Love Letter - still you von Tasha88 ================================================================================ Kapitel 8: 8 ------------ Ich empfinde etwas für dich. Schon sehr lange. Und es würde mich glücklich machen, wenn du auch so empfindest. Mario hält Elsas Brief in den Händen, sieht immer wieder diese Zeilen an. Nicht nur sie hätte es damals glücklich gemacht. Ihn ebenfalls. Und heute? Unruhig rutschte er auf seinem Bett, auf dem er sitzt, hin und her. Er kann es nicht verleugnen, wie sollte er auch? Er hat Elsa niemals vergessen. Wie alt war er, als er sich in sie verliebt hat? Zwölf. Mit siebzehn hat er ihr diesen unbeabsichtigten Korb gegeben. Als er neunzehn war, ist er mit Namiko zusammen gekommen. Jetzt ist er zwanzig. Und tief in seinem Herzen ist da immer noch Elsa. Oder warum sonst hätte er vorher so auf sie reagiert? Warum hat er überhaupt diese dumme Frage gestellt, wie ihre Gefühle heute sind? Nein, warum hält er immer noch diesen Brief in die Hand? Warum hat er ihn nie vernichtet? Die Antwort ist klar, oder? Da wird die Türe aufgerissen. Erschrocken zuckt Mario zusammen. “Hey Alter”, stürmt sein bester Freund begrüßend herein. “Ähm, hey” erwidert Mario leise. Sein Tonfall sorgt dafür, dass Gregor beim Schuhe wechseln irritiert innehält und zu ihm blickt. “Alles okay?” Er schlüpft in seine Hausschuhe und tritt auf seinen besten Freund zu. “Was hast du denn da?” Auf dem Bett schließen sich Marios Hände erneut fester um den Zettel. Unsicher blickt er auf. Kann er einfach …? Wobei, Gregor ist sein bester Freund. Wenn er nicht mit ihm reden kann, mit wem dann? “Das ist Elsas Brief …” “Häh? Hat sie dir schon wieder einen Brief geschrieben?” “Nein. Das ist der Brief, den sie mir damals geschrieben hat. Und in dem sie mir ihre Gefühle gesteht.” “Der Brief?” Verwundert lässt Gregor seine Hand sinken, mit der gerade über seinen Hinterkopf gestrichen hat. “Den hast du noch?” “Ja.” Mit einem Seufzen wird das Gesprächsobjekt auf dem Bett abgelegt. “Namiko hat ihn gefunden und nicht so begeistert davon.” “Warum das denn? Ist doch nur ein alter Brief.” “Richtig, das denke ich auch. Sie sagt allerdings, dass ich den Brief auch einfach wegwerfen könnte, wenn es einfach nur ein alter ist.” “Unrecht hat sie damit ja nicht.” Gregor zieht sich einen Schreibtischstuhl heran und lässt sich rittlings darauf nieder. Mit den Armen stützt er sich auf der Lehne ab und sieht darüber hinweg Mario an. Da dieser nichts erwidert, hebt er seine Augenbrauen. “Aber du kannst ihn nicht einfach wegwerfen, was?” Langsam schüttelt der Gefragte seinen Kopf. “Nein. Schlussendlich ist er halt …” “Halt was?”, fragt Gregor nach einem Moment, in dem Mario seinen Satz nicht fortsetzt. Es dauert noch einen Moment, ehe Mario antwortet. “Er ist von Elsa.” Nun ist es Gregor, der nicht sofort reagiert. Erstaunt sieht er seinen besten Freund an. “Du willst mir aber nicht sagen, dass du immer noch etwas für meine Schwester empfindest”, bringt er schließlich hervor. “Ich weiß es nicht …” Mario dreht seinen Kopf und legt eine Hand auf den Brief, der neben ihm auf der Bettdecke liegt. Sein Blick mustert erneut die Worte, die dort stehen: Ich empfinde etwas für dich. Schon sehr lange. Und es würde mich glücklich machen, wenn du auch so empfindest. “Aber … du bist mit Namiko zusammen. Schon über ein Jahr.” “Ich weiß, Gregor. Ich weiß das, wirklich. Und ich bin mit ihr zusammen, weil ich mich in sie verliebt habe. Aber dennoch …” “Dennoch ist da noch Elsa …” “Ja. Weißt du …” Mit beiden Händen reibt sich Mario über das Gesicht. “Ich bin damals, als ich den Brief gelesen habe, sofort zu Elsa gerannt. Ich wollte ihr sagen, dass ich sie auch mag. Dass ich mit ihr ausgehen will. Und sie hat mir an dem Tag Mamoru vorgestellt – als ihren Freund.” “Das war …” … schlechtes Timing, will Gregor sagen, doch Mario unterbricht ihn. “Es war scheiße!” Man kann erkennen, wie Gregor regelrecht in sich zusammensinkt. “Es ist allein meine Schuld”, murmelt er. “Hätte ich dir den Brief direkt gegeben und ihn nicht vergessen, dann wäre sicherlich alles