nicht in ihrem gewohnten Lebensraum waren?   „Wir brauchen passende Ausrüstung dafür“, sprach Ianto etwas skeptisch an. „Genügen die normalen Fangnetze oder dergleichen überhaupt?“   Er war vielleicht ein Hundemensch, aber er war nicht geübt darin, Hunde zu fangen, – geschweige denn hundeartige Aliens.   „Wir haben sicherlich etwas passendes“, sagte Toshiko direkt. „Ist alles in Ordnung mit ihr, Owen?“   „Ja, ich muss noch das Blut untersuchen, aber auf dem ersten Blick scheint alles gut zu sein“, antwortete der junge Arzt direkt. „Wir brauchen Ihre Kontaktdaten, dann melden wir uns, sollte doch noch etwas sein. Ansonsten brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen.“   Die Tierschützerin runzelte etwas misstrauisch die Stirn: „Wer sind Sie überhaupt?“   „Wir sind Torchwood“, antwortete Jack, als hätte er es sein Leben lang einstudiert. Ianto konnte sich vorstellen, dass ihr Anführer genau das getan hatte. „Gwen und Ianto; ihr versucht schon einmal herauszufinden, wo dieser Hund ist und zu verhindern das Menschen verletzt werden. Toshiko, Owen und ich kommen zu euch, sobald wir im Quartier etwas gefunden haben.“   „Geht klar, Jack“, erwiderte Gwen sogleich folgsam sowie motiviert.   „Und passt auf eure hübschen Gesichter auf!“, rief ihr Anführer ihnen hinterher.     -     „Wie genau finden wir diesen Hund jetzt? Auch wenn es ein Alien ist, wird er keine blutige Spur hinter sich herziehen?“, hinterfragte Ianto ihr Vorgehen.   „Vielleicht kann es ganz direkt den Weg zu Mrs. Hopes ausmachen? Über den Geruch oder irgendwas anderem – das würde bedeuten, dass wir den schnellsten Weg zu Mrs. Hopes gehen müssen“, schlug Gwen sogleich vor. „Wir haben zumindest keine andere Verbindung, zu dem es gehen könnte und Mrs. Hopes erwähnte mir gegenüber, dass ... der kleine Kent wirklich sehr anhänglich ihr gegenüber ist.“   „Kent?“   „Jupp.“   „...ich hätte Angus gut gefunden.“   „Dann würde ich eher Kent bevorzugen“, lachte Gwen ein wenig auf.   Ianto konnte nichts dagegen tun, vielleicht ein wenig beleidigt auszusehen: „Was spricht gegen Angus?“   „Es passt nicht zu einem Hund.“   Da war er ganz anderer Meinung, jedoch war dies reine Geschmackssache. Vermutlich würde er auch bei dieser Mrs. Hopes nicht weiterkommen, – nicht wenn dieser Hund schon so lange bei ihr lebte.   „Ich hoffe, dass nicht am Ende herauskommt das Mrs. Hopes auch ein Alien ist“, merkte er dann dennoch etwas skeptisch an. „Es muss ja ... etwas bedeuten, dass Kent ihr niemals etwas angetan hat. Selbst eine liebende Besitzerin kann strenger sein oder dergleichen und könnte dann als Feind angesehen werden?“   „Wenn man ihren Aussagen Glauben schenken will, war Kent nie aggressiv gegenüber anderen Personen und schon als kleiner Welpe bei ihr. Es ist vielleicht nur hundeähnlich, aber ... vielleicht ist es ähnlicher, als wir denken? Ein Hund beschützt unter Umständen seine Besitzer und dann war es auch noch ein Einbrecher, der ins Territorium reinkam. Eine doppelte Bedrohung also.“   Ianto nickte nachdenklich, ehe er blinzelnd zu Gwen sah: „Hundemensch?“   „Aber so was von. Ich wollte immer schon einen Polizeihund haben, das wäre großartig gewesen. Aber Rhys reagiert allergisch“, seufzte Gwen fast ein wenig enttäuscht.   „Vielleicht solltet ihr euch so etwas wie Kent anschaffen, – der hat scheinbar kein Fell, wenn ich von den Fotos ausgehe ...“   „Auf keinen Fall schaffe ich mir einen Alien-Hund an! Rhys würde ausflippen, wenn er das irgendwann herausbekommen sollte.“   „Aber dafür gibt es doch Retcon“, merkte Ianto an.   Auch wenn er schon lange zu Torchwood gehörte, hatte er diese Droge nur im äußersten Notfall angewendet. Dann, wenn er Zeugen beeinflussen musste, die zu viel gesehen oder gehört hatten. Es galt der Sicherheit der Menschen.   „Ich möchte niemals dazu gezwungen sein, Rhys noch mal Retcon geben zu müssen ...“   Das verstand Ianto wirklich, aber ...: „Noch mal?“   Gwen baute ein verkniffenes Lächeln auf, es war angespannt, es war gezwungen, – es war kein Vergleich zu jedem anderen Lächeln, das er von ihr kannte. „Vergiss es“, sagte sie dann, ihre Stimme wackelte ein wenig.   Ianto könnte nachfragen, vermutlich sollte er das auch wenn es um solche Informationen ging. Doch er kannte Privatsphäre und er wusste, dass dieser Job auf viele Weisen anstrengend sein konnte. Außerdem standen sich Gwen und er trotz aller Verbindungen als gefühlte Anfänger nicht sonderlich nahe. Es wäre eher Jacks Job, gefühllos nachzufragen, bis er erfuhr, was er wissen wollte.   