Die Prinzessin und der Tyrann [Tora x OC] von Snowprincess3 ================================================================================ Kapitel 8: Des einen Schulden... -------------------------------- *** Ich versuchte erst gar nicht mich gegen Takagi zu wehren. Denn ich hatte Angst und war dazu womöglich nicht im Stande. Nein, nicht ich war es, die Takagi hochschrecken ließ, sondern etwas anderes erweckte schlagartig seine Aufmerksamkeit – und nicht nur die des skrupellosen Takagis. Jemand klatschte lautstark in die Hände und lachte dabei nahezu belustigt auf. Dabei lief es einem glatt eiskalt den Rücken hinunter. „Der Sprössling des Takagi Unternehmens, wirklich eine grandiose Vorstellung und verzeih mir diese kleine Unterbrechung, aber ich musste einfach meine Bewunderung ausdrücken“, erklang die amüsierte Stimme des Schulsprechers Tora Igarashi. Vor Entsetzen darüber riss ich die Augen auf – was hatte er denn hier zu suchen? Ausgerechnet! „Allerdings teile ich nicht gerne“, ergänzte er im nächsten Moment schlicht. Nur widerwillig ließ Takagi von mir ab, aber er tat es tatsächlich! Genervt wandte er sich zu Igarashi um, der uns in einer Linie gegenüberstand und den er als einen Störenfried zu betrachten schien. Entgegen meiner Erwartungen trat Takagi zur Seite und fixierte ihn aufmerksam. „Bist du nicht der Erbe des Igarashi Konzerns?“, erkundigte er sich finster. Störungen dieser Art konnte er absolut nicht ausstehen. Ich atmete tief durch, war aber nicht dazu fähig etwas zu erwidern. Viel zu sehr überrumpelten mich die jüngsten Ereignisse. Auch trat bei mir keine Erleichterung über das Auftauchen des Schulsprechers der Eliteschule ein. Damit tauschte ich nur ein gewaltiges Übel gegen ein anderes. Wie selbstverständlich trat Igarashi auf mich zu. Vielleicht war es der Schreck über die jüngsten Ereignisse, der mich daran hinderte mich zu wehren, als er einfach nach meiner Hand griff, mich nach oben und an seine Seite zog. „Wie du bereits erwähnt hast, ist sie Schülerin an meiner Schule“, betonte er auffällig finster. Wie er das sagte, als gehöre ihm diese Fakultät! Doch vermutlich war das überhaupt nicht so fern von der Realität, wenn man mal bedachte, wie viel Geld seine Familie in die Bildungseinrichtung steckte und über welchen enormen Einfluss Igarashi deshalb verfügte. „Deshalb habe ich so meine Probleme dir Hime zu überlassen.“ Als ob er über mich zu verfügen hätte! Diese Anmaßung machte mich innerlich rasend vor Wut und doch gelang es mir nicht entsprechend darauf zu reagieren. Erstaunt blickte ich in Takagis Richtung. Das würde er sich bestimmt nicht gefallen lassen. Nicht einmal von jemandem wie… Allerdings wurde mir schnell klar, dass die größeren Fische die kleineren mühelos schluckten. Ohne dabei die geringsten Spuren zu hinterlassen. Das Familienunternehmen der Takagis war ein ganz kleiner Guppy gegen das der Igarashis und hätte haushoch verloren. Trotzdem wirkte Takagi alles andere als erfreut über sein Einmischen. „Dann schätze ich haben wir ein Problem. Hime und ihre Mutter schulden mir eine Menge Geld. Ich weiß nicht, wie man das in eurer Familie handhabt, aber wir vergeben keine Almosen. Wir haben lange genug auf unser Geld gewartet. Diese beiden listigen Weiber haben sich einfach aus dem Staub gemacht, ohne eine Adresse anzugeben. Du verstehst, dass uns das ziemlich anpisst“, zischte Takagi derbe hervor. Dass er angeblich aus gutem Hause stammte, nahm man seiner unfeinen Wortwahl nicht ab. Ich spürte Igarashis Haut an meinem Handgelenk nur allzu deutlich. Diese Berührung schien sich tief darin einzubrennen. Angespannt hielt ich den Atem an. „Das Problem ist keines. Ich bezweifle, dass zwei einfache Leute in der Lage sind eure Familie in den finanziellen Ruin zu stürzen“, lachte Igarashi nahezu spöttisch, „Aber ich verstehe deine Sicht der Dinge. Man kann ja nicht jedem Geld schenken. Lösen wir das Problem ein für alle Mal. Nenn mir den Betrag und du bekommst dein Geld unverzüglich.