Love Letter - still you von Tasha88 ================================================================================ Kapitel 5: 5 ------------ Dieser Brief ist von Elsa … Ob er wirklich das ist, was die anderen die ganze Zeit gesagt haben? Ein Liebesbrief? Mario befindet sich in seinem Zimmer. Er sitzt an der Stelle, an der er immer am besten nachdenken kann. Auf seiner Fensterbank. Die Temperaturen im Mai sind angenehm genug, dass er das Fenster geöffnet hat. In den Händen hält er den Umschlag mit seinem Namen. Früher muss dieser weiß gewesen sein. Das ist er inzwischen nicht mehr. Flecken sind zu erkennen, die Farbe ist ausgeblichen. Er lag lange im Dreck. Mario hat ihn bisher nicht geöffnet. Zwar haben die anderen ihn bedrängt, aber er wollte es nicht. Nicht vor ihnen allen. Und das ist nicht der einzige Grund, weshalb er dabei allein sein will. Elsa. Sein Blick hebt sich und er sieht aus dem Fenster, ohne wirklich etwas wahrzunehmen. Vor seinem inneren Auge sieht er ihr Antlitz. Er hat sie schon lange nicht mehr getroffen. Sehr lange. Immer wieder fragt er sich, ob er sie verärgert hat, als er damals einfach weggelaufen ist. Dabei ist es auch schon Monate her. Zu viele Monate. Und doch denkt er ständig an sie. Fragt sich, ob er einfach zu ihr gehen soll. Doch das traut er sich auch nicht. Stattdessen hat er gehofft, dass er sie irgendwo sehen wird und sie ansprechen kann. Vielleicht bei einem der Fußballspiele der Kickers. Doch auch dort ist sie schon ewig nicht mehr aufgetaucht. Vielleicht, sein Herz nimmt einen Schlag zu, ist ja dieser Brief eine Antwort auf seine Fragen sie betreffend. Zeigt ihm, was er tun soll. Wann sie ihn wohl geschrieben hat? Gregor hat letztes Jahr gesagt. Es müssen also schon über fünf Monate sein. Etwas in ihm hindert ihn immer noch daran, den Umschlag zu öffnen. Wenn er ihn nicht öffnet und liest, kann es ja nichts Schlimmes sein, oder? Wobei … Nein, es ist etwas anderes. Die anderen haben es gesagt: Es ist sicherlich ein Liebesbrief. Und er hofft es auch. Er wäre enttäuscht, wenn es nicht so ist. Und das ist es, was ihn hindert, den Umschlag zu öffnen. Er hat wahrlich schon viele Liebesbriefe bekommen. Aber noch nie von der Frau, die ihm etwas bedeutet. Doch er wird es nicht wissen, wenn er es nicht wagt, nicht wahr? Er muss so oft Mut beweisen, warum scheitert er hier? Er zieht die Luft tief ein und macht schnell. Wie ein Pflaster – einfach abreißen! Und so öffnet er den Brief nun doch mit einer schnellen Handbewegung. Gleich darauf hält er einen beschriebenen Zettel in der Hand. Er mag ihrer Handschrift, fällt ihm auf, während sein Blick über die Zeilen huscht, noch ohne ein Wort wirklich wahrzunehmen. Seine Hände festigen ihren Griff. Und dann liest er jede Zeile bewusst. Lieber Mario, wir kennen uns inzwischen so viele Jahre. Doch ich habe es bisher nicht geschafft, einige Dinge auszusprechen. Da ich aber will, dass du sie endlich weißt, habe ich entschieden, sie dir wenigstens aufzuschreiben. Und deshalb hältst du nun diesen Brief in den Händen. Ich will, dass du weißt, wie dankbar ich bin, dass wir damals hierhergezogen sind. Es geht uns hier gut – mir geht es hier gut. Und das liegt unter anderem an dir. Schon von Anfang an habe ich dich bewundert. Alles an dir ist unglaublich toll. Du bist es. Ich mag unsere Gespräche, dass wir über wirklich alles reden können. Ich fühle mich in deiner Nähe immer so wohl. Manchmal ärgere ich mich, dass ich die gesamte Mittelschule habe vergehen lassen, ohne dir zu sagen, was ich fühle. Ich empfinde etwas für dich. Schon sehr lange. Und es würde mich glücklich machen, wenn du auch so