Glücklicherweise wurde ein etwaiges Nachfragen auch davon unterbrochen, wie es plötzlich Schreie in Entfernung hagelte. Hilferufe, das Bellen und Knurren von Hunden; alles, was man hören wollte, wenn es um einen Hund ging, der vermutlich aus einem anderen Universum kam. Ianto griff instinktiv nach seiner Pistole, als er sofort in die Richtung rannte, aus welcher all die Geräusche drangen. Er musste nicht einmal zu Gwen sehen, um zu wissen, dass diese sich ebenfalls schnell dorthin bewegte mit ihrer gezogenen Waffe. Menschen rannten in die verschiedensten Richtungen, Autos hielten an einem Fußgängerübergang, dort wo mitten auf der Straße ein Hund ohne Fell, gräulich-weiß, auf vier Beinen stand und brutal auf einen größeren Hund einbiss. Unterlegt mit seinem Knurren und dem Jaulen des anderen Hundes, während eine junge Frau bereits heulend da stand und immer wieder kreischte.   Ianto hatte nicht vor, einen Hund zu erschießen, und auch wenn er Vertrauen in Gwens Zielkunst hatte, war das Risiko zu hoch, ob sie das Alien oder den normalen Hund treffen würde. Also hielt Ianto die Waffe in die Luft und schoss auch in eben jene. Der Schuss durchstieß geräuschvoll die Umgebung und für einen kurzen Moment wurde alles still oder zumindest ruhiger als zuvor. Der Alien-Hund ließ von seinem auserkorenen Gegner ab, er bellte und knurrte einmal in ihre Richtung, ehe es wegrannte. Er sprang auf die Motorhauben der Autos, hinterließ deutliche große Dellen und hüpfte von Autodach zu Autodach. Ehe es abermals auf dem Boden aufkam und in einer unglaublichen Geschwindigkeit davon rannte.   Mit großer Erleichterung sah Ianto, wie der andere Hund wieder auf die Beine kam, immer noch jaulend, aber offensichtlich am Leben. Man konnte auch durch das Fell hindurch die klaren Bissspuren erkennen, die blutig waren.   „Sie müssen sofort zu einem Tierarzt“, redete Gwen bereits auf die Besitzerin ein, welche noch ganz neben sich stand. „Hören Sie mich?“   „J-ja“, schluchzte die Frau verzweifelt, als sie auf die Knie fiel und ganz vorsichtig begann, ihren Hund zu berühren, welcher jaulte und zu wimmern schien, während er sich dennoch an seine Besitzerin drückte.   Ianto überließ diese ... gefühlvollen und schwierigen Gespräche nur zu gerne Gwen, allerdings musste er zugeben, vielleicht lieber diese Unterhaltung geführt zu haben, als er wenig später von einem Mann angesprochen wurde, welcher ebenfalls mit einem Hund unterwegs war. Einem fiel nie auf, wie viele Hunde es doch gab ....   „Entschuldigung Sir.“ Ianto sah aufmerksam zu dem Mann, welcher sichtlich nach den richtigen Worten suchte. „Wissen Sie .... Zu wem dieser Hund gehört, der gerade ....“ Der Mann deutete in die Richtung, in welcher der Hund abgehauen war. Dort wo ein paar Autofahrer ausgestiegen waren, um ihren Schaden zu dokumentieren, die Polizei zu rufen und sich aufzuregen. Ianto deutete ein Nicken an, damit der Mann weitersprach. „Könnten Sie mir die Kontaktdaten geben?“   „Das ... nein“, antwortete er sofort. „Wieso?“   „Nun ... Meine Hündin hier ist läufig“, erklärte der Herr. Ianto ahnte bereits Böses, aber er betete auf das Beste. „Und hatte wohl ihren Spaß mit dem Rüden. Ich weiß nicht, ob es etwas ... ergeben hat, wissen Sie? Aber falls es so ist-“.   „Ich glaube, wir müssen Ihre Hündin mitnehmen“, unterbrach Ianto den Besitzer. „Und sie untersuchen.“   „Was?! Auf gar keinen Fall!“   Ianto wusste nicht, wie er einem Mann erklären sollte, dass seine Hündin eventuell von einem Alien geschwängert worden sein könnte, aber er glaubte nicht, dass er es so offen sagen sollte, wie er es dachte. Er entschied sich für die Karte, die er nur ungern zog – Jack dafür umso lieber.   „Sir, wir sind Torchwood, – eine Spezialeinheit des Landes und wir müssen ihre Hündin leider mit uns nehmen, um sicherzugehen, dass es keine negativen Auswirkungen mit der Begegnung dieses Hundes gab“, sagte Ianto, während er dem Mann so etwas wie seine Marke vor die Nase hielt. „Widerstand zu leisten bedeutet, Widerstand gegen unsere Einheit zu leisten.“   „Torchwood?!“, wiederholte der Mann entsetzt. Verdammt .... War das etwa ein Alien?!“   So geheim, wie sie ihre Organisation gerne darstellten, waren sie wohl nicht mehr.     -     „Ich bin sicher ... Dass das nicht ist, was wir suchen!“   Ianto blickte zu Jack hoch, welcher am Geländer stand und von oben auf sie herunter sah. Dort, wo die Hündin brav auf dem Autopsietisch saß. Er war froh darüber, wie einfach es am Ende gewesen war, sie herzubringen, – auch wenn der Herr nach wie vor nicht begeistert gewesen war.   „Du hättest sagen können, dass du dir einen Hund wünschst, Ianto“, redete Jack amüsiert weiter, während er zu ihm runterkam. Er blieb eindeutig zu nahe bei ihm stehen, – wenn man anmerkte, dass er sein Vorgesetzter war. Nicht das Ianto sich daran störte, Jacks Körper so dicht bei sich zu spüren und dessen hauchzartes Aftershave zu riechen, welches natürlich perfekt zu Jack passte wie seine Kleidung ebenfalls. „Ich hätte dir vielleicht einen zu unserer Verabredung mitgebracht.“   Ianto konnte fühlen, wie sein Herz einen Hüpfer machte, als Jack ihm zuzwinkerte und war gleichzeitig erleichtert darüber, nicht rot anzulaufen. In Jacks Umgebung war das kein leichtes Unterfahren, vor allem seitdem es zwischen ihnen in eine vermeintlich ernstere Richtung ging als das Flirten zwischendurch.   „Ich kann selbstständig für Haustiere sorgen“, erwiderte Ianto. „Auch wenn du mich neugierig machst; welche Hunderasse würdest du besorgen?“   „Auf jeden Fall keines dieser kleinen Dinger, die sich in seinem Hosenbein festbeißen und niemals wieder loslassen“, antwortete Jack, Ianto würde sogar sagen, es war eine ernst gemeinte Antwort. Über die folgenden Worte könnte man jedoch streiten. „Außerdem denke ich, dass du etwas Größeres bevorzugen würdest, oder?“   Ehe Ianto auf diese Frage eingehen konnte, wurde ein räuspern über ihren Köpfen deutlich zu hören und ihre beiden Blicke schossen zu der Stelle, wo mittlerweile Owen stand.   „Was macht ein Hund auf meinem Tisch für Autopsien?“   Ianto blinzelte ein paar Mal, ehe seine Synapsen wieder ineinandergriffen und er zum eigentlichen Thema kam. Auch wenn Jack keinen Millimeter zur Seite wich. „Oh ähm... Dieser Alien-Hund ist wohl in der Brunst? Laut dem Besitzer hatte er seinen Spaß mit der Hündin hier“, erklärte er.   „Ernsthaft?“, seufzte Owen, als er nun zu ihnen runterkam.   „Ja, ich dachte mir ...ich nehme sie für Untersuchungen lieber mit, bevor es irgendwelchen Ärger gibt, weil es seltsame Welpen gibt oder so?“   Ianto wusste nicht, wie das geendet wäre, wenn die Hündin sich als schwanger erwies und dann ihren Wurf hatte und seltsame Alien-Hunde herauskamen, die sich vielleicht unglaublich gut tarnen konnten und irgendwie auch nicht?   „Na schön, ich sehe sie mir mal an.“ Begeisterung suchte man bei Owen vergeblich, als dieser an den Tisch herantrat. „Toshiko hat vielleicht etwas gefunden, um dieses Ding einfangen zu können.“   „Dann gehen wir gleich mal!“ Jack klopfte Ianto auf die Schulter, ehe er ihre Nähe zueinander löste und vorausging.   Ianto versuchte nicht zu offensichtlich aufzuatmen, als er Owen mit einem reservierten Lächeln zunickte und schließlich den Weg Jack hinterher in Angriff nahm. Er hatte Vertrauen darin, dass Owen schon herausfinden würde, ob die Hündin schwanger war, – auch wenn er selbst nicht sonderlich viel darüber wusste, ab wann man es herausbekam. Sicherheitshalber hatte er dem Besitzer gegenüber erwähnt, dass es ein paar Tage dauern konnte. Wobei dem Herren alles egal gewesen war, nachdem Torchwood angedeutet wurde.   „...wie ein Fangnetz, verstehst du?“, Toshiko hielt einen kleinen Behälter in der Hand, der aussah wie eine Thermoskanne, während sie zu Jack sprach. „Man drückt den Knopf hier hinten, dann springt es auf und das Netz umfängt das Erste, was es zu fassen bekommt. Es muss also gezielt eingesetzt werden. Allerdings versetzt es das gefangene Wesen mit betäubenden Schocks, was sehr unangenehm wird, aber es einfacher macht, etwas einzufangen und dann auch zu transportieren. Nicht das es sich befreit, ich weiß nicht, wie ... scharf Zähne oder Krallen sind.“   „Es wird sicher für alle angenehmer sein, wenn es betäubt wird“, erwiderte Ianto daraufhin, was er zu hören bekam.   Er stellte sich absichtlich etwas näher an Jack heran, auch wenn er nicht glaubte, das dies dieselbe Wirkung auf Jack haben würde, wie es bei Ianto der Fall war. Manchmal wirkte ihr Vorgesetzter, was das anbelangte unnahbar, trotz Flirts und eines mehr oder weniger besprochenen Date.   „Dann machen wir das sofort! Gwen wartet schon bei der Besitzerin, aber bisher ist der Hund dort noch nicht aufgetaucht“, entschied auch Jack. Er nahm dieses Fangnetz im Behälter, nur um es direkt an Ianto weiter zu reichen. „Toshiko, du bleibst bei Owen, vielleicht könnt ihr ja schon irgendwas über dieses Wesen herausfinden.“   „Und Vorsicht; Owen könnte etwas verstimmt sein“, warnte Ianto, noch, bevor er Jack folgte.   