“ Meine Pupillen weiteten sich vor Schreck über seine Worte und auch Takagi wirkte offenkundig überrumpelt davon, dass er endlich das bekommen würde, weshalb er uns bereits seit zwei Jahren verfolgte. Weshalb er uns das Leben zur Hölle gemacht hatte. „Einfach so?“, zweifelte er misstrauisch und runzelte die Stirn. „Was? Passt dir das etwa auch nicht?“, wollte Igarashi höhnisch wissen. Takagi wirkte zerstreut, so hatte ich ihn noch nie erlebt. „Den kompletten Betrag?“, hakte sein Gegenüber misstrauisch nach. „Ach komm, so viel wird es schon nicht sein. Jedenfalls werden wir es kaum bemerken“, verkündete Igarashi hämisch und das glaubte ich ihm sogar aufs Wort. Noch immer stand ich einfach nur da und versuchte meine Fassung zurückzuerlangen. Weil ich nicht glauben konnte, dass das gerade tatsächlich geschah. Obgleich es keinesfalls etwas Gutes verheißen konnte. Igarashi war nicht etwa der strahlende Retter in meiner dunkelsten Stunde. „Abgemacht“, murmelte Takagi schließlich sichtlich übel gelaunt, „Meinetwegen könnt ihr Igarashis euch mit dieser kleinen verzogenen Göre herumschlagen! Solange wir bekommen, was uns rechtmäßig zusteht.“ Was ging hier vor sich? Perplex starrte ich zu dem Schwarzhaarigen, der niemals locker gelassen hatte. „Im Gegenzug wirst du Hime und ihre Mutter in Ruhe lassen“, forderte Igarashi nüchtern. „Ja ja“, murmelte Takagi widerwillig und wandte sich bereits zum Gehen ab, „Ich freue mich schon auf den Scheck. Viel Spaß mit der kleinen Zicke.“ Sein Lachen hallte noch eine Weile nach, während er den sonst menschenleeren Park verließ. Mein Herz schlug mir förmlich bis zum Hals. Mir war noch immer nicht ganz klar, was da soeben geschehen war. In dem Moment, als Yoshio Takagi unserem Leben endlich den Rücken kehrte, konnte ich nicht anders. Sobald er außer Sichtweite war, löste ich mich aus Igarashis Griff und ließ mich auf den trockenen Asphalt sinken. Ausgerechnet Tora Igarashi hatte mich „gerettet“. Er hatte mir wirklich das Leben gerettet! Selbst wenn mir bewusst war, dass es mir teuer zu stehen kommen würde. Vermutlich bezahlte ich dafür sogar noch einen wesentlich höheren Preis als es mir in diesem Augenblick bewusst war. Zwischen lachen und weinen existiert wirklich eine schmale Grenze. Zuerst lachte ich ein wenig, doch dann weinte ich. Mir war sogar gleichgültig, ob Igarashi das sah oder nicht. Es war ohnehin zu spät, weil er alle meine Schwachstellen längst gnadenlos aufgedeckt hatte. Yoshio schien tatsächlich aufgegeben zu haben. Dafür hatte Tora Igarashi mich jetzt wirklich in der Hand, und zwar so richtig. Nicht nur weil er all meine Geheimnisse aufgedeckt hatte und jeden Trumpf gegen mich in der Hand hielt, den es nur gab. Dagegen kam selbst ich nicht an. Das härteste Mädchen kam nicht dagegen an. Als nächstes realisierte ich, wie er sich vor mich beugte. „Alles in Ordnung?“, fragte er beinahe sanft. Das kannte ich von ihm überhaupt nicht und ich traute dem auch nicht unbedingt. Kurz fragte ich mich, ob ich mich vielleicht täuschte. Oder es kam mir nur so vor als wäre er rücksichtsvoll, weil Takagi im Gegensatz zu ihm wesentlich schlechter verschleierte, über wie wenig Manieren er verfügte... „Es... es geht schon. Auch wenn ich mich gerade wie tot fühle, weil... weil. Was wenn er zurück kommt?