empfindest. Wenn du magst, würdest du dann mit mir auf ein Date gehen? Deine Elsa Marios Herz schlägt unglaublich schnell. Sie mag ihn! Sie hat Gefühle für ihn! Endorphine setzen sich in ihm frei und zaubern ihm ein Lächeln aufs Gesicht. Ein strahlendes Lächeln, das alles einnimmt. Sie mag ihn! Elsa Daichi erwidert seine Gefühle. Ein Lachen bricht aus ihm heraus. Mit leuchtenden Augen wandern seine Augen zu dem Datum, das sie in der oberen Ecke eingefügt hat. Dann verschwindet das Lächeln augenblicklich wieder und macht Bestürzung Platz. Sie hat diesen Brief Anfang September geschrieben. Nun ist Ende Mai. Das sind fast neun Monate! Es ist über acht Monate her, dass sie ihm einen Brief geschrieben und um ein Date gebeten hat. Und nicht nur das. Alles in ihm zieht sich zusammen. Das war der Zeitraum, wo er weggelaufen ist, weil seine Freunde ihn so unter Stress gesetzt haben, dass er einfach nur wegwollte. Und sie hat auf eine Antwort von ihm auf diese Worte gewartet. Das muss bei ihr doch ganz falsch angekommen sein. Er mag sie! Er erwidert ihre Gefühle! Und sie muss jetzt doch denken, dass es nicht so ist. Er muss es klarstellen! Seine Hände klammern sich um den Rand des Briefes, zerknittern ihn so. Ihm ist anders. Doch eines ist klar. Er muss zu ihr. Sofort! Er muss sich entschuldigen. Dafür, dass er damals so reagiert hat. Dafür, dass er erst heute auf ihren Brief antwortet. Auch wenn es nicht seine Schuld ist. Doch er hofft trotzdem, dass sie ihm verzeiht! ~✒️~ Außer Atem kommt Mario vor dem Haus von Daichis an. Er eilt zur Haustüre und betätigt dort die Klingel. Hundegebell erklingt, dazu ein lautes: “Aus, Maradona.” Als er die Stimme vernimmt, macht sein Herz einen Satz und die Nervosität in ihm breitet sich aus. Bis gerade konnte er all das verdrängen. Jetzt kommt es aber zurück. Doch egal wie, er kann jetzt nicht zurückweichen. Elsa hat den ersten Schritt gemacht. Sie hat ihm ihre Gefühle gestanden. Jetzt ist es an ihm, den nächsten Schritt zu machen. Und dann wird die Haustüre aufgerissen. Dort steht sie. Marios Herz macht einen Satz bei Elsas Anblick. Wie immer hat sie ihre braunen Haare zu einem hohen Zopf zusammen genommen. Ihre Augen weiten sich überrascht, als sie ihn erkennen. Dann dreht sie ihren Kopf, scheint seinem Blick auszuweichen. “Hallo Mario.” “Elsa.” Er macht einen Schritt nach vorn. Eine Hand steckt in seiner Hosentasche. Dort befindet sich ihr Brief, seine Finger darum geschlossen. “Warte kurz, ich rufe meinen Bruder.” Ehe Mario erwidern kann, dass er nicht deswegen da ist, sondern ihretwegen, hat Elsa sich schon herumgedreht und ist ein paar Schritte zurückgegangen. Sie tritt zur Treppe ins Obergeschoss und legt ihre Hand auf das Geländer. “Gregor! Mario ist für dich da! Komm runter.” Anschließend dreht sie ihren Kopf und ein Lächeln, das etwas gezwungen wirkt, erscheint auf ihrem Gesicht. “Er ist sicherlich gleich da.” Mario macht einen Schritt nach vorn, über die Türschwelle hinweg. “Nein, Elsa. Ich bin …” Noch ehe er aussprechen kann, tritt eine Person aus dem Wohnzimmer in den Flur hinein. “Hey Schatz. Wie sieht es aus? Können wir dann gleich los?” Mario erstarrt, bleibt stehen. Er blickt zu dem Jungen, dessen Aufmerksamkeit wiederum völlig auf Elsa liegt. Schatz? Und dann dreht dieser sich zu dem gerade Angekommenen. “Oh, hey.” Eine Hand wird zum Gruß gehoben. “Mario …” Elsa wirkt, als wäre ihr unwohl, ehe sie zu dem braunhaarigen Jungen tritt. Und dann ist es, als würde sich eine eiskalte Hand um Marios Herz legen und dieses zusammenquetschen. “Das ist Mamoru, mein Freund.” Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)