Toshiko blinzelte einige Male irritiert, aber am Ende wandte auch sie sich ab, um ihrem Kollegen zu helfen, wenn sie es überhaupt könnte. Medizin war schließlich nicht ihr Bereich.   „Wieso sollte Owen verstimmt sein? Er ist selbst ein Opfer seiner sexueller Gier, er ist der Letzte, der Hunden etwas vorwerfen sollte“, lachte Jack auf den Weg zum Auto auf.   „Vielleicht, weil es bei ihm derzeit nicht so gut läuft?“, führte Ianto an, während er sich tatsächlich auf den Beifahrersitz setzte.   Er musste nicht einmal diskutieren oder darum kämpfen, er konnte jetzt einfach neben Jack sitzen und ihn etwas besser betrachten, als wenn er hinter ihm Platz nahm. Vermutlich sollte Ianto diesen Moment genießen, denn Owen würde ihm diesen nicht einfach so wieder erlauben.   „Dann sollten wir wohl aufpassen, nicht das er einen von uns umhaut“, schnalzte Jack mit der Zunge. „Übrigens; du hast doch sicherlich heute Zeit oder?“   „Nun, ich bin im Grunde rund um die Uhr auf Arbeit“, antwortete Ianto langsam. „Benötigst du Hilfe bei etwas?“   „Nein, aber wenn wir dieses Ding zu fassen bekommen und hoffentlich alles soweit klären können, – dann ist eindeutig endlich die Zeit für unsere Verabredung!“   „Bei uns auf Arbeit?“   „Aaach, ich dachte, du willst nicht in Büroräumen ein Date haben.“   „Unsere Räumlichkeiten kann man schlecht als Büroräume bezeichnen“, warf Ianto sogleich ein. „Aber vermutlich müssten wir dann erst einmal die anderen loswerden.“   Denn genauso wie Ianto verließen sie auch nur in Ausnahmefällen ihren Arbeitsplatz.   „Dafür werde ich Sorge leisten“, versprach Jack sogleich.     -     Dank Jacks rasanten Fahrtempo kamen sie schnell an ihrem Ziel an – der Wohnung einer älteren Dame. Mrs. Hopes, die Besitzerin von diesem seltsamen Tier, welches sie derzeit jagten.   „Was, wenn Kent doch nicht hier auftaucht?“, hinterfragte Ianto ihren Plan, bisher hatte Gwen sich nicht gemeldet, – was abgemacht war, wenn der Hund auftauchen sollte.   „...Kent?“, wiederholte Jack jedoch nur fragend.   „Der Hund“, führte Ianto aus. „Er heißt wohl-“.   „Kent?“   „Richtig.“   „Hm“, machte sein Vorgesetzter, als würde er darüber nachdenken, ob sie diesen Namen akzeptieren konnten oder nicht. „Normalerweise nennen wir solche Wesen Canini, du weißt schon – wegen ihrer hundeartigen Art.“   „Wie wäre es mit Kentini?“   Ianto war sehr stolz darauf, dass er Jack ein Auflachen entlockte und einen nachdenklichen Ton, als würde er wirklich diese ganze Rasse umbenennen. Was absoluter Blödsinn war, immerhin hatte diese Art der Aliens scheinbar schon einen Namen.   „Finde ich gut. Kentini“, meinte Jack aber plötzlich.   Dann zwinkerte er Ianto ganz unbesonnen zu und stieg aus, ohne über die eigentliche Frage zu reden. Mit einer ersten, ungeschickten Handbewegung mühte sich Ianto mit dem Griff ab, bevor er es schließlich schaffte, auszusteigen und darum bemüht war, nichts von seinem peinlichen Handeln nach außen zu tragen. Stattdessen ging er mit flinken Schritten auf Jack zu, welcher einen ebenso schnellen Gang verwendete, um vorwärtszukommen. Da war es gar nicht so einfach, hinterher zu kommen.   Mit Begeisterung betätigte Jack die Taste zum Klingeln, hielt ihn länger als nötig gedrückt und wartete schließlich auf eine Reaktion. Vermutlich lag es allein an Gwen, dass diese sehr schnell kam und sie ins Treppenhaus ließ. Sie mussten nur die ersten zwei Treppen erklimmen, ehe sie direkt vor der Tür der älteren Dame standen, an welcher auch schon Gwen wartete. Ihr Lächeln, eine Maske offensichtlicher Anstrengung.   „Vom Hund gab es noch nichts?“, fragte Jack direkt nach, während er die Wohnung betrat, als würde sie ihm gehören.   „Nichts“, erwiderte Gwen daraufhin. „Aber ich habe das Gefühl, den Hund besser zu kennen als mich selbst.“   „Oh, noch mehr Besuch?“ Iantos Blick ging an Gwen und Jack vorbei, wo eine ältere Dame mit kleinen Schritten getippelt kam. Sie hielt ihr knautschiges Gesicht zwischen ihren ebenso faltigen Händen, scheinbar nicht überrascht, aber entsetzt. „Oh weh habe ich genug Gebäck für euch alle? Ich werde auf jeden Fall noch mal Tee ansetzen!“   „Das ist nicht notwendig, Mrs. Hopes!“, versuchte Gwen sie aufzuhalten. „Wir können selbst füreinander sorgen.   „Nein, nein, nein!“, die alte Dame plusterte sich auf. „Der Besuch wird in meinem Haushalt nichts tun müssen. Los, los. Setzt euch hin.