“, fragte ich nahezu panisch. Ganz gleich wie sehr ich es zu verhindern versuchte, die Ereignisse der vergangenen Jahre hatten mich deutlich geprägt. „Er kommt nicht zurück. Ich kenne die Familie Takagi. Ziemlich einfältig, aber wenn sie haben, was sie wollen, bequemen sie sich nicht aus ihrem Loch“, bemerkte er neutral. „Komm, ich helfe dir auf“, bot er im nächsten Moment nahezu zuvorkommend an und hielt mir seine Hand entgegen, auf die ich misstrauisch starrte. Ich wollte sie nicht nehmen. Weil ich einen hohen Preis dafür bezahlen würde, dass er meiner Mutter und mir geholfen hatte uns diesem gigantischen Problem zu stellen, das unser Leben bereits so lange überschattet hatte. Nichts in mir wollte das. Aber ich tat es trotzdem und es gelang mir mich aufzurichten und einigermaßen gerade zu stehen. Eine Zeit lang blickten wir einander einfach nur schweigend in die Augen. Etwas hatte sich verändert, aber ich konnte nicht genau beurteilen worum es sich handelte. Trotzdem befürchtete ich, dass dies lediglich die Ruhe vor dem altbekannten Sturm sein würde. Nein, die Ruhe vor einem gewaltigen Unwetter, dessen Ausmaß sich mir noch nicht vollständig erschloss. Ich fühlte mich unbehaglich zumute. Trotzdem musste ich etwas sagen. „Danke“, flüsterte ich schließlich zaghaft und schluckte bemüht, „Du hast mir geholfen.“ Was für eine dumme Feststellung, aber sie entsprach leider der Realität. Ganz gleich wie unwahrscheinlich diese mir erscheinen mochte. Auf bizarre Art und Weise. Selbst wenn er dafür eine Gegenleistung verlangen würde, die ich nicht gewillt war zu leisten. Igarashi lächelte kühl. „Dafür möchte ich Antworten“, forderte er zu meinem Erstaunen sachlich. Vielleicht war es aber auch nur der Anfang von etwas Ungeahntem. Auch wenn ich ihm diese Antworten nicht geben wollte, das war im Moment das Mindeste. Ich musste mich nur zunächst wieder einigermaßen fangen. Da war seine Hand, die meine hielt nicht gerade hilfreich. Ich spürte wie ich rot anlief, aber seinen Blick sah ich nicht, weil ich mein Gesicht rasch abwandte und mich wieder auf die Bank setzte. Wortlos setzte Igarashi sich neben mich. Nun war ich dazu gezwungen ihm meine Geschichte von Anfang an zu erzählen, und zwar ausnahmslos alles. Auch wenn er dann alle Trümpfe gegen mich in der Hand hielt. Das war ich ihm schuldig. Also atmete ich tief durch und begann zu erzählen, wobei ich darauf achtete meinen Blick gesenkt zu halten, um ihn dabei nicht ansehen zu müssen, während ich ihm alles offenlegte, was ich eigentlich niemals auch nur irgendjemandem erzählen wollte. Ausgerechnet Tora Igarashi erfuhr von den tragischen Umständen unseres Lebens! Aufregend oder besonders war meine Geschichte nicht gerade. Auch war sie nicht wirklich lang und daher schnell erzählt. Trotzdem empfand ich sie als extrem persönlich. Dennoch begann ich zu erzählen. Mein Blick fixierte einen alten Baum, der direkt neben einer Straßenlaterne stand. Alles um Igarashi nicht ansehen zu müssen, was vermutlich feige war. „Als ich in die Mittelschule kam, wurde meine Mutter sehr krank. Besonders reich sind wir zwar noch nie gewesen, aber bis dahin hatte sie noch arbeiten können und es gelang uns, uns über Wasser zu halten. Bis die Ärzte bei ihr einen Tumor diagnostizierten. Weil wir keine ordentliche Krankenversicherung hatten, türmten sich die Krankenhausrechnungen. Meine Mutter konnte nicht mehr arbeiten gehen, weil sie zu schwach war. Also suchte ich mir einen Job in einem Café. Aber das reichte bei weitem nicht aus. Wir drohten unser Haus zu verlieren und auf der Straße zu landen, so hoch verschuldet waren wir innerhalb kürzester Zeit. Wegen der Hypothek unseres Hauses, gab uns die Bank keinen Kredit. Mein Vater ist abgehauen, als ich klein war, ich weiß nicht wieso. Aber wir hatten niemals seine Unterstützung. Weder finanziell, noch in anderer Hinsicht. Eines Tages dann kam Yoshio Takagi in das Café in dem ich aushalf. Er hatte mitbekommen, dass die Bank unser Haus zwangsräumen lassen wollte. Meine Mutter fürchtete sich am meisten davor in irgendeine heruntergekommene Unterkunft zu kommen und ich tat es ebenfalls. Schlimmer war jedoch die Tatsache, dass es so schlecht um uns stand, dass man sogar drohte meine Mutter wegzusperren, solange sie die Schulden nicht bezahlte. Da kam Takagi mit seinem großzügigen Angebot auf einen Kredit beinahe wie gerufen. Für