anders gekommen.” “Genau das ist es, worüber ich mir Gedanken mache. Dieses dumme was-wäre-wenn. Was, wenn ich den Brief früher erhalten hätte? Dann wären Elsa und ich doch zusammen, oder? Wir wären sicherlich glücklich, ich kann es mir nicht anders vorstellen. Sie war das erste Mädchen, in das ich mich verliebt habe. Und ich war verdammt lange in sie verliebt. Sie war schon immer meine absolute Traumfrau.” Gregor spannt sich an. Schon immer – ist sich Mario eigentlich bewusst, was er damit ausdrückt? Dass sie es immer war, sagt doch eigentlich aus, dass sie es auch heute noch ist, obwohl er in einer Beziehung ist. Und Elsa ebenso. “Du hast also das Gefühl, dass du den Brief nicht wegwerfen kannst”, tastet er sich vorsichtig ran. Erneut zögert Mario, ehe er langsam seinen Kopf schüttelt. “Nein”, flüstert er schon fast. “Das bedeutet, dass du noch etwas für meine Schwester empfindest.” Mario hält inne, erstarrt und ihm ist anzusehen, dass sein Kopf regelrecht rattert. “Das … das ist …” Er kann es doch nicht einfach laut aussprechen. Denn das würde bedeuten, dass er etwas zugeben muss. Etwas, das seiner Freundin, Namiko, gegenüber unfair ist. Und auch Elsas Freund gegenüber. Sie ist doch glücklich mit ihrem Mamoru, oder? Die Zwei sind jetzt auch schon lange Zeit ein Paar. “Mario.” Gregors Tonfall ist zwar weich, aber unnachgiebig. “Du hast immer noch Gefühle für meine Schwester. Du hast noch nicht mit Elsa abschließen können.” Erneut schießen Mario die Gedanken durch den Kopf, die er erst vorher hatte. Mit wem, wenn nicht mit seinem besten Freund, sollte er darüber reden können? Langsam nickt er. “Weiß Elsa es?” “Sie weiß, dass ich den Brief noch habe, ja.” “Nein, ich meine, ob sie von deinen Gefühlen für sie weiß.” Ein Schulterzucken folgt auf Gregors Frage. “Vielleicht vermutet sie es, ich weiß es nicht. Aber ich habe sie gefragt, ob ihr Brief für sie heute auch noch eine Bedeutung hat. Sie meinte, dass sie nicht sagen kann, dass er nichts mehr bedeutet, weil das gelogen wäre. Und dann ist sie schnell gegangen. Heißt das im Umkehrschluss nicht, dass sie auch noch Gefühle hat?” Nun ist sein Gesprächspartner verwirrt. “Häh? Wann hast du hast Elsa gesehen?” “Kurz, bevor du vorher gegangen bist. Sie stand unten vor der Eingangstüre, als ich gekommen bin und hat mitbekommen, wie sich Namiko wegen des Briefes aufgeregt hat. Als sie weg ist, hab ich Elsa entdeckt und wir haben geredet. Ich habe ihr gesagt, wie es damals wirklich war. Dass es sich um ein Missverständnis handelt und ich wirklich gerne mit ihr ausgegangen wäre. Und sie meinte dann, dass ich wissen muss, was mir der Brief bedeutet und dass ich entscheide, ob ich diesen wegwerfen oder behalten mag. Dass es meine Gefühle sind, die da entscheiden und nicht die von jemand anderen.” Mario springt auf, beginnt durch den Raum zu tigern. “Ich weiß nicht weiter, Gregor, wirklich nicht. Ich bin mir sicher, dass ich Namiko liebe. Aber Elsa … Ich würde den Brief auf der einen Seite wirklich gerne nehmen und wegwerfen, auch wegen meiner Freundin. Aber … Elsa. Ich bekomme sie nicht aus meinem Kopf!” Er bleibt stehen, sieht Gregor an, dessen Blick ebenfalls auf ihn gerichtet ist, ihm aufmerksam zuhört. “Ich kann sie nicht vergessen. Schon so lange Zeit nicht. Heißt das nicht auch etwas?” Ein Seufzen entkommt Gregor, dann steht er ebenfalls auf. Er geht zu Mario und legt diesem eine Hand auf die Schulter. “Na komm, gehen wir eine Runde Fußball spielen. Du musst dringend an etwas anderes denken. Den Kopf leer bekommen. Und erst dann kannst du versuchen, klarer zu denken.” Verwirrt sieht Mario seinem besten Freund hinterher, als dieser wieder zu seinen Schuhen geht und in seine Sportschuhe schlüpft. Anschließend ergreift er den Fußball, der daneben auf dem Boden liegt. Er dreht den Kopf nach hinten. “Kommst du, Käpt´n?” Dieser zögert noch einen Augenblick, ehe er nickt. Gregor wird recht haben. Den Kopf leer bekommen – und dann anfangen, all seine Gedanken zu ordnen. Das wird am sinnvollsten sein. Muss es einfach. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)