“   Ianto beobachtete, wie sie davon tippelte und Gwen ins Wohnzimmer deutete, welches voller Möbel und Dekoration war. Zahlreiche verschiedene Pflanzen, Bilder, Vasen, Kerzen ... es gab unzählig viel Zeug. Jack machte es sich sofort auf dem kleinen Sofa bequem, als würde es ihm gehören, während Ianto lieber stehen blieb, um zumindest zu versuchen, einen Überblick zu haben. Dadurch erkannte er auch einige Bilder, die scheinbar den Hund zeigten. Er konnte es einer alten Dame wohl nicht verübeln, es für einen Hund zu halten, auch wenn für ihn sehr eindeutig war, dass es sich um ein Alien hielt, könnte man es durchaus einfach ... für einen kranken Hund halten. Ohne Fell.   „Ich habe leider kein Gebäck mehr. Aber hier sind Karamell-Bonbons!“   Mrs. Hopes tippelte mit kleinen Schritten zu ihnen zurück. Sie trug ein Tablett in den Händen, welches eindeutig zitterte und auch das Geschirr darauf beben ließ. Es war pures Glück, dass nichts überkippte oder dergleichen. In Ianto kam sofort das Bedürfnis hervor, dass Tablett abzunehmen, aber er wollte sicherlich nicht übergreifend werden. Also unterdrückte er dieses Gefühl. Egal wie schwer es auch war.   „Hier für dich mein Karamell-Bonbon“, gluckste Jack, als er ihm eines dieser Bonbons reichte.   Ianto musste ein Seufzen unterdrücken, als er schließlich dennoch nach dem Bonbon griff und hören konnte, wie Gwen amüsiert schnaubte. Er betrachtete das klebrige Bonbon, bevor er es sich langsam in den Mund schob, während er Geschirr klirren hörte, da ihnen Tee in die Tassen gegeben wurde.   „Ich habe Ihrer wundervollen Kollegin schon alles erzählt, was ich weiß“, Mrs. Hopes verteilte eine Tasse an Gwen, darauffolgend auch an Jack und ihm selbst. „Oh ... ich hoffe so sehr, dass es meinem kleinen Kent-Baby gut gehen wird. Er ist ein so ängstliches Ding!“   Wenn Ianto daran zurückdachte, wie dieses Alien auf einen Hund losgegangen war, konnte er Ängstlichkeit nicht zuordnen, aber es waren sehr spezielle Augenblicke. Spezielle Augenblicke kitzelten spezielle Reaktionen hervor. Vielleicht war dieses Alien einem Hund ähnlicher, als sie dachten – und sei es nur wegen der Erziehung, die er bekommen hatte. Bisher hatte Jack nur wenig über dieses Alien erzählt. Doch scheinbar war dieses Wesen bekannt, immerhin hatte es bereits einen Namen gehabt. Auch wenn es in ihrem Kreise jetzt wohl umbenannt wurden war.   „Ich bin sicher, er wird wohlauf sein!“, meinte Gwen beruhigend. „Aber wie ich bereits gesagt habe, wir werden ihn mitnehmen müssen. Für Untersuchungen und-.“   „Ich weiß meine Gute“, seufzte die alte Dame, während sie mittlerweile selbst mit einer Tasse Tee auf einem Sessel saß. „Er war immer ein so guter Junge, glauben Sie mir. Er hat nie Ärger gemacht.“   Vermutlich wären sie niemals auf dieses Alien aufmerksam geworden, wenn es nicht versucht hätte, seine Besitzerin zu beschützen. Vielleicht war dieses Alien das Erste seiner Art, welches bewies, dass Menschen und außerirdische Lebensformen zusammen leben konnten. Torchwood wollte allen voran die Menschen schützen, aber es wäre ein großer Vorsprung in der Forschung, wenn es wirklich ein Wesen aus dem Weltall gab, wie eben dieses zu sein schien.   Dann konnte er ein scharren hören.   „Oh, das ist mein Baby“, fiepste Mrs. Hopes sofort begeistert auf. „Das muss er eindeutig sein.“   „In Ordnung, dann gehen Sie die Tür öffnen und holen ihn rein“, wies Jack sofort an. „Sobald Sie drinnen sind, gehen Sie auf Abstand.“   Jack begann an der Thermoskannen-ähnlichen Falle herum zu fummeln. Es war stets für alle etwas Besonderes und Neues, so etwas einzusetzen.   „I-in Ordnung.“ Die ältere Dame erhob sich vom Sessel, bevor sie sich auf den Weg zur Wohnungstür machte. Das Scharren war weiterhin deutlich zu hören.   Ianto machte einen geübten Schritt zurück, als Jack sich auf eine elegante Art und Weise erhob, um bereit zu sein. Er hörte deutlich, wie die Tür aufging, denn die aufgeregte Stimme der älteren Dame durchbrach die Stille.   „Keeent! Mein Junge“, ihre Stimme machte einen aufgeregten Hüpfer. „Du bist wieder zu Hause. Ich bin so froh darüber. Ich habe dich so sehr vermisst.“   Erst als Ianto hörte, dass die Tür zufiel, aber immer noch Geräusche zu hören waren, die darauf hindeuteten, dass die alte Dame und ihr Hund da waren. Immerhin hätte das alles viel problematischer ablaufen können – Mrs. Hopes hätte sich mehr widersetzen können. Tatsächlich hatte Ianto fast so etwas wie ein schlechtes Gewissen, wenn er bedachte, das sie einer alten Frau den Hund wegnehmen würden, aber das Risiko war zu hoch. Er hatte aus Schutz getötet, aber er hatte getötet. Jeder normale Hund wäre dann wohl auch eingeschläfert worden, aber war das wirklich eine Rechtfertigung? Selbst aus dieser Entfernung konnte Ianto nur zu deutlich hören, wie Kent begann, in der Luft zu schnuppern, er versuchte sich noch weniger zu bewegen, als das Schnauben lauter wurde. Sein Blick beobachtete den Schatten im Flur, der größer wurde, weil der Hund auch immer weiterlief. Langsam und als würde er einen Angriff vermuten, – was im Grunde auch passieren würde.   