mich war er damals der Held, so freundlich wie er sich präsentierte. Sagte einfach er könnte es doch nicht mit ansehen, dass man uns so mies behandelte, obwohl wir unter der Krankheit meiner Mutter litten. Er gab uns so viel Geld, dass wir aus den Schwierigkeiten kamen und sagte wir könnten es ihm in Raten zurückbezahlen. Das erleichterte uns, gab uns neue Hoffnung. Meine Mutter und ich zogen in eine kleine Wohnung, ich fing wieder an zu arbeiten und auch meine Mutter war bald wieder in der Lage einen kleineren Job anzunehmen. Zunächst verlief das mit den Raten gut. Doch ein paar Monate, nachdem wir unser neues Leben begonnen hatten, traf uns der Schlag. Yoshio Takagi tauchte unangemeldet bei uns auf. Anders als beim ersten Mal war er jedoch alles andere als freundlich und entgegenkommend. Er behauptete uns unmissverständlich klargemacht zu haben, dass wir die Summe unserer Schulden nach zwei Monaten zusammen haben müssen. Vollständig und mitsamt Zinsen, die höher ausfielen als er ursprünglich angedeutet hatte. Dabei stimmte das nicht. Kein Wort davon. So schnell gelang es uns nicht das Geld aufzutreiben. Zwei Wochen später stand er erneut auf der Matte, und zwar mit seinem Freund Takawa, bei dem es sich um einen brutalen Schläger handelt. Sie haben uns mehrere Stunden bedroht. Schließlich sind sie gegangen. Mit der Warnung beim nächsten Mal würde es mindestens einer von uns etwas kosten. Aber als sie wieder auftauchten, waren wir längst nicht mehr da. Trotzdem hat Takagi unser Leben zerstört. Der Gesundheitszustand meiner Mutter ist erheblich geschwächt, seitdem sie befürchten muss, dass diese zwielichtigen Männer auftauchen können, um ihre Drohungen wahr zu machen. Und es half uns auch nicht mehr zu wissen, dass Takagi das immer so machte und Menschen aufs Übelste ausbeutete, indem er zuerst den Wohltäter mimt. Seitdem sind wir oft umgezogen, immer in der Angst entdeckt zu werden. Wann immer es brenzlig wurde, wenn wir drohten aufzufliegen, haben wir bei Nacht und Nebel unsere Sachen gepackt und sind abgehauen. Ganz gleich wie häufig ich deshalb die Schule wechseln musste. Ich weiß, was du jetzt denkst. Aber es stimmt nicht. Ich hatte nie vor, an die Miyabigaoka zu gehen, um an Geld zu gelangen. Jedenfalls nicht auf diese Weise. Ich wollte die bestmögliche Ausbildung, um Medizin zu studieren, damit ich Menschen helfen kann, auch wenn sie sich keine Behandlung leisten können. Und entgegen seiner Worte hätte ich Takagi jeden Yen zurückbezahlt. Wo immer wir waren, ich habe nie Freunde gefunden. Ich konnte doch keinem meine unfassbare Geschichte erzählen. Weder will ich Mitleid, noch möchte ich, dass irgendjemand denkt ich bekomme mein Leben nicht in den Griff, doch das... das erscheint mir jetzt eine völlig falsche Aussage“, endete ich schließlich trüb. Ich war mir sicher gewesen Igarashi würde mich unterbrechen, aber er tat es kein einziges Mal, sondern hörte sich geduldig meine Erklärung an. „Hm“, bemerkte er schließlich nachdenklich. „Das ist der Grund, aus dem ich mich von reichen Typen lieber fern halte. Takagi ist der beste Beweis, dass es im Leben solcher Menschen keine Großzügigkeit gibt. Das erwarte ich aber auch gar nicht“, ergänzte ich grimmig und ballte meine Hände zu Fäusten. Meine eigene Geschichte hatte mich aufgewühlt. „Findest du es nicht ein bisschen heftig so etwas zu behaupten?“, fragte Igarashi entgeistert. „Ist mir egal, was du denkst, Igarashi. Jetzt kennst du mein Geheimnis. Ja, ich bin eine Stipendiatin, eine Maid, die sich tief in die Falle gesetzt hat. Stolz bin ich darauf nicht“, meinte ich bitter. „Soweit ich das mitbekommen habe, trifft dich was Takagi angeht keine Schuld. Er ist ein mieser Hund“, erwiderte Igarashi zu meinem Erstaunen. Mit seinem Verständnis hätte ich am allerwenigsten gerechnet. „Ach, das musst du gerade sagen?