Als der Außerirdische dann über die Türschwelle trat, konnte Ianto es kaum wiedererkennen. Vermutlich aufgrund der fehlenden Aggressionen. Jetzt wirkte er nur noch mehr wie ein normaler Hund, der einfach kein Fell hatte. Er hechelte ein wenig, vermutlich wegen des langen Weges und der Freude, sein Frauchen wieder zu sehen und war auch sonst genau so, wie man sich einen Hund vorstellen würde.   Dann durchzog ein Zischen die Luft und es breitete sich ein Netz über den Hund aus, welches sich schlagartig um dieses legte, die Enden fanden ganz von allein zueinander und brachten das Tier, – das Alien – zu Boden. Ianto konnte das Knurren und Winseln hören, ehe ein leises knistern zu hören war, dass Netz für einen kurzen Moment zu leuchten schien, ehe Ruhe herrschte.   „Das lief ja wie am Schnürchen!“, verkündete Jack an seiner Seite, dessen Hand warm und schwer an seiner Schulter klopfte.   „Kent-Baby!“, heulte Mrs. Hopes verzweifelt auf. Ihre alten Augen hinter den großen Brillengläsern füllten sich mit Tränen.   „Nicht ganz würde ich sagen“, erwiderte Ianto daher. Er wusste natürlich, dass es nicht anders möglich war, sie konnten diesen Alien-Hund nicht in der Obhut einer alten Dame lassen. Dennoch fühlte es sich nicht ganz richtig an, als er das Alien eingehüllt im Netz behutsam hochhob, – auch wenn es nicht so einfach war, – während Jack, aber vor allem Gwen versuchten, Mrs. Hopes zu beschwichtigen.     -     „Also die Hündin ist nicht schwanger. Toshiko und ich haben sie bereits zurück zu ihren Besitzer gebracht. Aber wie ich sehe, habt ihr mir gleich noch mehr Arbeit mitgebracht.“   „Wir haben unseren Ausreißer geschickt eingefangen!“, verkündete Jack, als würde er Owens Worte überhören und sich lieber selbst lobpreisen.   Da Ianto den Hund die ganze Zeit über tragen musste, – abgesehen von der Autofahrt - machte er sich sogleich auf den Weg, ihn in Owens Bereich abzulegen. Bisher hatte sich das Alien nur minimal bewegt, ein kleines Zucken, wie man es bei normalen Vierbeinern im Schlaf kannte. Er wollte kein Risiko eingehen,   „Was wollen wir damit machen?“, fragte Owen nach, als er zu ihm kam und das eingefangene Wesen betrachtete.   Fragend sah Ianto aufgrund dieser Frage zu ihren Anführer, welcher am Geländer lehnte und sich nachdenklich über das Kinn rieb.   „Mach erst einmal die normalen Untersuchungen, dann können wir es richtig aufnehmen“, antwortete er schließlich. „Dann werden wir es wohl dennoch wegsperren müssen.“   Ianto gefiel der Gedanke nicht, dass sie dieses Wesen wegsperren würden, auch wenn nicht von der Hand zu weisen war, dass eine Gefahr durch es entstehen könnte. Er folgte seinem emotionalen Gedankengang wohlwissend, das Jack sich nicht einfach von Emotionen umleiten lassen würde. Eine Argumentation auf Gefühle zu basieren war daher kein schlauer Weg. Vermutlich müsste Ianto nicht so viel darüber nachdenken, weil Jack trotz all seiner Anführer-Qualitäten keine schreckliche Person war, wenn man ihn fragen würde.   „Jack“, er stieg die Treppen hinauf, welche bei jedem seiner Schritte ein metallisches Geräusch von sich gaben. Hinter sich konnte Ianto hören, wie Owen sich Gummihandschuhe überstreifte.   „Ianto!“, erwiderte ihr Anführer, zu fröhlich, zu motiviert, zu ... alles. Aber so war Jack eben.   „Wegen Kent“, redete Ianto also weiter, ohne sich von dem strahlenden Lächeln ablenken lassen, ohne den Lachfältchen und den leuchtenden Augen irgendeine Beachtung zu schenken.   „Dem Alien-Hund, ja?“   „Überlässt du ihn mir?“ Jack runzelte prompt die Stirn und Ianto war sich sicher, dass Gwen und Toshiko, vielleicht auch Owen, sofern sie dies mitbekommen hatten, dieselben Grimassen ziehen würden. „Ich konnte mich mit Mrs. Hopes nicht viel unterhalten, das konnte niemand von uns bis auf Gwen. Doch sie wirkte sehr sicher darin, dass Kent kein schlechtes Wesen ist.“   „Er hat immer noch einen Menschen getötet“, wandte Jack sofort ein.   Was ein ... ziemliches Totschlagsargument war, das musste auch Ianto zugestehen. „Ja, dass ... Ich weiß“, nickte er das Thema also ab. „Jedoch war das wie Notwehr richtig? Das entschuldigt es natürlich nicht, aber ... Wir haben ja auch Myfanwy.“   „Sie ist sehr gut abgerichtet!“   „Aber wäre sie es nicht, dann würde sie auch rein aus Instinkten heraus uns angreifen und vielleicht auch töten“, erwiderte Ianto. „Vielleicht könnten wir das bei Kent ebenfalls tun? Er scheint durch Mrs. Hopes ebenfalls schon gut erzogen zu sein, wenn wir sein Vertrauen gewinnen, wird es also nur noch die halbe Arbeit sein. Ich würde die Spaziergänge mit ihm machen und versuchen, mich um seine Erziehung zu kümmern.“   Jack legte den Kopf schief. Dass er es nicht sofort ablehnte, erweckte in Ianto einen Hoffnungsschimmer – winzig klein, aber vorhanden.   „Aber was würde uns das nutzen?“   Das war ... eine sehr gute Frage.   „Nun, also ...“, Ianto biss sich für einen Moment auf die Unterlippe. „Myfanwy hätte ... einen neuen Freund?“   „Freundin!“, schrie Owen dazwischen. „Kent ist weiblich.“   Ianto blinzelte einige Male verwirrt, aufgrund der Einmischung, aber auch wegen der Worte, die gewählt wurden, waren.   „Das erklärt, weshalb die Hündin nicht schwanger war?“, sagte Ianto weiterhin etwas irritiert.   „Jepp. Ich kann es dem Tierarzt nicht verübeln, der Kent als männlich eingeordnet hat. Es ist gar nicht so einfach, da durchzublicken. Alienzeug“, meinte Owen noch dazu. „Und sie ist auch nicht schwanger, falls ihr euch diese Frage stellt.“   Das war immer noch sehr verwirrend, aber half bei der Thematik nicht wirklich weiter, wegen welcher er Jack angesprochen hatte. Deshalb richtete er seinen immer noch fragenden, – leicht bittenden – Blick auf seinen Vorgesetzten.   „Ein wahrer Hundemensch, was?“, seufzte Jack schließlich auf. „Fein! Aber wenn er ... ich meine, sie irgendetwas anstellt, dann wirst du dafür gerade stehen!“   „Natürlich!“   „Gut, Owen! Du wirst die Untersuchung durchführen und bringst Kent dann in eine freie Zelle. Danach wirst du nach Hause gehen!“   „Aber-“   „Dasselbe gilt für Gwen und Toshiko! Wenn ich mit Ianto wiederkomme, will ich keinen von euch hier sehen.“   „Wiederkommen?“, fragte Ianto verwirrt.   „Na, wir brauchen sicherlich ein paar Sachen für dein neues Haustier nicht? Also gehen wir das jetzt alles kaufen“, antwortete Jack leichtfertig. „Benehmt euch, während wir weg sind!“   Ianto runzelte irritiert die Stirn, während er Jack nach sah, welcher sich bereits auf den Weg machte, das Quartier zu verlassen. Er warf einen Blick in die Richtung von Toshiko und Gwen, von welchen zumindest Letztere ein sehr verschlagenes Grinsen auf den Lippen trug, – als würde sie etwas wissen, dass Ianto nicht wusste. Owen konnte er mit einem Blick nicht erkennen, aber vermutlich war dieser entweder so verwirrt wie Toshiko oder so verschlagen wie Gwen – er tippte auf Letzteres. Statt sich darauf zu fixieren, machte er sich nun auf den Weg, man ließ Jack lieber nicht zu lange warten. Auch wenn Ianto weiterhin etwas irritiert war.   Er hatte den Zuspruch für Kent bekommen, also hatte er einen Grund zur Freude.   „Ianto! Komm endlich!“, rief Jack ihm nun reichlich ungeduldig zu.   Und so kam Ianto zum zweiten Mal dazu, ohne eine Diskussion mit Owen auf dem Beifahrersitz sitzen zu dürfen.   „Da Kent bei einer alten Lady gelebt hat, nehme ich an normales Hundefutter und dergleichen ausreichen wird, oder?“   Ianto nickte langsam: „So wird es sicherlich sein.“   „Dann wird ein einfacher Tierfachhandel ausreichen.“   „Und, dass wir Gwen nicht mitnehmen, welche wohl am ehesten etwas über Kent wissen könnte, ist weil ...?“   „Ein wenig Überraschung ist niemals schlecht!“, meinte Jack. „Außerdem wäre es seltsam, sie bei unserem Date dabei zu haben.“   Ianto weitete die Augen: „Date?“   „Wieso erst damit anfangen, wenn wir im Quartier etwas essen? Immerhin besorgen wir alles Mögliche für unser neues Haustier. Das dauert mit Sicherheit eine Weile – Zeit, die wir zusammen verbringen.“   Das kam unerwartet, aber Ianto nickte ein wenig. Bei Jack musste man immer alles erwarten, egal wie unvorhersehbar es sein könnte.   „Dann freue ich mich auf unsere Verabredung, Jack.