“, knurrte ich bissig. „Nein, wieso? Wieso trifft mich keine Schuld? Takagi hat mich damals in dem Café gesehen und angesprochen. Hätte ich ihn nicht mit meiner Mutter bekannt gemacht, wäre das alles nicht passiert“, schloss ich und legte meine Hände in meinen Schoß. Es war ziemlich frisch, aber diese ganze Sache hatte mich an nichts anderes denken lassen. „Eben, er hat dich angesprochen“, betonte der Schulsprecher neutral. Da wurde einmal jemand aus ihm schlau. Normalerweise war er der geborene Tyrann, der sich hinter vorgeschobenem Charme versteckte – doch diese Reaktion begriff ich nicht. „Aber kannst du mir mal verraten, wieso ich das hier gerade mache?“, fragte er plötzlich finster. Fast hatte ich vergessen mit wem ich mich da unterhielt. „Weiß ich auch nicht“, gab ich schulterzuckend zurück. Die ganze Zeit über hatte ich es nicht gewagt ihn anzusehen. Jetzt tat ich es doch. „Weißt du, ich gebe nicht auf...“, verkündete ich fest entschlossen. „Aber du rennst weg“, ergänzte Igarashi süffisant. „Ich renne nicht weg! Aber wenn... wenn Takagi zurück kommt, dann...“, setzte ich zaghaft an, doch er unterbrach mich erneut. „Er kommt aber nicht zurück. Ich kenne Takagi, wie gesagt, er ist einfältig. Sobald er sein Geld hat, gibt er sich zufrieden, auch wenn es erbeutet ist und er bekommt sein Geld“, wiederholte Igarashi nachdrücklich. Richtig… Es hätte durchaus die Möglichkeit bestanden, dass Igarashi geblufft hatte. Dass er gelogen hatte, damit Takagi abzog und er meine Version der Geschichte einfordern konnte. Nur um mich anschließend an ihn zu verraten. Dass er unsere Schulden tatsächlich begleichen wollte… Entsetzt starrte ich ihn an. Dann hatte er also ernst gemeint, was er zu Takagi gesagt hatte. Er würde für die Schulden aufkommen. Das ging nicht! Langsam erhob er sich. Welche Gegenleistung würde er dafür verlangen? Etwa dass ich seine persönliche Maid wurde? Oder womöglich Schlimmeres? „Komm, ich bring dich noch nach Hause“, bot er trocken an. Mit wackligen Knien stand ich auf. + „Das geht nicht... dann... dann“, ich stolperte über meine eigenen Worte. Genervt fasste ich mir an die Stirn. Dieser Tag war einfach zu viel für mich und meine überstrapazierten Nerven gewesen. „Mach dir keine Sorgen, ich bin ein wesentlich sanfterer Typ als Takagi“, doch Igarashis hinterhältiges Grinsen verriet etwas anderes. Oh Nein! „Was du nicht sagst“, murmelte ich sarkastisch vor mich hin. Eigentlich hätte ich jetzt die Panik kriegen müssen. Immerhin hatte er mich jetzt wirklich in der Hand. „Was verlangst du im Gegenzug dafür?“, wollte ich kleinlaut wissen. Obwohl ein Teil von mir sich bereits vor seiner Antwort fürchtete. Jedenfalls konnte er nichts Gutes im Sinn haben. Allerdings lächelte Igarashi lediglich rätselhaft, was die Unruhe in mir nur weiter antrieb. Hinzu kam, dass ich durch Takagis unangemeldeten Besuch deutlich geschwächt war. „Lass uns das besprechen, wenn wir uns beim nächsten Mal sehen“, schlug er geschmeidig vor, „Du siehst müde und blass aus und solltest dich besser ausruhen, um dich dafür zu wappnen.“ Seine Worte ließen mich unweigerlich schlucken. Nicht nur weil ihm aufgefallen war, wie sehr mich dieses unerfreuliche Wiedersehen mit einem alten „Bekannten“ gerade mitgenommen hatte. Eigentlich brannte ich überhaupt nicht darauf es zu erfahren, welche Gegenleistung er für seine nicht ganz uneigennützige Hilfe forderte. Jetzt musste ich unserer nächsten Begegnung entgegen bangen, weil ich befürchtete, dass Tora Igarashi etwas Hinterhältiges geplant hatte. Möglicherweise würde er erneut von mir verlangen seine persönliche Maid zu werden. Wie sollte ich damit umgehen, nachdem sich die Dinge so drastisch geändert hatten? Rasch schüttelte ich den Gedanken ab und verdrängte ihn in die hintersten Winkel meiner Gedanken. Hatte ich etwa lediglich ein Monster gegen ein anderes getauscht? *** Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)