“   Der Weg zum Tierfachhandel war schnell überwunden mit dem Auto und glücklicherweise war das Geschäft nicht sehr voll, sah man von den hohen, prall gefüllten Regalen ab und einfach allem andere, womit man wohl Geld machen konnte. Ianto würde gerne von sich behaupten, dass er völlig frei davon war, sich etwas aufquatschen zu lassen oder nur anhand irgendeines kleinen Details sich zu verlieben, – aber flauschige Hundebetten und bunte Spielzeuge zogen ihn genauso sehr an wie jede andere Person auch, die hier reinkam, um ihrem Haustier etwas Gutes zu tun. Glücklicherweise hatte er darauf bestanden, einen Wagen für den Einkauf mit rein zu nehmen. Nach kurzer Zeit stapelten sich schon einige Dosen Nassfutter sowie ein großer Sack mit Trockenfutter dort drinnen. Ein paar Näpfe kamen hinzu, sowie Unterlagen in der Hoffnung, es würde die Sauberkeit vereinfachen. Hygiene war ein großes Thema für Ianto!   „Okay, welches Bettchen soll es jetzt werden?“, fragte Jack, während er sich die immense Auswahl ansah.   „Ich weiß nicht“, erwiderte Ianto, er legte den Kopf nachdenklich schief. „Ich meine, vielleicht wäre es besser, was das angeht, noch mal Mrs. Hopes aufzusuchen? Wir könnten mitnehmen, was sie von Kent hat?“   „Und ihr erklären, dass wir ihr Haustier geklaut haben?“, schnaubte sein Vorgesetzter amüsiert. „Ich glaube, das würde nur zu Problemen führen.“   „Oh“, machte er, daran hatte er natürlich nicht gedacht, aber vermutlich war das logisch. Immerhin hatten sie im Grunde wirklich nur das Haustier gestohlen. „Dann lass uns das flauschige und schwarze Hundebett nehmen, das sieht von der Größe auch gut aus.“   Sie konnten nur hoffen, mit ihrem Großeinkauf dafür zu sorgen, dass sich Kent wohl bei ihnen fühlen würde.   „Sollten wir einen neuen Namen aussuchen?“, fragte Jack in den Raum hinein, während sie weiter durch die Gänge streiften. „Immerhin ist aus ihm jetzt eine sie geworden.“   „Nein“, antwortete Ianto, ohne groß darüber nachzudenken, während er zahlreiches Spielzeug in den Wagen warf. „Er- ich meine, sie hat sich sicherlich schon an diesen Namen gewöhnt. Warum das einzige nehmen, wozu sie eine Verbindung haben wird? Es ist nicht so, als wäre es wichtig.“   Schon gar nicht war es dem Alien-Hund wichtig, nach welchem Geschlecht man sie benannt hatte.   „Fein“, zuckte Jack mit den Schultern. „Dann bleibt sie wohl Kent. Dann müssen wir das Alien an und für sich auch nicht noch mal umbenennen.“   „Weiß Owen, dass wir es zu Kentini umbenannt haben?“   „Ich werde schon dafür sorgen.“   Ja, das konnte sich Ianto sehr gut vorstellen. „Lass uns Leine und Geschirr aussuchen. Glaubst du, sie braucht auch Kleidung? Ich meine für die kälteren Temperaturen, sie hat immerhin kein Fell.“ Und gefühlt regnete es immer in Cardiff oder war zumindest grau und kalt. Einfach unangenehm.   „Wir kaufen zur Sicherheit welches ein. Ich kann dir diesen Spaß doch nicht verwehren.“   Ianto versuchte diese Aussage zu ignorieren, auch wenn er es ganz genau wusste, – ja, er hatte großen Spaß daran, selbst wenn er normalerweise keine Kleidung für Hunde kaufte. Vielleicht war es sein Einfluss, aber als sie bei der vielfältigen Auswahl an Kleidung für Hunden ankamen, schien auch Jack mehr als enthusiastisch zu sein.   „Schwarz-gelb gestreift wie eine Biene? Auf gar keinen Fall.“   „Was spricht dagegen?“   „Alles“, meinte Ianto ernst.   Er konnte sehen, wie Jack die Augen verdrehte: „Und, was willst du dafür lieber haben?“   „Dieses hier!“   „...weil es schwarz ist und glitzert?“   „Nichts spricht gegen etwas Glitzer.“   „Wie du meinst. Da ich alles hier bezahlen werde, wird auch meine Auswahl mitkommen.“   Ianto hob eine Augenbraue: „Gut, aber da ich immer mit ihr spazieren gehen werde, wird sie dieses Ding niemals anziehen.“   „Das werden wir ja sehen. Sicherlich wirst du hin und wieder etwas Gesellschaft für deine Spaziergänge willkommen heißen und dann werde ich bereitstehen. Mit dem schwarz-gelb gestreiften Pullover!“   Natürlich konnte Ianto sich das sehr gut vorstellen ... „Werden unsere nächsten Verabredungen als gemeinsame Spaziergänge im Sonnenuntergang sein?“   „Ja, wieso nicht?“   Ianto musste etwas schmunzeln: „Ich würde das sehr gut finden.“ Wesentlich besser als lang geplante Rendezvous in irgendein exklusives Restaurant oder dergleichen. Ihm war es lieber etwas simples zu haben, was keiner langen Planung bedarf und was sie ausmachte – einen Alltag, der sich ganz plötzlich verändern konnte und verrückte Dinge bereithielt, den sie nicht auch noch in irgendwelchen Verabredungen brauchten.     ~* *~     „Es ist fast so, als würden wir ein Kinderzimmer einrichten!“   „Das erste gemeinsame Kind vor einem ersten richtigen Date?“   „Ich würde unsere Shoppingtour durchaus als Date klassifizieren.“   Ianto schnaubte amüsiert und dennoch gab er Jack, wie in vielen anderen Angelegenheiten, einfach recht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)